Bauer aus dem Publikum: »Vasilij Ivanovič, die Leute sind sich uneins – bist Du für die Bolschewiki oder die Kommunisten? […]«Čapaev (nach langem Zögern): »Ich bin – für die Internationale!«1
Dieser Dialog entfaltet sich im Jahr 1919, während eines imaginären Auftritts des Bürgerkriegshelden Vasilij Čapaev im nach ihm benannten Film von 1934. Die Verwirrung der bäuerlichen Bevölkerung über die Bezeichnung der neuen Machthaber ist hinlänglich bekannt2 – der erst Ende 1917 zur Partei gestoßene und nur minder gebildete Kriegsherr allerdings weiß es auch nicht viel besser, und entscheidet sich für einen naheliegenden Kompromiss.
Der Film Čapaev ist weniger ein Dokument des Bürgerkrieges als ein Zeugnis für die Stalinisierung seiner Geschichte.3 Wie im Weiteren deutlich werden wird, ist es jedoch keineswegs abwegig, anzunehmen, diese Episode hätte sich tatsächlich so während des Russischen Bürgerkrieges abgespielt.
Die 1919 gegründete Kommunistische Internationale (Komintern) ist mittlerweile hervorragend erforscht. Gerade nach der »Archivrevolution« entstanden zahlreiche Studien zu dieser einmaligen internationalen Organisation, die auch ihre klandestinen Strukturen zutage förderten.4 Ein Aspekt blieb dabei bisher allerdings stets außerhalb der Betrachtungen: die Rolle der Komintern in der sowjetischen Gesellschaft. Aleksandr Vatlin etwa behandelte die Sowjetunion als »Gastgeber« der Komintern – allerdings nur, um die Verflechtungen der russischen kommunistischen Partei mit den Komintern-Strukturen hervorzuheben.5 Andere befassten sich mit der Komintern als sowjetischem Arbeitgeber, der nicht nur Geheimkurieren, sondern auch Übersetzern, Putzfrauen und Köchen die Existenz sicherte, oder auch als Akteur auf dem Feld sowjetischer Informations- und Pressepolitik aktiv war.6
Die folgenden Ausführungen sollen mehr sein als eine institutionelle Studie der Komintern. Dabei wird davon ausgegangen, dass eine der zentralen »charismatischen Ideen« (im Anschluss an Max Weber) für Parteiaktivisten in den ersten Nachrevolutionsjahren die Idee von der Weltrevolution war. Die »außeralltägliche [...] Hingabe« an die Idee, dass der Kampf für eine kommunistische Gesellschaft und gegen die Widrigkeiten des Alltags gemeinsam mit Revolutionären anderer Länder geführt werde, diente vielen Aktivisten zur Sinnstiftung und Selbstvergewisserung.7 Selbstverständlich bildeten die von der Weltrevolution »charismatisch beherrschten« Aktivisten eine Minderheit innerhalb der frühsowjetischen Gesellschaft und auch innerhalb der Partei. Dennoch waren es gerade diese idealistischen und zumindest ansatzweise gebildeten Revolutionäre, die mit ihrem Glauben an die Weltrevolution zunächst die ideologische und propagandistische Agenda bestimmten.8
Als jedoch die sowjetische Gesellschaft mit dem Ende des Bürgerkrieges und dem Beginn der Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) ihre »Außeralltäglichkeit« zunehmend verlor, und sich die Partei endgültig von einer revolutionären sozialen Bewegung zu einem Machtapparat wandelte, trat der Prozess ein, der sich mit Weber als »Umbildung« und »Veralltäglichung« von Charisma bezeichnen lässt. Dabei wurde »aus einer einmaligen, äußerlich vergänglichen freien Gnadengabe außerordentlicher Zeiten und Personen […] ein Dauerbesitztum des Alltags«.9 In diesem Prozess büßt das Charisma, so Winfried Gebhardt, »seine revolutionäre, schöpferische und innovatorische Kraft« ein und wird umgekehrt stabilisierend und zementierend.10
Die Wirkung der Komintern innerhalb der Sowjetunion war in diesem Transformationsprozess von zentraler Bedeutung. Zunächst war die Dritte Internationale bereits vor 1919, wie im Folgenden gezeigt werden soll, ein politisches Symbol, das das Charisma der Weltrevolution verkörperte und für die Anhänger des Kommunismus dort wirkte, »wo rational-diskursive Systeme überfordert sind«.11 In den Zwanzigerjahren schließlich wurde sie zum zentralen Kristallisationspunkt der Institutionalisierung von weltrevolutionärem Charisma.12
Es fällt auf, dass Untersuchungen zu Symbolen und Sinnstiftungselementen in der frühen Sowjetunion den Internationalismus komplett unberücksichtigt lassen.13 Allenfalls wird er aus der Perspektive seines Scheiterns im Zuge von Stalins Doktrin vom »Sozialismus in einem Land« und der nationalen Umorientierung in der innenpolitischen Propaganda betrachtet.14 Entsprechend hatte die Sowjetforschung bislang wenig Interesse an der Komintern abgesehen von ihrer Geschichte als Organisation und ihren Implikationen für die Sowjetdiplomatie.15 Deshalb soll es im Folgenden auch um eine Einordnung der Komintern in die politische Kulturgeschichte der frühen Sowjetunion und eine Einschätzung ihrer Symbolkraft gehen. Der Frage nach der Symbolkraft und der mobilisierenden Wirkung der Internationale kommt für die Geschichte der Sowjetunion und die der Komintern vor allem dann Bedeutung zu, wenn man sich vergegenwärtigt, »welch fundamentale Rolle symbolische Praktiken und diskursive Strukturen schon bei der Konstitution von politischen Institutionen, Ordnungskategorien, Geltungs- und nicht zuletzt Herrschaftsansprüchen spielen«.16 Für den internationalen Kommunismus hat jüngst Gerd Koenen aufgezeigt, dass mit der Internationale »ein Resonanzraum entstanden [ist], dessen politisch-psychologische Wirkungen vorerst bedeutender waren als alle tatsächlichen Erfolge«17 – diesen Resonanzraum gilt es hier für die kommunistische Bewegung in der frühen Sowjetunion auszuloten.
Im Folgenden soll eine Annäherung an die Komintern als »charismatische Institution« erfolgen. Zum einen gilt es zu klären, welche politischen Diskurse und Praktiken im revolutionären Russland in den Jahren von 1917 bis 1919 die Gründung der Dritten Internationale begleitet und vorbereitet haben, zum anderen, welche Rolle die Vorstellung von einer »neuen Internationale« im politischen Selbstverständnis der bolschewikischen Akteure an der Basis gespielt hat. Daran schließt sich die Frage nach der Vermittlung und dem Stellenwert der Komintern über den engen Kreis der Parteiaktivisten hinaus an, die besonders ab 1921 mit dem Beginn der NÖP als Epoche der »Massenaufklärung« akut wurde.18 Abschließend wird untersucht, wie die Internationale in der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre für diejenigen, die Opposition und Dissens artikulierten, zur symbolischen Appellationsinstanz wurde.
I. Der Ruf nach der »neuen Internationale«
Angesichts der Burgfriedenspolitik der Parteien der Zweiten Internationale während des Ersten Weltkrieges waren die Bolschewiki diejenigen unter den sozialdemokratischen Kriegsgegnern, die auch organisatorische Schlussfolgerungen aus dieser Niederlage der Internationale ziehen wollten. Bereits im November 1914 verlangte Lenin, eine neue, »Dritte« Internationale aufzubauen, die »vom Opportunismus gesäubert« sein sollte.19 Lenins Forderung nach einem organisatorischen Neuanfang des internationalen Sozialismus stieß schon während des Krieges in den Parteiorganisationen in Russland auf Widerhall,20 und dominierte schon bald nach der Februarrevolution die zunächst legalisierte bolschewikische Presse. »Die Internationale steht wieder auf«, titelte die Pravda, das Zentralorgan der Bolschewiki, Ende März 1917. Einzelne Unruhen in Europa wurden entsprechend interpretiert und als Zeichen für diese »Wiedergeburt« gewertet.21
Innenpolitisch wurde dieser neue revolutionär-internationale Zusammenhang zu einem Leitmotiv bolschewikischer Propaganda – vor wie nach der Oktoberrevolution. Den bolschewikischen Führern und Agitatoren war es ein absolut zentrales Anliegen, die Parteibasis und den Sympathisantenkreis darüber hinaus an der Vision einer neuen Internationale teilhaben zu lassen. Die Kampagne der Bolschewiki zum Maifeiertag 1917 stand ganz im Zeichen der »Dritten Internationale«.22 Das Moskauer Parteikomitee der Bolschewiki lieferte in seinem Maiflugblatt sogar eine sehr ausführliche (und zugleich simplifizierende) Erklärung zum Organisationskonzept der Internationale. Diese sei ein »weltweiter Bund« der Arbeiter, der von der Bourgeoisie zerstört worden sei und den es nun aufzubauen gelte, denn nur die Internationale allein könne »den Krieg zu einem baldigen und gerechten Ende führen«.23 1917 trugen mehrere Organisationen der Bolschewiki die Internationale im Namen, darunter ein Klub für ausländische Kriegsgefangene24 sowie der »Bund der Arbeiterjugend Dritte Internationale«, eine den Bolschewiki nahestehende Jugendorganisation.25 Auch in den politischen Diskurs radikaler Aktivisten an der Basis hielt die Rede von der Internationale Einzug: So begründete die Mannschaft eines Marineschiffs im November 1917 die Ersetzung der traditionellen Andreaskreuz-Fahne durch eine rote Fahne damit, diese verkörpere »das Streben nach der Internationale«.26
Nach der Oktoberrevolution trat die bolschewikische Führung noch stärker für die Dritte Internationale ein, ebenso stieg auch der Rückgriff auf dieses Symbol in den politischen Praktiken der regionalen Parteiorgane. Der Leitfaden, den etwa die Moskauer RKP(b)-Organisation zum ersten Jahrestag der Oktoberrevolution 1918 an Agitatoren verteilen ließ, postulierte, die Oktoberevolution habe »den Boden für die Schaffung einer neuen, der Dritten revolutionären Internationale« bereitet.27 Entsprechend schrieb eine Parteizelle aus der Ukraine an das ZK am 7. November 1918: »Hoch und siegreich haben wir die rote Fahne der Dritten Internationale gehisst.«28 Dies ist nicht nur metaphorisch zu verstehen: So charakterisierte Isaak Babel 1926 in seinem Erzählband Die Reiterarmee beiläufig ein typisches Banner als »Fahne, auf der ein Stern gemalt war und etwas über die III. Internationale geschrieben stand«.29 Überlieferte Fahnenexemplare aus der Roten Armee tragen bereits 1918 entsprechende Inschriften.30
Damit wurde das Bild einer – noch rein imaginären – Dritten Internationale in der bolschewikischen Symbolwelt und ihrem Argumentationsarsenal bereits vor 1919 fest verankert. Dies beschränkte sich nicht auf die Führungsebene und die Machtzentren, sondern zeigte sich auch an der Parteibasis und auf lokaler Ebene. In Bezug auf die bolschewikische Führung verwundert dies nicht: Sie war mehrheitlich durch ihre Exilzeit in den internationalen sozialdemokratischen Strukturen verwurzelt, und entsprechend war es für sie ein reales Anliegen, diese Strukturen unter »richtigen« ideologischen Vorzeichen wiederherzustellen. Doch welchen Anreiz konnte die Losung von der »neuen Internationale« für die Aktivisten an der Basis haben, deren Lebenswelt doch vollkommen abgekoppelt vom internationalen Sozialismus gewesen zu sein scheint?
