JHK 2014

Europa statt Sozialismus - Strategien der Aneignung der sozialistischen Vergangenheit in Slowenien

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 63-76 | Metropol Verlag

Autor/in: Matej Kralj

»Die ganze Zeit [vor der Unabhängigkeit] hielten wir an der
historischen Erkenntnis fest, dass wir Jugoslawien, 
sowohl das erste wie das zweite, mitgestaltet haben, 
dass uns niemand ›annektiert‹ hatte. 
Als wir aber ausgetreten waren, 
gab es keinen Satz mehr darüber ... Und zwar deswegen, 
weil wir es selbst nicht glaubten und weil 
die slowenische Geschichtsschreibung (auch ich) 
bemüht war zu beweisen, dass es keine 
andere Möglichkeit gegeben hat …«1
Božo Repe

Mit diesen Aussagen zielt der slowenische Historiker Božo Repe auf eine teleologische Geschichtsverklärung, die aus Sicht der Gegenwart die jüngste Geschichte erklären will – und zwar durch eine grundlegende Negativsetzung des überlebten Staates und allem, was mit ihm in Verbindung gebracht wird.2 Dass auch die Slowenen Jugoslawien aufbauten und dort möglicherweise gut lebten, stört dieses Bild. Repe kritisiert wie kein anderer im Land diesen historischen Blick, der mit dem neuen postsozialistischen Jetzt nach 1991 einhergeht. Trotz des Vorwurfs, dass die Geschichtsschreibung im Sozialismus »sehr einseitig und [politisch] kontrolliert war«, wie es Vasko Simoniti gleich nach Gründung des neuen Staates formulierte,3 fragt Repe, ob nicht auch die postsozialistische slowenische Geschichtsschreibung ideologisch eingefärbt sei. Beruht sie wirklich auf neuen historischen Erkenntnissen, über die es früher möglicherweise verboten war zu schreiben?4

Die Soziologin Elena Esposito beschäftigt sich mit dem »Gedächtnis der Gesellschaft«, das sie in deren kommunikativen Strukturen ausmacht, und legt dar, dass die gesellschaftliche Erinnerung nicht nur auf die Vergangenheits-, sondern auch auf eine Zukunftskonzeption bezogen ist, die der jeweiligen Gegenwart eigen ist. Sie beschreibt die »Projektionen in die Vergangenheit und in die Zukunft« lediglich als »›Modi‹ des Umgangs mit Daten aus der Gegenwart«.5 Demzufolge kann man davon ausgehen, dass die Negativsetzung der sozialistischen Vergangenheit für die neue gesellschaftspolitische Ausrichtung eine wichtige Funktion erfüllte: die Legitimation des postsozialistischen Jetzt. So erschließt sich, dass es gerade die Zukunftskonzeption ist, d. h. die Ausrichtung auf ein neu entdecktes Europa, die für einen selektiven und fragwürdigen Geschichtsblick verantwortlich ist.

Als Beleg dafür kann die folgende Bilanz der geschichtspolitischen Diskussionen in Slowenien dienen. Ich stelle drei Strategien der Aneignung der sozialistischen Vergangenheit vor: Zunächst (Teil I) gehe ich von der angesprochenen Negativsetzung im Namen der europäischen Zukunft aus, wenige Jahre vor und nach der Ausrufung der Unabhängigkeit. Die weitere Entwicklung (Teil II) zeigt, dass etwa ab der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre positiver über den Sozialismus geschrieben wurde, was zu einer konfrontativen Politisierung der Diskussion führte. Die letzte Strategie (Teil III), ungefähr mit dem EU-Beitritt im Jahr 2004 auftretend, ist ein antitotalitäres Narrativ, das jedoch die nationalen Spezifiken der slowenischen sozialistischen Geschichte vernachlässigt. Den Abschluss bildet ein Resümee, wieso die mehr als zwei Jahrzehnte alten historischen Synthesen – ganz im Sinne Repes – heute neu zu überdenken sind.

I. Strategie der negativen Aneignung der sozialistischen Vergangenheit – 
die frühe Phase

Es ist nicht die Ausrufung der Selbstständigkeit im Jahr 1991, die in der slowenischen Historiografie einen Bruch darstellt.6 Dieser erfolgte bereits in den Achtzigerjahren, als sich im Rahmen der jugoslawischen Wirtschaftskrise die Vorstellungen über die jugoslawische Zukunft zwischen den politischen Führungen einzelner Teilrepubliken zu unterscheiden begannen und als nationale Forderungen bzw. Zukunftsperspektiven formuliert wurden. In der Geschichtswissenschaft, deutlich in Verbindung zum politischen Geschehen stehend, ging dies zunächst mit der Dekonstruktion des Mythos Josip Broz Titos und der nationalen Interpretation des Befreiungskampfes im Zweiten Weltkrieg einher.7 Es folgten neue Erkenntnisse über die dunkle Seite der sozialistischen Ära: über die massenhaften Tötungen der slowenischen Landwehrverbände (der Domobranci, die mit deutschen Besatzern kollaborierten) nach dem Zweiten Weltkrieg, über die Inhaftierung von politischen Gegnern und die (Neu-)Entdeckungen von Massengräbern. Am Ende stand das Postulat, dass es sich bei Jugoslawien um einen totalitären Staat nach sowjetischem Muster gehandelt habe, was zu einer überwiegend negativen Beurteilung der sozialistischen Vergangenheit führte, sowohl seitens der Historiker als auch der Politiker und der Bevölkerung.

