JHK 2014

Zwischen politischer Instrumentalisierung und Verdrängung: Die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus in Öffentlichkeit, Geschichtspublizistik und Historiografie im postkommunistischen Albanien

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 93-106 | Metropol Verlag

Autor/in: Idrit Idrizi

Ein Video erregte im Herbst 2012 die Aufmerksamkeit der albanischen Medien und der Öffentlichkeit: Ein Mann schüttet Benzin über seine Kleider, nimmt ein Feuerzeug und zündet sich an, während andere Menschen vergeblich versuchen, ihn davon abzuhalten. Kaum zwei Tage später zeigte ein zweites Video, wie ein anderer Mann sich auf ähnliche Weise in Brand setzt. Der erste, Gjergj Ndreca, überlebte trotz schwerer Verbrennungen, der zweite, Lirak Bejko, starb.

Bei den Männern handelte es sich um zwei von rund zwanzig ehemaligen politischen Häftlingen im Kommunismus, die am 22. September 2012 in einen Hungerstreik getreten waren, um auf die Nichteinhaltung des Gesetzes zur materiellen Entschädigung der Opfer der kommunistischen Diktatur aufmerksam zu machen.1 Die Regierung hatte den Dialog mit den Demonstranten verweigert, den Hungerstreik als rein politisch motiviert und vom Oppositionsführer bezahlt kritisiert sowie die Demonstranten als »Trinker« und »Kriminelle« bezeichnet.2 Darüber hinaus »erinnerte« Ministerpräsident Sali Berisha, Vorsitzender der vermeintlich antikommunistischen Partia Demokratike [Demokratische Partei, DP], dass »wir« es waren, die »als Erste [...] die politischen Häftlinge aus den Gefängnissen befreit haben«.3 Seine Partei habe »alles« unternommen, um diesen Menschen Solidarität zu beweisen. Sie habe ausreichende Entschädigungszahlungen für sie vorgesehen.4

Die Reaktionen auf den Hungerstreik und die Selbstverbrennungen sind bezeichnend für die Art und Weise, wie mit den Opfern des Kommunismus und generell mit der kommunistischen Vergangenheit im heutigen Albanien umgegangen wird: Lediglich Sensationsnachrichten wie diese Verzweiflungstaten schaffen es, öffentlich Aufmerksamkeit zu erregen, um dann jedoch schnell wieder vom innenpolitischen Dauerkonflikt verdrängt zu werden. Menschen ohne Parteizugehörigkeit, die die kommunistische Vergangenheit öffentlich zum Thema machen, wie z. B. ehemalige politische Häftlinge oder Intellektuelle, sind in Albanien oft starken Anfeindungen ausgesetzt. Für einen gründlichen Aufarbeitungsprozess existiert kein klares Konzept.

Dieser Beitrag liefert zunächst einen Überblick über den Stand der Aufarbeitung in Albanien, bevor anschließend die wissenschaftliche und publizistische Auseinandersetzung mit dem Kommunismus näher untersucht wird. Damit wird eine Zwischenbilanz der albanischen Kommunismusforschung (Themenspektrum, methodologische und theoretische Herangehensweisen bzw. Problematiken) gezogen. Ebenso werden Tendenzen und Argumentationslinien in der Publizistik aufgezeigt und anhand eines konkreten Beispiels, einer 2011 erschienenen Biografie über Enver Hoxha, illustriert.

Der Aufarbeitungsprozess: Ausgangsbedingungen und Verlauf

Das kommunistische System in Albanien gilt als eines der repressivsten seiner Zeit. Der albanische Diktator Enver Hoxha regierte das Land von 1945 bis zu seinem Tod 1985 mit eiserner Hand und führte es nach mehrfachen außenpolitischen Bündnissen und Brüchen in eine weitgehende außenpolitische und kulturelle Isolation und schließlich in den wirtschaftlichen Abgrund. Stalinismus und Nationalismus bildeten die ideologischen Grundlagen des Regimes, Paranoia und Fremdenfeindlichkeit die zentralen Merkmale der Propaganda. Hunderttausende Betonbunker wurden gebaut, um die »albanische Burg« des »wahren, reinen Marxismus-Leninismus-Stalinismus« vor den »Imperialisten« und »Revisionisten« sowie den »Chauvinisten« in den Nachbarländern zu verteidigen. Während Tausende politische Gefangene und Verbannte Zwangsarbeit in Straflagern unter schrecklichen Bedingungen leisteten und im Alltag allgemein großer Mangel herrschte, bejubelte die regimetreue Propaganda die angeblichen Erfolge, den Aufbau der Schwerindustrie und den Wohlstand unter der Parole: »Sich stützen auf die eigenen Kräfte«.5 Anspruch und Realität klafften dabei so weit auseinander wie selten in der europäischen Geschichte.6

Das kommunistische System mit seinem totalitären Anspruch von der vollständigen Durchdringung und gewaltsamen Umwälzung der Gesellschaft hat tiefe Spuren in der albanischen Gesellschaft hinterlassen.7 Dennoch verschwand der Kommunismus bald nach dem Zusammenbruch des Systems aus der öffentlichen Wahrnehmung, sodass eine gründliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit bis heute aussteht. Die Gründe dafür sind in der Verlaufsform der postkommunistischen Transition zu suchen.8

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus war die politische Wende geprägt von massiven gesellschaftlichen Konflikten und Erschütterungen, chaotischen Auswanderungswellen, steigender Kriminalität, Unsicherheit, innenpolitischer Instabilität, Korruption und wachsendem Arm-Reich-Gefälle. 1997 befand sich das Land sogar am Rande eines Staatskollapses und Bürgerkrieges, als spekulative Anlagefonds, die sogenannten Pyramidensysteme, zusammenbrachen.9

Kennzeichnend für die albanische Transition ist die starke Polarisierung der Politik zwischen den zwei großen Parteien, einerseits der DP, die sich in der Tradition der konservativen Parteien Europas sieht, und andererseits der Nachfolgepartei der kommunistischen Partei, der Partia Socialiste [Sozialistische Partei, SP]. Der innenpolitische Dauerkonflikt wird in einer stark personalisierten Form zwischen den Parteiführern ausgetragen und hat gleichzeitig auch zu einer großen Politisierung und Polarisierung der Gesellschaft geführt. Den Anhängern beider Seiten geht es dabei kaum um ideologische Differenzen, sondern hauptsächlich um den eigenen Profit, der aus dem Bekenntnis zu den als Clan- und Klientelsystem funktionierenden Parteien geschlagen werden soll. Die beiden Parteien dominieren sowohl das politische System als auch die öffentliche Meinung. Die Zivilgesellschaft ist schwach, die Medien sind auf die finanzielle Unterstützung durch die politischen Parteien und Akteure angewiesen. Im Gegenzug unterstützen sie deren politische Agenden.10

