Bei der wissenschaftlichen Betrachtung der Biografien von Menschen und Ereignisse beiderseits und entlang des 485 km langen Grenzabschnittes zwischen Österreich und der Tschechoslowakei in den ersten Jahren des Kalten Krieges wurde bisher kaum auf »weibliche« Aspekte eingegangen.1 Frauen und ihre Schicksale finden zwar immer wieder Eingang in die einschlägige Literatur zu Flüchtlingen, Schleppern, Agenten oder Opfern am Eisernen Vorhang,2 treten dabei aber nie wirklich aus dem Schatten der vorwiegend männlichen Protagonisten heraus. Meist rücken in der Darstellung bekannte weibliche Stereotype in den Vordergrund, die mitunter den zeitgenössischen Vorurteilen entsprechen, wie etwa der Einsatz der weiblichen Reize zur Gewinnung von Informationen oder als Mittel der Erpressung.3
Die bisherigen Forschungen der Autoren konzentrierten sich auf die Jahre zwischen 1948 und 1963, ein Zeitraum, der klar von der Phase der »Normalisierung« in der Tschechoslowakei nach 1968 zu unterscheiden ist.4 Anhand der Zusammenschau der mannigfaltigen Aspekte, unter denen Frauen ihre Spuren in der Geschichte des Kalten Krieges hinterlassen haben, versucht dieser Beitrag für das Thema zu sensibilisieren und zur Diskussion zu stellen, inwiefern es geschlechtsspezifische Unterschiede im Schatten des Eisernen Vorhangs gab. Denn auch der aktuelle Stand der Forschung zu den in dieser Region zwischen 1948 und 1963 aktiven Nachrichtendiensten vermochte bisher noch kein Licht ins Dunkel zu bringen.
Der Eiserne Vorhang: Errichtung und Funktion des tschechoslowakischen Grenzregimes
Unmittelbar nach der Machtergreifung der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei im Februar 19485 flüchteten viele tschechoslowakische Staatsbürger über die noch weitestgehend ungesicherten Grenzen aus ihrer Heimat, entweder um politischer Verfolgung im kommunistischen System zu entgehen, aus Furcht vor erneuten Repressionen oder weil sie in diesem Staat einfach keine Zukunft mehr für sich sahen.6 Nicht zu vernachlässigen ist auch das Motiv, sich aus dem Ausland (weiterhin) aktiv im Kampf gegen das kommunistische Regime in der Heimat zu engagieren.7
Nachdem dieser Exodus im Laufe der späten 1940er Jahre dramatische Ausmaße erreicht hatte,8 begann das Regime der Tschechoslowakischen Republik (ČSR) ab 1950, die Grenzen zu Österreich, zu West-, aber zu einem gewissen Grad auch zu Ostdeutschland schrittweise mit verschiedenen Sperranlagen hermetisch abzuriegeln. Man folgte damit dem ungarischen Vorbild (Errichtung ab 1948) und war der DDR einen Schritt voraus, die erst ab 1952 eine fünf Kilometer breite Sperrzone errichtete.9
In der ČSR wurden ab 1951 teilweise mehrere Kilometer ins Landesinnere reichende Sperr- und Grenzzonen eingerichtet und die Sperranlagen systematisch ausgebaut: Zusätzliche Zäune, ein mit Starkstrom elektrifizierter mittlerer Hauptzaun, Minenfelder, Signalanlagen, Beobachtungstürme, Kfz-Sperrgräben, Hundelaufanlagen und Betonsperren sollten jeglichen illegalen Grenzübertritt unmöglich machen.10 Eine wichtige Voraussetzung für die Errichtung dieses Grenzregimes stellte die Vertreibung der deutschsprachigen Minderheit dar. Dutzende, weitestgehend verlassene Dörfer in der Schutzzone wurden in den 1950er Jahren kurzerhand geschleift.11 Diese Verschärfung des tschechoslowakischen Grenzregimes wurde auch in Österreich wahrgenommen,12 was nicht zuletzt aus zahlreichen zeitgenössischen und sehr kritischen Presseartikeln hervorgeht.
Die technischen Sperranlagen wurden durch die 1949 neu aufgestellte Grenzwache (Ochrana státní hranice) komplettiert.13 Von den insgesamt bald 20 000 Männern und Frauen dieser Einheit des Innenministeriums wurden drei Grenzschutzbrigaden entlang der Grenze zu Österreich eingesetzt.14 Neben Berufsgrenzschützern wurden auch Grundwehrdienstleistende dazu herangezogen. Dass gerade für sie der Einsatz an der Grenze eine enorme psychische Belastung bedeutete, belegen zahlreiche, heute verfügbare Berichte.15 Rund 600 durch Unfälle, friendly fire und Selbstmorde im Dienst verstorbene Grenzschützer bis 1989 sind ein beredtes Zeugnis.
Neben den Grenztruppen und den Grenzsperren spielte auch der tschechoslowakische Staatssicherheitsdienst (Státní bezpečnosti, StB) eine wesentliche Rolle. Er übernahm die Überwachung der verbliebenen Bevölkerung und warb Informanten an. Dieses Netz aus Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) war für den StB eine wichtige Stütze bei der Suche nach »illegalen Grenzgängern«.16 Dementsprechend groß war die Zahl der IMs – zwischen 1955 und 1962 beschäftigte der StB zwischen 30 000 und 41 000 IMs in der ganzen Tschechoslowakei, wobei nur ein relativ kleiner, für die angestrebte lückenlose Überwachung aber essenzieller Teil von diesen in den Grenzzonen aktiv war. Erst ab 1963 begann deren Zahl kontinuierlich zu sinken.17 Die IMs des StB spielten in erster Linie für die Überwachung der Grenzschutzzonen im Hinterland der Grenze eine wichtige Rolle. Rekrutiert aus der in den Grenzzonen lebenden Bevölkerung, hatten sie den Auftrag, verdächtige Personen an den StB zu melden und auf diese Weise potenzielle Flüchtlinge bereits im Vorfeld am Grenzübertritt zu hindern.
