JHK 2013

Die Kommunistische Partei Österreichs: Zum Stand der Forschung über die Geschichte der KPÖ

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 211-234 | Aufbau Verlag

Autor/in: Manfred Mugrauer

In der historischen und politikwissenschaftlichen Literatur über die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) wird allgemein ihr geringer politischer Stellenwert betont. So hebt etwa Anton Pelinka die Außenseiterrolle und »faktische Bedeutungslosigkeit« der KPÖ als eine der »auffallenden Besonderheiten des österreichischen Parteiensystems« hervor.1 Verglichen mit den großen kommunistischen Parteien (KP) Westeuropas war der Einfluss der KPÖ tatsächlich eher gering, sie zählte stets zu den schwächsten KPen in Europa und spielt auch heute im politischen Leben Österreichs eine untergeordnete Rolle.

Ungeachtet dieses allgemeinen Befunds war die KPÖ in drei Perioden der neueren österreichischen Geschichte ein durchaus bedeutender historischer Faktor: 1.) Im Jahr 1919, als die im November 1918 gegründete Partei einen raschen Aufschwung nahm, dem ein ebenso rapider Niedergang folgte. 2.) In den Jahren 1934 bis 1945, als die KPÖ zur wichtigsten Kraft der illegalen Arbeiterbewegung wurde und Triebkraft des antifaschistischen Widerstands war. 3.) Im ersten Nachkriegsjahrzehnt, als sie – auch aufgrund der Präsenz der sowjetischen Besatzungsmacht – über ihren größten Einfluss auf die innenpolitische Entwicklung verfügte: 1945 zählte die KPÖ zu den Gründerparteien der Zweiten Republik und gehörte bis 1947 der Regierung an. Bis 1959 waren Kommunisten im österreichischen Parlament vertreten, in einigen Landtagen bis 1969/70. Auf gewerkschaftlicher, betrieblicher und kommunaler Ebene war sie eine prägende Kraft, die auch im intellektuellen Leben über Ausstrahlungskraft verfügte und in Kultur und Sport in der Lage war, einen gewissen Einfluss auszuüben. Auch nach Abschluss des Staatsvertrags im Jahr 1955 und dem Niedergang der Partei besetzte sie bis in die jüngere Vergangenheit Positionen in Betriebs- und Gemeinderäten. Als Teil der kommunistischen Weltbewegung blieb die KPÖ trotz ihres Schrumpfungsprozesses ein politischer Faktor, der beachtet werden musste.

In der österreichischen Geschichtswissenschaft erregte die KPÖ nur wenig Aufmerksamkeit. Ihre relative Bedeutungslosigkeit ist der Hauptgrund dafür, dass Forschungen über die Parteigeschichte überschaubar geblieben sind und sich an ihrem Beispiel aktuelle Trends der internationalen Kommunismusforschung nur bedingt widerspiegeln.

Die Parteigeschichtsschreibung der KPÖ

Für die akademische Geschichtswissenschaft war die Geschichte der KPÖ über Jahrzehnte kein Thema. Bis in die Sechzigerjahre hinein liegen keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen über sie vor. Bis zu diesem Zeitpunkt blieb die Historiografie über die Partei auf die Geschichtsschreibung der KPÖ selbst beschränkt. Das allgemein enge Verhältnis der marxistischen Arbeiterbewegung zur Geschichte kam am Beispiel der KPÖ vor allem in Veröffentlichungen über diverse Jubiläen zum Ausdruck. Zu solchen Anlässen erschienen kleinere Broschüren und Gedenk- und Erinnerungsbeiträge im Theorieorgan Weg und Ziel, etwa über den Jännerstreik 1918, die Juli-Ereignisse 1927, die Februarkämpfe 1934, den »Anschluss« 1938, über Widerstand und Befreiung sowie über den Oktoberstreik des Jahres 1950. Als Autoren traten hier zunächst weniger akademisch ausgebildete Historiker, sondern Parteifunktionäre in Erscheinung. Neben ihrer Funktion als Mittel zur Selbstvergewisserung und Identitätsstiftung strahlten diese an der Schnittstelle von Wissenschaft und »Geschichtspolitik« angesiedelten Veröffentlichungen auch in die akademische Zeitgeschichtsforschung aus.

Obwohl die Geschichte der Arbeiterbewegung fixer Bestandteil der kommunistischen Gedenkkultur und Erinnerungspolitik wurde und die KPÖ insgesamt als geschichtsbewusste Partei einzuschätzen ist, schenkte sie nach 1945 der systematischen Erforschung ihrer eigenen Geschichte wenig Aufmerksamkeit. Selbst der kommunistische Widerstand wurde nur bruchstückhaft dokumentiert. Sowohl im Vorfeld des Parteijubiläums im Jahr 1958 als auch 1968 scheiterte die von der Parteiführung beabsichtigte Ausarbeitung einer Parteigeschichte. Als »Verlegenheitslösung« wurde 1958 zum 40. Jahrestag der Gründung der Partei der Rohentwurf von Hermann Mitteräcker als Manuskriptdruck veröffentlicht, der nur organisationsintern verbreitet wurde. 1966 wurde neben der bereits seit 1955 bestehenden Historischen Kommission beim ZK der KPÖ eigens eine »Kommission zum Studium der Parteigeschichte« eingerichtet, die zum 50. Jahrestag mehrere Monografien über verschiedene Perioden der Parteigeschichte veröffentlichen sollte. 1968 musste man diese Pläne als nicht realisierbar begraben. Zuletzt scheiterte auch die Absicht, alternativ dazu einen von Friedl Fürnberg verfassten Grundriss für eine Geschichte der KPÖ herauszubringen.2

Es waren wohl vor allem die »Problemzonen« der kommunistischen Geschichte und die Identifikation mit dem Geschichtsbild der sozialistischen Länder dafür verantwortlich, dass sich die entsprechenden Planungen stets verzögerten und schließlich ganz ad acta gelegt werden mussten. Einen frühen Hinweis darauf geben die drei vor 1955 herausgegebenen Lehrhefte der Partei Zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung, die mit dem Jahr 1934 enden. Ein bereits angekündigter vierter Band über die Periode bis 1945 wurde nicht mehr publiziert. Die Entstehungsgeschichte der Studie von Franz West Die Linke im Ständestaat3 verdeutlicht beispielhaft, warum die für die Parteigeschichte so wichtige Periode von 1934 bis 1938 in der KPÖ-Historiografie unterbelichtet blieb: Nachdem West als Chefredakteur des Zentralorgans abgelöst worden war, sollte er im Zeitraum der Fortzahlung seines Gehalts eine Studie über den illegalen Kampf der Partei in den Jahren 1934 bis 1938 schreiben. Im April 1971 wurde West jedoch mitgeteilt, dass die Partei an seiner Arbeit nicht mehr interessiert sei, weil er auch zwei Tabuthemen, das Schicksal der in die Sowjetunion emigrierten österreichischen Schutzbündler und die Kampagne gegen den »Trotzkismus« aufrollen wollte. Dies wurde seitens der KPÖ als öffentliche Stellungnahme zu innerparteilichen Fragen bzw. zur Haltung der KPdSU angesehen.4

Eine erste geschlossene Darstellung der Parteigeschichte seitens der KPÖ erschien 1976 als Broschüre im Manuskriptdruck. Ein Jahr später wurde auf dieser Grundlage die (aufgrund der Farbe ihres Einbands) in Parteikreisen sogenannte rote Parteigeschichte als Gemeinschaftswerk von Parteiveteranen und jungen Historikern herausgegeben.5 Studien über die Februarkämpfe 1934 mit de facto »parteioffiziellem« Charakter wurden zu den Jahrestagen 1974 und 1984 vom in der DDR wirkenden österreichischen Historiker Arnold Reisberg bzw. von Winfried R. Garscha und Hans Hautmann vorgelegt.6 Ab den späten Siebzigerjahren wurde die Parteigeschichtsschreibung von »professionellen«, der Partei angehörenden Historikern geprägt. Dies spiegelt sich auch in der 1987 von der Historischen Kommission beim ZK der KPÖ herausgegebenen »grauen« Parteigeschichte wider,7 deren einzelne Abschnitte über die Zeit bis 1955 von Josef Ehmer, Garscha, Hautmann, Rupert Herzog und Willi Weinert verfasst wurden. Allein der Schlussteil über die jüngere Vergangenheit wurde von Ernst Wimmer ausgearbeitet, der in der medialen und politischen Öffentlichkeit gerne als »Chefideologe« apostrophiert wurde.

Gegenüber der »roten« Parteigeschichte, die mit Abschluss des Staatsvertrages im Jahr 1955 endet, wurde die »graue« Parteigeschichte bis in die Achtzigerjahre fortgeführt, womit auch das Krisenjahr 1956 sowie Ursachen, Verlauf und Folgen der »Parteikrise« 1968/69 behandelt wurden. Während erstere als traditionelle »Hausgeschichtsschreibung« anzusehen ist, deren Hauptzweck vor allem darin bestand, die durch den Verlauf der Geschichte im Wesentlichen als »richtig« eingeschätzte Linie der Partei in Abgrenzung zum »falschen«, reformistischen Kurs der österreichischen Sozialdemokratie nachzuweisen, arbeitet die Neufassung quellenbezogen und problemorientiert und verzahnt die Politik- und Organisationsgeschichte der Partei mit der politischen und sozialökonomischen Entwicklung Österreichs. Obwohl diese 600 Seiten starke Publikation ohne Moskauer Quellen auskommen musste, vom marxistischen Verständnis von »Wissenschaftlichkeit und Parteilichkeit« geprägt und insgesamt dem Geschichtsbild vor 1990 verhaftet ist, ist sie in ihrer Gesamtheit weder als hagiografisch noch apologetisch einzuschätzen. Keine andere Partei in Österreich hat ein ähnliches Werk vorzuweisen, das derart selbstkritisch Fragen an die eigene Geschichte richtet. Während vergleichbare parteioffizielle Veröffentlichungen beispielsweise über die KPdSU- oder die SED-Geschichte heute in der Geschichtswissenschaft als reine Legitimationswissenschaft keine Beachtung mehr finden, gilt die »graue« Parteigeschichte immer noch als Standardwerk über die Geschichte der KPÖ.

Die KPÖ in der österreichischen Zeitgeschichtsforschung

Ein gewichtiger Faktor für die fehlende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der KPÖ ist das Fehlen einer institutionalisierten Zeitgeschichtsforschung in Österreich bis in die Sechzigerjahre. Erst die Errichtung der ersten Institute für Zeitgeschichte an den österreichischen Universitäten und die vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) ausgehenden Impulse führten zu intensiveren Forschungen über die Erste Republik bzw. über Widerstand und Verfolgung in der NS-Zeit. Bis in die Achtzigerjahre stand die Zwischenkriegszeit ganz im Mittelpunkt der österreichischen Zeitgeschichtsforschung. Erst nach der »Waldheim-Debatte« wurde der Zweiten Republik verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt. Verknüpft mit dem allgemeinen Aufschwung der Zeitgeschichte wurde die sich in den Sechzigerjahren etablierende Arbeiterbewegungsgeschichte zum wichtigsten Bezugspunkt der Forschungen über die KPÖ. Dafür stehen neben dem DÖW auch das 1968 gegründete und im Hochschulbereich verankerte Ludwig Boltzmann-Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung in Linz mit seinen Publikationsreihen, sowie die seit 1965 stattfindenden »Linzer Konferenzen« der Internationalen Tagung der Historiker der Arbeiterbewegung (ITH). Die Geschichte der Arbeiterbewegung wurde in den Siebzigerjahren zu einer akademischen Disziplin, als (sozialgeschichtlich orientierte) »Arbeitergeschichte« erlangte sie bis 1990 eine geradezu dominierende Stellung in der österreichischen Zeitgeschichtsforschung. Diese veränderte Situation schlug sich auch an den Universitäten entsprechend nieder, wo nun die ersten Dissertationen über die Geschichte der KPÖ entstanden.