Veranschaulichen lässt sich diese negative Konzeption mithilfe eines Zitats aus einem Bestseller zur Geschichte des Landes: Slowenien – ein Abriss seiner Geschichte von Janko Prunk. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt, mehrmals aufgelegt, erweitert und vom staatlichen Pressedienst als Werbematerial an Journalisten verteilt. Darin äußert sich der Autor zur Entstehung des slowenischen Staates u. a. wie folgt: »Da das slowenische Volk seine nationalpolitische Autonomie innerhalb der Habsburgermonarchie nicht realisieren konnte, glaubte es, zwecks besserer Perspektiven für die nationale Entwicklung, am Ende des Ersten Weltkriegs die Habsburgermonarchie verlassen und sich gemeinsam mit den Serben und Kroaten an der Errichtung eines südslawischen Staates beteiligen zu müssen. In ihm festigte es durch ein Dreivierteljahrhundert seine Existenz und sein politisches Bewusstsein hinsichtlich der Notwendigkeit eines eigenen Nationalstaates.

In der neuen gesellschaftspolitischen Konstellation im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entschloss sich das slowenische Volk, Jugoslawien zu verlassen, das zum Hemmschuh der weiteren zivilisatorischen Entwicklung und zum Hindernis einer unmittelbaren Verbindung mit der Europäischen Union geworden ist. Es proklamierte die selbstständige Republik Slowenien (Republika Slovenija).«8

Es war also ein historischer Irrtum der Slowenen, so Prunk weiter, zu denken, sie hätten in Jugoslawien eine nationale Perspektive gehabt. Dieses Narrativ geht von der postsozialistischen Gegenwart aus und konstruiert Geschichte wie Zukunft, getragen von dem Wunsch nach Zugehörigkeit zum europäischen Raum. Noch deutlicher wird dies in der Einleitung zur slowenischen Ausgabe, in der Prunk schreibt, die Slowenen hätten sich entschieden, Jugoslawien zu verlassen, um sich »in ihrem ursprünglichen westeuropäischen Inkulturationsrahmen, welchen die Europäische Union darstellt, zu entfalten«.9

Eine derart simplifizierende Darstellung hat mit dem Wesen und der politischen Funktion der nationalen Geschichtsschreibung zu tun. Diese ist ein typisches Beispiel für eine nachträgliche Konstruktion, wird sie doch vom jeweils heutigen Standpunkt aus beinahe wie eine menschliche Lebensgeschichte verfasst. Dass die slowenische nationale Entstehungsgeschichte nicht nur einen hohen Stellenwert hatte, sondern von Anfang an wie ein stimmiges Drehbuch konzipiert wurde, ist auch darauf zurückzuführen, dass im Jahr 1991 zum ersten Mal ein eigenständiger slowenischer Staat entstand. Vereinzelt gab es durchaus Gegenstimmen, die aber keinen Eingang in die dominante Synthese fanden,10 weil auch die kommunistische Führung des Landes maßgeblich daran beteiligt war, die politische Wende herbeizuführen. Dafür gab sie freiwillig ihre Machtstellung auf, bekannte sich zum politischen Pluralismus und trat 1990 bei den ersten demokratischen Parlamentswahlen als eine Partei unter vielen an. In großen Fragen der Einführung eines pluralistischen politischen Systems, der kapitalistischen Wirtschaftsform und der Loslösung von Jugoslawien war man sich mit der bürgerlichen Opposition einig.

Deshalb wurde die Strategie der negativen Aneignung der sozialistischen Vergangenheit sowohl von linken wie rechten Politikern und der Mehrheit der Wissenschaftler vertreten. Abweichende Positionen waren automatisch vom Diskurs ausgeschlossen. Selbst »Konvertiten«, dem Regime ehemals nahestehende Historiker und reformierte Kommunisten, haben dieser Deutung nicht widersprochen, sondern, wie Repe schreibt, selbst an sie geglaubt. Das verhalf den reformierten Kommunisten dazu, das Land – nachdem sie zunächst die ersten Parlamentswahlen gegen eine breite Koalition der früheren demokratischen Opposition verloren – von 1992 bis 2004 beinahe durchgehend zu regieren. Die Diskussionsdynamik hatte aber auch zur Folge, dass die neuen bürgerlichen Kreise im Gegenzug mit ihrer Forderung nach einer radikaleren Abrechnung mit dem alten System, d. h. nach der politischen Lustration, nicht erfolgreich waren.

Esposito beschreibt das Gedächtnis der Gesellschaft als Differenz zwischen dem, was gesellschaftlich erinnert, und dem, was vergessen wird.11 Verbindet man das Erinnern und Vergessen mit dem einfachen linearen Schema der bösen kommunistischen Vergangenheit auf der einen und der guten europäischen Zukunft auf der anderen Seite, dann ist anzunehmen, dass im Namen der neuen Gegenwart einiges aus der sozialistischen Vergangenheit in Vergessenheit gerät und einiges neu erinnert wird. Tatsächlich war das, bezogen auch auf die allerjüngste Vergangenheit, der Fall. So erwähnt die Forschung kaum, dass es bereits in dem sich im Reformprozess befindlichen Jugoslawien der Achtzigerjahre eine politische Tendenz zur Europäisierung gab. Die Kommunistische Partei Sloweniens (Komunistična Partija Slovenije, KPS) veröffentlichte im Jahr 1989 ein Programm mit dem Titel »Europa jetzt! Mit Jugoslawien nach Europa«, in dem sie für einen europäischen Weg plädierte.12 Der kommunistische Parteiveteran France Klopčič formulierte bereits im Jahr 1983 ein von der politischen Elite diskutiertes Programm, in dem er für mehr nationale Unabhängigkeit und eine Neuverhandlung des finanziellen Ausgleichs zwischen den Republiken eintrat.13 Diese Sachverhalte fügten sich zehn Jahre später nicht in die vorherrschende Deutung ein, nach der das rückständige Jugoslawien zu verlassen war. So blieb die Rolle der reformierten Kommunisten in den historischen Synthesen häufig unerwähnt.

