DDR von A-Z, Band 1985

Diplomatische Beziehungen (1985)

 

 

Siehe auch:


 

Die Führung der DDR sieht in den DB. eines der wichtigsten Mittel zur Verwirklichung ihrer Außenpolitik.

 

Die Hauptformen diplomatischer Tätigkeit sind: Verhandlungen auf diplomatischen Kongressen, Konferenzen oder Beratungen; Vorbereitung und Abschluß diplomatischer Verträge: diplomatischer Schriftwechsel; ständige oder zeitweilige Vertretung des Staates im Ausland (durch diplomatische oder konsularische Vertretungen oder Sondermissionen); Teilnahme staatlicher Vertretungen an der Tätigkeit internationaler Organisationen; Erläuterung des Standpunktes der Regierung zu außenpolitischen Fragen in der Presse, Herausgabe öffentlicher Informationen und völkerrechtlicher Dokumente.

 

Als ständige offizielle Auslandsvertretungen gibt es a) diplomatische Vertretungen (Botschaften, Gesandtschaften und Missionen, denen diplomatische Rechte zuerkannt worden sind): b) konsularische Vertretungen; c) staatliche Wirtschafts- und Handelsmissionen bzw. Handelsvertretungen.

 

Das seit dem Wiener Reglement (1815) international gebräuchliche und in der Wiener Konvention über DB. vom 18. 4. 1961 neu kodifizierte System der diplomatischen Rangfolge wurde in der Vergangenheit auch von der Staatsführung der DDR angewandt. Ein Beschluß des Staatsrates nahm „in Übereinstimmung mit den außenpolitischen Erfordernissen und internationalen Gepflogenheiten“ eine Aktualisierung vor, die nunmehr folgende Ränge vorsieht:

  • Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter, Außerordentlicher Gesandter und Bevollmächtigter Minister,
    • Botschaftsrat,
    • I. Sekretär,
    • II. Sekretär,
    • III. Sekretär,
    • Attaché.
  • Generalkonsul,
    • Konsul,
    • Vizekonsul,
    • Konsularagent,
    • Konsularsekretär.
  • Handelsvertreter,
    • Handelsrat,
    • Stellvertreter des Handelsvertreters,
    • Handelsattaché.
  • Militärattaché,
    • Marineattaché,
    • Luftwaffenattaché,
    • Gehilfe des Militärattachés,
    • Gehilfe des Marineattachés,
    • Gehilfe des Luftwaffenattachés.

 

Da nach der Gründung der DDR im Diplomatischen Dienst Mangel an politisch zuverlässigen Berufsdiplomaten bestand, wurden wichtige diplomatische Posten [S. 310]häufig von verdienten Altkommunisten oder Spitzenfunktionären des Parteiapparates wahrgenommen. Heute wird der diplomatische Nachwuchs an speziellen Hochschulen ausgebildet, wie dem zur Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft der DDR gehörenden Institut für Internationale Beziehungen sowie dem sowjetischen Institut für Internationale Beziehungen und der sowjetischen Diplomaten-Hochschule.

 

Nach eigenen Angaben unterhält die DDR zu 131 Staaten DB. (Stand 31. 12. 1983), wobei sowohl die Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland (Deutschlandpolitik der SED) als auch die suspendierten Beziehungen zur Zentralafrikanischen Republik sowie zu Chile mitgezählt sind. Nachdem die DDR nach 1949 zunächst international isoliert war und nur zu den sozialistisch/kommunistisch regierten Staaten DB. aufnehmen konnte, wurde sie beginnend 1969 von einigen arabischen und afro-asiatischen Staaten anerkannt. Die Mehrzahl ihrer heutigen DB. konnte sie erst nach der Unterzeichnung des Grundlagenvertrages mit der Bundesrepublik Deutschland am 21. 12. 1972 aufnehmen. Bis zur Einrichtung von Botschaften unterhielt die DDR Generalkonsulate (GK) in 5 Staaten: Burma, Ceylon, Indonesien, Volksdemokratische Republik Jemen und Tansania. Im Rahmen DB. bestehen heute zusätzliche Konsulate (K) in Polen (GK in Danzig, K in Breslau), UdSSR (GK in Leningrad, Kiew und Minsk), ČSSR (GK in Bratislava), Bulgarien (K in Varna), Jugoslawien (GK in Zagreb), Ägypten (K in Alexandria) und Tansania (K in Sansibar).