Grenzschutz und StB gingen gegen illegale Grenzgänger mit allen Mitteln, bis zur tödlichen Gewalt, vor. Nicht nur, um sie an der Flucht zu hindern, sondern auch, weil man sie als Bedrohung für das eigene Land empfand. Man warf ihnen oftmals vor, sich als »Kuriere« und »Agenten« im Dienste feindlicher Nachrichtendienste zu betätigen und ihr eigenes Land zu verraten. Ein Vorwurf, der in den meisten Fällen völlig unbegründet war. Dennoch endete für Hunderte von Menschen der Versuch, den Eisernen Vorhang zwischen Österreich und der Tschechoslowakei zu überqueren, im Gefängnis oder mit dem Tod.18
Der Wettlauf um Wissen: Der Flüchtling als Informationsquelle
Die Annahme der tschechoslowakischen Nachrichtendienste und Grenzschutzbehörden, viele der Flüchtlinge könnten von westlichen Nachrichtendiensten als Informationsquellen und Agenten oder Kuriere angeworben werden, war nicht ganz unbegründet, wie die Auswertung amerikanischer und britischer Nachrichtendienstquellen zu Österreich zeigt.19 So befragten die westalliierten Nachrichtendienste möglichst viele Flüchtlinge aus der ČSR, Männer wie Frauen, die in erster Linie durch die Überwachung von Flüchtlingslagern in der britischen und amerikanischen Besatzungszone Österreichs ausgewählt wurden.20 Neben der Befragung von österreichischen Kriegsgefangenen, die aus der Sowjetunion heimgekehrt waren, wurden Interviews mit den Illegal frontier crossers (IFCs)21 aus Osteuropa bald zu einer der Hauptaufgaben der britischen Dienste in Österreich.22
Die Befragungen lieferten neben militärischen Informationen und Angaben zu »sicheren« Wegen über die Grenze, Fluchtmethoden oder Schleppergruppen auch zahlreiche wirtschaftliche Informationen über die ČSR und ihre Handelsbeziehungen zum Großen Bruder UdSSR.23 Sie ermöglichten einen ersten »Blick über die Grenze« und halfen dabei, eine Vorstellung über die wirtschaftlichen und militärischen Kapazitäten des österreichischen Nachbarlandes im begonnenen Kalten Krieg zu bekommen.
Diese Erhebungen waren für die westalliierten Nachrichtendienste vor allem aus zwei Gründen wichtig: Man befürchtete, dass sich unter die Flüchtlinge tschechoslowakische Agenten mischen und in Österreich »einsickern« könnten – was durch konkrete Fälle belegt ist24 und wovon auch die österreichischen Behörden Kenntnis hatten.25 Gleichzeitig wurden genau diese in den Interviews offenbarten Fluchtrouten für westalliierte Informanten und Agenten zur Überwindung des Eisernen Vorhangs in Richtung ČSR verwendet.26
Weibliche Flüchtlinge
Wie viele Frauen in der Zeit von 1948 bis 1963 versuchten, über die Grenze nach Österreich zu flüchten, wie groß ihr Anteil an der Gesamtzahl der Flüchtlinge war, ist bis heute nicht bekannt und wird noch Gegenstand weiterer Erhebungen in den Unterlagen tschechoslowakischer Stellen, aber auch des österreichischen Innenministeriums sein.27 Möglich ist die Beschäftigung mit Einzelschicksalen, die in tschechoslowakischen Materialien dokumentiert sind und ein Schlaglicht auf die Herkunft, die Beweggründe und das weitere Schicksal zahlreicher weiblicher Grenzflüchtlinge zu werfen vermögen. Freilich lassen sich daraus keine allgemeinen Erkenntnisse über etwaige geschlechtsspezifische Muster oder Besonderheiten ableiten, sie zeigen aber, wie vielfältig die persönlichen Motive, Vorgehensweisen und auch die weiteren Schicksale der Frauen waren.
Die meisten Frauen, die versuchten, während des Kalten Krieges die Grenze zwischen der Tschechoslowakei und Österreich zu überqueren, taten dies mit dem Ziel, in den Westen zu fliehen und sich dort ein neues Leben aufzubauen. Die Motivation zu diesem riskanten Schritt lag häufig in der mangelnden persönlichen Perspektive unter dem kommunistischen Herrschaftssystem in der ČSR und/oder in dem Bestreben, der politischen Repression zu entkommen. Vor allem im Fall von verheirateten Frauen, die gemeinsam mit ihren Ehemännern flohen, sind auch familiäre Gründe zu berücksichtigen. Ihre Strategien und ihre Schicksale unterschieden sich demnach nicht von denen männlicher Flüchtlinge; Frauen und Männer teilten auch das tödliche Risiko bei einer Flucht.
Nur in seltenen Fällen konnte die Forschung bislang über Flucht und Tod weiblicher Flüchtlinge am Eisernen Vorhang aufklären. Ein solcher Fall ist der von Jarmila Pospíšilová. