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Hier finden Sie die retrodigitalisierten Fassungen der Ausgaben 1993 bis 2020 des Jahrbuches für Historische Kommunismusforschung (JHK).

Weitere Bände werden sukzessive online gestellt. Die aktuelle Printausgabe folgt jeweils zwei Jahre nach ihrem Erscheinen.

Das Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung wurde 1993 von Hermann Weber (†) als internationales Forum zur Erforschung des Kommunismus als europäisches und globales Phänomen gegründet. Das Jahrbuch enthält Aufsätze, Miszellen, biografische Skizzen, Forschungsberichte sowie Dokumentationen und präsentiert auf diesem Weg einmal jährlich die neuesten Ergebnisse der internationalen Kommunismusforschung.

Seit 2004 wird das Jahrbuch im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegeben und erscheint aktuell im Berliner Metropol Verlag.

Herausgeber: Ulrich Mählert, Jörg Baberowski, Bernhard H. Bayerlein, Bernd Faulenbach, Peter Steinbach, Stefan Troebst, Manfred Wilke.

Wissenschaftlicher Beirat: Thomas Wegener Friis, Stefan Karner, Mark Kramer, Norman LaPorte, Krzysztof Ruchniewicz, Brigitte Studer, Krisztián Ungváry, Alexander Vatlin.

Bitte richten Sie Manuskriptangebote an die Redaktion: jhk[at]bundesstiftung-aufarbeitung.de

JHK 2019

Globale Ungleichheiten bekämpfen

Das Institut für Weltwirtschaft und seine Erforschung der Unterentwicklung

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 173-187 | Metropol Verlag

Autor/in: Bence Kocsev

1. Entwicklungsländerforschung

Die Ursprünge der ungarischen Erforschung der außereuropäischen Welt können bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden; diese Aktivitäten wurden in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts bedeutsamer. Ohne einen klassischen Kolonialstaat, der sie hätte unterstützen können, hielten die ungarischen Entdecker Afrikas und Asiens mit ihren westlichen Ebenbildern Schritt. Die relativ lange Liste ungarischer Entdecker enthält mehrere einflussreiche Persönlichkeiten, die ihr Erbe auch heutigen Generationen hinterlassen haben. Dennoch ging das Zeitalter großer Entdeckungen und Explorationsreisen Ende der 1940er-Jahre allmählich zu Ende, und die Probleme, mit denen sich die Wissenschaft in Bezug auf die Entwicklungsländer konfrontiert sah, veränderten sich sowohl hinsichtlich ihres Charakters als auch in ihrer Aufgabenstellung. Obwohl die Erforschung Afrikas und Asiens in Ungarn unübersehbar von der völligen Umgestaltung der akademischen Welt infolge der Errichtung eines kommunistischen Regimes nach dem Zweiten Weltkrieg betroffen war, wäre es übertrieben zu behaupten, dass die Nachkriegszeit zu einem dauerhaften Bruch in der Wissensproduktion geführt hätte. Dennoch haben sich Struktur und Schwerpunkte der Studien, die sich auf diese Regionen konzentrieren – hier dem weltweiten Trend der damit befassten Disziplinen folgend – erheblich verändert. Während das Streben nach Modernisierung der Gesellschaften im Globalen Süden zum Kernthema wurde, entfernten sich die einschlägigen Untersuchungen systematisch von ihrer ursprünglichen anthropologischen, geografischen und philologischen Orientierung, und die Arbeit wurde zunehmend von Sozialwissenschaftlern übernommen. Egon Kemenes, Forscher am Zentrum für Afro-Asiatische Forschung in Budapest, beschrieb diese disziplinäre Wende wie folgt: »Jetzt besteht die Aufgabe nicht mehr in der Erforschung, sondern in der Lösung der sozialökonomischen Probleme, die aus der ökonomischen und intellektuellen Rückständigkeit der Entwicklungsländer resultieren.«[1]

Dieser Modernisierungsimperativ (d. h. die Frage der Entwicklungsförderung) führte zu einem Paradigmenwechsel in der Wirtschaftsforschung über die (ehemaligen) Kolonien. Um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden, entstand auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs eine neue Disziplin: die Entwicklungsökonomie.[2] Obwohl die Entwicklung dieser neuen Disziplin in Ost und West auf unterschiedlichen Wegen verlief (in den ehemaligen Kolonialstaaten erwuchs sie mehr oder weniger aus der Disziplin der Kolonialökonomie, die in den sozialistischen Staaten praktisch nicht existierte), galt die Hauptaufmerksamkeit auf beiden Seiten den Ursachen und Folgen der wirtschaftlichen Unterentwicklung der postkolonialen Staaten, ihrem kontinuierlichen Kampf um höhere wirtschaftliche Unabhängigkeit und ihrer Integration in die internationale Arbeitsteilung.

Trotz der Tatsache, dass die Forschungsagenda in der »Ersten« und »Zweiten« Welt ähnlich zu sein schien – wobei beide erheblich voneinander inspiriert wurden –, unterschieden sich die Konzepte und Lösungen der anstehenden Fragen enorm. Obwohl diese Entwicklung auch durch die Ansprüche der Eliten der neuen unabhängigen Staaten befördert wurde, die für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Länder Rat und Ausbildung einforderten, machte dieser neue Ansatz gleichsam als Nebeneffekt die Untersuchung der postkolonialen Länder zu einem rein modernisierungszentrierten Thema.[3]

Gleichzeitig hing das zunehmende akademische Interesse an den Entwicklungsländern im sozialistischen Block nicht nur mit den weltweiten paradigmatischen Veränderungen zusammen, sondern vor allem mit dem wachsenden Interesse der Sowjetunion. In der UdSSR waren die Ausweitung und Wiederbelebung dieser Art Studien Ende der Fünfzigerjahre möglich geworden, als während Chruščëvs »Tauwetter«-Periode die wachsende Flexibilität und Toleranz der Sowjets den Raum für politische und wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern beträchtlich ausdehnten.[4]

Die zunehmende Bedeutung dieser Regionen unter den Bedingungen des Kalten Krieges ermöglichte die Gründung mehrerer neuer Forschungsorgane in sozialistischen Ländern und in der Folge die Etablierung einer beträchtlichen Anzahl von Institutionen zur politischen, wirtschaftlichen und sozialen Erforschung der neuen unabhängigen Länder, von denen viele noch heute bestehen. Diesen Forschungsinstituten wurde schnell klar, dass Entwicklungsländerforschung eine Aufgabe ist, die internationale Kooperation erfordert. Infolgedessen knüpften sozialistische Wissenschaftler schnell akademische Kontakte zu sozialistischen wie nichtsozialistischen Kollegen. Obwohl sich die Aktivitäten solcher Institute im Zuge der Bemühungen, »die Herzen und Köpfe der Menschen zu gewinnen«, zum Teil auf die Verbreitung marxistisch-leninistischer Ideen in der postkolonialen Welt konzentrierten, erschien eine Reihe englisch- oder französischsprachiger Periodika und Zeitschriften wie etwa die vom Institut für Weltwirtschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften herausgegebene Studienreihe Studies on Developing Countries, die von etlichen westlichen Forschern begrüßt wurde.[5]

