JHK 2008

Der Rote Frontkämpfer und der militante Gewerkschafter: Konstruktionen der proletarischen Führerfigur in Deutschland und Großbritannien

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 68-80 | Aufbau Verlag

Autor/in: Norman LaPorte / Kevin Morgan

1 Nichtdeutschen Lesern begegnet der Name Hermann Weber am häufigsten in Verbindung mit der Stalinisierungstheorie, die erstmals in seinem bahnbrechenden Werk Wandlung des deutschen Kommunismus aus dem Jahre 1969 veröffentlicht wurde. Wie jedes historische Konzept wurde die Stalinisierungstheorie durch ihre Entstehungszeit geprägt. Nicht selten wird sie mit den Trennlinien des Kalten Krieges identifiziert, die die desaströsen Folgen der stalinistischen Politik in Deutschland besonders schmerzhaft spürbar machten. Als wir kürzlich über einen neuen internationalen Sammelband zur Kominternperiode diskutierten, an dem wir als Autoren beteiligt sind, trat die Stalinisierung als ein gestaltendes Moment hervor, dessen analytische Implikationen nicht annähernd erschöpft sind.2 Insbesondere eröffnen die Stringenz und die Präzision des Modells einer vergleichenden Forschung, die über die spezifische Situation Deutschlands hinausblickt, Möglichkeiten, die Reichweite, Intensität und Periodisierung der beabsichtigten Gleichschaltung der Komintern in unterschiedlichsten Kontexten zu analysieren.

Ein Gesichtspunkt, der in Webers ursprünglichem Konzept nur eine marginale Rolle spielt, ist der für die stalinistische Partei charakteristische Führungskult. Dies ist verständlich, denn obgleich sich der Stalinkult in den 1920er-Jahren bereits ankündigte, wird seine volle Ausprägung selbst für die UdSSR gewöhnlich auf das Jahr 1929 oder sogar später datiert.3 Wenn man unter Stalinisierung die Generalisierung des sowjetischen Modells sowie die politische Unterordnung der kommunistischen Parteien versteht, werden die Führungskulte weniger mit dem Stalinisierungsprozess verknüpft, den Weber im Zeitraum von 1924 bis 1929 verortet, als vielmehr mit dessen Kulmination in vollständig stalinisierten Parteien in den 1930er- und 1940er-Jahren. In dieser Phase brachte auch die Komintern in der Gestalt Dimitroffs eine Galionsfigur hervor, die unter den farblosen Funktionären der 1920er-Jahre ihresgleichen suchte. Als Figuren wie Dimitroff an der Spitze der Nachkriegs-volksdemokratien installiert wurden, erreichte der mimetische Kult einen Höhepunkt. Die jüngsten Debatten um die stalinistische Führung haben sich insbesondere auf diese spätere Periode konzentriert.4 Führungskulte werden bisher eher als Ausdruck, Stütze und Legitimierung der stalinisierten Partei untersucht, weniger als eines der Instrumente zur Verankerung ihrer charakteristischen Machtstrukturen. Zu dieser Thematik gibt es umfangreiche Literatur, insbesondere über Maurice Thorez und die KPF (Kommunistische Partei Frankreichs), die in vielerlei Hinsicht beispielhaft für den Volksfront-Stalinismus sind5 – jedoch nicht über die KPD, die in dem von Weber skizzierten Stalinisierungszeitraum eine ähnlich exemplarische Rolle spielte. Dessen ungeachtet kann gerade in Deutschland, in der Figur des KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann, eine der frühesten Manifestationen des Phänomens nachgewiesen werden.

Anhand von Thälmann und dem Generalsekretär der CPGB (Communist Party of Great Britain / Kommunistische Partei Großbritanniens) Harry Pollitt, den man als eine Art britisches Pendant zu ihm betrachten kann, versuchen wir derzeit, einige Aspekte der Stalinisierung vergleichend zu untersuchen. Ein Ziel besteht darin herauszuarbeiten, inwieweit die von Weber herausgestellten politischen Charakteristika allgemeine Imperative kommunistischer Politik widerspiegeln und inwieweit sie von gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Spezifika des deutschen Kommunismus geprägt sind. Ein weiteres Ziel ist es nachzuprüfen, ob die Stalinisierung lediglich die Übernahme eines russischen oder bolschewistischen Modells bedeutete oder ob sie ebenso Ausdruck der Dominanz von strategischen Perspektiven und Formen der Mobilisierung innerhalb der Komintern war, die in den 1920er-Jahren auf Deutschland fokussiert waren. Die Stalinisierung, wie auch der Bolschewismus, war keineswegs nur ein russisches Phänomen, sondern wurde ebenfalls durch transnationale Einflüsse und das internationale politische Umfeld geformt, am stärksten zweifellos durch Deutschland – besonders durch das Organisationsmodell der Vorkriegssozialdemokratie und die Zentralität von Weimar-Deutschland für eine zukünftige europäische Revolution. Mit Sicherheit ist die Stalinisierung der CPGB ab 1929 nur schwer von der im Vergleich deutlich größeren symbolischen, ideologischen und organisatorischen Macht zu trennen, derer sich die KPD zu dieser Zeit erfreute. Trotz der Unterordnung der KPD unter Moskau war die Stalinisierung in mancher Hinsicht ein Zeichen für die herausragende Stellung der KPD unter den nichtregierenden kommunistischen Parteien. Dementsprechend stellten jedoch der Niedergang und die Diskreditierung dieses Vorbilds – nach 1923 und nachdrücklicher nach 1933 – auch viele Wesensmerkmale dieses Modells kommunistischer Politik stark infrage.

