JHK 2012

An der Grenze zum »neuen Menschen«: Ein Projekt des chinesischen Sozialismus in Theorie und Praxis

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 83-98 | Aufbau Verlag

Autor/in: Hauke Neddermann

Der »neue Mensch« würde Berge versetzen können. Hatte nicht der sprichwörtliche Yu Gong es einst vorgemacht? Einer alten chinesischen Parabel zufolge hatte er, dieser »närrische Alte«, eines Tages begonnen, zwei gewaltige Berge abzutragen, die den Weg zu seinem Haus versperrten. Unermüdlich hatte er gearbeitet, sich ganz seinem Projekt verschrieben. Den Spott jener, die das Unterfangen für unmöglich erklärten, hatte er ertragen. Denn Yu Gong war sich sicher gewesen: Spätere Generationen würden weiterführen, was er begonnen hatte – und eines Tages würden die Berge verschwunden sein.

Mao Zedong benutzte diese Geschichte im Juni 1945 als Aufhänger für seine Abschlussrede auf dem VII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh).1 Die Idealisierung Yu Gongs erscheint keineswegs zufällig: »Selbstlosigkeit, Aktivität und Eifer, Selbstaufopferung für das Gemeinwohl und zähe, harte Arbeit«2 – das waren Tugenden, die Maos Bild vom idealen Menschen entsprachen. Und in einem Neuen China, daran ließ er keinen Zweifel, würde es einen »neuen Menschen« geben, der diese Charakteristika auf sich vereinte.

Auf China bezogene Arbeiten der historischen Kommunismusforschung widmen sich dem Thema »Der neue Mensch« bisher vor allem aus ideengeschichtlicher Perspektive, diskutiert wird es als diskursives Konzept. Teilweise wird dabei übersehen, dass eben dieses Konzept sich ab 1949 – in seiner zu interpretierenden Metaphorik – als eines der wirkmächtigsten gesellschaftlichen Ordnungsmuster in der jungen Volksrepublik China etablierte: Es strukturierte die revolutionäre Transformation der chinesischen Gesellschaft und prägte die Identität der Menschen im realsozialistischen Staat.

Im vorliegenden Beitrag wird versucht, eine Brücke zwischen den Betrachtungsweisen zu schlagen. Im ersten Abschnitt werden relevante Debatten des Parteistaates in den Blick genommen: Welche Entwürfe des sozialistischen »neuen Menschen« waren während der Fünfzigerjahre im Umlauf? Was sollten seine Charakteristika sein? Bewusst beispielhaft wendet die Analyse sich dann im zweiten Schritt Xinjiang zu: Hier, im zentralasiatischen Grenzgebiet der VR China, entstand Mitte der Fünfzigerjahre mit dem sogenannten Produktions- und Aufbaukorps eine halbzivile, halbmilitärische Großorganisation, die regionale Entwicklungen im Auftrag des chinesischen Zentralstaates fortan dominierte. Die Mitglieder des Korps – Migranten, die als Siedler nach Xinjiang kamen – wurden durch den Parteistaat als Prototypen des »neuen Menschen« verehrt. Eine Darstellung, welche chinesische Texte teilweise bis heute prägt. Noch 1996 schreibt der chinesische Historiker Fang Yijie: »Das Produktions- und Aufbaukorps in Xinjiang war eine große Schule der Revolution. Eine Schule, […] die den Menschen formte: Jene, die ihm beitraten, wurden erzogen, wurden trainiert, wurden entwickelt.« Und weiter: »Das Korps schuf einen idealistischen, moralischen, gebildeten, disziplinierten neuen sozialistischen Menschen.«3 Auf den ersten Blick mag der Leser solche Sätze als krude Propaganda abtun. Jedoch wird im Gespräch mit Zeitzeugen, die aus ihrem Leben im Produktions- und Aufbaukorps während der Fünfzigerjahre berichten, deutlich, dass die Kategorie des »neuen Menschen« in Selbstbeschreibungen der Siedler reproduziert und gewissermaßen authentifiziert wird. Im Gedächtnis der Gruppe, in individuellen wie kollektiven Selbstkonstruktionsprozessen findet sie bis heute eine subjektivierte Fortschreibung. Die Wahrnehmung, selbst zu jenen einst gefeierten »neuen Menschen« zu gehören, stellt eine sinnstiftende Interpretation der eigenen biografischen Praxis dar und ist zu einem Kernbestandteil der Identität von Siedlern in Xinjiang geworden.

Grundlage des vorliegenden Beitrags ist u. a. eine Serie von Zeitzeugengesprächen. Sie entstand im Jahr 2007 als Teilprojekt eines DAAD-geförderten Forschungsaufenthaltes an der Universität Shihezi, Xinjiang.4

Ein »neuer Mensch« für ein Neues China

Im Juli 1958 veröffentlichte die Rote Fahne (Hongqi), neu gegründete Zeitschrift der KPCh und ihr zentrales Theorieorgan, in einer ihrer ersten Ausgaben einen richtungsweisenden Leitartikel. Der Titel des Beitrags: »Eine vollständig neue Gesellschaft, ein vollständig neuer Mensch«.5 Bereits in der Folgeausgabe ließ das Blatt seinen Herausgeber Chen Boda zur gleichen Thematik nochmals zu Wort kommen.6 Beide Texte lesen sich als leidenschaftliche Plädoyers: Angekündigt wird die alsbaldige Abschaffung arbeitsteiliger Produktionsformen, der Ausbruch einer technischen und kulturellen Revolution, die Einebnung traditioneller Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Lebensstilen sowie zwischen jenen von Bauern, Arbeitern und Intellektuellen. Letztere griff Chen in seinem Beitrag scharf an: Die philosophischen Debatten der Bildungselite seien ohne Nutzen für das Neue China. Statt sich an der Revolution zu beteiligen, kapsele sie sich ab und verweigere die Teilnahme an körperlichen, produktiven Tätigkeiten. Gerade Bildung und Produktion müssten jedoch in der zukünftigen Gesellschaft enger verknüpft werden, Ziel sei die Verschmelzung der traditionellen Gegenpole Kopf- und Handarbeit. Intellektuelle sollten zu Grundschülern der Massen werden7 – immerhin stellten diese die wichtigste Produktivkraft in China dar. Um das Potenzial der Massen voll zu entfesseln, müsse die »Große Kommune« (da gongshe) oder »Volkskommune« (renmin gongshe) zur gesellschaftlichen Grundeinheit werden.8 Nur so könne ein sozialistischer »neuer Mensch« geschaffen werden.

