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Hier finden Sie die retrodigitalisierten Fassungen der Ausgaben 1993 bis 2020 des Jahrbuches für Historische Kommunismusforschung (JHK).

Weitere Bände werden sukzessive online gestellt. Die aktuelle Printausgabe folgt jeweils zwei Jahre nach ihrem Erscheinen.

Das Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung wurde 1993 von Hermann Weber (†) als internationales Forum zur Erforschung des Kommunismus als europäisches und globales Phänomen gegründet. Das Jahrbuch enthält Aufsätze, Miszellen, biografische Skizzen, Forschungsberichte sowie Dokumentationen und präsentiert auf diesem Weg einmal jährlich die neuesten Ergebnisse der internationalen Kommunismusforschung.

Seit 2004 wird das Jahrbuch im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegeben und erscheint aktuell im Berliner Metropol Verlag.

Herausgeber: Ulrich Mählert, Jörg Baberowski, Bernhard H. Bayerlein, Bernd Faulenbach, Peter Steinbach, Stefan Troebst, Manfred Wilke.

Wissenschaftlicher Beirat: Thomas Wegener Friis, Stefan Karner, Mark Kramer, Norman LaPorte, Krzysztof Ruchniewicz, Brigitte Studer, Krisztián Ungváry, Alexander Vatlin.

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JHK 2022

Perestroika und die Ursprünge von Lukašėnkas Konservatismus

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 189-203 | Metropol Verlag

Autor/in: Anton Liavitski

Zum Zeitpunkt seines Wahlsieges 1994 schien Aljaksandr Lukašėnka noch ein unbeschriebenes Blatt zu sein: Experten kritisierten sein Programm als eklektische Mischung von Ideen und Vorschlägen, die im gleichen Maße Konzepte von Staatskapitalismus und Marktsozialismus umfassen würde.[1] Das nährte die Hoffnung, dass sich Belarus innerhalb des Transition-to-Democracy-Paradigmas entwickeln könnte, mit dem der Weg der postsozialistischen Länder nach 1989/91 konzeptionell gefasst wurde.[2] Im politischen Kampf zwischen 1990 und 1996 spielten die damit verbundenen normativen Ideen von Markt, Demokratie und Nation jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr propagierten Lukašėnka und andere konservative Akteure Leitbegriffe wie Ordnung, Stabilität und Sicherheit. In der Forschung wird dem konservativen Diskurs unter Lukašėnkas Führung als bloßes Instrument des Machterhalts oder oberflächliches Lippenbekenntnis oft wenig Bedeutung beigemessen.[3] Im Gegensatz dazu soll im Folgenden gezeigt werden, welche konkreten ideologischen Debatten dem politischen Vokabular des belarusischen Konservatismus und seinem politischen Erfolg zugrunde liegen. Dieser Beitrag widmet sich der Ideengeschichte des belarusischen Konservatismus und seinen Ursprüngen in der Phase der sowjetischen Perestroika.

Die Herkunft des belarusischen Konservatismus wird aus genealogischer Perspektive analysiert. Der Begriff Genealogie wird mittlerweile in einer Reihe von Ansätzen gedeutet, die mehrheitlich auf Michel Foucault und Friedrich Nietzsche zurückgehen.[4] Die Methode des vorliegenden Textes orientiert sich an den Ideen Quentin Skinners. Der britische Historiker setzt die Bedeutung von Begriffen und Ideen mit deren historisch bedingter Verwendung gleich. Dabei lenkt er die Aufmerksamkeit auf die grundlegende Mehrdeutigkeit des diskursiven Raums: Teilnehmerinnen und Teilnehmer von ideologischen Auseinandersetzungen laden Begriffe mit unterschiedlichem, oft widersprüchlichem Sinn auf, um ihre Ziele zu erreichen. Im Fokus der vorliegenden Analyse stehen daher die sich wandelnden Verwendungsweisen und entstehungszeitlichen Entscheidungsmöglichkeiten im postsowjetischen politischen Diskurs.[5] Untersucht wurden dafür insbesondere die Beiträge in den belarusischen Literaturzeitschriften Polymja, Maladosc’ und Nёman – wesentliche Plattformen der politisch-gesellschaftlichen Debatten in der Zeit der Perestroika und danach.

Die ideologischen Wurzeln von Lukašėnkas Regime liegen in den diskursiven Kämpfen der Perestroika-Ära. Die Perestroika stellte eine Abkehr von den bekannten Formen des sozialistischen Staatsverständnisses und dem damit verknüpften politischen Denken dar. Nach 1988 zeichnete sich zunehmend eine Differenzierung zwischen einem liberalen Lager und einem konservativen Lager ab. Während die Liberalen die Reformen als Beginn eines Systemwechsels verstanden, betrachteten die Konservativen die Erziehung des Individuums zum Subjekt einer marktwirtschaftlichen und demokratischen Gesellschaftsordnung als Voraussetzung einer erfolgreichen Reform. Diese ideologische Kontroverse wird hier in zwei Schritten betrachtet: Im ersten Teil werden die Debatte um das Menschenbild in der Publizistik der Perestroika und die Entdeckung der Ökonomie, die dem liberalen Zukunftsentwurf zugrunde lag, näher betrachtet. Im zweiten Teil wird die konservative Reaktion auf die in Publikationen und Schriften verbreiteten konzeptionellen Innovationen diskutiert. Konservative Autorinnen und Autoren benutzten die demokratischen Diskurse als Folie, um ein Plädoyer für einen starken Staat zu halten.

 

 

I. Der liberale Ordnungsentwurf

 

Das Konzept des »neuen Menschen« nahm seit den 1920er-Jahren einen zentralen Platz in der sowjetischen Ideologie ein. Die damit verbundenen Ziele gaben den Anstoß zu einer Reihe von Diskursen, welche die Erziehung des Individuums zum Subjekt in Gang setzten.[6] Dabei stützen sich die neuen Diskussionsmuster auf die intellektuelle Tradition der russländischen imperialen Intelligenzija, die den sozialen Wandel als Verbreitung der Hochkultur begriff. Das »Volk« zu kultivieren, diese Aufgabe fiel dem Gedankengang zufolge der Intelligenzija und dem Staat zu. Das Ergebnis der Verschmelzung von Intelligenzija-Tradition und bolschewistischer Modernisierungsideologie war ein Entwurf, den David-Fox als »intelligentsia-statist modernity« bezeichnet.[7] Der Diskurs der »moralischen Elite« der Sowjetunion kreiste rund um die Begriffe Wahrheit, Staat und Kultur und setzte sich für einen politischen und ökonomischen Wandel im Bewusstsein des Subjektes ein.[8]

Der Beitrag der Intelligenzija zur sowjetischen politischen Theorie bestand im romantischen Antikapitalismus. Die »Marktgegnerschaft«, also die Ablehnung von Markt als einem anonymen preisbildenden System, war tief in das Denken der mittel- und osteuropäischen Intelligenzija in der Ära des Staatssozialismus eingebettet.[9] Insbesondere in der russischen Belletristik kam im 19. Jahrhundert ein geschlossenes Denksystem zum Tragen, das sich gegen das Kleinbürgertum wandte. Die Intelligenzija grenzte sich konsequent von der als spießig empfundenen Lebensweise ab. Diese Trennung entwickelte sich zur Raison dʼÊtre dieser Klasse.[10] Die moderne belarusische (also belarusischsprachige) Kultur, die seit den 1880er-Jahren primär auf der schönen Literatur aufbaute,[11] machte sich das Vokabular der russischen Literaturklassik zu eigen. Mehrere belarusische Literaten und Dichter, die zwischen 1950 und 1985 aktiv waren, werden der Neoromantik zugeordnet, unter ihnen der besonders beliebte Uladzimir Karatkevič (1930–1984).[12]

Unter den wissenschaftlichen Expertinnen und Experten, denen eine wachsende Rolle in bürokratischen Entscheidungen zukam,[13] etablierten sich Denkansätze, die als spätsozialistische Staatswissenschaft bezeichnet werden können.[14] Fedor Burlackij etwa, der in den 1960er-Jahren an der Etablierung einer sowjetischen Politikwissenschaft beteiligt war, verstand das neue Fach unter anderem als Lehre von der Steuerung der Gesellschaftsentwicklung.[15] Dies war der intellektuelle Hintergrund, vor dem die liberale Ideologie der Perestroika entstand.