Was aber wurde neu erinnert oder sogar neu entdeckt? Die Geschichte, die mit der gewählten Zukunftskonzeption im Einklang steht und die Hinwendung zu Europa vorwegnimmt. Das Schema von Gut und Böse wurde dabei noch weiter in die Vergangenheit projiziert. Prunk beschreibt die Idee eines südslawischen Verbunds bereits am Ende des 19. Jahrhunderts, zu Zeiten der k.u.k. Monarchie, als etwas, das »den Sinn und die Notwendigkeit des slowenischen Staates und manchmal auch die Perspektive des slowenischen Volkes negiert hat«.14 Die Monarchie erlebte im Rahmen des Systemwechsels ohnehin ein Revival.15 Dieses Phänomen war auch im kulturellen Bereich zu beobachten. Alma Karlin z. B. war eine Reiseschriftstellerin, die zwischen den Weltkriegen einen hohen Bekanntheitsgrad erreichte und in Celje – heute slowenisches Territorium – lebte. Dass sie eigentlich aus einer deutschsprachigen Familie stammte und zahlreiche ihrer Bücher erst im neuen Staat ins Slowenische übersetzt wurden, war kein Hinderungsgrund, sie als slowenische Schriftstellerin neu zu entdecken, Denkmal in Celje inklusive. Vergleichbar ist auch die Ernennung des auf dem heutigen slowenischen Gebiet geborenen Erfinders und Industriellen Janez Puh bzw. Johann Puch zum Nationalhelden. Nach 1991 wurden ihm Ausstellungen und Bücher gewidmet. Obwohl er auf dem Gebiet des heutigen Österreich sowohl seine Ausbildung absolvierte als auch die Puch-Werke gründete und seine Fabrik Lieferant des Heeres der Habsburger war, wird ihm heute zugutegehalten, dass er sich seine slowenische Identität stets bewahrt habe.16

II. Strategie der positiven Aneignung der sozialistischen Vergangenheit – 
die Kämpfe um deren Deutung

Ab etwa Mitte der Neunzigerjahre ist ein Bruch mit der dominanten negativen Bewertung des Sozialismus zu beobachten. Gehörte es, wie gezeigt, zunächst zum »Nicht-Sagbaren«, wurden nach einigen Jahren des Postsozialismus auch positive Bezüge zum ehemaligen Jugoslawien samt seinen Symbolen zulässig.

Leicht ablesbar ist dieser Trend an Meinungsumfragen. Nach der Unabhängigkeit bewertete ein Fünftel der Bevölkerung die Rolle der Domobranci-Landwehr während des Zweiten Weltkriegs positiv. Ende der Neunzigerjahre ist jedoch ein Absinken der Zustimmung auf rund ein Achtel der Bevölkerung zu verzeichnen. War in den Umfragen während der Anfangsjahre des Staates die jugoslawische Ära vermehrt als eine Zeit der Repression bewertet worden, sank auch dieser Wert einige Jahre später. Ein Anstieg hingegen war bei der Bewertung Jugoslawiens als einem Land, in dem es sich gut leben ließ, festzustellen; und auch Tito wurde mit der Zeit positiver eingeschätzt.17 Es handelt sich hier um weitverbreitete Nostalgie-Phänomene, wie sie in postsozialistischen Staaten typisch sind. Doch sollten diese nicht lediglich als sentimentale Realitätsflucht missverstanden werden. Sie stehen in Verbindung zum allgemeinen gesellschaftlichen Umgang mit der politischen Geschichtsschreibung.18 Daher ist es kein Zufall, dass parallel dazu auch Historiker anfingen, positive Bezüge zum Sozialismus herzustellen.