Die Beiträge in der Roten Fahne wirken in der Rückschau wie das Startsignal für den parteistaatlich kontrollierten Medienapparat: Von Spätsommer bis Winter 1958 erschienen korrespondierende Artikel in immer schnellerer Folge. Konzepte des »neuen Menschen« im angeblich unmittelbar bevorstehenden chinesischen Kommunismus wurden vorgestellt und diskutiert. So griff die Volkszeitung (Renmin Ribao) das Thema am 10. August 1958 mit einer Sonderseite unter dem Banner »Bauern und Arbeiter sollen intellektualisiert werden, Intellektuelle proletarisiert und verbäuerlicht«, einer bekannten zeitgenössischen Wendung Mao Zedongs, auf.9 Jenseits solcher Parolen entwickelte sich der Diskurs über den »neuen Menschen« erstaunlich heterogen, Leser sahen sich mit einer unversöhnlichen Konkurrenz ganz unterschiedlicher Modelle konfrontiert: Texte mit antiautoritärer Tendenz standen unvermittelt neben solchen, die eine totale Militarisierung des Arbeits- und Alltagslebens propagierten.10

In der Tat dürfte der Zeitpunkt der Veröffentlichungen kein Zufall gewesen sein. Im August 1958, wenige Wochen nachdem Chen Bodas Rote Fahne den Reigen publizistischer Beiträge eröffnet hatte, beschloss das Zentralkomitee, die flächendeckende Gründung von Volkskommunen – diese Bezeichnung hatte sich inzwischen durchgesetzt – ins Regierungsprogramm aufzunehmen. Der »Große Sprung nach vorn« hatte begonnen. Als Leitbild der Volkskommune wurde die Verschmelzung traditionell separater sozialer Sphären verkündet: Landwirtschaft, Industrie und Handel sollten hier zusammengeführt, Produktion, Bildung, Finanzen, Ordnungsgewalt und Justiz durch sie verwaltet werden. Zusätzlich fungierte die Kommune als paramilitärische Einheit, wurde doch ein Teil ihrer Mitglieder unter Waffen gestellt und als lokale Miliz ausgebildet.11 Das Projekt »Neuer Mensch« war während des »Großen Sprungs« allgegenwärtig, mit der Einrichtung von Volkskommunen schien der verheißungsvolle Moment seiner Realisierung in greifbare Nähe zu rücken. So war der stereotypisierte Volkskommunarde des chinesischen Mediendiskurses – in den Grenzen strikten Gehorsams gegenüber Befehlen der KPCh – ein idealer »Alleskönner« (wanneng ren). Oder wie Chen Boda es bereits im Juli 1958 in seinem Beitrag ausgedrückt hatte: »Gehst du auf das Feld, so sei Bauer. Gehst du in die Fabrik, so sei Arbeiter.«12 Die gefeierten Modell- und Heldenfiguren der allgegenwärtigen Propaganda verkörperten weitere hehre Eigenschaften, die schon bald den »neuen Menschen« des chinesischen Kommunismus auszeichnen sollten: spartanische Beharrlichkeit, eine brennende Leidenschaft für die Sache des Kommunismus und der bedingungslose Wille, aktiv an der Revolution teilzuhaben; eine völlige Loslösung aus feudalen und familiären Bezügen; Opferbereitschaft bis hin zum Märtyrertod.13 Nicht zufällig war der Roman Wie der Stahl gehärtet wurde des sowjetischen Autors Nikolaj Ostrovskij nach 1949 zur Pflicht- und Massenlektüre in China geworden. Die literarisch wenig aufregende, jedoch inhaltlich fesselnde Geschichte des jugendlichen ukrainischen Revolutionärs Pavel Korčagin, der in den Wirren einer durch Revolution und Krieg geprägten Zeit zum entschlossenen Kommunisten heranreift, wurde von regimetreuen Kritikern in China als »Lehrbuch für das Leben« gefeiert.14 Einstimmig priesen Partei- und Jugendpresse den populären Protagonisten des Romans als Prototypen des sozialistischen »neuen Menschen«, hieß es doch in einer Schlüsselpassage des Buches über ihn: »Ebenso wie die anderen Kämpfer war Pavel ganz und gar im Kollektiv der Kämpfenden aufgegangen. Das Wörtchen ›ich‹ schien völlig vergessen, von nun an gab es nur noch ein ›wir‹.«15

Prototyp der »Volkskommune«: Das Xinjiang Produktions- und Aufbaukorps

Rund 3500 Kilometer von Peking entfernt, in der zentralasiatischen Grenzregion Xinjiang, dürfte man die Diskussion um den »neuen Menschen« mit Interesse verfolgt haben. Ausgerechnet hier, ganz am Rande des chinesischen Staates also, schienen zumindest Aspekte dieser neuen, revolutionären Visionen der fernen Zentrale bereits seit Jahren als Grundlage eines außergewöhnlichen »Feldversuchs« etabliert. Arbeitete der »neue Mensch« nicht längst auf den kargen Feldern entlang der langen chinesischen Staatsgrenze in Zentralasien? Diese Frage dürften sich einige bei der Lektüre der Debatten des Jahres 1958 in Xinjiang gestellt haben.

Rückschau: Rund vier Jahre vor den Debatten des beginnenden »Großen Sprungs«, am 5. Dezember 1954, hatten 800 handverlesene Gäste, darunter hochrangige Repräsentanten der jungen Pekinger Zentralregierung, in Ürümqi die Gründung des Xinjiang Produktions- und Aufbaukorps (XJ PAK) gefeiert. Mit diesem war eine halbzivile, halbmilitärische Großorganisation entstanden, die von nun an eine Schlüsselrolle für die Entwicklung der westlichen Grenzregion spielte.16

Xinjiang, jene unzugängliche Landschaft aus gewaltigen Gebirgsketten sowie ausgedehnten Grassteppen- und Wüstenbecken, unterschied sich deutlich von ost- und zentralchinesischen Provinzen der jungen sozialistischen Volksrepublik. Nicht nur topografisch zeigte die dünn besiedelte Region Mitte der Fünfzigerjahre ein zentralasiatisches Antlitz: Eine kleine Zahl von Han-Chinesen (ca. vier bis sieben Prozent der Bevölkerung)17 stand hier einer uigurischen Mehrheitsgesellschaft – durch den Islam geprägt und turksprachig – gegenüber. Folgt man den Ergebnissen chinesischer Untersuchungen, so waren zusätzlich elf weitere Bevölkerungsgruppen in Xinjiang beheimatet, darunter Kirgisen, Mongolen und Kasachen.18 Rund zehn Prozent der Bevölkerung zogen auch nach 1949 als Nomaden mit ihren Viehherden durch die Grenzregion.19 Nach der »friedlichen Befreiung« Xinjiangs im Dezember 1949, also der Eingliederung in den entstehenden sozialistischen Staat, hatte sich ein durch (Han-chinesische) Angehörige der KPCh und des Militärs dominierter Verwaltungsapparat etabliert.20 Auch nachdem die Region im Jahr 1955 zum »Uigurischen Autonomen Gebiet« erklärt worden war, gaben in Xinjiangs Hauptstadt Ürümqi die (Han-chinesischen) Gefolgsleute der Pekinger Zentralregierung den Ton an.21 Aus ihrer Perspektive war Xinjiang – mit einer Fläche von ca. 1,6 Millionen Quadratkilometern umfasste es immerhin rund ein Sechstel des chinesischen Staatsterritoriums – »rückständig« (luohou) und bedurfte einer zügigen, nachholenden Modernisierung.

