Veranstaltungsmitschnitt

Freund und Feind: Die Geburt von Russlandverständnis und Bolschewistenfurcht in der Weimarer Republik

| vom 11.02.2019 | Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam | Stiftung Topographie des Terrors | Humboldt-Universität zu Berlin: Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte
Prof. Dr. Claudia Weber
Prof. Dr. Claudia Weber

Am 11. Februar 2019 ging es in der Veranstaltungsreihe "Weimars Wirkung. Das Nachleben der ersten deutschen Republik" weiter mit dem Vortrag von Prof. Dr. Claudia Weber "Freund und Feind: Die Geburt von Russlandverständnis und Bolschewistenfurcht in der Weimarer Republik". Die Veranstaltung fand in der Bundesstiftung Aufarbeitung statt.

Die Ambivalenz aus politischer Nähe und ideologischer Distanz, aus Freundschaft und Feindschaft, gilt als Charakteristikum der deutsch-sowjetischen Beziehungen in der Weimarer Republik. Während Politiker nach 1923 den so genannten Geist von Rapallo mit Leben füllten und Reichswehroffiziere mit Generälen der Roten Armee Militärstütz-punkte aufbauten, schossen sich Kommunisten und Nationalsozialisten, wie Erich Kästners Held Fabian beobachtete, „Reservelöcher in die entlegensten Körperteile“. Dass die Kontrahenten danach in den Zuchthäusern Weimars über den Sturz der verhassten Republik brüteten, ist kaum bekannt, auch wenn Karl Radeks „Moabiter Salon“ mittlerweile zum Inventar der roaring twenties gehört. Der Vortrag diskutiert vertraute und weniger vertraute Episoden einer schillernden, misstrauisch beäugten und doch für beide Staaten vorteilhaften Beziehung, die, so das Argument, gut funktionierte, weil sie auch vor ideologischen Schranken nicht Halt machte. Stalin konnte sich lange auf die deutsche Rechte verlassen, die seine nationale Revolution bewunderte. Selbst der Machtantritt Hitlers im Januar 1933 bedeutete nicht das Ende dieser wirkmächtigen historischen Verstrickung der Weimarer Republik.

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