Einen ersten Höhepunkt erreichte die geschichtspolitische Diskussion 1998 mit der Ausstellung des Museums für neuere Geschichte »Die dunkle Seite des Mondes – eine kurze Geschichte des Totalitarismus in Slowenien 1945–1990«. Obwohl die Ausstellung die massenhaften Exekutionen der Domobranci nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs thematisierte,19 spitzte sich die Debatte zunächst entlang der Totalitarismus-These zu. Denn auf Grundlage des Nachkriegsgeschehens wurde – ganz im Sinne der negativen Aneignung der sozialistischen Geschichte – das gesamte Jugoslawien als Unrechtsstaat negativ beurteilt und z. B. mit dem Pol-Pot-Regime in Kambodscha verglichen. In den darauffolgenden Jahren änderte das Museum die geschichtspolitischen Leitbilder weiter, aus denen Jugoslawien seine Legitimität schöpfte. So gab es eine neue historiografische Periodisierung: Die Abkehr von der Sowjetunion wurde nicht mehr als Trennlinie in der politischen Geschichte angesehen. Dadurch wurden die Unterschiede Jugoslawiens zu anderen sozialistischen Staaten verwischt.20 Es blieb aber vor allem die Bewertung von Kollaboration und Widerstand im Zweiten Weltkrieg, die regelmäßig für Streit sorgte. Auf Widerspruch stieß eine Verschiebung der Rollen von Tätern und Opfern. Durch die Überbetonung der Morde und des von Kommunisten begangenen Unrechts sei nämlich, so die Kritik, nicht nur alles Kommunistische (einschließlich des gesamten Jugoslawiens) delegitimiert, sondern die Kollaboration (Kampf gegen den Kommunismus) entschuldbar und als »funktionelle Kollaboration«21 nachvollziehbar geworden. Im Kern lautete der Vorwurf also, dass es sich um eine ideologische Mythenbildung22 und revisionistische Reinterpretation23 handelte. Solche Darstellungen weisen in der Regel erhebliche fachliche Mängel auf, denn sie arbeiten mit historischen Auslassungen. So wird beispielsweise gerne vergessen, dass die Domobranci nicht nur gegen die Kommunisten gekämpft hatten, sondern Antisemiten in ihren Reihen hatten, Hitler die Treue schworen und gelobten, gegen die Alliierten zu kämpfen. Die Gründung der antifaschistischen, erst viel später kommunistisch dominierten Widerstandsbewegung war die Antwort auf Besatzung und Kollaboration und nicht umgekehrt.24

Die Politikwissenschaftlerin Sabrina Ramet stellt fest, dass historische Fakten bei dieser stark politisch motivierten Diskussion ohnehin keine Rolle spielen.25 Die Trennlinie verläuft zwischen den reformierten Kommunisten und den neuen bürgerlichen Parteien. Die Frage der Diffamierung des Partisanenkampfes und der moralischen Rehabilitierung der Domobranci ist für politische Akteure auf beiden Seiten auch deswegen so emotional aufgeladen, weil sie häufig eng mit der eigenen Familiengeschichte verbunden ist. Die zwei Lager stimmen zwar darin überein, dass es sich um Unrecht gehandelt hat, auch teilen sie die Ansicht, dass dieses untersucht werden soll. Doch nach Jahren der politischen Vormachtstellung der reformierten Kommunisten ist bei diesen ein Fehlen des politischen Willens zur Aufarbeitung feststellbar.26 Es war die bürgerliche Opposition, die es wagte, in den Achtzigerjahren an das Schicksal der Domobranci zu erinnern. Bis heute sind mehr als 400 Massengräber bekannt. Der Vorwurf der Verharmlosung des Nachkriegsgeschehens, der sich an das linke politische Lager richtet, ist deshalb nachvollziehbar.

Ab 2004, unter der ersten konservativen Regierung, die nach der Unabhängigkeit eine Parlamentswahl gewonnen hatte, eskalierte der Streit zu einem »kulturellen Bürgerkrieg«.27 Welche Seite dabei die Deutungshoheit gewinnt, ist bisher keineswegs ausgemacht, Repe sieht im aktuellen slowenischen Geschichtsbild jedenfalls eine Rechtsorientierung.28 Exemplarisch lässt sich das am 20. Jahrestag der Ausrufung der slowenischen Souveränität zeigen. Zu diesem Jubiläum schrieb das Schulministerium – geleitet durch den Minister der Sozialdemokraten (Socialni demokrati, SD), der Partei, die sich aus der ehemaligen KPS entwickelte – einen Wettbewerb für Schüler aus, die aufgefordert waren, über die Entstehung des Staates nachzudenken, zu forschen und zu schreiben. »Ereignisse, die unsere Zukunft veränderten« hieß es auf dem Plakat zu dieser Ausschreibung,29 das für Aufregung sorgte. Denn als zukunftsverändernd wird neben dem 20. Jahrestag der Unabhängigkeit Sloweniens auch der 70. Jahrestag der Gründung der antifaschistischen Befreiungsfront aufgeführt. Die öffentliche Diskussion darüber ging so weit, dass einige der bedeutendsten Vertreter der demokratischen Opposition der Achtzigerjahre – darunter auch der erste demokratisch gewählte Ministerpräsident Lojze Peterle – ihre Teilnahme am zentralen Staatsakt zum Unabhängigkeitstag absagten.30 Bemängelt wurde, dass es sich bei dem Plakat aufgrund der Aufwertung der Befreiungsfront um eine Abwertung des neuen Staates handele. Die Gegner stützten sich auf eine Geschichtssynthese des slowenischen Staates, zu der die mit dem Sozialismus identifizierte Befreiungsfront aufgrund des Nachkriegsgeschehens nicht zählen durfte.

Reformierte Kommunisten und Historiker setzten ihre Bemühungen fort, sich positiv auf den Sozialismus und auf seine historiografischen Paradigmen zu beziehen. Diese Hinwendung zur sozialistischen slowenischen Vergangenheit fand auch auf höchster staatlicher Ebene statt, indem z. B. ein Leiter der Staatssicherheit vom slowenischen Staatspräsidenten eine hohe Auszeichnung für seine Verdienste im Rahmen der Unabhängigkeitsbestrebungen erhielt.31 Gerade deshalb wird aber in regelmäßigen Abständen von der früheren bürgerlichen Opposition auch das noch wenig aufgearbeitete Nachkriegsgeschehen thematisiert und wiederholt mit politischen Forderungen versehen, z. B. nach einer umfassenden Verurteilung des Systems.