Unter diesen Bedingungen ist eine gründliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit schwer möglich. Erstens blockiert der »lähmende Machtkampf in Tirana«11 zentrale Reformen in allen Bereichen, darunter auch die Verabschiedung eines umfassenden Lustrationsgesetzes und weiterer Maßnahmen zur Aufarbeitung des Kommunismus. Zweitens hat die politische Elite, die eine auffallend hohe personelle Kontinuität aus der kommunistischen Zeit aufweist, kaum ehrliches Interesse an einer Aufarbeitung,12 während für die einfachen Bürger der Kampf um das »tägliche Brot« und die individuelle Sicherheit in politisch und wirtschaftlich instabilen Zeiten im Vordergrund steht.13

Die Aufarbeitung konzentriert sich hauptsächlich auf zwei Bereiche: (Diskussionen um) die Verabschiedung von Lustrationsgesetzen und die materielle Entschädigung der Opfer. Auch wenn diese zwei Problematiken immer wieder Thema der politischen Auseinandersetzungen sind, sind sie weit davon entfernt, angemessen gelöst zu werden.

Ulrike Stern und Sarah Wohlfeld sprechen von einer »Pseudo-Aufarbeitung«, da der Aufarbeitungsprozess lediglich als rhetorische Waffe zur Diffamierung politischer Gegner instrumentalisiert werde.14 Dieser Pseudo-Charakter zeigte sich bisher am deutlichsten in der selektiven Auswechslung unliebsamer Beschäftigter des Beamtenapparats unter dem Vorwand der angeblichen Verstrickung mit dem kommunistischen Regime15 sowie in den Versuchen zur Verabschiedung politisierter Lustrationsgesetze,16 die den Aufarbeitungsprozess als Waffe gegen politische Gegner diskreditierten. Zuletzt beschloss das Parlament Ende 2008 ein Gesetz zur Überprüfung hoher Beamter auf eine frühere Mitarbeit bei der Geheimpolizei, das heftige Kritik im In- und Ausland auslöste und später vom Verfassungsgericht für nichtig erklärt wurde. Der damalige Generalsekretär des Europarats, Terry Davis, kritisierte das Gesetz als mit den Europarat-Normen für Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit unvereinbar.17

Das grundlegende Problem ist, dass ein Lustrationsgesetz aufgrund der Abhängigkeit der Justiz von der Politik, d. h. aufgrund der herrschenden Einflussnahme von Politikern auf Richter, zu einem politischen Spiel zu werden droht.18 Die Befürchtung, die Öffnung der Geheimdienst-Archive würde zu einer politisch motivierten Hexenjagd führen, blockiert die juristische Aufarbeitung des Kommunismus zusätzlich: Die Täter bleiben unbestraft, und die Opfer erhalten auch 22 Jahre nach der politischen Wende keinen Zugriff auf die Akten des ehemaligen Geheimdienstes.

Die finanzielle Entschädigung der Opfer ist ebenfalls problematisch und verläuft schleppend: »Die ganze Frage der Entschädigungszahlungen ist mehr eine Frage der Gegenwart als eine der Vergangenheit. Es geht darum, wer heute welches Geld für welche Zwecke nutzt«,19 so Fatos Lubonja, Intellektueller und ehemaliger politischer Häftling.

Das 2007 verabschiedete Gesetz auf Entschädigung20 sieht Zahlungen von 2000 Lek (ungefähr 14 Euro) für jeden Tag in Haft vor. Bisher wurde lediglich ein Teil davon ausgezahlt. Bereits 2009 und 2011 wurde das Gesetz überarbeitet und ergänzt. Die Veränderungen sahen die Erweiterung des Kreises derjenigen vor, die Anspruch auf Entschädigungszahlungen haben sollten. Laut des Gesetzes von 2009 zählen dazu alle Angehörigen von Menschen, die ohne Gerichtsbeschluss hingerichtet worden sind, sowie weitere Familienangehörige und Verwandte von ehemaligen Gefangenen, sofern Letztere bereits gestorben sind und keine Kinder hinterlassen haben. Die Gesetzesänderung von 2011 sieht darüber hinaus Entschädigungszahlungen für diejenigen vor, die noch vor der offiziellen Machtübernahme der Hoxha-Regierung von den Kommunisten verurteilt worden sind. Die SP boykottierte 2009 die Abstimmung über das Gesetz im Parlament und warf der DP vor, die Gesetzesänderung als vorgezogene Wahlkampagne zu missbrauchen und damit auch Kriegsverbrecher und ehemalige Kollaborateure entschädigen zu wollen.21

Abseits von Diskussionen über Lustrations- und Opferentschädigungsgesetze findet in Albanien kaum eine öffentliche Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit statt. Ebenso scheinen fast alle Spuren, die daran erinnern, beseitigt.

Die museale Aufarbeitung steckt ebenfalls noch in den Anfängen. Der bereits 1996 im Nationalen Geschichtsmuseum eingerichtete »Pavillon des kommunistischen Genozids« wurde 2012 als »Pavillon des kommunistischen Terrors« neu eröffnet. Ein Museum in einem ehemaligen Gefängnis in Shkodra soll demnächst eingeweiht werden. Darüber hinaus besteht jedoch ein eklatanter Mangel an Gedenkstätten, was bei ausländischen Beobachtern und Experten häufig für Erstaunen sorgt.22

Die Rolle der Zivilgesellschaft im Aufarbeitungsprozess

In ihrer Analyse für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik aus dem Jahr 2012 bezeichnen Ulrike Stern und Sarah Wohlfeld die Zivilgesellschaft in Albanien als »abhängig und schwach«23 und konstatieren eine weitgehende Politisierung der Zivilgesellschaft, der die Bevölkerung nur wenig Vertrauen entgegenbringe.24 Die zivilgesellschaftlichen Defizite spiegeln sich in der schwachen Rolle der Zivilgesellschaft im Aufarbeitungsprozess wider.