Im Folgenden diskutieren wir diese Themen im Hinblick auf die beiden Spitzenorganisationen, mit denen Thälmann und Pollitt hauptsächlich identifiziert wurden: den Roten Frontkämpferbund (RFB) und das National Minority Movement (NMM). Dies bietet sich für einen direkten synchronischen Vergleich an, da das fünfjährige Bestehen des RFB fast genau mit Pollitts Amtszeit als Generalsekretär des NMM zusammenfiel und zu der Periode zählt, in der nach Weber die Stalinisierung stattfand. Andererseits wurde Pollitt erst gegen Ende dieser Periode Generalsekretär seiner Partei und erst nach Thälmanns Inhaftierung durch die Nazis zum Gegenstand eines einsetzenden Führungskults. Die zeitliche Dimension, die man so in den Vergleich einführt, ermöglicht die Überlegung, inwieweit das Stalinisierungsnarrativ auf die veränderten politischen Prioritäten und den dezimierten Kominternapparat der späten 1930er-Jahre anwendbar ist. In der kritischen Betrachtung seines Vier-Punkte-Modells der Stalinisierung gestand Weber kürzlich angesichts nun verfügbarer Dokumente der Abhängigkeit von Moskau ein noch größeres Gewicht zu, und bezüglich einer Reihe von Schlüsselfragen liegt er damit sicher richtig.6 Vergleichend betrachtet bleibt jedoch der vierte und am wenigsten bedeutsame seiner Erklärungsfaktoren – die Rolle der jeweiligen nationalen Bedingungen für die Entfaltung des Stalinismus – zentral für die Erklärung der unterschiedlichen Gesichter, die der Kommunismus in den verschiedenen politischen Kontexten zeigte, bis hin zu so existentiellen Variablen wie kontinuierlicher Legalität und systematischer Unterdrückung.

»Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft«

Wenn eine Institution den militanten und aggressiven Charakter des Weimarer Kommunismus verkörperte, dann war dies der RFB.7 Er wurde im Juli / August 1924 als legale Organisation gegründet, die die »Proletarischen Hundertschaften« ersetzen sollte. Diese hatten eine herausragende Rolle während der turbulenten Ereignisse des vorangegangenen Herbstes gespielt. Ein Auslöser war die Gründung des Reichsbanner-Bundes, einer von der SPD dominierten republikanischen »Verteidigungsorganisation«. Ein weiterer war die regelmäßige Demonstration von Stärke seitens der extremen Rechten in Form der sogenannten »Deutschen Tage«. Die Zusammenstöße mit dem Staat erreichten mit dem Tod von acht kommunistischen Demonstranten in Halle im Mai 1924 einen dramatischen Höhepunkt. Nicht nur die Polarisierung, sondern auch die Militarisierung der politischen Kultur in der Weimarer Republik begünstigte das unerschütterliche Vertrauen in Gewalt als legitimes Mittel des politischen Kampfes. Selbst in den Jahren der sogenannten »relativen Stabilisierung« marschierten junge Männer in Uniform durch die Straßen, um ihre lokale Macht zu demonstrieren. Wenn Kolonnen dieser »politischen Soldaten« aufeinandertrafen, waren Schlägereien, bisweilen mit tödlichem Ausgang, an der Tagesordnung. Jede große politische Bewegung hatte ihre paramilitärische Organisation; es erstaunt nicht, dass die KPD mit ihrem Bekenntnis zum revolutionären Klassenkampf keine Ausnahme darstellte.

Innerhalb der Parteiführung widersetzten sich dennoch einige der Gründung des RFB aus antimilitaristischen Gründen.8 Ruth Fischer wurde, nach ihrer Absetzung als exponierteste KPD-Führerin im Herbst 1925, von Sinowjew bestraft, weil sie sich über das »Soldatspielen« lustig gemacht hatte.9 Thälmann andererseits fühlte sich sowohl politisch als auch charakterlich zu genau solch einem Politikstil hingezogen. Thälmann, der seine politische Karriere als Gelegenheitsarbeiter im Hamburger Hafen begonnen hatte, war zu keinem Zeitpunkt ein aktiver Gegner des Ersten Weltkriegs. Seine Unzufriedenheit mit der Sozialdemokratie setzte erst nach dem Ende des Kriegs ein. Auch wurde er, im Gegensatz zur offiziellen Mythologie, nicht als Kommunist erzogen. Sein Vater war vielmehr ein Mitglied diverser bürgerlicher und militärischer Organisationen, Thälmann selbst hatte an der Westfront gekämpft und das Eiserne Kreuz erhalten. Enttäuscht von der Sozialdemokratie nach der fälschlicherweise sogenannten deutschen Revolution, gehörte er zu denjenigen, die ihren Weg zum Kommunismus über die abtrünnige USPD fanden. Sein untheoretischer und aggressiver Ultraradikalismus fand bei Teilen der kommunistischen Basis starken Widerhall. Nachdem Moskau auf ihn aufmerksam geworden war, berief man Thälmann im Februar 1925 zum Vorsitzenden des RFB, der dabei war, sich zur wichtigsten paramilitärischen Organisation der KPD mit fast 100 000 Mitgliedern zu entwickeln. Sechs Monate später wurde er, nach Fischers Absetzung, Vorsitzender der KPD. Fortan verschmolzen die beiden Rollen miteinander: Der Kämpfer, den Thälmann als Parteiführer darstellte, wurde untrennbar vom RFB-Führer.