III. Strategie der allgemeinen Verurteilung der totalitären Systeme – 
Herstellung von europäischen Bezügen

Einen Verbündeten fanden die Gegner der positiven Aneignung der sozialistischen Vergangenheit in der europäischen Erinnerungspolitik, in der jegliche Totalitarismen verurteilt werden. So erreichte die Diskussion zum 60. Jahrestag des Sieges über den Faschismus einen weiteren Höhepunkt, als die konservative Regierung im Rahmen der Jubiläumsfeier auch die Opfer der Nachkriegsverbrechen bedachte. Kritiker machten erneut auf die Täter-Opfer-Umkehr aufmerksam.

Der Deutungskampf wurde auch an anderen Fronten weitergeführt. Nachdem z. B. 1991 »Titos Straße« in Ljubljana symbolischerweise in »Wiener Straße« und später in »Slowenische Straße« umbenannt wurde, beschloss der Stadtrat 2009 eine neu gebaute Straße wiederum nach Tito zu benennen. Konservative Politiker und Kulturschaffende verabschiedeten eine Erklärung dazu und schrieben, dass sich das Land mit seiner neuen Verfassung für europäische Grundsätze ausgesprochen habe – Grundsätze, die in Titos Jugoslawien missachtet worden seien.32 Nachdem das Verfassungsgericht in der Sache angerufen worden war, erklärte dieses die Benennung 2011 für verfassungswidrig, da sie die Menschenwürde verletze. Die Richter begründeten ihre Entscheidung mit der Resolution des Europarates zur Verurteilung der Verbrechen von totalitären kommunistischen Regimen von 2006, in der die Achtung der einzelnen Schicksale der Menschen, die unter dem System gelitten haben, in den Vordergrund gestellt wird. Auch auf die »Entschließung des Europäischen Parlaments zum Gewissen Europas und zum Totalitarismus« von 2009 beriefen sich konservative Politiker, um erneut darauf hinzuweisen, dass der jugoslawische Kommunismus nicht weniger totalitär gewesen sei als derjenige in anderen Staaten und dass er sich nicht wesentlich von dem sowjetischen System unterschieden habe. Da jedoch die Gegner der Totalitarismus-These stets über ausreichend politischen Einfluss verfügten, ergaben sich daraus keine weiteren Konsequenzen. So hat sich das slowenische Parlament zwar über die europäische Entschließung informieren lassen, selbst aber keinen symbolisch unterstützenden Beschluss gefasst.

Öffentlich diskutiert wurde in Slowenien auch eine Studie der Europäischen Kommission von 2010 zum Bewusstsein in der EU über die Verbrechen der totalitären Regime.33 Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Aufarbeitung aller totalitären Regime, zu denen sie auch Jugoslawien zählen, nach denselben Kriterien erfolgt. Für Slowenien bemängeln sie die Tatsache, dass es – im Gegensatz zum Umgang mit den faschistischen Verbrechen – keine Verurteilung der kommunistischen Verbrechen gab; 34 und ebenso, dass politische Funktionäre des alten Systems, darunter auch Richter, ihre Positionen behalten durften und dass für sie eine informelle »De facto-Amnestie« bestehe.35 Die Studie berücksichtigt jedoch nicht die Besonderheit, dass ein Teil der slowenischen Kommunisten schon früh einen Reformprozess durchlaufen und eine positive Rolle in der Demokratisierung des Landes gespielt hat. Eine allgemeine politische Verurteilung von Personen ist tatsächlich schwer umzusetzen, denn selbst Ministerpräsidenten und Staatspräsidenten des demokratischen Sloweniens bekleideten zum Teil schon im alten System hohe Ämter und Funktionen. Die Studie wurde auch von Historikern als vereinfachend kritisiert; das an ihr mitwirkende »Studienzentrum für nationale Versöhnung« hingegen nahm sie in Schutz und nutzte die Gelegenheit, um öffentlich anzuprangern, dass die europäische Resolution vom slowenischen Parlament nicht bestätigt worden ist.36

Obwohl die europäische Integration erfolgreich abgeschlossen wurde und daher eine negative Verurteilung der sozialistischen Vergangenheit keine Funktion über die tagespolitische Auseinandersetzung hinaus mehr erfüllte, gewann das Konzept durch die europäische Dimension wieder an Bedeutung. So wurde 2008 das oben genannte Studienzentrum durch die konservative Regierung gegründet, welches den kommunistischen Totalitarismus in Slowenien wissenschaftlich untersuchen soll und sich vor allem mit den Nachkriegsverbrechen beschäftigt. 2011 hat dieselbe Regierung die allgemeine Begehung des europaweiten Tages des Gedenkens für die Opfer aller totalitärer Regime in Slowenien beschlossen. In den Jahren zuvor, seit seiner europäischen Einführung, wurde der Tag nur vereinzelt begangen, z. B. durch öffentliche Veranstaltungen seitens des Studienzentrums.

Der vollzogene Beitritt Sloweniens zur EU als nationale Erfolgsgeschichte und Realisierung des wichtigsten gesellschaftlichen Ziels wäre an sich Grund genug, dass die Geschichtswissenschaft erneut nach europäischen Bezügen in der nationalen Geschichte sucht. Es überrascht daher nicht, dass von den Wissenschaftlern z. B. eine paneuropäische Idee beschrieben wird, die die Slowenen bereits vor der jugoslawischen Ära unterstützt hätten.37 Dazu wird eine Deutung der Nationalgeschichte vorgenommen, die die Erfüllung des historischen Wunsches nach der Vereinigung aller Slowenen (auch derjenigen, die Jugoslawien aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen verließen) in einem Staat mit der europäischen Integration vollzogen sieht.38 Doch wird dadurch, gestärkt durch die europäische antitotalitäre Erinnerung, auch die sozialistische Zeit mitverhandelt. Der slowenische Unabhängigkeitsweg mit der Abkehr vom Sozialismus wird rückwirkend als richtig bestätigt und absolut gesetzt.

