JHK 2014

Entsowjetisierung und Erinnerungspolitik in Zentralasien

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 125-139 | Metropol Verlag

Autor/in: Sergej Abašin

Am 31. August 2008, am offiziellen Tag des Gedenkens an die Opfer der Repressionen, eröffnete der Präsident Usbekistans, Islom Karimov, in Taschkent feierlich eine neue Ausstellung im Gedenkmuseum, das den Opfern der Repressionen im Russischen Reich und in der UdSSR gewidmet ist. Am darauffolgenden Tag, dem 1. September, wurde der 17. Jahrestag der Unabhängigkeit (Mustaqillik Kuni) und des Austritts aus der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) begangen. Das Aufeinandertreffen der Erinnerungen an durchlittenes Leid mit der Freude über die errungene staatliche Eigenständigkeit bestimmt die emotionale Stimmungslage, die die Bürger Usbekistans an diesen zutiefst symbolischen Daten erleben.

In seinem Artikel In Search of Lost Genocide schreibt Evgeny Finkel, Politikwissenschaftler der Yale University: »Ich behaupte, dass nach 1989 die Länder Zentral- und Osteuropas, insbesondere die ehemalige UdSSR, zu dem Raum geworden sind, wo hier und da eine dauerhafte Suche nach dem ›verlorenen Genozid‹ stattfindet.«1 An den Beispielen von Aserbaidschan, Georgien, der Ukraine sowie den baltischen Staaten Lettland, Litauen und Estland zeigt Finkel, wie sich eine nationale Identität aus der Beschäftigung mit den Leiden der Vergangenheit in den postsowjetischen Staaten formiert. Die Regierungen dieser Staaten verfolgen eine nachhaltige Geschichtspolitik mit dem Ziel, »ein ihnen notwendiges historisches Narrativ zu konstruieren, in dessen Zentrum der Genozid und die Vorstellung des eigenen Volkes als Opfer stehen«.

Dieser Beitrag geht der Frage nach, welche Geschichtspolitik in einem anderen postsowjetischen Land, genauer in Usbekistan, praktiziert wird. Wie setzt die usbekische Staatsführung das Thema Opfer und Repressionen ein, um einen Nationalstaat zu schaffen, und auf welche Schwierigkeiten und Widersprüche stößt sie dabei? Wie setzt die Regierung Akzente im historischen Narrativ? Was nimmt sie im Zuge der Reproduktion des Geschichtsbildes zur Kenntnis und was ignoriert sie?

Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht das eingangs erwähnte Gedenkmuseum für die Opfer der Repressionen in Taschkent. Mithilfe einer Analyse seiner Ausstellungskonzeption soll die »Ideologie der Unabhängigkeit« Usbekistans und die darin eingebettete Bewertung der Geschichte untersucht werden. Unter Einbeziehung entsprechender Ausstellungen in Kasachstan, der Kirgisischen Republik und Tadschikistan kommt es schließlich zu einer vergleichenden Analyse der Erinnerungspolitik in Usbekistan und den Nachbarstaaten in Zentralasien, die ursprünglich der UdSSR angehörten.2

Die lang ersehnte Unabhängigkeit

Der Zerfall der UdSSR zwang die Staatsmacht Usbekistans, mit der Konstruktion einer Ideologie der Unabhängigkeit (Mustaqillik) zu beginnen, die einerseits dem neuen postsowjetischen Regime Legitimität verschaffen und andererseits die der usbekischen Elite vertrauten sowjetischen Verwaltungspraktiken in die neuen, postsowjetischen Rahmenbedingungen integrieren sollte. Geschichtsbezüge nehmen in dieser Ideologie einen zentralen Platz ein. Unterschiedlichste Symbole aus ferner Vergangenheit werden in den Vordergrund gestellt und verweisen auf die Kontinuität und Verwurzelung der usbekischen Staatlichkeit. Eine Vorrangstellung in der Historiografie wird der Herrschaft Timurs und dessen Nachfolgern zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert zuteil – eine Zeit, in der der usbekische Staat, nach offizieller usbekischer Auffassung, den Höhepunkt seiner kulturellen Blüte erreichte. Das Amir Timur Museum im Zentrum von Taschkent, das Grab des berühmten Eroberers in Samarkand sowie andere Architektur- und Literaturdenkmale jener Zeit wurden Bestandteile einer »Timur-Industrie«, die den symbolischen Raum des postsowjetischen Usbekistans3 neu entstehen lässt.