Die Vorstellungen von Weltrevolution und internationaler Kampfgemeinschaft spielten eine zentrale Rolle in den Identitäten bolschewikischer Aktivisten. Die Motivation der bolschewikischen »Fußtruppen« lässt sich nicht allein durch die Faszination der Gewalt und das Streben nach Macht erklären.31 Der »internationale Glaube«32 an den weltweiten Zusammenhang des Klassenkampfes und entsprechende grenzüberschreitende Solidarität waren ebenso zentrale Faktoren für die utopiegeleiteten »Fußtruppen« der Revolution. Sie entsprachen sowohl dem Wunsch nach einer konsequenten Beendigung des als ungerecht empfundenen Ersten Weltkrieges, als auch der Sehnsucht nach einem Ausbrechen aus der Isolation auf lokaler (der Aktivisten von der Bevölkerung) wie auf globaler Ebene (Sowjetrusslands von den weltweiten »revolutionären Massen«).33 Wie Jeffrey Brooks für die frühe Sowjetunion feststellte, war die Idee der Weltrevolution »an alternative and partly positive way of making sense of information about the world«.34 Für die bolschewikischen Aktivisten an der Basis galt dies umso mehr.
Warum kam dem Bild der Internationale dabei eine so zentrale Bedeutung zu? Der Schlüssel scheint darin zu liegen, dass Aktivisten es mit eigenen Bedeutungen füllen konnten, die weit über das Institutionelle hinausgingen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Tagebuch des Minsker Bolschewiken Iosif Golubev. Der einfache Arbeiter, der im Frühjahr 1917 zum Anhänger des Bolschewismus wurde, engagierte sich in den Bürgerkriegsjahren als kleiner Funktionär an der Parteibasis – zum Leidwesen seiner Familie. Als seine Frau ihn im Februar 1918 zum wiederholten Male wegen seiner Parteiaktivitäten bedrängte, notierte er, sie würde es nur tun, weil er »zur sozialdemokratischen Partei [gehöre], die auf den Prinzipien der Internationale beruht«.35 Dabei waren es viel mehr als nur Organisationsprinzipien, die Golubev mit der »Internationale« verband. Bereits im Mai 1917, als frisch konvertierter Sozialdemokrat (seine Ortgruppe hatte sich noch nicht in Bolschewiki und Menschewiki gespalten), hatte er seinem Tagebuch voller Stolz und Pathos das Programm seiner neuen Partei anvertraut: »Unser brüderlicher Vorschlag an ganz Europa ist die Internationale, die Losung der Liebe und Brüderlichkeit, ein soziales Leben auf demokratischer Basis.«36 Die Internationale dient hier als griffiges Schlagwort, unter dem die Aktivisten an der Basis all das subsumierten, was sie unter dem sozialdemokratischen Parteiprogramm verstanden. Gerade angesichts der allgemeinen Kriegsmüdigkeit der breiten Massen und der damit einhergehenden zunehmenden Diskreditierung nationaler Appelle musste die nationenübergreifende und zudem an eine westeuropäische Moderne appellierende Implikation dieses Slogans besonders reizvoll erscheinen.37
Zu diesem breiten Verständnis von der Dritten Internationale trug auch das Bild bei, das vor 1919 in der bolschewikischen Presse propagiert wurde – nämlich weniger das eines Parteienverbunds als vielmehr das einer künftigen Weltregierung.38 So verwundert es in diesem Zusammenhang nicht, dass den Erwähnungen der Internationale in den Resolutionen und Grußbotschaften regionaler Parteiorganisationen ein entsprechendes Pathos innewohnte. Vom »herannahenden Triumph der Dritten Internationale«39 war dort etwa die Rede und von der Einigung des Weltproletariats durch die »letzte Internationale«;40 die »Internationale der sozialistischen Republiken«41 wurde genauso zum Ideal erhoben wie die Schaffung des »Welt-Rates« (»mirovogo soveta«).42
Die Memoiren des lettischstämmigen Arbeiters Edvard Dune demonstrieren anschaulich, wie die Parteiaktivisten an der Basis konkret mit der Vorstellung von der Dritten Internationale konfrontiert wurden. Als junger Bolschewik organisierte Dune Mitte 1917 mit seiner Fabrikzelle einen »Arbeiterklub Dritte Internationale« – eine Namensgebung, die zunächst nicht allen Arbeitern einleuchtete: »Again came the questions. What was a club? What was an International? Why was it the Third and not the First International?« Eine Frage, auf die Dune selbst zunächst auch keine Antwort finden konnte, nicht einmal in den von ihm gekauften sozialistischen Broschüren.43 Klarheit habe erst einer der dienstältesten Bolschewiki der Fabrik (und späterer linker Oppositioneller), Timofei Sapronov, gebracht. Nach einer Schilderung von der Gründung der Ersten und dem Fall der Zweiten habe er erklärt, dass es nun die gemeinsame Aufgabe sei, eine Dritte Internationale zu gründen, um unter dem Motto »Proletarier aller Länder, vereinigt Euch« den Krieg zu beenden. Dadurch, dass Sapronov »in plain, unbookish language« gesprochen und »revolutionary jargon« vermieden habe, habe er Dune und dessen Genossen überzeugt.44 Für die in der Revolution neu rekrutierten Parteimitglieder verschmolzen damit Kriegsgegnerschaft, Weltrevolution und die Dritte Internationale zu einer ideologischen Einheit, die ihr Parteiengagement nicht nur »materialistisch«, sondern auch emotional legitimieren konnte.
Als die Gründung der Kommunistischen Internationale schließlich am 5. März 1919 in der sowjetischen Presse bekanntgegeben wurde, waren die Parteiaktivisten keineswegs überrascht, da der Ruf nach einer Dritten Internationale während der vergangenen zwei Jahre zum festen Bestandteil kommunistischer Agitation gehört hatte. Mit der (vor)eiligen Gründung der Komintern hofften die Bolschewiki also nicht nur, sich die Vorherrschaft in der internationalen linkssozialistischen Bewegung zu sichern oder einen propagandistischen Trumpf gegenüber der westlichen Diplomatie in der Hand zu haben,45 sondern lösten auch ein Versprechen gegenüber den revolutionären Aktivisten im eigenen Land ein. Entsprechend hoch waren die Erwartungen der Aktivisten an die »Verwirklichung einer langgehegten Idee«, wie es in der Grußbotschaft einer provinziellen Parteizelle an den Gründungskongress hieß.46
Die Frage nach der frisch gegründeten Internationale beschäftigte die Aktivisten an der Basis und füllte ihre politischen Diskussionen. Der junge Bolschewik und spätere Marschall Filipp Golikov vermerkte am 10. März in seinem Tagebuch, er und seine Genossen in Petrograd würden viel über die Kommunistische Internationale diskutieren und »in den Zeitungen alles, was darüber geschrieben wird«, lesen.47 Doch auch in der Provinz beschäftigten sich die Aktivisten mit der Neugründung. So notierte Iosif Golubev in seinem Tagebuch am 12. März: »Um vier Uhr nachmittags ging ich zur Sitzung des Sowjets, die bis sieben Uhr dauerte. Es wurde über die Frage der Dritten Internationale beraten, die [d. h. die Resolution zur Frage] vollständig angenommen wurde, auch wenn es einige Differenzen gegeben hat.«48 Das heißt, man war nicht nur bereit, drei Stunden Sitzungszeit der Komintern-Gründung zu widmen, sondern sogar (möglicherweise kontrovers) darüber zu diskutieren. Darüber hinaus gingen bei der Komintern im Nachlauf ihres Gründungskongresses viele Grußbotschaften ein, die in ihrer Gesamtheit ein rhetorisch sehr buntes Bild zeichnen und noch nicht die spätere Uniformität ähnlicher Schreiben aufweisen.49
Nicht zuletzt gab die Gründung der Komintern den Aktivisten auch deswegen Diskussionsstoff, weil sie nicht die einzige »internationale« Gründung in der ersten Hälfte des Jahres 1919 war: Im Februar hatten die Vorverhandlungen zur Konstituierung des Völkerbunds begonnen,50 während in Bern zugleich der Internationale Sozialistenkongress getagt hatte, mit dem Vorsatz, die Zweite Internationale wiederherzustellen.51 Die Komintern positionierte sich von Anfang an als »revolutionärer Anti-Völkerbund«52 und Totengräber der alten Sozialdemokratie zugleich. Entsprechend porträtierten die bolschewikischen Medien beide Unterfangen als gleichermaßen konterrevolutionär und versuchten sogar eine Verbindung zwischen beiden zu konstruieren, während die Dritte Internationale als revolutionäre Alternative zu den Internationalen des Kapitals und der »Sozialverräter« dargestellt wurde.53 Anschaulich illustriert wurde dieses Schema mit einer Karikatur in der Bednota, der Parteizeitung für Dorfaktivisten: Unter dem Motto »Jeder auf seine Art« wird in Paris die Welt von Kapitalisten in die Ketten des Völkerbundes gelegt, beschwert mit einem Geldsack, in dem die Berner Sozialdemokraten im wahrsten Sinne des Wortes im festen Griff des Kapitalismus debattieren. Nur in Moskau sprengen Arbeiter und Bauern die Ketten, schleudern den Geldsack beiseite und stellen jubilierend die befreiende Fahne der internationalen Solidarität auf. Die Drohkulisse, die mit den »konterrevolutionären Internationalen« aufgebaut wurde, schien für die Aktivisten an der Basis funktioniert zu haben: Besonders viele Grußbotschaften von lokalen Parteiorganisationen an den Gründungskongress der Komintern bemühen den Vergleich zwischen »roter« und »gelber« Internationale.54 So konnte das Bild der Internationale nicht nur die Identität der Kommunisten stärken, sondern auch dazu beitragen, das feindliche »Außen« zu definieren.