IV. Zusammenfassende Betrachtung der Aneignung der sozialistischen Geschichte

Nicht nur politisch, sondern auch historiografisch waren das Ende der Achtziger- und der Anfang der Neunzigerjahre die Hochzeit des Antikommunismus. Im Sinne einer Affirmation des neuen unabhängigen Staates und seiner europäischen Ausrichtung wurde das sozialistische Jugoslawien grundlegend negativ beurteilt (Teil I). Dem widersprochen haben nicht einmal die dem System früher nahestehenden Historiker und Politiker. Damit wurde in der geschichtspolitischen Debatte eine Norm gesetzt, die bis heute ihre Wirkung zeigt. Gestärkt wird sie von der aktuellen Entwicklung der europäischen anti-totalitären Gedenkkultur, die in den nationalen Diskurs Sloweniens als Gedenken an die massenhaften Exekutionen nach dem Zweiten Weltkrieg übersetzt wird (Teil III). Jeglicher positive Bezug zum Sozialismus wird dadurch undenkbar. Infolgedessen bleiben spezifische historische Besonderheiten der slowenischen sozialistischen Geschichte in der Debatte ausgespart, etwa dass der Reformprozess, den die slowenischen Kommunisten vollzogen, die politische Wende maßgeblich bestimmte und dass die Totalitarismus-These in der ihr eigenen Totalität auf Jugoslawien nicht zutrifft.

Somit ist die Frage, ob auch die postsozialistische Geschichtsschreibung als ideologisch zu bezeichnen ist, zu bejahen. Dabei gab es in Slowenien bereits vor dem Europäisierungsprozess die Tendenz, diese Auslassungen zu revidieren, indem positive Bezüge zur sozialistischen Vergangenheit hergestellt wurden (Teil II). Sie erscheinen als Abwehrreaktion auf die geschichtsrevisionistischen Umdeutungen; sie werden der historischen Komplexität zwar gerechter, erfuhren aber im Rahmen der Deutungskämpfe eine Überbetonung und erweisen sich so als nicht weniger ideologisch eingefärbt als ihre Gegenpositionen. Natürlich ist die Kritik an der These der funktionellen Kollaboration der slowenischen Landwehr berechtigt. Durch den gleichzeitigen Mangel der Auseinandersetzung mit den Nachkriegsverbrechen entwertet sie sich jedoch diskursiv selbst.

Repe ist daher recht zu geben, wenn er die frühe Phase der negativen Beurteilung des Systems hinter sich lässt und sie kritisch hinterfragt. Stellvertretend bietet er der slowenischen historischen Debatte einen wichtigen Anstoß: Der Widerspruch zwischen dem antifaschistischen Kampf und den Nachkriegsverbrechen muss ausgehalten werden. Der erste Schritt zu einer ausgewogeneren Geschichtsschreibung besteht darin, deren antagonistische historische Rollen zu thematisieren und auf deren Unterscheidung zu beharren.

Genau das wird aber durch die europäische antitotalitäre Erinnerungspolitik, die Unterschiede zwischen den Systemen verwischt und eine Tendenz zu einer einheitlichen Opfererzählung hat, erschwert. Ob diese daher (nicht nur) in Slowenien einen einseitigen Geschichtsblick fördert und das sozialistische Jugoslawien allzu pauschal verurteilt, ist von der Forschung zu diskutieren. Die historischen Synthesen von vor 20 Jahren können jedenfalls nicht unrevidiert bleiben. Denn schließlich war – genauso wie das postsozialistische Europa – auch Jugoslawien, nach zwei Kriegserfahrungen, einst eine »Chiffre für ein besseres Leben in Würde, Frieden, Freiheit und Wohlstand«, wie es Marie-Janine Calic schreibt.39 Eine These, die im slowenischen geschichtspolitischen Diskurs eine Überprüfung vertragen könnte.

1 Božo Repe: Pozabljena dejstva [Vergessene Fakten], in: Mladina Nr. 11 vom 18. März 2010, S. 30. Diese und folgende Übersetzungen wurden vom Autor des Beitrags vorgenommen.

2 Für einen allgemeinen historischen Überblick zur Geschichte des heutigen slowenischen Territoriums in deutscher Sprache siehe Božo Repe/Dušan Nečak: Slowenien, Klagenfurt 2006; Peter Štih/Vasko Simoniti/Peter Vodopivec: Slowenische Geschichte: Gesellschaft – Politik – Kultur, Graz 2008; Oto Luthar (Hg.): The land between. A history of Slovenia, Frankfurt a. M. 2008.

3 Zur These Vasko Simonitis, Historiker und konservativer Politiker, zwischenzeitlich auch Kulturminister, siehe Vasko Simoniti: O slovenskem zgodovinopisju 1945–1990 ali kako je na zgodovinopisje vplivalo staranje oblasti [Über die slowenische Geschichtsschreibung 1945–1990 oder wie die Alterung der Obrigkeit die Geschichtsschreibung beeinflusste], in: Zgodovinski časopis [Zeitschrift für Geschichte] 46 (1992), H. 3, S. 387–392.