Zwischen 1992 und 1997 kann der Aufarbeitungsprozess als weitgehend unorganisiertes, politisiertes und letztendlich gescheitertes Unterfangen der regierenden DP charakterisiert werden, an dem lediglich ehemals politisch Verfolgte beteiligt waren, die der DP angehörten.25 Zivilgesellschaftliche Akteure spielten keine entscheidende Rolle, an den Entwürfen für die Lustrationsgesetze waren Nichtregierungsorganisationen nicht beteiligt.26 Der Diskurs über den Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit fand somit weniger als öffentliche Debatte statt, sondern vielmehr als DP-internes Ringen zwischen ehemaligen politischen Gefangenen, die einen radikalen antikommunistischen Kurs forderten, und der Parteiführung nahestehenden Mitgliedern, die zum Teil Verbindungen zur alten Elite hatten und eine gemäßigte Position vertraten.27

Mit der Niederlage der DP bei den Wahlen im Jahr 1997 kam der Aufarbeitungsprozess zum Erliegen. Die sozialistische Regierung (1997–2005) konzentrierte sich fortan hauptsächlich darauf, die während der DP-Regierungszeit verabschiedeten Gesetze so weit zu überarbeiten, bis sie praktisch wirkungslos waren.28

Der politische Machtwechsel im Jahr 2005 brachte die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus erneut auf die politische Agenda. Seitdem lässt sich auch ein stärkeres Engagement der Zivilgesellschaft im Aufarbeitungsprozess feststellen. Im Unterschied zur ersten DP-Ära übernahm nach 2005 nur eine geringe Anzahl ehemaliger Verfolgter politische Ämter.29 Möglicherweise war dies ein Grund dafür, dass die Opferverbände öffentlich aktiver wurden und damit begannen, den Druck auf die politische Klasse zu erhöhen. Vertreter dieser Verbände melden sich seitdem immer wieder zu Wort und fordern unter anderem die Verabschiedung eines effektiven Lustrationsgesetzes, vollständige Öffnung der Archive, rasche und adäquate Entschädigung der Opfer der kommunistischen Diktatur, Verurteilung der kommunistischen Verbrechen, Bereitstellung eines Regierungsfonds zur Suche nach Überresten von hingerichteten Personen sowie ihre Bestattung auf dem »Friedhof der Märtyrer«, Bau von Museen und Denkmälern für die Opfer der kommunistischen Diktatur, Rücknahme aller Titel und Auszeichnungen Enver Hoxhas, Entfernung kommunistischer Symbole von öffentlichen Plätzen etc.30

Da weite Teile der Bevölkerung während der kommunistischen Herrschaft Opfer von Repressionen wurden, kommt den ehemaligen Verfolgten eine wichtige Rolle als Wählergruppe zu. Dass Opferverbände dennoch nur einen geringen politischen Einfluss haben, lässt sich größtenteils auf die Spaltung der Organisationen in viele kleinere sowie auf die Instrumentalisierung ihrer Forderungen durch die politischen Parteien zurückführen. Immer wieder kommt es zu Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Opferverbänden, die zuletzt in der sehr unterschiedlichen Beurteilung des eingangs erwähnten Hungerstreiks deutlich wurden.31 Darüber hinaus machte sich Unsicherheit unter den ehemaligen politisch Verfolgten hinsichtlich ihrer politischen Orientierung bei den Parlamentswahlen im Juni 2013 bemerkbar. Gleich mehrere politische Parteien versprachen ihnen die Lösung ihrer Probleme und warfen den politischen Gegnern vor, die Gruppe der Opfer bisher komplett vernachlässigt und betrogen zu haben.32

Einen wichtigen Beitrag zur Thematisierung der kommunistischen Vergangenheit in der Öffentlichkeit haben neben Opferverbänden auch einzelne Persönlichkeiten wie Intellektuelle, Künstler, Journalisten und Schriftsteller geleistet. Viele von ihnen gehören ebenfalls zur Gruppe der ehemals politisch Verfolgten. Zuletzt hat ein Mahnmal des albanischen Intellektuellen und ehemaligen Gefangenen Fatos Lubonja und des Künstlers Ardian Isufi medial große Aufmerksamkeit erregt. Das Kunstwerk, bestehend aus einem Stück der Berliner Mauer, Betonstützen aus den Bergwerkstollen eines Arbeitslagers im kommunistischen Albanien sowie einem Bunker, wurde am Haupteingang des ehemaligen Führerviertels Blloku in Tirana aufgestellt und soll an die Opfer der kommunistischen Diktatur erinnern.33

Die wöchentliche Sendung Histori me zhurmues34 [Geschichte mit »zhurmues«]35 vom nationalen Privatfernsehsender TV Klan, die unterschiedliche Facetten der kommunistischen Vergangenheit behandelt, erreicht weite Teile der Bevölkerung, bildet aber eine Ausnahme. Andere Sendungen mit ähnlich anspruchsvollem Inhalt und vergleichbar hohen Zuschauerzahlen gibt es nicht. Erwähnt sei auch der Beitrag der katholischen Kirche zur Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen am Klerus.36

Zur Auseinandersetzung mit dem Kommunismus in Historiografie und 
Geschichtspublizistik

Der Verlauf der politischen Transition hat auch die Art und Weise der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus in Wissenschaft und Gesellschaft wesentlich geprägt. Die Historiker spielen bisher eine sehr passive Rolle im Aufarbeitungsprozess. Drei Faktoren sind dafür entscheidend: personelle Kontinuität (auch) im Wissenschaftsbereich, hoher politischer und sozialer Druck auf Historiker, die sich mit zeitgeschichtlichen Themen beschäftigen, sowie unzureichende finanzielle Ressourcen für Historiker seit der Wende.

Den Geistes- und Sozialwissenschaftlern und insbesondere den Historikern ist die Umorientierung nach der Wende schwergefallen. Die sehr kleine intellektuelle Elite, zum Großteil im kommunistischen System verankert37 sowie in freundschaftlichen und familiären Beziehungen mit der kommunistischen Elite eng verbunden,38 konnte den Sprung in den Postsozialismus zwar erfolgreich meistern, sah sich nach der Wende aber einem ständigen sozialen und politischen Druck ausgesetzt,39 was eine weitgehende Distanzierung von zeitgeschichtlichen Themen zur Folge hatte.

Die Abhängigkeit der intellektuellen Elite von der Politik ist groß, die Verflechtung in Verwandtschafts- und Klientelverhältnissen überaus eng.40 Intellektuelle, die sich mit Kommunismus-Themen beschäftigen, sind oft starken persönlichen Anfeindungen ausgesetzt.41 Immer wieder melden sich einflussreiche Politiker zu Wort und fordern die Umschreibung der Geschichte nach ihren Vorstellungen. Damit tragen sie zur Verunsicherung und Einschüchterung der Historiker bei. Hinzu kommt, dass Historiker in Albanien mit enormen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Aufgrund der geringen Entlohnung gehen viele von ihnen zusätzlich einer Zweitbeschäftigung nach.42 Die Ressourcen (neue internationale wissenschaftliche Literatur, technische Ausstattung wie Computer, Scanner usw.) sind sehr knapp, die finanzielle Förderung ist sehr beschränkt. Manche Archivaufenthalte im Ausland finanzieren die Historiker deshalb sogar privat.43 Was die Lage und Zugänglichkeit der Archive in Albanien betrifft, gibt es große Unterschiede: Während das Staatsarchiv in Tirana, in dem auch das ehemalige Archiv der Kommunistischen Partei, der Partei der Arbeit Albaniens (PAA) und die Bestände vieler staatlicher Institutionen untergebracht sind, frei zugänglich und modern ausgestattet ist, ist das Archiv des Innenministeriums nur sehr beschränkt zugänglich und in einem für die Forschung weitgehend ungeeigneten Zustand. Das Archiv des Geheimdienstes ist, wie bereits erwähnt, für Forscher gänzlich unzugänglich.