Dass diese Bewegung in Deutschland solche Bedeutung erlangte, lässt sich zum Teil auf die gesellschaftlichen Veränderungen zurückführen. Als viele Opfer der intensivierten Rationalisierung und strukturellen Arbeitslosigkeit dem RFB beitraten, zwang der zunehmende Ausschluss der KPD aus den Betrieben und den Gewerkschaften die Partei auf die Straße, die am einfachsten zugängliche Bühne des politischen Kampfes. Der RFB hatte entscheidenden Anteil an der Mobilisierung von vor allem jungen, männlichen und ungelernten Unterstützern für Kampf- und Demonstrationsformen, die auf die Feind-Freund-Dichotomie der Kriegsjahre zurückgingen.10 Mit Musikzügen und Fackelumzügen erinnerte er an Jahrestage wie den der Russischen Revolution, der Gründung der Roten Armee, des Ausbruchs des imperialistischen Krieges oder der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht – all dies diente dazu, den Bruch mit der Sozialdemokratie zu unterstreichen.11

Thälmann verkörperte diese Haltung. Im personalisierten Präsidentschaftswahlkampf von 1925 wurde er als die »eiserne rote Faust« dargestellt, welche die Feinde der Arbeiter zerschmettern würde.12 Seine viel gerühmte Rolle im sogenannten »Hamburger Aufstand« von 1923 hatte großen Anteil an dieser Konstruktion. Thälmann beschrieb ungeniert die Situation des RFB als den »Beginn, unsere Waffen zu polieren […] für den großen Tag der befreienden Revolution«.13 Sich als der »militärische Befehlshaber« der Bewegung präsentierend, mit der RFB-üblichen Leninmütze, feldgrüner Uniformjacke und Reithosen, leitete er Massenkundgebungen, die mit Trommelwirbel und in Megaphone gebrüllten politischen Slogans eröffnet wurden. Wenn Aufmärsche in Thälmanns dramatischem Auftritt gipfelten, riss dieser sich, getragen von der »starken Faust« des RFB, in einer routinierten Inszenierung die Krawatte vom Hemd, und jedes Wort traf »wie ein Faustschlag«.14 Ein anderer Höhepunkt im Parteikalender war die jährliche RFB-Kundgebung in Berlin: eine öffentliche Zurschaustellung kommunistischer Stärke, die mehr als 50 000 Teilnehmer anzog und deren militaristische Ausrichtung 1926 durch den Auftritt von mehr als 21 000 »Frontkämpfern« in militärischer Formation unterstrichen wurde.15 Neben diesen größeren Spektakeln stand der RFB Mitte der 1920er-Jahre im Zentrum der politischen Kampagnen der KPD, von Agitprop-Gruppen, die aufs Land geschickt wurden, bis zur Verteidigung der Straßen gegen nationalistische paramilitärische Organisationen. Das Ziel war, »die Faschisten zu schlagen, wo man sie traf«, wie der damalige Slogan lautete. Damit akkumulierte Thälmann so viel symbolisches Kapital, dass ihm der RFB selbst während seiner Führungskrise 1928 großzügig Rückendeckung bot.16

Infolge des aufgeheizten politischen Klimas in den späten 1920er-Jahren gestalteten sich die Zusammenstöße zwischen dem RFB und den »feindlichen« Formationen zunehmend gewalttätig. Die RFB-Kundgebung im Jahr 1928 endete in einer bis spät in die Nacht andauernden Schlacht mit dem Stahlhelm und der Polizei, an der 3000 Personen beteiligt waren.17 Im darauffolgenden Jahr führten die Gefechte am 1. Mai in Berlin zu mehr als 30 Toten – die Severing-Regierung nutzte diese Chance, den RFB zu verbieten. Für die Kommunisten war dies eine große symbolische Niederlage. Die Nachfolgeorganisation des RFB, der Kampfbund gegen den Faschismus, übte niemals die gleiche militaristische Faszination aus. Trotzdem war es gelungen, erfolgreich ein prägendes Image und Ethos des deutschen Kommunismus zu etablieren. Zwei Jahre später brachte der britische Daily Worker zum Antikriegstag auf seiner Titelseite ein Foto, das die nun illegalen Roten Frontkämpfer in militärischer Formation und mit geballter Faust zeigte. »Wir sind bereit«, so die Bildunterschrift, »das sowjetische Deutschland gegen den imperialistischen Krieg zu verteidigen!«18