Während das Verhältnis zur fernen Vergangenheit in der neuen Ideologie in einer Fülle von narrativen und rituellen Formen deutlich wird, herrschte um die jüngste Vergangenheit – in erster Linie die Zeit der Zugehörigkeit zur UdSSR – eine Zeit lang Stillschweigen und Ungewissheit. Grund dafür ist die Tatsache, dass der Zerfall der UdSSR 1991 ohne Beteiligung der usbekischen Bevölkerung am Unabhängigkeitskampf erfolgte. Sieht man von einigen lokalen, blutigen Zusammenstößen und Störungen der öffentlichen Ordnung ab, denen kein klar definiertes Ziel zugrunde lag,4 dann gab es, z. B. im Unterschied zu den baltischen Republiken und Georgien, in Sowjet-Usbekistan keinen öffentlich ausgetragenen Kampf der örtlichen Elite gegen die Herrschaft Moskaus. Im Gegenteil, die usbekische Führung, an deren Spitze Islom Karimov 1989 trat, brachte ihre uneingeschränkte Loyalität gegenüber der sowjetischen Gesellschaftsordnung zum Ausdruck und war nicht an ihrer Änderung interessiert. Denn man war sich der eigenen, hochgradigen wirtschaftlichen Abhängigkeit von der Planwirtschaft des sowjetischen Wohlfahrtsstaates bewusst. Während des Referendums, das 1991, kurz vor dem Auseinanderfallen der UdSSR, durchgeführt wurde, stimmten 93,7 Prozent der Bevölkerung getreu für den Erhalt der Sowjetunion.5 Somit fehlten bedeutsame Ereignisse oder Persönlichkeiten, um die herum man Narrative und Rituale des Widerstandes, des Kampfes und der Befreiung hätte ranken können, um so die Idee der Unabhängigkeit unmittelbar aus der spätsowjetischen Zeit ableiten zu können.

In dieser Situation entschieden sich die usbekischen Begründer der Ideologie der Unabhängigkeit für eine zentrale Strategie, die vorsah, jegliche Erinnerung an die Sowjetepoche aus dem offiziellen Gedächtnis zu tilgen. In der Zeit von 1991 bis 2011 erfolgten eine komplette, landesweite Umbenennung und Umwidmung des Lebensraums, die sowjetischen Symbole wurden entweder vernichtet oder an entlegene Orte gebracht, aus dem öffentlichen Sprachraum wurden sämtliche Hinweise auf die Sowjetzeit verbannt. Aber dabei blieb es nicht. Neben der Auslöschung der Erinnerung an die Sowjetzeit erprobte die Staatsmacht die Strategie des Umschreibens der sowjetischen Geschichte in eine Geschichte der Unterdrückung.

Ein Ort, an dem diese Strategie sichtbar umgesetzt wurde, ist das Gedenkmuseum für die Opfer der Repressionen in Taschkent. Vergleichbare Einrichtungen gibt es auch in den drei baltischen Staaten: das Okkupationsmuseum in Tallin (Okupatsiooni Muuseum), das Museum der Okkupation Lettlands in Riga (Latvijas Okupācijas muzejs), das Museum der Opfer des Genozids (Genocido aukų muziejus) in Vilnius sowie seit 2006 auch die Museen der sowjetischen Okkupation in Kiew in der Ukraine sowie in Tbilisi in Georgien.6 Der ideologische Subtext, vor dem diese Museen errichtet wurden, liegt auf der Hand: Sie sind Symbole für den absoluten Bruch mit der sowjetischen Vergangenheit. Aber es gibt auch einen politischen Aspekt: Einerseits ist man bestrebt, die kommunistischen Parteien an die Peripherie des öffentlichen Lebens zu verdrängen, andererseits ist man bemüht, sich von Russland zu distanzieren, das als Nachfolger der UdSSR angesehen wird.

Anfang 2000 wurde der Gedenkkomplex Schachidlar Chotirasi [Märtyrergedächtnis] zum Andenken an die Opfer der Stalin’schen Repressionen in Taschkent errichtet, in dessen Zentrum sich eine symbolische Grabstätte, überdacht von einer 27 Meter hohen türkisfarbenen Kuppel im landesüblichen Stil, befindet.7 In seiner Rede während des Treffens mit »Vertretern aus Wissenschaft, Kunst und Kultur« am 6. April 2000 sagte der Präsident mit Blick auf die »grundlegenden Prinzipien der Ideologie der nationalen Unabhängigkeit«: »Wenn es uns heute gelingt, den Menschen die Unsinnigkeit, die Verderbnis der alten Ordnung im Hinblick auf die Politik, Wirtschaft und Moral zu erläutern, ihnen zu erklären, warum sie unseren nationalen Interessen von Grund auf widerspricht, dann werden die Menschen den richtigen Weg finden.«8

2001 wurde der Erlass des Präsidenten zum Tag des Gedenkens an die Opfer der Repressionen veröffentlicht, der seitdem immer am 31. August begangen wird. 2002 wurde dann neben dem Gedenkareal das Gedenkmuseum für die Opfer der Repressionen eröffnet. Ursprünglich ein kleines landestypisches Gebäude mit einem Kuppeldach, wurde es 2008 nach umfangreichen Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten wiedereröffnet. Es entwickelte sich zu einem der wichtigsten Elemente des ideologischen Systems und zu einem der zentralen Symbole der Unabhängigkeit Usbekistans. Das Museum entstand im Auftrag der Staatsmacht, die auch für dessen Konzeption verantwortlich war. Gleichwohl bringt das Ausstellungskonzept auch die Haltung und die Vorstellungen der hauptstädtischen Eliten als Ganzes zum Ausdruck, die danach streben, ihren symbolischen Status unter den neuen Bedingungen zu überdenken und zu behaupten. Jedes Jahr am 31. August findet hier das offizielle rituelle Gedenken statt, an dem die Führung des Landes und Vertreter unterschiedlicher Organisationen teilnehmen. Der Besuch des Museums ist obligatorischer Bestandteil des Ausbildungsprogramms an Schulen und Hochschulen in Taschkent, Informationen über das Museum finden sich in allen Tourismusbüros.