Ausgangspunkt des Perestroika-Diskurses war die Feststellung, dass die sozialistische Volkswirtschaft kein Wachstum mehr generieren könne.[16] Brežnevs Amtszeit wurde als Stagnation gedeutet, und Gorbačёv sowie führende demokratisch gesinnte Publizistinnen und Publizisten verpassten keine Gelegenheit, auf den Zusammenhang zwischen Stalinismus und lahmender Wirtschaft zu verweisen.[17] Die überbürokratisierte Planwirtschaft habe die Kreativität und Energie der Gesellschaft eingeschränkt.[18] Die Publizistik der Perestroika fasste diese Bestandsaufnahme im griffigen Konzept des »administrativen Kommandosystems« zusammen. Der Begriff hob die Wesensmerkmale des sozialistischen Wirtschaftsmechanismus hervor: Zwang, Befehl und Verbot als einzige Anreize für die Arbeiterschaft. Im »Voluntarismus«[19] des aufgeblasenen bürokratischen Apparates erblickten liberale Publizisten das größte Hindernis für Reformen.[20] Der Konflikt um die Deutung der Perestroika wurde als Streit zwischen der linken demokratischen Intelligenzija und der rechten konservativen Bürokratie verstanden.[21]

Um ihre Kritik am Sozialismus zu artikulieren, benutzten viele Intellektuelle die tradierte Ausdrucksweise, angelehnt vor allem an die sozialistische Produktivitätsideologie.[22] Die Frage nach ökonomischer Effektivität, die schon vor 1985 von Expertinnen und Experten genauso wie im bürokratischen Diskurs aufgeworfen worden war,[23] nahm in der öffentlichen Diskussion der Perestroika-Ära eine zentrale Rolle ein. Die politische Theorie der Perestroika unterschied sich vor allem in den neuen Instrumenten, mit denen die Effizienz erhöht werden sollte. Egor Gajdar und andere Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftler argumentierten, dass die administrativ gelenkte Volkswirtschaft Ressourcen höchst ineffizient verteile. Die Vorstellung, dass die Staats- und Parteiorgane in Moskau das ökonomische Leben des Landes organisieren könnten, brandmarkten die Reformideologinnen und Reformideologen als romantisch und naiv: In der Tat sei selbst die politische Führung von der Bürokratie abhängig. Gajdar und andere sahen dagegen den Markt und die pluralistische öffentliche Meinung als Mittel zur zielführenden Ressourcenverteilung.[24] Diese Argumentation verbreitete sich über die wirtschaftspolitischen Debatten hinaus. Der Journalist Anatolij Kozlovič, der Ende der 1980er-Jahre als Korrespondent der Moskauer Literaturnaja gazeta tätig war und sich gegen die »bürokratischen Netzwerke« einsetzte,[25] brachte die neue Zielsetzung auf den Punkt: An die Stelle der sozialistischen Kommandowirtschaft sollte ein System treten, das nicht gegen die ökonomischen Gesetze verstoßen würde. In Kozlovičs Vorstellung bestimmte nicht die politische Führung (»eine Person«), sondern »ein System gleichberechtigter Beziehungen zwischen einer Vielzahl von Personen, Organisationen, Behörden«. Ein solches Netzwerk gebe es noch nicht, es müsse statt des vorhandenen Kommandosystems eingerichtet werden, so Kozlovič.[26]

Die liberale Doktrin der Reformanhängerinnen und -anhänger war prägend für die organisierte Opposition in Belarus. Die Belarusische Volksfront (Belaruski Narodny Front, BNF), die im Oktober 1988 entstand, verschrieb sich konsequent dem Konzept einer vom Staat unabhängigen, selbstorganisierten Volkswirtschaft. Führende Wirtschaftsexpertinnen und -experten, wie Alexandr Žuravskij oder Uladzimir Zablocki, lehnten den »bürokratischen Markt« der sozialistischen Volkswirtschaft als höchst ineffizientes System ab.[27] Die Führung der BNF übersetzte die abstrakte Wirtschaftslehre, die sich oft eines Fachjargons bediente (aus Mathematik oder technischer Kybernetik), in politische Losungen: »Keine Anstrengung [im aktuellen Wirtschaftssystem] lohnt sich.«[28] Sie benutzte das Bild einer selbstorganisierten Wirtschaft auch, um die politische Elite zu kritisieren. Die Aufgabe der Perestroika bestehe immerhin darin, herauszufinden, wer für wen arbeite: die Bevölkerung für die »Obrigkeit« oder umgekehrt.[29]

Die Konzentration auf die Frage nach der ökonomischen Effektivität in der Perestroika-Publizistik richtete sich nicht nur gegen die bürokratisch organisierte Wirtschaft. Es ging auch darum, das theoretische Erbe der russländischen imperialen Intelligenzija zu überwinden. Der Verein »Tutėjšyja« (Hiesige), der 1986 gegründet wurde und dutzende junge Literatinnen und Literaten anzog, benutzte die Rhetorik von Erneuerung und Wandel, um das gesamte intellektuelle Vokabular der Intelligenzija infrage zu stellen. Die »junge Generation« der belarusischen Kultur lehnte den tradierten Begriff von Hochkultur ab und sah in der sich verbreitenden Massenkultur (»Krimis, Science-Fiction und Erotik«[30]) ein zulässiges Mittel zur nationalen Wiedergeburt. Die Mitglieder des Vereins legten der belarusischen intellektuellen Elite zur Last, dass sie keinerlei Einfluss auf die Gesellschaft ausübe und die tradierte Rhetorik für materielle Zwecke missbrauche. Statt die moralischen Verwerfungen der Stadtbevölkerung zu thematisieren, solle die Kulturelite sich darum bemühen, die Wirkungskraft ihrer Werke zu erweitern.[31] Ihre Kritik verankerten die Mitglieder von »Tutėjšyja« nicht zuletzt in der liberalen Wirtschaftslehre, indem sie etwa auf materielle Anreize und selbstorganisierte Systeme setzten.[32]

Die Perestroika gab die Idee auf, dass der »neue Mensch« mittels kultureller Erziehung ein »neues Bewusstsein« entfalten sollte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Wissensverbreitung[33] und materielle Anreize.[34] Es ging um »Rahmenbedingungen«,[35] »Umgebung«,[36] um das »ganze System des Lebens«[37] oder eben um »Lebensverhältnisse«, die es zu verändern galt. Für die Reformtheoretikerinnen und -theoretiker der späten 1980er-Jahre galt es, das Gesamtsystem der Volkswirtschaft zu verändern, nicht das Individuum oder das individuelle Bewusstsein. Nicht der Staat und sein Apparat, sondern ökonomische Gesetze sollten das Wirtschaftsleben bestimmen.[38] Der Begriff »Bewusstsein« gehörte zwar weiterhin zum Vokabular der Perestroika,[39] jedoch revidierten ihre Protagonistinnen und Protagonisten die Vorstellung davon, wie Bewusstseinswandel herbeigeführt werden sollte. Der Publizist Anatol’ Jaras’ brachte es auf den Punkt: »Das menschliche Bewusstsein ist keine Tonbandaufnahme, die man beliebig löschen und erneut aufnehmen kann.«[40] Ob metaphysische Instrumente (»das Wort« der Intelligenzija, das ehemalige Umerziehungsmittel) einen Wandel im kollektiven Verhalten bewirken könnten, wurde immer wieder angezweifelt.[41] Angestrebt wurde eine »ökonomische Lösung« für die Krise, die Rede war auch von »ökonomischen Methoden«.[42] Progressive Autorinnen und Autoren begriffen die Subjektivierung des Menschen als Funktion des Ökonomischen. Diese Annahme ging auf Michail Gorbačёv zurück, der bereits 1986 festhielt: Es sei nicht genug, über das neue ökonomische Subjekt (den »Besitzer«) zu reden, es gelte, die Bedingungen seiner Tätigkeit zu verändern.[43] Das Materielle wurde als Mittel gesehen, die Gleichgültigkeit der Subjekte zu überwinden und ihren Willen zu Initiative, Innovation und Handlung zu fördern,[44] was in der Sprache der Perestroika als »menschlicher Faktor« definiert wurde.[45] Daraus ergab sich ein Entwurf des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens, der die Entwicklung der Gesellschaft dem individuellen Handeln und der spontanen Ordnung überließ und dem Staat – und damit letztendlich auch der Intelligenzija – nur noch eine eingeschränkte Rolle zuwies.

