JHK 2002

Die Außenpolitik der UdSSR und die sowjetisch-deutschen Beziehungen in der Zwischenkriegszeit in der russischen Historiographie des letzten Jahrzehnts

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 289-298 | Aufbau Verlag

Autor/in: Sergej Slutsch

Auf dem Weg der Bewältigung der totalitären Vergangenheit

 

Die Außenpolitik der Sowjetunion blieb bis zu den frühen neunziger Jahren eine Art »heilige Kuh« der sowjetischen Historiographie. Diese Politik wurde als tadellos dargestellt, da sie ja, dem offiziellen Dogma zufolge, nicht von einzelnen Personen ausgearbeitet wurde, die sich, zumindest theoretisch, irren konnten, sondern von dem kollektiven Geist des Zentralkomitees der »fortschrittlichsten und bewährtesten politischen Partei«... Fehler waren also ausgeschlossen, Diskussionen ebenfalls.

Besonders stark verfälscht wurde die Geschichte der sowjetisch-deutschen Beziehungen in den Jahren 1917–1941, paßte doch die tatsächliche Politik der so­wjetischen Führung in dieser Sphäre in keinerlei Weise in das durch die offizielle Propaganda und mehrere Generationen von Geschichtswissenschaftlern kreierte Bild des Sowjetstaates als konsequenter Kämpfer für den Frieden, der sich strikt an die Grundsätze des Völkerrechts hielt.

Vor etwas mehr als zehn Jahren konnten sowjetische und dann auch russische Geschichtswissenschaftler endlich an die Erforschung der sowjetisch-deutschen Beziehungen in der Zeit zwischen beiden Weltkriegen gehen. Um die Resultate ihrer Aktivitäten zu bewerten, werde ich den Zustand skizzieren, in dem sich die sowjetische Geschichtsschreibung zu diesem Problem zu jenem Zeitpunkt befunden hatte.

Mit Ausnahme solcher propagandistisch wirksamen Themen wie der Brester Frieden oder der Vertrag von Rapallo gab es dazu nur wenige Beiträge, von Monographien ganz zu schweigen.

Mehrere wichtige Probleme wurden in der sowjetischen Historiographie gänzlich ignoriert wie etwa die Zusammenarbeit zwischen der Roten Armee und der Reichswehr, die Einmischung der UdSSR in die inneren Angelegenheiten der Weimarer Republik, insbesondere in der Vorbereitungsperiode des «Deutschen Oktobers» im Jahre 1923, die Stärkung des totalitär-repressiven Regimes in der UdSSR und dessen Einfluß auf die bilateralen Beziehungen, die Rolle Moskaus bei der Spaltung der Linkskräfte in Deutschland und die Machtergreifung durch Hitler, das Streben des Kreml nach Herstellung von Beziehungen zu Berlin in der zweiten Hälfte der 30er Jahre; der sowjetisch-deutsche Nichtangriffspakt und seine geheimen Artikel und schließlich die mannigfaltigen Formen der Zusammenarbeit zwischen den beiden Regimes nach dem 23. August 1939. Sowjetische Geschichtsforscher durften diese Themen höchstens zu dem Zweck aufgreifen, um die »Lügen« der bürgerlichen Historiographie zu »entlarven«.

So leugnete Igor Maximytschew, Verfasser der einzigen sowjetischen Monographie über die sowjetisch-deutschen Beziehungen in den Jahren 1933–1939 »Diplomatie des Friedens gegen Diplomatie des Krieges« (1981) absolut alles, was das eigentliche Gewebe der Annäherung von Moskau und Berlin bildete; in seiner Darstellung waren die permanenten Kontakte zwischen ihnen im Frühjahr und Sommer 1939 nichts weiter als eine Erfindung westlicher Spezialisten für psychologische Kriegführung gegen den Sozialismus; die Sowjetregierung hätte bis hin zum 23. August keinerlei Beschlüsse hinsichtlich eines Abkommens mit Deutschland gefaßt usw.

In ebensolchem Geist gehalten war auch diе einzige sowjetische Monographie über die Außenpolitik der UdSSR 1939–1941: das Werk von Pawel Sewostjanow »Vor der großen Prüfung: Außenpolitik der UdSSR vor dem Großen Vaterländischen Krieg« (1981), der die Leser zu überzeugen suchte, vom ersten Tag des Zweiten Weltkrieges an hätte die sowjetische Außenpolitik nur ein einziges Ziel verfolgt – die Zurückweisung der deutschen Aggression und die Festigung der Verteidigungsfähigkeit des Landes.