In den Siebzigerjahren erschienen die ersten von Nicht-Kommunisten verfassten wissenschaftlichen Monografien über die KPÖ. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Monografien nur von zwei kommunistischen Historikern vorgelegt worden: die als Bibliographische Bemerkungen untertitelte Dokumentation der KPÖ-Geschichte bis 1933 von Herbert Steiner,8 sowie eine Studie von Hautmann über die Gründungsphase der Partei.9 Von Steiner, Gründer des DÖW und in den Fünfziger- und Sechzigerjahren Sekretär der 1955 gebildeten Historischen Kommission beim ZK der KPÖ, der sich weit über die Partei hinaus breiter Anerkennung erfreute, stammt auch ein Handbuchbeitrag über die KPÖ in der Ersten Republik.10 Hautmann stieg in späteren Jahren zum Vorstand des Instituts für Neuere und Zeitgeschichte der Universität Linz auf und ist damit ein seltenes Beispiel einer akademischen Karriere eines Historikers mit kommunistischem Hintergrund.

Die erste politikwissenschaftliche Beschäftigung mit der Politik der KPÖ leistete 1972 Pelinka in einem Handbuchbeitrag unter dem Blickwinkel innenpolitischer Differenzierungen nach 1945.11 Maßgeblich für die Interpretation der Politik der KPÖ seit ihrer Hinwendung zur Strategie der Volksfront war lange die ideengeschichtlich ausgerichtete Studie von Heinz Gärtner aus dem Jahr 1979,12 der seine Analyse vor allem auf die Abhängigkeit der Partei von der sowjetischen Politik und auf die Außenbindung der KP-Politik konzentrierte. Während Veröffentlichungen über die KPÖ bis in die Sechzigerjahre vor allem durch die Atmosphäre des Kalten Krieges und einen vorurteilsbeladenen Blick geprägt waren, zeichnen sich diese Studien durch eine größere Sachlichkeit und Professionalität aus.

Ungeachtet dieses im Vergleich zu den Vorjahren zu beobachtenden Aufschwungs fällt auf, dass selbst in der Boom-Zeit der Arbeitergeschichte in den Siebziger- und Achtzigerjahren insgesamt nur wenige Studien über die KPÖ vorgelegt wurden. Trotz der institutionellen Nähe der Zeitgeschichtsforschung zur Arbeiterbewegung schafften nur wenige kommunistische Historiker den Sprung an die Universitäten. Die KPÖ-Forschung blieb selbst im Rahmen dieses in Österreich wie kaum in einem anderen Land dominierenden »alternativen Wissenschaftsparadigmas«13 Arbeitergeschichte eine Randerscheinung. Während etwa die Zahl an Veröffentlichungen über die großen westeuropäischen kommunistischen Parteien in Frankreich und Italien oder jene über die KPD in der Weimarer Republik schwer zu überblicken ist, ist es möglich, für die KPÖ eine Gesamtbibliografie zu erstellen, von deren Vollständigkeit auszugehen ist. Eine solche Auflistung enthält aktuell etwa 700 Veröffentlichungen.14 Erfasst sind Monografien und Sammelbände sowie Beiträge in Sammelschriften und wissenschaftlichen Zeitschriften, die sich zumindest in einem wesentlichen Aspekt mit der Geschichte der KPÖ auseinandersetzen. Auffälligster Gesichtspunkt ist die geringe Anzahl von Monografien und Gesamtdarstellungen über die Geschichte der Partei und einzelne Perioden. Insgesamt wurden bisher an die 160 selbstständige Veröffentlichungen vorgelegt, davon etwa 100 mit (auto)biografischem Hintergrund. Von den übrigen 60 Einzelstudien beschäftigen sich nur knapp 20 im engeren Sinn mit der Geschichte der KPÖ. Die mangelnde Aufmerksamkeit für die Geschichte der KPÖ spiegelt sich auch im weitgehenden Fehlen von Beiträgen in den wenigen einschlägigen zeitgeschichtlichen und politikwissenschaftlichen Fachzeitschriften in Österreich wider.

Gesamtdarstellungen liegen im Grunde nur drei vor: die offizielle »Parteigeschichte« von 1987 (Vorläuferstudien bleiben unberücksichtigt), die erwähnte Arbeit von Gärtner aus dem Jahr 1979, sowie neuerdings eine populär gehaltene Arbeit aus der Feder des ehemaligen KPÖ-Vorsitzenden (1994–2006) Walter Baier. Es handelt sich dabei weniger um eine geschichtswissenschaftliche Studie, sondern vielmehr um eine Darstellung der Parteigeschichte unter politischen Gesichtspunkten. Bemerkenswert ist, dass sich Baier als erster führender KPÖ-Exponent über die der Partei nahestehenden Firmen äußert und dabei auch auf den Rechtsstreit der KPÖ mit der deutschen Treuhand über das Parteivermögen eingeht, der mit der »Enteignung« der Partei endete. Gemindert wird der wissenschaftliche Wert dieser Arbeit durch ihren Analyserahmen, entwickelt er doch einleitend die abwegige forschungsleitende These, wonach die gesamte Parteigeschichte von »zwei einander […] ausschließenden Tendenzen« geprägt sei, einer autoritären und einer »emanzipatorisch demokratische(n)«.15 Vor diesem Hintergrund konstruiert Baier beispielsweise einen Gegensatz zwischen der im Moskauer Exil entwickelten Linie und den jüdisch-intellektuellen, antistalinistischen Parteikadern in Großbritannien und anderen Exilländern. Die Parteigeschichte erscheint ihm als permanenter Widerstreit von stalinistischer Dogmatik und humanistisch-demokratischer Tendenz. Von dieser generalisierenden Warte aus kann jedoch weder die politische Geschichte der Partei in den verschiedenen Perioden ihrer Existenz noch ihre politische Kultur hinreichend erfasst werden. Die legitimatorischen Absichten dieses Ansatzes werden spätestens dann sichtbar, wenn es Baier in seiner – auf die internen Auseinandersetzungen fokussierten – Darstellung der jüngeren Geschichte der Partei um die Abrechnung mit seinen innerparteilichen Kontrahenten geht.

Erste Republik und antifaschistischer Widerstand

Zwar liegen über die KPÖ in der Ersten Republik zahlenmäßig wenige Veröffentlichungen vor, die Gründungsgeschichte der Partei ist jedoch gut erforscht. Mit der bereits Anfang der Siebzigerjahre veröffentlichten Verlorenen Räterepublik von Hautmann über die Gründungs- und Frühphase der KPÖ liegt ein breit rezipiertes Standardwerk vor,16 an das der Autor 1987 mit seinem monumentalen Werk über die österreichische Rätebewegung anknüpfte.17 Ergänzende Forschungen erfolgten in der jüngeren Vergangenheit durch Hannes Leidinger und Verena Moritz, die u. a. mit einer Arbeit über die Kriegsgefangenenproblematik einen wichtigen Beitrag zur Kommunismusforschung geliefert haben.18

Die Periode der Fraktionskämpfe und »Bolschewisierung« der Partei in den Zwanzigerjahren, in der die KPÖ zu einer wenig einflussreichen, nahezu aktionsunfähigen Kraft schrumpfte, ist die insgesamt am wenigsten erforschte. 1978 hat Fritz Keller eine Organisationsgeschichte der trotzkistischen Gruppen, die sich in den Jahren 1919 bis 1945 in Fraktionskämpfen von der KPÖ ablösten, vorgelegt.19 Heute ist die Geschichte der KPÖ in der Ersten Republik nur unter Berücksichtigung des Komintern-Archivs zu bearbeiten. Eine erste Verwertung fanden diese Unterlagen in einer 2009 herausgegebenen umfangreichen Studie von Barry McLoughlin, Leidinger und Moritz.20 Im Mittelpunkt von Kommunismus in Österreich 1918–1938 stehen die sowjetischen Aktivitäten und die Rolle der Kommunistischen Internationale in Österreich. Hauptthema ist Wien als Stützpunkt und Operationsbasis der Kominternpolitik, während der im Titel formulierte monografische Anspruch hinsichtlich der KPÖ-Geschichte nicht eingelöst wird. Der Band lässt insofern Raum für vertiefende Studien bzw. für eine systematische Erforschung der Beziehungen der Partei zur Komintern. Für die KPÖ liegt somit nach wie vor kein mit Hermann Webers Wandlung des deutschen Kommunismus vergleichbares Werk vor, das die Tauglichkeit des Weber’schen »Stalinisierungsansatzes« am österreichischen Beispiel überprüft. Ebenso steht die – von Weber für die Kommunismusforschung insgesamt eingeforderte – Erforschung der Parteigeschichte der Ersten Republik als »radikale soziale Bewegung« noch aus. Einen ersten Ansatz stellt ein Beitrag von mir über die sozialökonomische Politik der KPÖ in den Jahren der Weltwirtschaftskrise dar, der die Betriebs-, Gewerkschafts- und Arbeitslosenpolitik ab 1929 bis zum Verbot der Partei im Mai 1933 zum Inhalt hat. Im Mittelpunkt stehen jene Streikbewegungen, in die die KPÖ maßgeblich eingreifen konnte.21

Infolge des massenhaften Übertritts enttäuschter Sozialdemokraten entwickelte sich die KPÖ nach den Februarkämpfen des Jahres 1934 von einer kleinen und wenig einflussreichen Partei zu einer maßgeblichen Kraft innerhalb der österreichischen Arbeiterbewegung. Angesichts ihres gestiegenen realpolitischen Gewichts in den Jahren 1933/34 bis 1938 überrascht es, dass bislang keine monografische Studie über den Widerstandskampf der KPÖ gegen die austrofaschistische Diktatur vorliegt.22 Eine ähnliche Lücke besteht in der Historiografie über die Jahre 1938 bis 1945: Obwohl die österreichischen Kommunisten im Kampf gegen den Hitlerfaschismus die stärkste Kraft darstellten, ist auch diese für die Parteigeschichte so bedeutungsvolle und identitätsstiftende Periode wenig bearbeitet. Das Fehlen einer Gesamtdarstellung über den antifaschistischen Widerstand und das kommunistische Exil in den Jahren 1933 bis 1945 kann als größtes Forschungsdesiderat gelten.

Auch in der Zeitgeschichtsforschung war der Widerstandskampf der KPÖ lange kein Thema. In der ersten quellengesättigten Darstellung von Maria Szecsi und Karl Stadler23 fand der kommunistische Anteil wegen politischer Vorgaben durch führende sozialdemokratische Politiker wie den damaligen Justizminister Christian Broda wenig Berücksichtigung.24 In Reaktion darauf ließ der KPÖ-Funktionär Hermann Mitteräcker eine erste Darstellung des kommunistischen Widerstandes folgen, die 1963 zwar nicht »parteioffiziell«, aber im Parteiverlag erschien.25 Die in den Sechzigerjahren beginnende nähere Beschäftigung mit dem antifaschistischen Widerstand der Jahre 1934 bis 1945 ist vor allem mit der Gründung des DÖW im Jahr 1963 verknüpft. Erst das Vorhandensein der dort gesammelten umfangreichen Quellenbestände ermöglichte breitere Forschungen über Widerstand und Exil.