Das Sowjetimperium und die usbekische Nation

Welche Botschaft wollte die Staatsmacht mit dem Bau des Museums in Taschkent aussenden? Welche direkten und indirekten Signale gab sie damit an die Gesellschaft?

Das Narrativ der Entsowjetisierung fußt auf der Opposition zweier geschichtlicher Akteure – jener, die leiden, und jener, die Leid bringen. Erstere werden mit der »Nation« identifiziert, die anderen mit dem »Imperium« (oder dem »totalitären Regime«). Jegliche innere Widersprüchlichkeit zwischen »Nation« und »Imperium« wird ausgeklammert, da sonst die Gegenüberstellung aufgehoben und die Ausstellung sinnlos würde.

Das Imperium ist in dieser Konstellation das grundsätzlich Böse, es nimmt der Nation den eigenständigen Willen, unterjocht sie, unterdrückt Volkserhebungen, bringt Massenrepressalien und Ausbeutung auf den Weg, setzt die Würde der Bevölkerung herab und vernichtet ihre Kultur und Sprache. In der im Museum gezeigten Ausstellung ist meistens nicht direkt vom »Imperium« die Rede. Stattdessen werden Synonyme wie »Zarismus«, »Zarenregime« oder »zaristisches Russland« verwendet, die den monarchischen Charakter des Imperiums unterstreichen. Diese Formulierungen wurden von der frühsowjetischen Sprache zur Beschreibung des Russischen Reichs übernommen. In den sowjetischen Publikationen der Zwanziger- und Dreißigerjahre wurde das »zaristische Russland« als »Völkergefängnis« dargestellt, als Staat, der die einfachen Menschen ausbeutet und in dem jedwede gesellschaftlichen Protestaktionen und nationalen Bewegungen unterdrückt werden.9 Seit Mitte der Dreißigerjahre wurde eine derartige antikoloniale Kritik einer Revision unterzogen und Anfang der Fünfzigerjahre eine Konzeption vorgelegt, derzufolge der »Anschluss« an das Russische Reich für die Randgebiete von Vorteil war. Die sowjetische Geschichtsschreibung verzichtete jedoch nicht völlig auf die antikoloniale Rhetorik, die für die Kritik am Kapitalismus und Imperialismus unerlässlich war. Die Schöpfer der usbekischen Unabhängigkeitsideologie distanzierten sich ausdrücklich vom Marxismus, in dessen Geist sie erzogen worden waren, lehnten das Konzept des »vorteilhaften« Anschlusses ab und griffen die Kritik am Russischen Reich als einem »Völkergefängnis« wieder auf. Dies wurde zum wichtigsten Argument ihrer historischen Narrative.

Die Tatsache, dass im Taschkenter Museum dem Russischen Reich viel Beachtung geschenkt wird, unterscheidet es von ähnlichen Museen in anderen postsowjetischen und osteuropäischen Staaten, in denen der Schwerpunkt eher auf der Betrachtung und Kritik der UdSSR liegt. In der Taschkenter Ausstellung wird der Unterschied zwischen imperialer und sowjetischer Epoche gleichwohl nicht problematisiert – erscheinen doch die sowjetischen Repressionen als gesetzmäßige Fortsetzung der Repressionen im Russischen Reich: Die UdSSR wird als eine Fortsetzung des Russischen Reiches betrachtet. An die Stelle des »zaristischen« Regimes tritt ein »totalitäres« Regime, an die Stelle des »Zarismus« der »Totalitarismus«.

Auch die Darstellung der »Nation« in der Ausstellung weist einige Besonderheiten auf. Das Bild der »Nation« wird mithilfe russischer und sowjetischer Quellen reproduziert – die meisten Fotos, Zeichnungen, Texte, die dem Museumsbesucher gezeigt werden, sind Archivdokumenten, Büchern und Zeitungen jener entnommen, die man der Logik der Entkolonialisierung folgend als »Kolonialherren« bezeichnen könnte. Authentische, von Kolonialisierung und sowjetischer Einflussnahme und »Verzerrung« freie Stimmen der »Kolonialisierten« gibt es in der Ausstellung dagegen kaum. Dies spricht für die Schlussfolgerung einiger Historiker, dass die Nationalisten im Grunde die Sprache des Imperiums übernehmen, von der sie sich befreien wollen.10

Der immanente Widerspruch des nationalen Narrativs in Usbekistan wird noch dadurch verschärft, dass sämtliche Merkmale der Nation wie Territorium, Sprache und Kultur nur in sowjetischer Zeit mit dem Namen »Usbeke« verbunden waren.11 Bis zum Eintreffen der Russen in der Region zur Zeit des Zaren setzte sich die einheimische Bevölkerung aus zahlreichen Gruppen mit spezifischer Kultur und Selbstbezeichnungen zusammen, deren eigentliche Klammer die Identität als Muslime war. Die imperiale Macht vereinigte einen Großteil dieser Gruppen zur administrativen Einheit Turkestan (einschließlich der Protektorate Buchara und Chiwa), wobei es ihr nicht gelang (und sie hatte es damit auch nicht besonders eilig), eine einheitliche nationale Klassifizierung der Völker zu schaffen.12 Die Bolschewiki hingegen, die vor allem religiösen Widerstand fürchteten, setzten auf eine rasche nationale Rekonfiguration der Region, indem sie mehrere unterschiedliche Gruppen zu einer politischen Gemeinschaft zusammenfassten und dieser den Namen »Usbeken« gaben.13