Aus britischer Perspektive kann man die Bedeutung solcher Bilder kaum überbewerten. Über verschiedene direkte Formen der Anleitung und Überwachung hinaus war die KPD ein politisches Vorbild, das stark die unzufriedenen jüngeren Kommunisten ansprach. Sie übernahmen den Gruß mit geballter Faust, Zusammenstöße mit der Polizei waren ihnen willkommen. In ruhigeren Momenten lasen sie Bücher wie Barricades in Berlin oder Storm over the Ruhr in Ermangelung einer eigenen »proletarischen« Literatur.19 Nur die ganz Jungen zogen Uniformen in Erwägung, aber die Botschaften aus dem Ausland beflügelten sie. »Wir waren uns sicher, dass der großdeutsche Staat […] der Partei in den Schoß fallen würde«, erinnerte sich ein Kommunist in seinen Memoiren und verweist damit auf das Image der Roten Frontkämpfer in der Parteipresse.20 Als Deutschland stattdessen Hitler in den Schoß fiel, saß der Schock tief. »Ein Kamerad aus Deutschland hatte mir erst im […] Februar gesagt, dass der Faschismus in Deutschland niemals siegen kann […], dass die Arbeiterbewegung niemals unterdrückt werden könnte«, so der Generalsekretär Pollitt im März 1933. Die Prägung, die die CPGB durch Pollitt erfahren sollte, ist stark durch seine Korrektur dieser Auffassung gekennzeichnet.

»Ertränkt die Blackshirts in einem Meer organisierter Aktivität«

Während eines kommunistischen Spektakels in der Londoner Empress Hall sechs Jahre später wurden 9000 Zuschauer Zeuge von Pollitts triumphalem Einzug; er trat nicht kostümiert auf wie seine radikalen Vorläufer, entfaltete aber seine »ganze heroische Präsenz« als die Krönung der Sehnsüchte des britischen Volkes in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Da Labour durch parlamentarische Arithmetik zu scheinbarer Passivität verurteilt war, schien Pollitt eine militantere und engagiertere Antwort auf die Herausforderungen durch Faschismus und Krieg zu verkörpern. Noch 1934 hatte ihn Rajani Palme Dutt gedrängt, die »ganze Thälmann’sche Haltung« als Personifikation kommunistischer Führung in diesem Kampf zu übernehmen. Mit Auftritten wie dem in der Empress Hall schien Pollitt dies erreicht zu haben.21

Was die Thälmann’sche Haltung erforderte, war jedoch ein gänzlich anderer Führungsstil, der den unterschiedlichen Erfahrungen und Möglichkeiten Pollitts nicht entsprach. Während beide Parteiführer die für Bolschewisten unumgängliche Voraussetzung einer proletarischen Herkunft teilten, war Pollitt weit mehr als Thälmann in den Werten und Strukturen der organisierten Arbeiterbewegung verwurzelt. Von Haus aus Sozialist, von Beruf Kesselschmied, erinnerte er sich noch lange an die Einweihung in die exklusivste aller Handwerkskünste – daran, »dass er nun eins war mit all den Männern, die stark und fachlich erfahren waren, und dass er nun Seite an Seite mit ihnen an der Werkbank stehen würde«.22

Pollitt engagierte sich nur begrenzt für die Revolution, die das Ziel einer Minderheit war, aufgrund seines Gespürs für die Wichtigkeit des Zusammenschlusses mit der Mehrheit der Arbeiterklasse, die dieses Engagement erst in der Zukunft teilen würde. Dies wird durch seine Mitwirkung im National Minority Movement illustriert. Das NMM wurde wie der RFB im August 1924 gegründet. Es war ebenfalls eine Bewegung von vorwiegend jungen, männlichen Arbeiterklasseaktivisten, deren Archetyp Pollitt verkörperte. An diesem Punkt jedoch endet die Ähnlichkeit. Wie der Name suggeriert, war es das Ziel des NMM, Militante innerhalb der existierenden Bewegung zu mobilisieren, nicht, diese von ihr abzuspalten. Pollitt gestand später aus diesem Grund seine Abneigung gegen das deutsche Muster einer »revolutionären gewerkschaftlichen Opposition« ein. Anstatt eine Masse von individuellen Mitgliedern zu versammeln, bildete das NMM Fraktionen innerhalb bestehender Gewerkschaften und Parteien. Seine Konferenzen, die auf Delegiertenbasis organisiert wurden, folgten den etablierten gewerkschaftlichen Konventionen. Eine war die anständige Kleidung der qualifizierten Arbeiter, die Pollitt, der sich niemals seine Krawatte heruntergerissen hätte, immer stolz trug. Eine weitere war die geteilte Verantwortung für die Führung der Partei, sodass stets Pollitt und der alterfahrene NMM-Vorsitzende Tom Mann im Licht der Öffentlichkeit standen. Mann war, wie Pollitt, Metallfacharbeiter. Ingenieure bildeten die größte Berufsgruppe unter den NMM-Führungskräften und auf den frühen Zusammenkünften. Dies ist ebenfalls auf die Erfahrungen im Krieg zurückzuführen – jedoch nicht auf die an der Front, sondern auf gemeinsame Erlebnisse während des »Krieges in den Produktionsbetrieben«, die die zutiefst zivile Haltung der Mehrheit der CPGB-Gründergeneration prägten. Der Ort dieser Politik waren nicht die Straßen, sondern die Gewerkschaftsverbände und Fabriken; der Erfolg des NMM wurde an der Kampfbereitschaft der Gewerkschaften gemessen. »Nicht als außen stehende, grölende, kleine, inoffizielle Organe«, beschrieb Pollitt ihre Rolle, »sondern als gut organisierter, interner und integraler Bestandteil der Bewegung, der alle Kanäle der gewerkschaftlichen Maschinerie und Organisation nutzt«.23

