DDR von A-Z, Band 1985

Objektivismus (1985)

 

 

Siehe auch die Jahre 1953 1954 1956 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1966 1969 1975 1979


 

Abwertende Bezeichnung des Marxismus-Leninismus für das von den „bürgerlichen Philosophen“ vertretene methodische Prinzip, daß die Wissenschaftlichkeit jeder Theorie deren Objektivität, d.h. deren Unparteilichkeit und politisch-ideologische Neutralität zur Voraussetzung habe. Demgegenüber behauptet der Marxismus-Leninismus die „Klassengebundenheit“ jeder Wissenschaft, insbesondere jeder historischen, philosophischen und Gesellschaftswissenschaft. Hinter der von der bürgerlichen Wissenschaft beanspruchten „Objektivität“ verberge sich letztlich nur das Klasseninteresse der Bourgeoisie. Da der Geschichtsprozeß, verstanden als Aufeinanderfolge von Klassengesellschaften mit entsprechenden Klassenkämpfen, nunmehr weltweit in Richtung der Errichtung kommunistischer Gesellschaften laufe, der Träger dieses „notwendigen“ historischen Prozesses das Proletariat bzw. dessen marxistisch-leninistische Partei sei, hätte wahre Wissenschaft für die Arbeiterklasse, deren Interessen und deren Politik bewußt Partei zu ergreifen. „Parteilichkeit“ und „Objektivität“ sind für Marxisten-Leninisten daher keine Gegensätze. Vielmehr machte erst die Parteinahme für die marxistisch-leninistische Politik kommunistischer Parteien die „Objektivität“ der Wissenschaft möglich. Wahrheitskriterium für Wissenschaft ist für den Marxismus-Leninismus nicht deren Bestätigung und Widerlegung nach objektiven, theoretisch-logischen Kriterien. Die Richtigkeit wissenschaftlicher Theorien und Ergebnisse entscheide sich vielmehr durch deren Bewährung in der Praxis des weltrevolutionären Prozesses bzw. beim Aufbau und Ausbau der bereits etablierten sozialistischen Herrschafts- und Gesellschaftssysteme.


 

Fundstelle: DDR Handbuch. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1985: S. 951


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.