JHK 2015

Frauen als »Verräterinnen«. Ukrainische Nationalistinnen im Konflikt mit den kommunistischen Sicherheitsorganen und dem eigenen Geheimdienst

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 57-74 | Metropol Verlag

Autor/in: Olena Petrenko

Sie blieben zu dritt im Wald zurück. Die Kundschaftergruppe der Ukrainischen Aufstandsarmee (Ukrajinska Powstanska Armija, UPA),1 der sie angehörten, hatte im Sommer 1947 die polnisch-tschechoslowakische Grenze überquert, ohne die drei Frauen mitzunehmen. »Myroslawa«, »Sonja« und »Paranja« wurden auf Befehl der Organisationsleiterin der Ostkarpatengegend,2
»Chrystja«,3 auf dem polnischen Territorium ohne Geld oder Dokumente zurückgelassen. Sie zogen lange durch den Wald, nahmen Gelegenheitsarbeiten an, versteckten sich bei Verwandten; schließlich wurden sie, eine nach der anderen, vom polnischen Ministerium für Öffentliche Sicherheit (MBP, Ministerstwo Bezpieczeństwa Publicznego bzw. UB, Urząd Bezpieczeństwa)4 verhaftet: Als Erste traf es »Myroslawa« – Marija Ziok, Krankenschwester und Meldegängerin der UPA-Militäreinheit »Werchowyna«; »Paranja« (auch »Ptschilka«) – Paraskewia Rotko, die Verbindungsfrau von »Smyrnyj«, dem Leiter der Militäreinheit der UPA, wurde im Januar 1948 festgenommen und zu zehn Jahren Haft verurteilt.5 »Sonja« – Marija Schkyrpan, hauptsächlich Lebensmittellieferantin und Meldegängerin der UPA, wurde schließlich im April 1948 festgenommen. Sie unterschrieb das Protokoll zur Mitarbeit im polnischen Sicherheitsdienst und war fortan als Agentin tätig, bis sie 1949 illegal die deutsche Grenze passierte.6

Doch auch »Myroslawa« erwies sich als Spionin; sie galt sogar als eine der besten Agentinnen, die seit ihrer Anwerbung (unter dem UB-Pseudonym »Skala«) lange für den polnischen Nachrichtendienst tätig war.7 Über zehn Jahre lang nahm sie an verschiedenen Operationen des Sicherheitsdienstes sowohl gegen den ukrainischen als auch gegen den polnischen Untergrund teil.8 Ende der 1950er Jahre, d. h. in einer Zeit, in der die meisten Widerstandszellen in Polen aufgedeckt worden waren und eine Tätigkeit als Agentin kaum noch Sinn machte, erhielt Marija Ziok (inzwischen lebte sie unter einer neuen Identität als Marija Koslowska) einen Heiratsantrag aus Kanada.9 Schließlich gestattete man ihr zu emigrieren, forderte sie jedoch auf, von Toronto aus weiterhin im regelmäßigen Briefwechsel mit UB-Mitarbeitern zu bleiben und von den Stimmungen und Ereignissen in der ukrainischen Diaspora zu berichten.

Marija Ziok verbrachte ein Leben auf der Flucht, zum einen vor dem ukrainischen aufständischen Sicherheitsdienst (SB), der sie aufgrund ihrer Agententätigkeit zum Tode verurteilte; zum anderen vor dem polnischen UB, auf dessen Briefe sie nach einem Jahr in Kanada nicht mehr reagierte, und schließlich vor ihrer eigenen Familie, die von ihrer doppelten Identität nichts ahnte. Ziok starb 1999 in Toronto und wurde auf dem ukrainischen St. Wolodymyr Friedhof in Oakville, Ontario, nicht weit von ihrem ebenfalls emigrierten UPA-Kommandeur »Smyrnyj« beigesetzt.10 Aufgrund von Publikationen polnischer Historiker sowie der Lustrationspolitik Polens erfuhren ihre Familie und die Öffentlichkeit erst einige Jahre später von der langjährigen Kooperation Marija Zioks mit dem MBP.11

Die drei Akteurinnen weigerten sich ihr Leben lang, über die Schatten ihrer Vergangenheit zu sprechen. Auch Zeugen aus ihrem Umfeld schwiegen. Die meisten versuchten, die Geschichte, die kein heroisches Narrativ aufbaute, für immer zu verdrängen. Nicht zuletzt sollten die eigenen Kinder nicht mit dem Makel aufwachsen, dass ihre Mütter Denunziantinnen und Verräterinnen waren.

Die Frauen, die als Agentinnen für den Geheimdienst tätig wurden – und dies gilt sowohl für den ukrainischen SB, den polnischen UB und den sowjetischen NKWD – waren oftmals Täterinnen und Opfer zugleich, verstrickt in wechselhafte Kräfteverhältnisse, ideologische Konflikte und komplexe Identitätsmuster. Auf der Basis von Verhörprotokollen des ukrainischen nationalistischen Sicherheitsdienstes SB soll im Folgenden rekonstruiert werden, wie weibliche Mitglieder der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und der Ukrainischen Aufstandsarmee von den kommunistischen Sicherheitsorganen nach ihrer Verhaftung angeworben und für ihre Zwecke instrumentalisiert worden sind. Dabei geht es in erster Linie um die Zusammenhänge zwischen den Akteuren, Institutionen und den angewandten Praktiken. Außerdem stellt sich die Frage, inwiefern das denunziatorische Handeln und die Agentenanwerbung von den Sicherheitsdiensten beider Seiten als typisch »weiblich« verstanden und auch interpretiert wurde.

Der Beitrag befasst sich sowohl mit dem Partisanenkampf der ukrainischen Nationalisten gegen die sowjetische und später polnische Obrigkeit als auch mit den UPA-Frauen, die von den eigenen Sicherheitsdiensten als Verräterinnen eingestuft wurden. In beiden Fällen geht es auch um die Dekonstruktion der dominanten Narrative in der sowjetischen und ukrainisch-nationalen Geschichtsschreibung. Die klaren Zuschreibungen und Wertungen, die hier angeboten werden, müssen anhand der Quellen einem Bild weichen, das von Ambivalenzen und Widersprüchen gekennzeichnet ist.

Kommunistische Sicherheitsdienste gegen den Sicherheitsdienst der ukrainischen Aufständischen

Die Aufgabe der »Bekämpfung des Banditentums« oblag primär dem sowjetischen Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten (NKWD) in der Ukraine sowie dem Volkskommissariat für Staatssicherheit (NKGB) und erfolgte hauptsächlich in der Zeit von 1944 bis 1956.12

Schnell hatten die internen Militäreinheiten des NKWD-NKGB mit der massiven Unterstützung der Roten Armee die meisten UPA-Einheiten entwaffnet und ihre Mitglieder verhaftet oder getötet.13 Die Aktionen des NKWD wurden als »tschekistisch-militärische Operationen« durchgeführt; in ihrem Verlauf wurden ganze Waldstücke und sogar Ortschaften blockiert. Wolodymyr Wjedjenejew, Autor mehrerer Monografien über Kampfstrategien der NKWD-NKGB in der Westukraine, identifiziert 1883 solcher Operationen im Jahr 1944 und sogar 6813 im Jahr 1945.14 Nach dem Krieg setzte die sowjetische Obrigkeit zusätzlich auf sogenannte Vernichtungsbataillone (istrebitelnye bataljony), die aus Mitläufern formiert wurden. Zusammen mit regulären Militärtruppen und NKWD-Einheiten bildeten sie eine starke Macht zur Unterdrückung der Aufständischen.15

Dieser militärische Druck zwang die aufständische Armeeleitung, die Strukturen der UPA zu überdenken und faktisch zu zersplittern. Die UPA agierte nach den verlustreichen Jahren immer mehr in Form lokaler Angriffe mit kleinen bewaffneten Gruppen. Viele Mitglieder erhielten den Auftrag, sich zu legalisieren, d. h., sie sollten den Untergrund verlassen, sich Papiere und eine Arbeit verschaffen. Verstecke zu finden, in denen man sich längere Zeit aufhalten könnte, schien kaum noch möglich zu sein.

