JHK 2012

Verstörende Erinnerung. Der Stalinismus im Gedächtnis Europas

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 341-356 | Aufbau Verlag

Autor/in: Claudia Weber

Am 10. Dezember 2009 erhielt die Schriftstellerin Herta Müller in Stockholm den Nobelpreis für Literatur. Ich muss gestehen, dass mir als Südosteuropahistorikerin – wie vielen anderen auch – der Name und das Werk der Autorin allenfalls flüchtig bekannt waren. Ich wusste, dass es sich bei Herta Müller um eine rumäniendeutsche Autorin aus dem Banat, jener deutschen Enklave im Westen Rumäniens handelt, die ich allerdings einer leicht angestaubten Volkstums- und Minderheitenliteratur zuordnete. Noch während meines Studiums in den Neunzigerjahren galt die Geschichte der Rumäniendeutschen als Fachbereich der ausgedehnten Langeweile, im schlimmsten Falle vermuteten wir dort, zuweilen nicht unbegründet, ein Rückzugsgebiet für obskur rechtslastige Kommilitonen. Der Geschichte gegenüber verhielten wir uns distanziert, einerseits, um nicht selbst in den Dunstkreis eines unterstellten und tatsächlichen Revanchismus zu geraten, andererseits, und dies kann ich nur rückblickend reflektieren, um einer historischen Konfusion auszuweichen, die nicht nur die Welt erklärende Junghistoriker verstört hätte.

Herta Müller entstammt einer »Tätergemeinschaft«, jener deutschen Bevölkerung im Banat, von der nicht wenige Hitlers Machtübernahme hoffnungsfroh begrüßt hatten. Im Zuge der wirtschafts- und machtpolitischen Interessen in Südosteuropa versprach das Dritte Reich die Durchsetzung von Minderheitenrechten, die Groß-Rumänien zwar deklariert, aber nie in die Tat gesetzt hatte. Seit November 1918, als die rumänische Nationalversammlung in Karlsburg den Anschluss Siebenbürgens und des Banats an das Königreich Rumänien beschloss, stand die Umsetzung der sogenannten Karlsburger Beschlüsse, die der deutschen Minderheit »volle nationale Freiheit« in Unterricht, Verwaltung und Rechtspflege zusicherten, aus.1 Erst auf Intervention des Dritten Reiches war das autoritäre Regime General Antonescus zur Realisierung dieser Rechte bereit. Ende August 1940 feierten die Rumäniendeutschen ein Abkommen zwischen dem Dritten Reich und Rumänien, in dem sich das Königreich verpflichtete, die Angehörigen der deutschen Volksgruppe mit dem Mehrheitsvolk »in jeder Weise gleichzustellen und die Stellung der deutschen Volksgruppe im Sinne der Karlsburger Beschlüsse [...] weiter auszubauen.2 Wenige Monate später, am 23. November, trat Rumänien dem Dreimächtepakt bei, und seine Truppen marschierten zusammen mit der 11. Armee der Wehrmacht in die Sowjetunion ein. Zu diesem Zeitpunkt lebten knapp 760 000 Deutsche in Groß-Rumänien. Ungefähr 63 000 von ihnen, darunter auch der Vater von Herta Müller, gehörten zur Waffen-SS und wurden unter anderem als KZ-Wachmänner in Auschwitz und Majdanek, aber auch in SD-Sondereinheiten eingesetzt, die an Massenerschießungen sowjetischer Kriegsgefangener beteiligt waren.3 Als Rumänien im August 1944 die Seiten wechselte und Deutschland den Krieg erklärte, wurden die Deutschen zu einem Feind, der stets an die Liaison mit dem Nationalsozialismus erinnerte. Nach dem Einmarsch der Roten Armee und im Zuge der raschen Stalinisierung des Landes führte das Stigma der ethnischen Zugehörigkeit direkt in die Lager des Gulag. Stalin forderte die Deportation aller in Rumänien lebenden Deutschen zwischen siebzehn und fünfundvierzig Jahren – unabhängig davon, ob sie Kriegsverbrechen begangen hatten. Zehntausende wurden allein im Laufe des Jahres 1945 verschleppt, darunter auch die Mutter von Herta Müller, die fünf Jahre in einem Arbeitslager verbrachte.4

»Alles was ich habe, trage ich bei mir. Oder: Alles Meinige trage ich mit mir. Getragen habe ich alles, was ich hatte. Das Meinige war es nicht. Es war entweder zweckentfremdet oder von jemand anderem. Der Schweinslederkoffer war ein Grammophonkistchen. Der Staubmantel war vom Vater. Der städtische Mantel mit dem Samtbündchen am Hals vom Großvater. Die Pumphose von meinem Onkel Edwin. Die ledernden Wickelgamaschen vom Nachbarn, dem Herrn Cap. Die grünen Wollhandschuhe von meiner Fini-Tante. Nur der weinrote Seidenschal und das Necessaire waren das Meinige, Geschenke von den letzten Weihnachten. Es war noch Krieg im Januar 1945.«5 Mit diesen nun schon oft zitierten Zeilen beginnt Herta Müller ihren Roman, mit dem sie nicht nur ihrem engen Freund Oskar Pastior ein Denkmal setzt. Atemschaukel beschreibt das Schicksal der Banater Deutschen, von Onkel Edwin, Herrn Cap und der Fini-Tante. Als Mahnerin der Erinnerung an das kommunistische Unrecht, an staatliche Repression und die stete Bedrohung durch die berüchtigte Securitate ist Herta Müller nach der Verkündung des Nobelpreiskomitees im Oktober 2009 sowohl vorsichtig beäugt als auch gefeiert worden. Der Nobelpreis, schrieb etwa der Spiegel, sei ein »Fanal gegen das Vertuschen«.6 Müllers bulgarischer Schriftstellerkollege Ilija Trojanow sah in der Verleihung ein Signal gegen die Verniedlichung des kommunistischen Unrechts. Und die Süddeutsche Zeitung beschwor die Preisträgerin als »Meisterin der schrecklichen Vergegenwärtigung« eines leidvollen Lagerlebens und des erniedrigenden Alltags im totalitären Staatssozialismus.7

Dass Herta Müller in der poetischen Annäherung an eine existenzielle Diktaturerfahrung und an eine abgrundtiefe Heimatlosigkeit ihr Lebensthema gefunden hat, ist unbestritten. Das ist aber nicht der Grund dafür, dass ich meinen Vortrag mit ihr begonnen habe. Der Roman Atemschaukel thematisiert, erstens, die stalinistische Deportationspolitik gegenüber den Rumäniendeutschen. Damit beleuchtet er eine europäische Dimension stalinistischer Gewalt, die lange Zeit aus der wissenschaftlichen Perspektive und der Erinnerung gefallen war. Der Terror Stalins ist überwiegend, da synonym zum »Großen Terror« der Jahre 1936–1938 gebraucht, als innersowjetisches Thema erinnert worden. Das jedoch war er nie, nicht einmal in den Zeiten des »Großen Terrors«, als das NKWD europäische Kommunisten und ethnisch-nationale Gruppen massenhaft vernichtete. Stalins Terror war nie nur innenpolitische Gewalt, er richtete sich in seiner Begründung und Durchführung auch stets nach außen und nach Europa, und dies nicht erst mit dem Einmarsch der Roten Armee in Polen am 17. September 1939. In welchem Ausmaß allein der spanische Bürgerkrieg vom Terror des NKWD definiert worden ist, konnte erst nach der Öffnung der Archive in den letzten Jahren untersucht werden.8 In der Erinnerungskultur des Kalten Krieges aber war die europäische Dimension des Stalinismus in Ost- und Westeuropa vergessen. Herta Müller hat eine Geschichte Europas geschrieben, die es unmöglich macht, diesen Ausfall länger zu ignorieren.

