JHK 2011

Autobiografie als Kritik: Der 14. Dalai Lama und der chinesische Kommunismus (1959–1990)

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 223-238 | Aufbau Verlag

Autor/in: Felix Wemheuer

Während des Kalten Krieges spielte das Genre der Autobiografie im Rahmen der Kritik des Westens am »real existierenden Sozialismus« eine wichtige Rolle. Besonderen Einfluss auf die Wahrnehmungen des Sozialismus übten weniger die Kampfschriften von konservativen Antikommunisten aus, vielmehr war es die Kritik von sozialistischen Dissidenten, Anhängern unterlegener Fraktionen oder von ehemaligen Funktionären, die in den Westen flohen, die entscheidende Wirkung zeigte. Der geflohene Dissident galt im Westen als Augenzeuge und Insider zugleich, der ein »wahres« Zeugnis über die wirklichen Zustände in der sozialistischen Welt ablegen konnte. Die Autobiografien der Dissidenten waren besonders attraktiv für die westliche Öffentlichkeit, da sie häufig erklärten, wie jemand Kommunist werden konnte, wie den Betroffenen in der Folge die Missstände des Systems klar wurden und er oder sie schließlich nach einer abenteuerlichen und gefährlichen Flucht im Westen ankam. Erfolgreiche antikommunistische Autobiografien, die in den Vierziger- und Fünfzigerjahren in den USA veröffentlicht wurden, folgten diesem Schema.1 Auch in Westdeutschland galten die Erinnerungen des ehemaligen SED-Funktionärs Wolfgang Leonard, Die Revolution entlässt ihre Kinder,2 lange als Standardwerk zum Verständnis des Realsozialismus. Erinnerungen von Kommunisten, die als Anhänger unterlegener Fraktionen zu Opfern wurden, erreichten eine breite Leserschaft, wie z. B. Mein Leben von Leo Trockij (1879–1940)3 oder George Orwells (1903–1950) Erinnerungen an den Spanischen Bürgerkrieg. Orwell, der damals mit der trotzkistischen POUM sympathisierte, schuf mit Mein Katalonien ein Standardwerk der Kritik am »Stalinismus«.4

Der Vorzug solcher Autobiografien als Medium liegt darin, dass Konflikte personalisiert werden; damit werden sie für ein breiteres Publikum nachvollziehbar, und aus Sicht des Autors wird die eigene Position effektiv popularisiert. Diesen Weg geht auch der Dalai Lama mit seinen Autobiografien. In diesem Artikel soll genauer untersucht werden, welche Bedeutung ihnen zukommt, wenn es darum geht, den Konflikt zwischen einem theokratisch geprägten tibetanischen Nationalismus und dem chinesischen Kommunismus nachvollziehen zu können. My Land and My People erschien 1962, Freedom in Exile folgte 1990.5 Auch diese Autobiografien verfolgen das schon umrissene Schema (anfängliche Bewunderung für den Kommunismus, böses Erwachen, abenteuerliche Flucht in den Westen bzw. nach Indien, Leben und politische Aktivitäten in der »Freiheit«). Die Bücher richten sich in erster Linie an ein englischsprachiges Publikum. Für die Autobiografie von 1962 ließ der Dalai Lama aus dem Tibetischen übersetzen. 1990 erzählte er seine Geschichte direkt in englischer Sprache.

Bis heute ist der 14. Dalai Lama der bekannteste und populärste Kritiker des chinesischen Kommunismus außerhalb Chinas. Mehrfach betonte er, dass er selbst ein halber Marxist sei und spricht davon, dass Buddhismus und Marxismus koexistieren könnten.6 Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) und vor allem deren Tibet-Politik kritisiert er jedoch radikal. In den Medien hat der Dalai Lama den Status eines Popstars und wird als moralische Autorität verehrt wie sonst nur Mahatma Gandhi, Martin Luther King oder Mutter Teresa.7 Seine Person und die Sache, für die er eintritt, der Kampf für ein unabhängiges bzw. autonomes Tibet, sind miteinander verschmolzen. Daher soll an dieser Stelle die Frage aufgeworfen werden, wie der Dalai Lama die Beschreibung seiner Lebensgeschichte mit der Kritik an der KPCh und seinen eigenen politischen Zielen verbindet. Dabei soll herausgearbeitet werden, wie sich seine Argumente zwischen 1962 und 1990 verändert haben. Nach einem kurzen Abriss seines Lebens von seiner Geburt bis 1990 sollen seine politische Agenda, sein Geschichtsbild sowie seine Bewertung der chinesischen Entwicklungspolitik in Tibet untersucht werden. Das master narrative, welches der Dalai Lama in den Autobiografien entwickelt, wird bis heute auf unzähligen Websites der exiltibetischen Bewegung reproduziert. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass eine Autobiografie nie eine Beschreibung der »Wahrheit« ist, sondern eine Konstruktion des eigenen Lebens im Nachhinein, die eine Auswahl des Erlebten darstellt und mit deren Hilfe eine Logik in die Lebensgeschichte gebracht wird, die natürlich vom jeweiligen Zeitgeist sowie den politischen Ansichten des Erinnernden nicht unbeeinflusst bleibt.8

In diesem Artikel steht nicht der Dalai Lama als spiritueller Führer im Vordergrund, sondern sein politisches Programm, das ich in erster Linie als einen modernen Nationalismus verstehe. Nationalismus wird in diesem Zusammenhang als eine »vorgestellte Gemeinschaft« von einer Nation definiert,9 die die Homogenisierung einer äußerst heterogenen Bevölkerung zu einem Staatsvolk anstrebt sowie Anspruch auf ein bestimmtes Territorium erhebt, der historisch und politisch begründet wird. Eine Nation ist nie eine natürliche Einheit, sondern muss erst geschaffen werden. Auch die offizielle chinesische Geschichtsschreibung erzeugt nationale Mythen, um Ansprüche auf Gebiete zu legitimieren. Minderheiten werden immer noch als »kleine Brüder und Schwestern« dargestellt, die sich mithilfe der Han-Mehrheit modernisieren sollen. Laut der letzten Volkszählung machen die Han ca. 91 Prozent der chinesischen Bevölkerung aus. Eine Dekonstruktion der chinesischen nationalistischen Geschichtsschreibung der KPCh kann in diesem Artikel aus Platzgründen indes nicht geleistet werden.10

Das Leben des Dalai Lamas: Ein kurzer Abriss

1935 wurde der 14. Dalai Lama als Lhamo Döndrub als Sohn eines Bauern im Dorf Taktser geboren. Das Gebiet, das von den Exil-Tibetern als Amdo bezeichnet wird, gehört zur chinesischen Provinz Qinghai. Im Alter von zwei Jahren wurde er von Mönchen als Wiedergeburt des verstorbenen 13. Dalai Lamas (1876–1933) erkannt und so im Alter von viereinhalb Jahren als 14. Dalai Lama in Lhasa inthronisiert. Damit stand er an der Spitze der Gelug-Sekte des tibetischen Buddhismus und wurde gleichzeitig auf die weltliche Herrschaft im theokratischen Regierungssystem vorbereitet. Seine Familie wurde in den Adelsstand erhoben und bekam Vermögen sowie Ländereien, die diesem Rang entsprachen.11 Die Klöster kontrollierten damals nicht nur das politische Leben, sondern faktisch auch große Teile der Ländereien. Sämtliche Modernisierungsversuche des 13. Dalai Lamas wurden durch den Widerstand der konservativen Kräfte in den Klöstern gestoppt. Im Alter von 15 Jahren wurde dem jungen Dalai Lama auch die weltliche Herrschaft übertragen. Aufgrund von Bürgerkriegen und der japanischen Invasion hatte China zwischen 1913 und 1951 die Kontrolle über Tibet verloren, das seit dem 13. Jahrhundert laut offizieller chinesischer Version Teil des chinesischen Kaiserreiches war. De facto war Tibet zwischen 1913 und 1951 nach Meinung von einem der führenden westlichen Tibet-Experten, Melvyn Goldstein, unabhängig, de jure wurde es aber völkerrechtlich von keinem Staat anerkannt.12