Entsprechend waren die Aufgabenfelder des XJ PAK vom ersten Tag an klar definiert: 1. Als »ökonomische Kraft« sollte es die nachholende Wirtschaftsentwicklung Xinjiangs koordinieren und vorantreiben; aus der Agrarproduktion des Korps sollten die eigene Belegschaft sowie die in der Umgebung zur Grenzsicherung stationierten Streitkräfte versorgt werden. 2. Als »politische Kraft« sollte das Korps gesellschaftliche Transformationsprozesse in seinem Einflussbereich lenken und den Übergang zum Sozialismus beaufsichtigen. Schließlich sollte es 3. als »bewaffnete Kraft« einen Beitrag zur Integrität und Stabilität des zentralasiatischen Grenzgebiets leisten.22 So entsprach die Struktur des XJ PAK in weiten Teilen bereits jener von Volkskommunen während des »Großen Sprungs nach vorn«, zu deren Gründung die KPCh erst Jahre später aufrufen würde. Gerade diejenigen Aspekte, welche in späteren Konzepten, z. B. in den Beiträgen Chen Bodas in der Roten Fahne, explizit in den strategischen Kontext des Projekts einer Schaffung des sozialistischen »neuen Menschen« gerückt wurden, wurden im Korps bereits ab 1954 erprobt: Agrar- und Industrieproduktion wurden zusammengeführt; soziale Aufgaben wurden durch die Organisation – dem Anspruch nach eine subsistente Wirtschaftseinheit – selbst übernommen und ebenso wie die Versorgung ihrer Mitglieder eigenständig verwaltet. Als Miliz unterstützten die Mitglieder des XJ PAK die reguläre Armee im Grenzgebiet – wie die Volkskommune des »Großen Sprungs« hatte das Korps somit eine, wenn auch begrenzte, militärische bzw. paramilitärische Bedeutung.

Allein der Blick auf die personellen Ressourcen der neu geschaffenen Organisation dürfte den anwesenden Gästen ausgereicht haben, um bereits während des Gründungsaktes zu erahnen, welch enorme regionale Bedeutung das XJ PAK erlangen würde: Zugeordnet waren ihm rund 175 000 Personen. Eine Zahl, die in den folgenden Jahren nochmals um ein Vielfaches aufgestockt wurde. Hunderttausende Binnenmigranten traten in das Korps ein, zum Ende der Fünfzigerjahre war es auf eine Größe von rund 725 000 Mitgliedern angewachsen.23 Nahezu 95 Prozent von ihnen waren Han-chinesischer Herkunft und gehörten somit jener Bevölkerungsgruppe an, die chinaweit zwar die Mehrheit darstellte, im überwiegend muslimisch geprägten Xinjiang jedoch nur eine kleine Minderheit.24

Funktion und Perzeption des XJ PAK

Programmatisch fungierte das XJ PAK als Transmissionsriemen der Pekinger Zentralregierung. Deren Strategie war es, Xinjiang wirtschaftlich und infrastrukturell zu erschließen – nicht zuletzt, um die Einbindung des westlichen Grenzgebietes in die Volksrepublik zu zementieren. Traditionell hatte die zentralasiatische Region aus chinesischer Sicht als potenzieller Unruheherd gegolten. Hegemonie- und Gebietsansprüche hatten sich seit rund zwei Jahrtausenden nur phasenweise realisieren lassen, immer wieder war die Kontrolle der »Westgebiete« (Xiyu) dem imperialen Regiment entglitten.25 Schon um zu verhindern, dass die Geschichte sich in Xinjiang wiederholte, galt es für die neuen chinesischen Machthaber nach 1949, zentrifugalen Tendenzen im Vielvölkerstaat China vorzubeugen:26 Von nun an sollte Xinjiang zu einem integralen, stabilen Teil der – sozialistischen, chinesischen – Volksrepublik werden. Entsprechend orientierten sich die Aktivitäten der Organisation an den Makrostrategien des jungen Staates, lokale Faktoren spielten eine nachgeordnete Rolle.27 So lehnte man sich von 1954 bis 1957, ebenso wie im Rest des Landes, an das Vorbild der UdSSR an und setzte auf die Expertise von durch Moskau entsandten Beratern. Zur Zielvorgabe wurde der schrittweise Aufbau einer stabilen ökonomischen Basis in der Region. Als die VR China sich um 1958 von der sowjetischen Entwicklungsstrategie abwandte, folgte – wie in anderen Landesteilen so auch in Xinjiang bzw. im XJ PAK – die Katastrophe des »Großen Sprungs nach vorn«. »Mehr, besser, schneller, sparsamer« lautete nun die neue Devise auf den Propagandabannern, vor allem der Auf- und Ausbau der Schwerindustrie sowie infrastrukturelle Großprojekte rückten auf der Agenda des Korps nach oben. In weiten Teilen waren die Resultate ernüchternd: Die Ressourcen der Organisation wurden überstrapaziert, vielerorts brach die Versorgung der Korpsmitglieder zeitweise zusammen. Zu Beginn der Sechzigerjahre reagierte die Korpsleitung, indem sie zur Strategie früherer Jahre zurückkehrte. Die Aktivitäten der Organisation konzentrierten sich von nun an wieder stärker auf den Agrarsektor. Dabei wurden schrittweise, geordnete Aufbaustrategien den hastigen, an möglichst rasch wachsenden Bilanzen orientierten Vorgehensweisen der späten Fünfzigerjahre vorgezogen. Auch hier spiegelt sich ein zeitgenössischer Kurswechsel des Zentralstaats. Durch den Ausbruch der »Kulturrevolution« endete diese gemäßigte Zwischenphase jedoch bereits im Jahr 1966. Diese traf das Korps besonders hart und verwüstete es erheblich. So war die Organisation ab Mitte der Sechzigerjahre durch gewaltsame Konflikte und bürgerkriegsähnliche Zustände in ihren Abteilungen und Betrieben handlungsunfähig, viele der Arbeiter verließen das Korps fluchtartig und kehrten in die Herkunftsregionen zurück. 1980 löste die Zentralregierung das Korps schließlich zeitweise auf – es war nicht gelungen, die Rückschläge der Kulturrevolution zu kompensieren.

Betrachtet man das Gründungsjahrzehnt des Korps insgesamt, so wird deutlich, dass der landwirtschaftliche Sektor im Zentrum der Aktivitäten stand. Die Agrarproduktion wurde kontinuierlich ausgeweitet: Waren im Jahr 1954 landwirtschaftliche Waren in einem Wert von 30,4 Millionen Yuan produziert worden, so stieg diese Zahl bis 1965 auf rund 350 Millionen Yuan.28 Im Rahmen groß angelegter Kampagnen zur Neulandgewinnung wurden Brachflächen kultiviert und u. a. durch Bewässerungsmaßnahmen für die Nutzung erschlossen. Zu Beginn der Sechzigerjahre bewirtschaftete das XJ PAK so rund ein Drittel der Anbaufläche in Xinjiang.29 Das Ziel einer Selbstversorgung der Siedler allerdings wurde nur phasenweise realisiert. Auch auf dem industriellen Sektor spielte das Korps eine wachsende Rolle: Innerhalb von zehn Jahren vervielfachte sich die Zahl der Betriebe und wuchs von 115 (1954) auf nahezu 300 Produktionsanlagen (1965).30 Weitere Schwerpunkte stellten der Ausbau der regionalen Infrastruktur sowie die Planung und der Bau neuer Städte dar.