II. Weltkongresse und die »dritte Kuh«: Die Komintern im öffentlichen Raum der frühen Sowjetunion
Bereits mit der Februarrevolution 1917 setzte ein spezifischer Wandel in der politischen Kultur Russlands ein. Die Diskurs- und Symbolwelt des revolutionären Untergrunds, die ihre Wurzeln vielfach in der internationalen Sozialdemokratie hatte, wurde zum politischen Mainstream und hatte Einfluss auf die Gesellschaft.55 Der Machtantritt der Bolschewiki beschleunigte diesen Prozess, der zum Zeitpunkt der Gründung der Komintern 1919 bereits weit fortgeschritten war. Dabei verließ auch die Parole von der Dritten Internationale den Dunstkreis der kommunistischen Aktivisten und prägte den öffentlichen Raum. Dort trat die Komintern zuallererst durch ihre »Weltkongresse« in Erscheinung, die zwischen 1919 und 1935 siebenmal abgehalten wurden. In ihrer politischen Bedeutung sind diese Kongresse ausführlich erforscht. Doch während die Forschung zum Vorkriegs-Sozialismus damit begonnen hat, eine Kulturgeschichte der Kongresse der Zweiten Internationale zu entwerfen und sie im Hinblick auf ihre Strahlkraft in die jeweiligen Gastländer zu untersuchen,56 konzentriert sich die Kommunismusforschung vorerst noch auf die politische Geschichte der Kongresse.
Damit blieb bislang die naheliegende Frage offen, welche Strahlkraft die Komintern-Kongresse nicht nur in der weltweiten kommunistischen Bewegung hatten, sondern auch dort, wo sie abgehalten wurden – in Sowjetrussland.57 Während der Ruf nach der Dritten Internationale in den Jahren vor der Komintern-Gründung lediglich innerhalb einer gesellschaftlichen Minderheit, bei den engagierten Parteimitgliedern und Sympathisanten, Resonanz fand, waren die Komintern-Kongresse Ereignisse, die im frühsowjetischen öffentlichen Raum stattfanden. Die Staats- und Parteipresse maß den Kongressen eine geradezu welthistorische Bedeutung bei.58 Die Bolschewiki hatten ein großes Interesse daran, den Kongressen als Medienereignissen innerhalb des Landes einen breiten Raum zu geben, wertete ihre Veranstaltung im »roten Moskau« doch das Prestige ihrer Herrschaft auf und vermittelte zugleich ihren Anhängern das Gefühl, Verbündete in aller Welt zu haben.59 Die Propagierung des III. Weltkongresses durch erläuternde Versammlungen wurde per Zirkular des ZK zur Pflicht für die lokalen Parteiorganisationen.60 Die sowjetische Presse begleitete die Weltkongresse in den frühen Zwanzigerjahren mit einer sehr dichten Berichterstattung, die auch die einzelnen Sitzungen reproduzierte und zusammenfasste.61
Am Tagungsort scheuten die Veranstalter keine Mühen, um die Kongresse einerseits zum Blickfang für die ausländischen Delegierten und anderseits zum Festakt für die Bevölkerung werden zu lassen.62 Doch welchen Anteil hatten die Einwohner der Stadt jenseits des Komintern- und Parteiapparats am Kongressgeschehen? Die Organisatoren waren darum bemüht, zumindest eine emotionale Brücke zwischen den zumeist unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagenden Delegierten und den sowjetischen »Werktätigen« zu schlagen, damit die ausländischen Kommunisten, die sich stets auf die russischen »Massen« bezogen, diese »Massen« auch leibhaftig erleben konnten. Zum einen geschah dies durch Auftritte einzelner Vertreter der »Massen« auf den Kongressen.63 Zum anderen gab es auch hinter den Kulissen Begegnungen zwischen Kongressdelegierten und den Bürgern der Stadt, sei es durch inszenierte Sympathiebekundungen oder private Begegnungen abseits der Tagungsorte.64
Doch am bedeutendsten waren die Massenveranstaltungen unter freiem Himmel. Große Demonstrationen waren bereits Bestandteil der Kongresse der Zweiten Internationale.65 Die Bolschewiki knüpften an diese Tradition an und organisierten schon zum Abschluss des I. Weltkongresses Paraden und Massenaufmärsche in Moskau.66 Anlässlich des II. Weltkongresses gelang es bereits, 250 000 Menschen auf die Straßen der Hauptstadt zu locken.67 Die Veranstalter legten großen Wert darauf, die ausländischen Delegierten mit einer visuell beeindruckenden Menschenmasse zu begrüßen, und zugleich einen Anlass zur internationalistischen Vergemeinschaftung zu bieten. Dabei sorgte sich die Parteielite sowohl um das repräsentative Aussehen der aufmarschierenden Vertreter des »einfachen« Russlands, als auch um das Ankurbeln der »Spontaneität« der »Massen«.68 Die »Spontaneität« hielt sich dabei allerdings in Grenzen: Fabriken und Betriebe wurden dazu verpflichtet, Abordnungen von Arbeitern und Angestellten zu den Veranstaltungen zu schicken. Daher seien die großen Teilnahmezahlen dieser Demonstrationen, so Simon Pirani, kein geeigneter Gradmesser für die Unterstützung der Machthaber: Auch wenn sicherlich Arbeiter dabei gewesen seien, die mit ihrer Teilnahme aufrichtige Solidarität mit dem Kommunismus bekundeten, so sei die Mehrzahl der Demonstranten doch nur dabei gewesen, um eine bezahlte Auszeit inklusive Verpflegung in Anspruch zu nehmen.69 Entscheidend ist dennoch, dass die Komintern durch die schiere Größe der Veranstaltungen tief in das Leben der Stadt und ihrer Bewohner hineinreichte, und selbst wenn die Arbeiter wegen einer Ration Brot an der Demonstration teilnahmen, so war der Anlass dafür doch die Komintern, was auch dem politisch desinteressierten Normalbürger nicht entgehen konnte.70
Ebenso wichtig war den Bolschewiki die Vermittlung der Komintern abseits der Kongresstermine. Dies blieb auch in der Zeit nach dem Bürgerkrieg ein zentrales Anliegen, als die Einführung der NÖP eine teilweise Wiederaufnahme privatwirtschaftlicher Beziehungen mit sich brachte und der revolutionäre »Sturm und Drang« nachließ. Das Abebben der revolutionären Unruhen im Westen führte zudem dazu, dass die charismatische Idee der Weltrevolution innerhalb der kommunistischen Bewegung in Sowjetrussland an Bedeutung verlor. Schließlich müsse sich Charisma, so Weber, stets »bewähren«, andernfalls habe »charismatische Autorität die Chance, zu schwinden«.71 Charakteristisch für diese Epoche ist die von Sergej Pavljučenkov zitierte Begründung eines bäuerlichen Kommunisten für seinen Austritt aus der Partei: »Um mich mit der Internationale zu befassen, habe ich keine Zeit mehr, meine Überzeugung heißt nun Pflug und Egge.«72
Während für die Aktivisten also Parteiengagement und »Internationale« eng zusammenhingen, war es für die Parteiführung umso wichtiger, die Internationale weiterhin als ein zentrales Symbol zu bewahren. Als charismatische Institution hatte die Komintern in der frühsowjetischen Gesellschaft die Funktion, »im Alltag Außeralltägliches präsent [zu] halten, und zwar so, dass es die bestehende Ordnung nicht gefährdet«.73 Innerhalb der Partei konnte dies etwa über die Parteischulen geschehen, wo die Komintern ein steter Bestandteil in den Curricula war.74 Für engagierte Parteiaktivisten der ersten Hälfte der Zwanzigerjahre war die Komintern ein zentrales identitäts- und sinnstiftendens Moment. Entsprechend zählte sie, zusammen mit anderen Postulaten des Kommunismus wie dem der sozialen Gleichheit und des Kampfes gegen Klassenfeinde, gleichsam zum »Komplettpaket«, das es auch außerhalb des Parteirahmens zur Gewinnung von Unterstützung zu proklamieren galt. Auch Isaak Babel bot als Agitator im Polenfeldzug der Roten Armee dieses »Komplettpaket« bei öffentlichen Auftritten feil: »Ich sage [...] meine übliche Leier – in Russland geschehen Wunderdinge – Schnellzüge, kostenlose Kinderspeisung, die Theater, die Internationale. Sie hören zu, voller Genuss und Misstrauen.«75 Den Aktivisten galt die Propagierung der Internationale auch als Allheilmittel gegen die nationale Beschränktheit der »Massen«. Wie ein karelischer Aktivist 1920 im regionalen Parteimagazin ausführte, galt es trotz aller Widrigkeiten, »ihr Bewusstsein unaufhörlich mit dem Licht der Internationale zu erhellen«.76
Doch wie sehr die Symbolfunktion der Komintern innerhalb der kommunistischen Bewegung auch auf Zustimmung stieß, so prekär war ihre Vermittlung darüber hinaus. Die Aktivisten bewegten sich in einem Umfeld, das zum einen eher bäuerlich als proletarisch, zum anderen viel stärker in regionalen und lokalen Belangen verwurzelt war als in Angelegenheiten des Weltkommunismus.77 Das »Misstrauen«, mit dem die Zuhörer Isaak Babels Ausführungen zur Internationale begegneten, war bei Weitem nicht die schlechteste der möglichen Reaktionen, die Parteipropagandisten erleben konnten, wenn sie dazu ansetzten, das »internationale« Thema auf Parteilosenversammlungen auszubreiten.78 Bereits sehr früh mussten sich Parteiaktivisten darüber Gedanken machen, wie der für sie so wichtige internationalistische Aspekt ihres Glaubenssystems (mit der Komintern als zentralem Element) der mehrheitlich bäuerlichen Bevölkerung zu vermitteln wäre. Dabei kam es vor allem darauf an, die für sie so einleuchtenden globalen Verflechtungen des Klassenkampfes mit den Realitäten der bäuerlichen Lebenswelt in Beziehung zu setzen. Mit aller Klarheit artikulierte der Teilnehmer einer Parteikonferenz in der Provinz dieses Dilemma wie auch einen möglichen Lösungsvorschlag: »Mit dem Bauern braucht man über die Dritte Kommunistische Internationale nicht zu reden. Sprecht mit ihm besser zuerst über die dritte Kuh, und wenn ihr dann sein Vertrauen habt, dann kann man auch zur Dritten Internationale übergehen, damit der Bauer versteht, dass ihm ohne die Dritte Internationale auch die Kuh verloren geht.«79