In diesem Sinne änderte sich auch die Taktik der kommunistischen Sicherheitsorgane: Die »Anwerbung« und darauffolgende Agententätigkeit der verhafteten Aktivistinnen und Aktivisten des Untergrunds gewannen immer mehr an Bedeutung.

Der aufständische Sicherheitsdienst (Slushba bespeky, SB OUN (b)) agierte wie ein Kontrahent des sowjetischen NKWD. Eine seiner Besonderheiten war, dass er relativ autonom handelte. Offiziell ordnete er sich allerdings der OUN-Leitung unter, aus der er 1940 hervorgegangen war.16

Von seiner Gründung bis zu seiner faktischen Auflösung 1949 wurde der Sicherheitsdienst wie alle anderen Bereiche des Untergrunds (außer dem medizinischen Netzwerk) von Männern geleitet.17 1940 von Mykola Lebid’ geführt, gab dieser den SB OUN (b) 1941 an den langjährigen Leiter der Dienststelle, Mykola Arsenytsch, ab und emigrierte.18 Trotz praktisch immer schlechter werdender Bedingungen und einer wachsenden Zahl von Emigrationen unter den OUN-Mitgliedern wandelte sich die Organisation zu einer selbstständigen Militäreinheit. Zu ihren Kompetenzen gehörten vor allem das Aufspüren und die »Neutralisierung« sowjetischer Agentinnen und Agenten in der UPA, Bestrafungen, Liquidationen von Parteikadern, von Sympathisanten der Sowjetmacht oder von »internen Feinden« der Organisation.

Der aufständische Sicherheitsdienst war für die meisten Gewaltakte gegenüber der Zivilbevölkerung verantwortlich; seine Mitarbeiter töteten ganze Familien, auch Kinder, Frauen und ältere Menschen. Doch trotz dieser Massensäuberungen und der schonungslos durchgeführten repressiven Maßnahmen – die Gewalt wurde jahrzehntelang tabuisiert und verleugnet – wurden und werden die SB-Mitglieder als Helden gefeiert.

Das Problem einer aktiven Geheimpolizei in einem (noch) nicht existierenden Staat mit fragwürdigen repressiven Praktiken erkannten hochrangige Funktionäre der OUN wie Wasyl Kuk oder Danylo Janyschewskyj durchaus an, die in einem internen Briefwechsel oft Foltermethoden und willkürliche Tötungen verurteilten, jedoch ohne dass sie wirklich versucht hätten, daran etwas zu verändern. In diesem Sinne waren die SB-Strukturen nicht weit von denen der NKWD-NKGB-Organe entfernt. Dennoch wäre es falsch, die Maßstäbe und Möglichkeiten der kommunistischen Sicherheitsstrukturen und des aufständischen SB einfach gleichzusetzen. Der aufständische SB verlor schon in den ersten Nachkriegsjahren einen Großteil seiner Kader. Auch die Strukturen waren unzulänglich: Man hatte kaum Ressourcen, um die Personen, die der Agententätigkeit verdächtigt wurden, zu verhören und festzuhalten.

Der Partisanenkampf der OUN und der UPA mit der sowjetischen Obrigkeit forderte unter der westukrainischen Bevölkerung mehrere Tausend Menschenleben. Im Beschluss des Zentralkomitees der KPdSU vom 26. Mai 1953 zog man eine traurige Bilanz des Widerstands: In den westukrainischen Gebieten wurden von 1944 bis 1952 rund 500 000 Personen Opfer von Repressionsmaßnahmen, über 134 000 von ihnen wurden verhaftet, 153 000 getötet und über
203 000 verbannt.19

Dabei hatte die Mehrheit der Vertriebenen und Repressierten keinen unmittelbaren Bezug zur UPA – sie wurde in Sippenhaft genommen. Die Familienangehörigen wurden zu Opfern der von den Sicherheitsdiensten bevorzugten Erpressungsmethode. Immer wieder kam es vor, dass Verhaftete als Agentin oder Agent angeworben und erfolgreich bei einer Reihe von Spezialoperationen der kommunistischen Sicherheitsdienste eingesetzt wurden.

Sowjetische Agentennetze in der OUN und der UPA

Die Einbeziehung von Aufständischen und deren Familienangehörigen in die Netzwerke und Aktionen der sowjetischen und polnischen Sicherheitsdienste ist sicherlich einer der schwierigsten Punkte bei der biografischen Rekonstruktion. Die Problematik liegt vor allem in der Politisierung der Geschichte des Untergrunds und in der Instrumentalisierung der Fakten zugunsten verschiedener Interessengruppen. Dabei scheint das Eingeständnis der massiven Anwerbung und Mitarbeit ukrainischer Nationalisten sowohl für Staatspolizei und Apologeten der OUN und der UPA als auch für ihre Gegner »ungünstig« und unvorteilhaft zu sein. Auf der einen Seite überraschen Schilderungen von Verhaftung und darauf folgender Anwerbung, Mitarbeit, Denunziation und Lieferung von Informationen nicht. Auf der anderen Seite passen sie jedoch nicht zum Bild der makellosen Helden, das jahrelang vonseiten der Diaspora und teilweise noch heute in der Ukraine gezeichnet wird. Eine Bestätigung des ungeheuren Anwerbungsausmaßes würde für die Kritiker einer Heroisierung des Widerstands jedoch sowohl die Anerkennung der brutalen Arbeitsmethoden der Sicherheitsdienste als auch der ausweglosen Opferrolle der Untergrundaktivisten bedeuten. Dieser Opferstatus würde die Taten von OUN und UPA in gewisser Weise rechtfertigen und wäre schwerlich mit deren totaler Diffamierung zu vereinbaren. Dabei lässt sich jedoch feststellen, dass gerade die Erfolge der Agentenoperationen für den Sieg der sowjetischen Machthaber über die ukrainischen Nationalisten ausschlaggebend waren. Die Infiltration des Untergrunds durch zahlreiche Agenten gehörte zu den nicht zu leugnenden Realitäten des aufständischen Daseins. »In einigen Bezirken, wo wir die Agentennetze vorfanden, schwankt die Agentenzahl zwischen fünf bis sieben Personen. Wenn man beachtet, dass in einem Bezirk circa 20 bis 25 Aufständische tätig sind, ist die oben genannte Zahl der internen Agenten grauenvoll hoch […]«,20 konstatierte der Leiter des aufständischen Sicherheitsdienstes, Mykola Arsenytsch. Arsenytsch war für seine gnadenlosen Morde an den der Spionage verdächtigten Aufständischen berüchtigt; doch auch er konnte die Macht des NKGB nur erahnen: Sogar seine eigene Sekretärin »Natalka« wurde vom NKGB umworben und galt als zuverlässige sowjetische Agentin.21

In der Nachkriegszeit wuchs die Zahl der Agenten kontinuierlich. Neue Kräfte wurden vor allem unter ehemaligen oder verhafteten Aktivisten der OUN und UPA sowie den sogenannten Bandenhelfern (bandoposobniki), Sympathisanten der Bewegung und Verwandte der Aufständischen, rekrutiert. Eigene Agenten in den westukrainischen Untergrund einzuschleusen, erschien wesentlich schwieriger, weil die unbekannten Kader bei OUN und UPA kein Vertrauen genossen. Doch ein Risiko bestand auch bei den »umgedrehten« Personen, weil man nie sicher sein konnte, ob sie der unterschriebenen Verpflichtungserklärung »treu« blieben.