Der bekannteste und fruchtbarste offiziöse sowjetische Historiker und Experte für die Außenpolitik der UdSSR und die internationalen Beziehungen in den 30er Jahren war Vilnis Sipols. Über viele Jahre Mitarbeiter der Historisch-diplomatischen Verwaltung des Außenministeriums, der Zugang zu Archivdokumenten hatte, wußte er sehr wohl, wie die sowjetische Außenpolitik ausgearbeitet und umgesetzt wurde. Doch eben in seinen Büchern wird die Geschichte der internationalen Entwicklung im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges und die Rolle der UdSSR in diesem Prozeß in extrem verfälschter Form dargestellt. Leider blieben wegen der fehlenden Möglichkeiten für eine offene Diskussion in jener Periode nicht nur das letzte, sondern auch alle vorangehenden Worte aktiven Geschichtsfälschern vorbehalten.

Erst in der Zeit der Perestroika wurde es erstmals möglich, eine Erforschung der Geschichte der Sowjetunion in Angriff zu nehmen, die auf Archivdokumenten basierte. Der Ende der 80er Jahre begonnene Prozeß der Überwindung der totalitären und der posttotalitären Vergangenheit in der Erforschung der Geschichte der sowjetischen Außenpolitik verlief indes schwierig, ja mitunter dramatisch. Selbst mit der Sanktion Michail Gorbatschows zur Überwindung der »weißen Flecken« in der Geschichtsforschung, die deren Forschungsfunktion und damit auch die Achtung gegenüber dem Dokument als Grundlage für beliebige Schlußfolgerungen, eine beliebige historische Studie wiederherstellte, interpretierten und korrigierten die »Generäle« der Geschichtswissenschaft die Weisungen des reformatorischen Teils der Führung des Landes auf ihre eigene Art und Weise. So belehrte der damalige Leiter des Bereichs Geschichte der Akademie der Wissenschaften, Sergej Tichwinski, im März 1987, die »wissenschaftliche Fundiertheit historischer Studien« dürfe »nicht allein auf die Quellenbasis reduziert werden«; ständige Beachtung sei auch einer »kreativen Anwendung der marxi­stisch-leninistischen Erkenntnistheorie mit ihrer dialektischen Methode zu widmen«.

In dieser Situation waren die Orthodoxen bestrebt, neue Prozesse in der Erforschung der Außenpolitik der Sowjetunion unter ihre Kontrolle zu nehmen und steuerbar zu machen. Eine ausgesprochen negative Rolle in diesem Prozeß spielten der Parteifunktionär Valentin Falin und auch solche Geschichtswissenschaftler wie Oleg Rsheschewski, Vilnis Sipols und mehrere andere. Auf Betreiben dieser Personen wurde 1989–1991 sehr viel unternommen, um zu verhindern, daß die Erforschung der sowjetischen Außenpolitik im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges insgesamt und der sowjetisch-deutschen Beziehungen im besonderen die Unerschütterlichkeit der Feststellungen der 1948 durch Stalin persönlich redigierten Historischen Auskunft über »Geschichtsfälscher« verletzen würde. Sie sollte diese lediglich ein wenig korrigieren, und zwar durch Zulassung von Kritik an Stalin und Molotov sowie durch eine pseudomoralische Verurteilung der geheimen Abkommen mit dem Dritten Reich.

Die Vervielfältigung derartiger Ansichten in vielen wissenschaftlichen periodischen Schriften war typisch für die Wende von den 80er zu den 90er Jahren. Um diesen Ansichten größeres Gewicht zu verleihen, wurde sogar in Windeseile die große und gut dokumentierte, jedoch entsprechend den Regeln der marxistischen Historiographie – von den Schlußfolgerungen zu den Fakten – geschriebene Monographie von Ingeborg Fleischhauer »Der Pakt« ins Russische übersetzt, die vom Sekretär des ZK der KPdSU Falin als »Musterwerk« bezeichnet wurde.