Atemschaukel konfrontiert den Leser, zweitens, mit den zutiefst verstörenden Biografien dieser europäischen Gewalt- und Diktaturgeschichte. Ungewollt und einer persönlichen Tragik nicht entbehrend, wurde die Autorin auch zu einer Meisterin dieser »schrecklichen Vergegenwärtigung«. Seit Herbst 2010 ist bekannt, dass das Leben des Lyrikers Oskar Pastior, das der Atemschaukel zugrunde lag, nicht nur von den Erfahrungen in einem stalinistischen Lager zu berichten weiß. Unter dem Decknamen »Stein Otto« war Pastior informeller Mitarbeiter der rumänischen Securitate. Nachdem der Münchner Germanist Stefan Sienerth zunächst nur eine Verpflichtungserklärung aus den frühen Sechzigerjahren entdeckt hatte, verdichteten sich bald die Hinweise darauf, dass Pastior nicht nur ein als Informant registriertes Erpressungsopfer und, wie Herta Müller hoffte, eine »Karteileiche« gewesen war.9 Offenbar hat er aktiv Spitzelberichte verfasst, die, so der Vorwurf eines früheren Kollegen, den Selbstmord des jungen rumäniendeutschen Lyrikers Georg Hoprich im Jahr 1969 bedingten. Die biografischen Verstrickungen Oskar Pastiors, von denen Herta Müller überrascht und betroffen war, sind nicht nur ein bestechendes Beispiel für die Flüchtigkeit von Täter- und Opferkategorien. Die Biografie von Pastior und die jüngsten Enthüllungen demonstrieren – und das ist in der persönlichen Dimension nur als tragisch zu bezeichnen – wie die Ambivalenzen der europäischen Gewaltgeschichte zum Lehrstück selbst für die »Meisterin ihrer schrecklichen Vergegenwärtigung« geworden sind. Es ist ein Lehrstück, dem sich auch Historiker auf Dauer nicht entziehen werden können.

Für sie – für die Historiker – folgen aus diesem Lehrstück zwei Fragen. Die erste, die ich heute nur benennen kann, behandelt das Problem der angemessenen wissenschaftlichen Narration: Wie kann Wissenschaft den Verstörungen der europäischen Gewaltgeschichte und den fließenden Täter-Opfergrenzen schreibend gerecht werden? Können Historiker, die sich bewusst gegen eine poetisch-fiktionale Sprache entschieden haben, diesen Verstörungen überhaupt in einer wissenschaftlichen Narration begegnen? Das Problem der schreibenden Annäherung an die »Koexistenz und Kopräsenz des Disparaten« beschäftigt Osteuropahistoriker wie den an der Frankfurter Viadrina lehrenden Karl Schlögel seit der Öffnung der sowjetischen Archive. In seinem 2008 Furore machenden Buch Terror und Traum. Moskau 1937 hat Schlögel sich – wie ich denke ganz erfolgreich – an einem raum- und ortsbezogenen »Narrativ der Gleichzeitigkeit« versucht, das die Pole eines Lebens in der Gewalt in Stalins Moskau zusammenzog.10 Der Ansatz einer raum- und ortsbezogenen Geschichte ist zweifelsohne eine Methode, Disparates zu vergegenwärtigen und zu erfassen.11 Sie wäre ebenso tauglich, wenn es darum geht, sich der Konfrontation mit den europäischen Diktaturerfahrungen – Schlögel bleibt beim Stalinismus – auseinanderzusetzen. Eine andere Möglichkeit scheint mir – ebenfalls nicht neu auf der Spielwiese historiographischer Methoden – mit dem biografischen Ansatz gegeben. Hier ginge es darum, das Prisma historischer Widersprüchlichkeit in der Beschreibung zeitgenössischer Biografien zu entfalten. Dem biografischen Ansatz wird gelegentlich und nicht zu Unrecht vorgeworfen, in psychologisierenden Spekulationen zu enden. Dann aber wäre er hier falsch verstanden. Es geht nicht darum, biografische Wendungen zu erklären. Ihre Anerkennung ist nur der Ausgangspunkt für die Beschreibung historischer Kopräsenz. »Ich bin der Zweite Weltkrieg« – so hat der im letzten Jahr verstorbene niederländische Autor Harry Mulisch diesen biografischen Ansatz einmal mit der ihm nicht fremden großen Geste zusammengefasst. Mulisch bezog sich auf das Spannungsverhältnis zwischen seiner jüdischen Abstammung mütterlicherseits und der NS-Kollaboration seines Vaters; ein Spannungsverhältnis, das das literarische Schaffen von Mulisch ebenso prägte, wie es die Realität des Zweiten Weltkriegs spiegelt. Damit möchte ich aber meine methodischen Anmerkungen auch schon beenden, sie sind unfertig und stehen – wie bereits gesagt – heute nicht im Mittelpunkt meines Vortrags.

Auch bei der zweiten Frage, der ich mich heute intensiver widme, handelt es sich um eine sogenannte Fachfrage, die allerdings ungleich stärker mit gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Diskussionen um eine europäische Erinnerungskultur verbunden ist. Diese Diskussionen werden, Ulrike Jureit hat in ihrem Vortrag vor einem Monat bereits darauf verwiesen, insbesondere seit der EU-Osterweiterung in der Europapolitik geführt. Im Kern konzentrieren sie sich auf die Auseinandersetzungen mit und die eigentümliche Konkurrenz zwischen der nationalsozialistischen und der stalinistischen Gewalterfahrung; ein, wie Ulrike Jureit ihn nennt, erinnerungspolitischer Ost-West-Konflikt, der gerade bei der Suche und Etablierung von Erinnerungssymbolen und -orten ausgetragen wird.

Historikern mögen diese Erinnerungskonkurrenzen auf den ersten Blick anachronistisch erscheinen. Und doch sind sie mehr als erstaunlich resistente Relikte aus der Gründungsphase europäischer Nationalstaaten im 19. Jahrhundert. Denn im Kern handelt es sich auch bei der Europabildung um einen Vergemeinschaftungsprozess, dessen Erfolg von der identitätsstiftenden »Erfindung« einer gemeinsamen Geschichte abhängt. Die Suche nach den europäischen Erinnerungsorten und der Rückgriff auf Gedenktage und Denkmäler sind dabei keinesfalls unmodern oder rückständig. Sie sind es allein aufgrund der schlichten Tatsache nicht, dass Gemeinschaften nur über ein begrenztes Repertoire an Erinnerungssymbolen und Formen des Gedenkens verfügen. Ihre Wirksamkeit zu hinterfragen, steht der Anerkennung dieser Tatsache nicht im Wege. Schon 1927 war sich Robert Musil angesichts der Konjunktur europäischer Kriegsdenkmäler für den »Unbekannten Soldaten« sicher, dass »das Auffallendste an Denkmälern« ist, »dass man sie nicht bemerkt. […] Es gibt nichts auf der Welt«, schrieb Musil, »was so unsichtbar wäre wie Denkmäler.«12 Dennoch und vielleicht gerade aufgrund ihrer Unsichtbarkeit sind Denkmäler und wohl auch Gedenktage bis heute bevorzugte Symbole der Erinnerung. Ihre Existenz zeugt von der Erfüllung einer Erinnerungspflicht, und damit ist es dann auch getan.