Diese sehr schwierigen Arbeits- und Forschungsbedingungen wirken sich auf die Zahl und die Qualität der wissenschaftlichen Publikationen aus. Es ist erstaunlich, wie wenig wissenschaftliche Studien es über die kommunistische Zeit gibt und wie begrenzt ihr Themenspektrum ist. Valentina Duka, Leiterin der Historischen Abteilung an der Universität von Tirana, begründet dies so: »The main reason lies in the fact that, beside the problem of access to archive sources, Albanian historians are not prepared or not willing to raise the issue of the communist regime. Their attitude is that the younger historians will, at a later stage, take on the issue.«44

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Kommunismus fand bisher weniger in Form von Untersuchungen statt, die unterschiedliche Facetten der kommunistischen Vergangenheit analysieren, als vielmehr in Form einer grundsätzlichen Neubewertung der kommunistischen Phase sowie einzelner Ereignisse und Persönlichkeiten. Dies betraf vor allem Schulbücher, die entsprechend umgeschrieben wurden, und das von der Akademie der Wissenschaften herausgegebene prestigeträchtige Handbuch Historia e Shqipërisë [Geschichte Albaniens], das nun den Titel Historia e popullit shqiptar45 [Geschichte des albanischen Volkes] trägt.

Die Umschreibung der im Kommunismus stark indoktrinierten Geschichts- und anderer Schulunterrichtstexte gehörte zu den dringendsten Maßnahmen nach der Wende und wurde zu einer umstrittenen und politisch umkämpften Angelegenheit. Zweimal wurden Unterrichtstexte zur Geschichte Albaniens unter dem Einfluss der jeweiligen regierenden Partei neu geschrieben.46 In der Zeit der konservativen Regierung kam es tendenziell zu einer völligen Abwertung der kommunistische Phase. Einzelne Ereignisse und Persönlichkeiten wurden in den Unterrichtstexten gänzlich neu bewertet. Die Autoren der Texte, die nach dem Sieg der SP 1997 entstanden, bemühten sich stattdessen um die »Rehabilitierung« der kommunistischen Phase und der Periode des Zweiten Weltkrieges, bedienten sich dabei jedoch nicht selten einer problematischen, aus der kommunistischen Historiografie stammenden Terminologie und Rhetorik.47

Der 2008 veröffentlichte vierte Band des Historia e popullit shqiptar versucht indessen einen Ausgleich zu schaffen bzw. »allen Standpunkten gerecht zu werden«.48 In Form einer Handbuchdarstellung ohne Fußnoten verfasst, werden die wichtigsten Grundzüge der politischen, ökonomischen und sozialen Entwicklung des sozialistischen Albaniens skizziert. Der kommunistischen Periode in Albanien wird dabei weniger als die Hälfte des Textes gewidmet. Stärker wird auf den Zweiten Weltkrieg, die Geschichte des Kosovo und der Çamëria in Griechenland im und nach dem Zweiten Weltkrieg eingegangen.

Die Rolle und Frontstellungen der kommunistischen Partisanen und konservativen Kräfte der Balli Kombëtar im Zweiten Weltkrieg sind ein sehr umstrittenes Thema im postkommunistischen Albanien und stellen – was die öffentliche Aufmerksamkeit betrifft – die kommunistische Phase teilweise in den Schatten.

Der Zweite Weltkrieg im Allgemeinen ist in der Literatur vergleichsweise überrepräsentiert. Das gilt für Monografien wie für wissenschaftliche Aufsätze, die in der Regel von den Autoren der Monografien in der vom Institut der Geschichte der Albanischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Zeitschrift Studime Historike [Historische Studien] veröffentlicht werden.49 Daneben rücken häufig folgende Themen in den Mittelpunkt: Kalter Krieg, internationale Beziehungen Albaniens, Beziehungen zum ehemaligen Jugoslawien und zu Griechenland50 sowie die Kosovo-Frage in der Politik der PAA.51 Einzelne Historiker arbeiten auch an Themen wie Repression, innenpolitische Kämpfe in den ersten Nachkriegsjahren und Säuberungen innerhalb der PAA,52 Bodenkollektivierung und Agrarpolitik53 sowie Bildung/Bildungspolitik.54 Kastriot Dervishi, Direktor des Archivs des Innenministeriums, hat in den letzten Jahren damit begonnen, Quellen aus dem Archiv, die sich mit der Säuberung führender Regimevertreter beschäftigen, zu edieren.55 Bemerkenswert ist, dass sich die meisten Monografien über die sozialistischen Jahre speziell der Geschichte des Kosovo im sozialistischen Jugoslawien widmen.56

Die Zahl der Publikationen und Autoren, die sich mit dem Kommunismus beschäftigen, ist überschaubar. Hier handelt es sich vorwiegend um stark personen- und ereignisorientierte, auf positivistischer Quellenauslegung basierende, politikgeschichtliche Untersuchungen. Anhand von »Fakten« aus schriftlichen Dokumenten werden Ereignisse und Entwicklungen rekonstruiert und in deskriptiver Form als »die historische Wahrheit« dargestellt. Interdisziplinäre Studien sind ebenso wenig vorhanden wie wissenschaftliche Versuche, das albanische System in einem größeren Kontext einzuordnen bzw. in vergleichender Perspektive zu untersuchen. Alltags- und mentalitätsgeschichtliche sowie historisch-anthropologische Herangehensweisen gibt es nicht, sozialhistorische sehr selten. Bisher haben in Albanien auch keine umfassenden Oral History-Projekte stattgefunden, wie dies in vielen anderen ehemaligen sozialistischen Ländern nach der Wende der Fall war.

Die Zurückhaltung der Historiker öffnete der Geschichtspublizistik genauso wie dem Boulevardjournalismus Tür und Tor. Letzterer ist hauptsächlich an Skandal- und Sensationsnachrichten (wie beispielsweise an Fragen nach der (homo)sexuellen Orientierung Enver Hoxhas, nach Mord oder Selbstmord des ehemaligen Ministerpräsidenten Mehmet Shehus) interessiert, die vorwiegend auf Gerüchten basieren. Von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägte Interviews und Memoiren ehemaliger führender, zum Teil später gesäuberter Regimevertreter geben diesen Gerüchten neue Nahrung. Die Opfer, die nicht zu den ehemals führenden, später in Ungnade gefallenen Regimevertretern gehören, haben im Vergleich dazu seltener ihre Memoiren vorgelegt und wenn doch – von wenigen Ausnahmen abgesehen – deutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten.

