JHK 2006

Die »new« Cold War History und die Ursprünge des Kalten Krieges 1945 bis 1947

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 153-167 | Aufbau Verlag

Autor/in: Ruud van Dijk

Die Entstehung des Kalten Krieges in den Jahren 1945 bis 1947[1] stellt bis heute ein herausragendes Thema für den Historiker dar. Die Forschung dazu wurde vor 1991 von der englischsprachigen Wissenschaft aus den Vereinigten Staaten dominiert. Sie behandelte den Kalten Krieg im Rahmen der Diplomatiegeschichte (diplomatic history), d. h. der US-Außenpolitik, und beschäftigte sich vorrangig mit den amerikanisch-sowjetischen Beziehungen, den auswärtigen und diplomatischen Angelegenheiten sowie mit dem Rüstungswettlauf. Bis 1991 stützten sich die Forscher – ohne dass eine solche Einschränkung notwendig gewesen wäre – fast ausschließlich auf westliche, insbesondere US-amerikanische Archive. Seit den frühen 1990er Jahren ist nun der Blick auf die internen Entscheidungsmechanismen der nicht-westlichen Akteure des Kalten Krieges frei gegeben – je nach Land mehr oder weniger umfassend. Es ist daher von Interesse zu fragen, in welchem Maße sich die wissenschaftlichen Debatten um die Genese des Kalten Krieges seither verändert haben. Konnten die neu geöffneten Archive wesentliche neue Informationen in Bezug auf Schlüsselprobleme der Jahre 1945 bis 1947 liefern? Und ist ein Konsens hinsichtlich der beiden traditionellen Streitfragen – nämlich wer den Kalten Krieg auf welche Art und Weise verursacht hat und ob er hätte verhindert werden können, in greifbare Nähe gerückt?

Die so genannte »new« Cold War History (»neue« Geschichtsschreibung über den Kalten Krieg) hat – ohne die älteren Ansätze der Zeit vor 1991 zu ignorieren – ihren geographischen, archivalischen und analytischen Rahmen so sehr erweitert, dass sie seither von vielen Forschern auch mit dem neu gebildeten Terminus Cold War Studies bezeichnet wird. Ein neues, internationales Forschungsgebiet ist entstanden. Zwar bringt die traditionelle Forschung (darunter die prominente amerikanische Diplomatiegeschichte) nicht zuletzt aufgrund methodologischer und anderer Neuerungen noch immer wertvolle Arbeiten hervor, die meisten wegweisenden Studien zum Kalten Krieg stammen jedoch aus den Kreisen einer internationalen Forscher-Community, die mit weltweit verstreuten Archivbeständen, Methoden der Oral History sowie weiteren Quellen arbeitet und eine tatsächlich transnationale Geschichtsschreibung betreibt. Zu den wichtigsten Neuerungen der »new« Cold War History zählt das erhöhte Interesse an unterschiedlichen Akteuren (Gruppen wie Individuen), die von der traditionellen Diplomatiegeschichte aufgrund ihrer ausschließlichen Konzentration auf die Führungszirkel in Washington und Moskau üblicherweise nicht beachtet werden.

Der erweiterte Horizont dieser Cold War Studies hat darüber hinaus zu einer analytischen sowie disziplinären Erweiterung geführt. Die zeitlichen und inhaltlichen Grundmuster der traditionellen Forschung wurden dabei keineswegs durch gänzlich neue ersetzt; sie bleiben auch weiterhin sichtbar. Dennoch hat die neue Herangehensweise an den Ost-West-Konflikt, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Streit zwischen den Bündnispartnern der Anti-Hitler-Koalition über die künftige Nachkriegsordnung begann, unser Verständnis, wie die Blockkonfrontation die Nachkriegswelt formte und bis heute bestimmt, bedeutend erweitert. Vielleicht das Wichtigste ist jedoch, dass die neue Forschung den Blick für die Komplexität der Interaktionen einer Vielzahl von Akteuren, die der Entstehung und weiteren Entwicklung des Konfliktes zugrunde lagen, bedeutend geschärft hat. 

Für die traditionelle, US-dominierte Forschung – also die diplomatic history – war verständlicherweise die Frage nach der Verantwortung für den Ausbruch des Kalten Krieges von zentraler Bedeutung. Entsprechend mussten sich die Studenten bis weit in die 1990er Jahre hinein mit den drei überkommenen Schulen, »orthodoxen«, der »revisionistischen« und der »post-revisionistischen«, auseinandersetzen. In einer schematischen (einige würden sagen karikierenden) Form kann die Art, wie diese »Schulen« die Frage nach der Verantwortung beantworteten, folgendermaßen zusammengefasst werden: Die bis in die 1960er Jahre dominierende »orthodoxe« Lehrmeinung machte für die Entstehung des Kalten Krieges ausschließlich die Sowjetunion verantwortlich, während die USA allein aus vorausschauender Selbstverteidigung gehandelt hätten. Die »Revisionisten« verlagerten in den 1960er Jahren den Kern der Debatte auf die amerikanische Expansionspolitik (die Open-Door-Politik), die sie als treibende Kraft hinter dem entstehenden Ost-West-Konflikt identifizierten. Die »Post-Revisionisten« der 1970er und 1980er Jahre wiederum versuchten, die Verantwortung – wenn auch nicht immer allzu gleichmäßig – auf beide Seiten zu verteilen.[2] Obwohl die Ansätze aller drei »Schulen« bereits in den 1980er Jahren vielen Forschern inner- wie außerhalb der US-amerikanischen Diplomatiegeschichte verstaubt und phantasielos erschienen, haben sie doch beträchtlich zum Verständnis des Kalten Krieges beigetragen.[3]

Eine wesentliche Kritik an der klassischen Diplomatiegeschichte, die auf die US-Außenbeziehungen fixiert war und überwiegend auf englischsprachigen Dokumenten basierte, die in den Presidential Libraries und den U.S. National Archives bequem zugänglich waren, blieb jedoch bestehen: sie sei einseitig und ausschließlich nach innen ausgerichtet gewesen. Aufgrund ihrer Konzentration auf die Ebene offiziellen Regierungshandelns habe sie sich zudem mit allen übrigen Akteuren des Kalten Krieges kaum auseinandergesetzt.[4] Eine gängige Form der Ausflucht vieler Autoren, diesem Einwand zu begegnen, war schon immer die Behauptung, gesicherte Aussagen über Ursachen und Entwicklung des Kalten Krieges wären erst möglich, wenn die Forscher hinter die politischen Kulissen der »anderen« Seite blicken könnten.