Diesem aggressiven Konservatismus stand das Bestreben gegenüber, die Außenpolitik der UdSSR wissenschaftlich zu bewerten. Hier sollte auf die große Rolle hingewiesen werden, die in diesem Prozeß der leider im vorigen Jahr verstorbene Professor Michail Semirjaga gespielt hatte. Eben in seinen Beiträgen von Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre wurde anschaulich dargestellt, daß vor dem Zweiten Weltkrieg nicht nur die Westmächte, sondern auch die Sowjetunion zur »Deformation der gesamten internationalen Situation« beigetragen hatten, indem sie die Entfesselung des Krieges erleichterte, und daß nach Ausbruch des Krieges der »sowjetische Faktor eine beachtliche destabilisierende Rolle in den internationalen Beziehungen« gespielt hatte. Das Buch von Michail Semirjaga »Geheimnisse der Stalinschen Diplomatie 1939–1941«, das 1992 nicht ohne Schwierigkeiten erscheinen konnte, enthielt erstmalig in der russischen Historiographie eine komplexe Untersuchung der Außenpolitik der UdSSR in einer Periode, als »Stalins Schritte nach dem Abschluß der Verträge vom August und September 1939 die Sowjetunion noch tiefer in den Sumpf einer Verschwörung mit Hitler hineinzogen und Voraussetzungen dafür schufen, mit ihm die Verantwortung für seine Verbrechen gegen die Welt zu teilen«. In diesen Jahren unternahmen auch mehrere Mitarbeiter des Instituts für Slawische Studien, des Instituts für Allgemeine Geschichte, des Instituts für Russische Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften und anderer Forschungszentren in ihren Beiträgen ernsthafte Versuche, die politische Krise vor Kriegsbeginn und die Rolle der so­wjetischen Außenpolitik in ihrer Entwicklung auf neue Art und Weise zu analysieren. Diese Veröffentlichungen schufen die Basis für die weitere Entwicklung der Forschungen in dieser Richtung.

Unter dem Einfluß der sich drastisch verändernden gesellschaftspolitischen Situation setzte die Veröffentlichung von Dokumenten zur Vorgeschichte und zur Anfangsperiode des Zweiten Weltkrieges ein. Dieser Prozeß entwickelte sich recht zähflüssig. Es bedurfte einer speziellen Entscheidung des obersten gesetzgebenden Organs der Sowjetunion – des Kongresses der Volksdeputierten – für eine offizielle Anerkennung des Fakts der geheimen Abmachungen zwischen der Sowjetunion und Nazideutschland 1939. Diese Entscheidung stieß auf beachtlichen Widerstand seitens der Orthodoxen. So erklärte Armeegeneral Machmud Garejev, derzeit Präsident der Akademie der Militärwissenschaften, im März 1991: »Die Entscheidung des Obersten Sowjets der UdSSR ist für die Wissenschaft kein Befehl. Die Verträge von 1939 sollten den Krieg abwenden«.

Zu einem Wendepunkt im Prozeß der Veröffentlichung von Archivdokumenten und der Gewährleistung des Zugangs zu entsprechenden behördlichen Archiven wurde der Zusammenbruch der Sowjetunion Ende 1991 und der Abgang der Kommunisten als herrschende Partei vom politischen Schauplatz. In den zurückliegenden zehn Jahren erschienen in Rußland mehr als 50 Bände mit Dokumenten, die diese oder jene Aspekte der Außenpolitik der UdSSR beleuchten. Dies ist eine ganze Menge! Zwar nehmen Dokumente zu sowjetisch-deutschen Beziehungen in diesen Veröffentlichungen einen beachtlichen Platz ein, doch an ausschließlich diesen Beziehungen gewidmeten thematischen Sammelbänden erschienen nur drei: 1. Der Geist von Rapallo: Sowjetisch-deutsche Beziehungen 1925–1933 (1997), 2. Das faschistische Schwert wurde in der UdSSR geschmiedet: Die Rote Armee und die Reichswehr (1992), 3. Die UdSSR und die deutsche Frage. 1941–1949: Bd.1, 2. (1996, 2000).