Aber das nur als Exkurs und zurück zum erinnerungspolitischen Ost-West-Konflikt. Die Frage ist, ob vor dem Hintergrund hybrider Opfer- und Täterzuschreibungen, konkurrierender Referenzerzählungen und der ideologischen Erblast der Gewalterinnerung im Kalten Krieg eine europäische Erinnerungskultur überhaupt möglich ist? Kann Europa auf einer gemeinsamen Geschichte gründen, und wer sind die Akteure dieser invention of tradition? Ich möchte mich diesen Fragen aus der historischen Rückschau nähern, um sicher keine abschließenden Antworten, aber vielleicht doch Ausblicke entwerfen zu können.

Kein Ort. Osteuropa

Nach dem Zweiten Weltkrieg existierte kein Europa, in dem die Erinnerung an den Stalinismus aufgehoben war. Im Osten war jede Auseinandersetzung mit dem Terror der Dreißigerjahre und der stalinistischen Gewalt im Zweiten Weltkrieg ein hochpolitisches Tabu, dessen Infragestellung phasenweise lebensbedrohliche Folgen haben konnte. Allen geschichtspolitischen Konjunkturen zum Trotz blieb dieses Tabu bis zur Perestroika und teilweise bis in die Gegenwart unangetastet. Es wurde überschattet von jenem monströsen Mythos des »Großen Vaterländischen Krieges«, der ihm widersprechende und persönliche Erinnerungen zur Häresie machte. Als Stalin am 24. Juni 1945 auf dem Roten Platz seine große Siegesparade veranstalten ließ, marschierten kaum ehemalige Frontkämpfer, sondern Elitesoldaten auf, die nie einen Schützengraben gesehen hatten. Die bronzegeschmiedeten Molodzi [Prachtkerle], die die Fahnen des Dritten Reiches vor das Lenin-Mausoleum warfen, versinnbildlichten diesen Mythos. Sie präsentierten das Bild eines glanzvollen Sieges und des erhabenen Siegers Stalin, vor dessen Größe der Terror und die Gewalt blasphemisch wirkten.13

Auch Nikita Chruščëvs »Politik des Tauwetters«, die auf den Spätstalinismus folgte, brachte keine grundlegende geschichtspolitische Wende. Zweifelsohne veränderte die Kritik Chruščëvs an Stalins Personenkult die Konfiguration des Mythos: Stalin verschwand, und aus den gestählten Elitesoldaten wurden wieder Frontkämpfer, die eine wenig glorreiche »Schützengrabenwahrheit« von Dreck, Hunger und Tod verkündeten. Eine Rede über sowjetische Kriegsverbrechen und die Besatzungsgewalt war damit freilich nicht verbunden. In der Zeit des »Tauwetters«, die von der persönlichen Abrechnung mit dem Krieg geprägt war, wurden biografische Alltagserfahrungen künstlerisch bearbeitet und so kanalisiert.14 Erwähnen möchte ich hier nur Filme wie die Ballade über einen Soldaten (1959) – der Regisseur Grigori Tschuchrai war ein ehemaliger Frontsoldat – oder Andrej Tarkowskis Film Iwans Kindheit von 1962, der die traumatischen Einwirkungen des Krieges auf Kinder zeigt.

Während des »Tauwetters« begann auch in der Sowjetunion – ähnlich wie in Westeuropa – eine vorsichtige Hinwendung zum Holocaust. Der Blick auf die jüdische Bevölkerung als Opfer des Krieges war im politischen Antisemitismus der späten Stalin-Zeit noch undenkbar gewesen. Nun, in den Sechzigerjahren, veröffentlichte Evgenij Evtušenko sein Gedicht Babij Jar, das zur Textgrundlage für Dmitrij Šostakovič 13. Symphonie wurde. Im Unterschied aber zur Entwicklung westlich des Eisernen Vorhangs, blieb es in der Sowjetunion bei diesen vorsichtigen Annäherungen. Als etwa in Kiew erste Diskussionen um ein Denkmal für die Opfer von Babij Jar einsetzten, zog Nikita Chruščëv schnell die Reißleine. »In Babij Jar«, beendete er alle Denkmalspläne, »sind auch Russen umgekommen. Wer noch? Wenn wir uns damit beschäftigen, dann rufen wir einen Konflikt hervor.«15 Diesen Konflikt, der die Auseinandersetzung mit der antisemitischen Politik Stalins und populären Ressentiments bedeutet hätte, vermied die sowjetische Geschichtspolitik bis zur Perestroika. Von Stalin bis hin zur Ära Brežnev ging die Vernichtung der Juden in der allgemeinen Formel von der »Vernichtung friedlicher sowjetischer Bürger« auf. Der Mythos vom »Großen Vaterländischen Krieg« aber erstarrte allmählich in einer monumentalen Denkmals- und Erinnerungskultur, deren Klischees, Rituale, Orden und Sonderrechte für Veteranen persönliche und erst recht widerspenstige Erinnerungen erstickten. »Niemand wird vergessen« und »Erweist Euch der Gefallenen würdig« waren Pathosformeln, die jährlich am 9. Mai vor den gigantischen Gedenkarealen auf dem Mamaew-Hügel in Stalingrad (Wolgograd) oder am Grab des Unbekannten Soldaten in Moskau abgegeben wurden.

Die Geschichte der Gewalterinnerung in der Sowjetunion, die vor allem eine Geschichte der mythologisierten Erinnerung an den »Großen Vaterländischen Krieg« war, habe ich hier lediglich in Umrissen skizzieren können. Dabei ging es vor allem darum, am Möglichen zu zeigen, was nicht möglich war. Denn allen Modifikationen zum Trotz, blieben die europäische Dimension und die Kriegsgewalt des Stalinismus aus der kollektiven Erinnerung ausgeschlossen. An dieser Tatsache konnte auch das Erscheinen von Aleksandr Solženicyn Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch im Jahr 1962 nicht wirklich etwas ändern. Gerade weil Solženicyn mit Iwan Denissowitsch einen Soldaten zum Helden gemacht hatte, der nach der deutschen Kriegsgefangenschaft im sowjetischen Gulag gelandet war, hätte eine geschichtspolitische Diskussion des Buches den Kriegsmythos erschüttert. Wenn überhaupt, dann wurde Stalins Terror in der Kritik an der Person und am Personenkult mitverhandelt – eine Aufarbeitung des Stalinismus bedeutete dies nicht. Themen wie die Säuberungen des NKWD in Spanien, die stalinistische Gewalt in Ost- und Südosteuropa, die Vertreibungs- und Vernichtungspolitik während der Besatzung durch die Rote Armee und die vielfältigen Formen der Zusammenarbeit mit dem Dritten Reich während des Hitler-Stalin-Paktes blieben bis zum Ende des Kalten Krieges unangetastet.