 

 

II. Der romantische Antikapitalismus

 

Die Deutungen und Ziele, welche die liberalen Autorinnen und Autoren lancierten, stellten eine Abkehr von der politischen Theorie des Realsozialismus dar. Die damit verbundene Ablehnung der etablierten Institutionen (»materialisierten Begriffe«) wurde aber nicht von jedem geteilt.[46] Konservative Intellektuelle und Politikerinnen sowie Politiker griffen nicht selten auf das Vokabular der Perestroika zurück, um ihr Anliegen an die Öffentlichkeit heranzutragen. Sie definierten Begriffe neu, um die Möglichkeit eines umfassenden und kontrollierten Wandels infrage zu stellen. Eine wichtige Rolle spielte dabei der romantische Antikapitalismus der Intelligenzija.

Die konservative Ideologie der Demokratisierungs-Ära ging aus der Unzufriedenheit mit der liberalen Kritik am Realsozialismus hervor. Zu den prominenten konservativen Intellektuellen gehörte der Autor Ivan Šamjakin, der ab 1993 seine Tagebücher veröffentlichte, die auch die letzten Jahre der Sowjetunion umfassten.[47] Šamjakin verteidigte die Zeit der Sowjetgesellschaft als »goldenes Jahrhundert« der nationalen Kultur, er pries die soziale Sicherheit, welche die »Kommunisten« erzielt hätten.[48] Während die Liberalen die Ursachen der akuten finanziellen und ökonomischen Krise im Sozialismus selbst sahen,[49] führte Šamjakin sie auf die Reformen der Demokraten zurück.[50] Wie viele seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter arbeitete sich Šamjakin insbesondere an der zunehmenden Ungleichheit zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft ab, die er für moralisch verwerflich hielt.[51] Vor diesem Hintergrund versuchte er, den kommunistischen Apparat zu rehabilitieren.[52] Šamjakins Vorhersagen für die Gesellschaft waren düster: Er befürchtete Hungersnöte, Bürgerkrieg und den Zusammenbruch der Energieversorgung.[53] Seine besondere Aufmerksamkeit galt aber den belarusischsprachigen Institutionen, welche die »nationale Kultur« verbreiteten, in erster Linie Zeitungs-, Zeitschriften-, Rundfunk- und Verlagsredaktionen. Die noch zur Sowjetzeit gegründeten »Arbeitskollektive« gerieten nach 1990 in eine schwere Wirtschaftskrise. Nur ein »starker Staat«, so Šamjakin, könne diese Krise lösen. Das Unternehmertum sei nicht stark genug, um Redaktionen, Theater, Bibliotheken und Hochschulen finanziell zu fördern.[54]

Dabei sahen sich etliche Vertreterinnen und Vertreter der konservativen Rhetorik ursprünglich als Teil des breiten Perestroika-Konsensus, der für die Notwendigkeit eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels (»Demokratisierung«) eintrat. Ein Publizist erklärte 1988, dass der »sozialistische Konservatismus« als politische Philosophie die Verantwortung des Staates für das Wohlergehen des Individuums hervorhebe (und nicht Eigenverantwortung, wie seine westlichen Gegenüber).[55] Dies schloss eine Verpflichtung, den Sozialismus demokratisch zu erneuern, nicht aus. Der russischsprachige Autor und einflussreiche konservative Publizist Ėduard Skobelev versuchte in den späten 1980er-Jahren, der drohenden Zerstörung der sozialistischen Lebensweise durch »Demagogen« entgegenzuwirken. Wie die Liberalen lehnte Skobelev das sowjetische Experiment als »Antisozialismus« ab und plädierte für eine radikale Demokratisierung durch starke lokale Selbstverwaltung, Regionalisierung und im Industriesektor, nicht im Handel tätige kooperative Unternehmen.[56] Gleichzeitig trat er der Haltung entgegen, die Perestroika solle den Kapitalismus wiederherstellen. Die Grundsätze der sozialen Organisation der staatssozialistischen Volkswirtschaft sollten seiner Ansicht nach intakt bleiben. Im Gegensatz zu den Liberalen sah Skobelev die Ursache für das Scheitern des sowjetischen Sozialismus nicht in dessen fehlerhafter Struktur, sondern in der Vernachlässigung von Kultur und dem »Geistigem« (duchovnost’), das die Parteiführung zu verantworten habe. Im Sinne des im Entstehen befindlichen postsowjetischen Konservatismus wurde die Erneuerung der Gesellschaft also nicht als ein Systemwechsel, sondern als moralische Vervollkommnung des Individuums und dadurch auch des Kollektivs verstanden: »Die Basis für Wirtschaftswachstum ist das geistige Potenzial.«[57]

Während die demokratische Gesellschaftskritik sich vornehmlich auf die Bürokratie konzentrierte, legte die konservative ihren Schwerpunkt auf die entstehende kapitalistische Ordnung. Im Mai 1988 verabschiedete das Unionsparlament ein Gesetz, das private Unternehmen (in Form von Kooperativen) erlaubte. Die Regierung erhoffte sich, dass vom Staat unabhängige ökonomische Subjekte einen Wachstumsschub für die gesamte Volkswirtschaft erzeugen würden – wie es auch die demokratische Ideologie suggerierte.[58] Immer häufiger kamen Intellektuelle nach 1990 jedoch zu dem Schluss, dass der neue Privatsektor einen spekulativen und kriminellen Charakter habe.[59] Der konservative Diskurs sprach den freien Marktsubjekten jeglichen Beitrag zum Nationaleinkommen ab.[60] Wie im Kampf gegen die Bürokratie bezog sich die konservative Intelligenzija in ihrer Kritik auf die Interessen des Volkes, das durch die Unternehmerinnen und Unternehmer ausgebeutet würde.[61] Konservative Autorinnen und Autoren wiesen den Kommerz nicht nur aufgrund seines spekulativen Charakters zurück, sondern kritisierten die postsowjetische Marktwirtschaft als Ganzes, geißelten sie als Betrug und Schein.[62] Mitunter richtete sich die konservative Kritik auch gegen andere Elemente einer liberalen Ordnung, wie Demokratie und Pluralismus.[63]

Die Vertreterinnen und Vertreter des romantischen Antikapitalismus sahen in der Neuordnung der Gesellschaft, die in den 1990er-Jahren stattfand, zugleich eine Bedrohung für die (hohe) Kultur.[64] Ein Teil dieses diskursiven Repertoires waren diverse Argumente, die die Verwestlichung und Amerikanisierung der Gesellschaft fürchteten. Besonders besorgt waren die Vertreterinnen und Vertreter der belarusischsprachigen – also nationalen – Kultur. Aufgrund der stetigen Abnahme der belarusischsprachigen Bevölkerung (hauptsächlich infolge der beschleunigten sowjetischen Modernisierung und Urbanisierung des ehemals agrarisch geprägten Landes) verlor die nationale Kultur ihre Anhängerinnen und Anhänger.[65] Während die Anhängerinnen und Anhänger der demokratischen Ideologie den Grund dafür in der sowjetischen Politik sahen, führten die Konservativen diesen Bedeutungsverlust auf die Marktwirtschaft zurück, die Profit über moralische Verantwortung stelle.[66] Wie Šamjakin riefen diese Autorinnen und Autoren den Staat dazu auf, die Nationalkultur zu stärken.