Im Fall Ungarns haben die Professionalisierung und Internationalisierung der ungarischen Entwicklungsökonomie nach der Absetzung der sogenannten Ungarnfrage von der Tagesordnung der Vereinten Nationen erheblich an Dynamik gewonnen, was zu einer substanziellen Intensivierung der Beziehungen sowohl zur westlichen Welt als auch zu den Entwicklungsländern führte.[6] Die ungarische Regierung nutzte die Möglichkeiten der allmählichen Entspannung des internationalen Klimas und gründete das TESCO International Cooperation Office, das die Verbreitung sozialistischen ungarischen Know-hows in Entwicklungsländern fördern und koordinieren sollte.[7] Ein Jahr nach dieser Gründung erhielt József Bognár, ein überaus vielseitiger Wirtschaftswissenschaftler der sozialistischen Ära, der gerade aus Ghana zurückgekehrt war, 1963 die Möglichkeit zur Gründung eines Forschungszentrums. Das in das institutionelle Netzwerk der Ungarischen Akademie der Wissenschaften integrierte Zentrum für Afro-Asiatische Forschung (später umgewandelt in das Institut für Weltwirtschaft) war ein weiteres deutliches Zeichen für die Bereitschaft Ungarns, auf internationaler Ebene eine aktive Rolle zu spielen.

Vor seiner akademischen Karriere war Bognár kurzzeitig Bürgermeister von Budapest (er bleibt bis heute der jüngste Politiker in dieser Position), 44 Jahre lang Parlamentsmitglied (obwohl unter undemokratischen Bedingungen, auch dies ein Rekord in Ungarn) und leitete zwischen 1946 und 1956 mehrere Ministerien. Als anerkannter Politiker (zunächst Mitglied der Unabhängigen Partei der Kleinlandwirte), der nach der Niederschlagung des Volksaufstands 1956 kein hohes politisches Amt mehr akzeptierte, wurde Bognár zu einer Ikone der »Bündnispolitik« (szövetségi politika) János Kádárs, die die Entwicklung einer sozialistischen Nation anstrebte. Nach 1956 wurde Bognár – bereits ordentlicher Professor der Karl-Marx-Universität für Wirtschaftswissenschaften in Budapest – Mitglied des Komitees für ungarische Reformen unter dem Vorsitz des Ökonomen István Varga, dessen ökonomische Ideen auch Bognárs Denken beeinflussten. [8] Neben Kollegen und Freunden wie Béla Csikós Nagy und Rezső Nyers war er aktiv an der Ausarbeitung der zentralen Ideen des Neuen Ökonomischen Mechanismus (NÖM) beteiligt – einer umfassenden Wirtschaftsreform, die trotz ihrer Beschneidung das Wirtschaftssystem Ungarns bis in die 1980er-Jahre prägte und zur Entstehung des »Gulasch-Kommunismus« führte.[9]

Bognárs Engagement für eine Wirtschaftsreform in Ungarn sowie seine Einsicht, dass Entwicklungsländer und sozialistische Länder mit ähnlichen Problemen konfrontiert waren, trugen seit den 1960er-Jahren dazu bei, dass er seine Ideen in Modelle der ökonomischen Modernisierung für andere Weltregionen übertrug. [10] Dies wurde vermutlich in erster Linie durch eine Einladung nach Ghana angeregt. Als Kwame Nkrumah 1961 die Sowjetunion und andere mittel- und osteuropäische sozialistische Staaten besuchte, war er tief beeindruckt von einer Broschüre, die Bognár über die Zentralplanung geschrieben hatte, und bat ihn, zur Entwicklung des ersten Siebenjahrplans Ghanas beizutragen.[11] Bognárs von 1963 bis 1987 dauernde Leitungstätigkeit am Institut für Weltwirtschaft markiert die interessanteste Periode der Entwicklungsökonomie in Ungarn. Darüber hinaus zeigt sie beispielhaft den Aufschwung der ungarischen Expertise in Entwicklungsfragen, die zugleich wesentlich zur Entwicklung einer Disziplin beitrug, die man heute als Area Studies bezeichnen würde.[12]

Das Zentrum für Afro-Asiatische Forschung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (ZAAF) wollte ungarische Forscher, hauptsächlich Ökonomen, zusammenbringen, die sich für die Analyse der Probleme der Entwicklungsländer insbesondere Afrikas und Asiens interessieren.[13] Dank Bognár, der gute Beziehungen zu höchsten politischen Kreisen pflegte, vor allem mit dem Generalsekretär der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei János Kádár, wurde das ZAAF zu einem relativ autonomen Forschungszentrum (mit einem relativ großzügigen Budget), das innerhalb gewisser Grenzen der Parteiorthodoxie entgegentreten konnte. Mit dieser Reputation im Rücken wurden politisch sensible Themen in internationalen Kontexten in Budapest distanzierter diskutiert als in anderen sozialistischen Ländern.[14] Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten, vor Ort zu forschen (was offenkundig einer der größten Nachteile der sozialistischen Wissenschaftler im Vergleich zu ihren westlichen Pendants war), konnten die Wissenschaftler des »Bognár-Instituts« problemlos Pässe erhalten, die ihnen wertvolle Felderfahrung ermöglichten.[15]

Seit 1969 fungierte das Zentrum als Thinktank des Ungarischen Wissenschaftsrates für Weltwirtschaft (ein auf Initiative von Bognár gegründetes semistaatliches Organ), das auf die Unterstützung von außenwirtschaftlichen Entscheidungsfindungsprozessen abzielte.[16] Angesichts der Tatsache, dass in den frühen 1970er-Jahren ein tiefgreifender Strukturwandel der globalen Wirtschaft – József Bognár nannte es »epochalen Wandel« – schon weit fortgeschritten war, wurde die Art der wissenschaftlichen Unterstützung, die das ZAAF dem Wissenschaftsrat gewährte, zu einer echten Notwendigkeit für die Regierung, die allmählich die Realitäten der Weltwirtschaft erkannte, insbesondere die Auswirkungen verschiedener globaler Interdependenzen auf die ungarische Wirtschaft.[17] Insofern waren das ZAAF und sein Nachfolgeinstitut nicht nur eine Forschungseinrichtung, sondern in gewissem Maße auch in die Gestaltung der Außenpolitik involviert.