Diese tief verwurzelte Berührungsangst hatte mehrere Ursachen. Auf zwei möchte ich kurz eingehen. Erstens hätte jede, auch jede künstlerische Bearbeitung der Besatzungspolitik, der sexuellen Gewalt und der Säuberungen die politische Legitimation Moskaus in den Satellitenstaaten bedroht. Geschichte und Erinnerung wurden von Stalin, Chruščëv, Brežnev bis hin zu Gorbačëv als existenzielle Gefahren für den Zusammenhalt des sowjetischen Imperiums nach dem Zweiten Weltkrieg betrachtet. Gorbačëvs Weigerung, den Befehl Stalins und seines Politbüros über die Erschießung von 22 000 polnischen Kriegsgefangenen endlich zu veröffentlichen, ist hierfür nur ein beredtes Beispiel. Bis zum Ende seiner Amtszeit sah sich Gorbačëv nicht in der Lage, die so genannten Massenerschießungen von Katyn als Kriegsverbrechen des Stalinismus anzuerkennen. Obwohl selbst Außenminister Eduard Schewardnadse und der Chef des KGB Chruščëv schon im März 1989 unmissverständlich klargemacht hatten, dass »die Zeit in diesem Fall nicht unser Verbündeter« ist und es »möglicherweise [...] angebracht [wäre] zu sagen, was tatsächlich vorgefallen ist und wer konkret dafür verantwortlich war«16, war Gorbačëv ein Jahr später allenfalls dazu bereit, von einer schrecklichen Tat des berüchtigten NKWD-Chefs Lavrentij Berija und seiner Gefolgsleute zu sprechen.17

Eine zweite Ursache für die jahrzehntelange Tabuisierung und große Zurückhaltung, mit der die europäische Dimension des Stalinismus letztendlich offengelegt wurde, ist in den osteuropäischen Satellitenstaaten selbst zu suchen. Auch deren Führer – von Todor Schiwkow in Bulgarien über Jaruzelski in Polen bis hin zu Honecker in der DDR – fürchteten die Erosion der eigenen Macht, wenn darüber diskutiert werden würde, wie ihre Parteien zu dieser gelangt waren. Dabei ging es ebenso um die Auseinandersetzung mit den stalinistischen Repressionen gegenüber der internationalen kommunistischen Bewegung – in den Dreißigerjahren war die Kommunistische Partei Polens nahezu ausgelöscht worden – wie um die gewaltsame Machtübernahme nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Abhängigkeit der kommunistischen Parteien von Moskau machte sie zu Apologeten sowjetischer Geschichtsmythen. Die osteuropäische Erinnerung ordnete sich dabei einer »Meistererzählung« unter, die lediglich um die Topoi der Befreiung und des antifaschistischen Widerstandskampfes erweitert wurde. Eine Holocaust-Erinnerung war auch in Osteuropa nicht möglich, zumal sie nicht nur in Ungarn, Rumänien oder Polen an den eigenen Antisemitismus erinnert und aus Opfern Kollaborateure und Täter gemacht hätte.

Und dennoch: Die den geschichtspolitischen Mythen des Staatssozialismus widersprechenden Gewalterfahrungen überdauerten. Sie überdauerten in den oft beschworenen Nischen. Die Erinnerung an die sexuelle Gewalt wählte eine verschlüsselte Sprache in Sätzen, die, um vollständig zu sein, nicht beendet werden mussten (»Als dann die Russen kamen.«). Vertreibungs- und Gulagerfahrungen überlebten in Familiengedächtnissen, oder sie wurden als soziales Verhalten vererbt. So berichtet Herta Müller davon, wie sehr die Lagerjahre ihrer Mutter ihr eigenes Leben prägten: Ihren Namen erhält sie von einer in der Haft verstorbenen Freundin der Mutter, und der Satz »Im Lager gab es nichts zu essen.« begleitete die Mahlzeiten ihrer Kindheit.18 Dissidentische Kreise und die Kultur des Samizdat pflegten das Gedenken an die Sowjetisierung Osteuropas und produzierten einen historischen Eigensinn, der über den begrenzten Raum des politischen Widerstandes hinaus wirkte. In Polen etwa hinterließen Andrzej Wajdas frühe Filme Kanal von 1956 und Asche und Diamant von 1958, die das Schicksal der Polen im Zweiten Weltkrieg und die Niederschlagung des Warschauer Aufstandes vor den Augen der Roten Armee thematisierten, sichtbare Risse im Bild der sowjetischen Befreier. Zu einem zentralen Geschichtstopos der Gegenwehr aber wurden die bereits erwähnten Massenerschießungen polnischer Kriegsgefangener bei Katyn; ein Kriegsverbrechen, dessen besondere Brisanz darin bestand, dass es in der offiziellen, von der Sowjetunion übertragenen Version als ein von den Deutschen verübtes Kriegsverbrechen dargestellt wurde. Dieser Version glaubten in Polen wenige: in der Bevölkerung und selbst in Parteikreisen. Die stete Leugnung der sowjetischen Täterschaft, die von der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei wider besseres Wissen mitgetragen wurde, untergrub nicht nur die eigene und die Legitimation Moskaus. Sie führte zur Entstehung einer widerständigen Parallelerinnerung, die sich ihre Gedenkorte, wie die so genannte Katyn-Stelle auf dem Warschauer Powazki-Friedhof schuf. Seit den späten Siebzigerjahren versammelten sich dort jährlich zu Allerheiligen am 1. November zahlreiche Warschauer, um nicht nur der Opfer von Katyn, sondern auch der Toten des Warschauer Aufstandes und nationaler Politiker zu gedenken. »Katyn« war das zentrale Geschichtsthema in der Auflösungsphase der Volksrepublik Polen. Die Forderungen nach der Aufklärung des Verbrechens und einem sowjetischen Schuldbekenntnis wurden so nachdrücklich, dass sich die Jaruzelski-Regierung von der sowjetischen Haltung löste. Im März 1989 erklärte der damalige Regierungssprecher Jerzy Urban, die polnische Regierung sei davon überzeugt, dass das Verbrechen im Frühjahr 1940 vom sowjetischen NKWD verübt worden ist.19 Dieser Schritt, der nur als verzweifelter Versuch des eigenen Machterhalts und zur Ruhigstellung der Bevölkerung interpretiert werden kann, kollidierte mit dem Widerwillen Gorbačëvs, sich der europäischen Dimension des Stalinismus zu stellen.