Die Vermittlungskonzepte der Parteiführung waren weniger holzschnittartig, gingen jedoch in dieselbe Richtung. Der Parteipublizist Vjačeslav Karpinskij veröffentlichte Mitte 1921 in der Bednota einen ausführlichen Leitartikel, um speziell Bauern von der Bedeutung der Komintern zu überzeugen. Der Bauer könne sich jetzt ganz auf seine Feldarbeit konzentrieren, so die Argumentation, doch er habe dies nicht allein der Roten Armee zu verdanken, sondern auch den Arbeitern und Bauern im Ausland, denn diese würden die ausländische Bourgeoisie in Schach halten und damit Sowjetrussland beschützen. Also müsse »die weltweite Partei der Kommunisten jedem werktätigen Bürger der Sowjetrepublik lieb und teuer sein«.80
Doch mit solcher Überzeugungs- und Nutzenrhetorik allein war es nicht getan. Die Agitatoren brauchten zuallererst Material, um überhaupt erklären zu können, was die Komintern eigentlich war. Dabei schafften gerade die Führungskräfte der Partei es nicht, entsprechende Materialien zu liefern, um die Komintern als Organisation massenwirksam in ein über Parteigrenzen hinaus strahlendes Symbol umzuwandeln.81 Erfolgversprechender schienen die Ansätze, die aus dem Mittelbau der Partei kamen, etwa von der Zeitschrift Izba-čital’nja [Die Lesehütte], die ab 1924 vom Volkskommissariat für Aufklärung für Dorf-Aktivisten herausgegeben wurde. Dort wurden regelmäßig Materialien zur Komintern und der internationalen kommunistischen Bewegung veröffentlicht. Sie waren knapp und eingängig formuliert, und vermochten es, einer breiten Leserschaft näherzubringen, warum die Internationale die »kommunistische« und die »dritte« hieß.82
Natürlich lässt sich der faktische Einfluss von Agitation kaum empirisch bestimmen. Die Organisations- und Symbolwelt des internationalen Kommunismus blieb für breite Bevölkerungsschichten wohl weiterhin etwas Fremdes. Doch kann man zum einen festhalten, dass die Komintern als Schlagwort in den frühen Zwanzigerjahren massiv Einzug in die öffentliche Zelebrierung des Politischen gehalten hat. Als einprägsames Beispiel dafür kann ein Brief eines Bauernkorrespondenten an die Krest’janskaja gazeta [Bauern-Zeitung], die bäuerliche Massenzeitung der Partei, vom Oktober 1924 gelten.83 Der Absender schildert darin seine Bürgerkriegserlebnisse und schließt sie mit einer kleinen Zeichnung ab: Zwei Figuren stehen an einem Amboss und halten wehende Fahnen in die Höhe. Als Inschrift, die in keinem Zusammenhang zum Brief steht, ist vermerkt: »Es lebe die III. Internationale«.84
Stimmen »von unten« konnten sich jedoch auch bewusst auf die Komintern beziehen. Zum einen – und das ist sicherlich die weiter verbreitete Variante – konnte dies affirmativ geschehen, etwa durch »klassische«, wenn auch ungehobelte Huldigungen.85 Doch der rhetorische Rückgriff der Parteibasis und breiterer Kreise auf die Internationale konnte, wie im Folgenden gezeigt wird, auch weniger affirmative Züge tragen und Formen annehmen, die so nicht vorgesehen waren.
III. Opposition und Dissens »von unten« und die Komintern
Auch wenn die Kommunistische Partei der Sowjetunion die Komintern finanzierte und ihre Politik weitgehend steuerte – formal war sie »nur« eine Sektion der »Weltpartei«. Die formelle Unterordnung unter die Komintern wurde auch den einfachen Parteimitgliedern zur Schau gestellt – so etwa an prominenter Stelle im Parteiprogramm, wo auf die Partei als »Sektion der Kommunistischen Internationale« schon in der Überschrift hingewiesen wurde.86 Die Bolschewiki wollten dadurch für die Anhänger eine der Partei formal und symbolisch übergeordnete Instanz etablieren. Ihre Politik sollte auf diese Weise nicht nur einen »internationalen« Segen erhalten, sondern ein Stück der Verantwortung sollte auch nach oben delegiert werden. Allerdings rächte sich dies im Kontext innerparteilicher Kämpfe.
Es ist hinlänglich bekannt, dass die innerparteilichen Oppositionsbewegungen, von der »Arbeiteropposition« bis zur »Vereinigten Opposition«, die Komintern als Schiedsstelle ansahen und (meist erfolglos) versuchten, sich für ihre Anliegen Gehör zu verschaffen.87 Doch dies war nicht nur das Privileg der Oppositionsführer. Die Vereinigte Opposition konnte zwar nicht auf eine Mehrheit der politisch aktiven und interessierten Bevölkerung zurückgreifen, dennoch hatte sie eine durchaus signifikante Minderheit hinter sich.88 Und diese Minderheit, die in Briefen an Presse- und Machtorgane Position für die Opposition ergriff, konnte sich ebenfalls auf die Komintern als eine über der Partei stehende Instanz beziehen. Ein anonymer Kommunist aus Turkestan setzte sich in einem emotionalen Brief an die »Verehrte Komintern« für die Oppositionellen Trockij und Voja Vujović ein.89 Eine ebenfalls anonyme Arbeiterin aus Tula, nach eigenem Bekunden 24 Jahre alt und politisch aktiv, beklagte sich in einem Brief an Stalin über die Lebensumstände und setzte sich nebenbei für Trockij ein. Dabei war es für sie am meisten empörend, dass man »ein Mitglied der Komintern nicht sprechen lässt, ihm wird der Mund zugehalten, wo ist unsere Redefreiheit […]?« Es sei »besonders schändlich, dass die Komintern die Entfernung Trockijs verlangt«.90 Die Komintern trat in der Vorstellung der Verfasserin also noch als eine Instanz auf, deren Autorität die der Partei aufwiegen konnte.
Hier nahmen Menschen demzufolge die Komintern in ihrer von der Partei propagierten Rolle als oberste Instanz des Weltkommunismus ernst, um gegen die Parteilinie zu argumentieren. Doch auch eine affirmative Auseinandersetzung mit der Komintern und ihren Institutionen konnte einen nicht minder eigensinnigen und subversiven Charakter haben. Dies lässt sich ausgezeichnet an dem Brief von Ivan Omel’čenko, einem ukrainischen Dorfkommunisten, an Stalin vom Mai 1927 illustrieren. Die Frage, die den Verfasser nach eigenem Bekunden bereits seit über einem Jahr beschäftigte, war die nach dem Sinn und Zweck der Bauerninternationale.91
Die Bauerninternationale (Krest’janskij internacional, Abk. Krestintern) wurde im Oktober 1923 auf Initiative der Komintern gegründet und diente in den folgenden Jahren (mit eher mäßigem Erfolg) dazu, im Zusammenhang mit der Einheitsfront-Politik auf internationaler Ebene Anschluss an die nicht-kommunistische Bauernbewegung zu finden.92 Doch nicht nur durch die westlichen KPs, sondern auch innerhalb der Sowjetunion wurde die Krestintern intensiv propagiert, um eine internationale kommunistische Identifikationsinstanz speziell für Bauern zu etablieren.93 Stellenweise scheint diese Propaganda gefruchtet zu haben. In einem Brief an Stalin bat ein junger Bauer, dem 1925 die Aufnahme in den Komsomol verwehrt wurde, in die Krestintern aufgenommen zu werden. Man möge ihm die Statuten der »Roten Bauerninternationale« zuschicken.94
Die Partei vermittelte den Bauern also das Bild, die Krestintern sei »ihre« internationale Institution. Folglich musste sie sich entsprechender Kritik »von unten« stellen, als zunehmend klar wurde, dass die Bauerninternationale keinerlei Erwartungen der sowjetischen Bauernschaft erfüllen konnte – Kritik, wie sie der bereits erwähnte Ukrainer Omel’čenko in seinem Brief übte. Zunächst schilderte er, wie er auf einer Versammlung einem Redner, der gegen die in Teilen der Bauernschaft populäre Forderung nach einer Bauern-Union agitiert habe,95 öffentlich die Frage gestellt habe, zu welchem Zweck eigentlich die Bauerninternationale gegründet worden sei. Nachdem er keine Antwort erhalten habe, habe er in einer älteren Broschüre die offizielle Definition nachgeschlagen, wonach die Krestintern die Aufgabe habe, sich um die Verbindung zur Bauernschaft verschiedener Länder, darunter auch Russlands, zu bemühen. Beim Schreiber löste dies Befremden aus – denn das bedeutete, dass es bis dahin keine Verbindung der Partei mit den Bauern gegeben hatte.96 Auch forderte der Verfasser mehr Einsatz seitens der Partei. Der V. Weltkongress der Komintern habe ihre Sektionen aufgefordert, sich mit der Bauerninternationale zu befassen – die VKP(b) habe, so Omel’čenko, nichts Derartiges getan. So fand der Autor, er habe »das Recht zu fragen, was hat unsere Sektion getan, unter dem Blickwinkel der Bauern-›INTERNATIONALE‹, im Hinblick auf die Vereinigung? Nichts.«97 Dies spräche dafür, dass die Bauerninternationale »wenn nicht aufgelöst, dann eines natürlichen Todes gestorben ist.«98 Die Schlussfolgerung: Man müsse die Bauerninternationale entweder auflösen, oder aber »der sowjetischen Bauernschaft das Recht und die Möglichkeit geben, die ›KRESTINTERN‹ zu leiten, wie die V.K.P. die ›KOMINTERN‹ leitet«.99
Der Brief Omel’čenkos steht exemplarisch dafür, dass Parteiaktivisten an der Basis nicht nur bereit waren, sich intensiv mit Fragen des internationalen Kommunismus auseinanderzusetzen. Sie waren auch in der Lage, die von der Parteipropaganda vorgegebenen internationalistischen Identifikationspunkte, wie die Komintern, zu hinterfragen und im eigenen Sinne zu deuten.