Landesweit fanden die Leistungen des XJ PAK ein Echo in den parteistaatlichen Medien. Die Berichterstattung über die »Modernisierung« der traditionell »rückständigen« Grenzregion wurde zur Projektionsfläche einer Verherrlichung der chinesischen Revolution insgesamt. Propagandabroschüren und -plakate zeichneten das Bild eines zunehmend sorglosen Lebens in Xinjiang. Im Zentrum der Darstellungen stand der sozialistische »neue Mensch«: Die Mitglieder des XJ PAK seien »Helden der Grenze«, an einer »neuen Front« kämpften sie mit den »Waffen der Produktion und des Aufbaus«, so fasste es Mao Zedong zusammen.31 In Propagandaliedern wurden ihre Leistungen als »Heldentaten« besungen: »Unser Xinjiang ist ein schöner Ort / nördlich und südlich des Tianshan-Gebirges liegen fruchtbare Weideflächen / der Sand der Wüste Gobi hat sich in urbares Kulturland verwandelt / der Schnee schmilzt und bewässert die Felder.«32

Auf an die »neue Front«: Migration in das XJ PAK

Wer jedoch waren die Siedler, jene gefeierten »Helden der Grenze«? Chinesischen Systematisierungen zufolge lassen sich fünf Gruppen von Migranten identifizieren, die sich dem XJ PAK in den Fünfzigerjahren anschlossen.33 Die Motive, sich im Grenzgebiet anzusiedeln und ihre meist weit entfernten Heimatorte zu verlassen, stellen sich für jede dieser Gruppen höchst unterschiedlich dar. In den ersten Jahren nach 1949 rekrutierten sich die meisten Siedler aus den Reihen ehemaliger Soldaten. In den seltensten Fällen waren diese aus eigenem Antrieb in die Grenzregion gelangt. Vielmehr hatte man sie im Rahmen einer massiven Reduzierung von Kampftruppen nach Ende des chinesischen Bürgerkriegs (1946 bis1949) zwar einerseits demobilisiert, ihnen jedoch andererseits – nun in der Funktion einer »Produktivtruppe«34 – den Verbleib in Xinjiang befohlen. 1954 wurden rund 110 000 von ihnen in das neu gegründete XJ PAK inkorporiert. Auch die zweite Gruppe von Migranten gelangte unter Zwang ins Grenzgebiet: (politische) Gefangene. Während der Fünfzigerjahre entwickelte sich »Umerziehung durch Arbeit« (laodong gaizao, abgekürzt laogai) in China zu einem Massenphänomen. Bis zum Ende des Jahrzehnts waren landesweit mindestens 20 Millionen »Konterrevolutionäre« zu Strafarbeit verurteilt worden.35 Viele wurden zusätzlich an die Staatsgrenzen verbannt, auch Xinjiang wurde auf diese Weise zum unfreiwilligen Ziel vieler Verurteilter. Das XJ PAK war der größte Betreiber von laogai-Einrichtungen in der Region: Zehntausende Regimekritiker wurden ab 1954 gezwungen, ihre Strafe im Korps zu verbüßen und sich auch darüber hinaus im Grenzgebiet niederzulassen.36 Anders als die beiden erstgenannten Gruppen gelangte die dritte Kategorie von Siedlern freiwillig ins Grenzgebiet: Bei ihnen handelte es sich um politisch/ideologisch motivierte Migranten – überwiegend junge, gut ausgebildete Männer und Frauen aus den urbanen Zentren der VR China, die nach Möglichkeiten suchten, sich aktiv an der Revolution zu beteiligen. Angeregt durch landesweite Kampagnen, z. B. der »Neudemokratischen Jugendliga«, seit 1949 der Jugendverband der KPCh, strömten sie ab Mitte der Fünfzigerjahre in großer Zahl nach Xinjiang, um sich dort als Aufbauhelfer zu betätigen und die aus Parteipresse und -propaganda bekannten »Helden der Grenze« zu unterstützen.37 Das XJ PAK unterstützte sie bei ihrer Reise, es wurde ihre erste Anlaufstelle in der fremden Region und nahm eine Mehrheit von ihnen als Arbeitskräfte auf. Eine vierte Gruppe von Siedlern machte sich auf der Flucht vor der verheerenden Hungersnot Ende der Fünfzigerjahre auf den Weg nach Xinjiang. Für Hunderttausende gehörte der Eintritt in das Korps zur Überlebensstrategie: In Ost- und Zentralchina hatten die ökonomischen Fehlentwicklungen des »Großen Sprungs« ganze Landstriche verwüstet, die Nahrungsmittelversorgung war zusammengebrochen – die Perspektive eines Lebens in der Grenzregion versprach einen Ausweg aus der Misere in den heimischen Dörfern.38 Die fünfte Gruppe von Migranten bildeten Frauen. Sie kamen entweder als Begleiterinnen ihrer Ehemänner, die es als Angehörige einer der anderen Gruppen nach Xinjiang verschlagen hatte, oder sie gingen als Heiratswillige auf der Suche nach einem zukünftigen Partner in die Grenzregion.39

Betrachtet man die Motivation der Siedler aus diesem Blickwinkel, so wird klar: Als Repräsentanten eines sozialistischen »neuen Menschen« dürften sich zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in Xinjiang nur wenige Siedler begriffen haben. Das Bewusstsein, durch die Migration zu gefeierten »Helden der Grenze« zu werden, beschränkte sich auf Angehörige der dritten Gruppe, auf die politisch/ideologisch motivierten Migranten. Tatsächlich berichtet ein Zeitzeuge, der sich als jugendlicher Revolutionär 1956 aus Shanghai auf den Weg in die Grenzregion machte, von überschwänglichen Gefühlen während der langen Reise: »Die Älteren hatten so viel von der Befreiung erzählt, nun würden wir auch die Möglichkeit haben, dem Volk zu dienen. Aus dem Fenster hatten wir eine rote Fahne gehängt. Ich war unterwegs nach Xinjiang – das war für mich damals wie ein Traum.« Gleichzeitig findet sich die retrospektive Berufung auf ein eigenes »Heldentum« keineswegs nur in den Erinnerungsdiskursen von Siedlern aus der dritten Kategorie, vielmehr bestimmt sie Gespräche mit Zeitzeugen nahezu ausnahmslos. Es muss das tägliche Leben im XJ PAK gewesen sein, das die Siedler in ihrer Selbstwahrnehmung – ganz im Sinne Nikolaj Ostrovskijs – revolutionär »stählte« und sie zu »neuen Menschen« formte.

Alltag im Produktions- und Aufbaukorps

Vor ihrer Reise in die Grenzregion dürfte den wenigsten Migranten tatsächlich bewusst gewesen sein, was sie in Xinjiang erwartete. Zeitzeugen berichten übereinstimmend, dass ihnen bei der Ankunft in den Siedlungen des XJ PAK erstmals klar wurde, wie wenig die parteistaatliche Propaganda mit der Realität zu tun hatte. So hatten sie die Entscheidung für ein zukünftiges Leben im Korps längst gefällt, als sich ihnen ein ungeschöntes Bild dessen eröffnete, worauf sie sich eingelassen hatten. Ein Moment der Erkenntnis, der sich vielen von ihnen dauerhaft als Schock ins Gedächtnis einbrannte.

