Kampflied (1985)
Siehe auch die Jahre 1963 1965 1966 1969 1975 1979
Das Lied, die einfachste, breitesten Bevölkerungsschichten zugängliche, Gemeinschaft erzeugende Form künstlerisch-reproduktiver Betätigung, hat als K. in den verschiedensten revolutionären Bewegungen in der Geschichte eine Rolle gespielt.
Das politische Lied der Arbeiterbewegung, entstanden mit Aufkommen des Proletariats, wird im Selbstverständnis der DDR als neue Stufe des Volksliedes verstanden. Als das Gemeinsame zwischen Volks- und Arbeiterlied wird dabei gesehen, daß beide — in einer antagonistischen Klassengesellschaft entstanden — Ausdruck des Lebens der werktätigen Klassen und Schichten sind. Das Arbeiterlied bildet jedoch eine neue Stufe des Volksliedes, da es in stärkerem Maße als das Volkslied früherer Epochen als politisches K. konzipiert und häufig — als Massenlied — für den Gesang großer Gruppen bestimmt ist.
Die Förderung des politischen Liedschaffens und Singens durch die Parteiführung der SED hat zum Ziel, die Solidarität mit anderen, in der politischen Auseinandersetzung stehenden Gruppen anderer Völker zu stärken, im eigenen Staatsbereich aber durch das Lied Prinzipien einer sozialistischen Ethik zu vermitteln und damit Wirkungen im Sinn der Politik von Partei und Regierung zu erzielen.
Während der Erfolg des Massenliedes relativ gering ist, hat die Singebewegung der FDJ (Laienkunst) in wenigen Jahren starke Verbreitung gefunden. So ist die Zahl der Singeklubs innerhalb von 2 Jahren bis zu den X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten (1973) von 2.500 auf über 4.500 angestiegen und hatte 1977 rd. 5.000 erreicht. Seitdem hat es keine statistische Erhebung mehr gegeben. Singeklubs formieren sich vor allem in Betrieben, Schulen und in den Streitkräften.
Treffen auf nationaler und internationaler Ebene wie z.B. das seit 1970 stattfindende „Festival des politischen Liedes“ in Berlin (Ost), Liedkompositionswettbewerbe von FDJ und dem Staatlichen Komitee für Rundfunk, die vom Zentralrat der FDJ jedes Jahr durchgeführten Werkstattwochen der Singeklubs tragen zur allgemeinen Popularisierung des politischen Liedes bei und bilden Anreiz für die Gruppen, sich zu qualifizieren. Neben dem Rundfunk tragen Schallplatte und Verlage (Herausgabe von Liederbüchern der politischen Festivals) zur Verbreitung eines ausgewählten Liedgutes bei.
Fundstelle: DDR Handbuch. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1985: S. 708