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Hier finden Sie die retrodigitalisierten Fassungen der Ausgaben 1993 bis 2020 des Jahrbuches für Historische Kommunismusforschung (JHK).

Weitere Bände werden sukzessive online gestellt. Die aktuelle Printausgabe folgt jeweils zwei Jahre nach ihrem Erscheinen.

Das Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung wurde 1993 von Hermann Weber (†) als internationales Forum zur Erforschung des Kommunismus als europäisches und globales Phänomen gegründet. Das Jahrbuch enthält Aufsätze, Miszellen, biografische Skizzen, Forschungsberichte sowie Dokumentationen und präsentiert auf diesem Weg einmal jährlich die neuesten Ergebnisse der internationalen Kommunismusforschung.

Seit 2004 wird das Jahrbuch im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegeben und erscheint aktuell im Berliner Metropol Verlag.

Herausgeber: Ulrich Mählert, Jörg Baberowski, Bernhard H. Bayerlein, Bernd Faulenbach, Peter Steinbach, Stefan Troebst, Manfred Wilke.

Wissenschaftlicher Beirat: Thomas Wegener Friis, Stefan Karner, Mark Kramer, Norman LaPorte, Krzysztof Ruchniewicz, Brigitte Studer, Krisztián Ungváry, Alexander Vatlin.

Bitte richten Sie Manuskriptangebote an die Redaktion: jhk[at]bundesstiftung-aufarbeitung.de

JHK 2003

Fanny Thomas-Jezierska (1887–1945) Von Rosa Luxemburg zu Gramsci, Stalin und August Thalheimer – Stationen einer internationalen Sozialistin

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 286-319 | Aufbau Verlag

Autor/in: Ottokar Luban

Der Name Fanny Jezierska taucht in den Editionen der Briefe Rosa Luxemburgs sowie Karl Liebknechts und auch Clara Zetkins mehrmals als Adressatin von Schreiben dieser bekannten Sozialistinnen und Sozialisten auf. Doch enthalten diese Publikationen entweder überhaupt keine oder nur wenige und äußerst unvollständige, teilweise sogar unrichtige biographische Angaben zur Person F. Jezierskas.[1]

Wer war diese Fanny Jezierska, deren Name – von drei Ausnahmen[2] abgesehen – im Laufe ihrer politischen Tätigkeit nie in der Öffentlichkeit auftauchte, die aber mit vielen prominenten Sozialisten und Kommunisten wie Karl Liebknecht, Käte und Hermann Duncker, Franz Mehring, Rosa Luxemburg, Leo Jogiches, James Thomas, Clara Zetkin, Angelo Tasca, Antonio Gramsci, Palmiro Togliatti, Jules Humbert-Droz, Dmitri S. Manuilski, Josef W. Stalin, Nikolai Bucharin, Clara Zetkin, Paul Frölich, August Thalheimer und Heinrich Brandler in Kontakt stand? Eine Frau, mit der C. Zetkin 1931 »in diesen Wochen in Gedanken lange Gespräche« führte und der sie brieflich ihr Herz über ihre eigene schwierige Situation in der kommunistischen Bewegung, über die KPD-Politik und über die allgemeine politische Lage ausschüttete?[3]

Im Rahmen einer biographischen Skizze soll hier erstmals der ungewöhnliche Lebensweg dieser engagierten Sozialistin nachgezeichnet werden, wobei auf Grund der für einige Zeiträume unvollständigen Quellenlage Lücken bleiben. Der Verfasser hofft, daß dieser biographische Aufsatz den Anstoß für eine umfassende Biographie gibt, in der diese Lücken von einem anderen Wissenschaftler oder von einer anderen Wissenschaftlerin weitgehend geschlossen werden können.

Zwei ganz unterschiedliche Politiker haben ihren persönlichen Eindruck wiedergegeben, den sie von Fanny Jezierska gewonnen hatten. Zum einen der sozialdemokratische Finanzexperte und Bankier Hugo Simon, zu dessen persönlichem und politischem Freundeskreis vor 1914 und im Ersten Weltkrieg sie gehörte, zum anderen das führende Mitglied der Partito Communista Italiano (PCI) Giuseppe Berti, der sie als Verbindungsfrau der Komintern zur italienischen KP-Führung in der ersten Hälfte der 1920er Jahre kennen gelernt hatte. »Ohne eigentlich schön zu sein, gewann sie unsere Herzen sofort durch ihre kühne und edle Haltung. Das Bestechendste aber an ihr war ihr helles, fröhliches Lachen, wenn man mit ihr scherzte, und der Ernst und die Sorge in ihrem Gesicht, wenn es sich um das Schicksal ihrer Freunde in Rußland handelte, die inmitten der revolutionären Strömung standen ... Fanja also war Bolschewikin im Gegensatz zu [dem Menschewiken Alexander] Stein. ›Er ist ein weicher Stein‹, sagte sie einmal zu uns, ›aber um den Zarismus zu zertreten, bedarf es harter Steine. Ihr wißt hier nicht, ihr könnt es von hier auch nicht verstehen, was Rußland ist und was es für die Welt bedeuten wird, wenn die Revolution einmal siegen wird.‹ Und daß sie siegen wird, das war ihr fester unerschütterlicher Glaube.« So der sozialdemokratische Politiker Hugo Simon, in der Revolutionszeit 1918/19 für die USPD kurze Zeit als preußischer Finanzminister tätig, in einem 1941 niedergeschriebenen autobiographischen Roman.[4]

Eine ähnlich schwärmerische Beschreibung gibt der italienische Kommunist Giuseppe Berti: »Fanny Jezierska war eine Frau von ungewöhnlichen Fähigkeiten und von einer geschliffenen moralischen Gradlinigkeit. Wer sie gekannt hat, wird einen unvergeßlichen Eindruck behalten.«[5]

 

Ihr Lebensweg bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges

Fanny Jezierska wurde am 7. Oktober 1887 als Tochter eines jüdischen Kaufmanns in Grajewo, einer Stadt im Osten des damals von Rußland okkupierten Teils Polens geboren.[6] Sie wird später immer als Polin bezeichnet oder als von polnischer Herkunft. Aber sprachlich war sie im Russischen und im Deutschen zu Hause. Denn nach ihren eigenen Angaben in der Komintern-Kaderakte von 1925 beherrschte sie die russische und deutsche Sprache in Wort und Schrift, beurteilte dagegen ihre polnischen und französischen Sprachkenntnisse selbst mit »nicht sehr gut«. Höchstwahrscheinlich hat sie – wie viele Kinder aus jüdischen Mittelschichtfamilien im von Rußland verwalteten Teil Polens und Litauens – zu Hause auch russisch gesprochen und eine russische Schule besucht.[7] In der häuslichen Erziehung mögen wie bei Rosa Luxemburg die deutsche Kultur und vor allem die deutsche Literatur eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Eltern – und damit auch F. Jezierska – erlangten nach ihrer Übersiedlung nach Berlin später die preußische Staatsangehörigkeit.

Ihr sozialistisches Engagement, ihre ungewöhnliche Berufswahl – Ingenieurin – und vor allem ihre gesamte eigenständige Haltung haben wohl während ihrer Jugendjahre zu großen Konflikten mit ihren Eltern geführt, wie sie tröstend dem sozialdemokratischen Genossen Hermann Duncker, dessen Tochter Hedwig den Eltern Schwierigkeiten bereitete, einmal schilderte: »...sie ist eben in den Flegeljahren, in dieser Zeit kennt man noch keine Rücksichten, man ist nur auf sich bedacht. Gott, was haben meine Eltern durch mich gelitten! Allerdings hatte ich gegen ganz anderes zu kämpfen, trotzdem hätte ich viel mehr Verständnis für meine Eltern haben müssen, die mich ja nicht verstehen konnten... Mein Vater hat heute noch einen Groll gegen mich, gegen den er wohl selber ankämpft, den er aber nicht überwinden kann.« Ganz offensichtlich hatte F. Jezierska nicht den Erwartungen ihrer religiösen jüdischen Eltern entsprochen.[8]

Bis zum Alter von 16 Jahren lebte sie in Polen, anschließend in Frankreich und in der Schweiz. Sie absolvierte das Gymnasium (ob noch in ihrer Heimat oder in der Schweiz, ist nicht bekannt) und ein Polytechnisches Institut in Deutschland, wo sie den Abschluß als Ingenieur der Elektrotechnik mit Spezialkenntnissen in der Radiotechnik erlangte,[9] für eine Frau in jener Zeit eine ungewöhnliche Ausbildung und Berufswahl. Auch die Bakteriologie fand ihr Interesse, doch schloß sie diese letzteren Studien nicht ab. Möglicherweise kam ihr hierbei der Ausbruch des Krieges dazwischen.

Spätestens 1909 muß sie in Deutschland gewesen sein, weil sie dieses Jahr als Beginn ihrer Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands nennt. In einem Polizeibericht von 1916 wird sie als »überzeugte Sozialdemokratin« bezeichnet.[10] Von 1905 bis 1909 war sie nach eigenen Angaben in ihrer 1925 ausgefüllten Komintern-Kaderakte Mitglied der Sozialrevolutionären Partei Rußlands. In der russischen Emigrantenszene in Berlin arbeitete sie vor 1914, wie der russophile sozialdemokratische Bankier Hugo Simon sich noch 1941 erinnerte, offensichtlich mit den russischen Emigranten Alexandra Kollontai und Alexander Stein zusammen.[11] Und sie engagierte sich, wie zwei erhalten gebliebene Briefe von ihr bezeugen, als Sekretärin für den »Deutschen Hilfsverein für die politisch Gefangenen und Verbannten Rußlands«. Der in dieser Organisation mitwirkende Karl Liebknecht war ihr dabei mit einer Empfehlung für ihr Anliegen behilflich.[12] Die Arbeit für den Hilfsverein, der ein Sammelbecken von Humanisten unterschiedlicher politischer Ausrichtung, von Sozialdemokraten bis zu bürgerlichen Gelehrten und Schriftstellern, darstellte, muß ihr noch eine Menge weiterer Kontakte verschafft haben. Ein Teil dieses Personenkreises einschließlich Fanny Jezierska fand sich bald nach Beginn des Weltkrieges in einer linkspazifistischen Gruppierung wieder zusammen, die in der ersten Weltkriegshälfte bis zu ihrem Verbot als Bund »Neues Vaterland« organisiert war.[13]

Die Jahre des Ersten Weltkrieges

Seit 1914 war Fanny Jezierska beruflich tätig und arbeitete als Ingenieurin für Elektrotechnik bei der Firma AEG Telefunken. Ihr ansehnlicher monatlicher Verdienst betrug 500 Mark.[14] Obwohl sie ein ausgesprochen geselliger Mensch war, mußte sie wegen Arbeitsüberlastung im Verlaufe des Krieges zeitweilig – jedenfalls ist dies für Ende 1916 bis Sommer 1917 überliefert – einige ihrer vielfältigen gesellschaftlichen und politischen Verbindungen vernachlässigen.[15] Mit der Aufnahme einer Beschäftigung in der russischen Botschaft im Frühjahr 1918[16] konnte sie sowohl im Rahmen dieser neuen beruflichen Tätigkeit als auch in ihrer Freizeit wieder stärker politisch aktiv werden.

Mit den führenden Angehörigen der linksradikalen Gruppierung um Rosa Luxemburg war F. Jezierska politisch und persönlich eng verbunden, wie aus den umfangreichen, die Jahre 1915 bis 1918 umfassenden – teils veröffentlichten, teils unveröffentlichten – Korrespondenzen der leitenden Mitglieder dieses Kreises hervorgeht. Diese Gruppierung nannte sich nach ihrer Zeitschrift »Die Internationale« ab Frühjahr 1915 Gruppe »Internationale«, und ab 1916 bürgerte sich für sie nach der illegalen Flugschrift »Spartakus« der Name »Spartakusgruppe« ein. Ziel des Kreises um Rosa Luxemburg war – entsprechend den Beschlüssen der Kongresse der Sozialistischen Internationale – die Propagierung und Initiierung von Massenaktionen gegen den Krieg mit dem Fernziel einer revolutionären Eroberung der Macht durch das Proletariat, was von den Strafverfolgungsbehörden als versuchter Landesverrat gewertet und mit entsprechend hohen Strafen belegt wurde.

Eine direkte Verbindung zu Rosa Luxemburg geht aus deren publizierten Briefen hervor. In vier Fällen erscheint F. Jezierska als Adressatin, und in sieben weiteren Schreiben wird ihr Name erwähnt. R. Luxemburg bedankte sich für Blumen, Bücher, Süßigkeiten und einen Besuch sowie auch für von F. Jezierska übermittelte Nachrichten aus Rußland bzw. aus Warschau (von R. Luxemburgs Schwester) und kündigte die Einladung zu einem weiteren persönlichen Treffen an. Dafür wollte sich die bekannte Publizistin und Agitatorin auf jeden Fall ausreichend Zeit reservieren.[17] Zum engeren Kreis um Rosa Luxemburg muß F. Jezierska schon in der ersten Zeit des Weltkrieges gehört haben, wie einem Brief R. Luxemburgs an Mathilde Jacob vom 5. Mai 1915 zu entnehmen ist: F. Jezierska kam demnach genauso wie der zur Führung der Gruppe gehörende Leo Jogiches für die Betreuung Clara Zetkins bei deren Aufenthalt in Berlin in Frage, aber sie »sind beide beschäftigt«, also aus beruflichen Gründen nicht dafür abkömmlich.[18] Mit M. Jacob, der wichtigsten und beständigsten Assistentin der Spartakusführung für die gesamte illegale Arbeit,[19] hat F. Jezierska schon seit 1915 kontinuierlich in Verbindung gestanden, wie aus mehreren Schreiben R. Luxemburgs[20] und vor allem aus einer gemeinsamen Postkarte der beiden Helferinnen vom 14. Oktober 1915 hervorgeht. Hier richteten sowohl Fanny Jezierska wie Mathilde Jacob gemeinsam einige Zeilen an Clara Zetkin mit Glückwünschen zur Freilassung aus der Untersuchungshaft.[21] Der deutlichste Hinweis auf F. Jezierskas Mitwirkung an der illegalen Arbeit der Spartakusführung findet sich in R. Luxemburgs Brief an M. Jacob vom 18. September 1918, in dem sie der Schreibbüroinhaberin wegen deren Doppelbelastung – Berufstätigkeit und Tätigkeit für die Spartakusgruppe – zu einer Verlängerung ihres Urlaubs mit der Begründung rät: »Frl. J[ezierska] vertritt Sie doch, wie Sie selbst schreiben, in allen schwierigeren Fällen, sie wird es sicher noch eine halbe oder ganze Woche länger tun.«[22]

Mit Karl Liebknecht, der als Armierungssoldat an der Ostfront eingesetzt war und mit dem sie schon seit mindestens 1910 bekannt war,[23] führte F. Jezierska zumindest im September und Oktober 1915 einen intensiven Briefwechsel. Liebknecht erhielt mit ihren Briefen Näschereien und Tabak, und er vertraute ihr seine in den kurzen Arbeitspausen zwischen den Schanzarbeiten geschriebenen politischen Manuskripte an, um die Materialien erst einmal sicher aufbewahrt zu wissen. »Ich weiß mir keinen anderen Rat und baue auf Dich.«[24]

Am längsten freundschaftlich verbunden, und zwar von mindestens 1915 bis 1943, war F. Jezierska mit den führenden Mitgliedern der Rosa-LuxemburgGruppe den Eheleuten Käte und Hermann Duncker. Die junge Ingenieurin besuchte die Familie in den Kriegsjahren häufig, brachte ihr – wenn irgendwie möglich – zusätzliche Nahrungsmittel. Zusammen mit Luise Kautsky und der Hausärztin Dr. Laura Turnau wirkte sie im Herbst 1916 an Hilfsaktionen für die durch politische Aktivitäten, Haushaltsarbeiten und Betreuung der drei Kinder überlastete Käte Duncker mit. Briefe, Druckschriften, Zeitungen und kleine Aufmerksamkeiten gingen an Hermann Duncker, als dieser seit September 1915 zwei Jahre lang an der Front war. Bei ihren Besuchen erschien F. Jezierska mehrfach zusammen mit dem Reichstagsabgeordneten Georg Ledebour und seiner Frau, mit denen sie wie Käte und Hermann Duncker ebenfalls gut befreundet war.[25] Auch den Kontakt zu den zur Spartakusführung gehörenden Ernst Meyer und Franz Mehring pflegte sie, soweit es ihr in ihrer knappen Freizeit möglich war.[26] Denn sie hatte einen langen, anstrengenden Arbeitstag und eine zeitraubende Anfahrt und war wegen der schlechten Ernährung zusätzlich geschwächt, wie sie von August 1916 bis August 1917 mehrfach den Dunckers gegenüber klagte. Denen war ihr schlechter Zustand bald aufgefallen, wie aus einer Mitteilung Käte Dunckers an ihren Mann am Ende des »Kohlrübenwinters« 1916/17 hervorgeht: »Fanny kommt mir sehr elend und abgearbeitet vor.«[27][28] Die von F. Jezierska bei Besuchen überbrachten oder an Hermann Duncker an die Front geschickten kleinen nahrhaften Geschenke hatte sie sich im wahrsten Sinne des Wortes vom Munde abgespart. Die häufig überlastete Käte Duncker wußte diese materielle und vor allem die emotionale Fürsorge ihrer Freundin sehr zu schätzen, wenn sie F. Jezierska ihrem Mann gegenüber kurz und knapp kennzeichnete: »Ein guter Mensch!«[29]

Über politische Gespräche mit F. Jezierska berichtete Käte Duncker in Briefen an ihren Mann nur einmal.29 Aber direkte Hinweise auf eine Zusammenarbeit zwischen K. Duncker und F. Jezierska in Angelegenheiten der Spartakusgruppe finden sich in dieser Korrespondenz nicht. Dies muß nichts besagen, da solche Bemerkungen schon aus konspirativen Gründen möglichst unterlassen wurden.