Der sowjetische Ursprung der Nation wurde für die moderne usbekische Elite, die danach strebt, sich von der sowjetischen Geschichte zu befreien, zu einem ernsthaften ideologischen Problem. In der im Museum in Taschkent gezeigten Ausstellung gibt es keine Bewertung der nationalen Neugliederung Zentralasiens durch die Bolschewiki Mitte der Zwanzigerjahre, als die administrative durch eine nationale Gliederung ersetzt wurde. Dieses Thema wird in der usbekischen Geschichtsschreibung überhaupt nicht behandelt, weder positiv noch negativ, obwohl gerade aufgrund dieser Neugliederung die Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik geschaffen worden ist, deren Nachfolger das heutige Usbekistan ist – in den aktuellen Grenzen, mit derselben politischen Elite, mit denselben institutionellen Grundlagen für die Kultur und die Sprache (Institute, Verlage, Museen) und sogar mit derselben nationalen Selbstbezeichnung – Usbeken.14

Dieses »Schweigen« um die nationale Neugliederung Zentralasiens zeigt, dass die Konstrukteure der Ideologie der Unabhängigkeit bislang keine Lösung dafür haben, wie dieses Sujet in das Narrativ des nationalen Leidens integriert werden kann.

Traumata der Geschichte

Parallel zur Wiederbelebung des Gedenkens an Repression und Leid und zum Prozess der Abschaffung von Zensur vollzieht sich der Prozess der Konstruktion des Gedenkens, indem u. a. neue Fragen und Probleme aus der heutigen Diskussion ausgeschlossen werden. Für die neue Ideologie der Unabhängigkeit unbequeme Tatsachen und Materialien werden dabei ignoriert und sogar tabuisiert, Zusammenhänge und Widersprüchlichkeiten der Vergangenheit werden nicht diskutiert, herangezogen werden dagegen Illustrationen und Texte, in denen Beschreibungen über den Schrecken und das Leiden im Mittelpunkt stehen. Die Ausstellungsmacher erweitern skrupellos die Liste der Opfer, indem sie jene der Bürgerkriege, der Entkulakisierung, der Verfolgung von Politischen und Kriminellen sowie die Opfer von schwierigen Umweltbedingungen und wirtschaftlicher Ausbeutung einbeziehen. Kaum oder keine Berücksichtigung finden dagegen jene Opfer, die nicht der Titularnationalität angehörten oder Assoziationen zur heutigen usbekischen Opposition wachrufen könnten.

Zu den wichtigsten Ereignissen, die in der Ausstellung im Gedenkmuseum in Taschkent thematisiert werden, gehören die Geschichte der Unterwerfung der mittelasiatischen Staaten zwischen 1860 und 1870 und Beispiele für antikoloniale Aufstände und deren brutale Unterdrückung in den Jahren 1890 bis 1910. Diese Ereignisse, in deren Verlauf die Konfrontation der Kolonisatoren und der Kolonisierten besonders offenkundig wurde, werden in den Vordergrund gerückt und bilden den roten Faden der Ausstellung.

Der der UdSSR gewidmete Teil der Ausstellung schließt die Geschichte der »Widerstandsbewegung«, d. h. der Basmatschen gegen die Bolschewiki, die Stalin’sche Entkulakisierung und die politischen Repressionen der Dreißigerjahre ein. Letzteren ist der größte Teil der Ausstellung gewidmet. Viele erschütternde Fotos von Opfern und einige persönliche Gegenstände, darunter solche, die vom Leben in den über die ganze Sowjetunion verstreuten Arbeitslagern des Gulag künden, werden gezeigt. Die Opfer werden als eine Art Gemeinschaft Gleichgesinnter dargestellt, die unter dem »totalitären« Regime gelitten haben.15 Dabei wird die Tatsache verschwiegen, dass viele der späteren Opfer zuvor treue Diener dieses Regimes waren und selbst zu den Tätern gehörten. Die Opfer der Repressionen zu Beginn der Dreißigerjahre standen den zwischen 1937 und 1938 Verfolgten oft antagonistisch gegenüber. Nun hängen ihre Fotos nebeneinander, ihre zusammen in einer Liste aufgeführten Namen sind Beleg für die Gräueltaten des Imperiums. Die Ausstellungsmacher erklären diese komplizierte Wendung der sowjetischen Geschichte nicht, denn würden sie es tun, würde das Konstrukt der unter fremdländischem Totalitarismus leidenden Nation in sich zusammenbrechen. Schließlich war der Gedanke des »Imperialismus« in den Köpfen und Herzen vieler, die nun posthum zu »Nationalhelden« stilisiert werden, tief verankert.