Kein Ort. Westeuropa

Lassen Sie mich nun nach Westeuropa blicken. Hier entstand nach dem Zweiten Weltkrieg eine Rechts-, Markt-, und allmählich auch eine politische Gemeinschaft, die sich Europäische Union nannte. Ihre identitätsstiftende Erinnerung basiert heute auf der historischen Grunderfahrung des Holocaust. Der Holocaust ist der historische Referenzpunkt der westeuropäischen Selbstverständigung; ein appellativer Erinnerungsort, der einen Gegenwartsauftrag enthält und eine Zukunft verspricht: Vor der Wiederholung der Geschichte schützt nur die permanente Erinnerung.

Wo aber blieb die Gewalt des Stalinismus? In einer bemerkenswerten Parallelität zu Osteuropa dominierte auch in Westeuropa eine Stalinismus-Erinnerung, die meist auf die innersowjetische Dimension des Terrors beschränkt blieb. Stalins Repressionen und seine Vernichtungspolitik wurden nicht vergessen, solange sie als Problem der sowjetischen Diktatur- und Kommunismuserfahrung betrachtet werden konnten. Um dies zu illustrieren, kann ich hier stellvertretend nur zwei Werke nennen, die die Stalinismus-Erinnerung in Westeuropa jedoch geprägt haben: Zum einen Arthur Koestlers Roman Sonnenfinsternis und zum anderen Alexander Solženicyns Archipel Gulag. Koestlers Sonnenfinsternis, ein Roman, der seit seinem Erscheinen im Jahr 1940 – zur Zeit des Bündnisses zwischen Hitler und Stalin – ein internationaler Bestseller ist, beschreibt die beklemmende Atmosphäre der Moskauer Schauprozesse gegen die alten Bolschewiki. In der Hauptperson des Romans, dem ehemaligen Volkskommissar Rubaschow, verarbeitet Koestler die Biografien der in Ungnade gefallenen alten Lenin-Mitstreiter Karl Radek, Nikolaj Bucharin und Leo Trotzki, die allesamt den Säuberungen zum Opfer fielen. Sonnenfinsternis ist ein Buch über die allmähliche Verdunkelung der Sowjetunion, nicht die Europas. Dieser Befund trifft auch auf Alexander Solženicyn Epos über den Archipel Gulag zu. Das im Dezember 1973 in russischer Sprache erstmals in Paris veröffentlichte Werk, das zu den einflussreichsten Büchern über die Geschichte des 20. Jahrhunderts gehört, entlarvt das stalinistische Justiz- und Lagerwesen innerhalb der Sowjetunion. Der Terror außerhalb der Landesgrenzen blieb auch bei Solženicyn ausgespart.

In Westeuropa fristete die Erinnerung an Stalins Kriegsverbrechen und die Vertreibungspolitik – auch dies ist wieder eine bemerkenswerte Parallele zu Osteuropa – allenfalls ein Nischendasein, wie ich Ihnen eingangs etwas anekdotisch zeigen wollte. Stalins Terror war, wenn überhaupt, aufgehoben in der persönlichen oder familiären Erinnerung, auch hier meist in einer kodifizierten Sprache. Weitaus stärker aber ersetzte der Wille zum Wiederaufbau und zur Anpassung an die Nachkriegsgesellschaften für Vertriebene, für die Opfer der Massenvergewaltigungen und für die aus den NKWD-Sonderlagern Entlassenen die Auseinandersetzung mit der erfahrenen Gewalt.20 Die Nischen, die im Kalten Krieg existierten, waren weniger der Gewalterinnerung, als vielmehr der Verarbeitung einer Verlusterfahrung vorbehalten. Organisationen wie der Bund der Vertriebenen thematisierten diesen Heimatverlust und verschrieben sich der exterritorialen Pflege einer regionalen Identität und Tradition. Darüber hinaus bestimmten Forderungen nach Entschädigung, die das durchlebte Leid und den Verlust wenigstens materiell anerkennen und ausgleichen sollten, die Arbeit der Verbände. Auch die 1950 gegründete »Vereinigung der Opfer des Stalinismus«, die Interessenvertretung der aus den sowjetischen Speziallagern entlassenen Häftlinge, kümmerte sich vor allem um praktische Fragen der Rehabilitation und materiellen Entlastung. Der geschichtspolitischen Abwehr des stalinistischen Terrors kamen diese Überlebensstrategien von Anpassung, Traditionspflege und Lastenausgleich entgegen. Gerade von der Geschichtspolitik der Bundesrepublik wurde die Gewalt des Stalinismus, wie die Historikerin Bettina Greiner unlängst beschrieben hat, lange Zeit verdrängt. Sie konnte überhaupt erst nach dem Ende des Kalten Krieges thematisiert werden. Und selbst »sechs Jahrzehnte nach Kriegsende«, konstatiert Greiner, »ist der Terror des sowjetischen Lagersystems in erinnerungskultureller Hinsicht noch immer ein randständiges Thema.«21

In den ideologischen Kraftfeldern des Kalten Krieges agierten die Vertriebenenverbände und Interessenvertretungen der Opfer des Stalinismus nie unpolitisch. Ihre Rhetorik und ihr Handeln waren gekennzeichnet von einem radikalen Antikommunismus, der nur am rechtspolitischen oder sogar rechtsextremen Rand zu verorten war. Im Zuge der in den späten Sechzigerjahren einsetzenden Auseinandersetzung mit dem Holocaust und den nationalsozialistischen Verbrechen gingen die Erinnerungen an die Flucht, die Vertreibungen und die Gewalt der sowjetischen Befreiung zudem mit einem politischen Revanchismus einher, von dem sich die bundesdeutsche Geschichtspolitik klar abzugrenzen hatte. In der Tat dienten Vertriebenenverbände und Organisationen wie der rechtsextreme sudetendeutsche Witikobund als Auffangbecken für ehemalige NS-Funktionäre aus den Ostgebieten, die unverblümt auf einer Grenzrevision bestanden und die Verbrechen des Dritten Reiches relativierten. Dass die Gewalt des Stalinismus vom Geschichtsrevisionismus des rechten Randes instrumentalisiert worden ist, hat den erinnerungskulturellen Umgang mit ihr erheblich erschwert. Das »Überleben am rechten Rand« ist eine Ursache für die Verdrängung des Stalinismus aus der westeuropäischen Weltkriegserinnerung.

Ich möchte ihnen dies nochmals am Umgang mit den Massenerschießungen von Katyn zeigen, den ich gerade in einem größeren Buchprojekt untersuche. Im Kalten Krieg wurden die Massenerschießungen von rechtsextremen Gruppen und jenen thematisiert, die mit dem Hinweis auf das stalinistische Kriegsverbrechen den Vernichtungskrieg des Dritten Reiches relativierten. Für viele deutsche Kriegsteilnehmer war Katyn die Gelegenheit, die Ehre von Vaterland und Wehrmacht wiederherzustellen. Die Briefe ehemaliger Soldaten, die den Katyn-Untersuchungsausschuss des US-amerikanischen Kongress während seines Aufenthaltes in der Bundesrepublik 1952 erreichten, geben darüber Auskunft. Dort hieß es unter anderem: «Wenn ich mein Geheimnis freigebe, so diene ich damit der Aufklärung eines schweren Verbrechens, der Bloßstellung der Sowjetunion als Lügner und Märchenerzähler […] Ich diene ferner meinem deutschen Vaterlande bei der Wiederherstellung seiner Ehre und meinen gefallenen Kameraden, denen die Sowjetunion ein schweres Verbrechen angedichtet hat.«22 In den Achtzigerjahren, als Katyn im Zuge der Solidarność-Bewegung zu einem öffentlichen Geschichtsthema in Polen wurde, nutzten rechtsextreme Autoren die Gelegenheit für ihre Abrechnung mit der bundesrepublikanischen Weltkriegserinnerung. 1986 erschien in dem für seinen militanten Geschichtsrevisionismus bekannten Verlag Vowinckel das Buch Die Wahrheit über Katyn. Der Massenmord an polnischen Offizieren. Nur mit dem üblichen »Aber« wehrte der Autor Hendrik van Bergh den Relativierungsvorwurf ab. »Um von vornherein klarzustellen«, so van Bergh in der Einleitung, »diese Untersuchung ist kein Versuch, Kriegsverbrechen gegeneinander aufzurechnen. [...] Aber es muss auch gestattet sein festzustellen, dass nicht nur die Deutschen ›an allem schuld sind‹.«23