Die vielfältigen Auswirkungen und Folgen dieses globalen wirtschaftlichen Wandels ließen die ungarische Forschung zur Weltwirtschaft nicht unberührt. Glücklicherweise war Bognár einer der ersten Ökonomen (nicht nur in Ungarn, sondern auch auf internationaler Ebene), der zu dem Schluss kam, dass die Ölpreisexplosion nicht nur Teil eines zyklischen Ereignisses war, sondern langfristige strukturelle Veränderungen in der Weltwirtschaft widerspiegelte. Leider wurden seine Erkenntnisse von den ungarischen Entscheidungsträgern nicht ganz akzeptiert, und diese Ignoranz spielte eine wichtige Rolle bei der hohen Verschuldung Ungarns bei westlichen Institutionen.[18] Als ehemaliger Schüler und Kollege von István Varga – einem der einflussreichsten ungarischen Ökonomen der Zwischenkriegszeit und ausgewiesener Kenner von Konjunkturzyklen – erkannte Bognár, dass die wachsenden Herausforderungen der Weltwirtschaft nicht nur eine neue Energiepolitik erforderten, sondern auch große strukturelle Veränderungen und vertiefte Kenntnisse über das internationale Umfeld. Vor diesem Hintergrund betonte Bognár auch, dass die Steuerung der Wirtschaftsbeziehungen zu Ländern im Globalen Süden einen neuen Ansatz bei der Planung des außenwirtschaftlichen Sektors erfordern würde.[19]

Diese neuen weltwirtschaftlichen Herausforderungen waren von tiefgreifendem Einfluss auf die Arbeiten zur Weltwirtschaft. Als Reaktion auf die globale Wirtschaftskrise und das defizitäre Verständnis der wirtschaftlichen Integrationsprozesse im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) und dessen Beziehungen zur »Zweiten« und »Dritten« Welt erfolgte 1973 eine grundlegende Neuordnung.[20] Neue Forschungsthemen (RGW-Integration, Wirtschaftsbeziehungen sowie die Außenbeziehungen der sozialistischen und kapitalistischen Staaten, internationale Arbeitsteilung) wurden eingeführt, und das Zentrum, das unter der Schirmherrschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften verblieb, wurde in Institut für Weltwirtschaft (IfW) umbenannt, um dessen breitere Interessen zu signalisieren.[21]

Obwohl sich die Themen der Wissenschaftler des ZAAF/IfW nicht auf Probleme Afrikas beschränkten, hatte das Institut einen klaren Schwerpunkt auf das subsaharische Afrika (in geringerem Maße auch auf Lateinamerika und die MENA-Region) gelegt und förderte wesentlich – gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Afrika an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften – die Entwicklung der ungarischen Afrikastudien. Das besonders starke Interesse Ungarns an Afrika manifestierte sich in drei Dimensionen, die alle Arbeiten am Institut prägten. Erstens galt Afrika, ökonomisch betrachtet, als riesiger Exportmarkt, zweitens als Quelle wichtiger Rohstoffe, die die ungarische Wirtschaft dringend benötigte. Drittens gewann der Kontinent, politisch gesehen, (zusammen mit einigen blockfreien Ländern) nach der Zerschlagung des ungarischen Volksaufstandes von 1956 an diplomatischer Bedeutung, da man davon ausging, dass die ungarische Präsenz in diesen Ländern die nachfolgende Isolierung des Landes überwinden könne. Obwohl formell der verurteilte internationale Status Ungarns noch nicht aufgehoben war, markierte der Besuch der beiden Protagonisten der Blockfreien-Bewegung, des indonesischen Präsidenten Sukarno 1960 und des ghanaischen Führers Kwame Nkrumah im darauffolgenden Jahr, praktisch das Ende der Isolation.[22] Nicht zuletzt wurde Afrika als Region betrachtet, in der ungarische Erfahrungen bei Planung und Planumsetzung genutzt werden konnten, um die afrikanischen Volkswirtschaften zu diversifizieren und selbstständig zu machen.[23]

Als in den 1960er-Jahren in Ungarn die erste große Welle der auf Entwicklungsprobleme fokussierten Area Studies rollte, begann das Forschungsfeld nach der Reorganisation des Instituts in den 1970er-Jahren zu florieren. Obwohl die Forschungsaktivitäten des IfW in den 1980er-Jahren anscheinend auf dem gleichen Niveau verharrten, hatten sich die Rahmenbedingungen für die Entwicklungsländerforschung deutlich verändert. Während der Aufschwung der Forschung in den vergangenen Jahrzehnten die Folge der Öffnung Ungarns nach außen war – vor allem geprägt von der Ausweitung diplomatischer und wirtschaftlicher Beziehungen Ungarns zu den Entwicklungsländern –, veränderte sich das günstige internationale Klima in den 1980er-Jahren.

Auf der einen Seite waren die Entwicklungsländer gezwungen, die Strukturanpassungspolitik des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erfüllen, die wesentlich ihre auswärtigen Beziehungen zum RGW beeinflusste. Auf der anderen Seite wurde der Spielraum für wirtschaftliches Manövrieren durch die Schuldenkrise in Ungarn und anderen Staaten des Ostblocks erheblich eingeschränkt.[24] Zudem begannen sich die politischen und wirtschaftlichen Prioritäten Ungarns allmählich von den Entwicklungsländern zu entfernen und sich auf Bemühungen um europäische und euroatlantische Integration sowie um internationale Akteure wie die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds zu verschieben.[25]

Die Forschungen zu Entwicklungsländern und ganz allgemein zur Weltwirtschaft waren keine Besonderheit Ungarns innerhalb des Ostblocks. Es wurden im gesamten sozialistischen Block Institute mit der Aufgabe gegründet, globale Tendenzen zu erforschen und die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme der »befreiten und abhängigen Länder« zu untersuchen, was zu einer verstärkten Zusammenarbeit unter sozialistischen Wissenschaftlern führte. In der Praxis bedeutete dies, dass eine Reihe von Bemühungen um bilaterale wissenschaftliche Zusammenarbeit unternommen wurden (einschließlich einer Sonderkommission für Entwicklungsländer im Rahmen der verschiedenen Akademien innerhalb des sozialistischen Blocks), die ihnen Meinungs- und Erfahrungsaustausch ermöglichten.[26] Die diesen Kommissionen gemeinsame Überzeugung besagte, dass die Politik der sozialistischen Länder in vielen Entwicklungsländern genutzt werden könnte, in Erwartung, dass die Entwicklungsländer auf eine planmäßige sozialistische Entwicklung ohne dramatischen Bruch in ihren internationalen Beziehungen hinsteuern könnten.[27]

Darüber hinaus wurde erwartet, dass die Ergebnisse und Erfolge eines solchen Wirtschaftsprogramms (das auf einem relativ flexiblen Verständnis der Prinzipien der Zentralplanung beruhen sollte) »die Völker der Welt […] davon überzeugen können, dass die sozialistische Wirtschaft nicht nur fähig ist, die Fehler und Schwächen des Kapitalismus zu beseitigen, sondern dass sie auch neue Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung für die Menschheit eröffnen kann«.[28] Ebenso rechnete man damit, dass die Analyse der Probleme der Entwicklungsländer quasi als zusätzlicher Nutzen die marxistische Politik- und Wirtschaftswissenschaft mit neuen Ergebnissen und neu etablierten Grundsätzen bereichern würde.

Was die Bedeutung des ZAAF und des IfW betrifft, sollte die dort betriebene Forschung nicht nur aus nationaler oder Inner-RGW-Perspektive betrachtet werden. Von seiner Gründung an zeichnete sich das Zentrum durch seinen Pragmatismus aus. Die Forscher führten auf konkrete Probleme bezogene Studien durch, in denen sie unter größtmöglicher Vermeidung sozialistischer Propaganda den marxistisch-leninistischen Ansatz konstruktiv anwandten.[29] Deshalb erlangten sie in internationalen wissenschaftlichen Kreisen über den sozialistischen Raum hinaus einen beachtlichen Ruf, wie die Einladung zu von den Vereinten Nationen in Auftrag gegebenen und finanzierten Forschungsprojekten beweist. Darüber hinaus hatten sie die Möglichkeit, internationale Tagungen über die Wirtschaftsbeziehungen zwischen sozialistischen und Entwicklungsländern zu organisieren und auszurichten, wobei der Bewertung der Erfahrungen der Interaktionen sozialistischer Länder mit verschiedenen »Dritte Welt«-Nationen besondere Aufmerksamkeit zuteilwurde.