Im Mai 1951 unterzeichneten tibetische Regierungsvertreter mit der neuen chinesischen Regierung, die von der KPCh geführte wurde, das sogenannte 17-Punkte-Abkommen über die friedliche Befreiung Tibets.13 Dieses Abkommen gliederte Tibet wieder an das »chinesische Mutterland« an und erlaubte den Einmarsch der Volksbefreiungsarmee (VBA). Im Gegenzug blieb das theokratische System mit dem Dalai Lama an der Spitze bestehen und die chinesische Seite versprach, die Religion zu respektieren sowie Reformen erst durchzuführen, wenn die lokalen Bedingungen dafür reif seien. Nach seiner Flucht ins Exil 1959 erklärte der Dalai Lama das 17-Punkte-Abkommen für ungültig, da es unter militärischem Druck zustande gekommen sei und die chinesische Regierung es verletzt habe. Die KPCh feiert das Abkommen hingegen bis heute als »friedliche Befreiung Tibets«.14 Zunächst arbeitete der Dalai Lama zwischen 1951 und 1959 jedoch mit der chinesischen Regierung zusammen und wurde 1954 in Peking sogar zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden des ständigen Ausschusses des chinesischen Volkskongresses gewählt. Wie kein anderer Vertreter einer ethnischen Minderheit wurde der Dalai Lama von der KPCh hofiert. Persönliche Empfänge durch Mao Zedong beeindruckten ihn zunächst, und er glaubte, Tibet könne durch die Zusammenarbeit mit China reformiert werden.15 Das Bündnis zwischen der KPCh und der tibetischen Theokratie zerbrach jedoch durch den Volksaufstand vom März 1959, im Zuge dessen der Dalai Lama ins indische Exil floh. Danach setzte die KPCh in Tibet »demokratische Reformen« durch, innerhalb derer die Klöster und der Adel enteignet und die Ländereien an die Bauern übergeben wurden. Entsprechend ging die Zahl der Klöster und Mönche stark zurück.16

Der Dalai Lama baute unterdessen im indischen Dharamsala die tibetische Exilregierung auf, während die chinesische Regierung den Tibetern zunächst erklärte, der Dalai Lama sei von »reaktionären Kräften« entführt worden – Peking hoffte noch auf seine Rückkehr nach Tibet. Erst nach der Verkündung einer eigenen tibetischen Verfassung wurde der Dalai Lama 1963 von der chinesischen Regierung öffentlich angegriffen.17 Schon in My Land and My People betont er, dass er mit friedlichen Mitteln für die Unabhängigkeit Tibets kämpfe.18 Andere Tibeter führten jedoch bis in die Siebzigerjahre einen erbitterten Guerillakrieg gegen die VBA, der bis zur Annäherung zwischen den USA und China mit dem Nixon-Besuch von 1972 vom CIA durch Ausbildungslager und Lieferung von Waffen sowie Logistik unterstützt wurde.19

Nachdem während der »Kulturrevolution« zwischen 1966 und 1976 fast alle Klöster in Tibet zerstört worden waren, wurde die chinesische Tibet-Politik nach 1978 liberaler. Tausende Gefangene wurden aus den Gefängnissen entlassen, tibetische Bauern für einige Jahre von Steuern befreit. Ein großer Teil der Klöster wurde seitdem wieder aufgebaut und religiöses Leben zugelassen – natürlich alles unter der Kontrolle der KPCh. Exiltibetische Delegationen mit Vertretern des Dalai Lamas durften 1979 und 1980 nach Tibet reisen. Der Vorsitzende der KPCh Hu Yaobang bot dem Dalai Lama 1981 sogar an, nach China zurückzukehren. Er solle allerdings nicht in Tibet leben.20 In den folgenden Jahren wurden Geheimverhandlungen zwischen Peking und Dharamsala geführt, die jedoch in keine Übereinkunft mündeten. In den Achtzigerjahren gelang es dem Dalai Lama, die Tibet-Frage stärker zu internationalisieren und mehr Aufmerksamkeit im Westen zu erlangen. Seit dieser Zeit vertritt er offiziell die Doktrin des »Mittleren Weges«, laut derer er sich nach eigener Aussage mit friedlichen Mitteln für ein autonomes Tibet in einer Föderation mit der VR China einsetzt. 1989 wurde er mit dem Friedensnobelpreis in Oslo ausgezeichnet.

Vor dem Hintergrund seiner Lebensgeschichte sollen die beiden Autobiografien des Dalai Lamas eingeordnet werden. My Land and My People (1962) beschreibt sein Leben von seiner Geburt bis zur Flucht ins indische Exil. In Freedom in Exile (1990) wird auch dieser Teil des Lebens in gekürzter Form noch einmal erzählt, zusätzlich werden aber die Jahre zwischen 1962 und 1990 behandelt. Die Autobiografie von 1962 beginnt mit dem Argument, dass die tibetische Delegation das 17-Punkte-Abkommen nur unter Zwang unterzeichnet hätte. Diese Argumentation der völkerrechtswidrigen Annexion Tibets zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Im letzten Kapitel wird der Vorwurf des Genozids gegen die chinesische Regierung erhoben, die den tibetischen Buddhismus zerstören wolle.21 Auch in Freedom in Exile wird dieses Argument vorgebracht, doch stehen im Gegensatz zu 1962 die Menschenrechte sowie die Anstrengungen, im Exil eine neue, demokratischere und gerechtere tibetische Gesellschaft aufzubauen im Vordergrund. Das ist nicht weiter verwunderlich, da der Menschenrechtsdiskurs erst Mitte der Siebzigerjahre in der Weltpolitik zentrale Bedeutung erlangte. Da das politische System der tibetischen Exilregierung trotz Verfassung in den ersten Jahrzehnten wenig mit einer westlichen Demokratie gemein hatte,22 konnte eine Kritik an China auf dem Boden von Demokratie in den Sechzigerjahren leicht als unglaubwürdig kritisiert werden. Der Dalai Lama sprach in der Regel von Freiheit für Tibet, was in erster Linie als Freiheit von chinesischer Fremdherrschaft zu verstehen ist. Im Gegensatz zu Freedom in Exile wirkt die Autobiografie von 1962 eher trocken. Der Dalai Lama hatte seine humorvolle Selbstdarstellung damals noch nicht voll entwickelt. Die Autobiografie von 1990 beginnt hingegen mit der Einleitung, dass ihn manche als »Gott-König« bezeichnet haben. Er sei aber nur ein einfacher Mönch.23 Diese Aussage wiederholt der Dalai Lama fast in jedem Interview mit westlichen Medien.