Weiterhin ist auffällig, dass die Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit den Stalin’schen Repressionen im Wesentlichen auf die Vertreter der politischen und kulturellen Eliten gelenkt wird. Eine Ausnahme bildet das Thema Entkulakisierung, dem eine eigene Vitrine gewidmet ist. Dabei war das Spektrum der Repressionen und der Gewalt in Usbekistan breiter. Besonders stark war die religiöse Elite betroffen.16 Verfolgungen waren aber auch jene ausgesetzt, die unter dem Zaren in der lokalen Administration tätig gewesen sind. Ebenso gehört zum Thema Gewalt und Leiden die Kampagne, die es den Frauen verbot, einen Gesichtsschleier zu tragen.17 Genauso könnten auch die zwangsweise Ansiedlung der Nomaden und die Umsiedlung der Bevölkerung aus einer Region in die andere dazugerechnet werden. Unter den Stalin’schen Zwangsmaßnahmen und Repressionen litten auch Vertreter zahlreicher anderer Nationalitäten, wie z. B. die Kosaken, aber auch Bauern, Geistliche und Intellektuelle. Die Tatsache, dass diese Ereignisse in der Ausstellung »vergessen« worden sind bzw. nicht aufgearbeitet werden, deutet auf eine »usbekische« Ausrichtung des Narrativs der Entsowjetisierung. Auffällig ist auch die »elitäre« Sicht auf die Geschichte: Der sowjetischen Tradition folgend, betrachtet sich die usbekische Elite als weltlich und fortschrittlich.

Die Epoche Chruščevs und Brežnevs, also fast 30 von 70 Jahren sowjetischer Geschichte, sind in der Ausstellung nicht präsent. Eindeutige Belege für den massenhaften Widerstand der usbekischen Bevölkerung gegen die Sowjetmacht, genauso wie Beweise für deren Taten, gibt es nicht. Es hat kleine Gruppen Andersdenkender gegeben, eventuell gab es auch Muslime, die von der Wiederbelebung des Islam träumten, nur waren sie marginal, sowohl im Hinblick auf die Bevölkerung des Landes als auch auf die Elite Usbekistans. Überzeugend wäre es gewesen, den Ersten Sekretär der Kommunistischen Partei Usbekistans, Šaraf Rašidov, als heimlichen Opponenten der Zentralmacht zu präsentieren, denn ein bedeutender Teil der postsowjetischen usbekischen Elite hält ihn für eine der wichtigsten Gestalten ihrer politischen Vergangenheit. Der zweimal als »Held der sozialistischen Arbeit« ausgezeichnete Rašidov hat es vermocht, unterschiedliche Gruppierungen innerhalb der usbekischen Elite zu verankern und folgende Abmachung mit der Zentralmacht auszuhandeln: Für die Zusage absoluter Loyalität und die Steigerung der Baumwollproduktion gewährte Moskau ihm Autonomie in inneren Angelegenheiten und beträchtliche Investitionen in die Wirtschaft der Unionsrepublik. Hinweise auf Repressionen gegen den erfolgreichen kommunistischen Führer der Usbekischen Sozialistischen Sowjetrepublik gibt es noch keine. Somit steht die Geschichtsschreibung vor dem Dilemma, die Kritik am sowjetischen Totalitarismus mit der Lobpreisung eines Spitzenfunktionärs in Einklang bringen zu müssen.

Die 1982 unter Andropov einsetzenden Veränderungen in der politischen Ordnung, in der Ideologie und in der Praxis der Führung des Landes mündeten in ernst zu nehmende Konflikte in der sowjetischen politischen Elite. Mitte der Achtzigerjahre wurde in Usbekistan die sogenannte Baumwoll-Strafsache eingeleitet. Es kam zu Massenverhaftungen, Gerichtsurteilen und Selbstmorden.18 Die damals erlebte Angst und das Gefühl der Erniedrigung hat die postsowjetische usbekische Führungsspitze nicht vergessen. Das erklärt auch, weshalb diese Ereignisse in der Ausstellung des Museums als Repressionen des totalitären Regimes gegen die Nation und deren Führer dargestellt werden. Ob Strafverfolgung wegen Wirtschaftsverbrechen als Repression ausgelegt werden kann, verdient, diskutiert zu werden. Auf jeden Fall aber hilft es zu verstehen, wie Gedenkpolitik heute in Usbekistan gestaltet wird. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die usbekische Elite ihr Gruppentrauma hier als Trauma der gesamten Nation ausgibt, die im Zuge der »Baumwoll-Strafsache« scheinbar zum Opfer sowjetischer Gewaltanwendung geworden ist.

Ein gemeinsames Gedenken oder unterschiedliche Arten des Gedenkens?

Jene Version der sowjetischen Vergangenheit, die heute im Museum zum Gedenken an die Opfer der Repressionen in Taschkent gezeigt wird, geht weitgehend auf die Ideologie und die Interessen der herrschenden Elite zurück. Doch neben dem offiziellen Gedenken gibt es verschiedene Formen des individuellen Gedenkens, die keineswegs einfache Ableitungen der staatlichen Geschichtspolitik sind. Dennoch lässt das System der ideologischen Indoktrination kaum Spielraum für die öffentliche Artikulation alternativer Formen des Gedenkens an die sowjetische Vergangenheit.

Die Vielfalt der postsowjetischen Gedenkformen tritt deutlich zutage, wenn man sich den anderen Staaten Zentralasiens zuwendet und untersucht, wie sie ihre Version dieser Geschichte konstruieren.

So gibt es in der Ausstellung des Staatlichen Historischen Museums der Kirgisischen Republik in Bischkek nur eine einzige Vitrine, in der von einer »Zunahme des totalitären Regimes« die Rede ist. An dieser Stelle wird über die Repressionen gegen kirgisische Politiker und Kulturschaffende in den Dreißigerjahren informiert. In allen anderen Vitrinen werden die Errichtung der Macht der Bolschewiki und die Errungenschaften auf den Gebieten Kultur und Wirtschaft in der Sowjetepoche gelobt. Das Trauma der Repressionen steht nicht im Mittelpunkt und beeinflusst nicht das generelle Geschichtsbild.