Die Instrumentalisierung stalinistischer Verbrechen durch rechtsextreme Gruppen berechtigte den Vorwurf des politischen Revanchismus. Gleichzeitig jedoch wurde dieser Vorwurf zum Pawlow’schen Reflex auf der »anderen«, der linken Seite der Kalten-Kriegs-Rhetorik. Während die europäische Linke, insbesondere in Frankreich, auf Bücher wie Koestlers Sonnenfinsternis oder Solženicyns Archipel Gulag noch mit großen Debatten und heftigem Widerstand reagierte, wurde das Thema der sowjetischen Kriegsverbrechen von vornherein mit dem Revanchismus-Vorwurf abgeschmettert. Als der US-amerikanische Katyn-Untersuchungsausschuss Anfang der Fünfzigerjahre seine Arbeit aufnahm, überzog eine immense Propagandakampagne die kommunistische Presse im Osten ebenso wie im Westen. In der Bundesrepublik verteilte die KPD in der DDR gedruckte Blätter mit dem sowjetischen Burdenko-Bericht, der die deutsche Schuld an den Erschießungen zu beweisen suchte.24 Massenexekutionen, die die Gestapo bei Kriegsende in Deutschland, u. a. im Romberg Park in Dortmund vorgenommen hatte, wurden als »Katyn auf deutschem Boden« dargestellt. »Bis auf die letzten Einzelheiten«, hieß es in der Broschüre Romberg-Park – ein Katyn in Deutschland, »gleichen sich diese beiden faschistischen Verbrechen. […] Die amerikanischen Imperialisten und ihre Verbündeten, die deutschen Monopolkapitalisten, rüsten zu einem neuen Marsch nach dem Ural. […] Deshalb lassen die amerikanischen Imperialisten die Goebbelssche Hetze gegen die Sowjetunion wieder aufleben, deshalb erfolgt die Rehabilitierung der Kriegsverbrecher und das Reinwaschen der faschistischen Mörder.«25

Im Kalten Krieg war die Erinnerung an die Verbrechen des Stalinismus zwischen der Relativierungsabsicht der Rechten und dem Relativierungsvorwurf der Linken verfangen. Darüber hinaus war sie definiert von einer Hierarchie der Gewalt und Gewalterinnerung. Der Umgang mit dem Stalinismus, der rechten Gruppen, osteuropäischen Emigranten und den sogenannten Renegaten überlassen war, wurde oft als Angriff auf die Singularität des Holocaust verstanden. Ich komme an dieser Stelle nicht umhin, auf den Historikerstreit der späten Achtzigerjahre zu verweisen; eine geschichtspolitische Debatte, der die Frage nach der Vergleichbarkeit von Nationalsozialismus und Stalinismus zugrunde lag. Denjenigen, die, wie etwa Joachim Fest die Vergleichbarkeit beider Diktaturen befürworteten, wurde von jenen, die sie, wie etwa Jürgen Habermas oder Wolfgang Wippermann grundsätzlich ablehnten, wiederum eine Relativierungsabsicht und Infragestellung der Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Verbrechen unterstellt. Die Hierarchisierung der Gewalt, die den Holocaust als »Verbrechen aller Verbrechen« festlegte, war jedem historischen Diktaturvergleich eingeschrieben. Sie ging ihm voraus. Der Vergleich zwischen dem Nationalsozialismus und dem Stalinismus war nur unter dem Diktum dieser Singularität möglich; ein Diktum, das sich im Vergleichen selbst bestätigte. Bei allen hervorragenden Studien, die der historische Diktaturenvergleich in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat, ist diese Bedingung des Vergleichs zu seinem Problem geworden. Sie reproduziert eine Gewalthierarchie, die die historische Methode oft nicht intendiert, aber nahezu unausweichlich in eine heuristische Leere entlässt.

Denn wenn der Nationalsozialismus das »Böse an sich« war, dann konnte der Stalinismus nicht ebenso böse oder gar böser sein. Diese Hierarchie prägte die Stalinismus-Erinnerung im westlichen Europa des Kalten Krieges. Sie ließ Stalins Verbrechen stets weniger extrem erscheinen, einerseits weil sie, wie etwa Hannah Arendt begründete, in ihrer moralischen Legitimation altmodischer waren. Im Unterschied zum Nationalsozialismus, so argumentierte Arendt, habe der Stalinismus nicht den totalen Zusammenbruch aller geltenden moralischen Normen benötigt. Stalin verhielt sich wie ein gewöhnlicher Verbrecher, der seine Taten niemals zugeben konnte, sie aber auf der Grundlage eines traditionellen Wertekanons heuchlerisch rechtfertigte. Der Nationalsozialismus, der stattdessen keiner moralischen Norm bedurfte, konnte auf diese Heuchelei verzichten. Das Nazi-Regime war, wie Arendt schrieb, »moralisch, nicht gesellschaftlich, extremer als das Stalin-Regime in seiner schlimmsten Gestalt. […] Von einem streng moralischen Standpunkt aus waren Stalins Verbrechen sozusagen altmodisch.«26

Aber auch die umgekehrte Begründung war möglich. Die so genannte revisionistische Sowjetforschung, die in den Siebzigerjahren vor allem in den USA entstand, hielt Stalins Verbrechen für weniger extrem, nicht weil sie auf einer altmodischen Moral, sondern auf einem moralischen Radikalismus und einer »Umwertung aller Werte« gründeten.27 Der Glaube an den egalitären Entwurf einer kommunistischen Gesellschaft und an die Utopie des neuen Menschen bedingte diese Umwertung, die den Terror in Gang setzte. Die Utopie war seine Legitimation. Beide Erklärungsmuster, die ich hier in aller Kürze und extrapoliert gegenübergestellt habe, betrachteten die Gewalt des Stalinismus nicht als das »Böse an sich«. Sie war entweder der Kollateralschaden einer radikalen Modernisierung und Gesellschaftsutopie oder eben die Folgeerscheinung einer gelegentlich auch kulturalistisch begründeten Rückständigkeit und Tradition.

