DDR von A-Z, Band 1985

Kulturbund der DDR (KB) (1985)

 

 

Siehe auch:


 

Auf allen Gebieten der Kulturpolitik arbeitende Organisation, die in ihren Reihen kulturell interessierte Bürger aller Berufe und Schichten vereint, besonders aber die kulturell tätige Intelligenz. Im Juli 1945 auf Initiative der SMAD unter dem Namen „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ gegründet, war der KB anfangs interzonal und überparteilich tätig. Die Tatsache, daß sich die sozialistische Umorientierung der ursprünglich allgemein humanistisch ausgerichteten Organisation nur unter Widerständen vollzog und daß der KB jenen Schichten ein Betätigungsfeld bot, die parteipolitisches Engagement vermeiden wollten, rief häufige Kritik der SED hervor. Die Auseinandersetzungen über die kulturpolitische Linie wurden durch den V. Bundeskongreß des KB 1958 abgeschlossen, der die Annahme eines Programms, größere Veränderungen in den Führungsgremien und die Umbenennung in Deutscher Kulturbund beschloß. Seitdem bemüht sich die Organisation — der VIII. Bundeskongreß 1974 gab ihr den neuen Namen „Kulturbund der DDR“ —, als gesellschaftlicher Partner die staatliche sozialistische Kulturpolitik zu unterstützen sowie als Massenorganisation im Rahmen der Bündnispolitik zur Annäherung der Intelligenz an die Arbeiterklasse beizutragen. Der KB ist regional nach Bezirken und Kreisen gegliedert. Oberstes Organ ist der Bundeskongreß, der Präsidialrat und Präsidium wählt. Zentrale Kommissionen, z.B. für Wissenschaft, Kunst und Literatur oder Philatelie, sowie besondere Gesellschaften leiten die Arbeit der rd. 243.000 Mitgl. (1982) in ca. 1200 Freundeskreisen, Interessen- und Arbeitsgemeinschaften, den regionalen Untergliederungen der Gesellschaften sowie in rd. 1800 Ortsgruppen an. 1980 wurde innerhalb des KB die Gesellschaft für Natur und Umwelt gegründet, die 40.000 KB-Mitgl. aus bislang 1600 Interessen- und Arbeitsgruppen zusammenfaßt, 1982 die Gesellschaft für Fotografie. Außerdem sind Bestandteile des KB die zentralen Arbeitskreise „J. R. Becher“, „Friedrich Schiller“ und „Ernst Barlach“ sowie die Pirckheimer-Gesellschaft, der Philatelistenverband, die Gesellschaft für Denkmalpflege (Denkmalschutz), die Gesellschaft für Heimatgeschichte und der Arbeitskreis Esperanto.

 

Die Klubs der Intelligenz, in denen vor allem Kulturschaffende organisiert sind, wurden 1957 dem KB eingegliedert, nachdem sie wegen politischer Unabhängigkeitstendenzen kritisiert worden waren. Bei der Lösung der sich aus dem VIII. Parteitag der SED (1971) ergebenden Aufgabe, zur Hebung des kulturellen Lebensniveaus der Werktätigen beizutragen, steht der KB vor der Schwierigkeit, den weitgehenden, oft durch soziale Exklusivität bedingten Zirkelcharakter seiner Grundeinheiten zugunsten einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit aufgeben zu müssen; in diesem Zusammenhang wird an den KB immer wieder die Forderung der „Öffnung“ herangetragen. Als weitere Probleme stellen sich der Organisation geringe Popularität unter der Jugend und zu schwache Verankerung auf dem Lande.

 

Der KB ist durch eine eigene Fraktion mit 22 Abgeordneten in der Volkskammer und 2.760 Abgeordneten in den örtlichen Volksvertretungen vertreten. Er gibt die kulturpolitische Wochenzeitschrift „Sonntag“ heraus sowie Monatszeitschriften verschiedener Fachgebiete. Präsident des KB ist seit 1978 Hans Pischner (SED). 1. Bundessekretär ist Dr. Karl-Heinz Schulmeister.


 

Fundstelle: DDR Handbuch. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1985: S. 764


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.