Daß F. Jezierska schon frühzeitig in die illegalen Aktivitäten der Berliner Opposition eingeweiht war und dabei in Verbindung mit Käte Duncker stand, zeigte eine Episode im November 1915: Am 30. November 1915 wollte K. Duncker auf dem zentralen Berliner Boulevard Unter den Linden beobachten, ob eine illegale Friedensdemonstration der Berliner SPD-Opposition genügend Zuspruch der Genossinnen und Genossen gefunden hatte. Dort begegnete ihr, vom Brandenburger Tor kommend, F. Jezierska in Begleitung des Vorsitzenden der SPDReichstagsfraktion Hugo Haase und des Reichstagsabgeordneten Oscar Cohn. K. Duncker und F. Jezierska begaben sich in das im Eckhaus Unter den Linden und Friedrichstraße gelegene Café Bauer, um von dort den weiteren Verlauf der Massenaktion mit ca. 10 000 Demonstranten zu verfolgen. Für die nächste geplante Demonstration im Stadtzentrum Anfang Dezember 1915 verabredeten sich beide Frauen und mußten feststellen, daß durch massive polizeiliche Absperrungen der Straße »Unter den Linden« der allgemeine Publikumsverkehr und damit auch die Friedensdemonstration unmöglich gemacht worden waren.[30]

Der häufige, nur Ende 1916 bis Mitte 1917 etwas reduzierte Kontakt zur Familie Duncker blieb über die ganze Kriegszeit erhalten und intensivierte sich 1918 wieder. So nahm F. Jezierska 1918 an Zusammenkünften in der Duncker-Wohnung mit russischen Genossen aus der Botschaft und mit mehreren führenden Spartakusmitgliedern wie Paul Levi, Karl Schulz (damaliger Deckname: Holz) und Jacob Walcher teil.[31][32] Seit dem Frühjahr 1918 bei der russischen Botschaft mit eigenem Büro beschäftigt,[33] wurde sie dort im September 1918 von Käte Duncker zu einem Gespräch aufgesucht. An einem anderen Tag im September 1918 wurde das jüngste Kind, Wolfgang Duncker, zur russischen Botschaft geschickt, »um von Fanny etwas abzuholen«.[34] Offensichtlich stellte F. Jezierska eine von mehreren Verbindungen zwischen den Dunckers bzw. der gesamten Spartakusführung und den russischen Genossen in der Botschaft her.

Eine ähnliche Freundschaft wie zu dem Ehepaar Duncker entwickelte sich im Verlaufe der zweiten Weltkriegshälfte zu Franz Mehring und seiner Frau Eva. F. Jezierska versuchte wie bei anderen Genossen mit der Besorgung von zusätzlichen Lebensmitteln behilflich zu sein, und es kam mehrfach zu Besuchen F. Jezierskas bei Mehrings. Die Grußformeln »in treuer Freundschaft« und »Freundschaftlichst« in den Schreiben der Mehrings verdeutlichen die enge persönliche Verbindung.[35] Bei den Besuchen wurden offensichtlich auch Angelegenheiten der Spartakusgruppe besprochen. So berichtete F. Mehring am 3. Januar 1918, daß er den Wunsch F. Jezierskas an L[eo Jogiches], den Leiter der Spartakusgruppe, übermittelt habe, als dieser zu Besuch bei Mehrings war. Und Jogiches wollte mit ihr telefonisch in Verbindung treten.35 In anderen Schreiben wurde F. Jezierska von F. Mehring gebeten, Schriften zu versenden oder Schreiben per Boten weiterzuleiten, »der Post kann man ja nicht trauen«.[36] In dieser fast familiären Beziehung zeigte sich der ansonsten leicht empfindliche Franz Mehring gegenüber F. Jezierska bei kleinen politischen Meinungsverschiedenheiten sehr versöhnlich und half ihr, als sie im Mai oder Juni 1918 vom Herausgeber der Zeitschrift »Die Aktion«, Franz Pfemfert, und dem linksradikalen Reichstagsabgeordneten Otto Rühle bei den russischen Genossen in der Botschaft verleumdet worden war.[37]

Die Verbindung F. Jezierskas zum Kreis linker Pazifisten, entstanden im Rahmen ihrer Tätigkeit als Sekretärin des »Hilfsvereins für die politisch Verfolgten und Verbannten Rußlands« vor dem Ersten Weltkrieg, deutet sich an mehreren Stellen ihrer Korrespondenz an. So knüpfte F. Jezierska den Kontakt zwischen F. Mehring und dem Pazifisten Prof. Georg F. Nicolai, den sie aus dem Kreis des Bundes »Neues Vaterland« her schon länger kannte, und mit ihm zusammen plante sie einen Besuch bei Mehrings.[38] Daß die Verbindung zu Hugo Simon, der auch zum Kreis um den Bund »Neues Vaterland« gehörte, noch bestand, wurde in ihrem Brief an Hermann Duncker vom 2. August 1916 erwähnt.[39] Nach Rose Frölichs Angaben war F. Jezierska mit Albert Einstein befreundet, der während des Ersten Weltkrieges ebenfalls zum linken Pazifistenkreis gehörte.[40] Aufschlußreich ist auch die Zusendung von Adressen für das Verschicken der »Denkschrift« in einem Schreiben F. Mehrings an F. Jezierska im Januar 1918. Mit der Denkschrift ist offensichtlich die Anfang des Jahres gemeinsam von den Pazifisten und der Spartakusgruppe hergestellte und verbreitete Denkschrift des Fürsten Lichnowsky, dem deutschen Botschafter in London bis zum Kriegsausbruch 1914, unter dem Titel »Meine Londoner Mission« gemeint, eine damals viel Aufsehen erregende Publikation, in der die kaiserliche deutsche Regierung der Provozierung des Krieges mit England beschuldigt wurde. F. Jezierska war augenscheinlich am Vertrieb der Druckschrift beteiligt.[41] Doch ist diese Mitarbeit F. Jezierskas im Pazifistenkreis nur wenig dokumentiert, zumal die Politische Polizei in diese Gruppierung nicht eindringen konnte und die Beteiligten kaum relevante zeitgenössische Schriftstücke oder detaillierte Erinnerungen hinterlassen haben.

Aus der Zeit des Ersten Weltkrieges sind neben der Vielzahl an sie gerichteter Briefe nur wenige eigene Schreiben mit politischen Kommentaren erhalten geblieben. Die Februarrevolution 1917 in Rußland und die anschließende Entwicklung im Lande veranlaßte sie zu einer emotional getönten Meinungsäußerung gegenüber Hermann Duncker: Sie bedauerte, nicht in Rußland mitwirken zu können. »Es ist so schwer, jetzt hier zu sein und nur aus den Zeitungen die widerspruchsvollen Mitteilungen zu lesen. Besonders in den letzten Tagen, seit Lenin dort ist, ist alles so aufregend. Ich fürchte, daß durch diese Parteizersplitterung vieles schon Erkämpfte wieder verloren gehen wird. Lenin und seine Anhänger wollen den Frieden um jeden Preis, das ist schön. Aber für Rußland – innenpolitisch – sind sie eine Gefahr. Sie sind so intolerant, die Welt teilen sie in Bolschewiks und Lumpen; Kerenski, Tscheidze, das sind alles – nach Lenins Meinung – Verräter, Phraseure usw. Gott, wenn doch ein Zusammenarbeiten möglich wäre, wie herrlich könnte es jetzt in Rußland sein, die schönsten Ideale könnte man zu verwirklichen suchen.«[42] In einem weiteren Brief an Hermann Duncker vom August 1917 fanden Lenin und die Bolschewiki keine Erwähnung. Dafür wurde die sozialdemokratische Regierung Rußlands gelobt: »Es sind tüchtige Leute, die dort jetzt an der Spitze sind, aber ich glaube, ihre einzige Arbeit jetzt müßte sein, die anderen Verbündeten zum Frieden zu zwingen, und mir ist, als würde in dieser Hinsicht wenig getan.« Mit dieser Beurteilung der KerenskiRegierung war sie nicht etwa ins Lager der rechten Sozialdemokraten abgerutscht. Denn zur internationalen Arbeiterbewegung urteilte sie: »Will sich die [sozialistische] Internationale von neuem konstituieren, dann müssen vor allem die nationalliberalen Elemente [die die Vaterlandsverteidigung befürwortenden sozialdemokratischen Parteien] fern gehalten werden.«[43]

Bedauerlicherweise sind aus der Zeit unmittelbar nach der russischen Oktoberrevolution 1917 keine originären politischen Stellungnahmen F. Jezierskas erhalten geblieben. Doch ihre Vorbehalte gegenüber den Bolschewiki muß sie bald aufgegeben haben. Denn seit Frühjahr 1918 arbeitete sie in der sowjetischen Botschaft und führte dort ein eigenes Büro.[44] Ihre guten russischen Sprachkenntnisse, ihre revolutionäre Gesinnung und ihre Bekanntschaft mit vielen russischen Sozialisten seit ihrer Mitarbeit vor dem Ersten Weltkrieg in den russischen sozialistischen Emigrantenzirkeln Berlins, gleichzeitig ihre Vertrautheit mit den führenden deutschen linken Sozialdemokraten, prädestinierten sie dafür. Schon in den ersten Kriegsjahren unterhielt F. Jezierska auf verschiedenen Wegen eine Reihe von Verbindungen nach Rußland, zum einen über Stockholm und zum anderen über Warschau. Dies geht aus mehreren Briefen Rosa Luxemburgs hervor.[45] Von der Briefkontrolle wurde im Sommer 1916 das Schreiben einer russischen Genossin aus Stockholm an F. Jezierska abgefangen. Sie sollte den französischen Genossen mitteilen, daß die Moskauer Arbeiter einen Anschluß der französischen Sozialisten an die internationale Zimmerwalder Bewegung, einer informellen Vereinigung sozialdemokratischer Kriegsgegner verschiedenster Ausrichtung, wünschten. Für die Rückantwort war eine Adresse in Stockholm angegeben.[46] In einer der Briefsammlungen F. Jezierskas befindet sich ein längeres Schreiben des menschewistischen Mitgliedes des Arbeiter- und Soldatenrates in St. Petersburg Lurje (d. i. Larin) mit einem wahrscheinlich vom März/April 1917 stammenden Bericht über die russische Arbeiterbewegung und dem Wunsch nach einer auf diesem Bericht fußenden Stellungnahme Rosa Luxemburgs, die veröffentlicht werden sollte.[47] Allerdings wurden diese direkten Nachrichten aus dem Osten ab Anfang 1917 immer seltener. Im Januar 1917 erhielt sie aus Rußland »gar keine Nachrichten mehr, die aus Stockholm werden auch immer seltener«. Zwar traf im August noch von einem im Ausland (wahrscheinlich in Schweden) weilenden Mitglied des Petersburger Arbeiter- und Soldatenrates ein Brief ein, doch ansonsten waren aus Rußland überhaupt keine Nachrichten mehr durchgekommen.[48] In den an sie gerichteten Schreiben der folgenden Monate finden sich keine Hinweise auf interne Nachrichten aus Rußland. Und mit der Beschäftigung in der russischen Botschaft ab – wahrscheinlich – Mai 1918 war eine interne, illegale Übermittlung von Informationen aus Rußland für F. Jezierska und für die deutschen Linken nicht mehr erforderlich, da die Kommunikationswege der russischen Botschaft zur Verfügung standen.

Über revolutionäre Aktivitäten F. Jezierskas in den letzten Monaten vor dem Ausbruch der deutschen Novemberrevolution 1918 ist lediglich bekannt, daß sie – laut einem Brief R. Luxemburgs – an der illegalen Arbeit der Spartakusgruppe beteiligt war und daß sie – nach den Duncker-Briefen – eine der Verbindungsstellen zwischen der russischen Botschaft und der Spartakusgruppe darstellte.[49]

In der Revolutionszeit 1918–1920

Für die Monate nach der Novemberrevolution 1918 finden sich nur wenige Spuren zur politischen Arbeit F. Jezierskas. Karl Radek, aus Rußland kommend, traf sie bei seinem ersten Besuch in der Redaktion der »Roten Fahne« in Berlin als Sekretärin Rosa Luxemburgs an.[50] Während des Berliner Januaraufstandes 1919 besuchte sie R. Luxemburg in deren konspirativem Quartier in Berlin, höchstwahrscheinlich im Auftrage Radeks oder der Mitglieder der KPD-Zentrale, ging aber – wenn die gleichzeitig anwesende M. Jacob richtig darüber berichtet – der KPD-Führerin auf die Nerven.[51] In diesen Januartagen soll sie auch einige von Radek diktierte oder abgefaßte Briefe geschrieben haben, wie seine Botschaft an die KPD-Zentrale vom 9. Januar 1919 mit dem Rat, zum Abbruch des Januaraufstandes in Berlin aufzurufen.[52]

Anfang Juli 1919 berichtete Hermann Duncker aus Berlin seiner in Schweden weilenden Frau Käte, daß F. Jezierska sich illegal in Berlin aufhalte, sie habe vorher für den KPD-Vorsitzenden Paul Levi gearbeitet, habe sich aber mit ihm überworfen. 1919 oder 1920 informierte Käte Duncker ihren Sohn Karl, daß Jezierska aus Italien zurückgekommen sei.[53] F. Jezierska selbst gibt für die Jahre 1919 und 1920 eine Tätigkeit »in der westeuropäischen Geheimkomintern« an.[54]Nach den von Boris Nicolaevsky überlieferten Angaben des im Spätherbst 1919 aus Rußland nach Deutschland gekommenen Leiters des Westeuropäischen Sekretariats der Komintern, des »Genossen [James] Thomas«, war F. Jezierska als seine Sekretärin tätig,[55] wahrscheinlich aber eher als seine Beauftragte für Aufgaben außerhalb des Bürobetriebes. Auf Grund ihrer Vertrautheit mit der deutschen, vor allem der linken Arbeiterbewegung und mit ihren führenden Persönlichkeiten und mit ihren Kontakten zu den verschiedenen noch in Deutschland verbliebenen russischen Sozialisten sowie auf Grund ihrer Sprachkenntnisse – deutsch, russisch, polnisch, französisch – muß sie für Thomas eine wertvolle Assistentin dargestellt haben.

