Veranstaltungsmitschnitt

Das Erbe der Spaltung. Die Linke in Ost und West zwischen Totalitarismus und Demokratie

| vom 01.07.2019 | Stiftung Topographie des Terrors | Humboldt-Universität zu Berlin: Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte

Gerd Koenen

Gerd Koenen (c) Bundesstiftung Aufarbeitung
Gerd Koenen (c) Bundesstiftung Aufarbeitung

Mitschnitt des öffentlichen Vortrags im Rahmen der Ringvorlesung „Weimars Wirkung. Das Nachleben der Ersten deutschen Republik“ von Gerd Koenen.
Die Spaltung des internationalen Sozialismus durch die Machteroberung der Bolschewiki und die Gründung der Kommunistischen Internationale war Teil einer neuen Spaltung der Welt. Die Sozialdemokratie als eigentliche Säule der Weimarer Republik musste nicht nur Putsch- und Aufstandsversuche von links und rechts abwehren. Sondern gegenüber den vielfachen diplomatischen und konspirativen Bemühungen (etwa der Reichswehrführung) um eine revisionistische Sonderbeziehung mit Sowjetrussland vertrat sie die unpopuläre Politik einer Westintegration. Der bürgerkriegsartige Konflikt zwischen den Sozialdemokraten, die das Gros der Arbeiterschaft vertraten, und der Straßenkampfpartei der Kommunisten nährte sich zum Teil aus eigenen ideologischen Differenzen, aber war immer auch Teil eines weltpolitischen Machtspiels der Moskauer Führung gegen die Versailler Weltordnung. Das erst hat Hitler den Weg zur Macht und 1939 den Weg in den Weltkrieg eröffnet. Aber die Spaltung zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus hat auch die Nachkriegsordnung bis 1989 mitbestimmt – und alle ursprünglich an den Begriff des „Sozialismus“ gehefteten emanzipativen Vorstellungen verschluckt.

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