Die Mitarbeiter der Sicherheitsdienste standen unter großem Leistungsdruck und wurden, wie zahlreiche Anordnungen zeigen, dazu aufgefordert, die Zahl der Agenten ständig zu steigern.22 Somit wurde in jeder verhafteten Person, unabhängig vom Geschlecht, ein potenzieller Agent vermutet. Vor allem gegen Kriegsende, und mit zahlreichen Verhaftungen von Frauen einhergehend, wuchs auch die Zahl weiblicher Agenten in den sowjetischen Sicherheitsdienstorganen. Die vielen Verhaftungen von Untergrundaktivistinnen sind vor allem durch gezielte Maßnahmen gegen die Widerstandsbewegung zu erklären, die die verstärkte Einbeziehung von Frauen in alle Tätigkeitsbereiche des Untergrunds gegen Ende des Krieges zur Folge hatten. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in die westukrainischen Gebiete, der die Handlungsmöglichkeiten der Aufständischen eingrenzte und zur Massenflucht in die Wälder führte, wurden Frauen zu »Ersatzkräften« selbst im männlich dominierten Bereich des aufständischen Sicherheitsdienstes.23 Hauptsächlich rückten sie jedoch im Meldewesen, bei der Lebensmittelversorgung und im Nachrichtendienst auf.

»Umworbene« Frauen. Historiografische Schablonen und Quellen

Die hochkontroverse Wahrnehmung des ukrainischen nationalistischen Untergrunds lässt sich heute als eine Art Krieg der teils an-, teils aber auch abwesenden Quellen verstehen, dessen Beginn sich bis in die 1950er Jahre zurückdatieren lässt. Seit der mit Ende des Zweiten Weltkriegs einsetzenden großen Emigrationswelle veröffentlichten die ehemaligen Mitglieder von OUN und UPA etliche Publikationen zum ukrainischen nationalistischen Untergrund. Gleichzeitig gaben sowjetische Historiker zahlreiche Bücher und Broschüren zur Nationalismusfrage in den westukrainischen Gebieten heraus.24 Ersteren mangelte es einerseits an Archivmaterialien, sie hatten praktisch keinen Zugang zu anderweitigem Quellenmaterial.25 Andererseits ließen die Diaspora-Historiker nicht selten diejenigen Fakten und Materialien aus, die zu einer Kompromittierung der aufständischen Bewegung hätten führen können.26 Sowohl die zahlreichen UPA-Apologeten als auch ihre Gegner blieben ideologisch voreingenommen, indem sie vor allem eine hoch selektive Auswahl der Quellen betrieben. Beide Seiten bemühten sich um eine Nivellierung von Brüchen und eine Herstellung von größtmöglicher Kohärenz bezüglich der biografischen und faktologischen Angaben zu den Lebensschicksalen der damaligen Akteure.

Die sowjetische Seite vermied in diffamierender Stilisierung eine Angabe des Geschlechts bei den Mitgliedern von OUN und UPA und verwendete Bezeichnungen wie »Banditen« und »bourgeoise Nationalisten«. Dabei wurde die tatsächliche Rolle der Frau im ukrainischen nationalistischen Untergrund im Mediendiskurs eher als unbedeutend eingestuft. Für gewöhnlich wurden sie als Opfer in den Händen der ukrainischen Nationalisten dargestellt. Gleichzeitig aber wurden Frauen in den Medien zur treibenden Kraft hinsichtlich des Umbaus der ehemaligen »rückständigen« Westgebiete der Ukraine stilisiert.27 Der Anschluss der Westukraine nach dem Zweiten Weltkrieg sowie die darauffolgende Sowjetisierung des Terrains samt entsprechender Transformationen wiederholte in dieser Hinsicht das Szenario der 1920er bzw. 1930er Jahre in der Sowjetunion: Die Frau als eine jahrelang unterdrückte Gestalt, kaum gebildet und ohne Handlungsmöglichkeiten, gewann nun dank der Sowjetmacht und der proklamierten Genderparität an Einfluss und Aufmerksamkeit.

Die Autoren in der Diaspora interessierten sich kaum für die Geschlechterrollen in der OUN und der UPA. In ihrem ideologischen Kampf gegen die sowjetischen Historiker erschienen Frauen nur in Nebenrollen und wurden allenfalls sporadisch erwähnt.

Beide Darstellungen dominierten jahrzehntelang den Erinnerungsdiskurs, der in der heutigen Historiografie in Teilen noch immer Bestand hat. Erst in der letzten Zeit gibt es unvoreingenommene Studien zum ukrainischen nationalistischen Untergrund. Auch rücken allmählich, vor allem auf Basis der Oral History-Quellen, Genderfragen in den Fokus der Historiker, die zur OUN und UPA forschen.28 Dennoch ist die Agententätigkeit von Frauen in kommunistischen Sicherheitsdiensten bisher kaum erforscht, obwohl Jeffrey Burds schon 2001 von einer weiter zu untersuchenden »Feminisierung des ukrainischen Untergrunds« gesprochen hat.29

Heute lässt sich aufgrund der Verhörprotokolle (die zumindest teilweise zugänglich sind) und anderer Geheimdienstunterlagen rekonstruieren, wie die Frauen umworben, abgeworben und angeworben wurden. Gerade die SB-Verhöre sind eine einzigartige, wenn auch problematische Quelle. Dadurch, dass die Verhafteten besonders zu Kontakten mit sowjetischen administrativen Organen und dem NKWD befragt wurden, halten die Protokolle oftmals den Ablauf der konspirativen Treffen und den Inhalt von Gesprächen fest – Einzelheiten, über die man in keiner anderen Quelle etwas erfährt. Die Protokolle sagen zum einen viel über das Spektrum der »Interessen« des NKWD-NKGB aus, zum anderen aber auch über Strategien des Sprechens bzw. Nichtsprechens der Verhafteten. Je nach den situativen Faktoren, etwa persönlicher Protektion oder einer hochrangigen Position im Untergrund, konnte ein Verhör zur Entlastung der befragten Personen führen; grundsätzlich haben die Verhöre beim SB aber dem Zweck gedient, die verhaftete Person dazu zu bringen, verräterische Aktivitäten zu gestehen.

Die Verhöre fanden daher in der Regel nach der zweiten Verhaftung statt – jetzt von der ukrainischen Seite – und bedienten ein bestimmtes Narrativ, das durchaus genderspezifische Züge trug. So betonten die Frauen, um sich zu schützen oder sogar zu retten, dass sie beim NKWD sexueller Gewalt ausgeliefert waren, dass sie hilflos waren oder nur an ihre Kinder gedacht hätten. Doch dachten und handelten vor allem die Sicherheitsdienste genderspezifisch. Ihre Aktionen und Befragungen sind Lehrstücke der Befangenheit in den Kategorien von Macht und Sexualität. Dies zeigt der geschilderte Fall der drei im Wald zurückgelassenen Frauen.