Am 28. Oktober 1920 meldete Hermann Duncker seiner Tochter Hedwig, daß F. Jezierska »zu ehrenvoller Tätigkeit« nach Rußland abgereist sei.[56] Nach Aussagen des italienischen Kommunisten Giuseppe Berti, der mit ihr in den folgenden Jahren oft gesprochen hat, bekam F. Jezierska in Rußland infolge des Klimas gesundheitliche Probleme. Daraufhin habe ihr der dem Kollegium des Volkskommissariats für auswärtige Angelegenheiten angehörende Litwinow, für den sie in Moskau als Sekretärin arbeitete, vorgeschlagen, in Rom für die Komintern konspirativ die Verbindungstätigkeit zu den italienischen Sozialisten und Kommunisten wahrzunehmen, was von ihr gern aufgegriffen und akzeptiert wurde.[57]Doch zunächst einmal mußte sie zur Behandlung des Gelenk- und Muskelrheumatismus im Spätherbst 1920 für einige Zeit in ein Berliner Sanatorium gehen.[58]Ende 1920 oder Anfang 1921 begann daraufhin in Italien ein neuer Lebensabschnitt für F. Jezierska.[59]

 

Als »agent de liaison« der Komintern in Rom

[60] (1921–1924)

In Rom war F. Jezierska in der russischen Botschaft angestellt. Die Art ihrer dortigen Beschäftigung ist nicht bekannt geworden. Jedenfalls muß sie sehr schnell italienisch gelernt haben. Denn ihre eigentliche Aufgabe bestand in der laufenden Wahrnehmung von konspirativen Kontakten zu Führern der Partito Socialista Italiano (PSI) bzw. der Partito Communista Italiano (PCI), vor allem zu deren führenden Mitgliedern Antonio Gramsci und Angelo Tasca, weiterhin zu Ruggiero Grieco und Camilla Ravera. Mit Tasca blieb sie bis in die 1930er Jahre freundschaftlich verbunden. Mit Gramsci und Tasca traf sie sich regelmäßig in römischen Cafés zu Besprechungen. Berichte wurden ausgetauscht, Informationen und Ratschläge oder Weisungen des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale, des EKKI, für das Zentralkomitee der PCI übermittelt, Nachrichten für die Genossen in Moskau weitergegeben. Vor allem hatte sie die Auszahlung der aus Moskau kommenden Unterstützungsgelder für die italienischen Genossen in der Hand. Als der Repräsentant des EKKI, Jules HumbertDroz, in der für die sozialistische Arbeiterbewegung in Italien besonders schwierigen politischen Lage des Jahres 1924 ein Großteil des Jahres zur Durchsetzung der Komintern-Linie in Rom weilte, kam er ebenfalls häufig mit Jezierska zusammen und erhielt von ihr mehrfach Geldbeträge ausgezahlt. Nach Mitteilungen von Jenny Humbert-Droz im Jahre 1985 gegenüber Bernhard H. Bayerlein war F. Jezierska für die organisatorischen Angelegenheiten des Aufenthalts von Jules Humbert-Droz, z. B. für die Wohnungsanmietung, zuständig. In dieser Zeit soll F. Jezierska auch – nach Jenny Humbert-Droz – für den russischen Geheimdienst gearbeitet haben,[61] was bei der geschilderten Tätigkeit nicht weiter erstaunt. Wichtig war, daß die italienischen PSI- und PCI-Führer sowie Jules HumbertDroz keine sichtbaren häufigen Kontakte zur russischen Botschaft unterhielten, sie trafen sich nur mit einer jungen Frau. Doch als unter der faschistischen Regierung die Observierung der Kommunisten verstärkt wurde, kamen die konspirativen Aktivitäten und die Treffen F. Jezierskas mit den kommunistischen Spitzenfunktionären auch der Politischen Polizei zur Kenntnis. Daraufhin wurde F. Jezierska im September 1924 in dem Café, das als regelmäßiger Treffpunkt diente, unmittelbar vor einer Zusammenkunft mit Gramsci verhaftet und kurz darauf aus Italien ausgewiesen.[62]

In ihrer 1925 ausgefüllten Kaderakte schreibt sie von einer Mitgliedschaft im ZK der PCI.[63] Daß dies nicht übertrieben war, sondern daß sie das volle Vertrauen der führenden italienischen Kommunisten besaß, zeigte sich daran, daß sie als »Verbindungsfrau«, eigentlich als Repräsentantin, der PCI an der skandinavischen Konferenz des EKKI am 31. Januar 1924 teilnahm.[64] Die sozialistische italienische Arbeiterbewegung hatte in diesen Jahren, als F. Jezierska in Italien ihre politischen Aufgaben für das EKKI wahrnahm, eine Zeit der Wirren erlebt: die Abspaltung der Linksradikalen von der PSI mit der Gründung der PCI, die Gründung einer rechten sozialreformerischen Partei, der Partito Socialista Unitario (P.S.U.), und – insbesondere angesichts der faschistischen Bedrohung im Jahre 1924 – die Versuche einer Vereinigung von PCI und PSI unter dem Einfluß der Komintern. Deshalb auch die monatelange Anwesenheit des Mitgliedes des EKKI Jules Humbert-Droz in Italien.[65] Es ist bemerkenswert, daß in dieser an Auseinandersetzungen reichen Zeit in der sozialistischen Arbeiterbewegung Italiens F. Jezierska offenbar von allen Beteiligten, die mit ihr in Verbindung standen, als ehrliche Maklerin beurteilt wurde.[66]

Als Mitarbeiterin des Kominternapparats in Moskau (1924–1928)

Ab Oktober 1924 arbeitete F. Jezierska – wie sie in ihrer Kaderakte angibt – im »Kolonialbüro« der Komintern.[67] Doch bald muß sie im Büro des Präsidiums oder des Sekretariats des EKKI tätig gewesen sein, wenn auch nur für knapp zwei Jahre.[68] In der Kaderakte kennzeichnet sie ihre Aufgabenstellung mit »Dolmetscherin«. Zumindest in dieser Zeit diente sie Stalin als interne Berichterstatterin über die PCI und PSI.[69] Nach eigenen Bekundungen war sie zwischen 1924 und 1926 bei allen wichtigen Sitzungen der Spitzengremien des EKKI als Dolmetscherin oder Protokollantin anwesend.[70] Giuseppe Berti registrierte auf einem Treffen der italienischen PCI-Führer am 26. Februar 1926 mit Stalin und dem EKKI-Vertreter Kobilanski in Moskau die Anwesenheit F. Jezierskas – höchstwahrscheinlich als Protokollantin und/oder als Übersetzerin –, ohne daß ihre Teilnahme im Protokoll vermerkt worden ist.[71]

Über ihr Privatleben und ihre Freundschaften in Moskau ist fast nichts bekannt. Mit den Genossen aus ihrer italienischen Zeit hielt sie den persönlichen Kontakt bei deren Aufenthalten in Rußland aufrecht. Im Sommer 1926 besuchte sie Togliatti und Humbert-Droz, als diese auf der Krim zur Erholung weilten.[72]Doch muß sie auf Grund ihrer früheren zahlreichen Verbindungen aus der Vorkriegs- und Kriegszeit auch zu den russischen Genossen gute Kontakte unterhalten haben. So berichtete sie in einem Brief vom 4. Oktober 1942 an Boris I. Nicolaevsky von einem am Tag vor ihrer Abreise aus Rußland im Herbst 1928 geführten Gespräch mit dem Präsidiumsmitglied des EKKI Dmitri S. Manuilski,[73] mit dem sie während ihres Italienaufenthaltes ein Jahr lang zusammengearbeitet hatte und der sie auch – lt. Kaderakte – in Moskau als Mitarbeiterin der Komintern empfohlen hatte. Mit Nikolai I. Bucharin, bis 1928/29 einer der wichtigsten Politiker in der RKP (B) und im EKKI, muß sie – wahrscheinlich schon seit der Weltkriegszeit in Berlin – in Verbindung gestanden und seine Wertschätzung erlangt haben. Denn 1930 bei seinem Berlin-Aufenthalt versuchte er, in einem persönlichen Gespräch die aus der KPD ausgeschlossene und unterdessen in der KP(O) mitarbeitende F. Jezierska zu überzeugen, sich öffentlich von den Auffassungen der kommunistischen Opposition zu distanzieren und zur KPD zurückzukehren.[74]

In der Moskauer Zeit wurde sie Mitglied der Russischen Kommunistischen Partei (Bolschewiki) und nahm an der Parteiarbeit durch Besuch des Fabrikzirkels der Dynamowerke teil. Beruflich wechselte sie nach knapp zwei Jahren – so die Karteikartei der RKP (B) – in die »Verlagsabteilung« der Komintern. Damit ist wohl die Informationsabteilung des EKKI gemeint.[75] Hier zeichnete sie zusammen mit Willi Schulz für die Übersetzung von zwei Bänden der deutschsprachigen Ausgabe von Lenins Werken verantwortlich.[76] Anfang der 1940er Jahre gibt sie an, daß ihre schriftlichen Berichte über die kommunistische und sozialistische Bewegung Italiens in der »Kommunistischen Internationale« und in der »Inprekorr« unter dem Namenskürzel »Ez.« oder dem Pseudonym »El. Wiener« oder ungezeichnet abgedruckt worden sind.[77] In der »Kommunistischen Internationale« konnten allerdings keine entsprechenden Artikel aufgefunden werden, sondern nur Aufsätze von Ercoli (d.i. Togliatti) über die Entwicklung in Italien. Dagegen enthält »Die Internationale Presse-Korrespondenz« der Jahrgänge 1927 unter dem Verfassernamen Jezierska und 1928 unter N. N. einige Arbeiten über die italienischen Verhältnisse.[78]

Die gesundheitlichen Probleme infolge des Moskauer Klimas verschärften sich 1928, so daß F. Jezierska am 24. August 1928 an die »Kleine Kommission des EKKI« einen Antrag auf »Rückreise ins Ausland« stellte, um »eine längere Kur« wegen »Gelenktuberkulose im Knie« durchführen zu können. Dem Antrag wurde auf der Sitzung am 1. September 1928 anstandslos stattgegeben.[79] Und mit einem Schreiben der zuständigen Organisationsabteilung (ORGOTDEL) des EKKI vom 12. September 1928 wurden der »Abteilung WKP (B) des EKKI« zur Weiterleitung an die jeweiligen Landesparteiorganisationen die Parteidokumente von fünf Mitgliedern übersandt, die aus Rußland ausgereist waren oder noch ausreisen würden, unter den letzteren auch F. Jezierskas.[80]

Es stellt sich die Frage, ob F. Jezierska ihren Ausreiseantrag unter dem Eindruck der scharfen Auseinandersetzungen über den Kurs der deutschen KPD auf dem VI. Weltkongreß der Komintern vom 17. Juli bis 1. September 1928 mit dem Sieg des Thälmann-Kurses gestellt hat, als sich die rigide Stalin-Politik durchzusetzen schien.[81] Möglicherweise hatte sie darüber auch Gespräche mit deutschen und italienischen Delegierten und mit den in Moskau festgehaltenen deutschen Kommunisten August Thalheimer und Heinrich Brandler geführt, die sie zu ihrem Antrag auf Ausreise veranlaßten. Doch in den an sie gerichteten bzw. von ihr selbst verfaßten Briefen aus den nächsten Jahren finden sich keine entsprechenden Hinweise. So berichtete sie Jahre später – 1942 – Nicolaevsky, daß Stalin Artikel gegen den auf dem rechten Flügel der PCI stehenden und dann aus der PCI ausgeschlossenen Tasca (Parteiname Serra und später Rossi) geschrieben hätte, ob gezeichnet oder ungezeichnet, wüßte sie nicht mehr. Aber selbst als sie – ebenfalls 1942 – in Briefen an Boris I. Nicolaevsky auf dessen Fragen nach der Entstehung der Differenzen zwischen Bucharin und Stalin in den 1920er Jahren ausführlich antwortete, betonte sie, daß sie davon wenig direkt erfahren hätte, weil sie nicht mehr – wie in den ersten zwei Jahren ihrer Kominternmitarbeit – im Präsidiumsbereich des EKKI tätig gewesen sei. Sie hätte insgesamt den Eindruck gewonnen, daß sich bis unmittelbar vor dem VI. Weltkongreß der Komintern im Sommer 1928 die Diskussionen fast nur um innerrussische Probleme drehten. Über die Meinungsunterschiede zwischen Bucharin und Stalin habe sie nur aus zweiter Hand – von Ercoli (d. i. Togliatti) – erfahren, der sich wie auch der führende deutsche Kommunist Ernst Meyer, ein alter Bekannter F. Jezierskas aus der Spartakusgruppe, von Bucharin in seinem gemäßigten innerparteilichen und internationalen Kurs unterstützt fühlte. Erst am Rande des VI. Weltkongresses wären die Spannungen zwischen Bucharin und Stalin in der deutschen Frage bei den Kominternmitarbeitern allgemein bekannt geworden. Hinter den Kulissen – nicht offen auf der Tagung – war Manuilski gegen Stalins Auffassungen aufgetreten. Zu den innerparteilichen deutschen Vorgängen blieb F. Jezierska in ihren schriftlichen Darlegungen von 1942 jedoch distanziert und gab keine eigene Stellungnahmen ab.[82]

Ihre Auffassung kommt indirekt in einer erst 1942 niedergeschriebenen Episode – ein Gespräch mit Manuilski am Ende des VI. Weltkongresses der Komintern im Sommer 1928 – zum Ausdruck. Dabei zielte sie äußerst treffend auf die charakterliche Deformierung einiger kommunistischer Hauptakteure durch die Stalinisierung und zog die Verbindung zu den späteren Konsequenzen für alle entschiedenen deutschen Kritiker des Thälmann-/Stalin-Kurses: »Am letzten Tage des Kongresses kam Manuilski zu mir, und ich hatte mit ihm folgendes Gespräch. Ich erinnere mich daran und kann es Ihnen nahezu wortwörtlich wiederholen. ›Na, Fanja‹, sagte er mir, ›Sie kehren ins Ausland zurück. Das bedeutet, wir müssen uns voneinander verabschieden. Wir werden uns schwerlich nochmals wiedersehen.‹ – ›Warum so tragisch‹, antwortete ich, ›Sie werden fahren, und wir werden uns irgendwo einander wieder begegnen und wahrscheinlich auch wieder zusammen arbeiten.‹ (In Italien hatten wir ein Jahr zusammen gearbeitet.) ›Nein‹, sagte Manuilski, ›ich werde niemals mehr ins Ausland gelangen. Stalin weiß, daß ich gegen ihn bin, und er wird mich niemals mehr ins Ausland schicken. Ich komme entweder in den Kaukasus oder nach Sibirien.‹ (Sechs Wochen später saß er in Berlin und hat uns [die deutschen Stalin- und ThälmannKritiker] ausgeschlossen.)«[83]

In den Reihen der deutschen kommunistischen Opposition, 1929–1933

Als F. Jezierska Ende 1928 oder Anfang 1929 nach Deutschland zurückkehrte, waren die Machtkämpfe in der deutschen KP auf ihrem Höhepunkt. Ihre politischen und persönlichen Freunde wie Ernst Meyer, Clara Zetkin, Paul Frölich und dessen Lebensgefährtin Rosi Wolfstein (später Rose Frölich) waren in der Partei an den rechten Rand gedrängt worden. Diejenigen, die ihrem politischen Standpunkt nicht abschworen wie Paul Frölich, Rosi Wolfstein, Heinrich Brandler und August Thalheimer wurden aus der KPD ausgeschlossen, genauso wie ihre Anhänger. Die meisten Ausgeschlossenen wie F. Jezierska traten der neugegründeten Kommunistischen Partei (Opposition) bei.[84]

Aus den von F. Jezierska verfaßten sowie aus den an sie gerichteten Briefen in diesen Jahren ist nur wenig und äußerst bruchstückhaft etwas über ihre berufliche und politische Tätigkeit zu erkennen. Wie in den vorangegangenen Jahren bestand im politischen Bereich die wichtigste Aufgabe in der Wahrnehmung der Verbindung zwischen verschiedenen Gruppen und Personen. Ein enger Kontakt bestand zu Clara Zetkin, die zwar in den letzten Lebensjahren immer stärker politisch isoliert war, aber in der KPD verblieb. Der erste Nachweis einer direkten Verbindung F. Jezierskas zu C. Zetkin stammt vom Oktober 1915, als F. Jezierska gemeinsam mit Mathilde Jacob die Freilassung Zetkins aus der Untersuchungshaft begrüßte.[85] Die nächsten überlieferten Schreiben Zetkins an F. Jezierska datieren von 1916 und 1920.[86] Es ist wahrscheinlich, daß F. Jezierska auch in ihren Moskauer Jahren mehrfach mit C. Zetkin gesprochen hat, die häufig zu Komintern-Sitzungen nach Rußland kam.