Obgleich der NMM der Exklusivität und Unterteilung der etablierten Gewerkschaften kritisch gegenüberstand, musste er große Zugeständnisse machen im Hinblick auf gemeinsame Werte, Konventionen und Formen des Kampfes. Pollitt versuchte zumeist, rituelle Formen der Konfrontation zu vermeiden, und bemühte sich stattdessen um symbolische Formen des Zusammenschlusses.24 Er warnte ausdrücklich vor persönlichen Angriffen auf politische Gegner. Als ein bekennender rechter Funktionär des TUC (Trades Union Congress) den Organisator der Clydeside-Unruhen Willie Gallacher abmahnte, weil dieser einen solchen Ton anschlug, entschuldigte sich Gallacher wortreich und versprach, »keinen weiteren Anlass zur Beschwerde« zu geben.25 Als der gleiche Funktionär Pollitt eine Unterredung verweigerte, erinnerte dieser ihn an eine Versammlung im Jahre 1912, bei der beide als Redner aufgetreten waren – und erreichte prompt sein Ziel.26 In Reden und Aufsätzen benutzte Pollitt die gängige Anrede Mister, selbst wenn er Gewerkschaftsführer als Verräter beschuldigte. Bis 1927 nahm er an den Konferenzen des TUC und der Labour-Partei als Delegierter der Kesselschmiede teil und wurde allgemein herzlich willkommen geheißen, trotz seiner manchmal extremen Äußerungen.27 Der Londoner Korrespondent der SPD drückte sein Erstaunen über die »unverbindliche Zuneigung« zu den kommunistischen Delegierten aus.28 Walter Citrine, ein weiterer TUC-Funktionär und leidenschaftlicher Antikommunist, milderte seine feindseligen Betrachtungen in seiner Autobiographie durch eine unverhohlene Hommage an Pollitts Anstand und politische Intelligenz ab – »außer, wenn das kommunistische Dogma [ihn] verwirrte«.29

Das kommunistische Dogma verwirrte ihn oft, und manchmal tat es das unbarmherzig. Dennoch unterschieden sich die Räume, die dem britischen Kommunismus zur Verfügung standen, und die Kultur, in der er sich formierte, deutlich von den Gegebenheiten in Deutschland. Symptomatisch dafür war das Anglo-Russian Joint Advisory Committee (ARJAC), dessen Gründung zeitlich mit den ersten Jahren der NMM zusammenfiel. Durch den umfassenden Einheitsdiskurs des Komitees wurden die sowjetischen Gewerkschaften von den britischen Gewerkschaftern akzeptiert. Als Citrine sie anhielt, sich zu waschen und bessere Kleidung anzuziehen, bevor sie vor dem TUC ihre Reden hielten, taten sie dies und waren zweifellos sehr von den guten Ergebnissen angetan, die sie so leicht erzielt hatten. Deutsche Gewerkschafter reagierten, wie auch andere auf dem Kontinent, mit Zorn und Ungläubigkeit.30 Für die Kommunisten allerdings symbolisierte der Wechsel in den 1920er-Jahren von links nach rechts und wieder zurück in mancher Hinsicht genau die Verlagerung von Deutschland nach Großbritannien als unmittelbare strategische Priorität und Schlachtfeld.

Anders als Thälmann verband Pollitt diese umfangreicheren Verantwortlichkeiten nicht mit der Führung seiner Partei. 1929, als er für eine solche Position vorgeschlagen wurde, hatte sich der ARJAC in gegenseitigen Schuldzuweisungen aufgerieben und aufgelöst. Kommunisten wie Pollitt hatten keine Delegiertenanrechte auf den Konferenzen der Arbeiterbewegung. Pollitt war nun der Verfechter einer unabhängigen kommunistischen Führung, der in den Wahlen von 1929 gegen Labour-Führer MacDonald antrat. Die Funktionen, denen Pollitt jetzt nachkommen musste, verlangten andere Qualitäten, von denen die Akzeptanz der internationalen Disziplin die wichtigste war. Auf dem ersten Parteikongress, dessen Vorsitz er innehatte, war die eigentliche Leitfigur Walter Ulbricht. Man stimmte überein, dass dies entmutigend war, denn die Methoden, die in Deutschland einige Resonanz fanden, stießen kaum auf Zuspruch in Großbritannien. Im darauffolgenden Jahr sank die Mitgliederzahl der CPGB auf den historischen Tiefstand von 2500.