Agentinnen und der »weibliche Verrat«

»Sie verhafteten mich […] keiner hat mich geschlagen, ich wusste aber, wie grausam sie sein können. Ich wusste, dass auf mich zehn bis fünfzehn Jahre Gefängnis warten. Sie [Mitarbeiter des polnischen Sicherheitsdienstes, O. P.] sagten, dass sie gar nicht vorhätten, mich zu schlagen. Danach schlossen sie mich zurück in die Zelle […]. Am siebten Tag haben sie mich wieder zum Verhör gerufen. [...] Sie wollten nicht mehr wissen, sondern fragten nur, ob ich in die Freiheit möchte. […] ›Obwohl du es verdient hast, dass du zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wirst, geben wir dir das Dokument und lassen dich frei.‹ Sie gaben mir Papier und Stift und befahlen mir zu schreiben, was sie mir diktieren würden. [...] Ich kämpfte mit meinen Gedanken und wusste auch nicht, was genau mit mir los war. Heute weiß ich es auch nicht. Ich habe also unterschrieben […]. Mittags wurde ich freigelassen und fuhr zu ›Myroslawa‹, ich wusste, sie war auch aus dem Gefängnis raus.«30

Mit diesen Worten gestand »Sonja« bei ihrem Verhör durch den ukrainischen Sicherheitsdienst die Kooperation mit dem UB. Über ein Jahr kooperierte sie mit dem polnischen Geheimdienst, nachdem sie im Spätherbst 1949 mit »Myroslawa« und »Paranja« von »Smyrnyjs« Partisanengruppe an der polnisch-tschechoslowakischen Grenze zurückgelassen worden war.31

Das Zurücklassen, das unerwartet nachts ohne offizielle Vorwarnung der Frauen stattgefunden hatte, spielte bei ihrer späteren Anwerbung die entscheidende Rolle. Den Frauen wurde in den Verhören von den polnischen UB-Mitarbeitern nahegelegt, dass sie von ihren Gefährten verraten worden seien und sich rächen sollten. Dazu sollten sie zunächst den Briefwechsel mit ins Ausland gegangenen Aufständischen wieder aufnehmen und Informationen aus der Korrespondenz weiterleiten. Marija Ziok, »Myroslawa«, wurde dabei als wichtigste Verbindungsperson eingesetzt. Ausschlaggebend dafür waren vor allem ihre privaten Beziehungen zu einem der männlichen Mitglieder der Partisanengruppe. Auf diese Weise versuchte der Geheimdienst, die emotionale Bindung für seine Zwecke zu instrumentalisieren.

Der Plan ging auf: Zwar hatte ihr Geliebter »Bilyj« durchaus den Verdacht, dass seine Freundin und ihre Cousine »Sonja« inzwischen für die andere Seite arbeiten könnten, dennoch hielt er den Kontakt aufrecht und kehrte Anfang der 1950er Jahre im Auftrag der OUN in die Ukraine zurück, wo er sofort verhaftet wurde. Der UB erwies sich als »milde«: Da »Myroslawa« dem Geheimdienst einen so großen Dienst erwiesen hätte, kam es zu einer Kooperation zwischen dem polnischen und dem sowjetischen Geheimdienst. Der Agentin wurde sogar ein Treffen mit dem von ihr verratenen Geliebten gestattet, der inzwischen in der Verbannung in der Sowjetunion lebte. Die Briefe waren indes nur scheinbar privat. »Myroslawa« sollte immer wieder betonen, dass der Verrat nicht primär von ihr, sondern von der Gruppe begangen worden sei, die sie und die beiden anderen Frauen im Wald zurückgelassen hatte.

An dieser Version hielten die drei Frauen fest und beschuldigten bis an ihr Lebensende die eigenen Leute (und nicht den polnischen Geheimdienst), sie in die prekäre Lage des »Verrats« gebracht zu haben. Umgekehrt verdächtigten die Mitglieder der Gruppe die drei Frauen, für die gegnerische Seite zu arbeiten, und bestätigten so permanent die geschlechtskonnotierte Figur des Verrats. »Sonja« wurde, als sie einige Jahre nach dem Vorfall im Wald illegal die Grenze überqueren konnte und nach Deutschland gelangte, vom aufständischen SB in der Emigration auf Anweisung der alten Kundschaftergruppe »festgenommen«. In einem in den 1990er Jahren aufgenommenen Gespräch mit ihrer Tochter, der einzigen Oral-History-Quelle, die heute noch etwas zur Geschichte der Gruppe von »Smyrnyj« beitragen kann, erzählt »Sonja«, wie sie in München von der ukrainischen Seite befragt wurde. Angeblich habe sie die Verhaftung nur überlebt, weil ihre Freundin, die zufälligerweise sah, wie sie eingesperrt wurde, die Polizei rief.32

Die sogenannten Zonja Folder, die die Akten und Verhörprotokolle der aus der Ukraine gekommenen Gruppe von »Smyrnyj« beinhalten und heute in Toronto im Petro Potitschnyj-Archiv aufbewahrt werden, sind voll von Beschuldigungen und zeugen von gegenseitiger Antipathie. Nach den Aussagen von »Sonja« hielt »Chrystja« – die damalige Kreisleiterin der UPA-Gruppe in dieser Region, auf deren Befehl die drei Frauen im Wald gelassen wurden – insgesamt Aufständische aus der Volksgruppe der Lemken für unzuverlässig und zu Verrat neigende Personen, die zudem unter polnischer Bevölkerung aufwuchsen.33 Auch mit der Arbeit der drei Frauen war »Chrystja« laut »Sonja« unzufrieden, da sie sie nicht für vertrauenswürdig hielt.34 Es sollen vor allem Eifersucht und persönliche Abneigung gegenüber »Myroslawa« bei der Entscheidung, die Frauen im Wald zurückzulassen, eine Rolle gespielt haben.35

Auch »Sonjas« Verhältnis zu »Myroslawa« war angespannt. Es wurde angenommen, dass sie und einige andere im Dorf verbliebene UPA-Angehörige höchstwahrscheinlich von »Myroslawa« denunziert worden waren. Trotzdem hielt »Sonja« im Unterschied zu den meisten anderen Aufständischen im Ausland den Kontakt zu »Myroslawa« aufrecht. »Sie [»Myroslawa«, O. P.] wollte vor allem für die Familie sorgen und hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Vater, der ihretwegen nach Sibirien verschleppt wurde«, meinte »Sonja« entschuldigend. Durch ihre intensive Kommunikation, das Aufrechterhalten ihrer Freundschaft und gemeinsame Erinnerungsrituale in der Emigration entwickelte sich eine Art gemeinsames Gedächtnis, das stark zur Bildung eines monolithischen Erzählnarrativs beigetragen hat.36

Weder »Myroslawa« noch »Sonja« wurden physisch gefoltert. Eher spielten psychologische Gründe, die komplexe, vieldeutige Situation, die sich unmittelbar vor der Verhaftung entfaltete, eine Rolle. Die primäre Motivation der beiden Frauen dafür, in den Untergrund zu gehen, der ständige Identitätswechsel und die Enttäuschung über die eigenen Leute sind hier wahrscheinlich ausschlaggebend gewesen, dass sie sich anwerben ließen.37

Trotz allem waren »Myroslawa« und »Sonja« eher Ausnahmefälle eines gewaltfreien Umgangs mit den verhafteten Aufständischen. Zahlreiche Frauen, vor allem die verhafteten Aktivistinnen des Untergrunds, die eher lokal agierten, wurden brutal gefoltert und missbraucht, vornehmlich, um an Informationen zu kommen. Danach wurden viele von ihnen den Agentennetzwerken angeschlossen.38

Protokolle von Verhören vermeintlicher sowjetischer Agentinnen und Agenten zeigen die Interdependenz der vielschichtigen Angstzustände: von der Androhung bis zur Eskalation der Gewaltanwendung; auch mit der Bedrohung von Verwandten und Kindern wurden die Häftlinge erpresst. Die Angst, die die Überlebensstrategien bestimmte, brachte die Mehrheit der Frauen in verschwommene, immer wieder sich ändernde Zwischenrollen, die den Opfer-Täter-Rahmen sprengten. Oft war die Motivlage durchaus komplex, wie das folgende Beispiel zeigt: Stefanija Duleba, die Frau eines SB-Mitarbeiters, die unter Folter Informationen preisgab, unterschrieb schließlich die Anwerbung. Während des Verhörs durch den SB, das ein Jahr später stattfand, erklärte sie die Kooperation mit dem NKWD folgendermaßen: »Warum ich zu dem Treffen [mit dem NKWD-Major, O. P.] ging, kann ich selbst nicht sagen. Mich hat mit ihm verbunden, dass ich schon früher einige Menschen auslieferte und mich teilweise auf der Seite der Bolschewiki fühlte. Außerdem erinnerte ich mich immer wieder an die Warnung des Majors, der mein Foto hatte und mich überall finden konnte. Gleichzeitig wollte ich mich an den Menschen rächen, die meinen Bruder getötet haben.«39