Für die Zeit von Ende 1929 bis Ende 1932 sind noch 19 Schreiben Zetkins an F. Jezierska erhalten geblieben, aus denen die leidenschaftliche Anteilnahme der greisen und körperlich hinfälligen Veteranin am Schicksal der kommunistischen Bewegung und ihre Dankbarkeit für die ihr von der jüngeren Genossin gezeigte Fürsorge und Anteilnahme sprechen. Zetkin legte ausführlich ihre politischen Auffassungen zu den Tagesproblemen dar und betonte, daß sie auf F. Jezierskas Meinung großen Wert lege. Weiterhin wurde F. Jezierska um die Ausführung verschiedener Aufträge gebeten, am wichtigsten davon wohl die gemeinsame Durchführung eines Frauentages von KPD und KP(O), wofür Zetkin detaillierte Anweisungen gab. Die Zusammenarbeit muß noch intensiver gewesen sein, als es sich in den Briefen Zetkins widerspiegelt, weil F. Jezierska mehrfach zu Besuchen in Zetkins Haus in Birkenwerder bei Berlin kam. Auch die Verbindung Zetkins zu den führenden KP(O)-Mitgliedern Paul Frölich und Rosi Wolfstein, mit denen Zetkin schon aus den Zeiten des Ersten Weltkriegs und vor allem aus der Anfangsphase der KPD eng verbunden war, scheint weitgehend über F. Jezierska gelaufen zu sein, die mit beiden befreundet war und zeitweise bei ihnen wohnte. So berichtete C. Zetkin am 30. Dezember 1930 von einem ausgiebigen Besuch von P[aul Frölich] und R[osi Wolfstein] in ihrem Haus in Birkenwerder.[87] All diese Briefe an F. Jezierska zeigen, daß Clara Zetkin nicht gewillt war, die rigide Linie Stalins und Thälmanns einzuhalten, sondern versuchte, sowohl auf der Funktionärs- wie auf der Mitgliederebene eine integrative Linie durchzusetzen.[88]So wurde die längst aus der KPD ausgeschlossene F. Jezierska von ihr wiederholt für die redaktionelle Betreuung der polnischen Arbeiten Rosa Luxemburgs im Rahmen des Projekts der Gesamtausgabe von Rosa Luxemburgs Werken vorgeschlagen. Auch für das Verbleiben des Hauptbearbeiters Paul Frölich setzte sie sich vehement ein.[89]

F. Jezierska hätte diese Aufgabe gern übernommen und sie auch gebraucht. Denn seit Frühjahr 1932 war sie nicht nur wie viele ihrer Freunde arbeitslos, sondern auch politisch heimatlos. Die KP(O) hatte sich zerstritten. Ein Teil schloß sich der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) an.[90] F. Jezierska, die diese Streitigkeiten mißbilligte, vollzog diesen Schritt nicht mit. »Politisch bin ich ausgeschifft, aus der KP-Opposition bin ich ausgetreten, der SAP, der alle meine Freunde beigetreten sind, habe ich mich nicht angeschlossen. Ich habe nicht den Glauben an diese Partei und muß mich damit abfinden – wie schwer das auch in dieser Zeit fällt –, außerhalb der Bewegung zu stehen. Irgendeine Arbeit zu finden, ist ganz unmöglich, und das Nichtstun wirkt nicht nur auf den Beutel, sondern auch – und das vor allem – auf die Moral sehr deprimierend.« In dieser Situation setzte sie – wohl auf Grund von Äußerungen Zetkins – sogar Hoffnungen auf eine wissenschaftliche Tätigkeit in Rußland, hatte aber Zweifel, ob sie als Parteilose in Moskau akzeptiert werden würde, was sie zur Bedingung gemacht hatte. Auf jeden Fall rechnete sie mit einem längeren Zeitraum bis zu einer Entscheidung der Moskauer Instanzen.[91]

Seit 1905 als 18jährige war F. Jezierska in der sozialistischen bzw. kommunistischen Bewegung aktiv gewesen, zunächst ehrenamtlich in ihrer Freizeit und ab 1918 immer auch hauptberuflich im politischen Bereich mit wechselnden, meist schwierigen Aufgabenstellungen auf der Helferebene. 1932 im Alter von 44 Jahren hatte sie nunmehr weder beruflich noch politisch eine Perspektive. Sie hätte mit ihren politisch-persönlichen Freunden von der KP(O) zur SAP gehen oder – das Angebot Bucharins aus dem Jahre 1930 aufnehmend[92] – zur KPD zurückkehren oder wie ihr italienischer Gesinnungsgenosse im Pariser Exil Angelo Tasca sich in Richtung der Sozialdemokraten bewegen können. Doch selbst um den Preis einer politischen und damit – zumindest teilweisen – sozialen Isolierung behielt F. Jezierska ihre Eigenständigkeit bei.

Diese autonome Haltung, wie sie im Jahre 1932 besonders deutlich wurde, ist um so bemerkenswerter, weil sie sich in dieser Zeit nicht nur politisch, sondern auch ganz persönlich sowohl im materiellen Bereich als Arbeitslose wie auch gesundheitlich in einer schwierigen Situation befand. Ein Myom im Unterleib hatte bei ihr solch einen Umfang angenommen, daß eine Operation unumgänglich geworden war. Die Beschwerden dauerten noch bis einige Zeit nach dem Eingriff an, so daß sie im September 1932 an Fritz Brupbacher in Zürich schrieb: »Ich kann mir die Welt ohne Bauchschmerzen gar nicht mehr denken!«[93] Wie die im August oder Anfang September 1932 wahrscheinlich in der Schweiz durchgeführte Operation finanziert wurde, geht aus den Briefen F. Jezierskas nicht hervor. Möglicherweise hat hier Fritz Brupbacher Gelder aufgetrieben oder selbst gespendet. Für die Zeit von Januar 1931 bis September 1933 ist eine Korrespondenz zwischen F. Jezierska und Fritz Brupbacher bzw. seiner Frau erhalten geblieben. F. Jezierska schickte für Brupbacher Zeitungsartikel, erhielt dafür sicherlich auch kleine Honorare, und im November 1931 verbrachte sie mehrere Tage bei der Familie Brupbacher in Zürich.[94] Vielleicht hat sie auch Geldmittel von der IHV erhalten, der »Internationalen Hilfevereinigung«, die als Unterstützungsorganisation für in Not geratene Mitglieder der KP(O), SAP und weiterer linker Organisationen diente, da die mit der KPD verbundene Rote Hilfe »von denen nichts wissen will«. Jedenfalls arbeitete F. Jezierska Anfang 1933 selbst für die IHV.[95]

In den Jahren nach ihrem KPD-Ausschluß pflegte F. Jezierska mit dem im französischen Exil lebenden führenden italienischen Kommunisten Angelo Tasca, den sie seit ihrer Tätigkeit in Italien kannte, einen regelmäßigen brieflichen Informations- und Gedankenaustausch. Sie schickte Berichte und Kommentare über die kommunistische Bewegung hauptsächlich in Deutschland, Rußland sowie in anderen Ländern und vor allem über die Komintern-Politik und erhielt von Tasca Nachrichten und Einschätzungen über die Lage in Italien und Frankreich. F. Jezierska stellte die Verbindung zur Spitze der KP(O), hauptsächlich zu Paul Frölich, August Thalheimer und Heinrich Brandler, aber auch zu dem noch der KPD angehörenden Ernst Meyer her. Einig waren sich die Briefpartner in der Ablehnung des intoleranten linken Stalin-Kurses.[96] Doch Ende 1931 kam es zum politischen, nicht jedoch persönlichen Bruch, als »sie erkannte, daß Tasca nicht mehr zur kommunistischen Opposition gehörte und zur Sozialdemokratie übergegangen war«. Gegenüber ihrem italienischen Genossen verdeutlichte sie in einem Brief vom 3. Februar 1932 ihre Position: »›Mir wird es niemals möglich sein, einen Platz in den sozialdemokratischen Reihen zu finden, weil ich überzeugt bin, daß deren Politik niemals zu einer Revolution führen wird.‹« Sie war nach wie vor der Auffassung, »daß nur die kommunistische Bewegung die Hoffnung auf eine neue Gesellschaft bot«.[97]

Die SAP, deren Funktionäre sie als zentristisch, deren Mitglieder und Anhänger sie aber als sozialistisch einschätzte,[98] war ihr mit den Bestrebungen zur Errichtung einer Einheitsfront zwar sympathisch, aber sie beurteilte diese Aktivitäten im Juni 1932 als hoffnungslos, da die neue Partei keinen Einfluß habe.[99] Nach der Spaltung der KP(O) und dem Anschluß eines Teils der früheren KP(O)Mitglieder an die SAP bemerkte sie so starke ideologische Differenzen, daß sie eine neue Spaltung, diesmal bei der SAP, voraussah und den Übertritt zur SAP, den die meisten ihrer politischen Freunde vornahmen, nicht mitmachte.[100] Für sie war die KPD der eigentliche Träger einer revolutionären Bewegung bzw. der Abwehr der faschistischen Gefahr, nur daß die deutschen KP-Führer, »denen ihr Prestige wichtiger ist als das Interesse der Arbeiterklasse«, und die Komintern durch ihre Haltung alle Möglichkeiten zunichte machten, wie sie im Juni und September 1932 dem Schweizer Kommunisten Fritz Brupbacher schrieb. Statt der Parole der Einheitsfront gegen den Faschismus würde die KPD mit nationalistischen Flugblättern sich der Nazi-Propaganda annähern. »So glaubt man, den Nationalsozialisten das Wasser abzugraben, erreicht aber nur, daß die Grenzen verwischt werden und ein dauerndes Hinüberwechseln stattfindet. Moskau gibt zu jedem Unsinn seinen Segen, wenn nur seine Kreise nicht gestört werden.«[101]Und noch bitterer schildert sie die Situation in Deutschland im September 1932: »Die letzten Monate waren für uns unerträglich, insbesondere wegen des völligen Versagens der K.P. in einer Situation, die vielleicht für lange Jahre ausschlaggebend sein wird. Daß heute nur die Frage steht Papen oder Hitler, und eine dritte Möglichkeit gar nicht erwogen wird, – ist das nicht ein Beweis für die vollständige Ohnmacht der deutschen Arbeiterklasse?... Mit beneidenswerter Leichtfertigkeit pflegen unsere ›großen Führer‹ die objektiven Verhältnisse für alles verantwortlich zu machen.«[102]

Bemerkenswert ist auch ihre Einschätzung der KPD- und SPD-Politik in einem Brief vom 23. Februar 1933 angesichts der Übernahme der Regierungsgewalt durch die Nationalsozialisten: »Bei uns hier sieht es fürchterlich aus. Aus den Zeitungen wissen Sie natürlich, welch freches Terrorregime die Nationalsozialisten aufgerichtet haben, die Arbeiterklasse aber schweigt. Die Sozialdemokraten behaupten, es sei für sie noch kein Anlaß gegeben, etwas zu unternehmen, da ja die Verfassung noch nicht angetastet sei! So können die Nazis im Namen der ›Verfassung‹ täglich Hunderte von Proletariern morden. Und die Kommunistische Partei? Sie ist nicht vorhanden! Jetzt rächen sich die Fehler der vergangenen Jahre, die Partei, die 6 Millionen Stimmen bei den letzten Wahlen bekommen hat, ist nicht fähig, die geringste Aktion zu entfesseln. Ihrem Aufruf zum Generalstreik ist niemand gefolgt. Nach dem 5. März werden wir hier die offene faschistische Diktatur haben, und es besteht wenig Hoffnung, daß eine Abwehraktion der Arbeiter auch dann zustande kommt.«[103]

In einem Brief an F. Brupbacher vom Dezember 1931 hatte sie diese Entwicklung schon vorausgesehen. Zynisch meinte sie zu jener Zeit, daß sie den Ausbruch einer Revolution in Deutschland nicht so schnell melden könnte. »Zunächst werde ich wohl die Auswirkungen des faschistischen Regimes schildern müssen, vorausgesetzt, daß ich noch dazu imstande sein werde. Die Lage wird bei uns immer bedrohlicher, die Nationalisten [sic!] sprechen offen von ihren Absichten, aber nirgends sieht man Vorbereitungen zu ihrer Abwehr. Auch nicht bei den Kommunisten, die sich wie immer auf ultralinke Phrasen beschränken und jede Aktion fürchten – aus Angst, den Fünfjahresplan zu gefährden.«[104]

Da F. Jezierska wohl nicht öffentlich in der KP(O) in Erscheinung getreten war, entging sie nach dem 30. Januar 1933 der ersten nationalsozialistischen Verfolgungswelle. Sie stürzte sich in die politisch-karitative Arbeit und engagierte sich in der »Internationalen Hilfevereinigung«, einer für die Mitglieder der KP(O) sowie anderer linksradikaler Parteien und Gruppen gegründeten Unterstützungsorganisation, die angesichts der faschistischen Verfolgungen besonders wichtig geworden war, zumal die »Internationale Rote Hilfe« sich für außerhalb der KPD stehende Personen als nicht zuständig erklärte.[105] Dadurch mag sie doch die Aufmerksamkeit der Nazis geweckt haben. Jedenfalls meldete sie sich Anfang August 1933 bei der Familie Brupbacher mit einer Postkarte aus der Schweiz, und zwar aus der Gegend von Lugano, wo sie sich – möglicherweise aus gesundheitlichen Gründen – schon einige Zeit aufgehalten hatte. Sie wollte »in 8–10 Tagen« ihre Reise fortsetzen » – nach Paris«. Und vorher wollte sie noch versuchen, in Zürich Brupbachers anzutreffen.[106] Am 16. September 1933 meldete sie sich aus der französischen Hauptstadt und erhoffte sich einen baldigen Besuch von Fritz Brupbacher und seiner Frau. »Sie schreiben mir vielleicht ein Kärtchen und geben mir ein Rendezvous, ich habe sehr viel Zeit und kann mich ganz nach Ihnen richten.«[107] Fanny Jezierska konnte sich vor dem faschistischen Terror in Deutschland in Sicherheit fühlen, aber die Schwierigkeiten und Nöte des Emigrantenlebens wurden sofort für sie fühlbar.