Ein zweites wichtiges Merkmal der für die breite Öffentlichkeit verfassten Publikationen ist ihre häufig klar erkennbare politische Motivation. Es überwiegen antikommunistische Publikationen, die basierend auf einem starren Konzept des Totalitarismus das Bild einer monolithischen, vom »barbarischen« Regime oder gar vom Diktator allein unterdrückten und terrorisierten Gesellschaft zeichnen. Diese Schriften werden häufig in Online-Foren kommentiert und heftig diskutiert, finden aber ansonsten wenig Verbreitung. Eine Ausnahme bildete eine 2011 von dem Journalisten Blendi Fevziu veröffentlichte Biografie über Enver Hoxha, die zu einem Bestseller wurde.57 Monatelang wurde das Buch in Internetforen, Zeitungsartikeln und TV-Sendungen diskutiert, oft in Form von persönlichen Angriffen bis hin zu Schimpftiraden gegen den Autor. In Ferizaj (Kosovo) und in einigen albanischen Städten wurde das Buch sogar öffentlich verbrannt. Fevziu wurde vorgeworfen, das Buch im Auftrag der demokratischen Regierung geschrieben und Enver Hoxha darin tendenziell in ein schlechtes Licht gerückt zu haben.58 Hoxhas Familienangehörige meldeten sich zu Wort und bezeichneten Fevziu als Betrüger. Andererseits erhielt Fevziu auch viel prominente Unterstützung. Zur Feier seiner Buchpräsentation erschienen der albanische und kosovo-albanische Premierminister und viele andere führende Persönlichkeiten, die mit Lob nicht sparten und das Buch vor allem als sehr gut und klar dokumentiertes und faktenreiches Werk hervorhoben.59 Einzig die Historiker hielten sich mit fachlichen Stellungnahmen weitgehend zurück.

Das Buch stützt sich auf Archivunterlagen, größtenteils aber auf Hoxhas Memoiren sowie Erinnerungen ehemaliger Bekannter und Weggefährten Hoxhas, einschließlich Gerüchten über ihn. Der Autor ist um Unvoreingenommenheit bemüht, verfällt aber stellenweise in Vulgärpsychologie, beispielsweise wenn Hoxha als »Magier« und »eine Art Dämon«60 – bezogen auf sein »politisches Talent« – bezeichnet oder als Mensch beschrieben wird, dem die Beschäftigung mit den Problemen, Konflikten und Leiden der anderen eine unerklärliche Freude bereitet habe.61 Im Großen und Ganzen zeichnet Fevziu damit ein Bild Enver Hoxhas als »talentiertem Kriminellen«.62

Obwohl der Autor viele Fragen offenlässt und zahlreiche Aussagen nicht belegt, tritt er mit dem sowohl in der Wissenschaft als auch in der Geschichtspublizistik häufig anzutreffenden Anspruch auf, Enver Hoxhas »wahre«, auf »Fakten« basierende Biografie zu präsentieren. Der Ausdruck »në të vërtetë« [in Wahrheit/in Wirklichkeit] kommt über 30 Mal im Buch vor, die Formulierung »pa dyshim/pa asnjë dyshim/nuk ka asnjë dyshim 
që …« [zweifellos/ohne jeden Zweifel/es gibt keinen Zweifel darüber, dass …] mindestens 33 Mal.

Wenngleich das Buch seinen Erfolg zum Teil einer groß angelegten Werbekampagne verdankt, zeigt die rege gesellschaftliche Beteiligung an den Diskussionen, die das Buch auslöste, dass die albanische Gesellschaft offenbar sehr wohl Interesse an der Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit hat.

Die je nach Parteizugehörigkeit häufig sehr aggressiven Töne und emotional geführten Konflikte wirken sich aber hemmend auf den Aufarbeitungsprozess aus. Sie bringen die Diskussionen ins Stocken und führen dazu, dass große Teile der Bevölkerung sich rasch wieder davon distanzieren.

Ausblick

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Thema Kommunismus aus der Öffentlichkeit überwiegend verdrängt und bei gelegentlichem Aufleben einer starken Politisierung unterworfen ist. Einzig für den Aufarbeitungsprozess irrelevanten oder gar negativen Sensationsnachrichten und politisch motivierten Stellungnahmen gelingt es, hin und wieder Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Der Aufarbeitungsprozess wird auf Diskussionen über die finanzielle Entschädigung der Opfer, Verabschiedung eines Lustrationsgesetzes und Umschreibung der Geschichtsbücher bzw. Umdeutung einzelner Ereignisse und Persönlichkeiten reduziert und in hohem Maß zu politischen Zwecken missbraucht.

Die politische Instrumentalisierung verhindert die gründliche Aufarbeitung des Kommunismus entscheidend. Im Bereich der Forschung hat sie dazu geführt, dass Fachhistoriker dieses Thema zunehmend meiden. Große finanzielle Schwierigkeiten und personelle Kontinuität im Forschungsbereich haben außerdem die wissenschaftliche Untersuchung unterschiedlicher Facetten des Kommunismus maßgeblich behindert. 22 Jahre nach der Wende kann die albanische Historiografie kaum analytische Studien, allenfalls nur wenige ereignis- und personenorientierte Darstellungen vorweisen.

Der bisherige Verlauf der Aufarbeitung zeigt, dass die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus in Albanien politisch dominiert wird, d. h. eine politische, (noch) keine gesellschaftliche Angelegenheit ist. Angesichts des fehlenden politischen Willens zur ernsthaften Aufarbeitung wird die Rolle der Zivilgesellschaft in Zukunft vermutlich von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Aufarbeitungsprozesses sein.

1* Der Autor ist Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (DOC) am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien.

Siehe Thomas Fuster: Aufarbeit der Staatsgeschichte. Erinnerung und Amnesie in Albanien, in: Neue Zürcher Zeitung, 28. November 2012: www.nzz.ch/aktuell/international/erinnerung-und-amnesie-in-albanien-1.17852363, ges. am 18. Juni 2013; Adelheid Wölfl: Selbstverbrennung gegen das Vergessen in Albanien, in: Der Standard, 5. November 2012: derstandard.at/1350260363644/Albanien-Selbstverbrennung-gegen-das-Vergessen, ges. am 18. Juni 2013.

2 Berisha: Greva drejtohet nga pijanecë, bixhozxhinj e kriminelë. Skënder Tufa ngriti bordello në mes të Tiranës [Berisha: Der Streik wird von Trinkern, Glückspielern und Kriminellen geführt. Skënder Tufa [der Koordinator des Hungerstreikes; I. I.] errichtete ein Bordell inmitten von Tirana], in: Tema, 15. Oktober 2012: www.gazetatema.net/web/2012/10/15/berisha-greva-drejtohet-nga-pijanece-bixhozxhinj-e-kriminele-skender-tufa-ngriti-bordello-ne-mes-te-tiranes/, ges. am 18. Juni 2013.