Wenn Pollitt und seine Partei in der Folge ihre Stellung zurückgewannen, so geschah dies durch den Einsatz von Strategien, die eine Rückkehr zur organisierten Arbeiterschaft, zur Souveränität der Gewerkschaften und der Legitimität ihrer Verhaltenscodes darstellten. Als Mosleys Blackshirts nach 1933 versuchten, Hitlers Erfolge in Großbritannien zu wiederholen, wurden auch die britischen Kommunisten mit dem brutalen Kampf um den öffentlichen Raum konfrontiert. Viele von ihnen, insbesondere in den jüdischen Bezirken, wollten die Faschisten schlagen, wo sie sie trafen, und übernahmen den Slogan auf lokaler Ebene.31 Pollitts Instinkt jedoch war gegen eine Reduzierung des Antifaschismus auf das, was er als Prügeleien in den Straßen betrachtete. Für die erste große Londoner Gegendemonstration im September 1934 gaben die Kommunisten aus diesem Grund eine andere Losung heraus: »Ertränkt die Blackshirts in einem Meer organisierter Aktivität der Arbeiterklasse.«32 Die Demonstration, die weitgehend ohne Vorfälle verlief, war ein triumphaler Erfolg, und der Slogan wurde im ganzen Land aufgegriffen. Selbst die sogenannte »Schlacht in der Cable Street«, bei der es keine Toten gab, hatte den Charakter einer Volkskundgebung, die erst durch das Eingreifen von Polizei und Faschisten zur körperlichen Auseinandersetzung geriet. Durch die starke Arbeiterbewegung und eine relativ unbedeutende faschistische Bewegung konnte eine einflussreiche kommunistische Präsenz in Großbritannien erst etabliert werden, als die CPGB sich am politischen und kulturellen Mainstream orientierte. Pollitt legte Wert darauf, in seiner Autobiographie Serving My Time (1940), in der diese Haltung geradezu klassisch zum Ausdruck kommt, sowohl seine Ablehnung des Slogans »Rotfront!« und des Arbeitergrußes mit geballter Faust zu erwähnen, als auch seine Akzeptanz der Konventionen des politischen Lebens in Großbritannien zu betonen.

Überlegungen

Im Rahmen dieses kurzen Essays können wir hier lediglich auf die potenzielle Bedeutung des von uns verfolgten Forschungsansatzes hinweisen. In einem weiteren Artikel zum Vergleich von Thälmann und Pollitt haben wir gezeigt, wie Pollitts Verankerung in der Welt der Arbeiterorganisationen, illustriert durch seine Rolle im National Minority Movement, ihn mit persönlichem politischem Kapital und einer Klassenidentität versorgte, die nicht auf seine Identität als Kommunist zu reduzieren war. Da er sich darauf in parteiinternen Debatten stützte und sich seine öffentliche Person, die er über die winzige Parteibasis hinaus repräsentierte, daraus speiste, schlagen wir vor, Pollitt als eine Art Mobilisierungsfigur zu betrachten. Thälmann andererseits wird richtigerweise als eine kommunistische Integrationsfigur angesehen.33 Es ist unbestreitbar, dass die KPD besonders aufgrund des Aufstiegs der Nazis versuchte, sich durch die Entwicklung einer Art Führerkult34 mit einem eigenen »starken Mann« als Führerfigur auszustatten. Trotzdem bestand in der stark fraktionalisierten Welt des deutschen Kommunismus, die zentral für Webers Erklärung der Stalinisierung ist, die wirkliche Bedeutung von Thälmanns Führung darin, dass sie gleichermaßen Triumph und Überwindung des Dissenses durch die eindeutige Herrschaft von Stalins Epigonen versprach. Wie der RFB selbst, so diente Thälmanns Führung dazu, die Anhänger der Partei zu sammeln. Sie war jedoch nicht sehr erfolgreich in der Erweiterung ihres Einflusses. Während man bei Pollitt vielfach beobachtete, dass seine Glaubwürdigkeit die seiner Partei übertraf, erzielte Thälmann in den Präsidentschaftswahlen von 1925 und 1932 schlechtere Wahlergebnisse als seine Partei in vergleichbaren Wahlkämpfen. Wenn die wichtigste Aufgabe des Führungskults eher in der Mobilisierung als in der Integration bestand, gab es keinen wesentlichen Grund, diesen auf ein einzelnes Individuum zu fokussieren. In Pollitts Fall wurde nicht nur das Beiwerk eines solchen Kults, inklusive eines beispielhaften Parteilebens, mit anderen führenden Kommunisten geteilt, sondern Pollitt wurde selbst nach seiner Absetzung als Generalsekretär zur Zeit des Hitler-Stalin-Pakts gefördert.35 Verstärkt in den Jahren vor dem Pakt, allerdings nicht danach, versorgte die breite Glaubwürdigkeit, die Pollitt in der Labour-Bewegung genoss, ihn ebenfalls mit einer entscheidenden psychologischen Ressource, die sich in der außerordentlichen Offenheit innerhalb der Parteiführung widerspiegelte.36 Deren Höhepunkt bildete Pollitts Auflehnung gegen die veränderte Kominternhaltung während des Kriegs, als er energisch das Verschwinden des Internationalismus aus den sowjetischen Äußerungen beklagte. Es mag seinem späteren Aufstieg in die Parteiführung oder den Privilegien, die er als Generalsekretär geltend machte, oder dem persönlichen Kapital, das er in diese Stellung einbrachte, geschuldet sein, dass Pollitt zu eindrucksvollen Posen fähig war, für die die Führerfigur Thälmann keine Entsprechung bot.