Verehrt und dämonisiert: Biografien über den 14. Dalai Lama

Eine kritische Dekonstruktion der Autobiografien des Dalai Lamas ist vor dem Hintergrund der emotionalen Polarisierung des Konfliktes zwischen der tibetischen Exilregierung und der KPCh nicht einfach. John Powers hat darauf hingewiesen, dass die Geschichtsschreibung beider Seiten stark politisch gefärbt ist und instrumentalisiert wird.24 Differenzierte und unparteiische Auseinandersetzungen mit dem Tibet-Konflikt und der Politik des Dalai Lamas finden bisher fast ausschließlich im akademischen Rahmen im Westen statt.25 Bisher ist keine Biografie des Dalai Lamas veröffentlicht worden, die sich auf wissenschaftliche Forschung sowie tibetische und chinesische Quellen stützt. 1997 kam der Film Kundun des Hollywood-Regisseurs Martin Scorsese in die Kinos, der die Lebensgeschichte des Dalai Lamas basierend auf dessen Erinnerungen nacherzählt. Populäre Biografien, die sich an ein breites Publikum wenden, sind in der Regel von unkritischen Bewunderern des Dalai Lamas geschrieben.26

Die populärwissenschaftliche Anti-Dalai-Lama-Literatur ist jedoch nicht weniger einseitig. Die zahlreichen Bücher von Victor und Victoria Trimondi gehören zum Genre Abrechnungsliteratur enttäuschter Ex-Jünger, die den Dalai Lama des sexuellen Missbrauchs in Ritualen, einer Allianz mit Nazis, eines Kults der Gewalt, der Kontakte zu internationalen Terroristen sowie einer buddhistischen Weltverschwörung bezichtigen.27 Auch in China sind zahlreiche Bücher über den Dalai Lama erschienen; 2008 produzierte das Staatsfernsehen CCTV sogar eine Dokumentation über ihn.28 Offizielle chinesische Publikationen versuchen nachzuweisen, dass der Dalai Lama 1959 nach Indien flüchtete, obwohl die chinesische Regierung alles dafür tat, das Bündnis mit der alten tibetischen Elite zu erhalten. Weiterhin soll bewiesen werden, dass der Dalai Lama im Exil versuchte, China zu spalten und dass seine Bekenntnisse zur Gewaltlosigkeit nur Heuchelei seien. Sein Ziel, die Unabhängigkeit Tibets, habe er nie aufgegeben. An seinem Einsatz für die Menschenrechte der Tibeter wird gezweifelt, da er selbst als junger »Gott-König« vor 1959 über eine Gesellschaft herrschte, in der 95 Prozent der Tibeter Leibeigene gewesen sein sollen.29 Dieser Artikel soll sich jedoch nicht mit allen Vorwürfen der Kritiker des Dalai Lamas auseinandersetzen, sondern einzig die Argumente in dessen Autobiografien analysieren.

Die politische Agenda für Groß-Tibet

Zwischen dem Dalai Lama und der chinesischen Regierung schwelt ein Konflikt um die Frage, welches Territorium zu Tibet gehört. Für Peking umfasst Tibet nur das Autonome Gebiet Tibet (AGT), in dem laut der Volkszählung von 2000 ca. 2,4 Millionen Tibeter leben, die über 92 Prozent der dortigen Bevölkerung ausmachen.30 Andere tibetische Siedlungsgebiete außerhalb des AGT sind auch »selbstverwaltet« (zizhiqu), gehören aber zu den Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan. In diesen Gebieten leben nach offiziellen Angaben 2,8 Millionen Tibeter. Für den Dalai Lama und die tibetische Exilregierung umfasst Tibet hingegen U-Tsang, d. h. sowohl Zentraltibet, das traditionell von Lhasa aus regiert wurde und ungefähr mit dem AGT identisch ist, als auch die Regionen Kham und Amdo, die jedoch in den besagten vier anderen chinesischen Provinzen liegen.31 Dieses »Groß-Tibet« (Da Xizang) oder sogenannte ethnische Tibet umfasst fast ein Viertel der gesamten Fläche der Volksrepublik China, die Tibeter machen aber weniger als 50 Prozent der Bevölkerung in diesem Raum aus.32 Der Dalai Lama versucht immer wieder den Eindruck zu erwecken, dass dieses »Groß-Tibet« nach dem Einmarsch der VBA in vier Provinzen aufgeteilt worden wäre, um sein Land zu schwächen. Tatsächlich wurden bedeutende Teile von Kham schon seit 1728 von der Qing-Dynastie aus der Provinz Sichuan verwaltet.33 Auch große Teile Amdos fielen zwischen dem 18. und dem frühen 20. Jahrhundert unter die direkte Verwaltung der Qing. Der Einfluss von Lhasa auf die Tibeter außerhalb Zentraltibets war aufgrund des fehlenden Straßennetzes eher symbolischer Art. Als der Dalai Lama 1939 im Alter von vier Jahren von seinem Heimatdorf in Amdo nach Lhasa reiste, brauchte er dafür zehn Wochen.34

In Freedom in Exile wiederholt der Dalai Lama sein Angebot an die chinesische Regierung zu Verhandlungen. Wie in all seinen Vorschlägen und Friedensplänen, wie z. B. dem Fünf-Punkte-Friedensplan,35 den er 1987 in den USA vorstellte, geht es um die Transformation von »Groß-Tibet« in eine Friedenszone.36 Der erste Punkt des Friedensplans beinhaltet die Forderung nach dem Abzug der VBA. Zweitens soll die Han-chinesische Migration gestoppt werden und die Han-Chinesen, die schon in »Groß-Tibet« leben, sollen das Gebiet verlassen.37 »For the Tibetans to survive as people, it is imperative that population transfer is stopped and that the Chinese settlers be allowed to return to China«, schreibt er.38 Laut der chinesischen Volkszählung von 2000 leben in dem AGT sowie in den autonomen tibetischen Gebieten in den angrenzenden Provinzen, inklusive der Stadt Xinning und dem Bezirk Haidong, über 3,6 Millionen Han-Chinesen und 1,6 Millionen Angehörige anderer Minderheiten.39 Diese Zahlen beinhalten nicht Wander- und Saisonarbeiter. Ginge es also nach dem Friedensplan des Dalai Lama, so müssten mindestens fünf Millionen Menschen umgesiedelt werden. Die tibetische Exilregierung spricht sogar von 7,5 Millionen Han-Chinesen in diesem Gebiet.40 Die Punkte drei und vier des Friedensplans beinhalten die Wahrung der Menschenrechte in Tibet sowie den Schutz der Umwelt. Punkt fünf sieht die Aufnahme ernsthafter Verhandlungen über den zukünftigen Status von Tibet vor.

Der US-Soziologe Barry Sautman hat darauf hingewiesen, dass der Dalai Lama seit 1987 bezüglich des zukünftigen Status von Tibet die Begriffe »Assoziation« mit der VR China, »echte Autonomie« sowie die Lösung »Ein Land, zwei Systeme« nach dem Vorbild Hongkongs propagiert und dadurch eine gewisse Unklarheit geschaffen hat. Bei einigen Anlässen habe er sogar die Unabhängigkeit Tibets als langfristiges Ziel bekräftigt.41 Die Umsetzung des Fünf-Punkte-Friedensplans würde jedenfalls bedeuten, dass die VR China faktisch die Souveränität über ein Viertel des Staatsgebietes verlieren würde, weil weder die eigenen Staatsbürger in diesem Gebiet leben noch Truppen stationiert werden dürften. In diesem Fall würde die chinesische Regierung nicht nur den Verlust Tibets fürchten, sondern auch die Hegemonie Indiens über den Himalaya; Indien trägt seit dem Grenzkrieg von 1962 mit China Streitigkeiten um Gebiete aus.