Im Zentralen Staatlichen Museum der Republik Kasachstan in Almaty werden sowjetische Repressionen oder Errungenschaften überhaupt nicht behandelt. Der Raum, der dem 20. Jahrhundert gewidmet ist, heißt doppeldeutig »Saal der Geschichte und Diasporalogie«. Die Ausstellung besteht aus gut zwei Dutzend Vitrinen, jede Vitrine stellt ein Volk (die Kasachen ausgenommen) vor, das heute auf dem Territorium Kasachstans lebt. Hierbei geht es nicht ausschließlich um Ethnografie. Das Wort »Diaspora« im Namen des Saals gibt einen bestimmten Blickwinkel der Geschichtsbetrachtung vor. In den Vitrinen, die Russen und Ukrainern gewidmet sind, finden sich Fotos und der Hinweis, dass diese Völker an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in die Region umgesiedelt worden sind. Die Information geht mit einer Kritik an der zaristischen Politik einher. Im Falle der Umsiedlung der Deutschen und der Koreaner ist selbstverständlich von Stalins Deportationspolitik die Rede. Hier ist die Geschichte in der Ethnografie versteckt, sie stellt kein entfaltetes Narrativ dar. Ein Fünftel des Saals nimmt die ständige Ausstellung über die Helden des Zweiten Weltkriegs, des »Großen Vaterländischen Krieges«, die aus Kasachstan stammen, ein. Einen anderen Teil der Ausstellung bilden Fotografien und Biografien von Personen, die für die Entwicklung Kasachstans im 20. Jahrhundert stehen, wobei diese Erzählungen als heroische Erfolgsgeschichten abgefasst sind. Hier wird die sowjetische Geschichte nur versteckt gewertet, sie erscheint nicht als offizielles Narrativ, ist verklausuliert formuliert und kann je nach Wunsch übersehen oder unterschiedlich ausgelegt werden.

Im Historischen Museum in Chudschand, in der Republik Tadschikistan, gibt es weder eine offene noch eine versteckte Kritik an der Sowjetepoche. Sie erscheint als durchaus positive Etappe in der Geschichte des Landes. Ermöglicht wird dies vor allem durch die Darstellung fast ausschließlich tadschikischer Helden und Funktionäre. Die sowjetische Zeit wird aus dem Blinkwinkel der Entwicklung des tadschikischen Staates dargestellt. So ist es möglich, jener Zeit aus heutiger Sicht ohne Schmerzen zu gedenken.

Diese Beispiele zeigen, dass in diesen drei Ländern, im Unterschied zu Usbekistan, traumatische Ereignisse der sowjetischen Geschichte nicht zu einem Instrument der Konstruktion der nationalen Identität geworden sind. Dafür sind eine Reihe von Ursachen verantwortlich: z. B. die Existenz einer großen russischstämmigen Bevölkerungsgruppe in der Kirgisischen Republik oder Tadschikistan und das Bestreben, Streitigkeiten und Konflikte über die Geschichte zu vermeiden. Im Falle der Kirgisischen Republik und Tadschikistans kommt die Angst vor dem Nachbarn Usbekistan und die damit verbundene Hoffnung auf die Unterstützung Russlands hinzu. Die Beziehungen zu Russland sollen daher nicht durch eine antikoloniale Kritik der Vergangenheit belastet werden. Aber auch diese Einstellung kann sich mit der Zeit ändern, genauso wie das Verhältnis der zentralasiatischen Länder zu ihrer sowjetischen Vergangenheit nicht unveränderbar ist.

Fazit

Die Vorstellung von der Nation als Opfer, davon war einleitend die Rede, ist eine politische Strategie, die vielen postsowjetischen und postsozialistischen Staaten gemeinsam ist. Sie hat zum Ziel, den 1991 erfolgten Bruch mit der sowjetischen Vergangenheit unumkehrbar zu machen und das Gefühl der nationalen Einheit mithilfe der Erinnerung an gemeinsames Leid zu stärken. Eine derartige Politik birgt Defizite und Risiken, die sowohl mit innenpolitischen Spaltungen als auch mit komplizierten internationalen Beziehungen zusammenhängen, im Rahmen derer verschiedene Vorstellungen von historischer Gerechtigkeit aufeinandertreffen. Unterschiedliche Staaten formulieren daher den symbolischen Status dieser Thematik auf unterschiedliche Weise und stellen sie in den Kontext der inneren Mobilisierung und Legitimation.19 In Staaten wie z. B. Lettland war die Frage der »sowjetischen Okkupation« Teil der Begründung der Staatlichkeit und von großer Bedeutung für die Idee der »Rückkehr nach Europa«.20 In anderen Staaten, z. B. in Weißrussland, spaltet das Thema der »sowjetischen Repressionen« die Gesellschaft, ein offizieller Konsens ist nicht gefunden.21 In einer dritten Staatengruppe, zu der z. B. Tadschikistan, die Kirgisische Republik und Kasachstan gehören, spielt die Frage der »sowjetischen Okkupation« in öffentlichen Geschichtsdebatten überhaupt keine Rolle.