 

Die Jahre im Pariser Exil (1933–1940)

Ihre Lebensbedingungen als Emigrantin waren schwierig, wie sie Anfang Januar 1934 ihrer langjährigen, nunmehr in England lebenden Freundin Lisa Price, die sie 1918 bei ihrer Arbeit in der Russischen Botschaft in Berlin kennen gelernt hatte, schilderte: »Meine Arbeitserlaubnis habe ich immer noch nicht, und eine kleine Arbeit, die ich ohne Erlaubnis mache und die mir wenigstens soviel einbrachte, wie mein Zimmer kostet, geht auch bald zu Ende. Trotz allem geht es mir noch besser als Tausenden deutscher Emigranten, die in Kasernen interniert, ein Hungerdasein fristen. Sehr viele dagegen wohnen in den besten Hotels und nennen sich auch Flüchtlinge. Das ist es, was die Franzosen – mit Recht – erbost.« Gegenüber Philips Price, dem Mann von Lisa Price, einem Politiker der Labour Party, beklagte sich F. Jezierska über die englische Politik gegenüber Hitler: »Jede Konzession, die man heute an Deutschland macht, wird sich an ganz Europa rächen. Eine Gangsterbande hat sich [in Deutschland] des Landes bemächtigt – und wird so schonend behandelt wie keine [deutsche] Regierung zuvor. Man verliert wirklich den Glauben an die ganze Menschheit. Die [englische] Politik ist auch darum so kurzsichtig, weil ja schließlich die Aufrüstung in Deutschland nicht nur Frankreich, Rußland, Polen, sondern auch England selber bedrohen wird. Wenn die englische Regierung wollte, könnte sie so vieles verhindern. Aber mir scheint, die Leute, vor allem die Labour Party, sind mit Blindheit geschlagen.«[108]

Als die Labour Party fast zwei Jahre später auf ihrem Parteitag im Herbst 1935 einen Beschluß faßte, sich für die Verhängung von Sanktionen gegenüber Deutschland einzusetzen, falls die Hitler-Regierung mit aggressiven Maßnahmen gegen die Nachbarländer vorgehen sollte, begrüßte die Emigrantin – durch Heirat unterdessen unter dem Namen Thomas-Jezierska – in ihrem Brief vom 9. Oktober 1935 natürlich diese Haltung, bemerkte aber etwas skeptisch: »...hoffentlich bleibt die Partei bei dieser Politik, auch wenn es nicht direkt um Englands Interessen geht, wenn z.B. Hitler Österreich kapert oder Memel.«[109]

Standen in ihrem Schreiben vom Januar 1934 noch die Verfolgungsmaßnahmen in Deutschland gegen alle Gegner der Nationalsozialisten im Mittelpunkt, so berichtete sie im Oktober 1935 ihrer englischen Freundin von der massiven Drangsalierung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und den Überlegungen ihrer davon betroffenen, noch in Berlin lebenden Schwester, Dr. med. Sophie Riesenfeld-Jezierski, mit ihrer Familie auszuwandern. »Meine Schwester möchte brennend gern aus Deutschland heraus, aber ihr Mann [ebenfalls Arzt][110] kann sich absolut nicht entschließen. Es ist schwer, wenn man sich ein Haus und eine Praxis erarbeitet hat, alles da zu lassen und mit kleinen Kindern und ein paar Mark in der Tasche ins Ungewisse zu gehen. Wie mich diese Gedanken und Vorstellungen peinigen, das kann ich Ihnen kaum schildern. Am Tage bin ich abgelenkt durch die tausend Dinge, aber nachts kann ich nicht schlafen, weil ich mein Gehirn zermartere im Suchen nach einem Ausweg. Weiß ich doch am besten durch meine Arbeit, was heute Emigration bedeutet: nirgends geduldet, keine Hilfe, kein Land, das einem Aufenthalts- oder gar Arbeitserlaubnis gibt. Hier werden die Emigranten nach wie vor in Massen ausgewiesen, und wir, unser Komitee, werden [im Original: wird] immer ratloser.« [111]

F. Thomas-Jezierska arbeitete – zumindest 1935 – in einer Hilfseinrichtung für deutsche Emigranten, dem zwischen November 1933 und Juni 1936 bestehenden »Comité allemand« (offizielle Bezeichnung: Deutsche Kommission) in Paris, 8, rue Chambiges, 8. Arrondissement. Im Vorstand dieser Organisation wirkte u. a. der Sozialdemokrat Hugo Simon mit, dessen politischen und persönlichen Freundeskreis in Berlin auch F. Jezierska in den Jahren vor und nach 1914 angehört hatte. Ob sie als ehrenamtliche oder bezahlte Kraft tätig war und von welcher Zeitdauer ihre Mitarbeit war, ist aus ihren erhalten gebliebenen Briefen nicht ersichtlich. Jedenfalls wird in späteren Briefen das »Comité allemand« nicht mehr erwähnt.[112] Ihr eigener formaler Status hatte sich unterdessen wesentlich gebessert, da sie – spätestens Mitte 1935 – durch Heirat die französische Staatsangehörigkeit erlangt hatte und nunmehr Fanny Thomas-Jezierska hieß.[113] Zwar gab sie in allen späteren Schreiben immer diesen Namen an, aber weder in ihren eigenen noch in den an sie gerichteten Briefen wurde jemals ihr Mann erwähnt. Offensichtlich handelte es sich um eine Scheinheirat zur Erlangung des französischen Passes. Im Januar 1934 hatte sie eine Einladung von Lisa Price zu einem Erholungsaufenthalt auf das Landgut des britischen Journalisten Philips Price in England noch ablehnen müssen, da sie befürchtete, nicht mehr nach Frankreich zurückgelassen zu werden. Jetzt konnte sie mit dem französischen Paß je zweimal nach England und in die Schweiz sowie einmal 1937 nach Deutschland reisen. Ihre Deutschlandbesuche mögen mehreren Zielsetzungen gedient haben: Zum einen wollte sie ihrer Schwester und deren Familie bei der Ausreise helfen, zum anderen den in die Schweiz emigrierten Georg Ledebour, mit dem sie zwischen 1935 und 1940 korrespondierte,[114] bei der Rettung seines Nachlasses und seiner Bibliothek unterstützen und schließlich für ihre Pariser Freunde von der KP(O) und SAP auf konspirativem Wege Nachrichten mit den in Deutschland verbliebenen Genossen austauschen. Von ihren langjährigen politisch-persönlichen Freunden waren Paul Frölich, Rosi Wolfstein, Kostia Zetkin und Jacob Walcher in Paris. »Von der alten Gruppe [KP(O)] – Brandler und Thalheimer.«[115] Offensichtlich stand sie noch mit allen genannten Personen in Verbindung, obwohl diese zum Teil miteinander zerstritten waren.

Eine damals wahrscheinlich noch mögliche Emigration nach England mit Hilfe von Lisa Price kam für F. Jezierska wegen der fehlenden englischen Sprachkenntnisse nicht in Frage, während ihre Französischkenntnisse – mit etwas zusätzlichem Lernen – offensichtlich für ein Leben in Paris ausreichend waren. Wichtig für sie war natürlich die Anwesenheit ihrer politischen Freunde in Paris, von den Deutschen bis zu den Italienern.

Wie stark negativ sich die parteipolitischen Gegensätze im linken Lager auf die persönlichen Freundschaften auswirkten, verdeutlicht eine Episode mit Hermann Duncker, der bei der KPD verblieben war und nach Aufenthalt im nationalsozialistischen Konzentrationslager ebenfalls nach Frankreich emigrieren konnte. Duncker schien F. Thomas-Jezierska bei mehrfachen Begegnungen in den Straßen von Paris bewußt zu ignorieren, weil sie Ende der 1920er Jahre ins Lager der kommunistischen Opposition übergegangen war. Jedenfalls vermutete sie das, als sie im Mai 1939 an die in die USA emigrierte Käte Duncker schrieb. Erst fast ein Jahr später, im April 1940, unter dem Eindruck eines schweren Schicksalsschlages – sein Sohn Karl Duncker hatte in den USA Selbstmord verübt – besuchte Hermann Duncker die alte Freundin der Familie und erzählte von seinen Erlebnissen und dem Ergehen seiner Familienangehörigen. Doch F. Thomas-Jezierska konnte nunmehr diesen wieder angeknüpften Kontakt nicht pflegen, da sie einen Monat zuvor eine neue, sehr anstrengende Arbeit in einer Fabrik für Radioteile aufgenommen hatte.

Über die politischen Aktivitäten F. Thomas-Jezierskas in Paris geht aus ihren Briefen und den an sie gerichteten Schreiben fast nichts hervor. In einer ihrer unterdessen in Archiven lagernden Briefsammlungen existiert ein Schreiben der Jugendorganisation der SAP, des S.J.V.D., an die Jugendorganisation der KP(O), KJ(O), vom 17. März 1936 mit der Unterschrift von Willy Brandt, zu jener Zeit »Leiter des SAP-Büros und der SJV-Zentrale in Oslo«[116]. Hierin begrüßte die Führung der S.J.V.D. die Bereitschaft des Aktionskomitees der KJ(O), sich der Einheitsfront von SAP- und KPD-Jugend anschließen zu wollen. Einzelheiten sollten noch mitgeteilt, direkte Verbindungen zwischen den Auslandvertretungen von S.V.J.D. und KJ(O) schon aufgenommen und Materialien der SAPJugendorganisation an die KJ(O) gesandt werden.[117] Offensichtlich hat F. Thomas-Jezierska wieder als eine Art Verbindungsfrau agiert.

Diese Aufgabe übte sie konkret aus, als Bucharin im April 1936 zu einem letzten, kurzen Aufenthalt in Paris weilte, um auf einer Veranstaltung der »Association pour l’étude de la culture soviétique« einen öffentlichen Vortrag zu halten.[118]Über F. Thomas-Jezierska und ihre politischen Freunde Brandler und Thalheimer ließ Bucharin dem 1929 aus der Komintern und der PCI ausgeschlossenen und im französischen Exil lebenden Angelo Tasca ausrichten, daß er dessen Ausscheiden – wohl auch das der anderen früheren KPD-Genossen – sehr bedauere. »Dieser Beitrag von kompetenter Seite kam aber zu spät.«[119] Wahrscheinlich hätte bei dieser Gelegenheit für F. Thomas-Jezierska noch einmal wie 1930[120] eine Rückkehrmöglichkeit zur KPD und zur Komintern und damit wieder eine bessere Chance für eine politische Betätigung und eine solidere materielle Existenz bestanden. Doch für sie kam die Aufgabe ihrer Grundsätze nicht in Frage. Wie bereits erwähnt, war sie 1932 nicht wie ihre politisch-persönlichen Freunde von der KP(O) zur SAP übergegangen und parteilos geblieben. Allerdings berichtet 1967 ihre Freundin Rose Frölich (damals in Paris noch Rosi Wolfstein), daß F. Jezierska Mitglied in der SAP gewesen sei. Möglicherweise ist F. JezierskaThomas in Paris doch noch Mitglied der SAP geworden.[121] Neben den Verbindungen zu ihren nach Paris emigrierten alten Freunden aus der PCI, der KP(O) und SAP unterhielt sie auch Kontakte zu Vertretern, der Sozialistischen ArbeiterInternationale,[122] sowie zu den bekannten SPD-Politikern Rudolf Breitscheid und – insbesondere – zu Rudolf Hilferding.[123] Soweit ihre Erwerbstätigkeit und ihr Gesundheitszustand ihr dazu die Möglichkeiten ließen, war sie voll in die linke Pariser Emigrantenszene eingebunden und pflegte auf Grund ihrer menschlichen Haltung Kontakte zu Personen aus unterschiedlichen Gruppen.

Bis – möglicherweise – auf die ersten zwei Exiljahre in Paris mußte F. ThomasJezierska einer Tätigkeit als Fabrikarbeiterin nachgehen, was ihr wegen ihres angegriffenen Gesundheitszustandes sehr schwer fiel. »...ich quäle mich sehr, lasse mich aber nicht unterkriegen.«[124] Es gelang ihr, 1935 und 1939 Erholungsaufenthalte auf dem Landsitz ihrer alten Freunde Lisa und Philips Price in England und zweimal in der Schweiz (einmal davon im Sommer 1937) bei Freunden in Lugano mit Abstechern nach Zürich – möglicherweise zu den Brupbachers – und nach Bern zu Minna und Georg Ledebour anzutreten. Die betreffenden Freunde – außer den wenig begüterten Ledebours – hatten wohl auch die Reisekosten getragen. Ihre schlechte Lage, »mittellose Emigrantin und krank«, wie Georg Ledebour ihre Situation beschrieb, machte sie teilweise von der Unterstützung ihrer wohlhabenden Bekannten abhängig. Willi Münzenberg in Paris mit seinen vielfältigen Verbindungen in der Exilantenszene wollte sich Anfang 1939 auf Bitten Ledebours um eine Möglichkeit für eine Bürotätigkeit F. ThomasJezierskas bemühen, wohl ohne Erfolg, da sie im März 1940 wieder eine Arbeit in einer Pariser Fabrik für die Herstellung von Radioteilen aufnahm.[125]

Aus Geldnot mußte sie 1938 in Paris einen kleinen Teil ihrer Sammlung von Briefen prominenter Sozialisten wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Franz Mehring u.a. an den Vertreter des IISG Amsterdam in Paris, den russischen Menschewiken Boris I. Nicolaevsky, verkaufen.[126] Bei ihrer Abreise in die USA blieb ein weiterer größerer Teil dieser Materialsammlung bei ihrem alten Freund aus italienischen Zeiten Angelo Tasca – unterdessen mit dem Pseudonym Rossi – in Frankreich zur Aufbewahrung.[127] Der größte Teil dieser Schriftstücke muß ihr 1944 oder 1945 in die USA nachgeschickt worden sein und wurde von ihr an Kostia Zetkin, der sie in Kalifornien besuchte, weitergegeben. Dieser (oder nach seinem Tode seine Witwe) hat sie Elzbieta Ettinger, der Luxemburg-Biographin überreicht, von der später diese Materialien auf Vermittlung von Brigitte Seebacher-Brandt vom AsD in Bonn erworben werden konnten. Ein anderer Teil muß in Frankreich geblieben sein und wurde dort 1967 von der Hoover Institution angekauft.[128]

Im Mai 1939 kündigte F. Thomas-Jezierska gegenüber der bereits in den USA lebenden Käte Duncker ihre Absicht an, wie die Familie ihrer Schwester in die USA nach Kalifornien auszureisen. Aber sie mußte noch warten, weil wegen ihres Geburtsortes in Polen ihre Einwanderung in die USA im Rahmen der polnischen Quote erfolgen würde. Ein Jahr später meldete sie sich erneut bei ihrer Freundin K. Duncker, und zwar immer noch aus Paris.[129] Doch vor oder nach der Einnahme von Paris durch die deutschen Truppen am 14. Juni 1940 muß F. Thomas-Jezierska nach Südfrankreich geflohen sein. Denn sie berichtete später gegenüber Nicolaevsky von langen Gesprächen mit Hilferding in Marseille, als dieser in der Zeit von Anfang Juli bis Mitte September 1940 – vergeblich – zusammen mit Breitscheid auf seine Ausreise wartete. Die Abreise von F. ThomasJezierska aus Frankreich in Richtung USA muß im Laufe der ersten Hälfte des Jahres 1941 erfolgt sein. Am 9. Juni 1941 traf sie in New York ein.[130]

Exil in Kalifornien (1941–1945)

Bereits einen Tag nach ihrer Ankunft in New York schrieb F. Thomas-Jezierska an den unterdessen dort wohnenden und ihr aus dem Pariser Exil wohl bekannten Boris I. Nicolaevsky und bat ihn um einen Gesprächstermin und um Adressen von weiteren in New York lebenden Emigranten wie Rose Hilferding, der sie Handschriften ihres Mannes Rudolf aus Frankreich mitgebracht hatte.[131] Mit Nicolaevsky blieb sie bis Anfang 1943 in brieflicher Verbindung und war für diesen eine interessante Zeitzeugin aus dem Kominternapparat für die Jahre 1924 bis 1928. Im Juli 1941 traf F. Thomas-Jezierska in Los Angeles [L.A.] ein und wohnte bei der Familie ihrer Schwester. Sie war begeistert von der Stadt, und, was für ihre Gesundheit besonders wichtig war, »das Klima [ist] herrlich«. Es stellten sich viele schon länger in Kalifornien lebende Verwandte der Familie ein, die nur englisch sprachen. Das war ein zusätzlicher Ansporn zum Erwerb der ihr bisher nicht geläufigen englischen Sprache. »Ich lerne mit aller Energie Englisch, um bald Arbeit suchen zu können.«[132] Ende August 1941 konnte sie schon fließend englisch lesen und verstehen, aber nicht sprechen. Sie, die 20 Jahre zuvor als 34jährige noch die italienische Sprache neu erlernt hatte, konnte sich nunmehr einfach nicht die englische Aussprache aneignen. Ein fließendes Sprechen der englischen Sprache war aber fast immer Voraussetzung für eine Einstellung. Das größte Hindernis für eine Beschäftigung F. Jezierska-Thomas’ in den vielen amerikanischen Rüstungsbetrieben, für die sie als Ingenieurin für Elektro- und Radiotechnik prädestiniert gewesen wäre, bestand in den für den Raum von Los Angeles geltenden behördlichen Restriktionen für alle Ausländer – auch für sie als Französin –, die deren Einstellung verboten. Bei einem Wechsel nach San Francisco oder New York hätte sie zwar größere Chancen auf einen besseren, ihren Qualifikationen angemessenen Arbeitsplatz gehabt, aber es wäre dort schwieriger gewesen, eine preiswerte Wohnung zu mieten.[133] Letztendlich scheint aber der Rückhalt in der Familie ihrer Schwester – trotz fehlender weltanschaulicher Gemeinsamkeiten – den Ausschlag für ein Verbleiben in L.A. gegeben zu haben.