In Freedom in Exile ist außerdem eine Karte von Tibet und seinen Nachbarn abgebildet, die nur der Fantasie des Autors entsprechen kann, weil die Grenzen in dieser Form nie existiert haben. Das heutige Staatsgebiet der VR China ist auf der Karte um über die Hälfte geschrumpft, die Mandschurei, die nur unter japanischer Besatzung von 1931 bis 1945 »unabhängig« war, ist als eigener Staat abgebildet; die Innere Mongolei Chinas ist ein unabhängiger Staat ebenso »Ostturkistan«, das heute als Autonome Region Xinjiang Teil Chinas ist.42 Des Weiteren umfasst Tibet wie auf jeder exiltibetischen Darstellung auch Amdo und Kham. Diese Karte stellt für die chinesische Regierung wohl eine apokalyptische Zukunftsversion dar, plagt die KPCh doch eine alte Angst, dass China durch ein Bündnis von ausländischen Kräften und Separatisten wie schon in den Dreißigerjahren in seine Einzelteile zerlegt werden könnte. Die Volksrepublik versteht sich selbst als Vielvölkerstaat, in dem es offiziell 55 anerkannte ethnische Minderheiten gibt. Die Minderheiten machen zwar nur acht Prozent der Bevölkerung aus, jedoch erstreckt sich ihr Siedlungsgebiet auf über 60 Prozent des Staates. Daher befürchtet die chinesische Regierung, dass die Abspaltung einer Minderheit eine Kettenreaktion auslösen könnte. Neben Tibet gibt es auch in der von den muslimischen Uiguren bewohnten Region Xinjiang eine starke Unabhängigkeitsbewegung. Für die chinesische Regierung, die sich als Vertreterin von 1,3 Milliarden Menschen betrachtet, ist der Gedanke, ein Viertel des Staatsgebietes an ca. sechs Millionen Tibeter zu übergeben und über fünf Millionen Nicht-Tibeter umzusiedeln, völlig unakzeptabel.43 Die Einheit des Vielvölkerstaates wird über die Wünsche einzelner ethnischer Minderheiten gestellt.

Die Vereinheitlichung der Nation im Exil

Verschiedene Autoren haben argumentiert, dass sich die Menschen in Tibet vor 1951 selbst kaum als Nation verstanden haben, und dass sich ein moderner tibetischer Nationalismus erst im indischen Exil entwickelt hat. »In Benedict Anderson’s terms, the Chinese incursion into Tibet, their shared suffering under Chinese rule, and the experience of being forced to live together in Exile have allowed them to ›imagine‹ themselves as Tibetans, rather than Kampas, Amdowas, Golokpas, and so on and have also made it possible to think of people from distant regions of the Tibetan plateau as compatriots.«44

Als Oberhaupt der Exilregierung kombiniert der Dalai Lama seit den Sechzigerjahren buddhistische Symbolik mit Elementen eines sekularen Nationalismus, um bei den Tibetern aus den verschiedenen Regionen ein einheitliches Nationalbewusstsein zu schaffen. Jedes Jahr werden am 10. März, dem Jahrestag des Aufstandes von 1959, Feierlichkeiten durchgeführt. Eine patriotische Erziehung in den Schulen lehrt Treue zur Nationalfahne und nationalistische Lieder. Der Dialekt Zentraltibets wurde als Nationalsprache festgelegt, um trotz der vielen regional unterschiedlichen Dialekte Einheitlichkeit herzustellen. Seit dem Aufbau der Exilgemeinschaft setzt sich der Dalai Lama für ethnische Endogamie sowie hohe Geburtenraten ein. Eine Integration oder Assimilierung in die indische Gesellschaft wird abgelehnt.45 Der Dalai Lama macht daraus kein Geheimnis und schreibt auch in Freedom in Exile: »If we want to preserve our culture and way of life, the only way to do so was building strong communities (...). Although it was not really a proper thing for a monk to advise, I told the women that wherever possible they should marry Tibetan men so that the children they bore would be Tibetans too.«46 Tibetern, die im Ausland leben, wird außerdem empfohlen, nicht die Staatsbürgerschaft des Gastlandes anzunehmen, um den Status als politische Flüchtlinge nicht zu verlieren.47 Diese Politik des Dalai Lamas ist relativ typisch für Vertreter ethnischer Gemeinschaften, die versuchen, im Exil den Zusammenhalt zu sichern.

Die Beschreibung des Lebens im Exil durch den Dalai Lama stellt wirtschaftliche Anstrengungen und Errungenschaften in der Bildungspolitik in den Vordergrund. Von Konflikten, die innerhalb der Gemeinschaft durch diese Homogenisierung entstehen, erfährt der Leser jedoch nichts. Die Exilregierung hat bis heute vor allem symbolische Bedeutung und herrscht weder über Staatsbürger noch über ein eigenes Territorium, da Indien die Souveränität über das entsprechende Gebiet nie abgetreten hat,48 ebenso wenig wurde sie völkerrechtlich von anderen Staaten anerkannt.

Das alte Tibet im Geschichtsbild des Dalai Lamas

Seit 1959 versucht die KPCh zu beweisen, dass das alte Tibet eine »Hölle auf Erden« gewesen sei. So sollen allein die drei größten Klöster in Lhasa im Jahr 1959 9800 Hektar Land, 11 000 Stück Vieh besessen sowie 40 000 Leibeigene unter ihrer Obhut gehabt haben.49 Mag auch manches an den chinesischen Darstellungen übertrieben sein, so bezeichnen auch einige westliche Tibet-Experten die sozialökonomischen Verhältnisse, die auf Leibeigenschaft beruhten, als feudalistisch.50 Die Bauern mussten in der Tat eine schwere Steuerlast tragen und unentgeltliche Zwangsarbeit leisten, um die Klöster und den Adel zu ernähren. Noch in den Fünfzigerjahren lebten ca. zehn Prozent der Bevölkerung als Mönche und Nonnen in den Klöstern und in den Städten sogar 50 Prozent. Sie beteiligten sich nicht an landwirtschaftlicher Arbeit. Im Durchschnitt hatten zwei Familien einen Mönch zu unterstützen.51 Dieser hohe Anteil von Mönchen unter der jungen männlichen Bevölkerung von fast einem Drittel war eine Besonderheit Tibets und kommt in anderen buddhistischen Ländern wie Thailand, Burma oder Laos nicht vor.

In seinen Autobiografien geht der Dalai Lama auf diese Verhältnisse nur am Rand ein. In My Land and My People spricht er noch selbst von feudalen Beziehungen außerhalb der Klöster, in denen Bauern einer feudalen Gerichtsbarkeit der Landbesitzer unterstanden und hoch verschuldet waren. Diese Verhältnisse seien reformbedürftig gewesen. Gleichzeitig lobt er jedoch die soziale Mobilität der Gesellschaft. Ein Sohn eines einfachen Bauern konnte auch zum hohen Mönch aufsteigen. Abschließend bewertet er das alte Tibet: »And feudal though the system was, it was different from any other feudal system, because at the apex of it was the incarnation of Chenresi, a being whom all the people, for hundreds of years, had regarded with highest reverence. The people felt that above all the petty officials of the state, there was a final appeal to a source of justice which they could absolutely trust; and in fact, no ruler with the traditions and training and religious grace of a Dalai Lama could possibly have become an unjust tyrant. So we were happy.«52 Glückliche Bauern glaubten also nach dieser Darstellung, dass die feudalen Besitzverhältnisse durch »Gottesgnaden« legitimiert waren. Bei der Schilderung seiner Kindheit und Jugend in Freedom in Exile spricht er zwar hin und wieder seine Privilegien als Dalai Lama an, eine Auseinandersetzung mit dem Leben der einfachen Bauern findet dagegen gar nicht mehr statt. Er belässt es bei einer Anmerkung in der Einleitung, das alte Tibet sei nicht perfekt gewesen.53 Diese verharmlosende Umschreibung benutzt der Dalai Lama auch häufig in Interviews. Die Menschenrechtskriterien, auf deren Grundlage er die KPCh kritisiert, scheint er auf die Geschichte seiner eigenen Herrschaft nicht anzuwenden.