Es wird deutlich, dass die diachronische Dimension ein entscheidender Faktor in jeglichem sinnvollen Vergleich zwischen diesen beiden Parteiführern und ihren Parteien sein muss. Ob als Ursache oder Wirkung, der weniger umstrittene Charakter des britischen Kommunismus kann nicht getrennt von seinen höchst erfolgreichen Rekrutierungsjahren während der Volksfront betrachtet werden; so wie der unerbittliche und kämpferische Charakter des deutschen Kommunismus sowohl die Atmosphäre des schwelenden Bürgerkriegs während der Weimarer Jahre widerspiegelte, wie er auch gleichzeitig zu ihr beitrug. Der Vergleich von Thälmann und Pollitt bringt somit wichtige Unterschiede zwischen den verschiedenen politischen Kulturen zum Vorschein, in denen diese beispielhaften Parteibiographien konstruiert wurden. Andererseits ist die bloße Existenz solch klar artikulierter Führerkulte für die allgemeine politische Kultur des Stalinismus bezeichnend. In ihrem vor einigen Jahren erschienenen Vergleich von Stalinismus und Nationalsozialismus bevorzugten Ian Kershaw und Moshe Lewin das Konzept des »common ground« [Gemeinsamkeiten; gemeinsame Basis] gegenüber dem von »sameness« [Gleichheit].37 Die Stalinisierung gehörte zu den Gemeinsamkeiten in der Entwicklung des internationalen Kommunismus in den 1920er-Jahren. Der Stalinisierungsprozess verlief jedoch nicht einheitlich und stellt für sich genommen nur einen Teilaspekt kommunistischer Politik dar. Eine gründliche vergleichende Forschung sollte diese Gemeinsamkeit berücksichtigen, jedoch daraus nicht auf »Gleichheit« schließen.

Aus dem Englischen übersetzt von Diana Jahn.


1 Die Autoren möchten der British Academy und dem Barry Amiel and Norman Melburn Trust für die Förderung von Forschungsprojekten danken, auf denen dieser Artikel basiert.

2 LaPorte, Norman / Morgan, Kevin / Worley, Matthew (Hrsg.): Bolshevisation, Stalinisation and Beyond, Basingstoke 2008 (in Druck).

3 Siehe z. B. Brandenberger, David: Stalin as Symbol: A case study of the cult of personality and its construction, in: Davies, Sarah / Harris, James (Hrsg.): Stalin: A New History, Cambridge 2005, S. 249–270.

4 Siehe z. B. Apor, Balasz / Behrends, Jan C. / Jones, Polly / Rees, Arfon (Hrsg.): The leader cult in communist dictatorships. Stalin and the Eastern Bloc, Basingstoke 2004.

5 In der umfangreichen Literatur siehe z. B.: Sirot, Stéphane: Maurice Thorez, Paris 2000; Pennetier 
Claude / Pudal, Bernard: Stalinisme, culte ouvrier et culte des dirigeants, in: Dreyfus, Michel / Groppo, Bruno / Ingerflom, Claudio-Sergio / Lew, Roland / Pennetier, Claude / Pudal, Bernard / Wolikow, Serge (Hrsg.): Le siècle des communismes, Paris 2000, S. 369–376.

6 Siehe Webers Beitrag in LaPorte / Morgan / Worley: Bolshevisation, Stalinisation and Beyond (Anm. 2).

7 Für Darstellungen zu Thälmanns Beziehung zum RFB siehe Levine-Meyer, Rosa: Inside German Communism, London 1977, S. 71–72; Fischer, Ruth: Stalin and German Communism, Cambridge / Mass. 1948, S. 606 ff.

8 Schuster, Kurt G. P.: Der Rote Frontkämpferbund 1924–1929, Düsseldorf 1975, S. 23 ff.

9 Reichskommissar für die Überwachung der öffentlichen Ordnung (im Folgenden RKO): Bericht, 26. Januar 1926, in: Bundesarchiv Berlin (im Folgenden BArch), R 1507 / 103, Bl. 8f.