So trat sie Ende März 1942 eine schlecht bezahlte, äußerst anstrengende Stellung als Hilfspflegerin mit zehnstündiger Arbeitszeit pro Tag in einer Lungenheilanstalt in Duarte in der weiteren Umgebung von L.A. an. Lediglich zweimal im Monat konnte sie zur Familie ihrer Schwester nach L.A. fahren. Im November 1942 gab sie die Stellung im Krankenhaus auf, wobei das antisemitische Auftreten einiger nichtjüdischer amerikanischer Krankenschwestern zu diesem Entschluß beigetragen hatte. Nach einer mehrwöchigen Erholungspause mit Fortbildungsmaßnahmen erhoffte sie sich eine qualifiziertere Stellung. Doch konnte sie wegen der noch immer restriktiven Bestimmungen für die Beschäftigung von Ausländern im Raum Los Angeles nur eine einfache, wieder körperlich sehr anstrengende Arbeit in einer von ihrer Wohnung weit entfernten Fabrik mit einer SechsTage-Woche aufnehmen. Und die schlechten Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln brachten eine erhebliche Verlängerung des Arbeitstages mit sich.[134]

Durch die zeitliche und physische Belastung war sie meist so erschöpft und ausgelaugt, daß sie in all diesen Jahren ihres amerikanischen Exils Mühe hatte, die Briefe ihrer ebenfalls in die USA emigrierten alten Freunde Käte und Hermann Duncker, Paul Frölich, Rosi Wolfstein und Kostia Zetkin in angemessener Zeit und mit einigen politischen Inhalten zu beantworten. Denn sie liebte und brauchte diesen politischen Gedankenaustausch mit Freunden, wie ihre Korrespondenzen aus den vorangegangenen Jahren mit Fritz Brupbacher und Georg Ledebour zeigen. Da sie selbst nur unregelmäßig auf Briefe antwortete, trafen die von ihr so heiß ersehnten Nachrichten von Freunden und Bekannten nur spärlich ein. Diesen Grund erkannte sie mit ihrem Realitätssinn selbst, konnte aber wegen der schlechten Arbeitsbedingungen nichts ändern. Nur die ebenfalls in den USA lebende Frau des Menschenrechtlers und Mathematikers Emil Gumbel, den sie wahrscheinlich seit dem Ersten Weltkrieg aus dem Kreis der Linkspazifisten um den Bund »Neues Vaterland« und weiter aus den Pariser Exiljahren kannte, schrieb ihr regelmäßig jeden Monat, unabhängig davon, wie oft F. ThomasJezierska sich äußerte. Direkte Gespräche mit sozialistischen Freunden gab es für sie ab 1942 gar nicht mehr. Denn ihre noch 1941 in L.A. lebenden Bekannten, die Emigranten Felix Kautsky, ein Sohn Karl Kautskys, und Elias Laub, der frühere sozialistische Berliner Verlagskaufmann, mit denen sie in den Monaten nach ihrer Ankunft Kontakt gehabt hatte, zogen in weit entfernte Städte. Die Familie ihrer Schwester war wenig politisch interessiert, hatte – im Gegensatz zu F. Thomas-Jezierska – eine stark religiöse Einstellung und verbrachte viel Zeit in der Synagoge. In dieser Lage fühlte sich F. Thomas-Jezierska vollständig vereinsamt und nutzlos. Hatte sie im Pariser Exil noch einige Möglichkeiten zur politischen Arbeit, so reduzierte sich ihr Leben in L.A., wie sie selbst bitter vermerkte, weitgehend auf den bloßen materiellen Lebenserhalt. Dabei vergaß sie nicht die schreckliche Lage ihrer jüdischen Verwandten in Polen, über die sie keine Nachrichten hatte: »Alle diese Sorgen sind zwar quälend für mich, aber sie zählen kaum, wenn man an das Furchtbare denkt, das heute in der Welt mit unseresgleichen [den Juden] geschieht. Es ist ja schließlich nur ein Zufall, daß ich hier bin und nicht in Polen, wo heute jedem [jüdischen] Menschen der Schlachthof droht. Ich habe dort – vielleicht noch – einen Teil meiner Familie, und der Gedanke an sie und an ihre vielen, vielen Leidensgenossen gibt mich keinen Augenblick frei.

Ich bin wie besessen von diesem Gedanken.« [135]

Lichtblicke waren Briefe der Freunde und ab Ende 1942 die Entwicklung der Kriegslage zugunsten der Alliierten. »Das einzig Erfreuliche in dieser gottverlassenen Zeit sind die russischen Siege.« Gleichzeitig hatte sie, wie sie Käte Duncker mitteilte, Sorge, daß der Stalin-Kult verstärkt werden würde, »und diesmal sogar mit einiger Berechtigung«. Schmerzhaft war für sie, daß keine Nachrichten über die politischen Gefangenen in Rußland vorlagen. »Sollte das alles wirklich bedeuten, daß trotz den Siegen drüben alles beim Alten bleibt? Das wäre zu enttäuschend.«[136] Doch als Nicolaevsky, einer ihrer wichtigen Briefpartner dieser Jahre, zu den Siegen der russischen Armee kritisch anmerkte, daß diese militärischen Erfolge einer Verbreitung des Stalinschen Sklaverei-Systems dienten, entgegnete sie im Januar 1943: »Sie kennen mein Verhältnis zur Politik der UdSSR. Es hat sich kein Jota verändert. Die Rote Armee kämpft jetzt so heroisch, daß es mir unmöglich erscheint, sie in irgendeiner Weise anzugreifen. Aber eine Polemik gegen Stalin in diesem Augenblick würde einer Polemik gegen die Rote Armee gleichkommen. Ich bin mir dessen ganz sicher, was ein vollständiger Sieg der UdSSR bedeuten wird, und wünsche ihn trotzdem von ganzem Herzen, ersehne ihn, da der Sieg über Hitler notwendig ist, und ohne ihn würde es schwer sein zu atmen.«[137] F. Jezierska hatte schon zehn Jahre zuvor im Februar 1932 gegenüber ihrem italienischen Genossen Tasca deutlich gemacht, daß nach ihrer Auffassung nur die kommunistische Bewegung eine neue Gesellschaft schaffen könnte.[138]Gleichzeitig lehnte sie ein Unterdrückungssystem wie das unter Stalin entschieden ab. Um so entsetzter war sie, als im März 1943 Nachrichten aus Rußland über die Beseitigung von kommunistischen Kritikern zu ihr nach Kalifornien drangen. »Sollte sich wirklich nichts dort geändert haben, und geht der Kurs von 1936/38 weiter? Was haben wir [die nichtstalinistischen Kommunisten] dann von der Zukunft zu hoffen? Was den Krieg anbelangt, so kann man vielleicht optimistisch sein, aber für uns scheint die Zukunft so düster auszusehen wie je.«[139] Das war ihre letzte bekannt gewordene politische Äußerung. Seit ihrer Jugendzeit hatte sie sich für eine sozialistische oder kommunistische Gesellschaft eingesetzt. Jetzt, im Alter von 56 Jahren, mußte sie erleben, daß der einzige Staat, der in die von ihr herbeigesehnte Entwicklung zu gehen schien, erneut die Richtung zur massiven Unterdrückung der politisch Andersdenkenden einschlug. Diese schwere Enttäuschung mußte sie in den letzten anderthalb Lebensjahren ertragen.

Obwohl es ihr auf Grund ihres erschöpften Zustandes manchmal große Mühe bereitete, beantwortete F. Thomas-Jezierska gern die Fragen Nicolaevskys zu Interna im Kominternapparat, soweit es ihrem tatsächlichen Erfahrungsstand aus ihrer Tätigkeit während der Jahre 1924 bis 1928 in Moskau entsprach. Ihr Briefwechsel mit Nicolaevsky hatte für sie einen besonderen Wert, weil er auf russisch geführt wurde, wobei sie sehr variationsreich mit »Fanni Toma-Ezierskaja«, »Fanni Ezierskaja«, »Fanni Toma«, »F. Toma« oder »F.T.« unterschrieb. Ihre Aussagen zur Entstehung der Differenzen zwischen Bucharin und Stalin, zu dem Wirken des deutschen Kommunisten Heinz Neumann in China und seine damalige Unterstützung durch Stalin sowie Mitteilungen über weitere KominternFührer wie Manuilski u.a. sind bisher wissenschaftlich überhaupt nicht genutzt worden und müßten von spezialisierten Historikern daraufhin überprüft werden, ob – wenn auch wahrscheinlich nur in kleinem Ausmaße – neue Aspekte zur Komintern-Geschichte enthalten sind.

Die letzten erhalten gebliebenen Briefe F. Thomas-Jezierskas stammen vom 10. Januar 1943 (an Nicolaevsky) und vom 14. März 1943 (an Käte und Hermann Duncker). Beklagte sie sich gegenüber Nicolaevsky noch über ihre lange, ermüdende Arbeit in der Fabrik, so teilte sie den Dunckers voller Freude mit, daß sie eine nette, wenn auch schlecht bezahlte Arbeitsstelle in L.A., offenbar in einem kleinen Büro einer Wohltätigkeitsorganisation, bekommen hatte und versuche, das Geld für eine Reise nach New York und zu all ihren im Lande verstreuten Freunden zusammenzubekommen.[140] Endlich hatte sie wieder eine Aufgabe politisch-sozialen Charakters, mit der sie sich identifizieren konnte, und ähnlich gesinnte Kolleginnen und Kollegen gefunden. Wie lange diese neue Tätigkeit von ihr wahrgenommen werden konnte, ist nicht bekannt. Denn über die folgenden Lebensmonate liegen keinerlei Informationen vor. Am 22. November 1945 soll Fanny Thomas-Jezierska in den USA verstorben sein, wie ihre Freundin Rose Frölich (vormals Rosi Wolfstein) 1967 schriftlich gegenüber dem IISG Amsterdam angegeben hat. In der Sammlung Karl Liebknecht (Robert Liebknecht) im IISG, Amsterdam befinden sich sechs persönliche Briefe Karl Liebknechts – Liebesbriefe – an Fanny Jezierska aus dem Jahre 1910. Auf einem dazugehörigen Briefumschlag hat »R. .L.« (Robert Liebknecht, Karl Liebknechts Sohn) vermerkt: »Diese Briefe wurden mir [1960?] von Kostja Zetkin übergeben, der Fanni Jezierska in Amerika bei ihrer Krankheit pflegte und ihrer Agonie u[nd ihrem] Tod beiwohnte.«[141]

 


[1] Rosa Luxemburg, Gesammelte Briefe, Bd. 5, hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Leitung der Redaktion: Annelies Laschitza und Günter Radczun. Berlin-Ost 1984 (im folgenden: R. Luxemburg, Ges. Briefe, 5), S. 34, 58, 77, 81, 84, 109, 110, 352, 387, 411 (S. 116, unklar, ob mit Frl. J. auch F. Jezierska gemeint ist). Karl Liebknecht, Gesammelte Reden und Schriften, hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus, Bd. VIII, August 1914 bis April 1916, Berlin [Ost] 1966 (im folgenden: Liebknecht, Ges. Reden u. Schriften, VIII), S. 332 f. Ünlüdag, Tania: »Die Tragödie einer Kämpferin für die Arbeiterbewegung«? – Clara Zetkin 1928–1931. Eine ausgewählte Dokumentation, in: IWK – Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (im folgenden: IWK), Jg. 33 (1997), H. 3, S. 313–360 (im folgenden: Ünlüdag, Die Tragödie), hier: S. 348–353.

[2] Für die folgenden Bände von Lenins Werken ist F. Jezierska als eine der beiden Übersetzer angegeben: Lenin, W. I.: Die Periode der »Iskra«, 1900–1902, Erster Halbband. Wien/Berlin 1928 (Sämtliche Werke, Bd. IV); ders.: Die Periode der »Iskra«, 1900–1902, Zweiter Halbband, Wien/ Berlin 1929 (Sämtliche Werke, Bd. IV/2). In der »Internationalen Presse-Korrespondenz«, Jg.7 (1927) erscheint ihr Name als Verfasserin einiger Artikel (siehe unten, S. 302).

[3] Ünlüdag, Die Tragödie, S. 348–353, Zitat: S. 351.

[4] Maschinenschriftliches Manuskript »Seidenraupen« von Hugo Simon, in: Archiv der Hamburger Arbeitsstelle für Exilliteratur, Universität Hamburg (im folgenden: Simon, Seidenraupen), S. 1133. Es ist bemerkenswert, daß Simon der Beschreibung F. Jezierskas (wie auch der russischen Emigranten Alexandra Kollontai und Alexander Stein) einen ähnlich breiten Raum einräumt wie der von prominenten Zeitgenossen wie Karl Kautsky, Karl Liebknecht, Eduard Fuchs, Rudolf Hilferding, Rudolf Breitscheid, Leo Kestenberg, Paul Cassirer, Harry Graf Keßler u.a.

[5] I primi dieci anni di vita del Partito Communista Italiano. Documenti inedeti del’Archivio Angelo Tasca, curati e presenti du Giuseppe Berti, in: Annali [Feltrinelli Editore Milano], 8. Jg. (1966) (im folgenden: Annali, 1966), S. 260 (Zwischentext von G. Berti). Für die Übersetzungen aus dem Italienischen danke ich Dott.ssa Carla Migliorati, Rom, und Dr. Gernot Wapler, Berlin. Dank für den Hinweis auf die Materialien betreffend die Tätigkeit F. Jezierskas in Italien an Wilfried Dubois, Frankfurt/Main.