Zuerst bekamen Ankömmlinge durch lokale Führungskader eine Unterkunft zugewiesen. Allerdings war diese im Regelfall ärmlich und primitiv, in einigen Niederlassungen bestanden die Behausungen noch Jahre nach der Gründung aus einfachen, selbst gegrabenen Erdhöhlen. Material zum Errichten von Häusern blieb in der kargen Umgebung Zentralasiens während der Fünfzigerjahre Mangelware. Die Wohnhöhlen, häufig als Gemeinschaftsschlafsäle mit strikter Geschlechtertrennung genutzt, boten den Bewohnern nur begrenzten Raum: In einigen Höhlen fanden phasenweise bis zu 15 Personen auf einer Fläche von kaum mehr als zehn Quadratmetern einen Schlafplatz.40 Die beengten räumlichen Verhältnisse, das Fehlen einer angemessenen Beleuchtung und die schlechte Belüftung der unterirdischen Schlafsäle machte den Aufenthalt zur kaum erträglichen Strapaze. Privatsphäre war unter diesen Verhältnissen selbst in Ausnahmesituationen nicht vorgesehen: Weder Frischverheirateten noch Pubertierenden wurde ein Rückzugsraum gewährt, Schüler fanden keinen Ort zum stillen Lernen. So berichtet ein Zeitzeuge, der das XJ PAK 1959 als Kind einer Einwandererfamilie aus Anhui kennenlernte: »Unsere Grundschule war ja auch in einer großen Erdhöhle untergebracht. Die Bedingungen waren da sehr primitiv: Eine Tafel hatten wir nicht, auch Papier war etwas sehr Besonderes. Wir haben auf dem Boden gesessen. Außerdem saßen alle Schüler zusammen in einem großen Raum, die jüngeren und die älteren Schüler wurden gemeinsam unterrichtet. Da war es natürlich manchmal nicht gerade leicht, sich aufs Lernen zu konzentrieren.«

Als gleichermaßen prekär stellte sich die Versorgungslage der Siedler dar. Trinkwasser war in vielen Gebieten der trockenen Grenzregion grundsätzlich knapp. Besonders in weit von Verkehrsrouten abgelegenen Niederlassungen des XJ PAK blieb die Lieferung von Lebensmittelnachschub selbst in solchen Phasen wochenlang aus, in denen das Ziel der Selbstversorgung erkennbar verfehlt worden war. Der Eigenverbrauch der auf den Feldern des XJ PAK angebauten Produkte wurde streng rationiert: Ein aktiver Landarbeiter hatte gegen Ende der Fünfzigerjahre ein Anrecht auf die tägliche Portion von 900 Gramm Weizen, Angehörigen standen 700 Gramm zu, und Kinder unter sechs Jahren sollten mit gerade einmal 250 Gramm auskommen. In der Praxis waren die Rationen jedoch häufig bedeutend kleiner, zudem waren die Nahrungsmittel von schlechter Qualität. Knappe Quoten wurden auch für den Verzehr von Fleisch und Gemüse festgelegt.41 Unterernährung und die negativen gesundheitlichen Folgen einseitiger und mangelhafter Ernährung dürften bei vielen Bewohnern an der Tagesordnung gewesen sein. Eine Zeitzeugin erzählt: » Einmal hatten wir wieder mal gar nichts mehr zu essen in unserer Einheit. Da muss es wohl Herbst oder Winter gewesen sein. Und wir hatten alle schrecklichen Hunger. […] Einige Leute haben trockene Gräser und altes Laub von den Büschen gesammelt, Schnee geschmolzen und daraus Suppe gekocht. Fürchterlich hat die geschmeckt. […] Am nächsten Tag lag [...] unser ganzes Lager flach. Wir waren alle krank! Hatten uns vergiftet! [...] Es gab wirklich viel zu viel, was wir über unser Xinjiang am Anfang nicht wussten.« Eine qualifizierte medizinische Versorgung konnte höchstens in Ausnahmefällen, bei schweren, akuten Erkrankungen, gewährleistet werden.

Mangel und Entbehrungen prägten gerade in den ersten Jahren auch die tägliche Arbeit der Siedler. Die Ausrüstung der Feldarbeiter wurde den extremen Ansprüchen kaum gerecht. Ein ehemaliger Arbeiter schildert im Gespräch seine Erfahrungen: »Einmal ist mir bei der Arbeit am Rücken der Mantel zerrissen. Ich bin zum Kommandobüro gegangen, um mir einen neuen zu holen. Das muss im Winter gewesen sein. […] Jedenfalls haben die sich geweigert und gesagt, sie müssten sparen. Ich solle halt etwas anderes anziehen. Sie sagten: ›Sei zukünftig vorsichtiger und verschwende nichts.‹ Ich weiß es nicht, aber vielleicht waren Mäntel gerade aus. Oh, was habe ich mich beklagt, wie habe ich den armen Mann beschimpft. Einen neuen Mantel habe ich am Ende trotzdem nicht bekommen. [Meine Frau] hat zwar ihr Bestes gegeben und den alten genäht, aber kalt ist mir trotzdem gewesen. Wenn es windig war, hat mir der ganze Rücken wehgetan, als würde mich jemand mit einem Messer von hinten erstechen.« Vielerorts fehlte es an Werkzeugen ebenso wie an Zugtieren oder -maschinen. Das Fehlen angemessener Produktionsmittel sollte durch einen kreativen Umgang mit den begrenzten Ressourcen und einen verstärkten, rücksichtslosen Einsatz menschlicher Arbeitskraft kompensiert werden. Erzählungen und Abbildungen von Korpsmitgliedern, die sich selbst vor den Pflug spannen und diesen mit bloßer Muskelkraft durch die steinige Erde ziehen, wurden zu Ikonen der parteistaatlichen Propaganda, verband sich in ihnen doch modellhaft der Gestus von Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft mit jenem sozialistischen Pioniergeistes.42 Hatte nicht auch Pavel Korčagin seinen schmerzenden Körper weit über das Maß des Erträglichen hinaus strapaziert, als er in der Kälte des russischen Winters den Bau einer Eisenbahnlinie vorantrieb?43

Dass die Bilder gleichermaßen als Zeugnisse einer katastrophalen Versorgungslage und des Fehlens zeitgemäßer Produktionsmittel hätten interpretiert werden können, wurde nicht thematisiert. Kritisiert wurden die skandalösen Zustände im XJ PAK höchstens hinter vorgehaltener Hand. So entlarvt ein zeitgenössisches Schmähgedicht die Verhältnisse treffend: »Ihre Lastwagen sind bergauf schneller als bergab. / Sie verkaufen Mehl und Reis, doch essen selbst nur grobkörnigen Weizen. / Niemand lässt sich mit einem Mädchen aus dem Produktions- und Aufbaukorps ein.«44