 

Bis zur Herstellung DB. verfügte die DDR in 28 Ländern über Handelsvertretungen, die bis auf 3 Ausnahmen (Finnland, Guinea, Mali) einseitig errichtet worden waren und neben außenwirtschaftlichen Aufgaben auch für die diplomatische Anerkennung werben sollten. Solche Handelsvertretungen bestanden entweder aufgrund von Regierungsabkommen und nahmen damit z. T. auch konsularische Aufgaben wahr oder aufgrund von Abkommen im Handels- und Grenzüberschreitenden ➝Zahlungsverkehr, wobei die Kammer für Außenhandel (KfA) bzw. das Amt für Außenwirtschaftsbeziehungen der DDR als Träger fungierten. Nach der Aufnahme DB. wurden die Aufgaben dieser Vertretungen in der Regel durch die handelspolitischen Abteilungen der neuen Botschaften wahrgenommen. Die dem Ministerium für Verkehrswesen unterstellten, auf Aufgaben des Transitverkehrs spezialisierten Verkehrsvertretungen in Dänemark, Österreich und Schweden blieben auch nach Anerkennung der DDR durch diese Staaten bestehen.

 

Nach eigener Statistik unterhält die DDR zu folgenden Staaten DB.:

  1. Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (15. 10. 1949),
  2. Volksrepublik Bulgarien (17. 10. 1949),
  3. Volksrepublik Polen (18. 10. 1949),
  4. Tschechoslowakische Sozialistische Republik (18. 10. 1949),
  5. Ungarische Volksrepublik (19. 10. 1949),
  6. Sozialistische Republik Rumänien (22. 10. 1949),
  7. Volksrepublik China (25. 10. 1949),
  8. Koreanische Volksdemokratische Republik (7. 11. 1949),
  9. Volksrepublik Albanien (2. 12. 1949),
  10. Demokratische Republik Vietnam (3. 2. 1950),
  11. Mongolische Volksrepublik (13. 4. 1950),
  12. Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (10. 10. 1957),
  13. Republik Kuba (12. 1. 1963),
  14. Kambodscha (8. 5. 1969),
  15. Republik Irak (10. 5. 1969).
  16. Demokratische Republik Sudan (3. 6. 1969),
  17. Syrische Arabische Republik (5. 6. 1969),
  18. Volksdemokratische Republik Jemen (10. 7. 1969),
  19. Arabische Republik Ägypten (11. 7. 1969),
  20. Volksrepublik Kongo (8. 1. 1970),
  21. Demokratische Republik Somalia (8. 4. 1970),
  22. Zentralafrikanische Republik (18. 4. 1970; am 14. 8. 1971 durch die Zentralafrikanische Republik unterbrochen, inzwischen im Jahr 1974 wiederaufgenommen),
  23. Demokratische Volksrepublik Algerien (20. 5. 1970),
  24. Republik der Malediven (22. 5. 1970),
  25. Republik Sri Lanka (16. 6. 1970),
  26. Republik Guinea (9. 9. 1970),
  27. Republik Chile (16. 3. 1971; am 21. 9. 1973 durch die DDR unterbrochen),
  28. Republik Äquatorial-Guinea (14. 4. 1971),
  29. Republik Tschad (6. 6. 1971),
  30. Volksrepublik Bangladesh (16. 1. 1972),
  31. Republik Indien (8. 10. 1972),
  32. Islamische Republik Pakistan (15. 11. 1972),
  33. Kaiserreich Iran (7. 12. 1972),
  34. Republik Burundi (7. 12. 1972),
  35. Republik Ghana (13. 12. 1972),
  36. Republik Tunesien (17. 12. 1972),
  37. Republik Zaire (18. 12. 1972),
  38. Staat Kuweit (18. 12. 1972),
  39. Schweizerische Eidgenossenschaft (20. 12. 1972),
  40. Königreich Nepal (20. 12. 1972),
  41. Republik Indonesien (21. 12. 1972),
  42. Königreich Schweden (21. 12. 1972),
  43. Republik Österreich (21. 12. 1972),
  44. Republik Zypern (21. 12. 1972),
  45. Vereinigte Republik Tansania (21. 12. 1972),
  46. Jemenitische Arabische Republik (21. 12. 1972),
  47. Republik Sierra Leone (21. 12. 1972),
  48. Australischer Bund (22. 12. 1972),
  49. Republik Uruguay (24. 12. 1972),
  50. Republik Libanon (24. 12. 1972),
  51. Königreich Belgien (27. 12. 1972),
  52. Republik Peru (28. 12. 1972),
  53. Königreich Marokko (29. 12. 1972),