Ausblick und Fazit
Der Schriftsteller und Dissident Varlam Šalamov war bereits seit Jahren im Gulag inhaftiert, als er im Mai 1943 in Einzelhaft genommen wurde. Der Grund: Er habe sich unter anderem erlaubt, mit anderen Gefangenen über die soeben von Stalin vorgenommene Auflösung der Komintern zu reden. Im Verhör stritt Šalamov die auf einer Denunziation beruhenden Vorwürfe ab, doch es ist keineswegs unwahrscheinlich, dass das Ende der institutionellen Verkörperung der Weltrevolution den alten Linksoppositionellen auch im Lager nicht kalt gelassen hat.100
In der sowjetischen Gesellschaft hatte jedoch die Kommunistische Internationale längst den Status einer charismatischen Institution eingebüßt. Nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 ging die Komintern gleichsam auf Tauchstation.101 Faktisch hatte sie jedoch bereits in den Dreißigerjahren weitgehend ihre symbolische Bedeutung verloren. Bei internationalen Solidaritätskampagnen, wie etwa im Jahre 1923, als in der Sowjetunion für den »deutschen Oktober« mobilisiert wurde, waren es die Aufrufe der Komintern, die in den Zeitungen zu Solidarität aufforderten.102 Als jedoch 1936/37 für die spanische Republik in ihrem Kampf gegen Franco mobilisiert wurde, ging es vor allem um die Hilfe des »sowjetischen Volkes« für das »heldenhafte spanische Volk«.103 Die Komintern als Vermittlungsinstanz zwischen den Arbeitern unterschiedlicher Länder spielte in der sowjetischen Medienöffentlichkeit nur noch eine untergeordnete Rolle, während das internationale Proletariat in der stalinistischen Rhetorik den »Völkern« Platz machte.104
Die Umorientierung von den propagierten Werten von Weltrevolution zu nationalem Aufbau und von abstrakten Verheißungen zu konkreten Identifikationspunkten nationaler Vergangenheit schien sowohl für breitere Bevölkerungsschichten außerhalb der Partei, als auch für die neue, mit internationalem Sozialismus kaum noch lebensweltlich verbundene regionale Parteielite Sinn zu ergeben.105 Doch gleichzeitig war es das Subversive des Internationalismus, das ihn im Stalinismus mehr und mehr inopportun werden ließ. Dies hing nicht nur mit seinem kosmopolitischen Potenzial zusammen, das mit einer zunehmend xenophoben Herrschaftsordnung kollidierte,106 sondern auch, wie oben gezeigt, damit, dass die Sprache des Internationalismus für oppositionelle Belange eingenommen werden konnte.
Genauso wie die Komintern als Institution von der Bildfläche verschwand, weil sie für Stalin entbehrlich wurde, verschwand sie als Symbol aus dem Propagandaarsenal. Da sie jedoch dermaßen fest mit den revolutionären Identitäten der frühsowjetischen Aktivisten verschmolzen war, konnte sie aus den Köpfen nicht ebenso schnell verschwinden. Das zeigte sich etwa, als das »Spanien-Fieber« in der Sowjetunion ausbrach. Tausende politisch engagierte Sowjetbürger verfolgten nicht nur gespannt den Kampf der Republikaner, sondern wünschten sich sehnlich, an vorderster Front gegen die Truppen Francos mitzukämpfen. Ihre Gesuche und Bitten, nach Spanien fahren zu können, richteten sie, obwohl die Komintern in den Medien nur noch eine untergeordnete Rolle spielte, an ebendiese.107 Selbstverständlich kamen die Bittsteller, die nach Spanien wollten, nicht an ihr (sowjetischen Militärspezialisten vorbehaltenes) Ziel, sondern, im Gegenteil, sogar zuweilen ins Lager.108 Dort konnten sie sich, ähnlich wie Šalamov, über die Folgen der endgültigen Abkehr von der internationalistischen Politik unter Stalin klarwerden.
Um jedoch als Historiker sowohl den Enthusiasmus der Generation Čapaevs als auch die Enttäuschung der Šalamovs fassen zu können, genügt es nicht, den frühsowjetischen Internationalismus nur in der Rückschau seines Scheiterns zu betrachten. Revolutionärer Internationalismus und internationale Solidarität müssen zuallererst in der Zeit analysiert werden, in der sie wirkmächtig gewesen sind. Des Weiteren können am Beispiel der Komintern als »charismatische Institution« Aussagen nicht nur über die Komintern als solche, sondern auch über die frühsowjetische Gesellschaft getroffen werden.
1 »Čapaev« (Regie: S. und G. Vasil’ev), Sowjetunion 1934. Den Hinweis verdanke ich Robert Bache und Malte Griesse. Des Weiteren danke ich Bernhard H. Bayerlein, Brendan McGeever, Matthias Neumann und Frank Wolff für Hilfe, Kritik und Anregungen.
2 Siehe Jörn Happel: Das Schicksal der Revolution. Sozialismus, Gegenrevolution und der Weg in den Stalinismus, in: Heiko Haumann (Hg.): Die Russische Revolution 1917, Köln 2007, S. 103.
3 Siehe Heiko Luckey: Personifizierte Ideologie. Zur Konstruktion, Funktion und Rezeption von
Identifikationsfiguren im Nationalsozialismus und im Stalinismus, Göttingen 2008, S. 271–332, für den Dialog: S. 315 f.
4 Siehe stellvertretend für die Masse an Veröffentlichungen nach der Archivöffnung Fridrich I. Firsov: Sekrety kommunističeskogo internacionala. Šifroperepiska [Die Geheimnisse der Komintern.
Chiffrekorrespondenz], Moskau 2011; Alexander Vatlin: Die Komintern. Gründung, Programmatik, Akteure, Berlin 2009; Bernhard H. Bayerlein: Das neue Babylon. Strukturen und Netzwerke der Kommunistischen Internationale und ihre Klassifizierung, in: Ulrich Mählert u. a. (Hg.): Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung (im Folgenden: JHK) 2004, Berlin 2004, S. 181–270; Pierre Broué: Histoire de l’Internationale communiste 1919–1943 [Geschichte der Kommunistischen Internationale 1919–1943], Paris 1997; G. M. Adibekov/Ė. N. Šachnazarova/K. K. Širinja: Organizacionnaja struktura Kominterna 1919–1943 [Die Organisationsstruktur der Komintern 1919–1943], Moskau 1997; Kevin McDermott/Jeremy Agnew: The Comintern. A History of International Communism from Lenin to Stalin, Basingstoke 1996.
5 Siehe Vatlin: Die Komintern (Anm. 4), S. 152–158.
6 Siehe hierzu Olaf Kirchner: Die ›sowjetische Sektion‹ in der Komintern. Versuch einer empirischen Profilbestimmung, in: Michael Buckmiller/Klaus Meschkat (Hg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte der kommunistischen Internationale. Ein deutsch-russisches Forschungsprojekt, Berlin 2007, S. 247–286; Gleb J. Albert: Think Tank, Publisher, Symbol. The Comintern in the Early Soviet Media Landscape, in: International Newsletter of Communist Studies Online 17 (2011), Nr. 24, S. 110–119.
7 Siehe Winfried Gebhardt: Charisma und Ordnung. Formen des institutionalisierten Charisma. Überlegungen im Anschluß an Max Weber, in: Winfried Gebhardt/Arnold Zingerle/Michael N. Ebertz (Hg.): Charisma. Theorie – Religion – Politik, Berlin/New York 1993, S. 47–68, hier S. 50. Dort auch allgemein zum nicht-personellen Verständnis von Charisma nach Weber.
8 Zu Weltrevolution und Parteiaktivisten siehe Gleb J. Albert: »Mirovaja revoljucija – prelestnaja vešč«. Internacionalizm bol’ševistskich aktivistov pervych let Sovetskoj vlasti [»Die Weltrevolution ist eine
liebreizende Sache«. Internationalismus bolschewikischer Aktivisten in den ersten Jahren der Sowjetmacht], in: Bulletin des Deutschen Historischen Instituts Moskau 6 (2012), S. 17–35.
9 Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, Frankfurt a.M. 2010, S. 841.
10 Gebhardt: Charisma und Ordnung (Anm. 7), S. 52.
11 Gottfried Korff: Rote Fahnen und Tableaux Vivants. Zum Symbolverständnis der deutschen Arbeiter-
bewegung im 19. Jahrhundert, in: Albrecht Lehmann (Hg.): Studien zur Arbeiterkultur, Münster 1984, S. 103–140, hier S. 106.