Die Einbeziehung der »anderen Seite« in die Forschung

Die Bestimmung eines neuen historischen Forschungsfeldes ist eine subjektive Angelegenheit. Es spricht nach Meinung des Autors dieses Aufsatzes jedoch vieles dafür, dass ein solches im Laufe der letzten zehn Jahre entstanden ist. Selbst eingeschränkt auf die englischsprachige Forschung (und die Leser des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung wissen, dass diese nicht als repräsentativ für das gesamte Forschungsgebiet gelten kann) lassen sich substantielle Veränderungen nicht übersehen. Erstens existieren seit 1999 bzw. 2000 zwei Zeitschriften, die sich ausschließlich der Erforschung des Kalten Krieges widmen, das Journal of Cold War Studies und die Cold War History. Zweitens verlegen mindestens fünf Universitätsverlage Veröffentlichungsreihen zur »neuen« Geschichte des Kalten Krieges.[5] Drittens kann, nicht zuletzt dank der großen Anstrengungen des Cold War International History Project (CWIHP) am Woodrow Wilson Center in Washington und den von ihm seit seiner Gründung im Jahr 1991 weltweit organisierten Konferenzen, von der Existenz einer internationalen Forschergemeinde gesprochen werden. Die Spezialisten befinden sich in regelmäßigem Kontakt, arbeiten an gemeinsamen Projekten und tauschen Archivdokumente und Forschungsthesen aus. Das CWIHP Bulletin sowie die CWIHP Working Papers und Dossiers können als drittes ständiges Organ des neuen Forschungsfeldes betrachtet werden.[6]

Fraglos kam es auch auf dem »alten« Gebiet der US-Diplomatiegeschichte nach 1991 nicht zu einem Stillstand. Die breite Resonanz ihrer wichtigsten Zeitschrift, der Diplomatic History, macht dies deutlich. Deren alte wie neue Mitarbeiter, die sich mehrheitlich auf die Nachkriegsgeschichte konzentrieren, haben die veränderte Archivsituation durchaus zur Kenntnis genommen.[7] Diese Veränderungen in der Historiographie des Kalten Krieges (z. B. die Internationalisierung der Forschung und der Forschergemeinde) fanden in der Zeitschrift ihren Niederschlag. Sehr früh schon wurde beispielsweise ein Symposium zum Telegramm des sowjetischen Botschafters in Moskau Nikolaj Novikov vom 27. September 1946 veranstaltet, dem sowjetischen Äquivalent zu George F. Kennans »Long Telegram« vom 22. Februar 1946. Die Herausgeber organisierten 1997 ein weiteres Symposium, diesmal zur sowjetischen Archivsituation.[8] Ein Beispiel für die Überschneidungen einer sukzessive erneuerten Diplomatiegeschichte mit frühen Arbeiten der »new« Cold War History war das zwei Jahre später ebenfalls von Diplomatic History veröffentlichte »roundtable« zur US-Besatzung Deutschlands aus kulturhistorischer Perspektive.[9] In einigen weiteren Beiträgen wurden Forschungsarbeiten präsentiert, die ebenfalls Quellen zur »anderen Seite« des Kalten Krieges mit einbezogen.[10] Im Ganzen blieb Diplomatic History jedoch eine Zeitschrift zur Erforschung der US-Außenbeziehungen. Dieser Trend verstärkt sich in den letzten Jahren wieder.[11] Als solche veröffentlicht die Zeitschrift weiterhin wertvolle neue, auf westlichen Quellen basierende Arbeiten, die zwar einen Beitrag zum neuen Forschungsfeld der Cold War Studies leisten, mit diesem jedoch keinesfalls gleichgesetzt werden können.[12] 

Eine Inhaltsanalyse der beiden Zeitschriften, die sich explizit der »neuen« Geschichte des Kalten Krieges widmen, zeigt jedoch auch, dass eine allzu scharfe Abgrenzung der beiden Forschungsgebiete problematisch ist. In den fünf Jahren seit ihrer Gründung haben beide, das Journal of Cold War Studies und die Cold War History, zahlreiche Artikel veröffentlicht, die ebenso gut von Diplomatic History oder anderen Zeitschriften zur internationalen Geschichte akzeptiert worden wären. Einzig das CWIHP – mit seiner selbst gewählten Rolle als internationale Clearing- und Übersetzungsstelle für neue Archivquellen zum Kalten Krieg – ist konsequent geblieben in seinem Bulletin und den Working Papers nur Arbeiten zuzulassen, die neue Erkenntnisse der »anderen Seite« mit in die Forschung einbeziehen.

Selbstverständlich ist die Ausweitung der Quellenbasis auf die Archive der ehemals kommunistischen Länder nur eines der Merkmale, welche die »new« Cold War History von der traditionellen Forschung unterscheiden. Von einer unüberbrückbaren »Trennung« sollte jedoch gar nicht gesprochen werden, da die meisten Untersuchungen der neuen Forschungsrichtung auf Vorarbeiten aufbauen, die vor 1991 geleistet wurden. Die traditionellen Herangehensweisen an die Geschichte des Kalten Krieg existieren zudem weiter, wenngleich sie heute nur noch eine einzelne Richtung innerhalb des vielfältiger gewordenen Forschungsgebietes ausmachen. Was in den letzten zehn Jahren zu beobachten war, entspricht einer von vielen Forschern vorausgesagten und als notwendig postulierten Entwicklung: nämlich der beträchtlichen Ausweitung des gesamten Forschungsgebietes nicht nur bezüglich der verwendeten Dokumente, sondern ebenso sehr in Bezug auf entwickelte Fragestellungen, angewandte Methoden und einbezogene Akteure.[13]

Schon eine oberflächliche inhaltliche Bestandsaufnahme der neuen Zeitschriften und Veröffentlichungsreihen zum Kalten Krieg bestätigt dies. Es finden sich Arbeiten aus den unterschiedlichsten Teilgebieten der Geschichtswissenschaft: Diplomatiegeschichte, Politikgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Wissenschafts- und Technologiegeschichte sowie Sozial- und Ideengeschichte. Zugleich dauert auch die hergebrachte Zusammenarbeit mit Disziplinen wie der Politikwissenschaft und den Internationalen Beziehungen an. Vielleicht am auffälligsten ist die neue thematische Bandbreite. Wer 1991 ein Proseminar zum Kalten Krieg belegt hat, würde heute das traditionelle Forschungsgebiet kaum wieder erkennen. Während sich das neue Fachgebiet noch im Prozess der Ausgestaltung und Selbstdefinition befindet, hat sich unser Verständnis des Kalten Krieges und auch seine Darstellung in der Lehre grundlegend verändert. Viele der alten Argumente bezüglich der »Schuld« am Ausbruch des Kalten Krieges scheinen immer mehr an Relevanz zu verlieren.