Das Hauptaugenmerk solcher Begegnungen richtete sich auf die Überwindung der allgemeinen unterentwickelten und unvorteilhaften internationalen Bedingungen, unter denen die meisten postkolonialen Länder litten. Obwohl verschiedene Ideen kursierten, möchte ich mich im Folgenden eingehender mit der ungarischen Forschung zu diesem Problem befassen. Indem das Phänomen der Unterentwicklung aus einer anderen Perspektive als der der führenden klassischen und marxistischen Autoritäten neu untersucht wurde, gelang es den Forschern des IfW, besonders Tamás Szentes, einen entscheidenden Beitrag zu einem der brennendsten Themen der Entwicklungsökonomie dieser Zeit zu leisten.[30] Dies als »Bemühung eines neuen und differenzierteren Versuchs kommunistischer Propaganda in Richtung auf die Entwicklungsländer« zu sehen,[31] wäre eine gravierende Vereinfachung. Indem die Analyse von Szentes eine fundierte Erklärung für die Ursachen der Unterentwicklung lieferte und gleichzeitig Abhilfe für die Länder bot, die unter diesem komplexen Problem litten, ging sie deutlich über den orthodoxen marxistisch-leninistischen Ansatz hinaus.

 

2. Eine marxistische Theorie der Unterentwicklung

Obwohl die Debatte über das Wesen der ökonomischen Rückständigkeit der ehemaligen Kolonien kein Novum in den sozialistischen Ländern war, wird oft angenommen, dass diese Art Entwicklungsökonomie – anders als in den früheren Kolonialstaaten – im ungarischen wirtschaftlichen Denken keine maßgeblichen Vorläufer habe und im Grunde erst in den 1960er-Jahren völlig neu entstanden sei.[32] Basierend auf marxistischen Grundlagen, den bereits gesammelten Erfahrungen in der Zentralplanungswirtschaft und den gestiegenen Interessen des Landes in der »Dritten Welt«, zielten diese Theorien darauf ab, die in den 1950er-Jahren entstandenen westlichen Theorien auszugleichen und im folgenden Jahrzehnt an Dynamik zu gewinnen.

Wenn man jedoch die Positionen der ungarischen Forscher zu diesem spezifischen Entwicklungsproblem berücksichtigt, stößt man auf das Gründungsnarrativ der marxistischen Afrikastudien (und der Entwicklungsländerforschung im Allgemeinen). Dieses Narrativ kreist um Endre Sík, einen ungarischen politischen Flüchtling in der Sowjetunion und einen der Gründerväter der sowjetischen Afrikastudien.[33] Sík war einer der ersten Gelehrten an der Moskauer Kommunistischen Universität der Werktätigen des Ostens und arbeitete vor allem in deren Forschungsinstitut für nationale und koloniale Fragen. 1929 veröffentlichte er einen Artikel über afrikanische sozioökonomische Probleme und konzipierte den »nichtkapitalistischen Entwicklungsweg« für Afrika.[34] Dieses Konzept wurzelte in Lenins Theorie der kapitalistischen Entwicklung in Russland und war Teil der Diskussionen der Komintern in den frühen 1920er-Jahren, doch Sík führte es in den akademischen Kontext ein. Mit diesem programmatischen Beitrag war Sík vielleicht der erste Wissenschaftler, der den Ausdruck »nichtkapitalistischer Entwicklungsweg« (nekapitalističeskogo puti razvitia) in Bezug auf »Dritte Welt«-Länder verwendete. Das Konzept wurde jedoch unter Stalin verboten, bevor die Nachfrage nach Studien, die dieser Denkrichtung folgten, ab den späten 1950er-Jahren in der Sowjetunion wie in Ungarn stark anstieg. Seitdem lösten Ideen, wie man die Entwicklungsländer aus ihrer unhaltbaren untergeordneten Weltwirtschaftslage befreien könne, lebhafte Debatten unter sozialistischen Forschern aus und führten zu einem raschen Anwachsen der wissenschaftlichen Literatur. Mehrere Erklärungsmuster zur Verhinderung kapitalistischer Entwicklungsstrategien wurden vorgeschlagen. Es überrascht nicht, dass sie bei den Führern der postkolonialen Länder Gehör fanden, die nach Loslösung von den kapitalistischen Mutterländern strebten und daher von den Vorschlägen der Wissenschaftler und Politiker des RGW eingenommen waren.

Obwohl in den sozialistischen Ländern postuliert wurde, dass der Marxismus-Leninismus den Wissenschaftlern bei der Erarbeitung angemessener Lösungen für die Probleme der Länder der »Dritten Welt« helfen könne, wurde diese Gewissheit nicht von allen geteilt. Bis in die späten 1960er-Jahre ging die sozialistische Entwicklungsländerforschung selten über einfache Imperialismuskritik hinaus. Die Forschung litt unter mindestens zwei grundlegenden Problemen: »Das erste war die Konzentration auf historische Makroanalysen der kapitalistischen Produktionsweise, die dazu führte, dass die empirischen und logischen Relationen auf der Mikroebene vielfach vernachlässigt wurden. Das zweite Problem war, dass die Perspektive zu sehr auf die Metropolen konzentriert war. Was an der Peripherie geschah, blieb unerforscht, die Theorie blieb hinter der Realität zurück.«[35]

In Anerkennung der Notwendigkeit einer genaueren und moderneren Analyse gelang es der von Tamás Szentes geprägten wissenschaftlichen Untersuchung der Unterentwicklung, nicht in diese Falle zu tappen. Theoretisch leitete Szentes nicht nur eine radikale Abkehr von den klassischen (und damals vorherrschenden) Theorien ein, sondern demonstrierte auch die Stärke einer undogmatischen Anwendung marxistischer Theoreme, die es ihm ermöglichten, einen Dialog zwischen Ökonomen unterschiedlicher Ideologie und theoretischer Orientierung anzubahnen.[36] Die Tatsache, dass er zu diesem Thema nicht nur in Budapest, sondern auch an der Universität Daressalam in Tansania Vorlesungen gehalten hatte, sorgte dafür, dass seine Publikationen an afrikanischen Universitäten besondere Beachtung fanden.[37] Obwohl sich seine Diagnose im Wesentlichen als zutreffend für diese Region erwies, teile ich die Kritik von Walt Whitman Rostow, dass Szentes die Erfahrungen aus Tansania vorschnell auf alle Entwicklungsländer übertrug.[38]

Nachdem Szentes die Realitäten eines Entwicklungslandes studiert und erlebt und einige Beiträge dazu publiziert hatte, veröffentlichte er 1971 sein Opus Magnum, The Political Economy of Underdevelopment, dem zwei weitere Bücher zum gleichen Thema mit unterschiedlichem Schwerpunkt folgten.[39] Diese Studien, weltweit verbreitet und in mehrere Sprachen übersetzt, machten ihn zu einer der herausragenden Persönlichkeiten der Entwicklungsökonomie.[40]

Da The Political Economy of Underdevelopment von all seinen Publikationen am stärksten rezipiert wurde, werde ich mich besonders auf dieses vielzitierte Buch konzentrieren, in dem Szentes eine umfassende Übersicht über den Charakter und die vielfältigen, d. h. historischen, sozialen und ökonomischen Ursachen der Unterentwicklung vorstellt, um endlich geeignete Lösungen für deren Bekämpfung zu finden. Nach der Lektüre seines Buches könnte man ihn durchaus mit der sogenannten Europäischen Dependenzschule assoziieren (da er die externen Faktoren klar hervorhob), doch er hat deren einseitige Vorwürfe immer deutlich zurückgewiesen.