Der Stahl wird gehärtet: Zur Selbstbehauptung der Siedler als »neue Menschen«

Unter dem Druck der Verhältnisse im XJ PAK entwickelten die Siedler fast zwangsläufig eine gemeinsame Identität. Mochten sich individuelle Biografien bis zum Eintritt in das Korps auch noch so unterschiedlich entwickelt haben, mögen die Gründe für eine Migration in das zentralasiatische Grenzgebiet sich in retrospektiven Systematisierungen auch noch so disparat darstellen – als »Korpsleute« (bingtuanren) teilten die Bewohner der Siedlungen tagtäglich ein und dasselbe Schicksal. Ein Rückzug aus der engen Gemeinschaft wurde schon durch die tägliche Routine unmöglich: Kollektiv waren sie in ihren Wohn- und Schlafstätten untergebracht, kollektiv fand ihre Verpflegung in Kantinen statt, kollektiv wurde auf den Feldern gearbeitet. Häufig befanden sich die Siedlungen in entlegenen Gegenden, fernab von urbanen Zentren. Kontakte außerhalb der Korpsgemeinschaft entwickelten sich höchstens in Einzelfällen. Selbst bestehende Beziehungsnetze zu pflegen, gestaltete sich oft problematisch: Die Kommunikation mit Verwandten und Freunden in den Herkunftsregionen war auf den Postweg beschränkt, und Briefe brauchten oft Monate, bis sie ihr Ziel erreichten. Zusätzlich war nur ein Bruchteil der Siedler des Schreibens mächtig, viele Empfänger mussten sich die Briefe vorlesen lassen. Zur räumlichen Distanz gesellte sich somit häufig rasch eine emotionale Entfremdung: Wer, außer dem Adressaten, bekam einen Brief zu lesen? Konnte also offen gesprochen werden? Und: Konnte Daheimgebliebenen überhaupt verständlich gemacht werden, wie das Leben in Xinjiang aussah?

So wurden Isolation (extern) und Gemeinschaftsgefühl (intern) zum Nährboden einer gemeinsamen Identität im XJ PAK.45 In ihrer Selbstwahrnehmung knüpften die Siedler an wirkmächtige Interpretationsmuster parteistaatlicher Diskurse an: Mao Zedongs Worte vom Kampf an einer »neuen Front«, von den »Waffen der Produktion und des Aufbaus« sprachen ihrem Los einen Sinn zu. Indem sie selbst ihr entbehrungsreiches Leben im Korps als Martyrium im Geist der chinesischen Revolution interpretierten, ermächtigten sie sich ihres Schicksals und wurden von Ausgelieferten zu »Helden«. In dieser Konstruktion – und Selbstkonstruktion – boten sie als Avantgarde des chinesischen Sozialismus einem übermächtigen Gegner die Stirn: der fremdartigen, lebensfeindlichen Natur in der Grenzregion. Denn aus der Perspektive der Siedler waren ihre Niederlassungen von einer geradezu beseelt bösartig scheinenden Umgebung umschlossen. Die Winter waren eisig, viel kälter als in ihren ost- und zentralchinesischen Herkunftsgegenden, und es war, als dauerten sie ewig. In den Sommermonaten hingegen herrschte oft unerträgliche Hitze. Der karge, steinige Wüstenboden Zentralasiens schien sich gegen seine Nutzbarmachung zu wehren – er gefror, trocknete aus, wurde vom Wind davongetragen. Das mitgebrachte Wissen ehemaliger Bauern erschien unter diesen Bedingungen wertlos, vertraute Maßstäbe galten in Xinjiang nicht. Essbar erscheinende Pflanzen und Gräser erwiesen sich nach dem Verzehr als ungenießbar und giftig. Wasser blieb phasenweise völlig aus, so während der alljährlichen Dürremonate. Zu anderen Zeiten hingegen trat es im extremen, zerstörerischen Überfluss auf – mal drang es durch die Lehmwände in die Wohnhöhlen ein und überflutete sie, mal riss es als unkontrollierbarer Strom aus den Bergen alles in seinem Weg mit sich fort.

In der Wahrnehmung der Siedler wurde Xinjiang auf diese Weise zum wüsten Szenenbild eines Lehr- und Heldenstücks. Sie selbst spielten die Hauptrolle. Auf dieser Bühne schien sich zu beweisen, dass ein sozialistischer »neuer Mensch« – gewissermaßen ein chinesischer Pavel Korčagin – in der Tat existierte. Vor dem Hintergrund der dramatischen Lebensverhältnisse im XJ PAK traten seine Charakteristika überdeutlich hervor: seine unbedingte Entschlossenheit zum revolutionären Kampf ebenso wie seine fehlende Scheu vor zu erbringenden Opfern, Entbehrungen und Einsamkeit.

Stahl bricht nicht: Der »neue Mensch« heute

Heute, rund sechs Jahrzehnte später, scheint der »neue Mensch« im wiederum »neuen« China keinen Platz mehr zu haben. Die »Helden« der Fünfzigerjahre passen nicht zu den postsozialistischen Realitäten eines zunehmend global agierenden, kapitalistisch erfolgreichen China. In den glitzernden Glasfassaden Shanghais jedenfalls spiegelt sich kein Pavel Korčagin.

Begibt man sich jedoch auf die Suche, so wird man feststellen, dass jenes einst leuchtende Ideal der chinesischen Revolution Spuren hinterlassen hat. In Shihezi – jener Stadt in Zentralxinjiang also, die sich in der Literatur als »heimliche Hauptstadt« des XJ PAK einen Namen gemacht hat – begegnet der sozialistische »neue Mensch« dem Besucher im Straßenbild: Für immer erstarrt zur parteistaatlichen Ikone der Fünfzigerjahre ziehen auf einem der zentralen Plätze drei monumentale Steinfiguren mit vereinten Kräften einen überdimensionalen Pflug. Gleich gegenüber widmet sich ein neu errichtetes »Museum des Xinjiang Produktions- und Aufbaukorps und der Landreklamation« (Xinjiang shengchan jianshe bingtuan junken bowuguan) den sozialistischen Pionieren. Außerhalb der Stadtgrenze sind einige ihrer Niederlassungen museal restauriert: Hier kann der Besucher die Wohnhöhlen der Siedler begehen, er kann sich anschauen, auf welchen Feldern die legendären »Helden der Grenze« einst geschuftet haben, wo sie heirateten, wo ihre Kinder zur Welt kamen und wo ihre Toten begraben wurden.

Im Gespräch mit den Pionieren selbst, inzwischen hochbetagte Revolutionäre im Ruhestand, wird deutlich, dass der »neue Mensch« des chinesischen Sozialismus – zumindest in Shihezi – bis heute höchst lebendig ist. Als Zeitzeugen halten die Siedler die Erinnerung an die entbehrungsreiche Vergangenheit im XJ PAK wach, verweisen mit Nachdruck auf ihre Errungenschaften. Ihre manchmal nostalgischen, manchmal schmerzerfüllten Erzählungen sind geprägt von unverkennbarem Stolz auf das eigene Lebenswerk. Uneingeschränkt identifizieren sie sich bis heute als »Korpsleute«: Zwar sind sie schon lange keine aktiven Schicksalsgefährten mehr wie noch in den Fünfzigerjahren, als sie Seite an Seite auf den Feldern arbeiteten und in enger Gemeinschaft tagtäglich einer feindseligen Natur trotzten. Aber sie sind zu einer Erinnerungsgemeinschaft geworden. Als solche blicken sie zurück auf die eigene Biografie, auf die Erfahrungen ihrer Gruppe. Ihre Erzählungen lassen sich als Berichte des »neuen Menschen« lesen. Einst gehörte diese Selbstkonstruktion der Siedler zu ihrer Überlebensstrategie. Nur indem sie die katastrophalen Verhältnisse im XJ PAK als revolutionäres Opfer mystifizierten, wurden diese als Beleg ihres eigenen »Heldentums« erträglich: Die »Korpsleute« behaupteten sich als Subjekte ihrer eigenen Geschichte. Inzwischen ist die Natur gezähmt, die alten Kämpfe des »neuen Menschen« sind ausgefochten. Dennoch hat die Narrative auch im »neuen« China der Gegenwart ihre sinnstiftende Kraft nicht verloren. Das einst sprichwörtliche »Heldentum« der ehemaligen Pioniere setzt sich in ihren Erinnerungsdiskursen bis in die Gegenwart fort. Fast trotzig betont ein Zeitzeuge im Gespräch: »Der Geist des XJ PAK ist hier noch überall lebendig. Wir vertrauen auf unsere eigenen Kräfte und Fähigkeiten! Wir resignieren nicht! Wir stehen zusammen! Das sind gute, starke Ideale, die unser Land auch heute noch gut gebrauchen kann.«

So zieht der »neue Mensch« heute in seinen vorerst letzten Kampf. Es ist der Kampf um seinen Platz in der Geschichte.