Anfänge der »new« Cold War History nach dem Ende des Kommunismus

Obwohl die »traditionellen« Themenkomplexe aufgrund der erweiterten Quellenlage nochmals in ein neues Licht gerückt wurden, haben die Entstehung unzähliger neuer Betrachtungsperspektiven und Untersuchungsgegenstände sowie die dadurch bedingte Zunahme analytischer Komplexität bewirkt, dass die »alten« Fragen nur einen Teil innerhalb einer ganzen Reihe von Forschungsbereichen darstellen, mit denen sich die »neue« Geschichte des Kalten Krieges heute auseinandersetzt.[14] Auch wenn das Problem kaum endgültig als geklärt gelten kann, fragen heute nur noch wenige Spezialisten danach, wer oder was die Hauptverantwortung für die Entstehung des Kalten Krieges trägt. Dennoch haben sich einige wichtige, nach 1991 veröffentlichte Bücher und Artikel direkt oder indirekt mit der alten »Ursprungsfrage« auseinandergesetzt. Und obwohl ein Konsens weiterhin nicht in Sicht ist, lässt sich kaum leugnen, dass auch in Bezug auf die frühen Jahre 1945 bis 1947 der Wissensstand aufgrund der hier diskutierten thematischen und methodischen Neuausrichtung erheblich erweitert werden konnte. 

Der Großteil dieses neuen Wissens resultiert aus einer »ersten Welle« von Forschungsprojekten, die in den 1990er Jahren erstmals die in den ehemaligen kommunistischen Staaten nunmehr freigegebenen Archivbestände in die Analyse einbeziehen konnten. Es kann nicht verwundern, dass mancher Forscher als erstes Antworten auf die lange umstrittenen Schlüsselfragen zu den frühen Jahren des Kalten Krieges suchte. Eine der uralten Streitfragen war, ob Ost oder West, die Sowjetunion oder die Vereinigten Staaten die gegenseitige Deklaration des Kalten Krieges im Jahre 1947 hätten verhindern können und weshalb ein modus vivendi, der die »Teilung der Welt« verhindert hätte, nicht gefunden werden konnte. Das unüberwindbare Handicap eines jeden direkt oder indirekt mit dieser Frage beschäftigten Forschers war, dass die notwendigen Schlüsselbestände russischer Archive für praktisch alle westlichen Wissenschaftler verschlossen waren. Selbst die wenigen russischen Forscher, die Zugang zu den Archiven besaßen, unterlagen strengen Restriktionen: Auch sie konnten die Entscheidungsprozesse des sowjetischen Führers Iosif Stalin nur sehr unsystematisch und kaum in verifizierbarer Form analysieren. Doch dank der Arbeit einiger etablierter und erfahrener Wissenschaftler, deren groß angelegte Projekte 1990 bereits weit fortgeschritten waren, so dass sie die kurze Periode relativer Offenheit in Russland nutzen konnten, ließen sich viele neue Einblicke gewinnen. Die Mitte der 1990er Jahre veröffentlichten Bücher von David Holloway[15], Norman Naimark[16] und Vojtech Mastny[17] gehören nach wie vor zu den wegweisenden Arbeiten der »new« Cold War History.[18] 

Diese Werke behandeln je einen grundlegenden Aspekt der sowjetischen Politik zur Zeit des beginnenden Kalten Krieges (die Atompolitik, die Besatzungspolitik in Deutschland sowie die Außenpolitik; letztere war zwischen 1945 und 1947 stark auf europäische Fragen fokussiert). Obwohl sich die drei Arbeiten unterschiedlichen Themen widmen und die Autoren aufgrund ihrer jeweiligen Archivarbeit abweichende Schlussfolgerungen ziehen, suggerieren sie in ähnlicher Weise, dass mit Stalin in Bezug auf alle wesentlichen Fragen der Nachkriegsordnung eine gemeinsame Arbeitsgrundlage nunmehr sehr schwer oder überhaupt nicht hätte gefunden werden können. Holloway weist nach, dass Stalin auf ein nukleares Arsenal auch dann bestanden hätte, wenn die Vereinigten Staaten ernsthaft Willens gewesen wären, das nukleare Wettrüsten in seinen Anfängen zu verhindern. Naimark geht zwar davon aus, dass Stalin über keine vorab bestehenden Pläne zur Okkupation Deutschlands verfügte. Die harte Hand, mit der seine Truppen die Verwaltung der SBZ organisierten (und andere Methoden als die der harten Hand, so Naimark, kannten sie nicht), machte die folgende tief greifende Entfremdung der deutschen Bevölkerung wie auch der Westmächte im Laufe weniger Monate bzw. Jahre unumgänglich. Mastny wiederum zeigt in seiner geschickten Analyse, dass sich Stalin gegenüber dem Westen eher unsicher fühlte, und dass er weniger an einem sowjetischen, als vielmehr einem schwachen, jedoch fügsamen Europa interessiert war. Mit seinen Anstrengungen, die eigenen Schwächen zu kompensieren, trug Stalin zur Schaffung jener organisierten feindlichen Antwort des Westens bei, die er unter allen Umständen verhindern wollte. 

Nebenbei konnten Holloway und Mastny auch zeigen, dass Stalin ernsthaft eine eigene Vision der Nachkriegsordnung verfolgt hat, die, wenn nicht unmittelbar, so doch langfristig, verwirklicht werden sollte, und die zugleich den Vorstellungen Washingtons diametral zuwiderlief. Im gleichen Zusammenhang weisen sie zudem nach, dass Stalins Vorstellungen vom Westen von verhängnisvollen Missverständnissen und einem tiefen Misstrauen geprägt waren.