Mit der Frage nach einer neuen Gesellschaftsordnung ging auch die Frage nach Eigentum einher. Innerhalb der demokratischen Bewegung kamen zahlreiche Stimmen auf, die sich für die Aufrechterhaltung der staatlichen Kontrolle über die Volkswirtschaft einsetzten. Diese Forderung stieß auch in den Medien auf Gehör. Der Philosoph Uladzimir Konan, Mitglied der BNF, kritisierte etwa den »universalistischen Demokratiebegriff«, den viele Demokratinnen und Demokraten vertreten würden.[67] Einflussreich war auch die Position des Dichters Nil Hilevič, der in den Jahren von 1990 bis 1996 den Parlamentsausschuss für Kultur, Bildung und Denkmalschutz leitete. Ende der 1980er-Jahre hatte Hilevič die Forderungen nach Demokratisierung zurückgewiesen, seine Kritik an der Kommunistischen Partei beschränkte sich auf die »nationale Frage«, insbesondere auf die Forderung nach einer stärkeren Rolle der belarusischen Nationalkultur. Konan, Hilevič und andere Intellektuelle lehnten die Privatisierung ab, die sie mit Raub und Betrug assoziierten. Die Positionierung von Hilevič wurde wiederum als konservativ und antidemokratisch kritisiert.[68]

Die Intelligenzija als System von sozialen Institutionen und Praktiken war eine wichtige Basis, auf der die Ressourcen des Konservatismus, ihre Konzepte und ihre Sprache,[69] bewahrt und reproduziert wurden. Šamjakin schildert in seinem Tagebuch die Vielfalt der diskursiven Infrastruktur des Konservatismus: Sitzungen des Rates des Schriftstellerverbands, die Moskauer und Minsker Presse, informelle Netzwerke. Hierzu gehörte auch das belarusische Parlament mit seiner verlässlichen konservativen Mehrheit. Diese Mehrheit war aber nicht von Anfang an gegeben, sie bildete sich erst im Laufe der parlamentarischen Arbeit heraus. Die frühe Phase (1990/1991) der zwölften Legislaturperiode zeichnete sich durch heftige Konflikte und wiederholte Abstimmungsniederlagen der Regierung aus. Erst nach einem Kompromiss zwischen Kommunisten und Demokraten gelang im Mai 1990 die Wahl des Präsidiums. Überraschend gewann die Opposition die Abstimmungen zum Referendum über den Erhalt der Sowjetunion im Januar 1991 und zur Einführung der Präsidentschaft im Juni 1991.[70] Zu dieser Zeit umfasste der »demokratische Klub«, ein loser Zusammenschluss der oppositionell gesinnten Abgeordneten, ein Drittel des gesamten Parlaments.[71] Erst im Laufe der weiteren politischen Polarisierung büßte die demokratische Bewegung ihren Einfluss ein.

Im Verlauf dieses Prozesses erfuhr das politische Denken einen Wandel. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Karriere Aljaksandr Lukašėnkas. Sein ideologischer Werdegang wurde stark von der Perestroika beeinflusst. Im Februar 1987 übernahm er eine Sowchose im Osten Weißrusslands, die als erste neue »ökonomische Methoden« innerhalb der Landwirtschaftsreform einführte. Lukašėnka wurde zu einem Star der Reform.[72] Seine Sowchose richtete zahlreiche Fachseminare aus und empfing mehr als tausend Delegationen aus der ganzen Republik. In diversen Zeitungsberichten berichtete er über seine Erfahrungen. Im Februar 1989 beteiligte sich Lukašėnka an einem Treffen zur Reform der Landwirtschaft in Moskau und sprach unter anderem vor Gorbačёv.[73] Als aktiver Kritiker des bürokratischen Systems kandidierte der junge Betriebschef im März 1990 erfolgreich für das belarusische Parlament. Lukašėnka konnte sich gegen den Kandidaten der lokalen bürokratischen Elite durchsetzen und zog damit in den Obersten Sowjet ein.[74] Im Parlament trat Lukašėnka weiterhin als »progressiv gesinnter Mensch« auf.[75] Er rügte die rückwärtsgewandte Mehrheit des Parlaments, verurteilte ihre Treue gegenüber den »alten Dogmen«.[76] Im Mai 1991 verteidigte er öffentlich die Opposition, setzte sich für Marktreformen ein und verurteilte die »belarusische Spielart von Diktatur in Wirtschaft und Politik«, wie sie die Programmentwürfe der Regierung vorsähen.[77] Neben solchen Positionen fiel er allerdings ebenso durch beharrende, reformskeptische Äußerungen auf, die Zweifel am Wandel der Bevölkerung zu Subjekten einer marktliberalen und demokratischen Ordnung erkennen ließen. Bereits im Oktober 1988 benutzte die konservative Presse seine Karriere als Argument gegen die Liberalen: Lukašėnkas Ansatz zeige, dass die Erneuerung des Systems ohne radikale Brüche möglich sei.[78] Die Journalistin Maryja Filipovič, die im Winter 1988/1989 Lukašėnkas Sowchose besucht hatte, kam zu dem Schluss, dass der junge Reformer zwar die Ziele der Perestroika und damit den Wechsel zu einem »ökonomischen System« teile, jedoch für ein vorsichtiges Tempo in den Reformen plädiere. Lukašėnka ginge davon aus, dass ein solcher Wechsel eine lange »Übergangsperiode« voraussetze, die alte, »autoritäre Mittel« zulassen werde.[79] Seine Interpretation der Ziele der Perestroika beruhte auf der Annahme, dass die Erneuerung der Gesellschaft eine tiefe Wandlung ihrer Subjekte voraussetze. Er verstand die Veränderung des individuellen Bewusstseins als langen und komplizierten Prozess und äußerte diese Überzeugung explizit: Die schnelle Befreiung der Menschen sei unmöglich, weil sie ihre Selbstständigkeit überfordern würde.[80] Filipovič war davon nicht überzeugt: Trotz Lukašėnkas Bekenntnissen zur Notwendigkeit von Reformen habe sich in seiner Sowchose das menschenverachtende »Kommandosystem« fortgesetzt.

Die widersprüchliche Einschätzung von Lukašėnkas ideologischen Positionen geht zurück auf deren unterschiedliche Wurzeln. 1990 stellte Lukašėnka in einer Broschüre seine abweichenden Ansichten ausführlich dar. Er kritisierte die Bürokratie und das Kommandosystem, machte sie für die Wirtschaftskrise verantwortlich.[81] Er benutzte typische Begriffe und Argumente der Perestroika, beklagte die Gleichgültigkeit der Arbeiterinnen und Arbeiter und kritisierte damit indirekt das fehlende Interesse der Menschen an den Ergebnissen ihrer Arbeit.[82] Gleichzeitig unterstrich Lukašėnka seine Vorbehalte gegenüber Demokratisierung und Glasnost. Diese würden Demagogie und Schlamperei fördern.[83] In der Wirtschaft gehe es dagegen vor allem um »eiserne Disziplin«, beharrte Lukašėnka. Wiederholt hob er Ordnung, Disziplin und Anstand als Grundlage einer guten ökonomischen Ordnung hervor. Er brachte auch seine Skepsis gegenüber den rein materiell gefassten Zielen der Perestroika zum Ausdruck und sprach nach wie vor vom Ideal der moralischen Erneuerung des Menschen, die der Staat weiterhin zu fördern habe.[84]