4 Siehe Božo Repe: Veränderte Sichtweisen auf die neuere slowenische Geschichte: eine wissenschaftliche oder eine ideologische Revision?, in: www.ff.uni-lj.si/oddelki/zgodovin/wwwrepe/Repe_Vergangenheitsdiskussion.pdf, ges. am 2. Juli 2013.

5 Elena Esposito: Soziales Vergessen – Formen und Medien des Gedächtnisses der Gesellschaft, Frankfurt a. M. 2004, S. 31.

6 Siehe Peter Vodopivec: Slovensko zgodovinopisje med tradicijo in inovacijo [Slowenische Geschichtsschreibung zwischen Tradition und Innovation], in: Prispevki za novejšo zgodovino [Beiträge zur Zeitgeschichte] XLIV (2004), H. 2, S. 21.

7 Eine Interpretation, derzufolge jede Nation ihre eigenen politischen Ziele im Krieg verfolgt habe, die von den Kommunisten lediglich für die Vorbereitung der Revolution missbraucht wurden.

8 Janko Prunk: Slowenien – ein Abriß seiner Geschichte, Ljubljana 1996, S. 11.

9 Ders.: Kratka zgodovina Slovenije [Ein Abriß der Geschichte Sloweniens], 3. erw. Aufl. Ljubljana 2008, S. 7.

10 Zum Beispiel von Janko Pleterski, der in einem Zeitungsartikel, erschienen kurz nach der kriegerischen Auseinandersetzung mit der jugoslawischen Armee, betonte, Jugoslawien sei für das slowenische Volk eine gute Entscheidung gewesen, ohne die es letztendlich keine Unabhängigkeit gegeben hätte. Er wendet sich vehement gegen die Deutung, dass der jugoslawische Verbund ein historischer Irrtum war. Siehe Janko Pleterski: Kontinuiteta slovenskih narodnih odločitev [Die Kontinuität der slowenischen nationalen Entscheidungen], in: Delo Nr. 293 vom 14. Dezember 1991, S. 20 f.

11 Siehe Esposito: Soziales Vergessen (Anm. 5), S. 24 f.

12 Es handelte sich zu diesem Zeitpunkt weniger um eine konkrete politische Forderung nach einem Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, sondern vielmehr um eine »europäische« Entwicklungsrichtung der Parteireformen. Siehe Milan Balažic: Evropa zdaj [Europa jetzt], in: Teorija in praksa [Theorie und Praxis] 39 (2002), H. 4, S. 559–578. Die KPS behielt jedoch auch nach den ersten demokratischen Wahlen und ihrer Umbenennung in die Partei der demokratischen Erneuerung (Stranka demokratične prenove) den Slogan bei und übersetzte ihn in ein politisches Programm der europäischen Annäherung. Siehe Abbildungen.

13 Siehe Peter Vodopivec: Od Pohlinove slovnice do samostojne države [Von der Grammatik Pohlins zum eigenständigen Staat], Ljubljana 2006, S. 472 f. Siehe auch ein Interview mit Klopčič, in: Sodobnost 32 (1984), H. 12, S. 1113–1116, in: www.dlib.si, ges. am 10. Juli 2013.

14 Janko Prunk: Nova slovenska samozavest [Das neue slowenische Selbstbewusstsein], Ljubljana 1991, S. 10.

15 Bezeichnend ist auch die Tatsache, dass Otto von Habsburg (in seiner Funktion als langjähriger Europapolitiker) bereits im Jahr 1990 die (neue konservative) politische Führung besuchte.

16 Es werden ihm jedoch offensichtlich auch eine österreichische Identität und Bedeutung für Österreich zugeschrieben, denn im (heute österreichischen) Graz ist ihm genauso wie in seinem (heute slowenischen) Geburtsort Sakušak ein Museum gewidmet. Siehe Kristina Šamperl-Purg: Janez Puh – Johann Puch, človek, izumitelj, tovarnar, vizionar [Janez Puh – Johann Puch, Mensch, Erfinder, Industrieller, Visionär], Ptuj 1998.

17 Siehe Božo Repe: Between Myths and Ideology – Some Views on Slovene Contemporary Historiography, Ljubljana 2010, S. 38–44. Statistische Daten zu Umfragen in Niko Toš u. a. (Hg.): Vrednote v prehodu II. Slovensko javno mnenje 1990–1998 [Werte im Wandel II. Slowenische öffentliche Meinung 1990–1998], Ljubljana 1999.

18 Postsozialistische Nostalgie wird häufig missverstanden und verrät viel über die Verbindung Geschichte – Gegenwart – Zukunft. Obwohl sie sich auf den Sozialismus positiv bezieht, stellt sie keine konkreten politischen Forderungen an die Gegenwart. Wie es der Soziologe Mitja Velikonja schreibt, widerspricht sie nicht der Transformation, sondern legitimiert sie vielmehr. Denn sie ist auch als eine Strategie des Umgangs mit dem Schmerz und der Leere des postsozialistischen Neoliberalismus und Neokonservatismus zu deuten. Die postsozialistische Nostalgie erleichtert die emotionale Anpassung daran, dass die postsozialistischen Versprechen nach einer zufriedeneren und wohlhabenderen Zukunft für die meisten Menschen nicht eingetreten sind. Siehe Mitja Velikonja: Titostalgia. A Study of Nostalgia for Josip Broz, Ljubljana 2008, S. 126 f.