 

3. Szentes’ Interpretation von Unterentwicklung

Nach der Feststellung, dass die klassischen Erklärungsmuster der Unterentwicklung (Szentes’ Vertrautheit mit diesen Theorien ist bemerkenswert!) wesentliche Beobachtungen enthalten, wies Szentes auf ihren Hauptmangel hin, dass sie nämlich nur Teiltheorien in dem Sinne sind, dass sie keine umfassende Erklärung der Ursachen von Unterentwicklung bieten. Da sie das Phänomen nur vordergründig berühren, können sie keine fundierte Erklärung für die Anfänge der Unterentwicklung liefern, daher seien wirksame Lösungen durch die Anwendung dieser Theorien nicht möglich. Eine kritische Anwendung marxistischer Prinzipien ist nach Ansicht von Szentes jedoch in der Lage, diese Unzulänglichkeiten zu überwinden.[41] Während klassische Erklärungen der Unterentwicklung (insbesondere Modernisierungstheorien) das gemeinsame Argument teilen, dass Unterentwicklung hauptsächlich eine Folge interner Faktoren der unterentwickelten Länder ist, setzen klassische marxistische Erklärungen auf der anderen Seite an, indem sie externe Kräfte in den Vordergrund stellen und Unterentwicklung als Folge der Entstehung und der Existenz des kapitalistischen Weltsystems betrachten. Szentes argumentiert, dass sozioökonomische Rückständigkeit nicht nur das Produkt der Prozesse einer kapitalistischen Weltwirtschaft ist, die eine effektive Partizipation der Entwicklungsländer unmöglich machen, sondern auch das Ergebnis interner Bedingungen, die von klassischen marxistischen Theorien vernachlässigt würden.[42] Deshalb müsse eine überzeugende Analyse auf der Dialektik der inneren (nationalen) und äußeren (weltwirtschaftlichen) Kräfte beruhen: »Somit gibt es zwei Aspekte, zwei Seiten der ›Unterentwicklung‹: der grundsätzlich externe, internationale Aspekt, der unter dem historischen Gesichtspunkt des Entstehens des jetzigen Zustandes der primäre Aspekt ist, und der interne Aspekt, der unter dem Gesichtspunkt der zukünftigen Entwicklung immer wichtiger wird.«[43] So müssen die verschiedenen Abhängigkeiten (Handel, Finanzen und Technik) von den kapitalistischen Kernländern auf der einen Seite und eine fehlende organische wirtschaftliche und soziale Integration und die dualistischen Wirtschaftsstrukturen auf der anderen Seite als gleichermaßen wichtig betrachtet werden.

Bei der Diskussion der exogenen Faktoren der Unterentwicklung geht Szentes ausführlich auf die vielfältigen Formen der ökonomischen Abhängigkeit ein, indem er klar zwischen der extremen (administrativen, militärischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen) Abhängigkeit unter der Kolonialherrschaft und der eher subtilen Form der Abhängigkeit, die sich nach dem Kollaps des Kolonialsystems entwickelte, unterscheidet. Diese postkoloniale Abhängigkeit ist geprägt von wirtschaftlicher Abhängigkeit, kommerzieller Abhängigkeit, finanzieller Abhängigkeit und schließlich technischer Abhängigkeit. In diesem Fall liegen »die Schlüsselpositionen der Wirtschaft, der wichtigsten Wirtschaftszweige, in den Händen des ausländischen Monopolkapitals oder werden von diesem kontrolliert«.[44] Solche Abhängigkeiten verhinderten, so Szentes, die wirtschaftliche Integration dieser Länder in das Weltwirtschaftssystem und hielten sie an der Peripherie fest.

Aus seiner Analyse der verschiedenen Abhängigkeiten, die sich in den ersten Jahrzehnten der postkolonialen Periode entwickelten, kommt der Autor zu dem Schluss, dass sich die Kluft zwischen den fortgeschrittenen und den unterentwickelten Ländern nicht durch bloße Erhöhung der Hilfszahlungen und/oder die Diversifizierung des Marktes der traditionellen Exportprodukte der unterentwickelten Länder verringern lasse: »Solange der Zustrom materieller und intellektueller Ressourcen in die unterentwickelten Länder mit einem zunehmenden Abfluss von Ressourcen verbunden ist, der aus dem spontanen Mechanismus der kapitalistischen Weltwirtschaft und den Strukturmerkmalen der unterentwickelten Länder folgt, und solange infolgedessen die ungleiche Verteilung der dynamischen Wachstumsfaktoren (Wissenschaft, Technologie und die eng verwandten Industrien) erhalten bleibt (und sogar noch zunimmt), besteht keine Hoffnung, die Kluft zu verkleinern, und nicht einmal darauf, ihre weitere Vertiefung zu verhindern.«[45]

Obwohl es für die unterentwickelten Länder leicht erschien, ausländisches Kapital zu verstaatlichen, Wirtschaftskontakte zum Ausland zu pflegen oder technische Hilfe ausschließlich von sozialistischen Ländern zu beziehen, war diese Optimallösung unter den herrschenden Verhältnissen laut Szentes nicht realisierbar.[46] Seiner Einschätzung nach könnten sofortige und einseitige Problemlösungen nicht angeboten werden, da jegliche Lösung, die die Unterentwicklung bewältigen oder zumindest die Beseitigung der Reproduktion der Unterentwicklung zur Folge haben könnte, nur auf lange Sicht möglich sei. Da die Unterentwicklung nach Ansicht von Szentes sowohl das Ergebnis externer internationaler als auch interner Faktoren war und ist, müsse ihre Abschaffung an beiden Fronten erfolgen.[47] Solange jedoch die kapitalistische Weltwirtschaft existiere, könnten die exogenen Faktoren nicht wirklich beseitigt werden, was bedeute, dass nur der Zusammenbruch des internationalen Währungssystems – d. h. der Zusammenbruch des Kapitalismus in den fortgeschrittenen Ländern – die weltweite Unterentwicklung beseitigen könne.[48] Was die externen Faktoren anbelangt, so sei es andererseits möglich, dass ein einzelnes Land interne Hindernisse überwinde, sobald es eine progressive Innenpolitik verfolge.[49] Interne Faktoren könnten beispielsweise durch die Aufhebung der Macht des ausländischen Kapitals ausgeräumt werden, durch die allmähliche Reform der verzerrten wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, durch die Auflösung des Dualismus in der Wirtschaft und durch die bewusste, planmäßige und aktive Politik des Staates.