Duleba wusste zu genau, dass allein die Verhaftung durch den NKWD einen Verdacht beim SB auslöste und praktisch als Agententätigkeit a priori galt. Was hier genau den Ausschlag gab, wird man wohl nie erfahren. Letztlich aber wurden ihr vermutlich ihre familiären Verhältnisse zum Verhängnis. Das Interesse des NKWD konzentrierte sich vor allem auf die Kontakte ihres Ehemannes: Sowohl dieser als auch ihr verstorbener Bruder standen in engem Kontakt zu Mykola Arsenytsch, dem Leiter des SB-West. Arsenytsch war einer der von den sowjetischen Geheimdiensten am meisten gesuchten Aufständischen. Stefanijas Bruder Petro wurde noch in der Kriegszeit vom ukrainischen SB, höchstwahrscheinlich auf Befehl von »Mychajlo« (Deckname von Arsenytsch), erschossen, wie Stefanija vermutete. Entweder wegen einer Frau, in die auch »Mychajlo« verliebt war, oder aufgrund von Rachegelüsten eines anderen SB-Mitarbeiters, dessen Bruder von Petro erschossen worden war. Als Ehefrau eines hochrangigen SB-Mitarbeiters, dessen Aufenthaltsort zur Zeit ihrer Festnahme durch die NKWD-Organe nicht bekannt war, wurde Stefanija grausam gefoltert. Sie wurde mehrfach geschlagen, bis zur Bewusstlosigkeit goss man ihr gleichzeitig Wasser in Nase und Mund.40 Parallel zur Folter spielten die NKWD-Mitarbeiter mit ihrer Trauer um den Bruder, der von seinen eigenen Leuten getötet worden sei, wie sie behaupteten. Nach mehrtägigen Verhören wurde sie zu einem anderen Untersuchungsrichter nach Bereshany gebracht, der mehr Mitleid und Zuneigung erkennen ließ. Neben den »Beweisen«, dass ihr Bruder von »Mychailo« getötet worden war, legte er ihr »Fakten« über zahlreiche Affären ihres Ehemannes vor: »[...] du solltest uns alles über sie [die UPA, O. P.] erzählen. Sie sind eure größten Feinde. Wenn du uns nicht bei ihrer Liquidation hilfst, werden sie eure Familie auslöschen. Für dich sind sie die größten Feinde. Sie haben deinen Bruder getötet und die Ehefrau und Kinder als Waisen zurückgelassen.«41 Neben derartigen Androhungen und »Plausibilitätsvorführungen« in Bezug auf die gewünschte Kooperation scheint es, dass auch finanzielle Anreize oftmals bei der Anwerbung helfen sollten. So sollte Stefanija Duleba, nachdem sie bei der erfolgreichen Suche nach dem ukrainischen Sicherheitsdienstsleiter Mykola Arsenytsch behilflich gewesen war, 2000 Rubel erhalten.42 Einer anderen Frau, Stefanija Lagojda, wurden sogar 5000 Rubel für die Mitarbeit versprochen, die sie allerdings nie erhielt.43 In vielen Fällen versprach man auch konkrete materielle Gegenstände, wie Stoff zum Nähen, Mäntel oder Stiefel.44

Beim Verhör durch den SB gestand Stefanija Duleba auch, dass es zu einer Liebesbeziehung mit dem verhörenden NKWD-Major Schwez gekommen sei. Der ukrainische SB vermerkte nach dem Verhör: »Während der Untersuchung und der Anwendung physischer Maßnahmen hielt sie bis zum Ende daran fest, dass die Beziehung zu dem Major sie von den Aktivitäten als Agentin abgehalten hätte. Sie hat immer wieder betont, dass ihr Ehemann nichts von ihrer Tätigkeit wusste und versuchte, sich und ihn von den Inkriminierungen zu befreien, indem sie gleichzeitig die Beschuldigung in Kauf nahm, amoralisch zu handeln.«45

Der Vermerk spiegelt offensichtlich die herrschende Meinung über Frauen im Untergrund wider, in der der demoralisierende Einfluss und die Amoralität von Frauen einen zentralen Platz einnahmen. Immer wieder wurden die Wellen der weiblichen Exklusion aus der OUN mit diesen Variablen in Verbindung gebracht. Bereits etwas später, Ende der 1940er Jahre, kritisierte der spätere letzte Kommandeur der UPA Wasyl Kuk, wie auch eine Reihe anderer hochrangiger Funktionäre der OUN, diese Einstellung.46 Inwiefern ihre Aussagen noch Wirkung hatten, bleibt unklar. Bekannt ist, dass Stefanija Duleba nach den Folterungen und den Verhören durch den SB höchstwahrscheinlich umgebracht wurde, weil sie Agentin war.

Pseudogruppen der UPA

Die Angst der Untergrundaktivisten gegenüber dem eigenen aufständischen Sicherheitsdienst wurde vom NKWD-NKGB raffiniert ausgenutzt: Man setzte sogenannte Pseudogruppen des Untergrunds ein, die aus »umgedrehten« UPA-Aktivisten gebildet wurden und unter anderem für das endgültige Geständnis und vor allem zur Einholung des Einverständnisses zur Mitarbeit der Aufständischen eingesetzt wurden.

Den Untergrundaktivisten, die von den sowjetischen Behörden verhaftet worden waren, wurde ihre Befreiung durch den Untergrund vorgetäuscht. Ihnen wurde vorgespielt, sie befänden sich nun in den Händen der UPA, und sie wurden beschuldigt, Agenten des NKWD oder NKGB zu sein. Da die Häftlinge dachten, dass sie an einem Verhör durch die Spionageabwehr des Untergrunds teilnahmen, erzählten sie Einzelheiten über ihre Verhaftung und beschrieben detailliert ihre Funktionen und Beziehungen zum Untergrund, um ihr Gegenüber zu überzeugen, dass sie keine sowjetischen Agenten, sondern Sympathisanten oder Mitglieder des Untergrunds waren. Der ukrainische SB, berüchtigt wegen seiner schonungslosen Repressivmaßnahmen, hatte keine Möglichkeiten, Gefängnisse im Wald zu errichten – die meisten Verdächtigten wurden umgebracht, nachdem das Geständnis in der Regel mithilfe grausamer Folter erzwungen worden war. Somit versuchten die Verhafteten, den Pseudo-SB mit allen Mitteln zu überzeugen, dass sie keine sowjetischen Agenten waren.

Nach dem Verhör wurde den Opfern wiederum eine Aktion vorgespielt, bei der es dem NKWD-NKGB gelang, der vermeintlichen UPA-Gruppe ihre Gefangenen wieder abzujagen. Dabei fiel den sowjetischen Behörden wie durch Zufall das Protokoll des Verhörs in die Hände. Damit war der Häftling in die Ecke gedrängt und genötigt, im Folgenden für die sowjetische Seite zu arbeiten.