Lukašėnka war Teil des verästelten Netzwerkes, das die konservative Version der Perestroika formulierte und reproduzierte. Dieses Netzwerk hatte seinen Ursprung im Partei- und Staatsapparat des ostbelarusischen Oblast Mahiljou, den Vasilij Leonov anführte. Leonov war ein Bürokrat, der für Reformen offen war. Er verfolgte Lukašėnkas Aktivitäten aufmerksam.[85] Der einflussreiche Apparat setzte seine institutionellen Ressourcen ein, um Lukašėnka zu fördern.[86] Wie Lukašėnka selbst unterstützte Leonov die Ziele der Perestroika mit gewissen Vorbehalten: Er kritisierte die immer pluralistischer werdende Öffentlichkeit als demagogisch und hielt an den alten Methoden der »Erziehungsarbeit« innerhalb der Bevölkerung fest.[87] Die von Leonov unterstützte Landwirtschaftsreform erlaubte es Lukašėnka, sich in der Öffentlichkeit zu profilieren. Bald gehörte er zur Diskursgemeinschaft der Perestroika. In seinen Äußerungen bezog er sich auf Schriftsteller wie Šamjakin[88] und gelegentlich auf die aktuelle Publizistik.[89] In Minsk schrieb er regelmäßig für eines der führenden politischen Blätter, die Narodnaja hazeta. Außerdem veröffentlichte er Texte in anderen einflussreichen Literaturjournalen.[90]

Die Skepsis gegenüber den Qualitäten des politischen und ökonomischen Subjektes war über die politischen Grenzen hinweg verbreitet. Der Schriftsteller Wassil Bykau, der zu den aktiven Anhängerinnen und Anhängern der demokratischen Opposition gehörte, behauptete etwa, dass die »alten Generationen« (das heißt diejenigen, die zur Sowjetzeit sozialisiert worden waren) für die demokratische Zukunft verloren seien.[91] Die politische Ordnung, die infolge der Perestroika entstand, bezeichnete er abfällig als »Anfängerdemokratie«.[92] Insbesondere zahlreiche demokratische Akteurinnen und Akteure verlangten nach einer umfassenden Erneuerung des Staatsapparates, nach dem kompletten Austausch der Bürokratie. Ihr Argument beruhte auf derselben Prämisse wie Bykaus: Diese Menschen seien durch das alte System verdorben, deswegen könnten sie nicht für die neue Ordnung stehen.[93] In diesen Diskursen blieb das »Bewusstsein« ein zentraler Begriff; gleichzeitig gewann auch »Mentalität« mehr und mehr an Bedeutung, ein Begriff, der kollektives Bewusstsein als historisches Phänomen fasste.[94]

Nach 1989/1990 bewegten sich beide Lager im Zuge eines längeren diskursiven Prozesses immer weiter auseinander. Die Volksfront begann ebenfalls als eine lose und heterogene Koalition ohne klares programmatisches Profil.[95] Auch Lukašėnka ging auf diese Entwicklungen ein. Im Dezember 1992 veröffentlichte er einen Zeitungsartikel, in dem er die gesellschaftlichen und strukturellen Prozesse einordnete. Er rechnete mit der Perestroika ab, indem er den Begriff konsequent als Schimpfwort benutzte. Parallel lobte er den belarusischen Staat, der immer noch die Grundbedürfnisse der Bevölkerung befriedige – im Gegensatz zu den übrigen postsowjetischen Republiken. Lukašėnka betonte die »Stabilität«, ein Begriff, der nach 1994 einen zentralen Platz im politischen Vokabular seiner Präsidentschaft einnahm. Der »Amerikanisierung« der Gesellschaft, den marktwirtschaftlichen Reformen, stellte er das schöpferische Potenzial des Konservatismus entgegen. Er plädierte für ein schrittweises Hineinwachsen der Wirtschaft in den »kontrollierten Markt«. In seiner langen Liste von Forderungen und Vorschlägen bezog er sich auf den romantischen Antikapitalismus: Lukašėnka grenzte den starken Staat vom betrügerischen Kommerz ab. Trotzdem hatten auch Elemente des liberalen Perestroika-Diskurses ihren Platz: Ziel der Regierungspolitik sei die stärkere Einbeziehung der Gesellschaft in die Staatsbildung.[96]

Die konservative Programmatik lieferte Lukašėnka den Brennstoff für seinen politischen Aufstieg, sie war die Sprache, mit der sich Lukašėnka und das »Volk« verständigten. Im April 1993 wurde er zum Vorsitzenden eines Ermittlungsausschusses des belarusischen Parlaments ernannt, der die Kontakte zwischen Regierung und Wirtschaft prüfen sollte. Damit reagierte das Parlament auf die öffentliche Kritik an der zunehmenden Verflechtung von Staat und Wirtschaft. Im Dezember desselben Jahres unterrichtete Lukašėnka das Parlament über die vorläufigen Ergebnisse des Ausschusses. Dieser Bericht markiert den Beginn seines politischen Erfolges. Konservative Medien, insbesondere die auflagenstarke Zeitung Sovetskaja Belorussija, waren begeistert: Lukašėnka spreche dem Volk aus der Seele.[97] Die Kritik an der korrumpierten Bürokratie ebnete ihm den Weg zum Wahlsieg sechs Monate später.[98] Lukašėnka argumentierte, dass die Entstehung des Privatsektors durch die Privatisierung der Staatsbetriebe den Weg für Kriminelle in die Wirtschaft freimache.[99] Er zeichnete das düstere Bild einer heraufziehenden ökonomischen und sozialen Ordnung, die die grundsätzlichen Prinzipien der Moral verletze.[100] Seine leidenschaftliche Absage an das System, in dem alles »verkauft und gekauft« werden könne, in dem Eigennutz, Profit und Bargeld vorherrschen würden, traf den Ton der romantischen Ablehnung des Kapitalismus, wie ihn weite Teile der Intelligenzija vertraten.

 

 

III. Fazit

 

Die »Urteile, Institutionen und Praktiken«,[101] welche die Ideologie des Lukašėnka-Regimes prägten, werden meist entweder als bloße Mittel zum Machterhalt oder als Konglomerat von zufälligen, widersprüchlichen Ideen verstanden. Der Konservatismus, der die Neuordnung des Staates durch Lukašėnka nach 1994 ideologisch untermauerte, entstand jedoch – wie hier gezeigt wurde – in einem komplexen Prozess der Abgrenzung vom postsowjetischen Liberalismus. Ihm lag die Ideenwelt der Intelligenzija zugrunde, die zur Sowjetzeit Teil der offiziellen Gesellschaftstheorie geworden war. Sie ist als Form eines modernen Ordnungsdenkens zu betrachten, das die Steuerung der Gesellschaft durch den bürokratischen Staat als hauptsächliche Quelle des Wirtschaftswachstums ansah.[102]

Die konservativen politischen Akteurinnen und Akteure mussten sich im Kontext der Perestroika neu orientieren. Die durch die Reformen Gorbačёvs inspirierte liberaldemokratische Ideologie propagierte einen möglichst zügigen Umbruch in Wirtschaft und Kultur. Das Programm der Perestroika setzte auf eine revidierte Sicht des politischen und ökonomischen Subjekts als Träger der liberalen Ordnung. Die sowjetische Ideologie, die »sozialistische Staatswissenschaft«, ging davon aus, dass der soziale Wandel eine tiefe Transformation des Subjektes, einen »Umbruch in seinem Bewusstsein« erforderte.[103] Der Kultur fiel dabei die Aufgabe der Erziehung zum »neuen Bewusstsein« zu. Vertreterinnen und Vertreter der Perestroika ersetzten die Kultur durch die ökonomischen »Bedingungen« des menschlichen Lebens. Im Sinne der Perestroika war der »neue Mensch« allem voran ein ökonomisches Subjekt, dessen Entstehung auf die Transformation des sozialistischen Wirtschaftsmechanismus hin zu einer effizienten Ökonomie folgen sollte. Die Demokraten hielten die Befreiung »des Menschen und der Arbeit« für die maßgebliche Voraussetzung von Wachstum.