In seiner eher kritischen Haltung zu früheren Analysen der sozialistischen Entwicklungsländerforschung bemängelt Szentes deren Starrheit gegenüber orthodoxen marxistisch-leninistischen Prinzipien, wenn sie »proletarische Revolutionen als direkte Vorbedingung für die Befreiung der Kolonien« und deren postkoloniale Zukunft »als die natürliche und notwendige Wiederholung (d. h. Nachahmung) des Entwicklungsmusters der ersten sozialistischen Länder in allen Einzelheiten« betrachteten.[50] Darüber hinaus herrschten sozialistische Verhältnisse auch in jenen Ländern nicht vor, die sich irgendwann in ihrer Geschichte für sozialistisch erklärt hatten (z. B. weil die Klasse der Industriearbeiter noch nicht entwickelt war). Deshalb sollte ein realistischeres Szenario erarbeitet werden. Da er den Isolationismus (Autarkie) eindeutig ablehnte und die Integration der Entwicklungsländer in den »Sozialistischen Commonwealth« kurzfristig nicht für machbar hielt, bestand er darauf – in Übereinstimmung mit einigen Theoretikern des nichtkapitalistischen Entwicklungsweges –, dass die Entwicklungsländer vorläufig im kapitalistischen Weltmarkt verbleiben sollten.

Daher sollten die unterentwickelten Länder eine dritte Option, ein tertium datur, verfolgen, die eine verstärkte wirtschaftliche Intervention des Staates vorsah, die Szentes als Voraussetzung für die Abschaffung der wirtschaftlichen Unterentwicklung betrachtete.[51] Das Heilmittel, das er anbot, war also der Weg des Staatskapitalismus.[52] Szentes zufolge müsse sich diese massive staatliche Beteiligung jedoch deutlich von dem Staatskapitalismus unterscheiden, der früher sowohl in den fortgeschrittenen kapitalistischen als auch in den sozialistischen Ländern entwickelt worden war, weil sich in den entwickelten Ökonomien die Regulation der bereits integrierten Wirtschaft ausreichend bewährt habe, während Staatskapitalismus in postkolonialen Staaten in erster Linie und vor allem zur Entwicklung der Produktivkräfte als notwendige Voraussetzung zur Überwindung verzerrter wirtschaftlicher Verhältnisse bestimmt sei. [53]

In der Praxis sei der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Entwicklung die Nationalisierung der wichtigsten Produktionsmittel, und parallel dazu sollte der Staat ausländisches Kapital einschränken oder gar ausschließen, um die Kontrolle über seine eigene Wirtschaft zu gewinnen.[54] Angesichts der Tatsache, dass in den meisten dieser Länder ein noch unterentwickelter Industriesektor vorherrscht (oder gar nicht existiert), sollten auch Maßnahmen im Agrarsektor (z. B. Landenteignung) ergriffen werden. Obwohl sozialistische Wissenschaftler lebhafte Diskussionen darüber führten, ob es für Entwicklungsländer eine Übergangszeit gebe, bevor sie zu einer vollwertigen sozialistischen Gesellschaft würden, galt allgemein, dass nur »zentralgeleitete« (wie Bognár sie nannte) Volkswirtschaften in der »Dritten Welt« den Entwicklungsweg ebnen könnten.[55]

 

4. Schlussbemerkungen

Die Forschungen am Zentrum für Afro-Asiatische Forschung und später am Institut für Weltwirtschaft markierten eindeutig den Höhepunkt des ungarischen Denkens über Wirtschaft und Entwicklung. Durch einen erheblichen Mehrwert für das globale Verständnis von Entwicklungsproblemen in postkolonialen Ländern ist der Beitrag beider Institute beispielhaft für den Aufschwung tiefgründiger Forschung zu den Problemen der Entwicklungsländer in Ungarn, die die Übergangszeit der 1990er-Jahre anscheinend nicht überlebte. Indem die Institute die sozialistische Propaganda auf ein Mindestmaß reduzierten, trugen sie außerdem dazu bei, die marxistische Ökonomie wieder mit der Außenwelt in Verbindung zu bringen.

Wie ich zu zeigen versuchte, findet man ein faszinierendes Beispiel dieser Bemühungen in der Arbeit von Tamás Szentes, der eine schlüssige Argumentation über die Ursachen von Unterentwicklung aus marxistischer Sicht entwickelte (die sich nicht nur von den klassischen Theorien, sondern auch von den bisherigen marxistischen Theorien unterschied) und zugleich einen Weg zu deren Beseitigung aufzeigte. Obwohl sein Buch The Political Economy of Underdevelopment für seine Initiative gelobt wurde, die marxistischen Grundlagen zu revidieren, um anwendbare Lösungen zu liefern, wurde es – nicht überraschend – von westlicher Seite kritisiert, die die politischen Vorannahmen hinterfragte, weil sie ihr nicht auf einer korrekten Analyse zu beruhen schienen.[56]

 


[1] Egon Kemenes: Hungarian research work relating to the problems of developing countries, in: Acta Oeconomica 2 (1967), Nr. 3, S. 259.

[2] Aus Platzgründen muss hier auf eine detaillierte theoretische Übersicht verzichtet werden. Siehe dazu Paul Oslington/Mir Annice Mahmood: History of Development Economics [with Comments], in: The Pakistan Development Review 32 (1993), Nr. 4, S. 631 f.; Tamás Szentes: Development in the History of Economics, in: K. S. Jomo/E. S. Reinert (Hg.): The Origins of Development Economics: How Schools of Thought Have Addressed Development, London/New York 2005, S. 146–158.

[3] Oslington/Mahmood: History of Development Economics (Anm. 2), S. 631 f.

[4] Steffi Marung: A ›Leninian Moment‹? Soviet Africanists and the Interpretation of the October Revolution, 1950s–1970s, in: Journal für Entwicklungspolitik 33 (2017), Nr. 3, S. 21–48; Robert F. Gorman: Soviet Perspectives on the Prospects for Socialist Development, in: African Affairs 83 (1984), Nr. 331, S. 165–167.

[5] Siehe z. B. Reginald H. Green: Review. Studies on Developing Countries: Nr. 1, 2, 3, 11, 12, 16 und 19 von J. Bognar, P. Mandi, P. Streeten, T. Szentes und E. Kemenes, in: The Journal of Modern African Studies 7 (1968), Nr. 3, S. 536–539.

[6] Nach der sowjetischen Niederschlagung des ungarischen Volksaufstands 1956 gründeten die Vereinten Nationen mehrere Kommissionen zur Untersuchung der Umstände und Ereignisse während und infolge des Aufstands, insbesondere der sowjetischen Militärintervention und der Einsetzung der Kádár-Regierung.

[7] Beáta Paragi/Balázs Szent-Iványi/Sára Vári: Nemzetközi fejlesztési segélyezés tankönyv [Lehrbuch für internationale Entwicklungshilfe], Budapest 2007, S. 145–147.

[8] István Varga: Tervezés, mechanizmus, pénzügyek [Planung, Einrichtung, Finanzen (István Vargas Ausgewählte Werke und Aufsätze mit einer Einführung von József Bognár über István Varga)], Budapest 1971, S. 9–34. 