1964 beschäftigte sich auch die erste Dissertation an einer österreichischen Universität, die sich einem Aspekt der Parteigeschichte widmete, mit dem Widerstand der KPÖ von 1938 bis 1945.26 Insgesamt ist die Widerstands- und Exilforschung jener Bereich, in dem das Wirken von Kommunisten am stärksten zu einem anerkannten akademischen Forschungsgegenstand wurde. Die Ergebnisse seiner Dissertation über die österreichischen Freiheitsbataillone hat Willibald Holzer im Rahmen mehrerer Aufsätze veröffentlicht.27 Helmut Konrad widerlegte in seiner Dissertation über den KPÖ-Widerstand in der Zeit des Hitler-Stalin-Paktes die häufig geäußerte Behauptung, wonach die KPÖ in der Paktperiode ihren Widerstand eingestellt habe.28

Die österreichische Widerstandsforschung hat den dominierenden Anteil des Arbeiterwiderstandes, insbesondere den Widerstand der Kommunisten nachgewiesen. Beleg dafür ist sowohl die Zahl der von der NS-Justiz Hingerichteten, als auch jene der Verfahren vor dem Volksgerichtshof und Oberlandesgericht.29 Umfangreiches Quellenmaterial findet sich in den DÖW-Editionen Widerstand und Verfolgung, die zwischen 1975 und 1991 für sechs der neun österreichischen Bundesländer vorgelegt worden sind. In diesem Kontext sind auch ein vom DÖW herausgegebener Interviewband, Erzählte Geschichte, und ein Dokumentenband über Österreicher im Spanischen Bürgerkrieg sowie mehrere Beiträge von Hans Landauer über dieses Thema in den Jahrbüchern des DÖW zu nennen. Im Zuge einer Schwerpunktverlagerung des Forschungsinteresses hin zu NS-Tätern, Holocaust, KZ-Forschung, »Arisierung«, NS-Euthanasie usw. ist die Erforschung des kommunistischen Widerstands heute weitgehend zum Erliegen gekommen. Mit Ausnahme von Heimo Halbreiner, der mehrere Beiträge über die Steiermark veröffentlicht hat, und Hans Schafranek, der u. a. die Rolle von Konfidenten der Gestapo untersucht hat, wurden zu diesem Thema in den letzten Jahren kaum neue Forschungsergebnisse vorgelegt.

Im Bereich der Exilforschung erschienen Monografien über das Exil in Großbritannien und Frankreich,30 in denen die kommunistische Exilpolitik und Widerstandstätigkeit breit dargestellt werden. Im Rahmen des DÖW-Editionsprojekts Österreicher im Exil entstanden Dokumentationen über sechs Exilländer: Belgien, Frankreich, Großbritannien, Mexiko, die Sowjetunion und die USA. Jüngst hat Simon Loidl das kommunistische Exil in den USA erforscht.31 Es fehlen Monografien über das kommunistische Exil in Belgien, Mexiko, China und Skandinavien. Die Exilforschung ist das einzige Themenfeld, in dem ausländische Forscherinnen und Forscher maßgebliche Beiträge zur KPÖ-Forschung geliefert haben: So wurde 2004 am Londoner Research Centre for German and Austrian Exile Studies ein Sammelband ausgearbeitet, der die Aktivitäten des Londoner »Austrian Centre« umfassend beleuchtet.32 Kürzlich erschien zudem eine aus einer privaten Initiative resultierende Dokumentation mit reichem Fotomaterial über die Jugendorganisation Young Austria im englischen Exil.33 Ein Desiderat der Forschung ist dagegen immer noch die Remigration österreichischer Kommunisten nach 1945.

Exil in der Sowjetunion und österreichische Opfer des Stalin-Terrors

Von der »archivalischen Revolution« profitierte die KPÖ-Forschung vor allem insofern, als die Erforschung der Repressalien gegen österreichische Emigranten in der Sowjetunion auf eine neue Grundlage gestellt wurde. Hinsichtlich dieses Themas ist der Erkenntniszuwachs über die KPÖ-Geschichte seit Öffnung der Moskauer Archive 1990 am größten. KPÖ-intern war das Schicksal der österreichischen »Stalin-Opfer« bis in die Achtzigerjahre weitgehend tabuisiert. Abgesehen von einer kurzen Phase der offenen Diskussion 1956/57 blieb dieses Thema nach 1945 unangetastet. Als Karl R. Stadler, Vorstand des Linzer Boltzmann-Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung, im Jahr 1974 ein Buch über die österreichische Schutzbundemigration in der Sowjetunion herausbrachte,34 war dies für die KPÖ zwar ein Anlass für Angriffe auf den Autor, nicht aber für eine eigene Behandlung dieses Themas. Erst im Zuge der sowjetischen Geschichtsdiskussion mit Beginn der »Perestroika« wurde auch in der KPÖ dieses Tabuthema aufgegriffen. Zu dieser Zeit begann auch eine neue Phase der Rehabilitierung österreichischer Stalin-Opfer, die vor allem mit den Bemühungen des langjährigen Parteivorsitzenden Franz Muhri verknüpft ist.35

Als erstes wissenschaftliches Ergebnis der neuen Schwerpunktsetzung nach 1990 erschienen 1991 eine Broschüre mit biografischen Angaben über 150 rehabilitierte Stalin-Opfer, die auf einen Forschungsauftrag des Arbeitsausschusses (so hieß ab 1990 das Politbüro) der KPÖ an McLoughlin und Walter Szevera zurückging. Eine für 1992 geplante, ebenfalls auf diesem Forschungsauftrag basierende umfangreichere Publikation zum Thema konnte vor dem Hintergrund parteiinterner Auseinandersetzungen jedoch nicht realisiert werden. McLoughlin setzte seine Studien über die Schutzbundemigration außerhalb der KPÖ fort und ist heute einer der anerkanntesten Experten der Erforschung des Stalin-Terrors.

Insgesamt war die erste Phase der Auseinandersetzung mit dem Stalin-Terror ab 1990 von der biografischen Forschung geprägt: Es ging vorwiegend um Opferzahlen und Opferlisten. Eine solche Namensliste enthielt auch die 1990 von Schafranek vorgelegte Studie über jene Österreicher (und Deutsche), die von den sowjetischen Stellen ausgewiesen und an die Behörden Hitlerdeutschlands übergeben wurden.36 1990/91 erschienen zwei von Memorial bzw. Schafranek herausgegebene Sammelbände mit Einzelschicksalen. Aus einer Kooperation von McLoughlin, Schafranek und Szevera resultierte eine 1997 vorgelegte Gesamtdarstellung des österreichischen Exils in der Sowjetunion in den Jahren 1925 bis 1945, in der die Themenkomplexe Arbeiterdelegationen, Facharbeiteremigration in den Dreißigerjahren, Schutz-
bundemigration, Leninschule und Terror abgehandelt werden.37 1999 wurde von McLoughlin und Schafranek im Rahmen der DÖW-Editionsreihe Österreicher im Exil der Band über die Sowjetunion herausgegeben.38 Demnächst wird McLoughlin ein aus einem DÖW-Projekt hervorgegangenes Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer publizieren, das Aufschluss über die Opferzahlen bringen soll und darüber, wie viele KPÖ-Mitglieder dem Terror zum Opfer fielen.

Die KPÖ in der Zweiten Republik

Neben dem bisherigen Tabu-Thema »Stalin-Opfer« fanden weitere »heikle Themen« und »weiße Flecken« der KPÖ-Geschichte die Aufmerksamkeit von Historikern. In diesem Bereich sind die Forschungen Fritz Kellers zu verorten, der Aufsätze über Versuche der KPÖ, mittels der »Nationalen Liga« ehemalige NSDAP-Mitglieder in ihre Bündnispolitik einzubeziehen, über die Reaktionen der Partei auf die Schauprozesse in Osteuropa zwischen 1948 und 1953 und über die KPÖ der Jahre zwischen 1945 und 1955 vorgelegt hat. 39 Ungeachtet der Tatsache, dass jeder wissenschaftliche Text – zumal solche über die Geschichte des Kommunismus – von einer unterschiedlichen Gewichtung von »Sachlichkeit« und »Emotionalität« geprägt ist, wird man auf diese Beiträge nicht zu sprechen kommen können, ohne auf deren polemische Note und pauschalisierende Kritik hinzuweisen.

Insgesamt liegen zur Nachkriegsgeschichte der KPÖ kaum umfassende Darstellungen vor. Noch Ende der Neunzigerjahre bescheinigte der Grazer Historiker Siegfried Beer in einem Zeitschrifteninterview der wissenschaftlichen Forschung »einen gewissen Nachholbedarf, bestimmte Leistungen der Kommunisten und der KPÖ während des Krieges, aber auch in der antifaschistischen Arbeit danach, einfach anzuerkennen«. Dies werde durch »so etwas wie einen bürgerlich-sozialdemokratischen Konsens« verhindert.40 Insgesamt war es der sogenannten Koalitionsgeschichtsschreibung geschuldet, dass der Anteil der KPÖ am Wiederaufbau der Zweiten Republik lange kein Thema wissenschaftlicher Auseinandersetzung war. Maßgeblicher Interpretationsrahmen für die Analyse der KPÖ-Politik der unmittelbaren Nachkriegszeit war in den ersten – vom Kalten Krieg geprägten – Jahrzehnten die Sowjetisierungsthese, die in der KPÖ einen Hebel für die angeblichen Sowjetisierungsabsichten der Roten Armee sah. Die Absichtserklärungen der KPÖ zur demokratischen Zusammenarbeit wurden als taktisch motiviertes Manöver, als Tarnung für die in Wahrheit versuchte Machtübernahme interpretiert. Wichtig für diesen Zugang ist der mit dem Opfermythos korrespondierende »Aufbaumythos«, der die Zweite Republik als eine großkoalitionäre »Erfolgsgeschichte« deutet. Die Nachkriegsgeschichte erschien hier als Abwehrkampf gegen kommunistische Umsturzversuche.

Erste ausgewogenere wissenschaftliche Untersuchungen der KPÖ-Politik der unmittelbaren Nachkriegszeit in den Siebzigerjahren wiesen nach, dass die KPÖ zu keinem Zeitpunkt ein Instrument von Machtergreifungsplänen der Sowjetunion war und deuteten die Strategie der Partei als Anpassung an genau gegenläufige sicherheitspolitische Interessen der Sowjetunion, als Verzicht auf sozialistische Zielstellungen und im Grunde konservative Konzeption. Für diesen Zugang steht neben der erwähnten Studie von Gärtner auch Wilfried Aichinger, der im Rahmen seiner Analyse der sowjetischen Österreichpolitik eine Interpretation der KPÖ-Politik liefert.41 Neuere, differenziertere Forschungen interpretieren die Politik der KPÖ weder als Tarnungsmanöver auf dem Weg zur Machtübernahme noch als defensiven Verzicht auf revolutionäre Zielsetzungen, sondern deuten ihre Volksfrontkonzeption – im Einklang mit den außenpolitischen Zielen der Sowjetunion – als mehrstufige, auf den »friedlichen Übergang zum Sozialismus« abzielende Strategie. Hierzu zählen mehrere Beiträge von Wolfgang Mueller, u. a. seine Monografie über die sowjetische Besatzungsmacht in Österreich,42 sowie meine Monografie über die Regierungspolitik der KPÖ im Jahr 1945.43

Die Quellenlage über die Nachkriegsgeschichte der KPÖ wurde wesentlich durch zwei 2005 erschienene Quelleneditionen über die sowjetische Österreichpolitik und Besatzungspraxis bereichert, die aus Großprojekten an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und am Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung resultierten.44 Auf die dort veröffentlichten Dokumente aus Moskauer Archiven stützen sich neben Mueller auch Stefan Karner und Peter Ruggenthaler,45 die der KPÖ vor allem im Zusammenhang mit den »sowjetischen Absichten« Aufmerksamkeit schenken. Neue Erkenntnisse wurden dabei u. a. über die propagandistische und materielle Unterstützung für die KPÖ gewonnen.