Eine solche Taktik wurde etwa im Fall von »Natalka« angewandt. Nach ihrer Verhaftung versuchte sie zu fliehen und schoss dabei einen Polizisten an. Major Sokolow, der sich durch die erfolgreiche Anwerbung von Aufständischen im Gebiet von Ternopil ausgezeichnet hatte, zog los, um diese »interessante Figur« kennenzulernen. In einem Bericht an seine Vorgesetzten schrieb er: »Ich entschied nach der Ankunft in Bereshany, eine Anwerbung vorzutäuschen und ihr den Auftrag zu geben, ›Nestor‹ zu töten [ihren Militärvorsitzenden, O. P.]. Ich hatte damit gerechnet, dass sie fliehen würde. Man musste ihr diese Gelegenheit geben und sie dann durch den Sicherheitsdienst unserer Spezialgruppe als Mitarbeiterin des [sowjetischen, O. P.] Geheimdienstes verhören. Etwas anderes konnte man mit ihr nicht machen.«47

Die Operation verlief glatt: »Natalka« ging zum Haus »Nestors« und floh dann durch den Hintereingang. Nach einer Stunde wurde sie von der Pseudogruppe gefasst und verhört. Durch das Spiel getäuscht, berichtete »Natalka« von einem wichtigen Treffen. Gegenüber dem sowjetischen Geheimdienst hatte sie dies ausgelassen. Schritt für Schritt gab sie Informationen preis, mit denen die sowjetischen Behörden schließlich das Versteck von »Natalkas« Führungsoffizier, einer regional sehr wichtigen Figur im Untergrund, finden konnten. Durch ihn gewonnene Informationen zogen eine Reihe weiterer Verhaftungen und die Entdeckung von Bunkern nach sich. Auf diese Weise wurde »Natalka« ungewollt Helferin des sowjetischen Geheimdienstes.

Maria Lesejtschuk, die nach Informationen des Sicherheitsdienstes aktive Helferin der OUN im Gebiet Kolomyja war, wurde ebenfalls durch den aufständischen Pseudo-SB spontan verhört. Aufgrund der Tatsache, dass sie sich jede Woche beim lokalen NKGB melden musste, wurde ihr Agententätigkeit vorgeworfen. Aus Angst vor dem SB offenbarte Lesejtschuk, dass in ihrem Haus ein Bunker war und sie als Kundschafterin und Medikamentenlieferantin bei der Militärgruppe von »Skub« arbeite. Aufgrund dieser Angaben wurden siebzehn Aufständische festgenommen.48

Ähnliches widerfuhr der Ehefrau des UPA-Kommandeurs Roman Schuchewytsch. Natalja Schuchewytsch war schon wegen möglicher Provokationen vorgewarnt. Nach dem Überfall einer Pseudogruppe lieferte sie keine wertvollen Informationen (auch, weil sie kaum etwas wusste) und wurde dieser schnell wieder abgejagt.49

Solche Inszenierungen wurden in gleichem Maße bei Frauen und Männern durchgeführt. Nicht in die Hände des Feindes zu fallen, wurde einerseits als Pflicht eines jeden Aufständischen angesehen. Die nicht genutzte Möglichkeit zum Freitod wurde daher in diesem Zusammenhang als Verrat aufgefasst. Andererseits stellte die daraus resultierende Situation, Informationen liefern zu müssen, die Verhafteten vor die prekäre Situation, ein »weiteres Mal Verrat üben zu müssen«, was selbst nach der Freilassung die Angst vor der Rache durch den Untergrund nach sich zog.

Die gelungene Täuschung und die darauffolgende Denunziation wurden oft genderspezifisch erklärt, zum Beispiel mit der »weiblichen Leichtgläubigkeit« und der »fehlenden Standhaftigkeit« der Frauen.

Fazit

Der Erfolg bei der Bekämpfung des ukrainischen Untergrunds seitens des sozialistischen Regimes basierte auf ausgedehnten Agentennetzwerken, in deren Zellen viele weibliche Akteure involviert waren. Die Frauen wurden massiv in den Spezialoperationen der Geheimdienste eingesetzt: Sie dienten als Spioninnen, Informantinnen und interne Agentinnen. Marija Koslowska-Ziok und viele andere weibliche NKWD-NKGB-UB-Kooperierende wurden zu einem gut durchdachten Teil des Systems, das sie geschickt mit ihren Nöten, Familienbindungen und Überlebensinstinkten anwarb.

Die Dramatik der damaligen Lebensverhältnisse, die sich in den einzelnen Fallbeispielen so unterschiedlich und doch zugleich ähnlich präsentiert, findet heute ihre Fortsetzung in der pauschalen Stigmatisierung. Dieser schwierige Umgang mit dem jahrelang tabuisierten Thema der Agentennetze, der zu markanten Retuschen in den Biografien von zahlreichen Frauen führt, ist nur eins der vielen nicht zusammengefügten Puzzles der Geschichte des ukrainischen nationalistischen Untergrunds.

Die Verhörprotokolle des SB zeigen die vielen Dimensionen der Anwerbung, deren Rekonstruktion in ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit aufgrund fehlender oder gesperrter Archivdokumente sonst oftmals kaum möglich ist. In ihren Überlebensstrategien schufen zahlreiche Frauen frei erfundene Geschichten, in denen sie ihre Amoralität, ihr Nichtwissen oder ihre Ungebildetheit als Rechtfertigung ins Zentrum stellten. Die Einbeziehung der Genderaspekte dekonstruiert nicht nur die historische Meistererzählung der (post)sowjetischen und ukrainisch-nationalen Geschichtsschreibung. Solch eine plurale Sichtweise auf Handlungen, Erfahrungen und Darstellungen führt, wie gezeigt, zu einem nicht-einheitlichen Bild im Sinne der Historikerin Karin Hausen, die für »Nebeneinander, Ineinander oder Gegeneinander« plädiert hat.50

 


1 ∗ Mein herzlicher Dank gilt allen, die zum Entstehen dieses Artikels beigetragen haben: Alexandra Opar, die mir die Lebensgeschichte ihrer Mutter anvertraut und ihr privates Foto- und Dokumenten-archiv zur Verfügung gestellt hat; Petro Jacyk Visiting Scholar Program in Kanada, das mir erlaubt hat, die Recherchen in Toronto und Ottawa fortzusetzen; Anne Hartmann und Katharina Mohl sowie zwei anonymen Rezensenten.

1 Die Ukrainische Aufstandsarmee (UPA) entstand offiziell im Oktober 1942 als Militärflügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN, Organizazija Ukrajinskych Nacionalistiw). Die 1929 in Wien gegründete OUN sah ihr Hauptziel in der Bildung einer unabhängigen Ukraine. Neben Sabotageakten und Dutzenden Fällen von »Expropriation« verübte die Organisation über 60 Attentate und Morde. Auf einem Kongress 1940 in Krakau spaltete sich die OUN in »Melnykisten« (OUN-M), meist ältere, konservativ gesinnte Emigranten, und in »Banderisten« (OUN-B). Zur OUN-B gehörte auch der spätere Kern der Ukrainischen Aufstandsarmee. Im Laufe ihrer Geschichte bekämpfte die UPA überwiegend die sowjetische Obrigkeit. Der letzte Kommandeur der UPA wurde 1954 verhaftet, einzelne kleine Gruppen agierten jedoch bis Ende der 1950er Jahre. Zum Thema siehe Litopys Ukrajinskoji Powstanskoji Armiji [Chronik der Ukrainischen Aufstandsarmee], Bde. 1–50, Toronto/Lemberg 1976–2013; Litopys UPA. Nowa Serija [Chronik der UPA. Neue Serie], Bde. 1–22, Toronto/Lemberg 1995–2013; Sergij Kudelja: Choosing Violence in Irregular Wars: The Case of Anti-Soviet Insurgency in Western Ukraine, in: East European Politics and Societies and Cultures 27 (February 2013), H. 1, S. 149–181; David R. Marples: Heroes and Villains: Creating National History in Contemporary Ukraine, Budapest 2007; Franziska Bruder: »Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!« Die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) 1929–1948, Berlin 2007.