[9] Der NÖM wurde 1968 eingeführt und dauerte offiziell bis 1972, beeinflusste jedoch bis zum Ende der sozialistischen Ära weiterhin die ungarische Wirtschaftspolitik und förderte die ungarische Version der sozialistischen Marktwirtschaft erheblich, die als »Gulasch«- oder »Kühlschrank-Sozialismus« bekannt wurde. Über die Auswirkungen des NÖM siehe Beth Greene: Selling Market Socialism: Hungary in the 1960s, in: Slavic Review 73 (2014), Nr. 1, S. 108–132. Zudem kann die aktive Beteiligung von Bognár an den Debatten um die sogenannte Neue Internationale Wirtschaftsordnung nicht von der Idee des NÖM und damit von inländischen Entwicklungen losgelöst werden. Bence Kocsev: European CMEA countries and the concept of the New International Economic Order. Beitrag zum Workshop »Globale Ungleichheiten diskutieren. Der Nord-Süd-Konflikt in den internationalen Beziehungen nach 1945«, Leipzig, 15.–16. Februar 2017.

[10] Mihály Simai: Obituary. In memoriam Professor József Bognár, in: Acta Oeconomica 48 (1996), Nr. 1–2, S. 214.

[11] József Bognár: A Planned Economy in Hungary: Achievements and Problems, Budapest 1959.

[12] Mehr über Bognárs Œuvre bei István Kőrösi: Bognár József akadémikus tudományos munkássága és szellemi öröksége [Wissenschaftliche Arbeit und intellektuelles Vermächtnis von József Bognár], in: Közgazdasági Szemle [Volkswirtschaftliche Rundschau] 64 (2017), Nr. 5, S. 546–561.

[13] Wegen der verschiedenen persönlichen Verflechtungen (Bognárs Abteilung für Binnenhandel und Abteilung für Internationale Wirtschaft und Politik, die als »Hinterland« des Instituts dienten) war das ZAAF eine Zeit lang in den Universitätsgebäuden am Dimitrovplatz untergebracht. 

[14] Obwohl das Kollektiv des Instituts, das aus sehr unterschiedlichen Forschern bestand, relativ große akademische Freiheit genoss, war es ihm nicht immer möglich, gegen die Parteiideologie anzukommen. So zählten Ende der 1960er-Jahre einige Mitarbeiter des ZAAF (vor allem József Bognár) zu den Initiatoren der Reforminitiative »Neuer Ökonomischer Mechanismus«. Letzten Endes gelang es dem NÖM wegen starker Gegenkräfte nicht, die ungarische Wirtschaft zu reformieren, doch er beeinflusste die ungarische Wirtschaftspolitik bis zum Ende der sozialistischen Ära. Ein anderes Beispiel ist Tamás Szentes, der 1974 nach einem Seminar am kurzlebigen Starnberger Institut, u. a. mit André Gunder Frank, Immanuel Wallerstein und Giovanni Arrighi, seine Arbeit über globale Disparitäten aus ideologischen Gründen nicht in einer führenden ungarischen sozialwissenschaftlichen Zeitschrift – »Társadalmi Szemle« [Rundschau für Sozialwissenschaften] – publizieren durfte (zu dieser Zeit war Valéria Benke, eine Hardliner-Politikerin der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei, Chefredakteurin der Zeitschrift).

[15] Interview mit Mihály Simai, bekannter ungarischer Ökonom, Forscher am Institut für Weltwirtschaft, am Forschungszentrum für ökonomische und regionale Studien der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und Professor an der Corvinus Universität, am 5. März 2018.

[16] Simai: Obituary (Anm. 10), S. 216.

[17] Siehe James Mark/Péter Apor: Socialism Goes Global: Decolonization and the Making of a New Culture of Internationalism in Socialist Hungary, 1956–1989, in: The Journal of Modern History 87 (2015), Nr. 4, S. 889.

[18] Mihály Simai: Revisiting the NIEO. Diskussionsbeitrag für die Konferenz »Spaces of Interaction« in Leipzig, 26./27. Oktober 2017, S. 4.

[19] Ebd., S. 5.

[20] Für detaillierte Informationen siehe »News from the life of the Hungarian economic sciences«, in: Acta Oeconomica 11 (1973), Nr. 1, S. 103. Für einen allgemeinen Überblick über die Arbeit am Institut siehe János Szita: Világgazdasági Kutatóintézet [Das Institut für Weltwirtschaft], in: Gazdaság- és jogtudomány: a Magyar Tudományos Akadémia Gazdaság- és Jogtudományok Osztályának közleményei [Wirtschaft und Recht: Veröffentlichungen der Abteilung für Wirtschaft und Recht der Ungarischen Akademie der Wissenschaften] 10 (1976), Nr. 3–4, S. 343–351.

[21] Die Bewertung des wirtschaftlichen Potenzials der jeweiligen sozialistischen Länder und die Aufnahme der Untersuchung der Integration im RGW in das allgemeine Forschungsprofil des Instituts geschahen offensichtlich nicht ohne Grund. Tatsächlich haben die Veränderungen der Weltwirtschaft in den 1970er-Jahren gezeigt, dass der RGW nicht in der Lage war, sich an die neuen Bedingungen anzupassen und die Probleme, mit denen die sozialistischen Volkswirtschaften konfrontiert waren, gemeinsam anzugehen. Einige sozialistische Forscher, insbesondere aus Ungarn, erkannten, dass die Planwirtschaft und der RGW als solcher nicht widerstandsfähig genug waren, um die neuen wirtschaftlichen Herausforderungen der 1970er-Jahre erfolgreich zu bewältigen. Daher war es ausdrücklich notwendig, entweder den RGW zu reformieren oder die Zentralplanungswirtschaften für eine stärkere Beteiligung am Weltmarkt zu öffnen. Dies ist zum Teil auch der Grund, warum Ungarn die Idee der Neuen Internationalen Wirtschaftsordnung, die in Budapest als große Chance zur Veränderung der fragilen weltwirtschaftlichen Situation der RGW-Länder angesehen wurde, so stark unterstützte. Elizabeth Kridl Valkenier: The Soviet Union and the Third World. An Economic Bind, New York 1983.

[22] Gábor Búr: Hungarian Diplomacy and the Non-Aligned Movement in the Cold War, in: Istán Majoros/Zoltán Maruzsa/Oliver Rathkolb (Hg.): Österreich und Ungarn im Kalten Krieg, Wien/Budapest 2010, S. 369.

[23] Interview mit Mihály Simai (Anm. 15).

[24] Über den Aufstieg (1960er- und 1970er-Jahre) und den Niedergang (1980er-Jahre) der ungarischen diplomatischen und Wirtschaftsbeziehungen zu Entwicklungsländern während der Ära Kádár siehe Lajos Gecsényi/Magdolna Baráth: Főkonzulok, követek és nagykövetek 1945–1990 [Generalkonsul, Gesandte und Botschafter, 1945–1990], Budapest 2016, S. 75–80. Da zu den ökonomischen Aktivitäten Ungarns in den Entwicklungsländern keine umfassende Arbeit vorliegt, ist man auf Einzelstudien angewiesen, z. B. Éva Hegedűs: Angola és Magyarország kétoldalú kapcsolatai 1975 és 1993 között [Bilaterale Beziehungen zwischen Angola und Ungarn, 1975–1993], in: Kül-Világ. A nemzetközi kapcsolatok folyóirata [Außenwelt. Journal der Internationalen Beziehungen] 5 (2008), Nr. 1, S. 29–47.