Die usbekische Version der Geschichtspolitik nähert sich im Hinblick auf die Sowjetzeit, wie das Beispiel des Gedenkmuseums in Taschkent zeigt, damit den radikalsten Formen der Kritik an der Vergangenheit an. Die Einbeziehung des Narrativs Entsowjetisierung und Entkolonialisierung in die Ideologie der Unabhängigkeit erlaubt es der postsowjetischen usbekischen Elite, eine Reihe von Aufgaben zu lösen. Erstens: Sie wurde zur Grundlage der Legitimierung des neuen politischen Regimes in Usbekistan. Zweitens: Das kollektive Trauma soll für den Zusammenhalt der Gesellschaft sorgen und die nationale Identität stärken. Drittens: Das Russische Reich und die UdSSR können nun für alle gesellschaftlichen Probleme in der Vergangenheit und Gegenwart verantwortlich gemacht werden. Man kann den »Fremden« den Vorwurf machen, dass sie den richtigen Weg der Entwicklung abgebrochen und diese in eine falsche Richtung gelenkt haben. Viertens: Der Narrativ der Entsowjetisierung ist ein Mittel der symbolischen Distanzierung vom postsowjetischen Russland, eine Möglichkeit der Demonstration eines unabhängigen außenpolitischen Kurses und der Suche nach neuen Partnern im Weltmaßstab.

Der narrative Bruch Usbekistans mit der sowjetischen Vergangenheit zeichnet sich durch Besonderheiten und Unterschiede im Vergleich zu anderen postsowjetischen Ideologien aus. Zu diesen gehört, dass der Begriff »Genozid« als eine der radikalsten Anklagen der ehemaligen politischen Ordnung im offiziellen Sprachgebrauch gar nicht, die Begriffe »Kolonialisierung« und »Okkupation« nur vorsichtig und in erster Linie hinsichtlich des Russischen Reichs verwendet werden. Mit Blick auf die sowjetische Periode ist von »Totalitarismus« und »Repression« die Rede. Die Ideologie der Unabhängigkeit basiert auf vagen Andeutungen, sie erlaubt es, einzelne Fakten breiter auszulegen und Unzufriedenheit unterschiedlicher Art zu kompensieren.

Ein anderer Wesenszug dieses Narrativs ist der elitäre Blick auf das erfahrene Leid. Die Aufmerksamkeit liegt – wenn es um die Sowjetzeit geht – in erster Linie auf den Schicksalen von Menschen in hohen politischen Funktionen und von Intellektuellen. Das führt zur eingeschränkten Radikalisierung der Erinnerungskultur, denn die Elite ist nicht bereit, Gruppen aufzunehmen, die in der Emigration waren oder in Opposition zum sowjetischen Staat standen. Auf paradoxe Art und Weise beschützt die usbekische Macht, indem sie die Sowjetzeit kritisiert, ihre sowjetischen Wurzeln vor möglichen Konkurrenten und versucht dabei, sich einen Sonderstatus in der Gestaltung der Erinnerungspolitik zu sichern.

Die genannten Besonderheiten spiegeln sich in einer Reihe von Kompromissen bzw. im Verschweigen einzelner Themen oder in ihrer Vermischung wider. Das im Museum zum Gedenken an die Opfer der Repressionen in Taschkent geschaffene Narrativ ist widersprüchlich und inkonsequent und vor allem ein Beweis für die fehlenden politischen Zielvorgaben durch die gegenwärtige usbekische Regierung. Es handelt sich um ein pragmatisches Instrumentarium zur Ausnutzung der Ideologie, um anstehende Aufgaben zu lösen.

Aus dem Russischen von Wladislaw Hedeler

1 Evgeny Finkel: In Search of Lost Genocide, in: Pro et Contra 15 (2011), H. 3/4, S. 123–143, hier S. 139.

2 Der Autor hat das Gedenkmuseum in Taschkent 2009 und 2010 besucht und Gelegenheit gehabt, mit der Museumsleitung und Mitarbeitern der Akademie der Wissenschaften der Republik Usbekistan zu sprechen, die an der Ausstellung beteiligt waren. Zwischen 2010 und 2013 besuchte er die Museen in Almaty, Bischkek und Chudschand.

3 Annette Bohr: The Central Asian States as Nationalising Regimes, in: Graham Smith u. a. (Hg.): Nation-building in the Post-Soviet Borderlands. The Politics of National Identities, Cambridge 1998, S. 139–166; Andrew F. March: The Use and Abuse of History: »National Ideology« as Trans-
cendental Object in Islam Karimov’s »Ideology of National Independence«, in: Central Asian Survey 21 (2002), H. 4, S. 371–384; Laura Adams: The Spectacular State: Culture and National Identity in Uzbekistan, Durham 2010.

4 Hier sind die Pogrome im Jahre 1989 zu nennen, die gegen die 1944 aus Georgien umgesiedelten Türk-Mescheten gerichtet waren und in einige spontane regierungsfeindliche Aktionen mündeten.

5 Soobwenie Central´noj komisii referenduma SSSR ob itogax referenduma SSSR, sostoåvπegoså 17 marta 1991 goda. Pravda. 27 marta 1991 g. [Information der Zentralen Kommission für die Durchführung des Referendums am 27. März 1991].

6 Museen, die den Repressionen gewidmet sind, gibt es auch in anderen Staaten der ehemaligen UdSSR. Zum Beispiel in Kasachstan und in Russland. Doch ihnen kommen kein bedeutender symbolischer Stellenwert und ideologischer Status zu.