1 Siehe Mao Zedong: Yü Gung versetzt Berge (11. Juni 1945), in: Mao Tse-tung. Ausgewählte Werke, Bd. 3, Peking 1969, S. 321–324.

2 Mao Zedong: Der Platz der Kommunistischen Partei Chinas im nationalen Krieg (Oktober 1938), 
in: Mao Tse-tung. Ausgewählte Werke, Bd. 2, Peking 1969, S. 229–248, hier S. 232.

3 Fang Yijie: Lun bingtuan [Über das Produktions- und Aufbaukorps], Ürümqi 1996, S. 146.

4 Methodische Hinweise zu den Interviews sowie eine umfängliche Dokumentation finden sich in Hauke Neddermann: Sozialismus in Xinjiang. Das Produktions- und Aufbaukorps in den 1950er Jahren 
(= Berliner China-Studien, Bd. 48), Berlin 2010, S. 158–193.

5 Chen Boda: Quanxin de shehui, quanxin de ren [Eine vollständig neue Gesellschaft, ein vollständig neuer Mensch], in: Hongqi [Rote Fahne] vom 1. Juli 1958 (H. 3), S. 9–14.

6 Siehe Chen Boda: Zai Mao Zedong tongzhi de qizhi xia [Unter dem Banner des Genossen Mao Zedong], in: Hongqi [Rote Fahne] vom 16. Juli 1958 (H. 4), S. 1–12.

7 Siehe ebd., S. 12; Chen Bodas Text, insbesondere sein antiintellektueller Impetus, griff an dieser Stelle gleichlautende Forderungen Mao Zedongs auf. Diese unterschieden sich von sowjetischen Vorstellungen, die eher Expertise und die Beherrschung moderner Technik als Charakteristika des »neuen Menschen« betonten; siehe z. B. Josef Stalin: Rede auf der ersten Unionsberatung der Stachanowleute (17. November 1935), in: J.W. Stalin. Werke, Bd. 14 (Februar 1934–April 1945), Dortmund 1976, S. 24–33.

8 Ein einheitliches Vokabular hatte sich im Juli 1958 offenkundig noch nicht etabliert, in den genannten Beiträgen wurden die Begriffe synonym verwendet.

9 Siehe Gongnong yao zhishifenzihua, zhishifenzi yao gongnonghua [Bauern und Arbeiter sollen intellektualisiert werden, Intellektuelle proletarisiert und verbäuerlicht], Sonderseite der Renmin Ribao [Volks-
zeitung] vom 10. August 1958.

10 Eine aufschlussreiche Analyse findet sich in Felix Wemheuer: Diskurse des chinesischen Kommunismus während des »Großen Sprungs nach vorne« 1958, in: Lena Hennigsen/Heiner Roetz (Hg.): Menschenbilder in China (= Jahrbuch der Deutschen Vereinigung für Chinastudien, Bd. 5), Wiesbaden 2009, S. 95–114. Die Heterogenität von Konzepten findet sich vorrangig auf der diskursiven Ebene. Die Praxis des »Großen Sprungs nach vorn« war hingegen weitgehend durch eine Militarisierung der Gesellschaft gekennzeichnet; siehe Yinghong Cheng: Creating the »New Man«. From Enlightenment Ideals to Socialist Realities, Honolulu 2009, S. 81 f.

11 Siehe u. a. Jacques Charrière: Planung und Leitung der Produktionseinheiten, in: Charles Bettelheim/Hélène Marchisio/Jacques Charrière: Der Aufbau des Sozialismus in China, München 1969, S. 41–68, hier S. 57 f.

12 Chen: Quanxin de shehui (Anm. 5), S. 14.

13 Siehe Cheng: Creating the »New Man« (Anm. 10), S. 76 f.

14 Das Werk Kak zakaljalas’ stal’ [Wie der Stahl gehärtet wurde] erschien in einer zweibändigen Ausgabe erstmals 1932 und 1934 in Moskau. Von 1952 bis 1965 erschienen 25 Auflagen des übersetzten, ungekürzten Buches, insgesamt ca. eine Million Exemplare, unter dem chinesischen Titel Gangtie shi zenyang liancheng de. Die außergewöhnliche Rezeptionsgeschichte des Romans in China ist aufgearbeitet in Donghui He: Coming of Age in the Brave New World. The Changing Reception of How the Steel Was Tempered in the People’s Republic of China, in: Thomas P. Bernstein/Hua-yu Li (Hg.): China learns from the Soviet Union. 1949–present, Lanham u. a. 2009, S. 393–420.

15 Aositeluofusiji [= Nikolaj Ostrovskij]: Gangtie shi zenyang liancheng de [Wie der Stahl gehärtet wurde], Chengdu 1987, S. 109.

16 Trotz seiner erheblichen regionalen Bedeutung stellt die Geschichte des XJ PAK während der Fünfzigerjahre in der Forschung außerhalb Chinas ein Desiderat dar. Verwiesen sei auf Neddermann: Sozialismus in Xinjiang (Anm. 4). Einen historischen Gesamtüberblick bietet Fang Yingkai: Xinjiang bingtuan tunken shubian shi [Geschichte der Landreklamation und Grenzsicherung durch das XJ PAK], Ürümqi 1997.

17 Schätzungen der Zahl von Han-Chinesen in Xinjiang variieren, sie bewegen sich jedoch zumeist im angegebenen Rahmen; siehe Gudrun Wacker: Xinjiang und die VR China. Zentrifugale und zentripetale Tendenzen in Chinas Nordwest-Region, Köln 1995, S. 11 sowie Rose Maria Li: Migration to China’s Northern Frontier, 1953–82, in: Population and Development Review 15 (1989), H. 3, S. 528.

18 Siehe Augustin Palát/Gernot Prunner: Nationale Minderheiten, in: Wolfgang Franke (Hg.): China Handbuch, Düsseldorf 1974, S. 949–961, hier S. 949 f.

19 Der Kultur und Geschichte von Nomaden in Xinjiang, insbesondere von Kasachen, widmen sich Linda Benson/Ingvar Svanberg: China’s last nomads. The history and culture of China’s Kazaks, Armonk/London 1998.

20 Siehe James Z. Gao: The Call of the Oases. The »Peaceful Liberation« of Xinjiang, 1949–53, in: 
Jeremy Brown/Paul G. Pickowicz (Hg.): Dilemmas of Victory. The Early Years of the People’s Republic of China, Cambridge/London 2007, S. 184–204.