In seiner frühen Synthese der »neuen« Geschichte des Kalten Krieges ging John Lewis Gaddis in dieser Frage noch einen Schritt weiter.[19] Er beurteilt Stalin aufgrund seiner ideologisch bedingten Feindseligkeit gegenüber dem Westen und seiner ungehobelten, argwöhnischen Persönlichkeit, die auf die sowjetische Außenpolitik stark durchschlug. Gaddis sieht darin die Hauptursache für die Entstehung des Kalten Krieges. Zugleich war Stalin jedoch auf internationalem Parkett – in den meisten Fällen jedenfalls – ein sehr vorsichtiger Akteur. Dies führte unmittelbar nach Weltkriegsende bei den Verhandlungen mit den Westmächten über zentrale Fragen zur Stagnation, z. B. in der Deutschlandpolitik. Aus westlicher Sicht kam der Stillstand – wie sich aus der sowjetischen Politik in Polen oder der SBZ folgern ließ – den sowjetischen Interessen und Zielen bedeutend mehr entgegen als den eigenen. Diese Einschätzung bildete im Frühjahr 1947 die Grundlage für mehre einseitige Schritte der Amerikaner und führte so gewissermaßen zur Erklärung des Kalten Krieges durch US-Präsident Harry S. Truman. Gaddis betrachtet letzteres als eine berechtigte, ja geradezu notwendige Reaktion.

Der Westen und insbesondere die amerikanische Regierung verfügten selbstverständlich über ihre eigenen Visionen einer Nachkriegsordnung. Melvyn Leffler konnte sehr schlüssig nachweisen, dass man im offiziellen Washington im Sommer 1945 sehr genau wusste, wie diese aussehen sollte. Und obwohl das Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Sowjetunion durchaus bestand, war man dennoch keineswegs gewillt, sich den Wünschen Moskaus entsprechend anzupassen.[20] In einer anderen wichtigen, auf westlichen Quellen basierenden Studie argumentiert Marc Trachtenberg, die Vereinigten Staaten hätten (repräsentiert durch Außenminister James Byrnes) bereits während der Potsdamer Konferenz im Juli/August 1945 entschieden, dass es einen gemeinsamen Standpunkt von Ost und West in einer so herausragenden Frage wie der Zukunft Deutschlands nicht geben könnte. Entsprechend sollte einzig noch über ein friedliches Auseinandergehen der beiden, ehemals alliierten Seiten verhandelt werden.[21]

Dieser kurze, aber doch repräsentative Überblick über die »erste Welle« neuer englischsprachiger Forschungen zum Kalten Krieg läuft keineswegs auf ein neues Verdikt darüber hinaus, wem die »Schuld« am Kalten Krieg zuzuschreiben sei. Vielmehr erschließt sich das Bild zweier Kontrahenten, die in ihrer jeweiligen Vision der Nachkriegsordnung sowie ihrer gegenseitigen Wahrnehmung dermaßen weit voneinander entfernt waren, dass sie eine tragfähige, gemeinsame Plattform praktisch nicht mehr finden konnten. Während in der Folge beiden Seiten die Verteidigung dessen gelang, was sie als ihre vitalen Interessen betrachteten, war keine der Seiten imstande, die andere zu Zugeständnissen zu zwingen.[22] So gesehen war der Kalte Krieg in Europa unvermeidlich: Die Sowjetunion hätte als Preis für die Beteiligung an einer Nachkriegsordnung im Sinne westlicher Vorstellungen immer neue Zugeständnisse eingefordert (und die geplante Vision dadurch in ihrem Kern verändert). Gleichzeitig hätte sie selbst, wäre sie westlichen Forderungen nachgekommen, all das, was sie im Krieg erreicht hatte und möglicherweise sogar den Sowjetstaat selbst aufs Spiel gesetzt.[23] 

Forschungsergebnisse der »zweiten Welle« 

Eine »zweite Welle« von Forschungsarbeiten, die seit den späten 1990er Jahren im Umfeld des Journal of Cold War Studies, der Cold War History sowie der CWIHP Working Papers und der diversen neuen Veröffentlichungsreihen zum Kalten Krieg entstanden sind, bestätigt die eben dargelegte Analyse. Dies geschah allerdings bei der Mehrheit der Arbeiten indirekt, da nur einige wenige Forscher die überkommene »Schuld«-Frage in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellten. Stattdessen wurden Arbeiten zur Rolle anderer Akteure oder kleinerer Länder verfasst, ebenso wie Studien zu Entwicklungen innerhalb von Drittstaaten, die ihrerseits zur Teilung von Ost und West beigetragen hatten. Wenn die sowjetische Führungsrolle auch hervorgehoben wurde, so stand dennoch die grenzüberschreitende Bedeutung von Ideologien im Mittelpunkt. Der ausschlaggebende Wille Stalins konnte bestätigt werden: Er suchte den sowjetischen Einfluss auszudehnen und wollte zugleich eine Frontstellung gegenüber dem Westen verhindern. Darüber hinaus gibt es viel versprechende Anstrengungen, die vor 1945 stattgefundenen Entwicklungen im Sinne einer notwendigen Voraussetzung der späteren Konfrontation erneut stärker zu gewichten. Nebenbei kam es auch zu einer Wiederbelebung der »alten« Forschungsansätze, wobei neuerdings viel von den internen Beweggründen sowjetischer Politik gesprochen, jedoch nur wenig empirisch belegt wird.[24] 

Selbstverständlich kommt nicht die gesamte »zweite Welle« zu exakt denselben Ergebnissen, doch ist das Maß an Einigkeit bezüglich der Unüberbrückbarkeit westlicher und östlicher Positionen durchaus bemerkenswert. Die Arbeiten von Vladimir Pechatnov bieten den bislang besten Einblick in Stalins Denkweise in Bezug auf die Beziehungen zum Westen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. In einem gut dokumentierten Artikel zeigt er, wie »Stalin im Umgang mit seinen westlichen Gegenspielern unerbittliche, kompromisslose Positionen bei den zentralen Themen mit Flexibilität und Bereitschaft zu Kompromissen bei weniger wichtigen Fragen zu verbinden wusste.« Sein Denken bezüglich des Westens sei bestimmt worden durch »grenzenlosen Argwohn und eine tiefverwurzelte Feindseligkeit«. Bemerkenswerterweise bestätigten laut Pechatnov die von ihm eingesehenen Dokumente aus dem »Stalin-Fond« im Archiv des Präsidenten der Russischen Föderation (APRF) in Moskau das Bild eines unbarmherzigen, opportunistischen und brutalen Strebens nach diplomatischen und anderen Vorteilen – eine »kostspielige« Vorgehensweise, bedenkt man »die Auswirkungen auf die westlichen Gegenspieler und die öffentliche Meinung (die [Stalin] ohnehin völlig vernachlässigte)«[25].