  54. Königreich der Niederlande (5. 1. 1973),
  55. Großherzogtum Luxemburg (5. 1. 1973),
  56. Republik Uganda (5. 1. 1973),
  57. Republik Finnland (7. 1. 1973),[S. 311]
  58. Republik Costa Rica (9. 1. 1973),
  59. Spanien (11. 1. 1973),
  60. Republik Island (12. 1. 1973),
  61. Königreich Dänemark (12. 1. 1973),
  62. Republik Gambia (15. 1. 1973),
  63. Königreich Norwegen (17. 1. 1973),
  64. Republik Afghanistan (17. 1. 1973),
  65. Italienische Republik (18. 1. 1973),
  66. Islamische Republik Mauretanien (22. 1. 1973),
  67. Kaiserreich Äthiopien (1. 2. 1973),
  68. Staat Malta (6. 2. 1973),
  69. Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland (8. 2. 1973),
  70. Französische Republik (9. 2. 1973),
  71. Bundesrepublik Nigeria (10. 2. 1973),
  72. Republik Rwanda (14. 2. 1973),
  73. Republik Sambia (21. 2. 1973),
  74. Union von Burma (23. 2. 1973),
  75. Republik Kolumbien (23. 3. 1973),
  76. Föderation Malaysia (4. 4. 1973),
  77. Republik Obervolta (13. 4. 1973),
  78. Kooperative Republik Guyana (13. 4. 1973),
  79. Republik Togo (18. 4. 1973),
  80. Republik Mali (19. 4. 1973),
  81. Japan (15. 5. 1973),
  82. Griechenland (25. 5. 1973),
  83. Vereinigte Mexikanische Staaten (5. 6. 1973),
  84. Libysche Arabische Republik (11. 6. 1973),
  85. Republik Argentinien (25. 6. 1973),
  86. Fürstentum Liechtenstein (28. 6. 1973),
  87. Vereinigte Republik Kamerun (21. 7. 1973),
  88. Republik Ecuador (23. 7. 1973),
  89. Republik Venezuela (24. 7. 1973),
  90. Republik Singapur (10. 8. 1973),
  91. Republik Senegal (22. 8. 1973),
  92. Volksrepublik Benin (14. 9. 1973),
  93. Republik Bolivien (18. 9. 1973),
  94. Republik der Philippinen (21. 9. 1973),
  95. Republik Liberia (28. 9. 1973),
  96. Haschemitisches Königreich Jordanien (8. 10. 1973),
  97. Föderative Republik Brasilien (22. 10. 1973),
  98. Republik San Marino (26. 11. 1973),
  99. Republik Madagaskar (29. 11. 1973),
  100. Republik Fidschi (11. 1. 1974),
  101. Republik Panama (29. 1. 1974),
  102. Bundesrepublik Deutschland (14. 3. 1974) (Datum der Eröffnung der Ständigen Vertretungen in Bonn und Berlin [Ost]),
  103. Republik Gabun (4. 4. 1974),
  104. Republik Guinea-Bissau (17. 4. 1974),
  105. Königreich Laos (27. 5. 1974),
  106. Neuseeland (31. 5. 1974),
  107. Republik Türkei (1. 6. 1974),
  108. Portugal (Abkommen über die Herstellung der DB. am 19. 6. 1974 unterzeichnet),
  109. Thailand (3. 9. 1974),
  110. USA (4. 9. 1974),
  111. Mauritius (29. 10. 1974),
  112. Republik Niger (4. 3. 1975),
  113. Kenia (19. 5. 1975),
  114. Mosambik (25. 6. 1975),
  115. Sao Tomé und Principé (15. 7. 1975),
  116. Kanada (1. 8. 1975),
  117. Kap Verden (5. 8. 1975),
  118. Volksrepublik Angola (11. 11. 1975),
  119. Republik Komoren (14. 2. 1976),
  120. Königreich Lesotho (22. 3. 1976),
  121. Republik Seychellen (3. 7. 1976),
  122. Jamaika (21. 3. 1977),
  123. Republik Botswana (13. 5. 1977),
  124. Republik Djibouti (30. 6. 1977),
  125. Republik Suriname (3. 8. 1978),
  126. Papua-Neuguinea (1. 12. 1978),
  127. Nauru (15. 4. 1979),
  128. Nikaragua (20. 7. 1979),
  129. Grenada (9. 10. 1979),
  130. Republik Simbabwe (1. 11. 1980),
  131. Irland (21. 11. 1980).

 

St. Lucia, die Republik Kiribati und St. Vincent haben die DDR zwar völkerrechtlich anerkannt, ohne daß bisher allerdings DB. aufgenommen wurden.


 

Fundstelle: DDR Handbuch. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1985: S. 309–311


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

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