2 Gebiet um Ternopil und an der Grenze zur Slowakei, das von der Volksgruppe der Lemken bewohnt wurde.

3 »Chrystja« – Irena Tymotschko-Kaminska (1923–2010) war 1947 die UPA-Leiterin in den Ostkarpaten. Im selben Jahr wurde sie vom polnischen Sicherheitsdienst verhaftet, verbrachte acht Jahre im Gefängnis und wohnte bis zu ihrer Emigration in die USA in Breslau. Siehe ihre Erinnerungen: Irena Tymotschko-Kaminska: Moja Odyseja [Meine Odyssee], Warschau 2005. Das Interview mit Tymotschko, das Anfang der 1990er Jahre aufgenommen wurde, ist im Ukrainischen Kanadischen Forschungs- und Dokumentationszentrum in Toronto zu finden.

4 Das MBP, das Ministerium für Öffentliche Sicherheit, war das Organ für Nachrichtendienst und Gegenspionage der polnischen Geheimpolizei in den 1940er und 1950er Jahren.

5 Paraskewia Rotko lebt heute in Toronto. Nach ihrer amnestiebedingten Freilassung Mitte der 1950er Jahre kehrte sie zu ihrer Mutter nach Westpolen zurück. 1956 lernte sie ihren zukünftigen Ehemann kennen, mit dem sie 1965 nach Toronto emigrierte. Zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann veröffentlichte sie ihre Memoiren: A rany ne gojilysja: spomyny »Tschornoty« [Doch die Wunden heilten nicht: die Erinnerungen von »Tschornota«], Toronto/Lemberg 2001.

6 Marija Schkyrpan starb 2004 in Rochester, New York. Über ihre Anwerbungsgeschichte siehe im Petro Potitschnyj-Archiv in Toronto: The Peter J. Potichnyj Collection on Insurgency and Counter-Insurgency in Ukraine, Box 81 Tom XV, Folders: 2. Interrogation of »Zonja«, 3. Various reports on »Zonja«.

7 Im Warschauer Archiv des Instytut Pamięci Narodowej (Institut für Nationales Gedenken, im Folgenden: IPN) befinden sich mehrere Bände, die über ihre Tätigkeit als Agentin für den kommunistisch-polnischen Sicherheitsdienst UB Auskunft geben. Zum IPN siehe Pawel Machcewicz: Das Institut für Nationales Gedenken, in: Agnès Bensussan/Danuta Dakowska: Die Überlieferung der Diktaturen. Beiträge zum Umgang mit Archiven der Geheimpolizeien in Polen und Deutschland nach 1989, Essen 2004, S. 37–54; Bernadetta Groner: Das Archiv des Instituts für Nationales Gedenken. Ziele und Aufgaben. Das Problem der »Dossiers« – Tatsachen und Legenden, in: ebd., S. 71–81.

8 Zur Tätigkeit der Agentin »Skala« siehe im Warschauer IPN-Archiv: IPN BU 00169/15, Bde.1–6.

9 Marija Ziok antwortete auf eine Heiratsanzeige in der polnischen Presse. Ihr Mann, dessen Eltern aus der Ukraine stammten, wusste bis zum Ende seines Lebens nichts über die Agententätigkeit seiner Ehefrau.

10 Kurz vor ihrem Tod gab sie letzte Anordnungen für ihr Begräbnis: Auf dem Grabstein sollte nur stehen, wie viele Jahre sie gelebt hatte. Nach der Heirat hatte sie den Namen ihres Mannes, Osyp Opar, angenommen; daher steht auf ihrem Grabmal: »Marija Opar. 74 Jahre gelebt«. Auf diese Weise vermied sie, die Daten einer erfundenen Identität mit gefälschten Dokumenten einer Marija Koslowska, die am 31. August 1926 in Ternopil geboren sein sollte, für immer auf ihrem Grabstein einzugravieren. Die wahre Marija (Ziok), die am 31. August 1923 in Petna (Ostpolen) zur Welt kam, »starb« bereits wesentlich früher.

11 Siehe Igor Hałagida: Prowokacja »Zenona«. Geneza, przebieg i skutki operacji MBP o kryptonimie »C-1« przeciwko banderowskiej frakcji OUN i wywiadowi brytyjskiemu (1950–1954) [Die Provokation von »Zenon«. Genesis, Verlauf und Auswirkungen der MBP-Operation »C-1« gegen die Bandera-Fraktion der OUN und den britischen Geheimdienst (1950–1954)], Warschau 2005.

12 1944 wurde die Hauptabteilung für die Bekämpfung des Banditentums (Glawnoe uprawlenie po borbe s banditismom) gebildet. Ihr Ziel war vor allem die Vernichtung der aufständischen Gruppen im Baltikum, in der Ukraine und auch im Kaukasus. Allgemein zu der Konfrontation des sowjetischen NKWD-NKGB und zum ukrainischen aufständischen Sicherheitsdienst siehe Dmytro Wjedjenejew/Genadij Bystruchin: Metsch i tryzub. Rozwidka i kontrozwidka ruchu ukrajinskych nazionalistiw ta UPA (1920–1945) [Schwert und Dreizack. Nachrichtendienst und Gegen-Spionage der Bewegung der ukrainischen Nationalisten und der UPA (1920–1945)], Kiew 2006; dies.: Dwobij bes kompromisiv. Protyborstwo spezrozdiliw OUN ta radjanskych syl spezoperazij. 1945–1980-ti roky [Zweikampf ohne Kompromisse. Die Konfrontation der Spezialeinheiten der OUN und der sowjetischen Kräfte der Spezialoperationen.1945–1980], Kiew 2007.

13 Siehe ebd., S. 261.

14 Siehe ebd.

15 Auch andere Taktiken wurden zur Unterdrückung eingesetzt, die hier nicht näher behandelt werden: u. a. Deportationen der Familien und der »Bandenhelfer«, Volkszählung zwecks Findung der Untergetauchten, Amnestieeinführung, Aufbesserung der Kader des sowjetischen Sicherheitsapparats usw.

16 Aus dem KGB-Verhör von Wasyl Kuk vom 9. Juni 1954, in: Wjedjenejew: Metsch i trysub (Anm. 12), S. 195.

17 Siehe Galusewyj Dershawnyj archiv Slushby Bezbeky Ukrajiny/Staatliches Archiv des Geheimdienstes der Ukraine (im Folgenden: GDA SBU), f.13, spr.372, t.54, a.120.

18 Siehe ebd.

19 Siehe Jurij Schapowal: »Armija bez dershavy, dershava bes armiji« [Die Armee ohne Staat, der Staat ohne Armee], in: Den vom 12. Oktober 2002.

20 Brief von Mykola Arsenytsch an Roman Schuchewytsch vom 11. Januar 1947, GDA SBU, f.13, spr.372, t.23, a.118. Diese und weitere Übersetzungen stammen, sofern nicht anders vermerkt, von der Autorin des Textes.

21 Sie starb gemeinsam mit Arsenytsch bei der Entdeckung ihres Bunkers vom NKWD. Zu ihrer doppelten Identität siehe die Aussage von NKWD-Major Schwez, in: Borot’ba s agenturoju: Protokoly dopytiw Slushby Bezpeky OUN v Ternopilschtschyni 1946–1948, Litopys UPA [ Der Kampf mit den Agentennetzen: Die Verhörprotokolle des Sicherheitsdienstes der OUN im Gebiet Ternopil 1946–1948], Bd. 43, Toronto/Lemberg 2006, S. 98. Siehe auch Jeffrey Burds: Sowjetskaja agentura: ocherki istorii SSSR v poslewoennye gody, 1944–1948 [Die sowjetischen Agentennetze: Abrisse der Geschichte der UDSSR in den Nachkriegsjahren, 1944–1948], Moskau/New York 2006, S. 105.