Weitere Forschungen über die KPÖ in der Zweiten Republik sind überschaubar: Anfang der Neunzigerjahre hat Ehmer einen Beitrag über ihre Beziehungen zur SED vorgelegt,46 wobei er sich auf die nun zugänglichen Dokumente aus dem ZPA der SED stützen konnte. Ehmer, heute Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien, leitete die im Februar 1990 aus der Historischen Kommission hervorgegangene »Arbeitsgemeinschaft der KPÖ für Geschichte«, die bereits im November desselben Jahres unmittelbar nach seinem Ausscheiden zerbrach. Ende der Neunzigerjahre zog er sich ganz aus der Kommunismusforschung zurück. Mueller geht auf das Verhältnis der KPÖ zur KPdSU und zur sowjetischen Besatzungsmacht anhand von Fallbeispielen ein.47 Hautmann widmete sich in zwei Beiträgen einem in der westlichen Welt in dieser Form einzigartigem Spezifikum der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte: der starken Präsenz von Kommunisten in der Wiener Polizeidirektion.48 Die Finanzierungsgrundlage der KPÖ war lange Zeit ein weitgehendes Desiderat. Erste Ansätze zu einer wissenschaftlichen Erforschung des Wirtschaftsapparats der Partei, die sich aber aufgrund der schwierigen Quellenlage weiter vor allem auf ältere journalistische Veröffentlichungen stützen, finden sich in einem 2006 herausgegebenen Sammelband.49

Zwei Beiträge von mir behandeln die Krisenjahre 1956/57 bzw. 1969 bis 1971 aus politikgeschichtlicher Perspektive. Der Wert dieser Untersuchungen besteht vor allem in der erstmaligen Auswertung von Quellen aus dem Parteiarchiv, u. a. auch aus den zentralen Leitungsgremien. Sowohl die Enthüllungen des XX. Parteitags der KPdSU als auch die Ereignisse in Ungarn führten in der KPÖ zu tiefen Erschütterungen und einer schweren Vertrauenskrise. Mein Beitrag zeigt, dass sich in den Parteistrukturen zunächst eine breit angelegte, offene Diskussion, auch über Fehler der Vergangenheit, entwickelte, die vor dem Hintergrund des äußeren Drucks nach der Intervention Ungarns wieder verengt und schließlich abgebrochen wurde.50 Über die durch den Einmarsch der Warschauer Vertragsstaaten in Prag im August 1968 ausgelöste krisenhafte Entwicklung der KPÖ lag bisher eine Studie von Leopold Spira aus dem Jahr 1979 vor.51 Von diesem Band unterscheidet sich mein Beitrag neben der erweiterten Quellenlage durch seinen Interpretationsansatz. Erscheint die »Parteikrise« in den meisten Darstellungen als Fraktionskampf zwischen orthodox-stalinistischen »Dogmatikern« und progressiv-reformorientierten »Revisionisten«, ging es mir darum, zu zeigen, dass die zunächst mit der Verurteilung des Einmarsches eingeschlagene Linie in einem über mehrere Bruchlinien vermittelten Differenzierungsprozess von verschiedenen Seiten unter Druck geriet, bis zur Eskalation der Auseinandersetzungen in der zweiten Jahreshälfte 1969. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die von einer breiten Mehrheit getragene »mittlere« Linie letztlich marginalisiert werden konnte.52

Regionalgeschichte und biografische Forschungen

Während die regional- und lokalgeschichtlichen Veröffentlichungen über die KPD kaum mehr zu überblicken sind, fehlt in der Geschichtsschreibung über die KPÖ die regionale Perspektive beinahe völlig. Neben kleineren Beiträgen liegt hier bislang nur eine Monografie über Vorarlberg vor, wo die Partei traditionell schlecht verankert war.53 Vor allem über Wien, Niederösterreich und Burgenland, wo die KPÖ als »Macht im Schatten der Besatzungsmacht«54 den größten Einfluss auszuüben in der Lage war, ist der Forschungsstand unbefriedigend. Mein Text über die KPÖ in Niederösterreich für die von der Landesregierung beauftragte Landesgeschichte war der erste Beitrag zu diesem Thema.55 Darüber hinaus gibt es keine traditionelle Politik- und Organisationsgeschichte auf Länderebene. In Bezug auf Oberösterreich ist auf die einzige bisher vorliegende Bezirksgeschichte von Christian Hawle über die KPÖ Vöcklabruck hinzuweisen, sowie auf mehrere als Manuskriptdruck erschienene Materialsammlungen des kommunistischen Arbeiterhistorikers Peter Kammerstätter.

Angesichts der lange problematischen Quellenlage kam der kommunistischen Memoirenliteratur von Beginn an ein großer Stellenwert zu. Seit den Siebzigerjahren erschien eine große Zahl an Lebenserinnerungen von ausgeschlossenen und ausgetretenen Kommunisten. Aufschlussreich sind die Erinnerungen des intellektuellen »Aushängeschildes« der Partei Ernst Fischer,56 der 1969 infolge seiner Kritik am »Panzerkommunismus« ausgeschlossen wurde, sowie jene des langjährigen niederösterreichischen Landessekretärs Josef Meisel,57 durch deren Insiderkenntnisse manches sonst unzugängliche Wissen über interne Funktionsmechanismen der KPÖ erschlossen werden konnte.

Auffällig ist nicht nur das Fehlen von Memoiren, sondern auch von Biografien der prominentesten Parteiführer. Sieht man von einem von Erwin Zucker-Schilling im Parteiauftrag verfassten Buch über Johann Koplenig ab, gibt es bis heute weder eine wissenschaftliche Studie über den Parteivorsitzenden, der der KPÖ von 1924 bis 1965 vorstand, noch über den langjährigen Generalsekretär Friedl Fürnberg. Ein Beschluss der Parteiführung, als Ersatz für die zu dieser Zeit fehlende »Parteigeschichte« anhand der Memoiren Franz Honners die wichtigsten Knotenpunkte der KPÖ-Geschichte nachzuzeichnen, musste 1958 aufgehoben werden, weil Honner ihm aus Zeitgründen nicht nachkommen konnte bzw. wollte. Kleinere Arbeiten beschäftigen sich mit Alfred Klahr, der in den Dreißigerjahren die Theorie einer eigenständigen nationalen Entwicklung der Österreicher wissenschaftlich begründete. Erinnerungen führender Parteifunktionäre liegen von Erwin Scharf und Franz Muhri vor.58 Der Mangel an »offiziöser« biografischer Literatur wurde durch eine seit Ende der Achtzigerjahre im parteieigenen Globus Verlag erscheinende Reihe teilweise kompensiert, in der in sechs Bänden die Erinnerungen und Biografien »mittlerer« Parteifunktionäre veröffentlicht wurden. Seit 1990 ist kein qualitativ neues Interesse an Biografien kommunistischer Persönlichkeiten festzustellen. Von den autobiografischen Neuerscheinungen sind vor allem die 2008 erschienenen Erinnerungen des Betriebsratsobmanns der Firma Goerz in Wien-Favoriten Walter Stern hervorzuheben,59 handelt es sich dabei doch um die einzigen bislang vorliegenden Memoiren eines kommunistischen Betriebs- und Gewerkschaftsfunktionärs.

Der Trend zu kollektivbiografischen Forschungen spiegelt sich in der Dissertation von Julia Köstenberger über die Internationale Leninschule wider, in deren Rahmen sie den weiteren politischen Werdegang der österreichischen Leninschüler beleuchtet.60 2008 erschien in zweiter Auflage das von Hans Landauer herausgegebene Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer. Lisl Rizy und Willi Weinert haben eine Namensliste über die Remigration aus der Sowjetunion vorgelegt, basierend auf der sogenannten Blauen Kartei der Gestapo. Verdienstvoll sind zwei Publikationen Weinerts über den antifaschistischen Widerstand: In einer Dokumentation über die »Gruppe 40« am Wiener Zentralfriedhof finden sich Kurzbiografien der in Wien hingerichteten kommunistischen Widerstandskämpfer. 2005 publizierte er darüber hinaus eine Liste mit etwa 2200 Namen jener Kommunisten, die in Österreich oder im Ausland als Opfer des Faschismus ums Leben kamen.61

Forschungen über die KPÖ seit 1990

Von der »Forschungskonjunktur«, den der internationale Kommunismus seit Anfang der Neunzigerjahre erlebt, wurde die österreichische KP bisher allenfalls gestreift. Während selbst kleine kommunistische Parteien wie die KP der USA oder jene Großbritanniens infolge der veränderten Situation nach 1990 einen Forschungsboom erlebten, sind die Veröffentlichungen über die Geschichte der KPÖ überschaubar geblieben. Auch die KPD im Westen Deutschlands nach 1945, deren Stellung im Parteiensystem bis zu ihrem Verbot durchaus mit der KPÖ vergleichbar ist, stößt in der Forschung auf ein weitaus größeres Interesse. Für diese Unterschiede gibt es drei Erklärungsfaktoren: Zum einen die 
Archivsituation, zum anderen der veränderte gesellschaftliche Stellenwert der Arbeitergeschichte insgesamt, sowie die Tatsache, dass die Historiografie über die KPÖ kaum an die Theorie- und Methodendiskussion der internationalen Kommunismusforschung angebunden ist.

Zunächst zum aus der Archivsituation resultierenden Materialproblem: Vor 1990 war das Parteiarchiv der KPÖ nur eingeschränkt der Forschung zugänglich. Auch reduzierten sich die dort vorhandenen Bestände auf historische Dokumente, die erst seit den Sechzigerjahren gesammelt wurden. Hier ging es vor allem um Flugschriften, Periodika, Protokolle und weitere die Geschichte der KPÖ betreffende Materialien, schwerpunktmäßig aus der Zeit der Ersten Republik und des antifaschistischen Widerstandes. 1945 war nur eine Dokumentationsstelle für die laufende politische Arbeit der Funktionäre und Abgeordneten und kein parteigeschichtliches Archiv eingerichtet worden. Unterlagen der leitenden Parteiinstanzen, der Parteitage und alles weitere nach 1945 produzierte Organisationsmaterial wurden in der Organisationsabteilung des ZK aufbewahrt bzw. nach 1955 ins Ausland verlagert und gingen erst infolge der Räumung des ZK-Hauses im Jahr 1991 in das Archiv ein.62 Im Unterschied zum ZPA der SED gab es keinen Archivplan, der die einzelnen Abteilungen des ZK zur Abgabe von Material verpflichtete. Es gibt vor diesem Hintergrund – mit Ausnahme der Ebene des Zentralkomitees und Politbüros – kaum geschlossene Bestände und keine systematische Überlieferung einzelner Abteilungen und Kommissionen des Parteiapparats. Dasselbe gilt für die meisten Landes-, Bezirks- und Nebenorganisationen.