3 Greva e ish-të burgosurve, Berisha: Është politike, udhëhiqet nga një kriminel ordiner [Der Streik der Exhäftlinge, Berisha: Er ist politisch, wird von einem ordinären Kriminellen geführt.], in: Shekulli, 15. Oktober 2012: shekulli.com.al/web/p.php, ges. am 18. Juni 2013.

4 Siehe ebd.

5 Einen sehr guten und umfangreichen Überblick über das kommunistische Albanien bietet: Klaus-Detlev Grothusen (Hg.): Albanien (= Südosteuropa-Handbuch, Bd. 7), Göttingen 1993. Zum Charakter der albanischen Diktatur sowie zur kommunistischen Propaganda in Albanien siehe vor allem Bernhard Tönnes: Sonderfall Albanien. Enver Hoxhas »eigener Weg« und die historischen Ursprünge seiner Ideologie (= Untersuchungen zur Gegenwartskunde Südosteuropas, Bd. 16), München 1980; ders.: Grundlagen der albanischen Isolationspolitik, in: Südosteuropa 31 (1982), H. 9, S. 443–458; Arshi Pipa: Albanian Stalinism. Ideo-Political Aspects (= East European monographs, Bd. 287), Boulder u. a. 1990; Pandeli Pani: »Wir tanzen sogar vor dem Maul des Wolfes«. Das kommunistische Albanien und seine kapitalistischen und revisionistischen Feinde, in: Silke Satjukow/Rainer Gries (Hg.): Unsere Feinde. Konstruktionen des Anderen im Sozialismus, Leipzig 2004, S. 525–542; Interview der »Deutschen Welle« mit Oliver Jens Schmitt: Forschung und Gesellschaft stehen am Anfang, 15. April 2010, in: www.dw.de/forschung-und-gesellschaft-stehen-am-anfang/a-5470339, ges. am 18. Juni 2013.

6 Siehe Klaus-Detlev Grothusen: Außenpolitik, in: Grothusen (Hg.): Albanien (Anm. 5), S. 86–156, hier S. 139.

7 Siehe Schmitt: Forschung (Anm. 5).

8 Siehe Daniel Ursprung: Albaniens blockierte Aufarbeitung der Geschichte. Die Auseinandersetzung mit dem kommunistischen Regime hat noch kaum begonnen, in: Neue Zürcher Zeitung, 5. Januar 2011: www.nzz.ch/aktuell/international/albaniens-blockierte-aufarbeitung-der-geschichte-1.8991179, ges. am 18. Juni 2013.

9 Zur Transformationsphase siehe Oliver Jens Schmitt: Albanien – zwischen Staatszerfall und hürdenreicher Annäherung an die Europäische Union, in: Iskra Schwarcz/Arnold Suppan (Hg.): Quo vadis EU? Osteuropa und die EU-Erweiterung (= Europa Orientalis, Bd. 5), Wien u. a. 2008, S. 435–446; Fabian Schmidt: Politische Transformation in Albanien, in: Peter Jordan u. a. (Hg.): Albanien. Geographie – Historische Anthropologie – Geschichte – Kultur – Postkommunistische Transformation (= Osthefte, Bd. 17), Wien u. a. 2003, S. 315–328.

10 Siehe Ulrike Stern/Sarah Wohlfeld: Albaniens langer Weg in die Europäische Union. Innenpolitischer Machtkampf blockiert zentrale Reformen (DGAPanalyse 11, September 2012), in: dgap.org/de/article/getFullPDF/22125, S. 7–12, ges. am 18. Juni 2013; für die Situation in der Medienlandschaft siehe Blendi Kajsiu: The Instrumentalisation of Media in Albania, in: Südosteuropa 60 (2012), H. 1, S. 31–52.

11 Stern/Wohlfeld: Albaniens langer Weg (Anm. 10), S. 7.

12 Siehe ebd., S. 13.

13 Siehe Peter Schubert: Albanische Identitätssuche im Spannungsfeld zwischen nationaler Eigenstaatlichkeit und europäischer Integration (= Strategische Kultur Europas, Bd. 4), Frankfurt a. M. u. a. 2005, S. 44 f.

14 Stern/Wohlfeld: Albaniens langer Weg (Anm. 10), S. 13.

15 Siehe ebd.; Ursprung: Albaniens blockierte Aufarbeitung der Geschichte (Anm. 8).

16 Für die englische Übersetzung der relevanten Gesetzestexte aus der Zeit zwischen 1991 und 2004 siehe www.lustration.net/albania_documentation.pdf, ges. am 18. Juni 2013.

17 Siehe Besar Likmeta: Albania High Court Suspends Lustration Law, in: BalkanInsight, 16. Februar 2009: balkaninsight.com/en/article/albania-high-court-suspends-lustration-law, ges. am 18. Juni 2013.

18 So die Einschätzung zweier albanischer Intellektueller, Artan Puto und Fatos Lubonja, in: Zoran Arbutina/Alexandra Scherle: Geheimdienst-Akten bleiben unter Verschluss, in: Deutsche Welle, 22. März 2012: www.dw.de/geheimdienst-akten-bleiben-unter-verschluss/a-15824738-1, ges. am 18. Juni 2013 und in: Wölfl: Selbstverbrennung (Anm. 1).

19 Ebd.

20 Zum vollständigen Gesetzestext siehe Link mit dem Titel »Ligji Për Dëmshpërblimin e ish të Dënuarve Politikë« [Das Gesetz zur Entschädigung der ehemals politisch Verurteilten] auf der Homepage des albanischen Justizministeriums: www.justice.gov.al, ges. am 19. Juni 2013.

21 Topi firmos, nga dje hyn ne fuqi ligji per demshperblimin e ish te denuarve [Topi unterzeichnet, seit gestern tritt das Gesetz zur Entschädigung der ehemals Verurteilten in Kraft], in: Koha Jonë, 18. April 2009: www.kohajone.com/artikull.php, ges. am 19. Juni 2013; Ndryshon ligji për ish të përndjekurit [Das Gesetz für die ehemals Verfolgten wird geändert], in: Top Channel, 31. August 2011: www.top-channel.tv/artikull.php, ges. am 19. Juni 2013.

22 Siehe dazu die Stellungnahme von Anna Kaminsky von der »Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur«, in: Aida Cama/Mirjana Dikic: Albaniens schwieriger Umgang mit der Geschichte, in: Deutsche Welle, 27. Mai 2010: www.dw.de/albaniens-schwieriger-umgang-mit-der-geschichte/a-5610655, ges. am 19. Juni 2013.