19 Die Zahl der Opfer ist schwer zu ermitteln und wird zwischen 40 000 und 90 000 geschätzt. Sicher ist, dass nach Kriegsende mehr Slowenen ums Leben kamen als während des Krieges (ungefähr 40 000). Siehe Joachim Hösler: Sloweniens historische Bürde, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (2006), H. 46, S. 37.

20 Durch die Aufrechterhaltung dieser Periodisierung kann man den Totalitarismus-Vorwurf nur für die Nachkriegsjahre gelten lassen, wie es Repe tut. Seiner Meinung nach kann spätestens ab den Sechzigerjahren nach soziologischen Kriterien von Totalitarismus in Jugoslawien keine Rede sein. Siehe Repe: Veränderte Sichtweisen (Anm. 4), S. 21, Anm. 38.

21 Für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff siehe Oto Luthar/Breda Luthar: Historische Darstellung oder/als Vergangenheitspolitik? Zur Entstehung einer radikalen Umdeutung der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte Sloweniens, in: Zeitgeschichte 33 (2006), H. 3, S. 135–146.

22 Siehe Repe: Between Myths (Anm. 17), S. 61–86.

23 Siehe Oto Luthar/Breda Luthar: Von der Ideologie zur Mythologie? Historischer Revisionismus im postsozialistischen Slowenien, in: Thomas Flierl/Elfriede Müller (Hg.): Osteuropa – Schlachtfeld der Erinnerungen, Berlin 2010, S. 119.

24 Darüber hinaus waren ohnehin zunächst nur 15 Prozent ihrer Mitglieder Kommunisten. Ebd., S. 127.

25 Siehe Sabrina Ramet: Confronting the past: The Slovenes as subjects and as objects of history, in: Družboslovne razprave [Sozialwissenschaftliche Diskussionen] XXIV (2008), H. 58, S. 42.

26 Siehe Mitja Ferenc: Absent from Public Memory. Hidden Grave Sites in Slovenia 60 Years After the End of World War Two, in: Zdenko Čepič (Hg.): 1945 – A Break with the Past. A History of Central European Countries at the End of World War Two, Ljubljana 2008, S. 263–274.

27 Bojan Godeša: Revizija in odpiranje novih obzorij – priložnost za »drugačno« zgodovino? [Revision und die Eröffnung anderer Perspektiven – die Gelegenheit für eine »andere« Geschichte?], in: Zgodovinski časopis [Zeitschrift für Geschichte] 63 (2009), H. 3–4, S. 440–458.

28 Siehe Repe: Veränderte Sichtweisen (Anm. 4), S. 2 u. 22.

29 Siehe Abbildung auf dieser Seite.

30 Letztendlich nahmen an der staatlichen Feier aber auch die Kritiker des Plakats teil, lehnten jedoch die eigene Ernennung zu Ehrenmitgliedern des Organisationskomitees ab und organisierten am selben Tag noch eine eigene Veranstaltung.

31 Geehrt wurde Tomaž Ertl, letzter Innenminister des sozialistischen Sloweniens, da er 1989 eine von der serbischen Seite angekündigte Großkundgebung verhinderte und für Demonstranten die innerjugoslawische Grenze zu Slowenien schloss. Siehe Vodopivec: Od Pohlinove slovnice (Anm. 13), S. 497.

32 Mit dem erneuten Verweis auf die Nachkriegsverbrechen. Siehe »Poveličevanje in čaščenje Tita je v nasprotju s slovensko ustavo« [»Die Verherrlichung und die Ehrung Titos stehen im Widerspruch zur slowenischen Verfassung«], in: www.rtvslo.si/slovenija/povelicevanje-in-cascenje-tita-je-v-nasprotju-s-slovensko-ustavo/241507, ges. am 2. Juli 2013.

33 Siehe Study on how the memory of crimes committed by totalitarian regimes in Europe is dealt with in the Member States, in: www.ipp.csic.es/sites/default/files/IPP/proyectos/pdf/STUDY.pdf, ges. am 2. Juli 2013.

34 Ebd., S. 24 u. 227.

35 Ebd., S. 192 u. 195. Slowenien verabschiedete eine einzige indirekte Lustrationsmaßnahme: Diejenigen, die an Verbrechen gegen die Menschenrechte beteiligt waren, dürfen nicht als Richter arbeiten.

36 Pismo predsedniku vlade RS in ministroma [Ein Brief an den Regierungschef der R[epublik] S[lowenien] und an zwei Minister], in: www.scnr.si/sl/sporocila-za-javnost/pismo-predsedniku-vlade-rs-in-ministroma/, ges. am 10. Juli 2013.

37 Siehe Andrej Rahten: Slovensko osamosvajanje in evropska ideja [Die slowenische Verselbstständigung und die europäische Idee], in: Studia Historica Slovenica 7 (2007), H. 1–2, S. 393–406.

38 Siehe Matjaž Klemenčič: Ideja Zedinjene Slovenije do vstopa Slovenije v šengenski prostor in položaj Slovencev v sosednjih državah [Die Idee eines vereinigten Slowenien bis zum Beitritt Sloweniens zum Schengenraum und die Lage der Slowenen in den Nachbarländern], in: Časopis za zgodovino in narodopisje [Zeitschrift für Geschichte und Ethnografie] 27 (2008), H. 1–2, S. 54–70.

39 Marie-Janine Calic: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert, München 2010, S. 82. Ähnlich beschreibt die Autorin auch den europäischen Wunsch der Nachfolgestaaten Jugoslawiens als einen Gedanken, der mit Hoffnungen und Emotionen verbunden ist, siehe S. 331 f.

Inhalt – JHK 2014

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