Die konservative Ideologie entstand mithin nicht jenseits der demokratischen Diskurse, ihre Wurzeln lagen in der Perestroika selbst. Nicht nur Lukašėnka begann seine Karriere als junger Bürokrat, der Gorbačёvs Reformen »vor Ort« umsetzte. Auf die eine oder andere Weise beteiligten sich auch viele andere konservative Akteurinnen und Akteure an dieser Reformpolitik. Lukašėnkas konservatives Regime, das im Gegensatz zum »Reformismus« auf das »schöpferische Potenzial« von Stabilität und Beharrung setzte, war das Ergebnis eines heftigen politischen Kampfes. Er selbst stellte 1997 fest: »Wir sind doch alle zu einem gewissen Grad Kinder Gorbačёvs.«[104] Dieser Satz steht für den langen Weg, den belarusische Konservative gehen mussten, um ihre eigenen liberalen Ansichten der Perestroika-Ära aufzugeben.

 

Redaktion unter Mitwirkung von Corinna Bauer

 


[1] Siehe Jurij Aleksandrenkov: Issledovanija presidentskich vyborov v Belarusi: obzor osnovnych istočnikov [Studien zu Präsidentschaftswahlen in Belarus: Rundschau der wichtigsten Quellen], in: Palityčnaja sfera (2007), H. 7, S. 20, 22.

[2] Siehe Thomas Carothers: The End of the Transition Paradigm, in: Journal of Democracy 14 (2003), H. 1, S. 5–21.

[3] Siehe Elena Temper: »Der reinste slawische Stamm«. Identitätsbildung à la bielarusse, in: Osteuropa 59 (2009), H. 12, S. 308; Per A. Rudling: Lukashenka and the »Red-Browns«: National Ideology, Commemoration of the Past and Political Belonging, in: Forum für Osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte 15 (2011), H. 1, S. 96 f.

[4] Siehe Michel Foucault: Schriften, Bd. 2: 1970–1975, 2. Aufl. Frankfurt a. M. 2014, S. 166–191.

[5] Siehe Quentin Skinner: Bedeutung und Verstehen in der Ideengeschichte, in: Martin Mulsow/Andreas Mahler (Hg.): Die Cambridge School der politischen Ideengeschichte, Berlin 2010, S. 21–87, insbes. S. 65–68; Quentin Skinner: Rhetoric and Conceptual Change, in: The Finnish Yearbook of Political Thought 3 (1999), S. 60–73, hier S. 61 f.

[6] Siehe Alexander Etkind: Soviet Subjectivity. Torture for the Sake of Salvation?, in: Kritika 6 (2005), H. 1, S. 171–186.

[7] Michael David-Fox: Crossing Borders. Modernity, Ideology, and Culture in Russia and the Soviet Union, Pittsburgh 2015, S. 49–52.

[8] Siehe Sergei A. Oushakine: Wither the Intelligentsia. The End of the Moral Elite in Eastern Europe, in: Studies in East European Thought 61 (2009), H. 4, S. 243–248.

[9] Siehe György Konrád/Iván Szelényi: Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht, Frankfurt a.M. 1981, S. 109 f.

[10] Siehe Timo Vihavainen: The Inner Adversary. The Struggle against Philistinism as the Moral Mission of the Russian Intelligentsia, Washington, D.C. 2006.

[11] Siehe Andrej Kazakievič/Andrej Asadčy: The Start of Writing in Belarusian: Regional and Social Composition of the Belarusian Revival of the Late 19th – Early 20th Century, in: Belarusian Political Science Review 2 (2012/2013), S. 77–101.

[12] Siehe Elena Gapova: »The Land under the White Wings«: The Romantic Landscaping of Socialist Belarus, in: Rethinking Marxism 29 (2017), H. 1, S. 173–198.

[13] Siehe Aleksandr Bikbov: Grammatika porjadka. Istoričeskaja sociologija ponjatij, kotorye menjajut našu realʼnostʼ [Die Grammatik der Ordnung. Historische Soziologie der Begriffe, die unsere Wirklichkeit ändern], Moskau 2014.

[14] Balázs Trencsényi/Monika Baár/Maria Falina/Michal Kopeček: A History of Modern Political Thought in East Central Europe, Bd. 2, Teil 2, Oxford, New York 2018, S. 1 f.

[15] Siehe Pravda Nr. 10 vom 10. Januar 1965, S. 4.

[16] Michail Gorbačev: Perestrojka i novoe myšlenie. Dlja našej strany i dlja vsego mira [Perestroika und neues Denken. Für unser Land und für die ganze Welt], Moskau 1988, S. 11–18.

[17] Einige Beispiele: Antanina Lysenka: »Cjamnee kraj zubčaty boru « [»Der gezackte Waldrand wird dunkel …«], in: Polymja (1988), H. 3, S. 173–183; Mikola Aročka: Abudžėnne haspadara [Die Erweckung des Wirtschaftlers], in: Polymja (1988), H. 7, S. 179–189; Vasilʼ Jakavenka: Druhoj zjamli ne budze [Es gibt keine zweite Erde], in: Polymja (1988), H. 10, S. 141–152; Alesʼ Kryha: Čarnobylʼski labirynt [Das Labyrinth von Tschernobyl], in: Polymja (1990), H. 4, S. 139–167; Uladzimir Konan: Trochi pra žyccё i litaraturu [Etwas über Leben und Literatur], in: Polymja (1991), H. 8, S. 229–241.

[18] Anatolʼ Siljankoŭ: Kamaroŭskija ŭzory [Die Muster von Kamaroŭka], in: Polymja (1988), H. 8, S. 126–138; Uladzimir Bibikaŭ: Lja ŭzrostavaj mjažy [An der Altersgrenze], in: Polymja (1989), H. 3, S. 3–13; Michail Taratkevič: Pracoŭny vektar abnaŭlennja [Der Arbeitsvektor von Erneuerung], in: Polymja (1989), H. 3, S. 132–141; Kazimir Kamejša: Vjartanne hlinjanaha konika [Die Rückkehr des Tonpferdes], in: Polymja (1990), H. 5, S. 181–192; Ihar Valasevič: Ci varta bycʼ partyjnym? [Sollte man in der Partei sein?], in: Polymja (1990), H. 11, S. 146–152.

[19] Siehe Halina Ajzenštat: Patrabuecca dlja dušy [Für Seele erforderlich], in: Polymja (1988), H. 11, S. 139.

[20] Siehe Sergei Guriev: Gorbachev versus Deng, in: Journal of Economic Literature 57 (2019), H. 1, S. 120–146.

[21] Siehe Vasilʼ Gigevič/Oleg Černov: Stali vody gorʼkimi. Chronika černobylʼskoj bedy [Die Gewässer sind schwarz geworden: Eine Chronik des Unheils von Tschernobyl], Minsk 1991; Anatolʼ Jarasʼ: Simptom avaryjnasci [Symptom von Störung], in: Maladosc’ (1988), H. 1, S. 116–121.

[22] Zur Kritik an dieser Ideologie siehe Nikolaj Serdjukov: Poka chozjain v otlučke [Solange der Eigentümer nicht da ist], in: Nёman (1988), H. 12, S. 131–139: Valasevič: Ci varta bycʼ partyjnym (Anm. 18), S. 146–152.

[23] Siehe Chris Miller: The Struggle to Save the Soviet Economy: Mikhail Gorbachev and the Collapse of the USSR, Chapel Hill 2016, S. 79 f.

[24] Egor Gajdar/Viktor Jarošenko: Nulevoj cikl [Nullzyklus], in: Kommunist (1988), H. 6, S. 74–86.