23 Stern/Wohlfeld: Albaniens langer Weg (Anm. 10), S. 12.

24 Ebd.

25 Siehe Robert C. Austin/Jonathan Ellison: Post-Communist Transitional Justice in Albania, in: East European Politics and Societies 22 (2008), H. 2, S. 373–401, hier S. 374, online verfügbar unter: eep.sagepub.com/content/22/2/373.abstract, ges. am 19. Juni 2013; siehe Arolda Elbasani/Artur Lipinski: Public Contestation and Politics of Transitional Justice: Poland and Albania Compared, in: EUI Working Papers (02/2011), European University Institute Florence, online verfügbar unter: cadmus.eui.eu/bitstream/handle/1814/15805/SPS_2011_02.pdf, S. 7, ges. am 19. Juni 2013.

26 Siehe Magarditsch Hatschikjan/Dušan Reljić/Nenad Šebek (Hg.): Disclosing Hidden History: Lustration in the Western Balkans. A Project Documentation, Thessaloniki 2005, online verfügbar unter: www.lustration.net, S. 41, ges. am 19. Juni 2013.

27 Siehe Elbasani/Lipinski: Public Contestation (Anm. 25), S. 7; Austin/Ellison: Post-Communist Transitional Justice (Anm. 25), S. 382.

28 Siehe ebd., S. 393–395; Elbasani/Lipinski: Public Contestation (Anm. 25), S. 9.

29 Siehe Agron Tufa: Kriza e kauzës zgjedhore dhe ish-të përndjekurit [Die Ursache für die Wahlkrise und die ehemals Verfolgten], in: Panorama, 16. Februar 2013: www.panorama.com.al/2013/02/16/kriza-e-kauzes-zgjedhore-dhe-ish-te-perndjekurit/, ges. am 19. Juni 2013.

30 Diese Forderungen wurden immer wieder von verschiedenen Opferverbänden und einzelnen ehemaligen politischen Gefangenen, meistens in Verbindung mit bestimmten Ereignissen und Anlässen, in den Medien artikuliert. Einige dieser Forderungen sind im folgenden Artikel zu finden: Reshat Kripa: Edhe një herë mbi dënimin e krimeve të komunizmit [Noch einmal über die Verurteilung der Verbrechen des Kommunismus], in: Tribuna Shqiptare, 22. August 2012: tribunashqiptare.net, ges. am 19. Juni 2013.

31 Siehe stellvertretend Eva Gjura: Te perndjekurit: Distancohemi, greva eshte politike [Die Verfolgten: Wir distanzieren uns, der Streik ist politisch motiviert], in: Koha Jonë: kohajone.com/zarticle.php, ges. am 19. Juni 2013; Ish të përndjekurit e Korçës mbeshtesin grevën [Die ehemals Verfolgten von Korça unterstützen den Streik], in: Panorama, 12. Oktober 2012: www.panorama.com.al/2012/10/12/ish-te-perndjekurit-e-korces-mbeshtesin-greven/, ges. am 19. Juni 2013.

32 Siehe stellvertretend folgende Artikel: Topi takon ish të përndjekurit: PD iu mori votat dhe iu mashtroi! [Topi trifft die ehemals Verfolgten: DP hat eure Stimmen genommen und euch betrogen!], in: Tirana Observer, 29. September 2012: www.tiranaobserver.al/2012/09/29/topi-takon-ish-te-perndjekurit-pd-iu-mori-votat-dhe-iu-mashtroi/, ges. am 19. Juni 2013; AK te ish të përndjekurit: Berisha ju mashtroi [AK an die ehemals Verfolgten: Berisha hat euch betrogen], in: Panorama, 25. September 2012: www.panorama.com.al/2012/09/25/ish-te-perndjekurit-ak-enveri-ju-denoi-berisha-ju-mashtroi/, ges. am 19. Juni 2013; Rama: Vetëm është abuzuar ish të përndjekurit [Rama: Die ehemals Verfolgten wurden nur missbraucht], in: Top Channel, 2. März 2012: www.top-channel.tv/artikull.php, ges. am 19. Juni 2013.

33 Siehe Mimoza Troni/Jana Illhardt: Stein als Freiheitssymbol. In Albanien wurde ein Stück Berliner Mauer eingeweiht, in: Der Tagespiegel, 26. März 2013: www.tagesspiegel.de/weltspiegel/stein-als-freiheitssymbol-in-albanien-wurde-ein-stueck-berliner-mauer-eingeweiht/7989964.html, ges. am 19. Juni 2013.

34 Zahlreiche Folgen und eine Kurzbeschreibung der Sendung sind online verfügbar unter: www.tvklan.al/on_air_arkiv.php, ges. am 19. Juni 2013.

35 »Zhurmues« [Lärmmacher] war ein technisches Gerät im Kommunismus zur Störung des Empfangs ausländischer Sender in Albanien.

36 Siehe beispielswiese »Zyra per Martiret« [Das Büro für die Märtyrer] auf der Homepage der Katholischen Kirche Shkodër mit Informationen auf Albanisch/Englisch/Deutsch: kishakatolikeshkoder.com/Zyra%20per%20martiret.htm, ges. am 19. Juni 2013. Außerdem haben ehemalige im Kommunismus verfolgte und inhaftierte katholische Geistliche Memoiren verfasst und Interviews gegeben.

37 Siehe Robert Pichler: Die albanische Historiographie seit der Wende, in: Alojz Ivanišević u. a. (Hg.): Klio ohne Fesseln? Historiographie im östlichen Europa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus (= Osthefte, Bd. 16), Wien u. a. 2002, S. 521–526, hier S. 522.

38 Siehe Schmitt: Forschung (Anm. 5). Zur Verbindung von Geschichtswissenschaft und Politik in kommunistischer Zeit siehe Oliver Jens Schmitt: Genosse Aleks und seine Partei oder: Zu Politik und Geschichtswissenschaft im kommunistischen Albanien (1945–1991), in: Markus Krzoska/Hans-Christian Maner (Hg.): Beruf und Berufung. Geschichtswissenschaft und Nationsbildung in Ostmittel- und Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert (= Studien zur Geschichte, Kultur und Gesellschaft Südosteuropas, Bd. 4), Münster 2005, S. 143–166.

39 Siehe das Interview mit dem albanischen Zeithistoriker Demir Dyrmishi: Si e kam shkruar historinë e komunizmit dhe Enver Hoxhës [Wie ich die Geschichte des Kommunismus und Enver Hoxhas geschrieben habe], in: Shqip, 9. Januar 2009: www.gazeta-shqip.com/kulture/afd4b2a7de65509a494b7069c5928a79.html, ges. am 19. Juni 2013.

40 Siehe Ursprung: Albaniens blockierte Aufarbeitung der Geschichte (Anm. 8).

41 Siehe Schmitt: Forschung (Anm. 5).

42 Siehe Pichler: Die albanische Historiographie (Anm. 37), S. 523.

43 Siehe Valentina Duka: Reflections on the Past in Albania in the 1990s, in: Ulf Brunnbauer (Hg.): (Re)writing History. Historiography in Southeast Europe after Socialism (= Studies on South East Europe, Bd. 4), Münster u. a. 2004, S. 31–53, hier S. 34.