Tibeter als Opfer des chinesischen »Holocaust«

Wie in anderen nationalistischen Geschichtsschreibungen auch spielt in der Darstellung der Exil-Tibeter die Unterdrückung durch die Besatzungsmacht eine zentrale Rolle. Daniel Levy und Natan Sznaider haben darauf hingewiesen, dass die nationale Identität in Nationalismen der jüngeren Gegenwart nicht mehr in erster Line durch Helden und Siege definiert wird, sondern dass das gemeinsam ertragene Leid zum Kern der Geschichtsschreibung wird. Mit der Bezeichnung der erlittenen Unterdrückung als »Genozid« oder »Holocaust« kann dabei an das Völkerrecht angeknüpft und in einer Sprache gesprochen werden, die ein westliches Publikum versteht, denn der Holocaust ist mittlerweile ein universelles Symbol für »das Böse« an sich geworden.54 Es soll in diesem Artikel nicht infrage gestellt werden, dass Tausende Tibeter nach 1959 an den Folgen von Hunger, Haft, Folter und politischer Unterdrückung starben. Bis heute gehört Tibet zu den am schärfsten kontrollierten Regionen Chinas, wo gewisse Freiräume für Meinungsäußerungen oder Proteste wie in den Küstenstädten nicht vorhanden sind. Es geht vielmehr darum zu zeigen, in welcher Art und Weise der Dalai Lama die Unterdrückung in Tibet als Argument in seine Kritik an der chinesischen Regierung und in den Kampf für seine politischen Ziele einbaut.

Laut Angaben des Dalai Lamas sollen fast 1,25 Millionen Tibeter infolge der chinesischen »Okkupation« gestorben sein. In Freedom in Exile wirft er der chinesischen Regierung nichts Geringeres als »drei Jahrzehnte Holocaust« vor.55 Dies zeigt, wie Statistiken auch in diesem Konflikt politisiert und von beiden Seiten instrumentalisiert werden. Schon in My Land and My People entwickelt der Dalai Lama ein Argument, das bis heute eine wichtige Rolle spielt: Vor dem Einmarsch der VBA von 1951 habe es im unabhängigen Tibet keine Hungersnöte gegeben. Die Einwanderung durch die Han-Chinesen würde den Tibetern die Lebensgrundlage rauben und sie zu einer Minderheit im eigenen Land machen. Er schreibt: »First, although our territory was large, there were only 7 or 8 million Tibetans and over 600 million Chinese […]. They often suffered from famine, and they wanted Tibet as extra living space. In fact, they already settled hordes of Chinese peasants in Tibet, and I have no doubt they look forward to a time when Tibetans will be an insignificant minority. Meanwhile, Tibetan peasants are reduced to conditions worse than those of the peasants of the conquering race. There had never been famine in Tibet, in all its recorded history, but there is famine now.«56 Die Wortwahl erinnert stark an antikommunistische Stereotype des Kalten Krieges wie die »gelben Horden«, eine »erobernde Rasse«, die in das westliche Abendland einfallen würden. Laut den offiziellen chinesischen Statistiken lebten 1953 nur 2,753 Millionen Tibeter in ganz China, 1964 waren es noch 2,501 Millionen.57 Richtig ist, dass seit den Achtzigerjahren die Zahl der Han-Chinesen in den tibetischen Städten enorm zugenommen hat. Zu keinem Zeitpunkt unterstützte die chinesische Regierung jedoch die Ansiedlung einer bedeutenden Zahl von Han-chinesischen Bauern im AGT. Auch in den Reporten der exiltibetischen Regierung steht zu lesen, dass es vor 1951 in Tibet nie zu Hungersnöten gekommen sei. Während der Hungerjahre von 1961 bis 1964 und von 1968 bis 1973 konnten die Tibeter nur überleben, weil sie Hunde, Würmer oder Baumrinde aßen. Über 340 000 Tibeter seien Hungersnöten zum Opfer gefallen.58 In Erinnerungen an das Leben in China, die von Exil-Tibetern geschrieben wurden, wird häufig beklagt, dass aufgrund des Mangels und der Einschränkungen durch die Besatzer die Tibeter oft den traditionellen tsampa, einen Roggenbrei mit Teebutter, nicht mehr essen konnten und gezwungen waren, Dinge zu sich zu nehmen, die sie als Menschen erniedrigten.59

Erinnerungen an Hungersnöte spielen auch in anderen nationalistischen Geschichtsschreibungen eine Rolle, in denen argumentiert wird, dass die Besatzungsmacht die Nation absichtlich aushungerte, um den Widerstand zu brechen.60 Die prominentesten Beispiele dafür finden sich in der Geschichtsschreibung irischer Nationalisten zur Hungersnot zwischen 1842 und 1848, die Großbritannien angreift, sowie in Schilderungen zur Hungersnot in der Sowjetunion von 1932/1933, die seit Mitte der Achtzigerjahre von ukrainischen Nationalisten als Genozid von Stalin gegen das ukrainische Volk definiert wird. Wie auch im tibetischen Fall wurde darüber hinaus argumentiert, dass nur die Unabhängigkeit des Landes die Wiederholung von Hungersnöten verhindern könne. In der anglo-amerikanischen und westeuropäischen Wissenschaft ist es hingegen hochumstritten, ob die britische bzw. sowjetische Regierung während der Hungersnöte genozide Absichten verfolgte. 61 Während Hungersnöten, in denen jeder versucht zu überleben, werden Nachbarn und Familienangehörige oft Opfer von Diebstahl, und die moralische Ordnung bricht zusammen. Daher verlaufen die Konfliktlinien auf der untersten Ebene der Gesellschaft nicht unbedingt entlang ethnischer Trennlinien.

Nach dem Einmarsch der VBA in Lhasa kam es 1951 und 1954 zu Lebensmittelknappheit, die von der chinesischen Regierung jedoch sehr ernst genommen wurde. Um die Soldaten versorgen zu können, ohne eine Hungersnot auszulösen, wurde Getreide von Südchina mit dem Schiff nach Indien transportiert und dann über den Landweg mit Pferden nach Lhasa gebracht. Das war damals die schnellste Route.62 Während der Hungersnot im chinesischen Kernland zwischen 1959 und 1961, in der nach verschiedenen Berechnungen von westlichen und chinesischen Wissenschaftlern 15 bis 45 Millionen Menschen starben, war die Versorgungslage in Tibet aller Wahrscheinlichkeit nach relativ stabil, da diese Region von der Politik des »Großen Sprungs nach vorne« ausgenommen wurde. In Admo und Kham starben jedoch viele Tibeter und Han-Chinesen an Hunger. Die chinesische Regierung versuchte außerdem, Tibet nach der Niederschlagung des Aufstandes vom März 1959 durch eine moderatere Wirtschaftspolitik zu »befrieden«. Zwischen 1953 und 1964 nahm nach offiziellen chinesischen Statistiken die tibetische Bevölkerung in ganz China um mehr als 200 000 Menschen, von 2,73 auf 2,5 Millionen, ab. Das Gebiet, das dem heutigen AGT entspricht, verlor über 60 000 Menschen.63 Den Bevölkerungsverlust erklären chinesische Demografen mit der Hungersnot in den tibetischen Gebieten außerhalb des AGT, der Flucht von ca. 90 000 Tibetern nach Indien64 sowie der schlechten Implementierung des Registrierungssystems und den Ergebnissen der Volkszählungen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren.65 Die chinesischen Statistiken sind in Bezug auf Tibet noch problematischer und lückenhafter als allgemein üblich, da zu diesem hochsensiblen Thema nur wenige ausgesuchte Forscher in China arbeiten.