Als Folge des Auszugs der KPÖ aus dem ZK-Gebäude am Wiener Höchstädtplatz stellte sich auch die Frage nach der Zukunft des Parteiarchivs. 1993 wurde sämtliches Archivgut der KPÖ in die neu gegründete Alfred Klahr Gesellschaft (AKG) eingebracht, womit das Parteiarchiv für die Forschung zugänglich wurde. Aufgrund des Urteils gegen die KPÖ im deutschen Treuhandprozess wurden aber seitens der Partei die Subventionen an die AKG eingestellt, weshalb sich diese 2005 gezwungen sah, die Betreuung des Archivs einzustellen. Seither wurde keine tragfähige Lösung zur weiteren Verwaltung und Erschließung des Archivs gefunden. Während etwa die Archive von KPD und SED der Forschung heute umfassend zur Verfügung stehen, ist jenes der KPÖ nur eingeschränkt benutzbar.

Ein weiterer Faktor für das Zurückbleiben der KPÖ-Forschung ist darin zu sehen, dass dem ehemals dominierenden Kontext »Arbeiterbewegungsgeschichte« heute im Wissenschaftsbetrieb kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt wird: Der internationale Leitbegriff »Kommunismusforschung« wiederum hat sich mit seinen theoretischen und methodologischen Implikationen nur in Teilbereichen zu einem Bezugspunkt entwickelt. Konnten Forschungen über die KPÖ bereits vor 1990 nur bedingt vom Aufschwung der Arbeitergeschichte profitieren, änderte sich deren gesellschaftlicher Stellenwert seither grundlegend. Es folgten der völlige Niedergang der Arbeitergeschichtsschreibung und die Auflösung ihrer institutionellen Strukturen. Der Zusammenbruch der Staaten des realen Sozialismus ist dafür gleichermaßen ausschlaggebend wie innerwissenschaftliche Veränderungen, die mit dem Übergang zur Sozial- bzw. Kulturgeschichte verknüpft sind. Arbeitergeschichte ist heute in Österreich weitgehend obsolet bzw. in der »neuen« Kulturgeschichte aufgegangen.63 Während im internationalen Rahmen die Kommunismusforschung durch den cultural turn, neue Ansätze und Fragestellungen befruchtet wurde und die Geschichte des Kommunismus heute als Sozial- und Kulturgeschichte geschrieben wird, führte diese Verschiebung des historiografischen Mainstreams in Österreich eher zu einer weiteren Marginalisierung des Forschungsgegenstandes KPÖ in der akademischen Landschaft.

Auch wenn man bedenkt, dass sich die österreichische Kommunismusforschung nicht in der Beschäftigung mit der KPÖ erschöpft, lässt sich auf der Ebene der Institutionen und Akteure in Österreich schwer von einer etablierten »Kommunismusforschung« sprechen. Bei großzügiger Schätzung stößt man hierzulande auf knapp 20 Forscherinnen und Forscher, die sich zumindest in Teilaspekten mit der Geschichte der KPÖ auseinandersetzen. Auffällig ist dabei die Dominanz von Männern, Frauen sind nach wie vor in der Minderheit. Zwischen diesen Forschern gibt es kaum vernetzte Strukturen, es existieren keine spezielle wissenschaftliche Zeitschrift oder andere Foren fachwissenschaftlicher Diskussion, keine Kongresse und Tagungen, d. h. insgesamt gibt es keine scientific community, die sich über Fragen der Parteigeschichte, ja insgesamt über die Geschichte der Arbeiterbewegung und des Kommunismus austauscht. Auch akademische Karrieren sind in Österreich in den allerseltensten Fällen mit dem Bezugsrahmen Arbeiterbewegung oder Kommunismusforschung verknüpft.

Grob gesprochen lassen sich die Wissenschaftler, die sich mit der KPÖ beschäftigen, in drei Gruppen zusammenzufassen: Wie in den meisten anderen Ländern auch, sind zahlreiche KPÖ-Forscher lebensgeschichtlich mit ihrem Forschungsgegenstand verbunden, sie sind Teil oder ehemaliger Teil dieser Bewegung. Historiker, die der Partei angehören oder ihr zumindest nahestehen, agieren im Umfeld der Alfred Klahr Gesellschaft (u. a. Garscha, Hautmann, Oberkofler, Weinert und der Autor dieses Beitrags), die ein vierteljährlich erscheinendes Periodikum herausgibt. Forschungsgelder und Förderungen stehen dieser Gruppe in der Regel nicht zur Verfügung. Bezugspunkt der in diesem Kontext entstehenden Forschungen ist nach wie vor die »Geschichte der Arbeiterbewegung«, wobei zu berücksichtigen ist, dass die AKG kein Forschungsinstitut, sondern ein gemeinnütziger Verein ohne wissenschaftsorganisatorischen Hintergrund ist.

In einem eindeutig definierten Verhältnis zur Partei stehen auch jene Historiker, die entweder der KPÖ in der Vergangenheit angehört und mit ihr gebrochen haben (Ehmer, McLoughlin) oder solche, die ihrem Selbstverständnis nach trotzkistisch orientiert sind (Keller). Eine dritte Gruppe agiert in der akademischen Sphäre ohne einer der beiden zuvor genannten Bezugsgruppen zugeordnet werden zu können (etwa Leidinger, Karner, Köstenberger, Moritz, Mueller und Ruggenthaler). Aus den einzelnen Forscherbiografien ergeben sich naturgemäß unterschiedliche Perspektiven, es gibt in Österreich gegenwärtig jedoch weder ausgesprochene Gegnerschaften und Forschungskontroversen noch fruchtbare Kooperationen zwischen den wenigen Akteuren.

Dem entspricht auch, dass heute die Resonanz von Forschungen über die KPÖ im politi-
schen und medialen Raum gering ist. Dies liegt zum einen darin begründet, dass die Parteigeschichte als Projektionsfläche aktueller Auseinandersetzungen aufgrund der weltpolitischen Veränderungen nach 1990 und der politischen Schwäche der Partei kaum noch Bedeu-
tung hat, zum anderen liefert die wissenschaftliche Beschäftigung mit der KPÖ auch nach Öffnung der Moskauer Archive wenig Sensationspotenzial. Fundamental neue Einsichten sind aufgrund der nun zugänglichen Materialien nicht zu erwarten. Nur in einem Punkt, dem Oktoberstreik des Jahres 1950, blieb die KPÖ Gegenstand tagespolitischer Auseinander-
setzung. 2010 schaffte es die große Streikbewegung vom September/Oktober 1950 zu 
ihrem 60. Jubiläum erneut vom zeithistorischen Diskurs zur tagesaktuellen Kontroverse. 
Die Langlebigkeit österreichischer Geschichtsmythen zeigte sich bereits im Jahr des Republik-
jubiläums 2005, war doch die KPÖ im öffentlichen Diskurs nicht als eine der Gründerparteien und als konstruktive Kraft des demokratischen Wiederaufbaus präsent, sondern vor allem im Zusammenhang mit angeblichen Putschabsichten und Machtergreifungsplänen. Seitens der Geschichtsforschung wird dafür ein Ende der Achtzigerjahre von Günter Bischof im Pariser Militärarchiv gefundener angeblicher Putschplan der KPÖ vom November 1948 angeführt,64 der sich bei näherem Hinsehen als Fälschung entpuppt, nichtsdestotrotz von seriösen Historikern für echt befunden wird. Hochgespielt wurden in diesem Zusammenhang auch Überlegungen der engsten Parteiführung über eine Teilung Österreichs, die in einem Gespräch mit Andrej Ždanov, dem für außenpolitische Fragen zuständigen Politbüromitglied der KPdSU, im Februar 1948 in Moskau geäußert, von diesem aber zurückgewiesen wurden.65

Galt die »Putschlegende« in der zeitgeschichtlichen Literatur eigentlich seit den Siebzigerjahren als überwunden, hat sich in den letzten Jahren die neue Sprachregelung durchgesetzt, wonach diese Frage unter Historikern zumindest umstritten sei. Selbst ein sonst unvoreingenommen und ausgewogen argumentierender Historiker wie Mueller, der in Moskauer Archiven keine Hinweise zutage förderte, die auf Putschabsichten hindeuten, gelangt nun zu der Einschätzung, die KPÖ habe »die Regierung wiederholt durch putschartige Unruhen zu stürzen versucht«.66 Als 2010 in der politischen und medialen Öffentlichkeit über den »Oktoberstreik« diskutiert wurde, wurde dieser zwar nicht mehr zum versuchten Staatsstreich umgedeutet, sichtbar wurde jedoch die politische Funktion dieser Debatte: Im Grunde ging es um die Legitimität sozialer Proteste vor dem Hintergrund laufender Budgetkürzungen.

Desiderata der KPÖ-Forschung

Als Bilanz der bisherigen Forschung über die KPÖ lassen sich drei miteinander verflochtene Mängel feststellen: Klassische Politik- und Organisationsgeschichte ist zwar in den letzten Jahren ins Gerede gekommen, sie gehört aber nach wie vor zu den größten Defiziten der KPÖ-Forschung. Zweitens trifft auf die KPÖ der Befund Webers in vollem Umfang zu, wonach (gegenüber Veröffentlichungen über den Terror im Kommunismus) die Geschichte der kommunistischen Organisationen als radikale soziale Bewegung unterbelichtet ist.67 Drittens fällt auf, dass die KPÖ-Forschung vom Paradigmenwechsel zur Sozial- und Kulturgeschichte kaum berührt wurde. Studien über soziokulturelle Aspekte der KPÖ-Geschichte, Parteigeschichte »von unten« und Milieustudien fehlen beinahe völlig.

1.) Parteiengeschichte ist vor allem politische Geschichte und Ideengeschichte. Wie die Geschichte der Arbeiterbewegung insgesamt, war auch die Geschichtsschreibung über die KPÖ stark politik- und organisationsgeschichtlich sowie ideologiekritisch orientiert. Dessen ungeachtet, sind viele Aspekte und Perioden der Parteigeschichte auch politik-, organisations- und ideologiegeschichtlich wenig erforscht. Dies betrifft sowohl die politische Geschichte, die Theorie- und Ideengeschichte, als auch die organisatorische Seite und parteiinterne Entwicklung der KPÖ. Es liegen keine detaillierten Studien über die Zusammensetzung der Parteiführung, über Aufbau und Struktur des zentralen Parteiapparats, seiner Abteilungen und Kommissionen, über die Organisationsentwicklung, das Netz der Parteiorganisationen, die Funktionärsebene, die Mitgliederbewegung usw. vor. Einblick in diese Fragen gewähren bisher allein die Handbuchbeiträge von Ehmer.68

Es fehlt ferner an neueren politologischen Untersuchungen, die die Geschichte der Partei unter dem Gesichtspunkt des Rückgangs ihres politischen Einflusses nach 1955 betrachten. Auch hierin spiegelt sich der allgemeine Mangel an zeitgeschichtlicher Literatur über die KPÖ, auf der politologische Generalisierungen aufbauen könnten. Ein solches Defizit betrifft die österreichische Parteienforschung im Ganzen, führt diese doch trotz Jahrzehnte langer Dominanz politischer Geschichte in der Zeitgeschichtsforschung ein Nischendasein. Ein interessantes, politologisch noch nicht untersuchtes Phänomen ist die KPÖ im österreichischen Bundesland Steiermark, die trotz des Schrumpfungsprozesses der Bundespartei im Jahr 2005 den Wiedereinzug in den Landtag geschafft hat und in den Jahren 2003 und 2012 in Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, mit 20 Prozent der Wählerstimmen Sensationserfolge erzielte. Erklärungsfaktoren für diese Entwicklung könnten auch aus einer vergleichenden Perspektive gewonnen werden, die die Stellung der KPÖ im österreichischen Parteiensystem mit jener von anderen kommunistischen und linken Partei in anderen Ländern Europas in Bezug setzt.