[25] Anatolij Kozlovič: Strašno! [Beängstigend!], in: Nёman (1988), H. 9, S. 119–139.

[26] Ders.: Nikolaška s garmoškoj [Nikolaus mit einem Akkordeon], in: Nёman (1989), H. 5, S. 135.

[27] Alexandr Žuravlev: Zakony, ceny i dochody [Gesetze, Preise und Einkommen], Minsk 1989; Svaboda vom 1. März 1995, S. 4.

[28] Aljaksandr Kurʼjanovič (Hg.): Apazicyja BNF u Vjarchoŭnym Savece XII sklikannja [Die Opposition der Belarusischen Volksfront im 12. Obersten Sowjet], Smolensk 2015, S. 173.

[29] Ebd., S. 94.

[30] Zalog edinenija – pravda [Der Unterpfand der Einigkeit ist Wahrheit], in: Nёman (1992), H. 9, S. 166.

[31] Siehe »›Neformaly‹ – kto vy?« [»›Informelle?‹ Wer seid ihr?«], in: Nёman (1988), H. 6, S. 159–168.

[32] Siehe Dubavec: »Čutkij son na zvezdnych ugljach …« [»Der wachsame Schlaf auf der Sternasche …«], in: Nёman (1989), H. 2, S. 164–172.

[33] Siehe »I ešče tysjaču let …« [Ein Jahrtausend noch …], in: Nёman (1989), H. 2, S. 148; Sjamёn Skarulis/Anatolʼ Jarasʼ: Hlytok atruty [Ein Schluck Gift], in: Maladosc’ (1989), H. 6, S. 148; Vjačaslaŭ Ljaškovič: Zniščajucʼ pamjacʼ [Sie vernichten die Erinnerung], in: Maladosc’ (1990), H. 5, S. 174–175.

[34] Siehe Sergej Dubavec: »Čutkij son na zvezdnych ugljach …« (Anm. 32), S. 164; Arnolʼd Kaštanov: Kakimi my budem? [Wie werden wir sein?], in: Nёman (1990), H. 3, S. 125 f.

[35] Žanna Laškevič: Šėscʼ rėžysёraŭ u prapanavanych abstavinach [Sechs Regisseure unter den vorgeschlagenen Umständen], in: Maladosc’ (1988), H. 8, S. 170; Pёtra Sadoŭski: Belaruskaja mova: asobahramadskascʼ – dzjaržava [Belarusische Sprache: Individuum Gesellschaft Staat], in: Polymja 1989, H. 6, S. 319; Zmitrok Marozaŭ: Vjartanne da zjamli [Die Rückkehr zur Erde], in: Polymja (1990), H. 1, S. 137–145; Vasil’ Bykaŭ/Vankarėm Nikifarovič: Vjarnucʼ humanistyčny idėal [Das humanistische Ideal zurückgewinnen], in: Polymja (1991), H. 6, S. 115–123.

[36] Naum Cipis: Devočki-malʼčiki [Jungs und Mädels], in: Nёman (1990), H. 1, S. 123.

[37] Andrėj Kukevič: Zaduma, kinutaja naperad [Ein Vorhaben], in: Maladosc’ (1988), H. 6, S. 142–156.

[38] Siehe Uladzimir Hlušakoŭ: Arandatary i haspadary [Pächter und Eigner], in: Maladosc’ (1989), H. 6, S. 133; Ivan Herasjuk: Čarha daŭžynёj u žyccё [Die lebenslange Schlange], in: Maladosc’ (1990), H. 1, S. 159; Leanid Anop: Beh u mjaškach [Sackhüpfen], in: Maladosc’ (1991), H. 1, S. 136–143.

[39] Siehe Uladzimir Hlušakoŭ: Ci zhublena blakitnaja padkova? [Ist das blaue Hufeisen verloren?], in: Maladosc’ (1988), H. 2, S. 133–141; Pavel Tkačoŭ: Rėvaljucyjny trymaem šljach [Wir halten Schritt mit der Revolution], in: Maladosc’ (1988), H. 9, S. 158–163.

[40] Anatolʼ Jarasʼ: Perabudova: rupliŭcy i spažyŭcy [Perestroika: Befürworter und Verbraucher], in: Maladosc’ (1989), H. 4, S. 152.

[41] Siehe Aleksandr Ščerbakov: Kto gotovit krestʼjanina? [Wer bildet den Bauer aus?], in: Nёman (1988), H. 7, S. 131–136; Ne adryvacca ad zjamli [Den Boden nicht verlieren], in: Polymja (1988), H. 9, S. 11; I vnovʼ o ravenstve ravnych. Perestrojka i nacionalʼnye otnošenija [Noch einmal über die Gleichheit der Gleichen. Perestroika und die nationalen Verhältnisse], in: Nёman (1989), H. 5, S. 156; Fedor Efimov: Genetika protiv ėtiki? [Genetik gegen Ethik?], in: Nёman (1997), H. 11, S. 191–221; Navum Cypis: Chabza [Technikschule], in: Polymja (1998), H. 8, S. 197–262.

[42] Jurij Vološin: Otrečenie ot Gippokrata [Abkehr von Hippokrates], in: Nёman (1988), H. 6, S. 151; Vladimir Koževnikov: Fanfary i monety [Fanfaren und Münzen], in: Nёman (1988), H. 7, S. 120–130; Skolʼko zavodov nužno respublike? [Wie viele Fabriken braucht die Republik?], in: Nёman (1989), H. 7, S. 125; Michail Šumaŭ: Sož moj, Sož [Sosch, mein Sosch …], in: Polymja (1989), H. 8, S. 157; Cjažki šljach da rynku [Der schwierige Weg zum Markt], in: Polymja (1990), H. 12, S. 181; Mikalaj Vasʼkoŭ: Zjalёnae leta – belaja zima [Grüner Sommer, weißer Winter], in: Maladosc’ (1991), H. 9, S. 135–139.

[43] Materialy XXVII sʼezda Kommunističeskoj partii Sovetskogo Sojuza [Vorträge des 27. Parteitages der KPdSU], Moskau 1986, S. 39 f.

[44] Siehe Ivan Kapylovič: Čas spločvacʼ daŭhi [Es ist Zeit, Schulden zu begleichen], in: Maladosc’ (1989), H. 2, S. 141–148; Volʼha Jahorava: Dzve darohi [Zwei Wege], in: Maladosc’ (1989), H. 5, S. 144–149; Mikalaj Vasʼkoŭ: Ci ne rana svjatkavacʼ? [Ist es nicht zu früh zum Feiern?], in: Maladosc’ (1990), H. 5, S. 127–134.

[45] Ryhor Škraba: Mnogo pravdy ne byvaet [Es wird nie genug Wahrheit geben], in: Nёman (1988), H. 4, S. 151.

[46] Bikbov: Grammatika porjadka (Anm. 13), S. 9.

[47] Zur Erarbeitung dieses Beitrages wurde die Buchedition seiner Tagebücher zugrunde gelegt: Ivan Šamjakin: Rozdum na apošnim perahone. Dzёnniki 1980–1995 [Nachdenken auf der letzten Etappe. Tagebücher 1980–1995], Minsk 1998.

[48] Ebd., S. 26, 89, 370 und 458.

[49] Siehe Narodnaja hazeta vom 25. Mai 1991, S. 3; Alesʼ Kamaroŭski: Chaj zorycca jasna. Intėrvʼju z Petrusёm Makalёm [Möge es hell aufdämmern. Ein Interview mit Pjatrus’ Makal’], in: Maladosc’ (1992), H. 8, S. 226.

[50] Ebd., S. 219, 365, 459 und 507.

[51] Siehe Ivan Šamjakin: Rozdum na apošnim perahone (Anm. 47), S. 366, 456 und 494.

[52] Ebd., S. 137 und 140.

[53] Ebd., S. 152, 336 und 473 f.