Dieser Fakt an sich bietet wohl keinen Anlaß zur Besorgnis. Gewisse Umstände machen es jedoch erforderlich, dieses Problem aus anderer Sicht zu betrachten. Seit Ende 1994 verringern sich mit fortschreitender Verschärfung der Geheimhaltungsregelungen Tempo und Umfang der Freigabe von Archivdokumenten permanent. Die Grundlage der Gesetzgebung über den Archivfonds und die Archive der Russischen Föderation, die die Regeln für den Zugang zu Archivdokumenten auf dem Stand der internationalen Normen festlegen und die vom Obersten Sowjet Rußlands bereits im Juli 1993 verabschiedet wurden, bleiben unwirksam: Ein präziser Mechanismus der Freigabe von Archivunterlagen existiert immer noch nicht. Ungeachtet des im Vergleich zu früher unwahrscheinlichen Fortschritts hinsichtlich der Arbeitsmöglichkeiten in vielen, wenn auch bei weitem nicht in allen russischen Archiven, beeinflußt die politische Konjunktur im Lande ernsthaft die Tätigkeit staatlicher und erst recht behördlicher Archive. Erneut eingeschränkt oder gar geschlossen ist der Zugang zu mehreren Fonds, die Anfang der 90er Jahre vollständig geöffnet worden waren. Erneut gelten wie auch in der sowjetischen Zeit verschiedene Stufen der Zulassung zu immer noch nicht freigegebenen Unterlagen. Als geheim eingestufte Archivunterlagen dürfen in wissenschaftlichen Studien nur mit entsprechender Genehmigung zitiert werden, ganz zu schweigen davon, daß der Inhaber einer entsprechenden Zulassung zu angeblich geheimen Unterlagen automatisch zum Geheimnisträger wird. In der Sowjetzeit bedeutete dieser Status sofort ein Reiseverbot; in Rußland ist dies vorerst noch nicht der Fall, aber wer weiß, wie sich die Situation weiter entwickeln wird ... Einige Schritte der Putin-Administration in dieser Richtung müssen einen zwangsläufig nachdenklich stimmen. So betrifft das in diesem Jahr vom Präsidenten bestätigte Konzept der »Informationssicherheit Rußlands«, auf dessen Basis eine entsprechende Verordnung der Akademie der Wissenschaften betreffend Benachrichtigung der Geheimdienste über alle Kontakte von Forschern mit ausländischen Kollegen, gemeinsame Projekte, Veröffentlichungen im Ausland usw. erlassen wurde, zunächst einmal vor allem den wissenschaftlich-technischen und den wirtschaftlichen Bereich. Im Bedarfsfall läßt sich jedoch beispielsweise die Veröffentlichung von Angaben zum militärwirtschaftlichen Potential der UdSSR vor dem Zweiten Weltkrieg auch als Preisgabe von »Militärgeheimnissen« interpretieren …

Insgesamt fehlt bei der Erforschung der Außenpolitik der UdSSR und der sowjetisch-deutschen Beziehungen in den letzten Jahren ein durchdachtes Gesamtkonzept, das auf den durch die internationale Geschichtsforschung erzielten Resultaten basieren und durch einheimische Studien des letzten Jahrzehnts anhand der zugänglich gewordenen Archivunterlagen ergänzt würde. In dieser Situation ist auch eine Zersplitterung der Anstrengungen der wenigen Geschichtsforscher unvermeidlich, die sich mit Problemen der sowjetisch-deutschen Beziehungen befassen. Es ist nicht weiter verwunderlich, daß die Resultate, rein statistisch gesehen, recht bescheiden sind: Zur Geschichte der sowjetisch-deutschen Beziehungen in den Jahren der Weimarer Republik liegen einige Artikel und eine Monographie von Sergej Gorlov über die militärische Zusammenarbeit zwischen der UdSSR und Deutschland vor. Besser bestellt ist es um die Erforschung der Periode von 1933 bis 1941 – hier existieren bereits einige zehn Beiträge, zwei Monographien – das Gemeinschaftswerk »Osteuropa zwischen Hitler und Stalin 1939–1941« und Lew Besymenskis »Hitler und Stalin vor dem Zusammenstoß«, die Dokumentarstudien von Oleg Wischlew »Vor dem 22. Juni 1941« und das Gemeinschaftswerk russischer und deutscher Geschichtsforscher »Rußland und Deutschland in Kriegs- und Friedensjahren, 1941–1995«, das im Rahmen eines durch die Mühlheimer Initiative realisierten Projekts auf Russisch und Deutsch erschienen ist.