12 Siehe Weber: Wirtschaft und Gesellschaft (Anm. 9), S. 858. Zu charismatischen Institutionen im Kommunismus siehe Stefan Breuer: Bürokratie und Charisma. Zur politischen Soziologie Max Webers, Darmstadt 1994, S. 84–109; Martin Sabrow: Das Charisma des Kommunismus. Überlegungen zur Anwendung des Weberschen Herrschaftstypus auf die DDR, in: ZeitRäume. Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung (2006), S. 162–174. Ich danke Bernhard H. Bayerlein für den entscheidenden Anstoß, Charisma in diesen Zusammenhang zu setzen.
13 Siehe Graeme Gill: Symbols and Legitimacy in Soviet Politics, Cambridge 2011; Dietmar Neutatz: Identifikation und Sinnstiftung. Integrative Elemente in der Sowjetunion, in: Osteuropa 57 (2007),
H. 12, S. 49–64. Für ein positives Gegenbeispiel siehe Carmen Scheide: Veränderungen von Lebenswelten. Hoffnungen, Enttäuschungen, in: Haumann: Die Russische Revolution (Anm. 2), S. 115–129.
14 So v.a. bei David Brandenberger: Proletarian Internationalism, ›Soviet Patriotism‹ and the Rise of Russocentric Etatism During the Stalinist 1930s, in: Left History 6 (2000), H. 2, S. 80–100.
15 Siehe beispielhaft die Behandlung der Komintern in neueren Überblicksdarstellungen (früh)sowjetischer Geschichte Sheila Fitzpatrick: The Russian Revolution, 2. Aufl. New York 1994, S. 99; Peter Kenez:
A History of the Soviet Union from the Beginning to the End, 2. Aufl. Cambridge 2006, S. 330; Robert Service: The Russian Revolution 1900–1927, 3. Aufl. Houndmills 1999, S. 65. Die neue, brillante Einführung in die frühe Sowjetunion von Steve A. Smith erwähnt die Komintern nicht einmal:
Steve A. Smith: Die russische Revolution, Stuttgart 2011.
16 Barbara Stollberg-Rillinger: Einleitung, in: dies. (Hg.): Was heißt Kulturgeschichte des Politischen?, Berlin 2005, S. 16 (Hervorhebung im Original). Zur »Realität mitkonstruierende[n] Kraft« von Symbolen siehe auch Thomas Welskopp: Klasse als Befindlichkeit? Vergleichende Arbeitergeschichte vor der kulturhistorischen Herausforderung, in: Archiv für Sozialgeschichte 38 (1998), S. 301–336, hier S. 314.
17 Gerd Koenen: Was war der Kommunismus?, Göttingen 2010, S. 44.
18 Für eine Definition der NÖP in diesem Sinne siehe Matthew Lenoe: Closer to the Masses. Stalinist Culture, Social Revolution, and Soviet Newspapers, Cambridge/MA 2004, S. 2.
19 Vladimir I. Lenin: Der Krieg und die russische Sozialdemokratie [November 1914], in: ders.: Werke, Bd. 21, Berlin 1960, S. 13–21; ders.: Lage und Aufgaben der Sozialistischen Internationale [November 1914], in: ebd., S. 22–28.
20 Etwa im Maiaufruf der Petrograder Parteiorganisation von 1916: Jurij I. Kir’janov: Social’no-političeskij protest rabočich Rossii v gody Pervoj mirovoj vojny. Ijul’ 1914 – fevral’ 1917 gg. [Sozialer und politischer Protest russländischer Arbeiter im Ersten Weltkrieg, Juli 1914 bis Februar 1917], Moskau 2005, S. 70.
21 Siehe Internacional vozroždaetsja [Die Internationale wird wiedergeboren], in: Pravda [Die Wahrheit] vom 21. März 1917.
22 Für entsprechende Losungen siehe Proletarskij prazdnik [Das proletarische Fest], in: Pravda vom 1. Mai (18. April [alter Zählung]) 1917. Auf Fotografien von Maidemonstrationen 1917, im Zentrum wie auch in der Provinz, sind entsprechende Plakate zu sehen: Jonathan Sanders (Hg.): Russia 1917. The Unpublished Revolution, New York 1989, S. 132 u. 136 f.; Igor’ V. Narskij: Žizn’ v katastrofe. Budni naselenija Urala v 1917–1922 gg. [Das Leben in der Katastrophe. Der Alltag der Bevölkerung im Ural, 1917–1922], Moskau 2001, Bildtafel IV.
23 Institut MELS pri CK KPSS (Hg.): Listovki moskovskoj organizacii bol’ševikov, 1914–1925 gg. [Flugblätter der Moskauer Organisation der Bolschewiki, 1914–1925], Moskau 1954, S. 50. Regionale Flugblätter griffen das Thema ebenfalls auf: I. M. Zajčenko/G. I. Vedernikova (Hg.): Listovki Velikogo Oktjabrja. Katalog [Flugblätter des Großen Oktober. Katalog], Moskau 1988, S. 39.
24 Siehe Hilde Koplenig: Johann Koplenig. Kriegsgefangenschaft und Revolution 1915–1920, in: Zeitgeschichte 5 (1977), S. 351–371.
25 Zum »Bund der Arbeiterjugend« in Moskau siehe Matthias Neumann: The Communist Youth League and the Transformation of the Soviet Union, 1917–1932, Abingdon 2011, S. 31. Auch in der Provinz folgten jugendliche Aktivisten dieser Namensgebung: A. S. Trajnin/G. S. Alaeva/A. V. Afonina (Hg.): 1–j s’’ezd RKSM. 29 oktjabrja – 4 nojabrja 1918 g.. Protokoly [1. Kongress der RKSM. 29. Oktober – 4. November 1918. Protokolle], Moskau 1990, S. 149–154.
26 Boris I. Kolonickij: Simvoly vlasti i bor’ba za vlast’. K izučeniju političeskoj kul’tury rossijskoj revoljucii 1917 goda [Machtsymbole und Machtkampf. Zur Erforschung der politischen Kultur der russländischen Revolution von 1917], St. Petersburg 2001, S. 123.
27 T. M. Gorjaeva (Hg.): Pervaja godovščina Oktjabr’skoj revoljucii. Dokumenty [Erster Jahrestag der Oktoberrevolution. Dokumente], in: Istorija SSSR (1987), H. 6, S. 128 f.
28 V. V. Anikeev u. a. (Hg.): Perepiska Sekretariata CK RKP(b) s mestnymi partijnymi organizacijami [Korrespondenz des Sekretariats des ZK der RKP(b) mit lokalen Parteiorganisationen], Bd. 5, Moskau 1969, S. 335 f.
29 Isaak Babel: Die Reiterarmee, Berlin 1994 [Erstausgabe 1926], S. 62.
30 Siehe Nadežda A. Soboleva: Očerki istorii rossijskoj simvoliki. Ot tamgi do simvolov gosudarstvennogo suvereniteta [Abriss der Geschichte russländischer Symbolik. Von der Tamga zu den Symbolen staatlicher Souveränität], Moskau 2006, S. 225.
31 Diese Erklärungsmuster sind v.a. in der russischen Historiografie verfolgt worden: Sergej A. Pavljučenkov: »Orden mečenoscev«. Partija i vlast’ posle revoljucii. 1917–1929 gg. [»Der Schwertträger-Orden«. Partei und Staatsmacht nach der Revolutuion 1917–1929], Moskau 2008; Vladimir P. Buldakov: Krasnaja smuta. Priroda i posledstvija revoljucionnogo nasilija [Die rote Zeit der Wirren. Wesen und Folgen der revolutionären Gewalt], 2. Aufl. Moskau 2010. Auch laut Jörg Baberowski war es vor allem die »Gewalt, die es den Revolutionären ermöglichte, ihre Randposition zu überwinden« (Jörg Baberowski: Der rote Terror.
Die Geschichte des Stalinismus, Bonn 2007, S. 24). Für eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Gewalt-Paradigma und die Einbettung in den europäischen Kontext siehe Peter Holquist: Violent Russia, Deadly Marxism? Russia in the Epoch of Violence 1905–21, in: Kritika 3 (2003), S. 627–652.
32 Christine Collette: The International Faith. Labour’s Attitudes to European Socialism, 1918–39, Aldershot 1998.
33 Siehe ausführlicher Albert: »Mirovaja revoljucija – prelestnaja vešč« (Anm. 8).
34 Jeffrey Brooks: Official Xenophobia and Popular Cosmopolitanism in Early Soviet Russia, in: American Historical Review (1992), H. 12, S. 1431–1448, hier S. 1441.
35 Ales’ A. Klyška (Hg.): »Sčast’e moe ...«. Dnevniki Iosifa Golubeva 1916–1923 gg. [»Mein Glück ...«
Die Tagebücher von Iosif Golubev, 1916–1923], Minsk 2002, S. 105.
36 Ebd., S. 69.
37 Siehe Frank Wolff/Gleb J. Albert: Neue Perspektiven auf die Russischen Revolutionen und die Frage der Agency, in: Archiv für Sozialgeschichte (2013), in Druck; Brooks: Official Xenophobia (Anm. 34).
38 Siehe Bela Kun: Internacional buduščago [Die Internationale der Zukunft], in: Pravda vom 3. Februar (21. Januar) 1918. Bekanntlich war dies auch das Bild, das der Führung im ersten Jahr der Komintern vorschwebte: Aldo Agosti: The Concept of World Revolution and the »World Party for the Revolution«, 1919–1943, in: The International Newsletter of Historical Studies on Comintern, Communism and Stalinism 4/5 (1997/98), H. 9–13, S. 73–83, hier S. 76.
39 Telegramm des Mitglieds der Militärinspektion, Iren’ev an Vserossijskij Central’nyj Ispolnitel’nyj Komitet [VCIK, Allrussisches Zentrales Exekutivkomitee] vom 15. November 1918, in: Gosudarstvennyj archiv Rossijskoj Federacii/Staatsarchiv der Russischen Föderation (im Folgenden: GARF), f. 1235 op. 93 d. 2, Bl. 318.