[54] Ebd., S. 467, 474 und 495 f.

[55] Sovetskaja Belorussija vom 27. August 1988, S. 2.

[56] Siehe Ėduard Skobelev: O tom, čto bolʼše vsego trevožit [Darüber, was am meisten Sorgen bereitet], Minsk 1990, S. 100.

[57] Ebd., S. 22.

[58] Siehe Chris Miller: The Struggle to Save the Soviet Economy (Anm. 23), S. 98–100.

[59] Siehe Jurasʼ Zaloska: Versii. Šljach da chrama »idea sui« [Versionen. Der Weg zum Tempel »idea sui«], Minsk 1995, S. 326; Ryhor Baradulin: Dzёnniki i zapisy [Tagebücher und Notizen], Bd. 6, Minsk 2019, S. 12.

[60] Siehe Lilija Hrynjaveckaja: Hrošy zaroblenyja i zroblenyja, abo Žyccё pa »ličylʼniku« [Verdientes und gemachtes Geld, oder Leben gemäß dem »Zähler«], in: Maladosc’ (1994), H. 7, S. 212; Marʼjan Viž: Naš Mensk, naš Minsk [Unser Minsk], in: Nёman (1995), H. 1, S. 185; Ihar Valasevič: Echali pa svece handljary [Händler fahren um die Welt], in: Maladosc’ (1996), H. 5, S. 221.

[61] Valjancin Barysevič: Kaljaina lёsu, abo »Nam njama čaho hubljacʼ« [Das Gleis des Schicksals, oder »Wir haben nichts zu verlieren«], in: Maladosc’ (1994), H. 5, S. 216.

[62] Siehe Kamaroŭski: Chaj zorycca jasna (Anm. 49), S. 228.

[63] Siehe Alesʼ Petraškevič: Narodze ty moj, narodze …[Volk, mein Volk …], in: Polymja (1993), H. 1, S. 149 f.; Janka Bryl’: Vjačėrnjae [Das Abendliche], in: Polymja (1993), H. 6, S. 52.

[64] Siehe Nikolaj Serdjukov: Graždanskoe soglasie [Die zivile Eintracht], in: Nёman (1991), H. 5, S. 12.

[65] Siehe Thomas M. Bohn: Minsk – Musterstadt des Sozialismus. Stadtplanung und Urbanisierung in der Sowjetunion nach 1945, Köln 2008.

[66] Maksim Tank: Zbor tvoraŭ [Schriften], Bd. 10, Minsk 2010, S. 727.

[67] Belorusskij šljach: gody 1993–1995 [Der belarusische Weg: 1993 bis 1995], in: Nёman (1996), H. 1, S. 140.

[68] Viktor Kovalenko: Otkuda vejut nepamjatlivye vetry? [Woher wehen die Winde der Vergesslichkeit?], in: Nёman (1991), H. 1, S. 166–181.

[69] Siehe zum Begriff »politische Sprache« John G. A. Pocock: The Concept of Language and the métier d’historien. Some Considerations on Practice, in: Anthony Pagden (Hg.): The Languages of Political Theory in Early-Modern Europe, Cambridge 1987, S. 19–38.

[70] Zu diesen Abstimmungen siehe Kurʼjanovič: Apazicyja BNF u Vjarchoŭnym Savece XII sklikannja (Anm. 28).

[71] Georgij Davidjuk: Deklaracija estʼ. A suverenitet? [Es gibt eine Erklärung. Wie sieht’s mit der Souveränität aus?], in: Nёman (1991), H. 2, S. 187.

[72] Siehe Anatolʼ Huljaeŭ: Pavarot [Die Wende], Minsk 1991, S. 11–26.

[73] Siehe Aleksandr Lukašėnko: Gorodeckie uroki [Die Lehren von Gorodec], Minsk 1990, S. 61.

[74] Siehe Grigory Ioffe: Reassessing Lukashenka. Belarus in Cultural and Geopolitical Context, New York 2014, S. 124 f.

[75] Valjancin Ždanovič: Minnae pole [Minenfeld], in: Maladosc’ (1991), H. 7, S. 132.

[76] Siehe etwa Aljaksandr Lukašėnka: Vjaliki peradzel? [Eine große Umverteilung?], in: Belarus’ (1991), H. 3, S. 7–9.

[77] Narodnaja hazeta vom 25. Mai 1991, S. 1–3.

[78] Siehe Večernij Minsk vom 27. Oktober 1988, S. 2.

[79] Maryja Filipovič: Čyja ty, zjamlja? [Wessen bist du, Erde?], in: Maladosc’ (1990), H. 12, S. 120.

[80] Ebd.

[81] Siehe Lukašėnko: Gorodeckie uroki (Anm. 73), S. 16 und 62.

[82] Ebd., S. 54.

[83] Ebd., S. 47 und 66 f.

[84] Ebd., S. 46.

[85] Siehe Vasilij Leonov: Rabota nad ošibkami [Fehlerberichtigung], Smolensk 2003, S. 15–22.

[86] Siehe Huljaeŭ: Pavarot (Anm. 72), S. 24.

[87] Vasilij Leonov: Vremja del i postupkov [Zeit von Taten und Handlungen], in: Političeskij sobesednik (1988), H. 11, S. 3–5.

[88] Lukašėnka: Vjaliki peradzel? (Anm. 76), S. 8.

[89] Lukašėnko: Gorodeckie uroki (Anm. 73), S. 51.

[90] Siehe Belorusskij šljach. »Kruglyj stol« v redakcii žurnala [Der belarusische Weg. Eine »Rundtischdiskussion« in der Redaktion], in: Nёman (1993), H. 6, S. 25 f.

[91] Zaloska: Versii (Anm. 59), S. 25.

[92] Ebd., S. 27.

[93] Ždanovič Valjancin: Hrupy kryvi. Intėrvʼju z Jurasёm Belenʼkim, narodnym dėputatam Rėspubliki Belarusʼ [Blutgruppen. Gespräch mit Juras’ Belen’ki, einem Volksdeputierten der Republik Weißrussland], in: Maladosc’ 1992, H. 6, S. 145 f.

[94] Zum Beispiel: Ivan Čarota: O nekotorych osobennostjach charaktera i mirootraženija belorusov [Zu einigen Besonderheiten des Charakters und der Weltanschauung der Weißrussen], in: Nёman (1996), H. 9, S. 187–200.

[95] Hierzu Astrid Sahm: Die belarusische Nationalbewegung nach der Katastrophe von Tschernobyl (1986–1991), Münster 1994, S. 39–42.

[96] Vo slavu Rodiny vom 8. Dezember 1992, S. 1.

[97] Sovetskaja Belorussija vom 15. Dezember 1993, S. 1.

[98] Siehe Vitalʼ Silicki: Doŭhaja daroha ad tyranii. Postkamunistyčny aŭtarytaryzm i baracʼba za dėmakratyiju ŭ Serbii i Belarusi [Der lange Weg von Tyrannei. Der postkommunistische Autoritarismus in Serbien und Weißrussland], Smolensk 2015, S. 92 f.

[99] Udarny front vom 29. Dezember 1993, S. 1.

[100] Sovetskaja Belorussija vom 14. Dezember 1993, S. 3.

[101] Martin Saar: Understanding Genealogy: History, Power, and the Self, in: Journal of the Philosophy of History 2 (2008), H. 3, S. 296.

[102] Zum Begriff Ordnungsdenken siehe Ariane Leendertz: Zeitbögen, Neoliberalismus und das Ende des Westens, oder: Wie kann man die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts schreiben? In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 65 (2017), H. 2, S. 191–217.

[103] Lukašėnko: Gorodeckie uroki (Anm. 73), S. 45.

[104] Valerij Karbalevič: Aleksandr Lukašenko. Političeskij portret [Aljaksandr Lukašėnka. Ein politisches Portrait], Moskau 2010, S. 26.

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Kurzbiografie

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