Andere Wissenschaftler betonten (ähnlich wie dies schon viele Autoren in Bezug auf die westliche Politik getan hatten)[26] die Bedeutung der Ideologie für Stalin und seine Regierung. Marxistisch-leninistische Ideen scheinen eine zentrale Rolle gespielt zu haben. Vielmehr jedoch als eine vorgefertigte Schablone der Aggression dürften sie eine Art Linse dargestellt haben, durch welche die Außenwelt wahrgenommen wurde. In der Praxis resultierte aus diesen Ideen dennoch tiefes Misstrauen gegenüber der anderen Seite. Dazu zählen die Entschiedenheit, mit welcher die Bevölkerung unter sowjetischer Kontrolle von westlichen Einflüssen abgeschirmt wurde, die Feindseligkeit, mit welcher man den westlichen Vorstellungen einer Nachkriegsordnung begegnete sowie der Glaube, dass die (Ratio der) Geschichte weltweit auf Seiten der sowjetisch geführten »progressiven« Kräfte stünde, die man folglich nach Kräften unterstützen musste.[27]

Wie auch von der traditionellen Historiographie des Kalten Krieges vielfach angenommen, begann der ideologische Antagonismus nicht erst 1945. Mehrere neue, speziell auf die archivische Überlieferung der kommunistischen Seite abgestützte Arbeiten gehen zumindest in ihren Schlussfolgerungen von einer bedeutenden Kontinuität zwischen der Zeit vor und nach 1945 aus. Aufgrund potentieller Auswirkungen auf die Verhältnisse der Großmächte, waren die führenden Akteure des Kalten Krieges beispielsweise gezwungen, zu historisch weit zurückreichenden territorialen Konflikten Position zu beziehen, auch wenn ihre eigenen Länder gar nicht direkt betroffen waren.[28] Wichtiger noch: Wer auch immer sich 1945 in einflussreicher Position befand, war geprägt durch die Erfahrungen der vorangegangenen Dekaden. Die meisten führenden Personen in Ost und West waren Männer mittleren Alters oder älter. Sie waren in ihren Ansichten und Verhaltensweisen gefestigt und entschlossen, die Lektionen, die sie aus den vergangenen Jahrzehnten gezogen hatten, nun auch umzusetzen. Ihre Erfahrungen und Handlungen vor und während des Zweiten Weltkriegs können den Historikern als wichtige Hinweise in Bezug auf die 1945 vorhandenen subjektiven Möglichkeiten für und Einschränkungen einer Ost-West-Zusammenarbeit dienen.[29] Bis jetzt allerdings bildet diese Thematik bestenfalls einen Nebenschauplatz der »neuen« Geschichte des Kalten Krieges. Dies ist umso bedauerlicher, als sich die archivischen und analytischen Voraussetzungen für eine innovative, die Vorkriegsgeschichte mit dem Kalten Krieg verbindende Forschung seit 1991 dramatisch verbessert haben.[30] Die bisherigen Ergebnisse scheinen jedenfalls darauf hinzudeuten, dass der Bruch zwischen Kommunismus und Kapitalismus bereits vor 1945 ziemlich tief und damit der Spielraum für eine ernsthafte Zusammenarbeit drastisch begrenzt war.[31]

Eine Kontinuität zurzeit vor 1945 war auch für die sowjetischen Beziehungen zu den ausländischen, vor allem den europäischen kommunistischen Parteien von großer Bedeutung. In den 1920er Jahren hatte Moskau durch die Komintern die Führung über die europäischen kommunistischen Parteien übernommen, und im darauf folgenden Jahrzehnt wurden unzählige ausländische Kommunisten Opfer der Stalinschen Säuberungen.[32] Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die meisten kommunistischen Parteien politisch an den Rand gedrängt oder wurden von den jeweiligen Regierungen verfolgt. Nur in einigen wenigen Fällen waren sie ernsthafte Konkurrenten im Kampf um die politische Macht. Der Krieg veränderte diese Situation, ebenso wie er das Potential sowjetischer Einflussmöglichkeiten in Ost- und Westeuropa drastisch erhöhte. Dass es jene Verbindungen zwischen Moskau und den europäischen Kommunisten gab, war auch vor 1990 kein Geheimnis, doch blieben viele Einzelheiten bisher im Dunkeln. Entsprechend dauerte die Kontroverse nicht nur über Stalins Intentionen gegenüber Westeuropa an, sondern auch gegenüber jenen Territorien, die sich Ende der 1940er Jahre fest unter sowjetischem Einfluss befanden, darunter die Deutsche Demokratische Republik.

Die Erforschung der Geschichte kleinerer Akteure (Staaten und politische Parteien) hat die »neue« Geschichte des Kalten Krieges von Beginn an zu einem eigenständigen Forschungsgebiet gemacht. Das historische Geschehen kann dadurch zunehmend aus der Perspektive der kleineren, scheinbar zweitrangigen Teilnehmer betrachtet werden, in diesem Fall aus dem Blickwinkel der europäischen Staaten und der kommunistischen Parteien Ost- und Mitteleuropas.

Diese Neuorientierung erklärt sich nur teilweise durch die Öffnung der Archive in jenen Ländern. Ebenso sehr ist sie motiviert durch die Erkenntnis, dass in den Erfahrungen derjenigen, die mehrheitlich als bloße Befehlsempfänger der Großmachtpolitik wirkten, ein großer Aussagewert verborgen liegt. Deshalb haben sich viele Wissenschaftler zur Erforschung des frühen Kalten Krieges nach »unten« bzw. nach »außen« gewagt, jedenfalls weg von den Entscheidungszentren der Großmächte. In einer Studie hat Eduard Mark ein Modell aufgestellt, das nachvollziehbar macht, wie die Sowjetunion – unter dem Einfluss einer grundsätzlichen, anti-westlichen ideologischen Disposition – in der Zeit während und unmittelbar nach dem Krieg ihre langjährige Dominanz über die kommunistischen Parteien Europas mit der sich festigenden militärischen Kontrolle über Ostmitteleuropa verbinden und dadurch in einem schrittweisen Prozess ihren Einfluss in Europa erweitern und stabilisieren konnte. Stalins Verhalten gegenüber den von Mark untersuchten Ländern (die man noch um Deutschland hätte ergänzen können) zeigt, dass dieser sehr wohl einen hegemonialen Anspruch in der Region verfolgte: Westliche Einflüsse sollten ausgeschaltet werden, aber zugleich versuchte Stalin jegliche unnötigen Antagonismen mit dem Westen zu vermeiden. Realisiert wurde dies mit der Strategie der Nationalen Front bzw. der Volksfront oder einer »Revolution in Etappen«.