Auch während der »Kulturrevolution« herrschte in Tibet zeitweise Hunger aufgrund von Versorgungsengpässen. 1969 kam es sogar zu blutigen Unruhen, die mit der schlechten Ver-
sorgungslage der Bauern zusammenhingen.66 Wie viele Menschen in Tibet an Hunger starben, ist umstritten und kann aufgrund des mangelnden Zugangs zu den chinesischen Archiven nicht abschließend geklärt werden. Die Opferzahlen variieren zwischen 340 000, entsprechend den Angaben der tibetischen Exilregierung, und 30 000 Toten, errechnet durch den Demografen Yan Hao.67 Dabei ist zu berücksichtigen, dass die exiltibetischen Opferzahlen immer auch die Tibeter in »Groß-Tibet« miteinbeziehen. Über die Erinnerungen an das Leid aller Tibeter können die imaginierten Grenzen der Nation abgesteckt und über die Grenzen des Autonomen Gebietes Tibets in die anderen Provinzen ausgeweitet werden.

Laut exiltibetischen Angaben starben zwischen 1950 und 1979 außerdem über 680 000 Tibeter in Kampfhandlungen mit den chinesischen Truppen oder wurden exekutiert. Auch diese Zahlen sind nicht zu verifizieren. Laut einer chinesischen Publikation, die später wieder verboten wurde, wurden infolge des Aufstandes von 1959 93 000 tibetische »Rebellen« getötet, verwundet oder inhaftiert. Offiziell ist nur noch von 5000 Toten auf beiden Seiten die Rede. Interne Dokumente des CIA nennen die Zahl von 86 000 Tibetern, die in den Kampfhandlungen zwischen 1959 und 1960 getötet worden seien. 68 1959 verfügte die tibetische Regierung noch über eine eigene Armee, und Tausende Guerilla-Kämpfer waren auch nach der Niederschlagung des Aufstandes weiterhin jahrelang in den Bergen aktiv.

Seit der Volkszählung 1964 stieg die Zahl der Tibeter deutlich an. Im Jahr 1983 wurden 3,8 Millionen Tibeter in ganz China gezählt, 1990 waren es 4,5 Millionen. Die Bevölkerung des AGT wuchs im selben Zeitraum von 1,78 Millionen auf 2,09 Millionen an.69 Im Jahr 2000 wurden, wie gesagt, 2,4 Millionen Tibeter im AGT und 2,8 Millionen in den angrenzenden Provinzen gezählt. Das ist mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zu 1953. Nicht unwichtig dabei ist, dass die Tibeter in den ländlichen Gebieten, wie andere ethnische Minderheiten, von der Ein-Kind-Politik ausgenommen sind. Es ist daher fraglich, die Politik der chinesischen Regierung, wie vom Dalai Lama wiederholt geäußert, als »Genozid« oder »Holocaust« zu bezeichnen. Die »Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes«, die 1948 von der UNO-Vollversammlung beschlossen wurde, definiert Genozid als »eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören« (Artikel II).70 Darunter fallen Handlung wie z. B. die Tötung von Mitgliedern einer Gruppe, die Verursachung von körperlichen und seelischen Schädigungen sowie Geburtenverhinderung. Trotz schwerer Menschenrechtsverletzungen, verfolgt die KPCh nicht die Absicht, die Tibeter als ethnische oder religiöse Gruppe zu zerstören.

Chinesisches Entwicklungsprogramm als »Vergewaltigung« Tibets

In Freedom in Exile entwickelt der Dalai Lama eine detaillierte Kritik an dem Entwicklungsprogramm der chinesischen Regierung in Tibet, das er als »Folter« und »Vergewaltigung« bezeichnet.71 Die Vergewaltigungs-Metapher wird von vielen Nationalisten eingesetzt, da sie die eigene Nation feminisiert und damit als wehrloses Opfer darstellt. Der Dalai Lama stützt seine Kritik vor allem auf die Berichte der exiltibetischen Delegation, die z. B. 1979 und 1980 in das AGT einreisen durfte. Seit Mitte der Achtzigerjahre sei klar geworden, dass die KPCh anstelle einer Liberalisierung eine »Sinisierung« Tibets durch Han-Siedler anstreben würde, die einige Leute als heimliche »Endlösung« bezeichnen.72 Die chinesische Propaganda betont heute weniger die Gräuel des alten Tibets, als vielmehr die Errungenschaften wie den Bau von modernen Schulen, Krankenhäusern, Straßen und Industriebetrieben. Der Dalai Lama argumentiert hingegen zumindest 1990, dass die sozialen und ökonomischen Entwicklungsprogramme für die Tibeter überhaupt keine Vorteile gebracht hätten:73 Die Fabriken würden nur Produkte für den chinesischen Markt produzieren und die Umwelt verschmutzen, die Einführung des Weizenanbaus habe zur Erosion der Böden geführt und in Krankenhäusern würden die Tibeter diskriminiert und zu Blutspenden gezwungen werden. Die Fahrzeuge auf den Straßen würden alle der chinesischen Regierung gehören. Zwar habe es leichte Fortschritte in der allgemeinen Schuldbildung gegeben, aber der wahre Wert des Lesens sei für die Chinesen, die tibetischen Kinder zu befähigen, die Mao-Zedong-Ideen zu studieren sowie Geständnisse zu verfassen.74 Diese Vorwürfe werden in leicht erneuerter Form auch in Berichten der tibetischen Exilregierung von 1996 und 2001 erhoben.75

Die Bewertung der ökonomischen Entwicklung Tibets und des Lebensstandards der Tibeter ist natürlich umstritten.76 Laut offiziellen chinesischen Angaben stieg die durchschnittliche Lebenserwartung in dem AGT zwischen 1950 und 1989 von 35,5 auf 63,7 Jahre. Die Wirtschaft wuchs zwischen 1984 und 2001 jährlich durchschnittlich um 14 Prozent,77 was laut Andrew Fischer in erster Linie auf die hohen Subventionen durch die chinesische Zentralregierung zurückzuführen ist.78 Nach der Auflösung der Volkskommunen in den Achtzigerjahren verbesserten sich die Versorgungslage und das Einkommen der tibetischen Bauern enorm. Trotz dieser Fortschritte ist Tibet aber immer noch die ärmste Provinz in China. Noch im Jahr 2000 lag die Zahl der Analphabeten unter Jungendlichen und Menschen mittleren Alters nach offiziellen Angaben bei 37 Prozent. 2007 sollen es nur noch zehn Prozent gewesen sein. Entsprechend hat der Dalai Lama die Behauptung, die wirtschaftliche Entwicklung habe den Tibetern überhaupt keine Vorteile gebracht, in späteren Aussagen selbst modifiziert.79