7 Siehe dazu auch Bachtijer Chassanow und Alischer Sabirow (Hg.): Zeugen der Stalinschen Repressionen in Taschkent: Architektur und Menschen. Führer, Taschkent 2011, S. 10 f.

8 Karimov I. Sobranie sohinenij. T. 8. Na˚a celæ ‒ nezavisimostæ i procvetanie Rodiny, svoboda i blagopoluhie naroda [Islom Karimov: Unser Ziel – Unabhängigkeit und Wohlstand der Heimat, Freiheit und Wohlergehen für das Volk (= Gesammelte Werke, Bd. 8)], Taschkent 2000, S. 454.

9 Siehe z. B. Safarov G. Kolonialænaå revolüciå (Opyt Turkestana) [G. Safarov: Koloniale Revolution (Die Erfahrungen Turkestans)], Moskau 1921; Fedorov E. Oherki nacionalæno-osvoboditelænogo dviøeniå v Srednej Azii. [E. Fjodorow: Skizzen der nationalen Befreiungsbewegung in Zentralasien], Taschkent 1925; Galuzo P.G. Turkestan-koloniå (Oherk istorii Turkestana ot zavoevanie russkimi do revolücii 1917 g.) [P. G. Galuzo: Turkestan als Kolonie (Essay über die Geschichte Turkestans von der russischen Eroberung bis zur Revolution 1917)], Moskau 1929.

10 Siehe Partha Chatterjee: The Nation and Its Fragments: Colonial and Postcolonial Histories, Princeton/New Jersey 1993.

11 Siehe Ilæxamov A. Arxeologiå uzbekskoj identihnosti/Qtnografiçeskoe obozrenie. 2005, No. 1. [A. Il’chamov: Die Archäologie der usbekischen Identität, in: Ethnografičeskoe obozrenie (2005), H. 1.].

12 Siehe Sergej Abašin: »Les Sartes, un peuple d’avenir«: l’ethnographie et l’Empire au Turkestan russe, in: Svetlana Gorshenina und Sergej Abašin (Hg.): Le Turkestan russe: Une colonie comme les autres? [Russisch-Turkistan: Eine Kolonie wie jede andere?], Cahiers d’Asie Centrale (2009), H. 17/18, S. 353–379.

13 Siehe Olivier Roy: The New Central Asia: The Creation of Nations, London 2000.

14 Siehe Arne Haugen: The Establishment of National Republics in Soviet Central Asia, New York 2003; Roy: The New Central Asia (Anm. 13); Aba˚in S. Nacionalizmy v Srednej Azii: v poiskax identiçnosti [Sergej Abašin: Nationalismen in Zentralasien: Auf der Suche nach Identität], St. Petersburg 2007.

15 Siehe auch Sm. takøe: Tragediå sredneaziatskogo kiπlaka: kollektivizaciå, raskulaçivanie, ssylka. 1929–1955 gg. Materialy i dokumenty. T. 1-3/R.T. ¤amsutdinov, B.M. Rasulov (sostav.), D.A. Alimova (red.). Taπkent: ¤ark, 2006. [R. T. Shamsutdinov/B. M. Rasulov/D. A. Alimov (Hg.): Die Tragödie des zentralasiatischen Kischlak: Kollektivierung, Entkulakisierung, Verbannung. 1929–1955, 3 Bde.], Taschkent 2006.

16 Siehe Shoshana Keller: To Moscow, Not Mecca: The Soviet Campaign Against Islam in Central Asia, 1917–1941, London 2001.

17 Siehe Douglas Northrop: Veiled Empire: Gender and Power in Stalinist Central Asia, Ithaca/NY 2004.

18 In der Baumwoll-Strafsache ging es um Korruption und gefälschte Angaben und Berichte bei der Erfüllung des Plansolls in Zusammenhang mit der Baumwollernte. Siehe James Critchlow: Prelude to »Independence«: How the Uzbek Party Apparatus Broke Moscow’s Grip on Elite Recruitment, in: William Fierman (Hg.): Soviet Central Asia: The Failed Transformation, Boulder/Colo. 1991, S. 131–156.

19 Siehe Finkel: In Search (Anm. 1), S. 127–129. Siehe auch Taras Kuzio: History, Memory and Nation Building in the Post-Soviet Colonial Space, in: Nationalities Papers 30 (2002), H. 2, S. 241–264.

20 Platt K. Okkupaciå vs. kolonizaciå: istoriå, postkolonialænostæ i geografiçeskaå identiçnostæ [K. Platt: Besetzung vs. Kolonialisation: Geschichte, Postkolonialität und geografische Identität], in: Neprikosnovennyj zapas 71 (2010), H. 3, S. 49–62. Eine vergleichbare Logik weisen Narrative in Litauen, Estland, Georgien und in der Ukraine, dort in der Amtszeit von Präsident Juščenko, auf.

21 Siehe Uπakin S. V poiskax mesta meødu Stalinym i Gitlerom: O postkolonialænyx istoriåx socializma [S. Uschakin: Auf der Suche nach einem Platz zwischen Stalin und Hitler. Über postkoloniale Geschichten des Sozialismus.], in: Ab Imperio (2011), H. 1, S. 209–233. Ein ähnliches Bild bietet sich in Kasachstan.

Inhalt – JHK 2014

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