10 Reuter, Gerd: KPD-Politik in der Weimarer Republik, Hannover 1982, S. 104 ff.

11 Siehe Ehls, Marie-Luise: Protest und Propaganda: Demonstrationen in Berlin zur Zeit der Weimarer 
Republik, Berlin 1977, S. 310 ff.

12 Schuster: Der Rote Frontkämpferbund (Anm. 8), S. 57 f.

13 RKO: Bericht, 20. Februar 1929 und 1. April 1926, in: BArch, R 1507 / 149–151, Bl. 77 und 104 f.

14 Buber-Neumann, Margarete: Von Potsdam nach Moskau. Stationen eines Irrweges, München 2002, S. 108 ff.; Reuter: KPD-Politik (Anm. 10), S. 93.

15 Schuster: Der Rote Frontkämpferbund (Anm. 8), S. 41 ff.

16 Der RFB zum »Fall Thälmann«, in: Die Rote Front (Oktober 1928), S. 1.

17 RKO: Bericht, 19. Juni 1928, in: BArch, R 1507, Bl. 18.

18 Daily Worker vom 1. August 1931.

19 Im Original: Neukrantz, Klaus: Barrikaden am Wedding, Berlin 1931; Marchwitza, Hans: Sturm auf Essen, Berlin 1930. Die englischen Übersetzungen der Romane wurden im »Partei«-Verlag Martin Lawrence veröffentlicht.

20 Hyde, Douglas: I Believed, London 1951, S. 55.

21 Wallis, Mick: Heirs to the Pageant: Mass Spectacle and the Popular Front, in: Croft, Andy (Hrsg.): A Weapon in the Struggle, London 1998, S. 61–63; Rajani Palme Dutt an Harry Pollitt, 20. Juli 1934, in: Dutt-Papers, British Library, Cup 1262 K4.

22 Pollitt, in: Acland, Richard (Hrsg.): Why I am a Democrat, London 1939, S. 138.

23 Pollitt, Harry: The Edinburgh congress, in: Labour Monthly (Oktober 1927), S. 592.

24 Inprecorr, 15. Oktober 1925, S. 1099 f.

25 Willie Gallacher an Fred Bramley, 23. Januar 1924, in: TUC-Archiv, Universität Warwick, 292 / 270 / 1.

26 Pollitt, Harry: Serving My Time, London 1941, S. 51.

27 Siehe z. B. Wilkinson, Ellen in: Lansbury’s Labour Weekly vom 16. Oktober 1926.

28 Wertheimer, Egon: Portrait of the Labour Party, London 1929.

29 Citrine, Walter: Men and Work, London 1964, S. 267 ff.

30 Zu diesem Thema siehe Morgan, Kevin: Workers of All Countries? Syndicalism, Internationalism and the Lost World of A. A. Purcell, London (in Druck).

31 Für entgegengesetzte Ansichten siehe Piratin, Phil: Our Flag Stays Red, London 1948; Jacobs, Joe: Out of the Ghetto, London 1978.

32 Siehe Hutt, Allen: The Post-War History of the British Working Class, London 1937, S. 257.

33 Es ist eine der klassischen Funktionen charismatischer Führung, gespaltenen oder unbeständigen Gesellschaften oder Parteien eine Integrationsfigur anzubieten. Eine weitere Funktion ist es, eine Mobilisierungsfigur zu stellen, um Unterstützung für ein Regime oder Regierungssystem zu sammeln oder den Konkurrenzkampf zwischen Parteien zu personalisieren. Obwohl jeder kommunistische Führungskult eine Kombination aus beidem war, war Thälmann stärker als Pollitt eine Integrationsfigur. Pollitt hingegen war eher eine Mobilisierungsfigur, denn sein wichtigster Beitrag zum britischen Kommunismus war nicht, dessen Zusammenhalt zu stärken, sondern dessen politische Glaubwürdigkeit. Siehe LaPorte, Norman / Morgan, Kevin: »Kings among their subjects?« Ernst Thälmann, Harry Pollitt and the leadership cult as stalinization, in: LaPorte / Morgan / Worley (Hrsg.): Bolshevisation, Stalinisation and Beyond (Anm. 2).

34 Im Original deutsch.

35 Für eine kontrastierende Betrachtung der Situation in Frankreich siehe Morgan, Kevin: Ainsi pour 
Gallacher? Quelques regards sur la construction de la vie communiste modèle en Grande Bretagne, in: Communisme 87 (2006), S. 29–46.

36 Für eine Diskussion des politischen Kapitals und der kritischen Distanz in Bezug auf Pollitt siehe Morgan, Kevin: Labour Legends and Russian Gold. Bolshevism and the British Left, Teil I, London 2006, S. 246–255.

37 Kershaw, Ian / Lewin, Moshe: Introduction: The regimes and their dictators: Perspectives of comparison, in: dies. (Hrsg.): Stalinism and Nazism: Dictatorships in Comparison, Cambridge 1997, S. 4 f.

Inhalt – JHK 2008

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