Diese Strategie scheiterte, weil Stalins primäres Ziel immer die Kontrolle über ein bestimmtes Gebiet war. Weil ein Großteil der Bevölkerungen im sowjetisch besetzten Europa – wenn man ihnen denn überhaupt die Gelegenheit dazu gegeben hatte – von Beginn an gegen Stalin und das sowjetische Modell gestimmt hatten, sahen sich seine Repräsentanten vor Ort anstelle des von Moskau ursprünglich geplanten schrittweisen Vorgehens zu einem eher aggressiven Auftreten gezwungen.[33] Was westliche Beobachter wahrzunehmen glaubten (und die Ostmitteleuropäer am eigenen Leib erfuhren) war durchaus real: Eine mit harter Hand durchgesetzte Implementierung der sowjetischen Hegemonie über die gesamte Region. Eindeutige Hinweise auf die Grenzen von Stalins expansivem Machtstreben gab es damals keine.[34]

Dank der Studien über Länder, die (wie wir heute wissen) für Stalin von geringer Bedeutung waren, wird jedoch zunehmend deutlich, dass Stalins Expansionshunger größer war, als bisher angenommen. Er wurde – außerhalb Ostmitteleuropas – nur durch das eigene Bemühen, den Westen nicht gegen sich zu vereinigen zurückgehalten.[35] Eine ähnliche Schwerpunktverschiebung fand bei Untersuchungen der westlichen Seite statt, wobei der Rolle Frankreichs und Italiens sowie deren jeweiligen kommunistischen Parteien die größte Aufmerksamkeit zukam.[36] Hierbei wird deutlich, dass Stalin ein wesentlich vorsichtigeres und geduldigeres Spiel gespielt hat, als bisher angenommen, was damals jedoch angesichts der sowjetischen Politik in Ostmitteleuropa kaum so gesehen werden konnte.[37]

Die Leerstelle einer fehlenden Synthese

Gerade der Mangel an Arbeiten, die sich direkt mit der »alten« Ursprungsproblematik (inklusive der Frage nach der Verantwortung) auseinandersetzen, scheint aufzuzeigen, wie weit sich die Erforschung des Kalten Krieges inzwischen von den traditionellen orthodoxen, revisionistischen und postrevisionistischen »Schulen« entfernt hat. Heutige Historiker widmen sich zunehmend nicht mehr nur den Regierungen der Großmächte, sondern ebenso der Rolle diverser Parteien. Die Fragen, die heute gestellt werden, unterscheiden sich oft so stark von den früheren, dass die traditionelle Forschung ihr altes Untersuchungsgebiet kaum wieder erkennt. Die neuen Arbeiten haben ein gänzlich neues Forschungsgebiet geschaffen.

Im Zusammenhang mit der »Ursprungsfrage« hat man es übrigens mit einer Art Paradox zu tun: Obwohl in jüngster Zeit nur noch vereinzelt Arbeiten explizit zu diesem Thema verfasst wurden, tragen die neueren Untersuchungen zu den Jahren 1945 bis 1947 wesentlich zur Klärung der Entstehung des Kalten Krieges bei. Das bedeutet keineswegs, dass die Forschung deswegen einem Konsens näher gekommen sei als vor zehn, fünfzehn Jahren. Der Grund dafür mag sein, dass seit dem frühen Versuch von John Gaddis noch keine umfassende Synthese zum frühen Kalten Krieg verfasst worden ist. Stattdessen ist das schon zu Beginn der 1990er Jahre vorherrschende Bild nicht zusammenhängender Einzelstudien im Laufe der Jahre noch kleinteiliger geworden.

Sollte sich eine unerschrockene Person finden, die sich – unter Einbeziehung aller beteiligten Seiten sowie möglichst umfassender Betrachtungsperspektiven und unterschiedlicher historischer Methoden – an einer neuen Synthese versucht, könnte er oder sie durchaus explizit oder implizit zu dem Schluss gelangen, dass für den Kalten Krieg keine Seite ausschließlich verantwortlich war. Vielmehr dürften es die Umstände gewesen sein, welche die bekannten Entwicklungen unausweichlich machten. Dies wäre zwar keine wirklich neue Erkenntnis – da jedoch davon auszugehen ist, dass sie heute empirisch und methodisch wesentlich besser untermauert und inhaltlich verfeinert werden kann, wäre sie bedeutend schwieriger in Frage zu stellen, als einst der alte Postrevisionismus.

 

Übersetzung aus dem Englischen von Lukas Imhof (Berlin)

 


[1]  Der vorliegende Aufsatz fasst die Zeit zwischen den Konferenzen von Jalta bzw. Potsdam 1945 und der Verkündung der antisowjetischen Truman-Doktrin im März 1947 als Entstehungsphase des Kalten Krieges auf. Von jenem Moment an gab es im Ost-West-Verhältnis zwei Seiten, die amerikanische und die sowjetische, die sich beide den Untergang des jeweils anderen zum Ziel gesetzt hatten.

[2]  Gaddis, John L.: The Emerging Post-Revisionist Synthesis on the Origins of the Cold War, in: Diplomatic History 7 (1983), H. 3, S. 171–193.

[3]   Leffler, Melvyn: A Preponderance of Power: National Security, The Truman Administration, and the Cold War, Stanford 1992. Dieses Buch kann als Höhepunkt jener Epoche englischsprachiger Forschung zum beginnenden Kalten Krieg betrachtet werden. Siehe dazu auch eine der vielen lobenden Rezensionen Eden, Lynn: The End of U. S. Cold War History?, in: International Security, 18 (1993) H. 1, S. 174–207.

[4]   Siehe Maier, Charles S.: Marking Time. The Historiography of International Relations, in: Kammen, Michael (Hrsg.): The Past before Us. Contemporary Historical Writing in the United States, Ithaca 1980, S. 355–387; Lundestad, Geir: Moralism, Presentism, Exceptionalism, Provincialism, and other Extravagances in American Writings on the Early Cold War Years, in: Diplomatic History, 13 (1989), H. 4, S. 527–536.