21 Zu den Verwaltungsstrukturen in der Grenzregion siehe Donald H. McMillen: Chinese Communist Power and Politics in Xinjiang. 1949–1977, Boulder 1979.

22 Zum Auftrag des XJ PAK siehe z. B. Donald McMillen: Xinjiang and the Production and Construction Corps. A Han Organisation in a Non-Han Region, in: The Australian Journal of Chinese Affairs 1981, 
H. 6, S. 65–96.

23 Siehe Xinjiang shengchan jianshe bingtuan tongji nianjian bianji weiyuanhui (Hg.): Xinjiang shengchan jianshe bingtuan tongji nianjian 2001 [Statistisches Jahrbuch des XJ PAK 2001], Peking 2001, S. 197.

24 Siehe ebd., S. 53. Die Migration von Han-Chinesen in die Grenzregion steht im Kontext des ersten Fünfjahresplans (1953–1957) und einer darin vorgesehenen »rationalen« Verlagerung von Produktionszentren; siehe Mette Halskov Hansen: The Call of Mao or Money? Han Chinese Settlers on China’s Southwestern Borders, in: The China Quarterly (1999), H. 158, S. 395 f.

25 Eine umfassende Darstellung der Regionalgeschichte Xinjiangs von ihren Anfängen bis in die Gegenwart findet sich in James A. Millward: Eurasian Crossroads. A History of Xinjiang, New York 2007.

26 Ein Aspekt, der besonders von nicht chinesischen Autoren betont wird; siehe James D. Seymour: Xinjiangs Production and Construction Corps, and the Sinification of Eastern Turkestan, in: Inner Asia 2 (2000), H. 2, S. 171–193.

27 Zu den Entwicklungen des Gründungsjahrzehnts siehe Neddermann: Sozialismus in Xinjiang (Anm. 4), S. 89–154.

28 Siehe Xinjiang shengchan jianshe bingtuan tongji nianjian (Anm. 23), S. 197.

29 Siehe Donald H. McMillen: Chinese Communist Power and Politics in Xinjiang. 1949–1977, Boulder 1979, S. 74.

30 Siehe Fang: Xinjiang bingtuan (Anm. 16), S. 637.

31 Mao Zedong, zitiert nach Nongye chubanshe (Hg.): Nongken gongzuo wenjian ziliao xuanbian 
[Ausgewählte Dokumente und Materialien zur Landerschließung], Peking 1983, S. 1.

32 So der Text des Liedes Women Xinjiang hao difang [Unser Xinjiang ist ein schöner Ort], zitiert nach Zhang Feng: Qu Daxibei. 1949 nian yilai Xinjiang yimin [Auf in den Nordwesten. Migration nach Xinjiang ab 1949], in: Yu Zhen/Dawacairen (Hg.): Zhongguo de minzu guanxi he minzu fazhan 
[Die Beziehung zwischen den ethnischen Gruppen in China und ihre Entwicklung], Peking 2003, S. 376–405, hier S. 376.

33 Siehe ebd.

34 Demobilisierte Armeeeinheiten wurden mit zivilen Aufgaben beauftragt, u. a. in den Bereichen Landwirtschaft und Landreklamation. Die »Produktivtruppen« der frühen Fünfzigerjahre können als Wegbe-
reiter des XJ PAK verstanden werden; siehe Neddermann: Sozialismus in Xinjiang (Anm. 4), S. 53–67.

35 Siehe Klaus Mühlhahn: Criminal Justice in China. A History, Cambridge/London 2009, S. 269.

36 Der Aspekt der »Umerziehung durch Arbeit« im XJ PAK findet sich ausführlich in James D. Seymour/Richard Anderson: New ghosts, old ghosts. Prisons and labor reform camps in China, Armonk 1998, S. 45–70 sowie in Fang: Xinjiang bingtuan (Anm. 26), S. 330 f.

37 Ab August 1955 erschienen Artikel, in denen die jugendlichen Freiwilligen als »Helden der Grenze« glorifiziert wurden, regelmäßig in der chinesischen Presse; siehe z. B. Renmin Ribao [Volkszeitung] vom 26., 28. und 31. August 1955. Die Medienkampagne dauerte bis Anfang der Sechzigerjahre an.

38 Zwar traf die Hungersnot zeitweise auch Xinjiang, jedoch erreichte sie dort nicht solch dramatische Ausmaße wie in anderen Regionen. Differenzierte Untersuchungen zu den Gründen – insbesondere solche, die staatliche, regionale und lokale Faktoren verbinden – fehlen bisher. Eine Rolle dürfte jedoch u. a. gespielt haben, dass die Volkskommunen in der Grenzregion erheblich kleiner waren als im Landesinnern, dass die landwirtschaftliche Produktivität zwar einbrach, gleichzeitig jedoch die Anbau-
fläche ausgeweitet wurde, dass Nebenproduktion zum Eigenverbrauch relativ früh zugelassen wurde und dass die Region von Naturkatastrophen, welche die negativen Folgen des »Großen Sprungs« andernorts zur Tragödie ausweiteten, weitgehend verschont blieb.

39 1954 sind gerade einmal 24 Prozent im XJ PAK Frauen; siehe Xinjiang shengchan jianshe bingtuan tongji nianjian (Anm. 23), S. 53. So war die Chance, im Grenzgebiet eine »gute Partie« zu machen, für Zuwanderinnen relativ groß. Der Klassenhintergrund spielte nur eine untergeordnete Rolle. Gleichzeitig konnte durch eine vorteilhafte Eheschließung, z. B. mit einem Kriegsveteranen oder einem KPCh-Mitglied, der gesamte Clan einer Frau mit unterstelltem feudalen Familienhintergrund rehabilitiert werden.

40 Siehe Xinjiang junqu: Tunken junhun [Der Geist der militärischen Truppen zur Landgewinnung], Ürümqi 2004, S. 193.

41 Siehe Fang: Xinjiang bingtuan (Anm. 16), S. 422.

42 Siehe z. B. Renmin Ribao [Volkszeitung] vom 27. September 1955 und vom 23. Februar 1959.

43 Siehe Aositeluofusiji [= Nikolaj Ostrovskij]: Gangtie shi zenyang liancheng de (Anm. 15), S. 146–168.

44 Das Gedicht findet sich u. a. in Anwar Rahman: Sinicization Beyond the Great Wall. China’s Xinjiang Uighur Autonomous Region, Leicester 2005, S. 91. Im Zentrum der Verse steht der Mangel im XJ PAK: Zum sparsamen Umgang mit Kraftstoff angehalten, ließen Fahrer ihre LKWs abschüssige Strecken im Leerlauf hinunterrollen. Essbares sei auf den Feldern zwar vorhanden, jedoch primär für den Export vorgesehen. Ihre schwierigen Lebensverhältnisse könne man den Feld- und Landarbeitern auf den ersten Blick ansehen.

45 Siehe Hauke Neddermann: Peers and Strangers. Han Settlers in Xinjiang as a Community of Action and Memory, in: Jens Damm/Mechthild Leutner (Hg.): China Networks (= Berliner China-Hefte, Bd. 35), Berlin 2009, S. 98–117.

Inhalt – JHK 2012

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