40 Telegramm eines Stadtdeputiertenrats an VCIK vom 21. November 1918, in: GARF, f. 1235 op. 93 d. 269, Bl. 3.
41 Telegramm der Teilnehmer einer Feierstunde im Annenskij Kreis [Südfront] an VCIK vom 28. November 1918, in: GARF, f. 1235 op. 93 d. 8, Bl. 8–9.
42 Telegramm der Teilnehmer einer Lehrerkonferenz in Nikolaevsk an den Rat der Volkskommissare vom
22. Juni 1918, in: GARF, f. 1235 op. 93 d. 2, Bl. 77–78; Genesungstelegramm an Lenin, [9.12.1918], in: GARF, f. 1235 op. 93 d. 7, Bl. 84.
43 Eduard M. Dune: Notes of a Red Guard, Urbana/Chicago 1993, S. 38 f.
44 Ebd., S. 39.
45 Siehe Koenen: Was war der Kommunismus? (Anm. 17), S. 37 f.; Vatlin: Die Komintern (Anm. 4), S. 37 u. 153; Branko Lazich/Milorad M. Drachkovitch: Lenin and the Comintern, Stanford 1972, S. 85; Serge Wolikow: L’Internationale Communiste 1919–1943. Le Komintern ou le rêve déchu du parti mondial de la révolution [Die Kommunistische Internationale 1919–1943. Die Komintern oder der gescheiterte Traum von der Weltpartei der Revolution], Ivry-sur-Seine 2010, S. 24 f.; Wladislaw Hedeler/Alexander Vatlin (Hg.): Die Weltpartei aus Moskau. Der Gründungskongress der Kommunistischen Internationale 1919. Protokoll und neue Dokumente, Berlin 2008, S. XXIII–XXXIII.
46 Telegramm der RKP(b)-Organisation von Bogučar an den I. Weltkongress der Komintern vom 20. März 1919, in: Rossijskij gosudarstvennyj archiv social’no-političeskoj istorii/Russländisches Staatsarchiv für Soziale und Politische Geschichte (im Folgenden: RGASPI), f. 17 op. 65 d. 31, Bl. 89.
47 Filipp I. Golikov: Krasnye orly. Iz dnevnikov 1918–1920 gg. [Rote Adler. Aus den Tagebüchern
1918–1920], Moskau 1959, S. 162 f.
48 Klyška: »Sčast’e moe ... « (Anm. 35), S. 207 f.
49 Siehe den entsprechenden Bestand im Komintern-Archiv: RGASPI, f. 488 op. 1 d. 15.
50 Siehe Jay Winter: Dreams of Peace and Freedom. Utopian Moments in the Twentieth Century,
New Haven 2008, S. 48–74.
51 Siehe Albert S. Lindemann: The »Red Years«. European Socialism Versus Bolshevism, 1919–1921, Berkeley 1974, S. 46–48.
52 Koenen: Was war der Kommunismus? (Anm. 17), S. 40.
53 Siehe u. a. N. Baturin: Liga narodov ili 3–j Internacional? [Völkerbund oder Dritte Internationale?],
in: Pravda vom 19. Oktober 1918; Liga narodov i zˇeltyj internacional [Der Völkerbund und die gelbe Internationale], in: Pravda vom 26. Februar 1919.
54 Siehe z. B. die Grußbotschaft der Parteiorganisation von Vologda an den I. Weltkongress der Komintern vom 17. März 1919, in: RGASPI, f. 488 op. 1 f. 15, Bl. 25–26.
55 Dieser Prozess ist hervorragend beschrieben bei Kolonickij: Simvoly vlasti (Anm. 26).
56 Siehe Laura Polexe: Netzwerke und Freundschaft. Sozialdemokraten in Rumänien, Russland und der Schweiz an der Schwelle zum 20. Jahrhundert, Göttingen 2011; Kevin J. Callahan: Demonstration Culture. European Socialism and the Second International 1889–1914, Leicester 2010.
57 Leider thematisiert auch James von Geldern in seiner Auseinandersetzung mit frühsowjetischen Massenfesten die Massenfeierlichkeiten der Komintern nur in Bezug auf ihre Wirkung auf die ausländischen Gäste, nicht auf die sowjetische Gesellschaft: James von Geldern: Bolshevik Festivals 1917–1920,
Berkeley 1993, S. 178–188.
58 Siehe etwa Kommunističeskij Internacional – krasnyj sojuz trudjaščichsja dlja sverženija vlasti buržuev [Die Kommunistische Internationale – der rote Bund der Werktätigen zum Sturz der Macht der Bourgeoisie], in: Bednota [Die Armut] vom 17. Juni 1921.
59 Allgemeiner siehe Brooks: Official Xenophobia (Anm. 34), S. 1441; Sergej V. Jarov: Konformizm v Sovetskoj Rossii. Petrograd 1917–1920-ch godov [Konformismus in Sowjetrussland. Petrograd, 1917 bis 1920er Jahre], St. Petersburg 2006, S. 504.
60 Zirkular der Agitpropabteilung des ZK der RKP(b) zum III. Weltkongress, 10. Juni 1921, in: RGASPI, f. 17 op. 112 d. 309, Bl. 111 (veröffentlicht in Pravda vom 16. Juni 1921). Für die (teils verspätete) Umsetzung in der Provinz siehe P. Saratovcev: Otčet agitpropotdela Astrachanskogo Gubkoma R.K.P. za avgust mesjac 1921 goda [Rechenschaftsbericht der Agitpropabteilung des RKP-Gouvernementskomitees von Astrachan für August 1921], in: Vestnik Agitacii i Propagandy Astrachanskogo Gubernskogo Komiteta R.K.P. [Agitprop-Anzeiger des RKP-Gouvernementskomitees von Astrachan] Nr. 2–3 vom
20. September 1921, S. 29–32, hier S. 31.
61 Für den IV. Weltkongress, siehe z. B. Bednota vom 7., 8., 10., 12., 15., 16. November und 8. Dezember 1922.
62 Für die organisatorische Seite siehe etwa die Protokolle der Orgkommission des III. Weltkongresses: RGASPI, f. 490 op. 1 d. 7. Entsprechende Politbüro-Beschlüsse bei Grant M. Adibekov u. a. (Hg.): Politbjuro CK RKP(b)-VKP(b) i Komintern. 1919–1943 gg. [Das Politbüro des ZK der RKP(b)-VKP(b) und die Komintern, 1919–1943], Moskau 2004, S. 79 f. Für die prunkvollen Festlichkeiten in Petrograd zum II. Weltkongress 1920 siehe Karl Schlögel: Petersburg. Das Laboratorium der Moderne, 1909–1921, München/Wien 2002, S. 464–467; Richard Stites: Revolutionary Dreams. Utopian Vision and Experimental Life in the Russian Revolution, New York 1989, S. 93–97.
63 Siehe Fünfter Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll, Hamburg 1924, S. 16–25; Sechster Weltkongress der Kommunistischen Internationale. Moskau, 17. Juli – 1. September 1928. Protokoll, Bd. 1 Hamburg/Berlin 1928, S. 14; Protokoll des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale. Moskau 25. Juli – 20. August 1935, ungekürzte Ausgabe, Erlangen 1974, S. 16–22. Siehe auch die Darstellung eines französischen Delegierten: Alfred Rosmer: Moskau zu Lenins Zeiten, Frankfurt a.M. 1989, S. 83.
64 Rosmer beschreibt z. B. einen privat organisierten Kneipenausflug von Delegierten des II.Weltkongresses am Moskauer Stadtrand: ebd., S. 97. Auch konnten Kongressdelegierte in lokale Partei- und Armeefeierlicheiten einbezogen werden: Plan der Jubiläumsfeier der 14. Moskauer Schützendivision, 26. Juni 1924, in: Rossijskij gosudarstvennyj voennyj archiv/Russländisches Staatliches Militärarchiv (im Folgenden: RGVA), f. 4 op. 14 d. 44, Bl. 18–18ob; Einladungsschreiben zum Internationalen Abend proletarischer Dichtung, [1924], in: RGVA, f. 4 op. 14 d. 44, Bl. 20–21.
65 Callahan: Demonstration Culture (Anm. 51), S. 111–148.
66 Siehe Hedeler/Vatlin: Die Weltpartei aus Moskau (Anm. 45), S. LXIII.
67 Siehe Simon Pirani: The Russian Revolution in Retreat 1920–24. Soviet Workers and the New Communist Elite, London 2008, S. 35; Callahan: Demonstration Culture (Anm. 56), S. 111–148.
68 Siehe Brief Lev Trockijs an Nikolaj Muralov vom 15. September 1922, in: RGVA, f. 33987 op. 1 d. 498, Bl. 813. Für frühsowjetische Massenfeste zwischen Planung und Spontaneität siehe Malte Rolf:
Das sowjetische Massenfest, Hamburg 2006.
69 Pirani: The Russian Revolution (Anm. 67), S. 35.
70 Siehe die enthusiastische Beschreibung der Feierlichkeiten zum II. Weltkongress im Tagebuch eines den Bolschewiki feindlich eingestellten Moskauer Angestellten: Nikita P. Okunev: Dnevnik moskviča 1917–1924 [Tagebuch eines Moskauers, 1917–1924], Paris 1990, S. 368 f.
71 Weber: Wirtschaft und Gesellschaft (Anm. 9), S. 179, auch 835.
72 Pavljučenkov: Orden mečenoscev (Anm. 31), S. 290.
73 Gebhardt: Charisma und Ordnung (Anm. 7), S. 50.
74 Siehe Bericht über Agitprop-Arbeit im Gouvernement Perm’ vom 24. Dezember 1920, in: RGASPI, f. 17 op. 60 d. 8, Bl. 40; Bericht »Das Gouvernement Olonec im November/Dezember 1920«, [Januar 1921], in: RGASPI, f. 17 op. 60 d. 7, Bl. 6; Lehrplan einer Bezirks-Parteischule im Autonomen Gebiet Tschuwaschien, [1921], in: RGASPI, f. 17 op. 60 d. 7, Bl. 29–30; Lehrplan der Turkestaner Arbeiter-Dekchan-Universität, [1921], in: RGASPI, f. 17 op. 60 d. 7, Bl. 32; Parteischulprogramm, [1921], in: RGASPI, f. 17 op. 60 d. 61, Bl. 90.