2.) Wie andere kommunistische Parteien auch, ist die KPÖ nicht auf eine auf die Sowjet-
union und die sozialistischen Länder fixierte politische Kraft zu reduzieren. Sie ist eine revolutionäre, antikapitalistische Bewegung, die ihre Impulse nicht nur aus der Oktoberrevolution, sondern auch aus der österreichischen Arbeiterbewegung bezog und in sozialen Auseinandersetzungen eine prägende Rolle spielte. Dies gilt auch auf theorie- und ideologiegeschichtlicher Ebene: Erst jüngst hat Thomas Kroll in seiner bemerkenswerten Studie über kommunistische Intellektuelle in Westeuropa die Verankerung der KPÖ im österreichischen Kontext herausgearbeitet. Er kommt zu dem Schluss, dass die KPÖ-Intellektuellen sich nicht am Vorbild des sowjetischen Kommunismus orientierten, sondern auf »Grundlage ihrer nationalen Traditionsbildung […] die Utopie eines kommunistischen Österreichs« entwickelten.69

Für die nichtkommunistische akademische Geschichtswissenschaft war die KPÖ als soziale Bewegung bisher kein Thema. Insgesamt lässt sich der kommunistische Einfluss in Österreich nicht allein aus bundespolitischen Wahlergebnissen ablesen, war doch die KPÖ vor allem auf betrieblicher, kommunaler sowie auf bündnispolitischer Ebene ein nicht zu unterschätzender Faktor. Nach 1945 gelang es der Partei als Mitbegründerin des einheitlichen Gewerkschaftsbundes nicht nur, im Gewerkschaftsapparat maßgebliche Positionen zu besetzen. In zahlreichen industriellen Großbetrieben bestanden kommunistische Mehrheiten bei Betriebsratswahlen, u. a. im größten Industriebetrieb Österreichs, der Alpine Montan in Donawitz. Nach dem Ausscheiden aus der Regierung im Jahr 1947 konzentrierte sich die KPÖ ganz auf außerparlamentarische Aktivitäten und konnte sich in diesen sozialen Kämpfen als Oppositionspartei profilieren. Auch nach 1955 ging der kommunistische Einfluss in der Industriearbeiterschaft und im gewerkschaftlichen Bereich weit über das Stimmengewicht der KPÖ bei allgemeinen Wahlen hinaus.70 Wenig untersucht sind ferner die breit gefächerten kommunistischen Aktivitäten in den Gemeinderäten, in der Friedensbewegung, im Sport, an den Hochschulen und in intellektuellen Kreisen, in der Frauen- und Jugendbewegung, in Bündnissen, Initiativen und »neuen sozialen Bewegungen«, etwa in der antiimperialistischen Solidaritätsarbeit oder im Kampf gegen neofaschistische Tendenzen.

Es mangelt nicht nur an einer systematischen Untersuchung einzelner Politikfelder, auch die Neben- und Vorfeldorganisationen als Themen- und Handlungsfelder jenseits der engeren Partei- und Organisationspolitik waren bisher kaum Gegenstand der Forschung. So liegt etwa über die Rote Hilfe, die wichtigste kommunistische Massenorganisation bis 1945, keine größere Studie vor. Selbst in der Untersuchung des antifaschistischen Widerstandes der KPÖ besteht ein entscheidender Mangel darin, dass die konkreten Politikfelder kommunistischer »Massenarbeit«, z. B. die ab 1935/36 forcierte Ausnutzung der halblegalen und legalen Möglichkeiten etwa in den Bereichen Gewerkschaft, Jugend, Sport usw., noch kaum erforscht sind.

Zwar hat sich das Themenspektrum der KPÖ-Forschung in der jüngeren Vergangenheit erweitert, etwa hinsichtlich der Kultur-, Verlags- und Medienpolitik der Partei, jedoch ist auch in diesem Bereich die Liste der Desiderata lang. Bereits in den Siebzigerjahren, als das Interesse an der Arbeiterbewegung als Bildungs- und Kulturbewegung wuchs, wurde eine Studie über das von der KPÖ initiierte Neue Theater in der Scala vorgelegt.71 Mehrere Beiträge beschäftigten sich mit der Kultur- und Intellektuellenzeitschrift Tagebuch, die insgesamt als ausgezeichnete Quelle für die österreichische Kulturpolitik nach 1945 anzusehen ist. Neuere Arbeiten widmen sich dem Globus Verlag oder etwa dem proletarischen Theater in der Ersten Republik. Nicht hoch genug einzuschätzen ist eine Pionierstudie von Peter Grabher über die Filmpolitik der KPÖ in der Ersten Republik.72 Es fehlen Studien über weitere mit der KPÖ verbundene kulturelle Aktivitäten, etwa über die Arbeiterkultur im Umfeld der Partei nach 1945, über die kulturtheoretische Ausrichtung der Partei, eine Gesamtdarstellung der kommunistischen Presse sowie eine systematische Untersuchung der Ausgrenzung der Kommunisten aus dem Kulturbetrieb am Höhepunkt des Kalten Krieges. Symptomatisch dafür sind neben dem bis in die Sechzigerjahre währenden Brecht-Boykott die politisch motivierte Abwertung kommunistischer Künstler, wie etwa die »schwarzen Listen« gegen KP-nahe Schauspieler und der Boykott der Scala. Ein wichtiges kulturpolitisches Thema ist ferner die Linkswende in der österreichischen Literatur in den Siebzigerjahren, als – um zwei Beispiele zu nennen – Autorinnen und Autoren wie Elfriede Jelinek und Michael Scharang in der KPÖ aktiv wurden.

3.) Insgesamt fällt im Vergleich mit Trends der internationalen Kommunismusforschung auf, dass auch bei neueren Forschungen zur Geschichte der KPÖ jene innovativen Fragestellungen, die im Zuge der Weber/Mallmann-Kontroverse am Beispiel der KPD aufgeworfen worden sind, kaum eine Rolle spielen. Der allgemeine Paradigmenwechsel in der Historiografie hin zur Sozialgeschichte wurde in der österreichischen Geschichtsschreibung der Arbeiterbewegung schon in den Siebzigerjahren diskutiert. »Arbeitergeschichte« als Geschichte »von unten« wurde zum neuen Leitbegriff, der auch mit einer Ausweitung des Themenspektrums hin zur Regionalgeschichte, zur Alltagsgeschichte und zur Kulturgeschichte, mit neuen methodischen Ansätzen und Fragestellungen verbunden war. Spielten sozialgeschichtliche Zugänge in der Historiografie über die KPÖ bereits in den Siebziger- und Achtzigerjahren eine marginale Rolle, so wurde seither auch jene Erweiterung des Forschungshorizonts, die mit Mallmanns sozialhistorischer Kritik an Webers »Stalinisierungsthese« einherging, kaum rezipiert.

Ein Grund für die fehlende Hinwendung zu einer Sozial- und Kulturgeschichte des Kommunismus besteht darin, dass die organisationsgeschichtlichen Vorarbeiten, die sozialgeschichtliche Analysen erst ermöglichen, für die KPÖ noch nicht geleistet sind. Der österreichische Kommunismus als radikale soziale Bewegung ist so nicht nur hinsichtlich der oben genannten Politikfelder wenig erforscht, sondern auch hinsichtlich der Akteure in diesen Aktionsfeldern, hinsichtlich der sozialen Basis der Partei. Während sich ein ganzer Strang der KPD-Historiografie herausgebildet hat, der die Partei unter dem Gesichtspunkt der Autonomie ihrer Gliederungen und ihrer lokalen Milieuverwurzelung untersucht, gab es in Österreich noch keinen Impuls, die KPÖ mit Fragestellungen, die Milieus, Mentalitäten usw. betreffen, zu bearbeiten.

Zunächst fehlen Studien über die soziale Zusammensetzung der Parteibasis, über geschlechtsspezifische Differenzierungen, familiäre Verankerungen, berufliche Qualifikationen der Parteimitglieder usw. Neben einer Mitglieder- und Organisationssoziologie stehen auch Untersuchungen über politische Kultur, Organisationsalltag und Traditionspflege der KPÖ aus. Mentalitätsgeschichtliche Fragen nach den Prägungen und Erfahrungen der Parteimitglieder müssten auch die »feindliche Umwelt« in den Blick nehmen, in der die KPÖ agierte. Kommunisten wurden im Zuge des Kalten Krieges aus der aktiven Gestaltung der Zweiten Republik, aus der staatlichen Verwaltung sowie aus ihren Positionen in Gewerkschaften, Kultur und Sport hinausgedrängt. Nicht nur auf den einzelnen Parteimitgliedern, auch auf Sympathisanten und Verbündeten der Partei lastete ein enormer sozialer und wirtschaftlicher Druck. 1956 ging das Abgrenzungsbedürfnis der österreichischen Sozialdemokratie so weit, dass in der Arbeiter-Zeitung gefordert wurde, keinem Kommunisten die Hand zu reichen. Zu untersuchen wäre, wie diese politische Diskriminierung und gesellschaftliche Isolierung und die damit verknüpfte Selbstausgrenzung auf die politische Kultur der Partei zurückwirkten.

Anknüpfungspunkte für eine sozialgeschichtliche Perspektive »von unten«, für alltagskulturelle und mentalitätsgeschichtliche Fragen bestehen vor allem auf regional- und lokalgeschichtlicher sowie auf betrieblicher Ebene. Insgesamt ist von einer Milieuverwurzelung der Partei vor allem dort auszugehen, wo ihre betrieblichen Positionen stark waren, etwa in den Industrieregionen Niederösterreichs und hier wiederum vor allem in den sowjetisch verwalteten Betrieben, die ab 1946 zu einem Hauptzentrum der Parteiarbeit wurden. In den Fünfzigerjahren betrug der Anteil der Kommunisten an den dortigen Arbeitern und Angestellten knapp 50 Prozent, was bedeutete, dass ein Fünftel der Gesamtmitgliedschaft der Partei in einem sowjetischen Betrieb arbeitete. Arbeitsplatzmöglichkeiten und damit zusammenhängende Bindungskräfte bot die KPÖ auch im Parteiapparat, in den Massenorganisationen und Freundschaftsgesellschaften, sowie in Sektoren der Kultur- und Informationspolitik. Die Frage nach der Stabilität der damit verbundenen Milieus seit dem Abzug der sowjetischen Besatzungsmacht, nach milieubedingten Kontinuitäten bis in die jüngere Vergangenheit, auf die Betriebsratswahlresultate in vielen dieser Betriebe hindeuten, wurde bisher noch nicht gestellt. Auch die von der KPÖ propagierte Politik der »Aktionseinheit« wurde auf der Ebene des Arbeitermilieus noch nicht untersucht. Ein Zusammenhang zwischen traditionellem politischen Milieu und industrieller Struktur besteht auch in der Industrieregion der Obersteiermark, außerhalb der sowjetischen Besatzungszone, wo die KPÖ in der Arbeiterschaft stark verankert war. Auch hier sind die Lebensverhältnisse, Erfahrungen und Interessen der Parteimitglieder, die Milieuverortung und konkrete Praxis der Partei vor Ort kaum erforscht. Während es der Partei insgesamt nicht gelang, die Stabilität der österreichischen Lagerstrukturen zu erschüttern bzw. selbst milieu- und lagerbildend zu wirken, ließe sich an den genannten Beispielen der Milieuansatz auch an der KPÖ erproben.