 

[6] Die folgenden persönlichen und politischen Lebensdaten – soweit nicht anders angegeben – aus: – Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes Berlin, R 522, Europa Generalia 82, Nr. 20, die Sozialdemokratie in Rußland, Bd.1, März 1915 bis Oktober 1919, unp., Antwort des Polizeipräsidiums Charlottenburg vom 1. 8. 1916 auf eine Anfrage des Auswärtigen Amtes vom 31. 7. 1916 (dort das Geburtsdatum 28. 9. 1887 nach dem damals im russischen Bereich verwendeten Julianischen Kalender).

                Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte, Moskau (im folgenden nach der russischenAbkürzung: RGASPI), fonds 495, opis 205, dello 9963 [im folgenden abgekürzt: f., op., d.], Bl. 1 (Karteikarte der R.K.P.[B]), Bl. 5, 6 (Kaderakte der Komintern). Für die Übersetzung danke ich Alexander Petrusevic, Moskau.

                Internationales Institut für Sozialgeschichte, Amsterdam (im folgenden: IISG, Amsterdam),archivinterne Kurzbiographie nach schriftlich am 21. 5. 1967 gemachten Angaben von Rose Frölich (Freundin von F. Jezierska), diese Kurzbiographie noch weiter verkürzt wiedergegeben in: Jaap Haag and Arie van der Horst (Hg.), Guide to the International Archives and Collections at the IISH, Amsterdam, Amsterdam 1999, S. 113.

[7] Tych, Feliks/Luban, Ottokar: Die Spartakusführung zur Politik der Bolschewiki. Ein Kassiber Leo Jogiches’ aus dem Gefängnis an Sophie Liebknecht vom 7. 9. 1918, in: IWK, Jg. 33 (1997), H. 1, S. 99.

[8] Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, BerlinLichterfelde [im folgenden: SAPMO-BArch], NY 4445/171, Bl. 97, Brief F. Jezierskas an Hermann Duncker, 2. 8. 1916. Ihre Schwester Sophie, die Ärztin wurde, pflegte in ihrer späteren Familie die religiösen jüdischen Gebräuche (siehe unten, S. 316f.).

[9] SAPMO-BArch, NY 4445/261, Bl. 76, Brief Fanny Thomas-Jezierskas an Käte Duncker, 21. 8. 1941 (Erwähnung der Spezialisierung auf Radiotechnik).

[10] Siehe Anm. 6, 1. Spiegelstrich.

[11] Simon, Seidenraupern, S. 1127 f., 1133.

[12] Abschriften der Briefe F. Jezierskas vom 27. 5. 1914 und 27. 4. 1914 im Namen des Hilfsvereins an Unbekannt (wahrscheinlich an eine Gewerkschaftsinstanz) wegen Druckschriftenzusendung, in: Landesarchiv Berlin, Ernst-Reuter-Archiv, Mikrofilm 170/7, 170/9.

[13] Trotnow, Helmut: Karl Liebknecht und der »Deutsche Hilfsverein für die politischen Gefangenen und Verbannten Rußlands«, in: IWK, 12. Jg. (1976), H. 3, S. 353–368. Luban, Ottokar: Ergänzungen zum Aufsatz von Hanna Papanek, in: IWK, 30. Jg. (1994), H. 4, S. 659f. (Wissenschaftliche Mitteilungen). Gülzow, Erwin: Der Bund »Neues Vaterland«. Probleme der bürgerlich-pazifistischen Demokratie im ersten Weltkrieg (1914–1918), Diss., Humboldt Universität Berlin 1969.

[14] Siehe Anm. 6: Angaben in der Kaderakte und bei Rose Frölich.

[15] SAPMO-BArch, NY 4445/136, Bl. 181, NY 4445/137, Bl. 120, Briefe Herm. Dunckers an Käte Duncker, 28. 11. 1916, 14. 2. 1917; NY 4445/171, Bl. 98, 114, 120, Briefe F. Jezierskas an Herm. Duncker, 2. 8. 1916, 21. 4. 1917, 11. 8./15. 8. 1917.

[16] SAPMO-BArch, NY 4445/155, Bl. 273, Brief Herm. Dunckers an Hedwig Duncker, 5. 6. 1918.

[17] Luxemburg, Ges. Briefe, 5, S. 34, 58, 77, 81, 84, 109, 110, 352, 387, 411.

[18] A.a.O., S. 58.

[19] Luban, Ottokar: Mathilde Jacob – mehr als Rosa Luxemburgs Sekretärin! Mit dem Text von M. Jacobs einziger öffentlicher Rede (19. 12. 1920), in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 2002/III, S. 110–128.

[20] Luxemburg, Ges. Briefe, 5, S. 77, 81, Schreiben R. Luxemburgs an M. Jacob, 24. 9., 16. 10. 1915.

[21] RGASPI, f. 528, op. 1, d. 1061, Bl. 165, Postkarte vom 14. 10. 1915.

[22] Luxemburg, Ges. Briefe, 5, S. 411.

[23] Siehe unten, S. 319f.

[24] Liebknecht, Ges. Reden u. Schriften, VIII, S. 332 f., Zitat: S. 332, Brief K. Liebknechts an F. Jezierska, 18. 10. 1915.

[25] SAPMO-BArch, NY 4445/132, Bl. 52, 50, 70; NY 4445/133, Bl. 1 f., 84, 217, 281; NY 4445/ 134, Bl. 89, 150; NY 4445/135, Bl. 63, 100; NY 4445/136, Bl. 19, 34, 53; NY 4445/137, Bl. 81, 120, 215; NY 4445/138, Bl. 71; NY 4445/139, Bl. 117, 175, 207; NY 4445/140, Bl.56; NY 4445/ 171, Bl. 97–99, 100–102, 106, 111–113, 114, 119, 120f.; NY 4445/236, Bl. 90.

[26] SAPMO-Barch, NY 4445/136, Bl. 215, Brief Käte Dunckers an Herm. Duncker, 28. 12. 1916; NY 4445/171, Bl. 112, Brief F. Jezierskas an Herm. Duncker, 22. 1. 1917.

[27] SAPMO-Barch, NY 4445/137, Bl. 215, Brief Käte Dunckers an Herm. Duncker, 13. 3. 1917 (Zitat); NY 4445/171, Bl. 98, 100, 111, 119, Briefe F. Jezierskas an Herm. Duncker, 2. 8.,1. 9. 1916 , 22. 1.,2.[?]8. 1917.

[28] SAPMO-Barch, NY 4445/136, Bl. 53, Brief Käte Dunckers an Herm. Duncker, 19. 10. 1916.  

[29] SAPMO-Barch, NY 4445/133, Bl. 282, Brief Käte Dunckers an Herm. Duncker, 16. 5. 1916.

[30] SAPMO-BArch, NY 4445/132, Bl. 217, 234, Briefe Käte Dunckers an Herm. Duncker 30. 11., 8./9. 12. 1915.

[31] SAPMO-BArch, NY 4445/155, Bl. 262, 267, Briefe Herm. Duncker an Hedwig Duncker,

[32] . 5., 27. 5. 1918.

[33] SAPMO-BArch, SgY 30/0297 (Erinnerungsbericht von Friedel Gräf), Bl. 43.

[34] SAPMO-BArch, NY 4445/141, Bl. 159, 203, Briefe Käte Dunckers an Herm. Duncker, 19. 9. und (Zitat:) 29. 9. 1918.

[35] IISG, Amsterdam, Kleine Sammlungen, Fanny Jezierska, unp., Eva Mehring bzw. F. Mehring an F. Jezierska, 8. 7. 1917 bzw. 29. 12. 1917. 35 A.a.O., unp., F. Mehring an F. Jezierska, 3. 1. 1918.

[36] A.a.O., unp., F. Mehring an F. Jezierska, 29. 1. 1918, o. D.[Mai 1918]. AsD, Bonn, Kleine Erwerbungen, Sign 452 [Briefsammlung F. Jezierska], unp., F. Mehring an Clara Zetkin, 21. und 26. 5. 1918 mit einem Zettel, auf der die Bitte um Weiterleitung enthalten ist; der Text der Briefe wurde wahrscheinlich auf Seidenpapier abgeschrieben und eingerollt in der Bekleidung der Botin oder des Boten transportiert.

[37] IISG, Amsterdam, Kleine Sammlungen, Fanny Jezierska, unp., Franz Mehring an F. Jezierska , 20. 8. 1917 und 3. 1. 1918. Hoover Institution on War, Revolution and Peace, Stanford Universitiy, Stanford, Kalifornien, USA (im folgenden: Hoover Institution), Collection Fanny Jezierska, unp., Eva Mehring (im Auftrage von F. Mehring) an F. Jezierska, 4. 7. 1918, o. D. [ca. 6.– 10. 7. 1918] mit Abschrift F. Mehring an Otto Rühle. Außerordentlichen Dank für die großherzige wiederholte Hilfe bei der Nutzung der Materialien der Hoover Institution schulde ich Mrs. Agnes F. Peterson, Curator (em.) sowie Mr. Ronald M. Bulatoff, Archival Specialist.

[38] SAPMO-BArch, NY 4445/171, Bl. 111, 121, Briefe F. Jezierskas an Herm. Duncker, 22. 1. 1917, 11. 8. 1917. IISG, Amsterdam, Kleine Sammlungen, Fanny Jezierska, unp., Eva Mehring an F. Jezierska , 18. 4. 1918.

[39] SAPMO-BArch, NY 4445/171, Bl. 99.

[40] IISG, Amsterdam, archivinterne Kurzbiographie nach schriftlich am 21. 5. 1967 gemachten Angaben von R. Frölich (Freundin von F. Jezierska). In der Fanny Jezierska Collection der Hoover Institution (folder 67040-10.V, unp.) befindet sich ein Brief Einsteins an F. Jezierska vom 26. 10. 1932 mit der Ankündigung von getrennt abgesandten Manuskripten des Wissenschaftlers und der Ankündigung weiterer Schriften. Die Briefform läßt auf eine längere Bekanntschaft schließen (»Liebes Fräulein Jezierska!...Herzlich grüßt Sie Ihr A. Einstein.«).

[41] IISG, Amsterdam, Kleine Sammlungen, Fanny Jezierska, unp., Eva Mehring (für F. Mehring) an F. Jezierska, 29. 1. 1918.

[42] SAPMO-BArch, NY 4445/171, Bl. 114, Brief F. Jezierskas an Herm. Duncker, 21. 4. 1917.

[43] A.a.O., Bl. 120, 121, Brief F. Jezierskas an Herm. Duncker, 11. 8. 1917.

[44] SAPMO-BArch, NY 4445/155, Bl. 273, Brief Herm. Dunckers an Hedwig Duncker, 5. 6. 1918. SAPMO-BArch, SgY 30/0297 (Erinnerungsbericht von Friedel Gräf), Bl. 43.

[45] Siehe oben, S. 291.

[46] Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes Berlin, R 522, Europa Generalia 82, Nr. 20, die Sozialdemokratie in Rußland, Bd. 1, März 1915 bis Oktober 1919, unp., Antwort des Polizeipräsidiums Charlottenburg vom 1. 8. 1916 auf eine Anfrage des Auswärtigen Amtes vom 31. 7. 1916.«

[47] IISG, Amsterdam, Kleine Sammlungen, Fanny Jezierska, unp., Briefanfang: »Es wäre interessant...«

[48] SAPMO-BArch, NY 4445/171, Bl.111, 120,121, Briefe F. Jezierskas an Hermann Duncker, 22. 1. 1917, 11. 8. 1917. Möglicherweise handelt es sich hier um den Brief von Lurje (Larin).

[49] Siehe oben, S. 293

[50] Radek, Karl: November – eine kleine Seite aus meinen Erinnerungen, in: Schüddekopf, OttoErnst: Karl Radek in Berlin. Ein Kapitel deutsch-russischer Beziehungen im Jahre 1919, in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd. 2 (1962), S. 132.

[51] Jacob, Mathilde: Von Rosa Luxemburg und ihren Freunden in Krieg und Revolution 1914– 1919, hrsg. und eingel. von Sibylle Quack und Rüdiger Zimmermann, in: IWK, 24. Jg. (1988), H. 4, S. 496f., Anm. 126.

[52] Nicolaevsky, Boris: Les premières années de l’Internationale Communiste, in: Freymond, Jacques (Hg.): Contrubutions à l’histoire du Comintern, Genf 1965, S. 1–28 (im folgenden: Nicolaevsky, Les premières années de l’Internationale Communiste), hier: S. 14, Anm. 22 mit der russischen Schreibweise »Ezierskaia«.

[53] SAPMO-BArch, NY 4445/143, Bl. 9, Brief Herm. Dunckers an Käte Duncker, 3. 7. 1919. SAPMO-BArch, NY 4445/237, Bl. 56, Brief Käte Dunckers an Karl Duncker, o. D. [1919 oder 1920].

[54] RGASPI, f. 495, op. 205, d. 9963, Bl. 5 (Kaderakte der Komintern).

[55] Nicolaevsky, Les premières années de l’Internationale Communiste, S. 14, Anm. 22.

[56] SAPMO-BArch, NY 4445/155, Bl. 327, Brief Hermann Dunckers an Hedwig Duncker.

[57] Annali, 1966, S. 260.

[58] Privatarchiv, England (Fotokopie im Besitz des Verfassers): Brief F. Jezierskas an Lisa Price, 14. 11. 1920. Dank an Dr. Tania Rose, London, Tochter von Philips und Lisa Price, für die Kopien dieser und weiterer Materialien aus dem Familienarchiv.

[59] RGASPI, f. 495, op. 205, d. 9963, Bl. 1 (Karteikarte der R.K.P.[B]), Bl. 5 (Kaderakte der Komintern), auf der Karteikarte: 1921, in der Kaderakte: 1920.

[60] Mémoires de Jules Humbert-Droz, De Lénine à Stalin. Dix ans de l’Internationale Communiste, 1921–1932, Bd. II, Neuchâtel 1971 (im folgenden: Mémoires de Jules Humbert-Droz, II), S. 256, »agent de liaison«: Verbindungsagentin.

[61] Ich danke Dr. Bernhard H. Bayerlein für diese wertvolle Information (schriftliche Mitteilung vom 4. 11. 2002).

[62] Annali, 1966, S. 260. Archives de Jules Humbert-Droz, Bd. II: Les partis communistes de pays latins et l’Internationale Communiste dans les anneés 1923–1927, Redaktionsleitung: Siegfried Bahne, Dordrecht, Holland/Boston, USA/London, England 1983 (im folgenden: Archives de Jules Humbert-Droz, II), S. 184 (Abrechnung vom 1. 3. 1924), S. 272 (Abrechnung vom 1. 6. 1924), S. 308 (Brief Humbert-Droz’ an das Sekretariat der Kommunistischen Internationale, 30. 9. 1924). Mémoires de Jules Humbert-Droz, II, S. 247-256

[63] RGASPI, f. 495, op. 205, d. 9963, Bl. 5 (Kaderakte der Komintern).

[64] Mitteilung von Dr. Bernhard H. Bayerlein.

[65] De Grand, Alexander J.: In Stalin’s Shadow. Angelo Tasca and the Crisis of the Left in Italy andFrance, 1910–1945. Dekalb, Illinois 1986 (im folgenden: De Grand, In Stalin’s Shadow), S. 24–43. Mémoires de Jules Humbert-Droz, II, S. 247–256.

[66] De Grand (In Stalin’s Shadow, S. 65) kennzeichnet F. Jezierska als »eine langjährige Freundinvieler italienischer Führer [der sozialistisch-kommunistischen Arbeiterbewegung]«. Siehe auch oben, S. 287: die Beschreibung durch Giuseppe Berti.

[67] Alle folgenden Angaben – soweit nicht anders gekennzeichnet: RGASPI, f. 495, op. 205, d. 9963,Bl. 5, 6 (Kaderakte der Komintern) – Zitat Bl. 5 – sowie Bl. 1 (Karteikarte der R.K.P.[B]).