Kein Ort. Europa

Osteuropa ist tot. Mit diesem Satz hat der Berliner Historiker Jörg Baberowski in den Neunzigerjahren eine heftige Diskussion über den Platz der osteuropäischen Geschichte und der Osteuropaforschung nach dem Ende des Kalten Krieges ausgelöst.28 Baberowski, der dem Fach eine jahrzehntelang kultivierte Selbstisolation und einen methodischen Provinzialimus vorwarf, plädierte für die Überwindung eingeübter politisch-ideologischer Denkmuster. Erst wenn die Osteuropaforschung, so seine Hoffnung, ihre bequeme Nabelschau beende, könne auch ihr Gegenstand, die Osteuropageschichte, in einer nach Epochen und Methoden differenzierten europäischen Geschichte aufgehen. Die künstliche Teilung durch den Eisernen Vorhang wäre von einer derartig strukturierten europäischen Geschichtsschreibung dann lediglich noch zu historisieren.

Es ist nicht nur die Finanzkrise, die seit einigen Jahren erahnen lässt, dass auch Westeuropa tot sein könnte. (Und wem tot zu hart klingt, kann gern vergangen denken.) Im Unterschied zu dem durch das Ende der Sowjetunion und die folgenden Nationalstaatsgründungen sichtbaren Ende Osteuropas, vollzieht sich die Erosion Westeuropas weitaus subtiler. Zweiundzwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer sind Ost- und Westeuropa als politisch-ideologische Einheiten vergangen. Ihre Geschichte erscheint wieder ungebändigt; alte Gewissheiten und Relativierungsrhetoriken lösen ein Unbehagen aus, und die Koordinatensysteme der Erinnerung scheinen verschoben. Sie stoßen aufeinander und lassen sich nicht mehr nach den Regeln der Kalten-Kriegs-Ideologie sortieren. Die verstörenden Gewalterinnerungen Europas produzieren stattdessen Geschichts- und Opferkonkurrenzen, die zum erinnerungskulturellen Konflikt einer politisch proklamierten europäischen Gesellschaft geworden sind.

Nun gibt es sicher verschiedene Möglichkeiten, diesem Konflikt zu begegnen. In ihrem Eröffnungsvortrag hat Ulrike Jureit von dem gegenwärtig praktizierten Versuch berichtet, die europäischen Geschichtskämpfe mit einem Ausgleich an Gedenktagen und Erinnerungsgesetzen zu befrieden. Aus diesem Grund folgten auf die Stockholmer Erklärung, den Holocaust als zentralen Bezugspunkt der europäischen Erinnerung festzuschreiben, die Zugeständnisse an die neuen osteuropäischen Mitglieder, den Opfern des Hitler-Stalin-Paktes zu gedenken. Ob der Versuch den partikularen Gewalterfahrungen und Opferidentitäten mit einem Mehr an Gedenktagen gerecht zu werden, gelingen kann, darf bezweifelt werden. Womöglich vertieft er nur jene Erstarrung im Ritual, die Ulrike Jureit bereits für die bundesdeutsche Erinnerungskultur konstatiert hat. Eine Auseinandersetzung mit den Widersprüchen und den Verstörungen der europäischen Gewaltgeschichte bedeutet die Installation von Gedenktagen jedenfalls nicht. Die Auslagerung der Geschichte in Symbole und Rituale scheint vielmehr ein Versuch zu sein, die Konflikte – denken Sie nur an Musils Skepsis gegenüber den Denkmälern – unsichtbar zu machen. Geschichte aber muss, wie der Historiker Stefan Troebst unlängst forderte, wehtun, um Wirkung zu erzielen.29

Ein Mehr an Gedenken steht der Anerkennung jener »Wechselrahmen« der Erinnerung im Wege, die Maurice Halbwachs jedem Gedächtnis eingeschrieben hat. Erinnerungen ändern sich, so der Soziologe Halbwachs, in dem Maße, in dem sich ihre Gegenwart und ihre Akteure – ihre Rahmung – ändern. Die Anerkennung dieser »Wechselrahmen« ist eine Voraussetzung, um den konkurrierenden Geschichten und Erinnerungen zu begegnen. Und sie ist, zweitens, eine Voraussetzung für die Historisierung der Gewalterinnerung im Kalten Krieg, ohne Furcht vor einer Relativierung dessen, was in den letzten Jahrzehnten zum Geschichtskonsens geworden ist. Bei diesem Geschichtskonsens handelt es sich ja gerade nicht um ein deliberate mismemory, also ein bewusst falsches Gedächtnis, von dem Tony Judt in seinem Buch über Europa nach 1945 schreibt.30 Es war eine Erinnerungskultur, die der Epoche des Kalten Krieges entsprach.

Ein »europäisches Gedächtnis« erfordert die Auseinandersetzung mit der europäischen Dimension stalinistischer Gewalt und deren Abwesenheit in der Erinnerungskultur des Kalten Krieges. Damit ist nur bedingt die Wiederaufnahme jener alten, aber nicht veralteten Diskussion verbunden, ob Russland und die Sowjetunion nun zu Europa gehören.31 Mein Plädoyer für die Aufnahme der stalinistischen Gewaltgeschichte in die Erinnerungskultur Europas allein mit dem Hinweis auf eine geografische und historisch-kulturelle Zugehörigkeit zu begründen, wäre unzureichend. Mir ging es vielmehr darum zu zeigen, dass der Stalinismus Teil eines europäischen Gedächtnisses ist, weil seine Gewalt hier stattfand. Die Gewalt des Stalinismus prägte die Geschichte und auch die Erinnerungskultur des Kontinents, in Osteuropa und in Westeuropa. Die europäische Dimension des Stalinismus, die Aufarbeitung stalinistischer Kriegsverbrechen und sein Einfluss auf die ideologischen Grabenkämpfe des Kalten Krieges sind in weiten Teilen noch Forschungsdesiderata, die einerseits mit dem schwierigen Archivzugang erklärt werden können, andererseits aber auch mit einem Zögern vor den Verstörungen der Geschichte zu erklären sind.

Die eigentliche Herausforderung für eine europäische Erinnerungskultur besteht darin, die historischen Verflechtungen des 20. Jahrhunderts in einer Darstellung der Widersprüche zuzulassen. Es ist eine Darstellung von Widersprüchen, wie sie uns im Leben und im literarischen Werk von Herta Müller und Oskar Pastior begegnen. Das Leben in Gewaltgesellschaften ist eine nervöse Gratwanderung, bei der eine geringe Gewichtsveränderung fatale Folgen haben kann. Es ist eine schwierige Unternehmung, diese Gratwanderung, die für das Überleben notwendige Balance, historisch zu rekonstruieren und in der Erinnerung zuzulassen. Beides ist umso schwerer, da die Nachgeborenen den Ausgang der Geschichte kennen. Wir haben uns angewöhnt, die Lage der Zeitgenossen ob ihrer Unwissenheit über das Ende oft als tragisch zu bezeichnen. Im Gegensatz dazu nennen wir den Blick der Historiker ob ihres Wissens um den Ausgang privilegiert. Ich bin mir nicht sicher, ob das so ist und ob man das Ganze nicht auch umdrehen könnte. Die Sorgfalt und Genauigkeit der historischen Profession akzeptiert die Tragik des Wissenden. Unser vermeintliches Privileg ist trügerisch, wenn wir die Möglichkeiten menschlichen Lebens zu schnell vom Ende her lesen. Das Leben in der Gewalt ist eine Möglichkeit menschlichen Zusammenlebens. Es kann keine gewünschte sein, aber es ist eine historische und an einigen Orten gegenwärtige Möglichkeit. Es ist ein verstörendes Da-Sein, dem sich Historiker, Schriftsteller und Geschichtspolitiker nähern. Ob aus dieser Annäherung eine europäische Erinnerungskultur entstehen kann, vermag ich Ihnen nicht zu sagen. Ich bin mir durchaus nicht sicher, ob Europa jemals ein europäisches Gedächtnis produzieren wird, das die »Kopräsenz des Disparaten« mit erinnert. Dass sie wahrgenommen wird, kann sicher nicht genügen. Vielen Dank!