[5]   Es handelt sich dabei um The New Cold War History. Hrsg. von John Lewis Gaddis (University of North Carolina Press); Cold War History Series. Hrsg. von Westad, Odd Arne/Cox, Michael (Routledge u. Frank Cass); Cold War International History Project Series. Hrsg. von James G. Hershberg (Stanford University Press); The Harvard Cold War Studies Book Series. Hrsg. von Mark Kramer (Rowman & Littlefield) und National Security Archive Cold War Readers. Hrsg. von Malcolm Byrne (Central European University Press). Ungeachtet vieler Bände zu Themen der Zeit vor 1945 gehört in diese Liste auch die Annals of Communism Series. Hrsg. von Jonathan Brent (Yale University Press).

[7]    Siehe dazu folgende Texte zweier führender Vertreter dieser Ausrichtung: Gaddis, John Lewis: We Now Know. Rethinking Cold War History, New York 1997; Leffler, Melvyn: Inside Enemy Archives. The Cold War Reopened, in: Foreign Affairs, 75 (1996), H. 4, S. 120–135; Ders.: The Cold War. What do »We Now Know«?, in: American Historical Review, 104 (1999), S. 501–524.

 

[8]   Zum so genannten Novikov-Telegramm siehe The Soviet Side of the Cold War. A Symposium, in: Diplomatic History, 15 (1991), H. 4, S. 523–563. Zum zweiten Symposium Soviet Archives. Recent Revelations and Cold War Historiography, in: Diplomatic History, 21 (1997), H. 2, S. 217–305.

 

[9]    Siehe: The American Occupation of Germany in Cultural Perspective. A Roundtable, in: Diplomatic History 23 (1999), H. 1, S. 1–77.

 

[10]   Siehe z. B. Stivers, William: The Incomplete Blockade. Soviet Zone Supply of West Berlin, 1948–1949, in: Diplomatic History, 21 (1997), H. 4, S. 569–602; Sarotte, Mary E.: A Small Town in (East) Germany. The Erfurt Meeting of 1970 and the Dynamics of Cold War Dé- tente, in: Diplomatic History, 25 (2001), H. 1, S. 85–104, Zubok, Vladislav: Soviet Intelligence and the Cold War. The »Small« Committee on Information, in: Diplomatic History, 19 (1995), H. 3, S. 453–472.

 

[11]      file://newton/Projekte/Bundesstiftung_Aufarbeitung/entwicklung/HTML-Dateien%20f%C3%BCrs%20JHK%202005-2015/2006_hochgeladen/13%20JHK%202006_van%20Dijk%20153-167+.pdf.htm#_ftnref11Nicht, dass daran bei einer Zeitschrift, die von der Society for Historians of American Foreign Relations herausgegeben wird, etwas falsch wäre; es macht jedoch deutlich, weshalb zwei neue Zeitschriften zur Geschichte des Kalten Krieges gegründet wurden. Natürlich kann es auch umgekehrt gewesen sein (oder aber beides auf einmal): Die Abwendung der »neuen« Forschung zur Geschichte des Kalten Krieges von der Diplomatic History fiel zeitlich weitgehend mit der Gründung der zwei neuen Zeitschriften zum Kalten Krieg zusammen. Entsprechend denken vermutlich nur noch wenige Forscher, die sich als Spezialisten des Kalten Krieges (und nicht der US-Außenbeziehungen) verstehen, bei der Suche nach Publikationsmöglichkeiten als erstes an die Diplomatic History. Eine der Ausnahmen war während der letzten fünf Jahre Nigel Gould-Davies. Siehe Gould-Davis, Nigel: The Logic of Soviet Cultural Diplomacy, in: Diplomatic History 27 (2003), H. 2, S. 193–214.

 

[12]   Siehe bezüglich der Phase von 1945 bis 1947 zum Beispiel: DiNardo, Richard S.: Glimpse of an Old World Order? Reconsidering the Trieste Crisis of 1945, in: Diplomatic History 21 (1997), H. 3, S. 365–381 sowie Mark, Eduard: The War Scare of 1946 and its Consequences, in: Diplomatic History 21 (1997), H. 3, S. 383–415.

 

[13]  Siehe dazu die Aufsätze bei Westad, Odd Arne (Hrsg.): Reviewing the Cold War. Approaches, Interpretations, Theory, London 2000; Smith, Tony: New Bottles for New Wine. A Pericentric Framework for the Study of the Cold War, in: Diplomatic History, 24 (2000), H. 4, S. 567–591.

[14]  Westad, Odd Arne: The New International History of the Cold War. Three (Possible) Paradigms, in: Diplomatic History, 24 (2000), H. 4, S. 551–565. 

[15]  Holloway, David: Stalin and the Bomb. The Soviet Union and Atomic Energy 1939–1956, New Haven 1994.

[16]  Naimark, Norman: The Russians in Germany. A History of the Soviet Zone of Occupation, 1945–1949, Cambridge 1995.

[17]  Mastny, Vojtech: The Cold War and Soviet Insecurity: The Stalin Years, New York 1996.

[18]  In den 1990er Jahren erschienen noch weitere Hauptwerke der New Cold War History, jedoch vor allem zum Kalten Krieg in Asien. Ihr Betrachtungszeitraum liegt jedoch außerhalb der hier thematisierten Epoche. Zur sowjetischen Politik während des gesamten Kalten Krieges siehe Zubok, Vladislav/Pleshakov, Constantine: Inside the Kremlin’s Cold War. From Stalin to Khrushchev, Cambridge 1996.

[19]  Gaddis: We Now Know (Anm. 7).

[20]  Leffler, A Preponderance of Power (Anm. 3).

[21]  Trachtenberg, Marc: A Constructed Peace. The Making of the European Settlement, 1945– 1963, Princeton 1999.

[22]  Es gibt nach wie vor Wissenschaftler, welche die Verantwortung für den Ausbruch des Kalten Krieges allein der US-amerikanischen Seite zuschreiben. Ihr Fokus liegt nicht auf neuen (oder »alten«) Erkenntnissen zur sowjetischen Politik, sondern auf dem in ihren Augen bösartigen Charakter des amerikanischen Kapitalismus. Siehe dazu z. B. Eisenberg, Carolyn: Drawing the Line. The American Decision to Divide Germany, 1944–1949, New York 1994; Cumings, Bruce: »Revising Postrevisionism« or The Poverty of Theory in Diplomatic History, in: Diplomatic History, 17 (1993), H. 4, S. 539–569, Stephanson, Anders, The Cold War considered as a US project, in: Pons, Silvio/Romero, Federico (Hrsg.): Reinterpreting the End of the Cold War, London 2005, S. 52–67.