Schlussbetrachtung

Der Dalai Lama präsentiert sich selbst als moderaten buddhistischen Geistlichen, der mit wohl überlegten Vorschlägen die Lösung des Tibet-Problems anstrebt. In der Darbietung seiner Lebensgeschichte in den Autobiografien ist jedoch eine radikale Kritik an der chinesischen Tibet-Politik sowie die Forderung nach der Schaffung eines »Groß-Tibets« enthalten, das über ein Viertel des derzeitigen Gebietes der VR China umfassen würde. Um dieses ethnisch-homogene »Groß-Tibet« zu schaffen, müssten mindestens fünf Millionen Nicht-Tibeter zwangsumgesiedelt werden. Bei seiner Kritik an der KPCh knüpft der Dalai Lama an Argumente des westlichen Antikommunismus des Kalten Krieges an und benutzt gleichzeitig Schlagwörter wie »Holocaust«, die heute nicht mehr nur Teil der Aufarbeitung des Nationalsozialismus sind, sondern universelle Anklagen gegen »das Böse« darstellen. Eine kritische Aufarbeitung der Geschichte des theokratischen Herrschaftssystems in Tibet von vor 1959, an dessen Spitze der 14. Dalai Lama selbst stand, findet hingegen nicht statt. Das »glückliche Leben« der feudal-abhängigen Bauern im alten Tibet wird dem »Holocaust« unter chinesischer Herrschaft entgegengestellt. Das Geschichtsbild, das der Dalai Lama vermittelt, ist nicht weniger parteiisch als die Darstellungen der chinesischen Regierung. Im Gegensatz zur international erfolglosen chinesischen Tibet-Propaganda, sind die Autobiografien des Dalai Lama jedoch eine äußerst geschickte Verbindung einer Selbstdarstellung, die von vielen westlichen Lesern als sympathisch empfunden wird, mit einem nationalistischen Antikommunismus gegenüber der KPCh und ihrem Machtmonopol in dem Vielvölkerstaat China.


1 Zur Übersicht siehe John V. Flemming: The anti-communist manifestos. Four books that shaped the world, New York 2009.

2 Wolfgang Leonard: Die Revolution entlässt ihre Kinder, Köln 1955.

3 Leo Trotzki: Mein Leben. Versuch einer Autobiografie, Berlin 1930.

4 George Orwell: Homage to Catalonia, London 1938.

5 Deutsche Ausgaben siehe Dalai Lama: Mein Leben, mein Volk. Die Tragödie Tibets, 13. Aufl. München 1995; ders.: Das Buch der Freiheit. Die Autobiographie des Friedensnobelpreisträgers, Bergisch Gladbach 1990. 

6 Dalai Lama: Freedom in Exile, Taschenbuchausgabe New York 1991, S. 268.

7 Eine Ausnahme bildet der Titel des Stern: Die zwei Gesichter des Dalai Lamas: Der sanfte Tibeter und sein undemokratisches Regime, Nr. 32 vom 30. Juli 2009.

8 Siehe Jürgen Straub (Hg.): Erzählung, Identität und historisches Bewusstsein. Die psychologische Konstruktion von Zeit und Geschichte, Frankfurt a. M. 1998, S. 172.

9 Ein Standardwerk dieser Interpretation von Nationalismus ist Benedict Anderson: Imagined communities. Reflections on the origin and spread of nationalism, überarbeitete Aufl. London 2006.

10 Für eine detailierte Kritik an der chinesischen Darstellung siehe Felix Wemheuer: Nationalism and Famine. The Role of Hunger in the Tibet Conflict, unveröffentlichtes Paper, präsentiert auf der Konferenz »Famine in Russia and China«, Melbourne University am 22. März 2009.

11 Siehe Melvyn C. Goldstein: The history of modern Tibet 1913–1951: The demise of the Lamaist state, Berkeley 1991, S. 342 und 370 f.

12 Siehe Melvyn C. Goldstein: The snow lion and the dragon. China, Tibet and the Dalai Lama, Berkeley 1997, S. 33 f.

13 Offizieller Titel: Vereinbarung der Zentralen Volksregierung mit der Lokalen Regierung Tibets über Maßnahmen zur friedlichen Befreiung Tibets. Englische Übersetzung des Abkommens siehe

www.china.org.cn/english/zhuanti/tibet%20facts/163877.htm, ges. 3. November 2010.

14 Zum 50. Jahrestag des Abkommens erschienen Schriften wie: Zhang Yixue (Hg.): Heping jiefang Xizang wushi zhounian jinian wenji [Ausgewählte Schriften in Erinnerung an den 50. Jahrestag der friedlichen Befreiung Tibets], Beijing 2001.

15 Siehe Dalai Lama: My Land and My People, New York 1962, S.116–118.

16 Laut dem berühmten Report des Panchen Lamas von 1962 lebten vor den Reformen ca.110 000 Mönche und Nonnen in 2500 Klöstern. Die Zahl der Klöster wurde bis 1961 auf 70 reduziert, die nur noch 7000 Mönche und Nonnen beherbergten. Siehe Panchen Lama: A poisoned arrow. The secret report of the 10th Panchen Lama. The full text of the Panchen Lama’s 70,000 character petition of 1962, together with a selection of supporting historical documents, London 1997, S. 52.

17 Siehe Renmin Ribao [Volkszeitung] vom 13. März 1963.

18 Siehe Dalai Lama: My Land (Anm. 15), S. 6.

19 Mittlerweile wurden zahlreiche Bücher zu diesem Thema veröffentlicht: Mikel Dunham: Buddha’s warriors. The story of the CIA-backed Tibetan freedom fighters, New York 2004. Dieses Buch beinhaltet ein Vorwort des Dalai Lamas, in dem er seine Bewunderung für die Guerilla, aber gleichzeitig auch die Notwendigkeit des friedlichen Kampfes zum Ausdruck bringt. Siehe außerdem Kenneth J. Conboy/James Morrison: The CIA’s secret war in Tibet, Lawrence 2002 und die BBC-Fernsehdokumentation: 
The shadow circus: The CIA in Tibet (1998).

20 Siehe Goldstein: The snow lion (Anm. 12), S. 68.

21 Siehe Dalai Lama: My Land (Anm. 15), S. 223.

22 Siehe Stephanie Roemer: The Tibetan Government in Exile. Politics at Large, London 2008, S. 88–92.

23 Siehe Dalai Lama: Freedom (Anm. 6), S. XIII.

24 Siehe John Powers: History as propaganda. Tibetan exiles versus the People’s Republic of China, New York 2004.

25 Eine kritische Enzyklopädie von Wissenschaftlern zu den Positionen der chinesischen Regierung und des 14. Dalai Lamas ist: Anne-Marie Blondeau/Katia Buffetrille (Hg.): Authenticating Tibet. Answers to China’s 100 Questions, Berkeley 2008. Für eine differenzierte Darstellung siehe Melvyn C. Goldstein: 
A history of modern Tibet 1951–1955. The calm before the storm, Berkeley 2007 und Tsering Shakya: The dragon in the land of snows. A history of Modern Tibet, London 1999.

26 Siehe z. B. Patricia Cronin Marcello: The Dalai Lama. A Biography, London 2003; Mayank Chhaya: Dalai Lama. Man, monk, mystic, New York 2007; Deborah und Gerald Strober: His Holiness the Dalai Lama, New Jersey 2005; Claude B. Levenson: The Dalai Lama. A Biography, London 1988; Michael Harris Goodman: The last Dalai Lama. A Biography, Boston 1986.

27 Siehe Victor und Victoria Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna. Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute, Wien 2002 sowie dies.: Der Schatten des Dalai Lamas. Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus, Düsseldorf 1999. Siehe auch Colin Goldner: Dalai Lama. Der Fall eines Götterkönigs, Aschaffenburg 1999.