Während das Potenzial sozialhistorischer Untersuchungen für die Zeit der Zweiten Republik schon allein daran sichtbar wird, dass die KPÖ nach 1945 zu einer Massenpartei mit über 150 000 Mitgliedern wuchs, sind dem Milieuansatz für die Zeit der Ersten Republik gewisse Grenzen gesetzt, war doch die KPÖ in diesen Jahren in der österreichischen Arbeiterklasse vergleichsweise schwach verankert: Im Jahr 1919 stieg ihre Mitgliederzahl binnen Wochen auf 40 000, um nach dem Fall der ungarischen Räterepublik innerhalb weniger Monate auf 10 000 zurückzugehen. Die KPÖ war in dieser Zeit vor allem die Partei der Kriegsheimkehrer und Arbeitslosen, ihre Position in den Betrieben war schwach. In der ersten Hälfte der Zwanzigerjahre war die Partei durch Fraktionskämpfe zermürbt und weitgehend aktionsunfähig. Infolge der ultralinken Wende der Komintern geriet sie in die völlige Isolation, ihre Mitgliederzahl sank 1929/30 auf ca. 2000 bis 3000. Im ersten Quartal 1930 wurden gar nur 1571 Mitglieder abgerechnet. Zieht man noch die enorme Fluktuation in Betracht, so wird deutlich, wie instabil die Parteiorganisation in diesen Jahren war.

Auch kulturwissenschaftliche Konzepte wie »Erinnerung«, »Gedächtnis« usw. wurden bisher noch nicht systematisch auf die KPÖ angewendet. Allein über den antifaschistischen Widerstand im Vergangenheitsnarrativ der Partei liegt ein Beitrag von Garscha vor.73 Vor allem der Stellenwert von Antifaschismus und Antikommunismus in der politischen Kultur der Zweiten Republik wäre geeignet, um unter diesem Gesichtspunkt diskutiert zu werden. Oliver Rathkolb, bis 2012 Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien, hat erst kürzlich in seiner Geschichte der Zweiten Republik auf die wesentliche Bedeutung des Antikommunismus im kollektiven Gedächtnis hingewiesen und ihn als »eine verdrängte Komponente der österreichischen Identität« charakterisiert.74 Mehrfach wurde in der Forschungsliteratur herausgearbeitet, dass der antifaschistische Grundkonsens des Jahres 1945 einem antikommunistischen Konsens Platz machte. Der Antikommunismus wurde zum Minimalkonsens der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ), zur Integrationsideologie der Wiederaufbauperiode, die Kritik an der kapitalistischen Restauration als »kommunistisch« diskreditierte und in die Sozialpartnerschaft mündete. Die Hegemonie des Antikommunismus verdrängte auch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Die KPÖ wurde so zu einer Kommunikationsplattform jener, die die Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes wachhielten. In diesem politischen Klima kam der Antifaschismus in den Verruf, »ein Trojanisches Pferd der Kommunisten«75 zu sein. Ähnliches gilt für politische Bewegungen bzw. Haltungen wie die Friedensbewegung und den Linkssozialismus, die gemeinsam mit der KPÖ gettoisiert wurden.

Bilanziert man die vorhandenen Studien über die KPÖ, die zuletzt geleisteten Forschungen, das wissenschaftliche Feld und daraus abzuleitende Perspektiven, so muss festgestellt werden, dass noch wenig Grundlagen dafür bestehen, um der größten Herausforderung der Kommunismusforschung, der Zusammenführung von Politik-, Organisations- und Sozialgeschichte gerecht zu werden. Die politische Geschichte der sozialen Bewegung KPÖ muss erst noch geschrieben werden.


1 Anton Pelinka: Vorwort, in: Heinz Gärtner: Zwischen Moskau und Österreich. Die KPÖ – Analyse einer sowjetabhängigen Partei (= Studien zur österreichischen und internationalen Politik, Bd. 3), Wien 1979, S. 5–6, hier S. 5.

2 Siehe dazu: Protokolle der Sitzungen des Politischen Büros des ZK der KPÖ und Unterlagen der Historischen Kommission beim ZK der KPÖ, in: Zentrales Parteiarchiv (im Folgenden: ZPA) der KPÖ.

3 Franz West: Die Linke im Ständestaat. Revolutionäre Sozialisten und Kommunisten 1934–1938 
(= Schriftenreihe des Ludwig Boltzmann-Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung, Bd. 8), 
Wien/München/Zürich 1978.

4 Siehe Erwin Scharf an Franz West, 25. Mai 1971, in: ZPA der KPÖ.

5 Geschichte der Kommunistischen Partei Österreichs. 1918–1955. Kurzer Abriß, Wien 1977.

6 Arnold Reisberg: Februar 1934. Hintergründe und Folgen, Wien 1974; Winfried R. Garscha/
Hans Hautmann: Februar 1934 in Österreich, Wien 1984.

7 KPÖ. Die Kommunistische Partei Österreichs. Beiträge zu ihrer Geschichte und Politik, 2. Aufl. 
Wien 1989.

8 Herbert Steiner: Die Kommunistische Partei Österreichs von 1918–1933. Bibliographische Bemerkungen (= Marburger Abhandlungen zur Politischen Wissenschaft, Bd. 11), Meisenheim am Glan/Wien 1968.

9 Hans Hautmann: Die verlorene Räterepublik. Am Beispiel der Kommunistischen Partei Deutsch-
österreichs, Wien/Frankfurt a. M./Zürich 1971.

10 Herbert Steiner: Die Kommunistische Partei, in: Erika Weinzierl/Kurt Skalnik (Hg.): Österreich 1918–1938. Geschichte der Ersten Republik, Bd. 1, Graz/Wien/Köln 1983, S. 317–329.

11 Anton Pelinka: Auseinandersetzung mit dem Kommunismus, in: Erika Weinzierl/Kurt Skalnik (Hg.): Österreich. Die Zweite Republik, Bd. 1, Graz/Wien/Köln 1972, S. 169–201.

12 Gärtner: Zwischen Moskau und Österreich (Anm. 1).

13 Rudolf Ardelt: Perspektiven der Geschichte der Arbeiterbewegung oder Der »enge Blick« und die »Wende«, in: Christine Schindler (Hg.): Die Internationale der »Labour Historians«. Stand und 
Perspektiven der Arbeiter/innen/geschichtsschreibung im 30. Jahr der ITH (= ITH-Tagungsberichte, Bd. 30a), Wien 1995, S. 36–44, hier S. 37.

14 Die von mir erstellte und laufend aktualisierte Bibliografie über die Geschichte der KPÖ ist abrufbar unter www.klahrgesellschaft.at/Bibliographie.html.

15 Walter Baier: Das kurze Jahrhundert. Kommunismus in Österreich. KPÖ 1918 bis 2008, Wien 2009, S. 13 (Hervorhebung im Original).

16 Hautmann: Räterepublik (Anm. 9).

17 Hans Hautmann: Geschichte der Rätebewegung in Österreich 1918–1924, Wien/Zürich 1987.

18 Hannes Leidinger/Verena Moritz: Gefangenschaft – Revolution – Heimkehr. Die Bedeutung der Kriegsgefangenenproblematik für die Geschichte des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa 
1917–1920, Wien/Köln/Weimar 2003.

19 Fritz Keller: Gegen den Strom. Fraktionskämpfe in der KPÖ – Trotzkisten und andere Gruppen 1919–1945 (= Materialien zur Arbeiterbewegung, Bd. 10), Wien 1978.

20 Barry McLoughlin/Hannes Leidinger/Verena Moritz: Kommunismus in Österreich 1918–1938, Innsbruck/Wien/Bozen 2009.

21 Manfred Mugrauer: »Rothschild saniert – das Volk krepiert«. Die sozialökonomische Politik der KPÖ zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, in: ders. (Hg.): Wirtschafts- und Finanzkrisen im Kapitalismus. Historische und aktuelle Aspekte (= Quellen & Studien, Sonderband 13), Wien 2010, S. 45–100.

22 Zum Forschungsstand siehe Manfred Mugrauer: Die KPÖ im Kampf gegen die austrofaschistische Diktatur, in: Florian Wenninger/Lucile Dreidemy (Hg.): Das Dollfuß/Schuschnigg-Regime 1933–1938. Vermessung eines Forschungsfeldes, Wien/Köln/Weimar 2013, S. 41–69.

23 Maria Szecsi/Karl Stadler: Die NS-Justiz in Österreich und ihre Opfer (= Das einsame Gewissen. Beiträge zur Geschichte Österreichs 1938 bis 1945, Bd. 1), Wien/München 1962.

24 Siehe Gerhard Oberkofler: Das Regierungsprojekt einer Dokumentation über den Beitrag Österreichs zu seiner Befreiung, in: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft 10 (2003), H. 3, S. 7–17, hier S. 9 f.

25 Hermann Mitteräcker: Kampf und Opfer für Österreich. Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Widerstandes 1938 bis 1945, Wien 1963.

26 Magdalena Koch: Der Widerstand der Kommunistischen Partei Österreichs gegen Hitler von 1938 
bis 1945, Diss. Univ. Wien 1964.

27 Willibald Ingo Holzer: Die österreichischen Bataillone im Verbande der NOV i POJ. Die Kampfgruppe Avantgarde/Steiermark. Die Partisanengruppe Leoben-Donawitz, Diss. Univ. Wien 1971.

28 Helmut Konrad: Widerstand an Donau und Moldau. KPÖ und KSČ zur Zeit des Hitler-Stalin-Paktes, Wien/München/Zürich 1978.

29 Siehe dazu zusammenfassend Wolfgang Neugebauer: Der österreichische Widerstand 1938–1945, 
Wien 2008, S. 66–103.

30 Siehe Helene Maimann: Politik im Wartesaal. Österreichische Exilpolitik in Großbritannien 1938–1945 (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Bd. 62), Wien/Köln/Graz 1975; Ernst Schwager: Die österreichische Emigration in Frankreich 1938–1945 (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Bd. 74), Wien/Köln/Graz 1984.

31 Simon Loidl: Österreichische KommunistInnen im Exil in den USA 1938–1945, Dipl. Univ. Wien 2004.

32 Marietta Bearman u. a.: Wien – London, hin und retour. Das Austrian Centre in London 1939 bis 1947, Wien 2004.

33 Sonja Frank (Hg.): Young Austria. ÖsterreicherInnen im britischen Exil 1938–1947. Für ein freies, demokratisches und unabhängiges Österreich, Wien 2012.