44 Ebd., S. 47.

45 Xhelal Gjeçovi (Hg.): Historia e popullit shqiptar. IV. Shqiptarët gjatë Luftës së Dytë Botërore dhe pas saj 1939–1990 [Geschichte des albanischen Volkes. IV. Die Albaner während des Zweiten Weltkriegs und danach 1939–1990], Tirana 2008.

46 Siehe Cama/Dikic: Albaniens schwieriger Umgang mit der Geschichte (Anm. 22).

47 Siehe Duka: Reflections (Anm. 43), S. 51 f.

48 Michael Schmidt-Nekes Rezension von: Gjeçovi u. a. (Hg.): Historia e popullit shqiptar (Anm. 45), in: Südost-Forschungen 69/70 (2010/2011), S. 453–455, hier S. 455.

49 Siehe stellvertretend folgende Monografien: Xhelal Gjeçovi: Pushtimi gjerman në Shqipëri. 8 shtator 1943–29 nëntor 1944 [Die deutsche Besatzung in Albanien. 8. September 1943 – 29. November 1944], Tirana 2004; Muharrem Dezhgiu: Shqipëria në luftë (1939–1944). Studime dhe refleksione [Albanien im Krieg (1939–1944). Studien und Reflexionen], Tirana 2001. Arben Puto: Nëpër analet e diplomacisë angleze. Politika e Britanisë së Madhe ndaj Shqipërisë gjatë Luftës së II Botërore [In den Annalen der englischen Diplomatie. Die Politik Großbritanniens gegenüber Albanien während des Zweiten Weltkriegs], Tirana 2001. Sehr große Bekanntheit hat auch Bernd Fischers Monografie erlangt: Bernd J. Fischer: Albania at War 1939–1945, West Lafayette/Indiana 1999.

50 Siehe folgende ausgewählte Publikationen: Hamit Kaba: Shqipëria në rrjedhën e luftës së ftohtë. Studime dhe dokumente [Albanien im Laufe des Kalten Krieges. Studien und Dokumente], Tirana 2007; ders.: UNRRA në Shqipëri 1944–1947 [UNRRA in Albanien 1944–1947], Tirana 2000; Paskal Milo: Të vërtetat e fshehura. Incidenti i Kanalit të Korfuzit [Die versteckten Wahrheiten. Der Zwischenfall vom Korfu-Kanal], Tirana 2010; Beqir Meta: Tensioni greko-shqiptar 1939–1949 [Die griechisch-albanische Spannung 1939–1949], Tirana 2002; ders.: Shqipëria dhe Greqia 1949–1990. Paqja e vështirë [Albanien und Griechenland 1949–1990. Der schwierige Frieden], Tirana 2007; Ndreçi Plasari/Luan Malltezi (Hg.): Marrëdhëniet shqiptaro-jugosllave 1945–1948 [Die albanisch- jugoslawischen Beziehungen 1945–1948], Tirana 1996. Ana Lalaj hat auch mehrere Aufsätze zu außenpolitischen Themen in »Studime Historike« verfasst.

51 Siehe Xhelal Gjeçovi: Shteti shqiptar dhe cështja e Kosovës [Der albanische Staat und die Kosovo-Frage], Tirana 1998; Plasari/Malltezi (Hg.): Marrëdhëniet shqiptaro-jugosllave (Anm. 50).

52 Siehe Demir Dyrmishi: Veprimtaria e bandave dhe e organizatave opozitare ilegale në Shqipëri (1944–1948) [Die Tätigkeit der oppositionellen illegalen Banden und Organisationen in Albanien (1944–1948)], Tirana 2003; ders.: Lufta politike në udhëheqjen e PKSH (PPSH) 1944–1960 [Der politische Kampf in der Führung der KPA (PAA) 1944–1960], Tirana 2011. Darüber hinaus siehe Aufsätze in »Studime Historike«.

53 Siehe Dilaver Sadikaj: Prona në fshat (1956–1976) [Das Eigentum auf dem Land (1956–1976)], Tirana 2000; sowie Aufsätze in »Studime Historike«.

54 Siehe Enriketa Kambo: Arsimi në Shqipëri 1945–1960. [Die Bildung in Albanien 1945–1960], Tirana 2005. Außerdem weitere Aufsätze in »Studime Historike«.

55 Siehe Kastriot Dervishi: Kadri Hazbiu, krimet dhe vrasja e tij. Dëshmi, fakte, plenumet e PPSH-së, hetuesia dhe procesi gjyqësor [Kadri Hazbiu, seine Verbrechen und seine Ermordung. Beweise, Fakten, die Vollversammlungen der PAA, Ermittlungs- und Gerichtsverfahren], Tirana 2011; ders.: E vërteta e fshehur e një procesi. Gjyqi i Koçi Xoxes dhe lidhjet e tij me Enver Hoxhën [Die versteckte Wahrheit eines Prozesses: Das Gericht gegen Koçi Xoxe und seine Verbindungen zu Enver Hoxha], Tirana 2009.

56 Siehe Duka: Reflections (Anm. 43), S. 46 f.

57 Siehe Blendi Fevziu: Enver Hoxha. E para biografi bazuar në dokumentet e arkivit personal dhe në rrëfimet e atyre që e njohën [Enver Hoxha. Die erste Biografie gestützt auf Dokumente aus dem Privatarchiv und Erzählungen von denen, die ihn kannten], Tirana 2011. Für eine Rezension dieses Buches siehe in: Südost-Forschungen 71 (2012), S. 627–631.

58 Siehe exemplarisch Në Ferizaj digjet »Enver Hoxha« i Blendi Fevziut [In Ferizaj wird »Enver Hoxha« des Autors Blendi Fevziu verbrannt], in: 24 Orë: www.24-ore.com/index.php/kronika/8478-n%C3%AB-ferizaj-digjet-%E2%80%9Cenver-hoxha%E2%80%9D-i-blendi-fevziut.html, ges. am 19. Juni 2013.

59 Siehe Libri për Hoxhën, Fevziu mbledh tetë kryeministra [Das Buch über Hoxha, Fevziu versammelt acht Ministerpräsidenten], in: Panorama, 20. Dezember 2011: www.panorama.com.al/kulture/libri-per-hoxhen-fevziu-mbledh-tete-kryeministra/, ges. am 19. Juni 2013.

60 Fevziu: Enver Hoxha (Anm. 57), S. 30 f.

61 Ebd., S. 267.

62 Siehe Fevziu: Hoxha, kriminel i talentuar [Fevziu: Hoxha, ein talentierter Krimineller], in: Zëri.Info: www.zeri.info/artikulli/4/22/39457/fevziu-hoxha-kriminel-i-talentuar/, ges. am 19. Juni 2013.

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