[68] Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, box number 478, folder 43 (im folgenden:Collection Boris I. Nicolaevsky), unp., F. Thomas-Jezierska an Boris I. Nicolaevsky, 22. 9. 1942. Ich danke Dr. Gerhard Kaiser, Berlin, für die Übersetzung aus dem Russischen.

[69] Annali, 1966, S. 260 (Indirektes Zitat aus einem Brief Togliattis vom 17. März 1926).

[70]Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, unp., Briefe F. Thomas-Jezierskas an Nicolaevsky, 22. 9. und 4. 10. 1942.

[71] Annali, 1966, S. 260 (Angaben des Sitzungsteilnehmers Giuseppe Berti), S. 263–270 (Protokoll der Konferenz).

[72] Archives de Jules Humbert-Droz, II, S. 374 f. (Brief Togliattis an F. Jezierska vom Sommer 1926).

[73] Der Brief in: Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, unp.

[74] A.a.O., Brief F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky, 22. 9. 1942 und 16. 10. 1942.

[75] Dank an Dr. Bernhard H. Bayerlein für den schriftlichen Hinweis vom 4. 11. 2002.

[76] Siehe Anm. 2.

[77] Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, Brief F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky, 16. 10. 1942.

[78] Jg.7 (1927), S. 541 (H. 27), S. 717 (H. 33), S. 2900 (H. 125); Jg. 8 (1928), S. 349 (H. 16), S. 668 (H. 37).

[79] RGASPI, f. 495, op. 6, d. 15, Bl. 1, 3, 44.

[80] RGASPI, f. 495, op. 261, d. 3453, unp.

[81] Zu den Auseinandersetzungen in der KPD und in der Kommunistischen Internationale immer noch als Standardwerk: Weber, Hermann: Die Wandlung des deutschen Kommunismus. Die Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik. Frankfurt/Main 1969, Studienausgabe 1971 (im folgenden: Weber, Die Wandlung), S. 186–238 (1928–29) sowie auch S. 239–247 (als kurzgefaßter »Ausblick« für 1929–1933), zum VI. Weltkongreß: S. 195–191.

[82] Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, Briefe F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky, 22. 9. 1942, 4. 10. 1942, 16. 10. 1942.

[83] A.a.O., Brief F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky, 4. 10. 1942.

[84] Weber, Die Wandlung, S. 218–221. Die Mitgliedschaft F. Jezierskas geht aus den im folgenden angeführten Briefen hervor. Zur KP(O): Tjaden, Karl H.: Struktur und Funktion der KPD-Opposition (KPO). Eine organisationssoziologische Untersuchung zur Rechtsopposition im deutschen Kommunismus zur Zeit der Weimarer Republik. Hannover 1983 (im folgenden: Tjaden); Bergmann, Theodor: Gegen den Strom. Die Geschichte der KPD (Opposition). Hamburg 2001.

[85] Siehe oben, S. 291.

[86] AsD, Bonn, Kleine Erwerbungen, Sign 452, unp., Schreiben Clara Zetkins an F. Jezierska, 25. 8. 1916, 18. 5. 1920; davon Kopien in: Hoover Institution, Collection Fanny Jezierska, folder 67040-10.V, unp.

[87] A.a.O., unp., Briefe Clara Zetkins an F. Jezierska, 14 Schreiben; AsD, Bonn, Kleine Erwerbungen, Sign 452, unp., 5 Schreiben. Bei Ünlüdag sind vier dieser Schreiben C. Zetkins abgedruckt. Ünlüdag, Die Tragödie, S. 348–353.

[88] Siehe hierzu: A.a.O., S. 313–360.

[89] Brief Clara Zetkins an Adolf Warski vom 26. 7. 1931, in: RGASPI, f. 528, op.1, d. 671, Bl. 3, 4. Laschitza, Annelies: Zum Umgang mit Rosa Luxemburg in Vergangenheit und Gegenwart, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Jg. 33 (1991), S. 435–452, hier: S. 449.

[90] Hierzu: Tjaden, S. 282–293. Drechsler, Hanno: Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik, Hannover 1983 (im folgenden: Drechsler), S. 190–202.

[91] Annali, 1966, S. 1077, F. Jezierska an Angelo Tasca, 29. 11. 1932; Sozialarchiv Zürich, Nachlaß Fritz Brupbacher, unp., F. Jezierska an Fritz Brupbacher und Frau, 1. 5. 1932 (hieraus auch das Zitat).

[92] Siehe oben, S. 301.

[93] Sozialarchiv Zürich, Nachlaß Fritz Brupbacher: Brief vom 12. 9. 1932.

[94] A.a.O., Schreiben F. Jezierskas an F. Brupbacher, 18. und 22. 11. 1931, 28. 12. 1931. Die Artikel waren für die »R.p.« gedacht (Brief vom 18. 11. 1931), d.i. höchstwahrscheinlich die seit 1925 in Paris erscheinende »La Revolution prolétarienne«, dessen Herausgeber Pierre Monatte, ein Anarcho-Syndikalist, ein Freund von Fritz Brupbacher, war. (Dank für diesen Hinweis an Dr. Jean- Francois Fayet, Genf.)

[95] A.a.O., Brief F. Jezierskas an Paulette Brupbacher, 23. 2. 1933.

[96] Annali, 1966, Briefwechsel Tasca – Jezierska, 1929–1932, S. 936f., S. 942f., S. 961f., S. 962f., S. 968, S. 973–975, S. 977, S. 979, S. 980f., S. 987, S. 991, S. 1028f., S. 1076f., S. 1077f. (Briefe F. Jezierskas), S. 959f., S. 960f., S. 964, S. 969–972, S. 976f., S. 979f., S. 988f., S. 992f. (Briefe Tascas). De Grand, In Stalin’s Shadow, S. 65, 73, 76 (Briefe Tascas), S. 79 (Brief F. Jezierskas).

[97] De Grand, In Stalin’s Shadow, S. 79f. (»›...‹« bzw. »...«: Wiedergabe eines direkten bzw. indirekten Briefzitates, bei De Grand in englischer Übersetzung des italienischen Originaltextes.). Der Brief ist nicht in Annali, 1966, abgedruckt.

[98] Sozialarchiv Zürich, Nachlaß Fritz Brupbacher, Brief F. Jezierskas an F. Brupbacher, 18. 11. 1931.

[99] Annali 1966, S. 1076: Brief F. Jezierskas an Tasca, 14. 6. 1932.

[100] Annali, 1966, S. 1077: Brief F. Jezierskas an Tasca, 29. 11. 1932.

[101] Sozialarchiv Zürich, Nachlaß Fritz Brupbacher, Brief F. Jezierskas an Brupbachers, 1. 5. 1932.

[102] A.a.O., Brief F. Jezierskas an Brupbachers, 12. 9. 1932

[103] A.a.O., Brief F. Jezierskas an Paulette Brupbacher, 23. 2. 1933.

[104] A.a.O., Brief F. Jezierskas an F. Brupbacher, 28. 2. 1931.

[105] A.a.O., Brief F. Jezierskas an Paulette Brupbacher , 23. 2. 1933

[106] A.a.O., Postkarte F. Jezierskas an Brupbachers, 6. 8. 1933.

[107] A.a.O, Brief F. Jezierskas an Brupbachers, 16. 9. 1933.

[108] Privatarchiv, England (Fotokopie im Besitz des Verfassers): Brief F. Jezierskas an Lisa Price,

6. 1. 1934.

[109] Privatarchiv, England (Fotokopie im Besitz des Verfassers): Brief F. Thomas-Jezierskas an Lisa Price, 9. 10. 1935.

[110] Laut »Berliner Stadt-Adreßbuch 1934, Berlin 1933«, S. 2054 hatten die Eheleute eine gemeinsame Arztpraxis in Berlin W 15 (Berlin-Wilmersdorf ), Emser Str. 37/38, dort die Schreibweise »Sophie Riesenfeld-Jezierski«.

[111] Privatarchiv, England (Fotokopie im Besitz des Verfassers): Brief F. Thomas-Jezierskas an Lisa Price, 9. 10. 1935

[112] Ebenda. Zum »Comité allemand«: Julia Franke, Paris – eine neue Heimat? Jüdische Emigranten aus Deutschland 1933–1939, Berlin 2000, S. 187f., S. 354. Dank an Dr. Ursula Langkau-Alex, Amsterdam, für diese Literaturangabe und weitere wertvolle Hinweise.

[113] Im Gästebuch der Familie Philips und Lisa Price steht 1935 mit Datum 13. September die Unterschrift »Fanny Thomas-Jezierska« mit Wohnort »Berlin, z. Zt. Paris«. (Fotokopie der entsprechenden Seite im Besitz des Verfassers). Dies ist das erste Erscheinen des Namens in den vorhandenen Quellen. Es ist so gut wie ausgeschlossen, daß es sich bei dem Ehemann um James Thomas (Reich/Rubinstein) handelt, mit dem F. Jezierska 1919/20 zusammengearbeitet hatte, als dieser als Leiter des Westeuropäischen Sekretariats der Komintern fungierte. Thomas ging 1928/29 zur KP(O), dann zur SAP, lebte 1933–1938 in Prag und emigrierte von dort 1938 weiter in die USA.

[114] SAPMO-Barch, NY 4445/261, Bl. 67f., Brief F. Thomas-Jezierskas an Käte Duncker, 27. 5. 1939. AsD, Bonn, Kleine Erwerbungen, Sign 452, unp., Brief Georg Ledebours an F. ThomasJezierska vom 13. 7. 1938. Hier 11 Schreiben Ledebours an F. Thomas-Jezierska aus den Jahren 1935 bis 1940. In der Hoover Institution, Collection Fanny Jezierska, folder 67040-10.V, unp., befinden sich fünf Schreiben Ledebours an F. Thomas-Jezierska aus den Jahren 1936 bis 1939.

[115] SAPMO-Barch, NY 4445/261, Bl. 67, Brief F. Jezierskas an Käte Duncker, 27. 5. 1939. Zur SAP in der Emigration: Drechsler, S. 337–354. Zur KP(O): 325–340, insbes.: 325f., 339f.

[116] Drechsler, S. 338.

[117] Hoover Institution, Collection F. Jezierska, folder 67040-10.V, unp., Z.A. des S.J.V.D. an AK der KP(O) vom 17. 3. 1936, Unterschrift »Willy Brandt«.

[118] Swetlana Nikolajewna Gurwitsch-Bucharina, Doklad N. I. Bucharina w Parishe 3 aprelja 1936 g. kak ego polititscheskoe sawesschtschanije, in: Bucharin. Tschelowek, politik, utschenyi, Moskau 1990, S. 162–174, insbes. S. 167.

[119] Annali (Zwischentext von G. Berti), 1966, S. 178.

[120] Siehe oben, S. 14.

[121] IISG, Amsterdam: archivinterne Kurzbiographie nach schriftlich am 21. 5. 1967 gemachten Angaben von Rose Frölich, noch verkürzt in: Jaap Haag and Arie van der Horst (Hg.), Guide to the International Archives and Collections at the ISH, Amsterdam, Amsterdam 1999, S. 113.

[122] The Strange Case of Dora Fabian and Mathilde Wurm. A study of German political exiles in London during the 1930’s, Bern 1996, S. 305 f.

[123] Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, Brief F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky vom 9. 10. und 5. 11. 1941.

[124] AsD, Bonn, Kleine Erwerbungen, Sign 452, Brief von Minna und Georg Ledebour an F. Thomas-Jezierska, 12. 9. 1937. SAPMO-Barch, NY 4445/261, Bl.67 [im Original falsche Blattzahl: 87], Brief F. Thomas-Jezierskas an Käte Duncker, 27. 5. 1939 (Zitat).

[125] A.a.O., Bl. 70, Brief F. Thomas-Jezierskas an Käte Duncker, 11. 4. 1940. AsD, Bonn, Kleine Erwerbungen, Sign 452, Brief Georg Ledebours an F. Thomas-Jezierska, 3. 2. 1939 (hier auch das Zitat).

[126] IISG, Amsterdam, Kleine Sammlung Fanny Jezierska, Brief von F. [J]Ezierskaja [russisch] an Boris I. Nicolaevsky, 19. 5. 1938, unp.

[127] Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, Brief F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky vom 5. 11. 1941.

[128] Auskunft des früheren, jetzt pensionierten Leiters des AsD, Bonn, Dr. Werner Krause. Im AsD, Bonn, befindet sich in Kleine Erwerbungen, Sign 452 ( unp.) ein Briefumschlag mit darauf verstreut niedergeschriebenen Notizen, u.a.: »Brigitte Brandt«, »an Fanny«, »Briefe Clara, Mehring, Ledebour«, »Ettinger«. Zur Herkunft der Collection Fanny Jezierska an der Hoover Institution, folder 67040-10.V: Brief von Agnes F. Peterson, Curator (em.), Hoover Institution, an den Verfasser, 30. 6. 1995.

[129] SAPMO-Barch, NY 4445/261, Bl. 67 [im Original falsche Zahl: 87], 70, Briefe F. ThomasJezierskas an Käte Duncker, 27. 5. 1939 und 11. 4. 1940.

[130] Zu Hilferdings Situation in Südfrankreich: Smaldone, William: Rudolf Hilferding. Tragödie eines deutschen Sozialdemokraten. Bonn 2000, S. 253–256, 259–261. Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, Briefe F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky, 10. 6., 9. 10., 5. 11. 1941.

[131] A.a.O., Brief F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky. 10. 6. 1941.

[132] SAPMO-Barch, NY 4445/261, Bl. 71, Brief F. Thomas-Jezierskas an Käte Duncker, 10. 7. 1941

[133] A.a.O., Bl. 78, 80, 87, Briefe F. Thomas-Jezierskas an Käte Duncker, 15. 4., 17. 8., 6. 11. 1942. Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, Brief F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky, 10. 1. 1943.

[134] SAPMO-Barch, NY 4445/261, Bl. 80, 83, 85, 91, Briefe F. Thomas-Jezierskas an Käte

Duncker, 17. 8., 1. 9., Zitat: 29. 12. 1942.

[135] A.a.O., Bl. 91, Brief F. Thomas-Jezierskas an Käte Duncker, 29. 12. 1942.

[136] Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, Brief F. Thomas-Jezierkas an Nicolaevsky, 10. 1. 1943.

[137] Siehe oben, S. 307.

[138] SAPMO-Barch, NY 4445/261, Bl. 93, Brief F. Thomas-Jezierskas an K.Duncker, 14. 3. 1943.

[139] Hoover Institution, Collection Boris I. Nicolaevsky, unp.. SAPMO-Barch, NY 4445/261, Bl. 93. SAPMO-Barch, NY 4445/261, Bl. 93, Brief F. Thomas-Jezierskas an Käte Duncker, 14. 3. 1943.

[140] IISG, Amsterdam, Sammlung Karl Liebknecht (Robert Liebknecht), Bl. 17 (Umschlag); die Schreiben selbst sind unpaginiert. Der nach 1945 in Kanada verbliebene Kostia Zetkin machte 1960 eine Europareise mit Besuchen bei Liebknecht in Paris (Bundesarchiv Koblenz, N 1522/27, unp., Brief Kostia Zetkins an Susanne Leonhard, 12. 1. 1960). Briefnachlässe von Rose Frölich (vormals Rosi Wolfstein) und Kostia Zetkin konnten vom Verfasser nicht aufgefunden werden.

[141] IISG, Amsterdam, Sammlung Karl Liebknecht (Robert Liebknecht), Bl. 17 (Umschlag); die Schreiben selbst sind unpaginiert. Der nach 1945 in Kanada verbliebene Kostia Zetkin machte 1960 eine Europareise mit Besuchen bei Liebknecht in Paris (Bundesarchiv Koblenz, N 1522/27, unp., Brief Kostia Zetkins an Susanne Leonhard, 12. 1. 1960). Briefnachlässe von Rose Frölich (vormals Rosi Wolfstein) und Kostia Zetkin konnten vom Verfasser nicht aufgefunden werden.

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