DDR von A-Z, Band 1979

Sozialdemokratismus (1979)

 

 

Siehe auch die Jahre 1954 1956 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1966 1969 1975 1985


 

Ursprüngliche (1950–1952) Bezeichnung für die Haltung jener aus der SPD kommenden SED-Mitglieder, die der Umwandlung der SED in eine „Partei neuen Typus“ ablehnend gegenüberstanden (SED). Später sind mit diesem Schlagwort vor allem Politik und Ideologie der seit der Bildung der Großen Koalition (1966) in der Bundesrepublik Deutschland in der Regierungsverantwortung stehenden Sozialdemokraten abgewertet worden. In der Propaganda der SED wird der S. u. a. bezeichnet als „spezifische Spielart bürgerlich-imperialistischer Ideologie und Politik, die von den rechten sozialdemokratischen Führern praktiziert wird“; der S. sei nur möglich unter den historischen Bedingungen von Imperialismus und Opportunismus in der Arbeiterklasse.

 

In der SED wird klar erkannt, daß der S. und der Marxismus-Leninismus unversöhnliche Gegensätze darstellen. Der S. wird von der SED als eine der gegenwärtig gefährlichsten ideologischen Strömungen des Westens bewertet. Sein Hauptkennzeichen sei, daß er den Werktätigen in den westlichen Industriegesellschaften die Wandlungsfähigkeit dieser Systeme vortäusche, daß er die Entwicklung eines Klassenbewußtseins in der Arbeiterklasse zu verhindern suche und ihre Interessen denen des Monopolkapitals unterordne.

 

Der S. benutze sowohl Revisionismus wie Reformismus und propagiere den angeblich „demokratischen“ Sozialismus, der politisch jedoch lediglich eine Funktion des Antikommunismus darstelle. Deshalb sei die wesentliche außenpolitische Funktion des S. die „Diversion der sozialistischen Staatengemeinschaft“, die ideologisch-politische „Aufweichung“ der sozialistischen Systeme und die Befürwortung nationaler Strömungen.

 

Seit 1973 wird der Begriff S. seltener benutzt; an seine Stelle ist der des Sozialreformismus getreten. SPD.


 

Fundstelle: DDR Handbuch. 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1979: S. 963


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.