34 Karl R. Stadler: Opfer verlorener Zeiten. Die Geschichte der Schutzbund-Emigration 1934, Wien 1974.

35 Franz Muhri: Die Rehabilitierung österreichischer Opfer des Stalinismus, in: Walter Baier/Franz Muhri: Stalin und wir. Stalinismus und die Rehabilitierung österreichischer Opfer, Wien 2001, S. 33–52.

36 Hans Schafranek: Zwischen NKWD und Gestapo. Die Auslieferung deutscher und österreichischer Antifaschisten aus der Sowjetunion an Nazideutschland 1937–1941, Frankfurt a. M. 1990.

37 Barry McLoughlin/Hans Schafranek/Walter Szevera: Aufbruch – Hoffnung – Endstation. Österreicherinnen und Österreicher in der Sowjetunion 1925–1945 (= Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik, Bd. 64), Wien 1997.

38 Österreicher im Exil – Sowjetunion 1934–1945. Eine Dokumentation, hg. vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien 1999.

39 Fritz Keller: Die KPÖ 1945–1955, in: Hermann Weber u. a. (Hg.): Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung (im Folgenden: JHK) 1994, Berlin 1994, S. 104–121.

40 Codename Lindley!, in: Zoom. Zeitschrift für Politik und Kultur (1998), H. 5, S. 10–15, hier S. 12.

41 Wilfried Aichinger: Sowjetische Österreichpolitik 1943–1945 (= Materialien zur Zeitgeschichte, Bd. 1), Wien 1977, S. 45–56, 86–91 u. 175–186.

42 Wolfgang Mueller: Die sowjetische Besatzung in Österreich 1945–1955 und ihre politische Mission, Wien/Köln/Weimar 2005.

43 Manfred Mugrauer: Die Politik der KPÖ in der Provisorischen Regierung Renner, Innsbruck/Wien/Bozen 2006.

44 Siehe Wolfgang Mueller u. a. (Hg.): Sowjetische Politik in Österreich 1945–1955. Dokumente aus russischen Archiven, Wien 2005; Stefan Karner/Barbara Stelzl-Marx/Alexander Tschubarjan (Hg.): Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945–1955. Dokumente (= Veröffentlichungen des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Sonderband 5), Graz/Wien/München 2005.

45 Stefan Karner/Peter Ruggenthaler: Stalin und Österreich. Sowjetische Österreich-Politik 1938 bis 1953, in: Ulrich Mählert u. a. (Hg.): JHK 2005, Berlin 2005, S. 102–140; Wolfgang Mueller: Die gescheiterte Volksdemokratie. Zur Österreich-Politik von KPÖ und Sowjetunion 1945 bis 1955, in: ebd., S. 141–170.

46 Josef Ehmer: KPÖ und SED. Ein ambivalentes Verhältnis, in: Wolfgang Neugebauer (Hg.): Von der Utopie zum Terror. Stalinismus-Analysen (= Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik, Bd. 59), 
Wien 1994, S. 171–181.

47 Wolfgang Mueller: »Genosse Filippov« und seine österreichischen »Freunde«. Fallstudien zur »Macht der Schwachen« im Verhältnis zwischen der KPdSU und einer Bruderpartei, in: ders./Michael Portmann (Hg.): Osteuropa vom Weltkrieg zur Wende (= Zentraleuropa-Studien, Bd. 10), Wien 2007, S. 133–160.

48 Hans Hautmann: Der Polizeiliche Hilfsdienst für die Kommandantur der Stadt Wien im Jahr 1945, in: 
ders. (Hg.): Die Alfred Klahr Gesellschaft und ihr Archiv. Beiträge zur österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts (= Quellen & Studien 2000), Wien 2000, S. 277–346; ders.: Kommunisten und Kommunistinnen in der Wiener Polizei, in: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft 19 (2012), H. 2, S. 11–25.

49 Maren Seliger: KPÖ-Firmen und Osthandel 1945–1989. Rahmenbedingungen und einige Aspekte der Außenhandelspraxis, in: Gertrude Enderle-Burcel/Dieter Stiefel/Alice Teichova (Hg.): »Zarte Bande«. Österreich und die europäischen Länder (= Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, Sonderband 9), Innsbruck/Wien/Bozen 2006, S. 107–129.

50 Manfred Mugrauer: Zwischen Erschütterung, neuer Offenheit und »Normalisierung«: Die KPÖ, der 
20. Parteitag der KPdSU und die Ungarn-Krise 1956, in: Mueller/Portmann (Hg.): Osteuropa vom Weltkrieg zur Wende (Anm. 47), S. 257–297.

51 Leopold Spira: Ein gescheiterter Versuch. Der Austro-Eurokommunismus, Wien/München 1979.

52 Manfred Mugrauer: »Oft setzte man sich über vernünftige Argumente hinweg …«. Die krisenhafte Entwicklung der KPÖ in den Jahren 1968 bis 1971, in: ders. (Hg.): 90 Jahre KPÖ. Studien zur 
Geschichte der Kommunistischen Partei Österreichs (= Quellen & Studien, Sonderband 12), Wien 2009, S. 261–318.

53 Jürgen Weber/Wolfgang Weber: »Jeder Betrieb eine rote Festung!« Die KPÖ in Vorarlberg 1920–1956 
(= Schriftenreihe der Rheticus-Gesellschaft, Bd. 32), Feldkirch 1994.

54 Protokoll des 11. Plenums des Zentralkomitees der KPÖ am 24./25. Mai 1956, Beilage 1: Referat von Johann Koplenig, S. 9, in: ZPA der KPÖ.

55 Manfred Mugrauer: Die Kommunistische Partei in Niederösterreich, in: Stefan Eminger/Ernst Langthaler (Hg.): Niederösterreich im 20. Jahrhundert, Bd. 1: Politik, Wien/Köln/Weimar 2008, S. 535–564.

56 Ernst Fischer: Erinnerungen und Reflexionen, Reinbek 1969; ders.: Das Ende einer Illusion. 
Erinnerungen 1945–1955, Wien/München/Zürich 1973.

57 Josef Meisel: »Jetzt haben wir Ihnen, Meisel!« Kampf, Widerstand und Verfolgung eines österreichischen Antifaschisten (1911–1945) (= Biographische Texte zur Kultur- und Zeitgeschichte, Bd. 2), Wien 1985; ders.: Die Mauer im Kopf. Erinnerungen eines ausgeschlossenen Kommunisten 1945–1970 
(= Biografische Texte zur Kultur- und Zeitgeschichte, Bd. 3), Wien 1986.

58 Erwin Scharf: Ich hab’s gewagt mit Sinnen ... Entscheidungen im antifaschistischen Widerstand. Erlebnisse in der politischen Konfrontation, Wien 1988; Franz Muhri: Kein Ende der Geschichte, 
Wien 1995.

59 Walter Stern: Das Überleben hat gelohnt. Erinnerungen eines Metallarbeiters und Betriebsrates, 
Wien 2008.

60 Julia Köstenberger: Die Geschichte der Internationalen Leninschule in Moskau (1926–1938). Unter besonderer Berücksichtigung des deutschen und österreichischen Sektors, Diss. Univ. Wien 2010.

61 Siehe Willi Weinert: »Ich möchte, dass sie Euch immer nahe bleiben ...« Biografien kommunistischer WiderstandskämpferInnen in Österreich. Mit Anmerkungen zum Widerstandskampf der Kommunistischen Partei Österreichs und einer Opferliste, 2. Aufl. Wien 2005.

62 Siehe ders.: Archive und Bibliothek der KPÖ, in: Hautmann (Hg.): Alfred Klahr Gesellschaft (Anm. 48), S. 25–93, hier S. 41–44.

63 Siehe Helmut Konrad: Österreichische Geschichtspolitik in den 1970er und 1980er Jahren: Historio-
grafische Anmerkungen und persönliche Beobachtungen, in: Jürgen Mittag/Berthold Unfried (Hg.): Arbeiter- und soziale Bewegungen in der öffentlichen Erinnerung. Eine globale Perspektive 
(= ITH-Tagungsberichte, Bd. 45), Leipzig 2011, S. 111–119, hier S. 117 f.

64 Günter Bischof: »Austria looks to the West«. Kommunistische Putschgefahr, geheime Wiederbewaffnung und Westorientierung am Anfang der fünfziger Jahre, in: Thomas Albrich u. a. (Hg.): Österreich in den Fünfzigern, Innsbruck/Wien 1995, S. 183–209, hier S. 187.

65 Wolfgang Mueller: Die Teilung Österreichs als politische Option für KPÖ und UdSSR 1948, in: Zeitgeschichte 32 (2005), H. 1, S. 47–54; Manfred Mugrauer: »Teilungspläne« und »Putschabsichten«. Die KPÖ im Gedenkjahr 2005, in: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft 12 (2005), H. 4, S. 8–15.

66 Wolfgang Mueller: Kalter Krieg, Neutralität und politische Kultur in Österreich, in: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 1–2 vom 29. Dezember 2008, S. 11–19, hier S. 14.

67 Hermann Weber: Zehn Jahre historische Kommunismusforschung. Leistungen, Defizite, Perspektiven, 
in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 50 (2002), H. 4, S. 611–633, hier S. 627–630.

68 Josef Ehmer: Die Kommunistische Partei Österreichs, in: Emmerich Tálos u. a. (Hg.): Handbuch des politischen Systems Österreichs. Erste Republik 1918–1933, Wien 1995, S. 218–230; ders.: Die Kommunistische Partei Österreichs, in: Herbert Dachs (u. a.): Handbuch des politischen Systems Österreichs. 
Die Zweite Republik, 3. Aufl. Wien 1997, S. 323–332.

69 Thomas Kroll: Kommunistische Intellektuelle in Westeuropa. Frankreich, Österreich, Italien und Großbritannien im Vergleich (1945–1956) (= Industrielle Welt, Bd. 71), Köln/Weimar/Wien 2007, S. 243–357, hier S. 243.

70 Siehe den ersten Überblick: Manfred Mugrauer: Partei der ArbeiterInnenklasse. Zur gewerkschaftlichen und betrieblichen Verankerung der KPÖ in den Jahren 1945–1955, in: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft 18 (2011), H. 4, S. 1–12.

71 Wilhelm Pellert: Roter Vorhang. Rotes Tuch. Das Neue Theater in der Scala (1948–1956) (= In Sachen, Bd. 5, Ausgabe 8), Wien 1979.

72 Peter Grabher: Sowjet-Projektionen. Die Filmarbeit der kommunistischen Organisationen in der Ersten Republik (1918–1933), in: Christian Dewald (Hg.): Arbeiterkino. Linke Filmkultur der Ersten Republik, Wien 2007, S. 221–303.

73 Winfried R. Garscha: Der Umgang der KPÖ mit dem kommunistischen Widerstand. Zur Rolle der antifaschistischen Traditionen in der Politik der KPÖ nach 1945, in: Weg und Ziel 51 (1993), H. 5, S. 13–21.

74 Oliver Rathkolb: Die paradoxe Republik. Österreich 1945 bis 2005, Wien 2005, S. 31.

75 Gerhard Botz: Erstarrter »Antifaschismus« und »paranazistisches Substrat«: Zwei Seiten einer Medaille, in: ders./Gerald Sprengnagel (Hg.): Kontroversen um Österreichs Zeitgeschichte. Verdrängte Vergangenheit, Österreich-Identität, Waldheim und die Historiker (= Studien zur Historischen Sozialwissenschaft, Bd. 13), Frankfurt a. M./New York 1994, S. 452–464, hier S. 454.

Inhalt – JHK 2013

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