1* Die Autorin hat den im Folgenden abgedruckten Vortrag am 4. April 2011 im Rahmen der Vortragsreihe »InstitutsMontag: 24. Reihe: Wem gehört der Holocaust? Deutungskonflikte im globalen Zeitalter« am Hamburger Institut für Sozialforschung gehalten.

1 Erich Kendi: Minderheitenschutz in Rumänien, München 1992, S. 44.

2 Ebd., S. 29 f. Das Protokoll basierte auf dem Zweiten Wiener Schiedsspruch. Mit den Wiener Schiedssprüchen wurde die Revision der im Vertrag von Trianon festgelegten Grenzen Ungarns vorgenommen. Der zweite Schiedsspruch erzwang von Rumänien den Abtritt Siebenbürgens an Ungarn.

3 Siehe Zeitgeschichte online. Fachportal für die Zeitgeschichte, www.zeitgeschichte-online.de, ges. am 26. Februar 2011.

4 Zu den Zahlenangaben und der Ereignisgeschichte siehe ebd.

5 Herta Müller: Atemschaukel, München 2009, S. 7.

6 »Die Waffe Poesie«, in: Der Spiegel 42/2009, S. 146–149, hier S. 147.

7 »Fanal gegen den Furor des Vertuschens«, www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,654044,00.html, ges. am 26. Februar 2011. Thomas Steinfeld: Der Hunger – nur er frisst immer weiter, vom 8. Oktober 2009, in: www.sueddeutsche.de/kultur/literatur-nobelpreis-der-hunger-nur-er-frisst-immer-weiter-1.34377, 
ges. 26. Februar 2011.

8 Siehe u. a. Ronald Radosh/Mary R. Habeck/Grigory Sevostianov (Hg.): Spain Betrayed. The Soviet Union in the Spanish Civil War, New Haven, London 2001; Frank Schauff: Der verspielte Sieg. Sowjetunion, Kommunistische Internationale und Spanischer Bürgerkrieg 1936–1939, Frankfurt/M. 2004.

9 »Als wäre er der größte Spitzel«, in: Frankfurter Rundschau vom 10. Dezember 2010. Die Verpflichtungserklärung entstammte der Zeit zwischen der Lagerhaft und Ausreise in die Bundesrepublik 1969.

10 Karl Schlögel: Terror und Traum. Moskau 1937, München 2008.

11 Ebd., S. 23.

12 Robert Musil: Nachlass zu Lebenszeiten, 1927.

13 Irina Scherbakowa: Zerrissene Erinnerung. Der Umgang mit Stalinismus und Zweitem Weltkrieg im heutigen Russland, Göttingen 2010, S. 14.

14 Ebd., S. 25.

15 Ebd., S. 26.

16 Victor Zaslavsky: Klassensäuberung. Das Massaker von Katyn, Berlin 2007, S. 100.

17 Siehe Nachrichtenerklärung von TASS am 13. April 1990. Eigene Übersetzung aus: Anna M. Ciencala/Wojciech Materski/Natalja S. Lebedeva (Hg.): Katyn. A Crime without Punishment, New Haven 2007, S. 344 f. Am 14. April 1990 in Pravda erschienen.

18 »Die Waffe Poesie« (Anm. 6), S. 147.

19 Zaslavsky: Klassensäuberung (Anm. 16), S. 98.

20 Heimatfilme wie die Mädels vom Immenhof (1954) oder Grün ist die Heide (1951) setzten sich nicht mit dem Schrecken und der Schuld der Vergangenheit auseinander, sondern präsentierten einen »beschönigenden Integrationskitsch« (Peter Stenner), der die Gewalterfahrungen ausblendete. Andreas Kossert: Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, München 2008, S. 269 ff.

21 Bettina Greiner: Verdrängter Terror. Geschichte und Wahrnehmung sowjetischer Speziallager in Deutschland, Hamburg 2010, S. 21.

22 NARA, Records of the U.S. House of Representatives, Record Group 233, Committee Papers, Box 3, Folder: German letters answered. Brief von »Fritz 060912« über das Auswärtige Amt an das US-Repräsentantenhaus vom 5. Oktober 1951.

23 Hendrik van Bergh: Die Wahrheit über Katyn. Der Massenmord an polnischen Offizieren, Berg am See 1986, S. 14.

24 So z. B. die Broschüre: Die Wahrheit über das faschistische Verbrechen von Katyn, hg. von PV der KPD, Hagen 1952. Der sogenannte Burdenko-Bericht war der offizielle Bericht einer sowjetischen Untersuchungskommission, die unter der Leitung des renommierten Neurochirurgen Nikolaj N. Burdenko im Januar 1944 Exhumierungen an den Massengräbern durchgeführt hatte.

25 Romberg-Park – Ein Katyn in Deutschland, hg. vom Hinterbliebenen- und Mitgefangenenausschuss in Dortmund 1952.

26 In ihrer 1965 an der New School for Social Research in New York gehaltenen Vorlesung »Some Questions of Moral Philosophy«. Hannah Arendt: Über das Böse. Eine Vorlesung zur Fragen der Ethik, München 2006, S. 14 f.

27 Siehe Sheila Fitzpatrick: Revisionism in Soviet History, in: History and Theory 46 (December 2007), S. 77–91; dies.: Revisionism in Retrospect: A Personal View, in: Slavic Review 67 (Fall 2008), H. 3, S. 682–704.

28 Eine Zusammenfassung der Kontroverse mit den Artikeln von Jörg Baberowski u. a. bei Stefan Creuzberger (Hg.): Wohin steuert die Osteuropaforschung? Eine Diskussion, Köln 2000.

29 »Eine schmerzhafte Wunde«. Interview mit Stefan Troebst, in: Süddeutsche Online, www.sueddeutsche.de/politik/jahre-hitler-stalin-pakt-eine-schmerzhafte-wunde-1.169255, ges. am 28. März 2011.

30 Tony Judt: Postwar. A History of Europe since 1945, London 2005 (dt. Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart, München 2006).

31 Die Verortung Russlands und der Sowjetunion in der europäischen Geschichte war lange vor dem 20. Jahrhundert ein herausforderndes Unterfangen, das in intellektuellen Strömungen wie der der »Westler« und der »Slawophilen« seine Entsprechung fand.

Inhalt – JHK 2012

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