[25] András Inotai: Latin American Studies in Hungary, in: European Review of Latin American and Caribbean Studies/Revista Europea de Estudios Latinoamericanos y del Caribe (2002), Nr. 72, S. 117.

[26] Interview mit Mihály Simai (Anm. 15).

[27] Kemenes: Hungarian research work (Anm. 1), S. 27.

[28] József Bognár: Relations of the CMEA with the world economy at the beginning of the new era, in: Acta Oeconomica 23 (1979), Nr. 1–2, S. 16. 

[29] Interview mit Mihály Simai (Anm. 15).

[30] Obwohl es ebenso viele Klassifikationen wie Forscher gibt, findet man eine umfassende Zusammenfassung dieser Theorien z. B. hier: P. W. Preston: Theories of Development, London 1982. Eine aktuellere Zusammenfassung bieten Richard Peek/Elaine Hartwick: Theories of Development: Contentions, Arguments, Alternatives, New York 2009, S. 23–102, 143–165.

[31] Walt Whitman Rostow: The Political Economy of Underdevelopment by Tamás Szentes, in: The American Political Science Review 67 (1973), Nr. 3, S. 1091.

[32] Interview mit Mihály Simai (Anm. 15).

[33] Nach seiner Rückkehr nach Ungarn wurde er ein führender Außenpolitiker (u. a. Botschafter in Washington, stellvertretender Minister und später Außenminister) und die einflussreichste (wenn auch umstrittene) Persönlichkeit auf dem Gebiet der ungarischen Afrikastudien. Sein »größter Fehler« war jedoch, dass er die Gründung einer eigenen Schule ungarischer Afrikanisten versäumte. Gábor Búr: Endre Sík and the traditions of African Studies in Hungary, in: Chubu International Review 1 (2007), Nr. 1, S. 165. 
[34] Colin Darch/Gary Littlejohn: Endre Sík and the development of African Studies in the USSR: A study agenda from 1929, in: History in Africa 10 (1983), Nr. 5, S. 85–87. Mehr über Síks wissenschaftliches Engagement in der Sowjetunion bei Gábor Búr: Sík Endre, Afrika történetírója [Endre Sík, Afrikahistoriker], in: Éva Sebestény/Zoltán Szombathy/István Taróssy (Hg.): Harambee. Tanulmányok Füssi Nagy Géza 60. Születésnapjára [Harambee. Festschrift für Géza Füssi Nagy zum 60. Geburtstag], Pécs/Budapest 2006, S. 109–114.

[35] Helena Toumi: The Political Economy of Underdevelopment by Tamás Szentes (Review), in: Instant Research on Peace and Violence 2 (1972), Nr. 3, S. 170 f.

[36] Green: Review (Anm. 5), S. 538; Thomas W. Warke: The Marxian Theory of Underdevelopment: A Review Article, in: The Journal of Developing Areas 7 (1973), Nr. 4, S. 699 f.

[37] James Cobbe: The Political Economy of Underdevelopment by Tamas Szentes, in: The Journal of Developing Areas 20 (1985), Nr. 1, S. 128.

[38] Rostow: The Political Economy of Underdevelopment (Anm. 31), S. 1092.

[39] Mehr über Bognárs Œuvre bei István Benczes/András Blahó: Ünnepi ülés Szentes Tamás akadémikus 70. születésnapja tiszteletére [Ehrenkolloquium anlässlich des 70. Geburtstages des Akademikers Tamás Szentes], in: Magyar Tudomány [Ungarische Wissenschaft] 49 (2003), Nr. 7, S. 890–902.

[40] László Csaba: World Economics. Comparative Theories and Methods of International and Development Economics by Tamás Szentes, in: Acta Oeconomica 53 (2003), Nr. 4, S. 443.

[41] Warke: The Marxian Theory of Underdevelopment (Anm. 36), S. 700.

[42] Tamás Szentes: The Political Economy of Underdevelopment, Budapest 1971, S. 95–100; ders.: Politische Ökonomie der Entwicklungsländer, Frankfurt a. M. 1974. Die deutsche Ausgabe enthielt den ersten Teil der englischen Ausgabe nicht, dafür einen neu verfassten Anhang.

[43] Ebd., S. 163; deutsche Ausgabe S. 59. Siehe auch Tamás Szentes: A Harmadik Világ társadalomtudományi kutatásának »ars poetica«-ja [Die »ars poetica« der Forschung über die Dritte Welt in den Sozialwissenschaften], in: Egyetemi Szemle [Universität Rundschau. Bulletin der Karl-Marx-Universität Budapest] 4 (1982), Nr. 4, S. 29–48, bes. S. 33 f.

[44] Szentes: The Political Economy (Anm. 42), S. 166.

[45] Ebd., S. 227 f.

[46] Ebd., S. 228.

[47] Péter Mándi: Review. The political economy of underdevelopment by T. Szentes, in: Acta Oeconomica 7 (1971), Nr. 3–4, S. 420.

[48] Szentes: The Political Economy (Anm. 42), S. 290.

[49] Ebd., S. 291 f.

[50] Ebd., S. 19.

[51] Ebd., S. 311.

[52] Szentes war notabene nicht der Einzige, der in dieser Zeit den Staatskapitalismus vertrat. Tatsächlich wurde er von vielen als eine realistische Lösung betrachtet, und so wurden seine verschiedenen Varianten – wie der bereits erwähnte »nichtkapitalistische Entwicklungsweg« – von mehreren sozialistischen Wissenschaftlern angeboten. Berch Berberoglu: Toward a theory of state capitalist development in the Third World, in: International Review of Modern Sociology 9 (1979), Nr. 1, S. 17–29.

[53] »Eine wichtige Aufgabe des Staatskapitalismus ist die Entwicklung der Produktivkräfte und im Zusammenhang damit die Transformation der deformierten Wirtschaftsstruktur und die Schaffung einer organischen und verflochtenen Volkswirtschaft.« Szentes: The Political Economy (Anm. 42), S. 315. Siehe auch Fred Nixson: The Political Economy of Underdevelopment by Tamas Szentes, in: Review of African Political Economy 1974, Nr. 1, S. 88. 

[54] Tamás Szentes: Az elmaradottság és fejlettség dialektikája a tőkés világgazdaságban [Dialektik der Unterentwicklung und Entwicklung in der kapitalistischen Weltwirtschaft], Budapest 1976, S. 311–321, bes. S. 314.

[55] Siehe auch Massoud Chalabi: Underdevelopment and State Capitalism: A Cross National Study, PhD thesis, West Michigan University 1984, S. 149. Zu Bognárs Interpretation der Zentralplanungswirtschaft siehe József Bognár: Economic Policy and Planning in Developing Countries, Budapest 1968, S. 24 f. 

[56] Ankie Hoogvelt: The Political Economy of Underdevelopment by Tamas Szentes, in: Third World Quarterly 7 (1984), Nr. 3, S. 777 f.; Ralph K. Davidson: The Political Economy of Underdevelopment by Tamas Szentes, in: Journal of Economic Literature 10 (1972), Nr. 3, S. 819 f.

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