22 Siehe IPN 00231/131, t.1, S. 66. Der Warschauer UB-Leiter der dritten Sektion der ersten Abteilung kritisierte den Leiter in Rzeszów, dass bei den relativ zahlreichen Verhaftungen immer noch zu wenig angeworben werde. Er führt Beispiele an, nennt Namen von Verhafteten, die aus seiner Sicht zur Anwerbung geeignet wären. Die überwiegende Mehrheit der erwähnten Namen ist weiblich.

23 Siehe Olena Petrenko: Zwischenpositionen. Frauen im ukrainischen bewaffneten Untergrund der 1940er–50er Jahre, in: Klaus Latzel/Franka Maubach/Silke Satjukow (Hg.): Soldatinnen: Gewalt und Geschlecht im Krieg vom Mittelalter bis heute, Paderborn 2011, S. 257–278.

24 Siehe Wolodymyr Samlynskyj: Schljach tschornoji srady [Der Weg des schwarzen Verrats], Lemberg 1969; Wolodymyr Tscherednychenko: Nazionalism proty naziji [Nationalismus gegen die Nation], Kiew 1970. Zur vollständigen Historiografie der Tätigkeit von OUN und UPA siehe Sergij Sdioruk/Ljudmyla Grynewytsch: Pokaschtschyk publikazij pro dijalnist OUN ta UPA (1945–1998) [Publikationen über die Tätigkeit der OUN und der UPA (1945–1998)], Kiew 1999.

25 Siehe Synowij Knysch: Duch, schtscho tilo rve do boju [Der Geist, der den Körper zum Kampf führt], Winnipeg 1951; Petro Mirtschuk: Narys istoriji Organizaziji Ukrajinskych Nazionalistiw [Zur Geschichte der Organisation Ukrainischer Nationalisten], München/London/New York 1968; Jurij Tys-Krochmaljuk: UPA Warfare in Ukraine. Strategical, Tactical and Organizational Problems of Ukrainian Resistance in World War II, New York 1972.

26 Die sowjetischen Publikationen »vergaßen« in gewohnter Manier der marxistisch-leninistischen Interpretation wiederum, den Verweisen auf Parteidokumente Quellenangaben hinzuzufügen.

27 Siehe Yoshi Mitsuyoshi: Public Representations of Women in Western Ukraine under Late Stalinism: Magazines, Literature, and Memoirs, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 54 (2006),
H. 1, S. 20–36.

28 Zum bisherigen Forschungsdefizit siehe Bruder: »Den ukrainischen Staat« (Anm. 1), S. 53. Allgemeine Informationen zur Teilnahme von Frauen an OUN und UPA bietet Lesja Onyschko: Rol shinky v ukrajinskomu nazionalno-wyzvolnomu rusi seredyny XXst. [Die Rolle der Frau im ukrainischen nationalen Befreiungskampf in der Mitte des 20. Jh.], in: Ukrajinskyj wysvolnyj ruch 3 (2004), S. 30–38; dies.: Svjaskowi Romana Schuchevytscha u 1945–1947 rokach [Die Verbindungsfrauen von Roman Schuchewytsch in den Jahren 1945–1947], in: National’ni ruch y oporu v Schidniji Zentralnij Ewropi kinzja 1930-seredyny 1950 rokiw [Nationale Widerstandsbewegungen in Ost- und Zentraleuropa Ende der 1930er Jahre und Mitte der 1950er Jahre], Kiew 2005, S. 112–117. Siehe auch Oksana Kis: »Shinotschyj doswid utschasti u nazionalno-wysvolnyh smagannjach 1940–50-ch rokiw na zachidnoukrajinskych semljach« [Weibliche Erfahrung in der ukrainischen Befreiungsbewegung der 1940er Jahre und der 1950er Jahre auf den westukrainischen Gebieten], in: Schid-Sachid, Nr. 13/14, Charkiw 2009, S. 101–126.

29 Jeffrey Burds: Gender and Policing in Soviet West Ukraine, 1944–1948, in: Cahiers du Monde Russe 42 (April–December 2001), H. 2–4, S. 279–320.

30 Interrogation of »Zonja«, 2. Various reports on »Zonja«. The Peter J. Potichnyj Collection on Insurgency and Counter-Insurgency in Ukraine, Box 81 Tom XV, Folders, 2.

31 Siehe ebd., Folder 2, p. 24.

32 Das durch die Familie aufgenommene Interview mit Marija Schkyrpan, »Sonja«, befindet sich im Privatarchiv der Autorin.

33 Siehe »Sonjas« Brief vom 18. Juni 1948, in: The Peter J. Potichnyj Collection.

34 »Sonjas« Brief vom 22. Mai 1948, in: ebd. Siehe auch das Verhörprotokoll vom 1. März 1951.

35 Ebd.

36 Siehe Franka Maubach: Die Stellung halten. Kriegserfahrungen und Lebensgeschichten von Wehrmachthelferinnen, Göttingen 2009, S. 30–43.

37 Nach den Aussagen der zahlreichen Aufständischen waren die Männer für »Myroslawa« der entscheidende Grund, sich aktiv im Untergrund zu betätigen. »Sonja« diente eine Zeit lang als Köchin bei der deutschen Polizei, was beim Eintreffen der sowjetischen Armee zwangsläufig ihre Verhaftung bedeutet hätte. Einzig die Flucht in den Wald erschien als ein Weg, der Verhaftung zu entgehen.

38 Siehe Burds: Gender and Policing in Soviet West Ukraine (Anm. 29).

39 Verhörprotokoll vom 18. September 1947, in: Borot’ba s agenturoju (Anm. 21), Bd. 43, S. 94.

40 Siehe ebd., S. 75 f.

41 Ebd., S. 86.

42 Ebd., S. 98.

43 Siehe Verhörprotokoll des SB von Stefanija Lagojda vom 20. Februar 1949, in: ebd., Bd. 44, S. 200.

44 Siehe Zentralnyj Dershawnyj archiv wyschtschych organiv wlady Ukrajiny/Zentrales Staatsarchiv der obersten Machtorgane der Ukraine (CDAWOWU), f. 3833, op.1, sp. 226, a. 6, a. 23, Rückseite.

45 Ebd.

46 Siehe u. a. den Brief von Wasyl Kuk an Wasyl Galasa vom 9. September 1950, in: GDA SBU, f.13, spr.372, t.26, a.178-191.

47 Bericht von Major Sokolow an General Gorschkow vom 3. Januar 1945, in: Gosudarstwennyj Archiv Rossijskoj Federazii/Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF), f.9478, op.1, d.487, l.212-223.

48 Siehe »Bericht über die Ergebnisse des Kampfes der NKGB-Organe mit dem OUN-Untergrund und der Bandenformierungen der UPA auf dem Territorium von Stanislawer Gebiet. November – Dezember 1945«, in: Zentralnyj derschawnyj archiv gromadskych objednan Ukrainy/Zentrales Staatsarchiv der gesellschaftlichen Vereinigungen der Ukraine (ZDAGOU), f.1.op.46, sprava 387, a.255.

49 Siehe Wjedjenejew/Bystruchin: Dwobij bes kompromisiw (Anm. 12), S. 291.

50 Karin Hausen: Die Nicht-Einheit der Geschichte als historiographische Herausforderung. Zur historischen Relevanz und Anstößigkeit der Geschlechtergeschichte, in: Hans Medick/Anne-Charlott Trepp: Geschlechtergeschichte und Allgemeine Geschichte. Herausforderungen und Perspektiven, Göttingen 1998, S. 15–55.

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Kurzbiografie

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