[23]  Solch eine Argumentation verzichtet jedoch auf jegliche moralischen Beurteilungen, die etwa John Gaddis ausdrücklich vornimmt. Der Autor dieses Beitrags stimmt Gaddis dahingehend zu, dass der US-geführte Westen mit einer wesentlich größeren moralischen Berechtigung auf seiner Position beharrte als Stalin, und dass der Westen – wenn man so will – für eine bessere Sache eintrat als der sowjetische Tyrann.

[24]  Siehe Cox, Michael/Kennedy-Pipe, Caroline: The Tragedy of American Diplomacy? Rethinking the Marshall Plan, in: Journal of Cold War Studies, 7 (2005), H. 1, S. 97–134. Der Artikel von Cox und Kennedy-Pipe bezieht allerdings die neuere, auf westliche Archivalien gestützte Forschung nicht ein. Siehe Zelikow, Philip: George C. Marshall and the Moscow CFM Meeting of 1947, in: Diplomacy & Statecraft, 8 (1997), H. 2, S. 97–124.

[25]  Pechatnov, Vladimir O.: »The Allies are Pressing on You to Break Your Will …«. Foreign Policy Correspondence between Stalin and Molotov and Other Politburo Members, September 1945–December 1946 (= CWIHP Working Paper, H. 26), Washington, D. C. 1991, S. 24 f. Siehe ebenfalls Chubariyan, Alexander O./Pechatnov, Vladimir O. (Hrsg.): Molotov, »the Liberal«. Stalin’s 1945 Criticism of his Deputy, in: Cold War History 1 (2000), H. 1, S. 129–140.

[26]  Herausragende jüngere Beispiele sind Offner, Arnold A.: Another Such Victory. President Truman and the Cold War, 1945–1953, Stanford 2002 u. Ruotsila, Markku: British and American Anticommunism Beore the Cold War, London 2001.

[27]  Gould-Davies, Nigel: Rethinking the Role of Ideology in International Politics During the Cold War, in: Journal of Cold War Studies, 1 (1999), H. 1, S. 90–109; Roberts, Geoffrey: Litvinov’s Lost Peace, 1941–1946, in: Journal of Cold War Studies, 4 (2002), H. 2, S. 23–54; Nadzhafov, Dzhahangir G.: The Beginning of the Cold War between East and West. The Aggravation of Ideological Confrontation, in: Cold War History, 4 (2004), H. 2, S. 140–174; Ulunian, Artiom A.: Soviet Cold War Perceptions of Turkey and Greece, 1945–58, in: Cold War History, 3 (2003), H. 2, S. 35–52.

[28]  Murashko, Galina P./Noskova, Albina F. (Hrsg.): Stalin and the National-Territorial Controversies in Eastern Europe, 1945-47 (Part 1), in: Cold War History, 1 (2001), H. 3, S. 161–172.

[29]  Siehe z. B. Epstein, Catherine: The Last Revolutionaries. German Communists and their Century, Cambridge 2003, Banac, Ivo (Hrsg.): The Diary of Georgi Dimitrov, 1933–1949, New Haven 2003. Siehe auch Ruotsila: British and American Anticommunism (Anm. 26); Klehr, Harvey/Haynes, John E./Firsov, Fridrikh (Hrsg.): The Secret World of American Communism, New Haven 1995; Klehr, Harvey/Haynes, John E./Anderson, K. M. (Hrsg.): The Soviet World of American Communism, New Haven 1998.

[30]  Als Beispiel für zwei frühe Arbeiten, die bezüglich Stalins internationalen Zielsetzungen 1939– 1941 zu entgegengesetzten Schlussfolgerungen gelangen siehe Nekrich, Alexandr M.: Pariahs, Partners, Predators. German-Soviet Relations, 1922–1945, New York 1997; Gorodetsky, Gabriel: Grand Delusion. Stalin and the German Invasion of Russia, New Haven 1999.

[31]   Weinberg, Gerhard L.: Visions of Victory. The Hopes of Eight World War II Leaders, New York 2005.

[32]  Dallin, Alexander/Firsov, Fridrikh: Dimitrov and Stalin, 1934–1943. Letters from the Soviet Archives, New Haven 2000; Chase, William J.: Enemies Within the Gates? The Comintern and Stalinist Repression, 1934–1939, New Haven 2001.

[33]  Mark, Eduard: Revolution By Degrees. Stalin’s National-Front Strategy For Europe, 1941– 1947 (= CWIHP Working Paper, H. 31), Washington, D. C. 2001. An manchen Orten erhoben sich die Bevölkerungen Osteuropas nach dem Krieg auch gegen andere, von ihnen als solche wahrgenommene Bedrohungen und ermöglichten dadurch den eben erst errichteten kommunistischen Regimen, von ihrer Autorität Gebrauch zu machen und so ihre Macht zu konsolidieren. Siehe Prazmowska, Anita J.: The Kielce Pogrom 1946 and the Emergence of Communist Power in Poland, in: Cold War History, 2 (2002), H. 2, S. 101–124.

[34]   Siehe auch Borhi, Laszlo G.: The Merchants of the Kremlin. The Economic Roots of Soviet Expansion in Hungary (= CWIHP Working Paper, H. 28), Washington, D. C. 2000.

[35]  Yegorova, Natalia I.: The »Iran Crisis« of 1945–46. A View from the Russian Archives (= CWIHP Working Paper, H. 15), Washington, D. C. 1996; Scheid-Raine, Fernande: Stalin and the Creation of the Azerbaijan Democratic Party in Iran, 1945, in: Cold War History 2 (2001), H. 1, S. 1–38; Sifkas, Thanasis D.: War and Peace in the Strategy of the Communist Party of Greece, 1945–1949, in: Journal of Cold War Studies 3 (2001), H. 3, S. 5–30; Mazov, Sergei: The USSR and the Former Italian Colonies, 1945–50, in: Cold War History, 3 (2003), H. 3, S. 49–78.

[36]  Siehe z. B. Hitchcock, William: France Restored. Cold War Diplomacy and the Quest for Leadership in Europe, 1944–1954, Chapel Hill 1998; Brogi, Allesandro: A Question of SelfEsteem. The United States and the Cold War Choices in France and Italy, 1944–1958, Westport, CT 2001, Creswell, Michael/Trachtenberg, Marc: France and the German Question, 1945–1955, in: Journal of Cold War Studies, 5 (2003), H. 3, S. 5–28.

[37]  Pons, Silvio: Stalin, Togliatti, and the Origins of the Cold War in Europe, in: Journal of Cold War Studies, 3 (2001), H. 2, S. 3–27. 

Inhalt – JHK 2006

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