75 Isaak Babel: Tagebuch 1920, Zürich 1998, S. 61.
76 Mogikan: K oživleniju partijnoj raboty [Zur Belebung der Parteiarbeit], in: Vestnik Karelsko-Oloneckogo komiteta R.K.P.(B.) [Anzeiger des Karelisch-Olonecker Komitees der RKP(b)] Nr. 2 von Dezember 1920, S. 3, überliefert in RGASPI, f. 17 op. 60 d. 7, Bl. 8–15.
77 Allerdings sollte die Isolation und die Fixierung der Bauern auf Lokales angesichts der zivilgesellschaftlichen Bildungsoffensiven am Anfang des Jahrhunderts und aus der globalen Erfahrung des Ersten Weltkrieges heraus nicht überschätzt werden. Siehe Aaron B. Retish: Russia’s Peasants in Revolution and Civil War. Citizenship, Identity, and the Creation of the Soviet State, 1914–1922, Cambridge 2008.
78 Siehe dazu das frappierende Stenogramm einer Parteilosenkonferenz im Gouvernement Nižnij Novgorod vom November 1920: Sergej V. Jarov (Hg.): Novgorodskaja zemlja v epochu social’nych potrjasenij 1918–1930. Sbornik dokumentov [Das Novgoroder Land in der Epoche sozialer Umwälzungen, 1918–1930. Dokumentensammlung], St. Petersburg 2006, S. 40–49.
79 Stenogramm einer Dorfagitatoren-Konferenz [im Gouverement Jaroslavl’?], [Oktober 1920], in: RGASPI, f. 17 op. 60 d. 12, Bl. 124.
80 V. Karpinskij: Počemu nam blizok i dorog Kommunisticˇeskij Internacional? [Warum ist uns die Kommunistische Internationale lieb und teuer?], in: Bednota vom 24. Juni 1921.
81 Stellvertretend dafür siehe die völlig kryptische Broschüre von Zinov’ev, die an den anvisierten »Arbeitern und Bauern« vollkommen vorbeiargumentierte: Grigorij E. Zinov’ev: Rabočim i krest’janam SSSR o Kominterne [Den Arbeitern und Bauern der UdSSR über die Komintern], Moskau/Leningrad 1926.
82 Kratkaja spravka o III Kommunističeskom Internacionale [Kurze Auskunft über die Dritte Kommunistische Internationale], in: Izba-čital‘nja [Die Lesehütte] Nr. 4–5, August–September 1924, S. 111–113.
83 Zur Krest’janskaja gazeta und ihrer Leserkorrespondenz siehe u. a. Matthew Lenoe: Letter-Writing and the State. Reader Correspondence with Newspapers as a Source for Early Soviet History, in: Cahiers du Monde Russe (1999), H. 1–2, S. 139–169.
84 Brief von Igor’ Goremyč’nyj an Krest’janskaja gazeta vom 27. Oktober 1924, in: Rossijskij gosudarstvennyj archiv ėkonomiki/Russländisches Staatliches Wirtschaftsarchiv (im Folgenden: RGAE), f. 396 op. 2 d. 18, Bl. 5 Rücks.
85 Siehe Brief von G. I. Ivanov an Krest’janskaja gazeta vom 18. Juli 1924, in: RGAE, f. 396 op. 2 d. 18, Bl. 89–89 Rücks.
86 Siehe z. B. den Abdruck des Parteiprogramms in Bednota vom 23. Juli 1926.
87 Siehe Adibekov: Politbjuro (Anm. 62), S. 118–120; Alexander Vatlin: »Die Krise unserer Partei bedroht die Weltrevolution«. Karl Radek zwischen sowjetischem Politbüro und deutscher Revolution, in: Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte 1 (1997), H. 2, S. 135–162, v.a. S. 149. Allgemein siehe Robert V. Daniels: Das Gewissen der Revolution. Kommunistische Opposition in Sowjetrussland, Köln 1962.
88 Siehe Matthew Lenoe: Reader Response to the Soviet Press Campaign Against the Trotskii-Zinov’ev Opposition, 1926–1928, in: Russian History/Histoire Russe 24 (1997), H. 1–2, S. 89–116.
89 Siehe Anonym (Turkestan) an »Verehrte Komintern« vom 8. Juni 1927, in: RGASPI, f. 17 op. 85 d. 529, Bl. 7–8.
90 Anonym (Tula) an Stalin vom 14. Juni 1927 (Eingangsdatum), in: RGASPI, f. 17 op. 85 d. 513, Bl. 278–278 Rücks. (Hervorhebung im Original).
91 Siehe Ivan P. Omel’čenko (Pavlovgrad) an Stalin vom 9. Mai 1927, in: RGASPI, f. 17 op. 85 d. 513, Bl. 172–175.
92 Siehe Bernhard H. Bayerlein: Bauern und Arbeiter aller Länder, vereinigt Euch? Materialien zur Geschichte der Bauerninternationale und des Internationalen Bauernrats (IBR), in: International Newsletter of Communist Studies Online 16 (2010), H. 23, S. 114–126; George D. Jackson: Comintern and Peasants in East Europe 1919–1930, New York 1966.
93 Siehe z. B. G. Lebedev: Kak živut krest’jane v drugich stranach. Itogi rasširennogo plenuma Meždunarodnogo Krest’janskogo Soveta [So leben die Bauern in anderen Staaten. Ergebnisse des Erweiterten Plenums des Internationalen Bauernrates], in: Izba-čital’nja 13 (Juni 1925), H. 6, S. 11–14.
94 Svetlana S. Krjukova (Hg.): Krest’janskie istorii. Rossijskaja derevnja 1920-ch godov v pis’mach i dokumentach [Bauern-Geschichten. Das russländische Dorf der Zwanzigerjahre in Briefen und Dokumenten], Moskau 2001, S. 70 f.
95 Siehe dazu Olga Velikanova: The Peasant Union Movement. The Quest for the Political Organization of Peasants in the Soviet Union in the 1920s, in: Mählert u. a. (Hg.): JHK 2007, Berlin 2007, S. 91–116.
96 Siehe Ivan P. Omel’čenko (Pavlograd) an Stalin, 9. Mai 1927, in: RGASPI, f. 17 op. 85 d. 513, Bl. 172–175, hier: Bl. 173.
97 Ebd., Bl. 174 (Großschreibung im Original).
98 Ebd.
99 Ebd., Bl. 175 (Großschreibung im Original).
100 Siehe Varlam T. Šalamov: Neskol’ko moich žiznej. Vospominanija, zapisnye knižki, perepiska, sledstvennye dela [Einige meiner Leben. Erinnerungen, Notizbücher, Korrespondenz, Strafsachen], Moskau 2009, S. 200–203, 999 u. 1112.
101 Siehe Bernhard H. Bayerlein: »Der Verräter, Stalin, bist Du!«. Vom Ende der linken Solidarität. Komintern und kommunistische Parteien im Zweiten Weltkrieg 1939–1941, Berlin 2008.
102 Siehe Gleb J. Albert: »German October is Approaching«. Internationalism, Activists, and the Soviet State in 1923, in: Revolutionary Russia 24 (2011), H. 2, S. 111–142; Bernhard H. Bayerlein u. a. (Hg.): Deutscher Oktober 1923. Ein Revolutionsplan und sein Scheitern, Berlin 2003.
103 Timur A. Muchamatulin: »Prisvoenie Ispanii«. Ispanija v sovetskom obščestve v 1936–1939 godach [»Die Aneignung Spaniens«. Spanien in der sowjetischen Gesellschaft 1936–1939], in: Konstruiruja »sovetskoe«? Političeskoe soznanie, povsednevnye praktiki, novye identičnosti [»Das Sowjetische« konstruieren? Politisches Bewusstsein, Alltagspraktiken, neue Identitäten], St. Petersburg 2011, S. 145–150; Daniel Kowalsky: Stalin and the Spanish Civil War, New York 2004.
104 Siehe u. a. David Brandenberger: National Bolshevism. Stalinist Mass Culture and the Formation of Modern Russian National Identity 1931–1956, Cambridge/Mass. 2002; Brandenberger: Proletarian Internationalism (Anm. 14).
105 Siehe Andrej K. Sokolov: »Sozdadim edinyj front bor’by protiv NEPa«. Analiz obščestvennych nastroenij konca 20-ch godov po pis’mam i otklikam rjadovych sovetskich graždan [»Schaffen wir eine Einheitsfront zum Kampf gegen die NÖP!« Stimmungsanalyse der Gesellschaft der späten Zwanzigerjahre auf Grundlage von Briefen und Meldungen sowjetischer Bürger], in: V. P. Dmitrenko (Hg.): NEP. Zaveršajuščaja stadija. Sootnošenija ekonomiki i politiki [Die Endphase der NÖP. Die Beziehungen zwischen Wirtschaft und Politik], Moskau 1998, S. 114–159, hier v.a. S. 141; Brandenberger: Proletarian Internationalism (Anm. 14), v.a. S. 85.
106 Siehe Brooks: Official Xenophobia (Anm. 34); Barry McLoughlin: »Vernichtung des Fremden«. Der »Große Terror« in der UdSSR 1937/38, in: Hermann Weber u. a. (Hg.): JHK 2000/2001, Berlin 2001, S. 50–88.
107 Siehe den entsprechenden Brief-Bestand im Archiv des Dimitrov-Sekretariats der Komintern: RGASPI,
f. 495 op. 73 d. 217a.
108 Siehe die Kategorie der »Unglücksspanier« im Gulag: Nadeschda Joffe: Rückblende. Mein Leben, mein Schicksal, meine Epoche, Essen 1997, S. 198.