Nichtsdestotrotz sind die Fortschritte, die es in diesem Bereich in den letzten 10 bis 12 Jahren gegeben hat, recht beachtlich sowohl mit Blick auf die Einbeziehung neuer Dokumente in den wissenschaftlichen Umlauf als auch in bezug auf den allmählichen Aufbau einer adäquaten Vorstellung von der Außenpolitik der Sowjetunion. Heute sehen sich die russischen Historiker, die sich mit der sowjetischen Außenpolitik befassen, und ihre westlichen Kollegen mit recht ähnlichen Problemen konfrontiert. Der von Prof. Ludmila Thomas und Dr. Viktor Knoll (Institut für Geschichtswissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin) herausgegebene Studienband mit Beiträgen von Forschern aus verschiedenen Ländern beweist dies einmal mehr. Bei der Analyse der Determinanten und Strukturen der sowjetischen Außenpolitik fehlt häufig die Verbindung zu Charakter und Eigenart des herrschenden politischen Regimes, die Tätigkeit des Volkskommissariats für Auswärtige Angelegenheiten (Narkomindel) und der Auslandsvertretungen wird oft außerhalb des Gesamtkontextes der internationalen Situation, der Zielsetzungen und Aktionen der sowjetischen Führung gegenüber anderen Ländern, vor allem den Großmächten und den unmittelbaren Nachbarn der UdSSR, betrachtet. Ohne Beachtung des Einflusses äußerer Umstände auf die Außenpolitik eines Staates bleibt jedoch die Vorstellung von den diese determinierenden Faktoren eindeutig unvollständig. Gleiches gilt für die inneren Determinanten der Außenpolitik, zu denen neben dem Charakter des politischen Regimes und der Struktur der Staatsmacht alle jene (geopolitische, wirtschaftliche, militärwirtschaftliche, außenwirtschaftliche und militärische) Faktoren zu zählen sind, die auf die eine oder andere Weise das Verhalten eines Staates auf dem außenpolitischen Schauplatz bestimmen.

Bei der Bewertung der Resultate der Erforschung der Außenpolitik der UdSSR darf man jene bei weitem nicht immer günstigen Bedingungen unbeachtet lassen, unter denen die russischen Geschichtsforscher im Verlaufe dieses Jahrzehnts gearbeitet hatten. Der Zugang zu Archiven ist geöffnet, jedoch nicht zu allen, in mehreren Archiven ist der Zugang zu den Findbüchern gesperrt, und der Zugang zu den Unterlagen hängt in hohem Maße von der Haltung der Archivleitung ab; für Forscher existieren zwar keine Tabu-Themen, jedoch verwehren die existierenden Einschränkungen in den Archiven den Einblick in viele vorhandene Unterlagen; in Rußland existiert offiziell keine Zensur, doch bei weitem nicht jeder Artikel läßt sich in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichen, bei der Ablehnung einer Veröffentlichung geben dabei keineswegs wissenschaftliche Kriterien, sondern die Haltung des Verfassers den Ausschlag, die Herausgabe eines Buches ist in dieser Hinsicht wesentlich einfacher – es muß nur die Finanzierung gesichert sein. Unter den Geschichtsforschern gewinnt die Abgrenzung an Bedeutung, die nicht von der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen wissenschaftlichen Schulen und Richtungen abhängt, sondern vorwiegend vom Prinzip der kritischen oder unkritischen Einstellung zur Geschichte der Sowjetunion im Allgemeinen und zu ihrer Außenpolitik im Besonderen.

In einer Situation, da die russische Führung es anstrebt, ein positives Bild nicht nur des heutigen Rußlands, sondern auch seiner Vergangenheit zu kreieren und neue Geschichtslehrbücher zu schaffen, die diese Vergangenheit politisch »korrekt« darstellen sollen, ist es nur zu natürlich, daß dabei eben Historiker mit »Großmachteinstellung« bessere Möglichkeiten für die Einflußnahme auf ein breites Auditorium haben, und zwar auch vermittels der Medien. Diese aber vertieft die Kluft zwischen dem erzielten Niveau des historischen Wissens und den Möglichkeiten, dieses Wissen zum Bestandteil der allgemeinen Kultur der Bevölkerung Rußlands werden zu lassen.

 

 

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