28 CCTV Dokumentation »Dalai Lama« von 2008 siehe in: space.tv.cctv.com/podcast/xizanglama, ges. am 3. November 2010.

29 Für eine Übersicht über die Kritik am Dalai Lama siehe Jing Wei: Hundred Questions about Tibet, Beijing 1989. Bezüglich des Lebens des Dalai Lamas siehe Zhiyun Bianji: Dalai Lama fenliezhe de liuwang shengya [Dalai Lama: Exil und Karriere eines Spalters], Hainan 1997 und Tang Jiawei: Shishi yu zhenxiang, shisi Dalai Lama qiren qishi [Fakten und Wahrheit: Der 14. Dalai Lama und die Wundertaten eines sonderbaren Menschen], Beijing 2003.

30 Karte der autonomen Regionen Chinas in: www.klett.de/sixcms/media.php/76/autonome_regionen.jpg, ges. am 3. November 2010.

31 Karte der tibetischen Exilregierung in: www.tibet.net/en/image/tibet-map.jpg, ges. am 3. November 2010.

32 Für eine deutsche Übersetzung der offiziellen chinesischen Bevölkerungsstatistik von 2000 siehe »Tibet« bei Wikipedia in: de.wikipedia.org/wiki/Tibet, ges. am 3. November 2010.

33 Siehe Goldstein: The snow lion (Anm. 12), S. 16.

34 Siehe Dalai Lama: Freedom (Anm. 6), S. 14.

35 Fünf-Punkte-Plan in englischer Sprache siehe in: www.dalailama.com/messages/tibet/five-point-peace-plan, ges. am 3. November 2010.

36 Siehe auch Dalai Lama: Freedom (Anm. 6), S. 248: »... my proposal that the whole of Tibet, including the eastern provinces of Kham and Amdo, be transformed into a zone of Ahimsa (Hindi term meaning state of peace and nonviolence) is in keeping with Tibet’s position as a peaceful Buddhist nation«.

37 Siehe auch Vijay Kranti: Dalai Lama. The Nobel Prize Laureate speaks, New Delhi 1990, S. 141.

38 Dalai Lama: Freedom (Anm. 6), S. 251.

39 Siehe Statistik bei Wikipedia in: de.wikipedia.org/wiki/Tibet, ges. am 3. November 2010.

40 Siehe Blondeau/Buffetrille (Hg.): Authenticating Tibet (Anm. 25), S. 145.

41 Siehe Barry Sautman: Association, Federation and ›Genuine‹ Autonomy. The Dalai Lama’s proposals and Tibet independence, in: China Information 14 (2000), H. 2, S. 56.

42 Siehe Dalai Lama: Freedom (Anm. 6), S. x–xi.

43 Eine ausführliche chinesische Kritik des Fünf-Punkte-Plans und andere Vorschläge des Dalai Lamas finden sich in Tang Jiawei: Shishi yu zhenxiang (Anm. 29), S. 456–463.

44 Powers: History as propaganda (Anm. 24), S. 156.

45 Siehe Roemer: The Tibetan Government-in-Exile (Anm. 22), S. 147.

46 Dalai Lama: Freedom (Anm. 6), S. 171.

47 Die USA bildeten in diesem Zusammenhang eine Ausnahme. Siehe dazu Roemer: The Tibetan Government-in-Exile (Anm. 22), S. 77.

48 Ebd., S. 88.

49 Siehe Ma Rong: Xizang shehui yu renkou [Die Gesellschaft und Bevölkerung Tibets], Beijing 1996, S. 174.

50 Siehe Goldstein: A history of modern Tibet (Anm. 25), S. 13. Zu dieser Debatte siehe auch Pedro Carrasco Pizana: Land and polity in Tibet, Seattle 1959.

51 Siehe Ma Rong: Xizang shehui yu renkou (Anm. 49), S. 177.

52 Dalai Lama: My Land (Anm. 15), S. 67 f.

53 Siehe Dalai Lama: Freedom (Anm. 6), S. 1.

54 Siehe Daniel Levy/Natan Sznaider: Erinnerungen im globalen Zeitalter. Der Holocaust, Frankfurt a. M. 2001, S. 150.

55 Siehe Dalai Lama: Freedom (Anm. 6), S. 249.

56 Dalai Lama: My Land (Anm. 15), S. 223.

57 Siehe Yang Kuifu: Zhongguo shaoshu minzu renkou [Der Bevölkerung der ethnischen Minderheit in China], Beijing 1995, S. 21.

58 Siehe Central Tibetan Administration: Tibet: Proving Truth from the facts (1996), in: www.tibet.net/en/index.php, ges. am 3. November 2010.

59 Siehe Dhondub Choedon: Life in the Red Flag People’s Commune, Dharamsala 1978, S. 37.

60 Siehe Felix Wemheuer: Nationalism and Famine (Anm. 10).

61 Zur Entwicklung des ukrainischen Genozid-Diskurses und seiner Kritik siehe Felix Wemheuer: Regime changes of memory. Creating the Official History of the Ukrainian and Chinese Famines under State Socialism and after the Cold War, in: Kritika. Explorations in Russian and Eurasian History 10 (2009), H. 1, S. 44–50.

62 Siehe Goldstein: A history of modern Tibet 1951–1955 (Anm. 25), S. 245–263.

63 Siehe Yang Kuifu: Zhongguo shaoshu minzu renkou (Anm. 57), S. 21.

64 Siehe Yan Hao: Tibetan Population in China: Myths and facts re-examined, in: Asian Ethnicity 1 (2000), H. 1, S. 24.

65 Siehe Ma Rong: Xizang shehui yu renkou (Anm. 49), S. 35.

66 Siehe Melvyn Goldstein: On the Cultural Revolution in Tibet. The Nyemo Incident of 1969, Berkeley 2009, S. 62 f.

67 Siehe Yan Hao: Tibetan Population in China (Anm. 64), S. 24.

68 Blondeau/Buffetrille (Hg.): Authenticating Tibet (Anm. 25), S. 89.

69 Siehe Yang Kuifu: Zhongguo shaoshu minzu renkou (Anm. 57), S. 21.

70 Vollständiges Dokument siehe: www.admin.ch/ch/d/sr/i3/0.311.11.de.pdf, ges. am 3. November 2010.

71 Dalai Lama: Freedom (Anm. 6), S 235 und S. 239.

72 Ebd., S. 250.

73 Siehe ebd., S. 233 f.

74 Siehe ebd., S. 238.

75 Siehe Central Tibetan Administration: Tibet: Proving Truth from Facts (Anm. 58); Height of Darkness: Chinese Colonialism on the World’s Roof Tibetan Response to Beijing’s White Paper of 8 November 2001, in: www.tibet.net/en/index.php, ges. am 3. November 2010.

76 Für eine differenzierte Analyse der ökonomischen Entwicklung in Tibet seit 1959 siehe: Blondeau/Buffetrille (Hg.): Authenticating Tibet (Anm. 25), S. 249–278.

77 Siehe Report on the economic and social development of Tibet, in: news.xinhuanet.com/english/2009-03/30/content_11098770_1.htm, ges. am 3. November 2010.

78 Siehe Blondeau/Buffetrille (Hg.): Authenticating Tibet (Anm. 25), S. 255.

79 »Wir brauchen die wirtschaftliche Entwicklung Chinas, möchten aber eine echte Autonomie, die unsere Kultur schützt«, wird der Dalai Lama zitiert, siehe Sarina Märschel: Hüpfen für Tibet, in: Süddeutsche Zeitung vom 15. Mai 2008, www.sueddeutsche.de/politik/903/442643/text/, ges. am 3. November 2010.

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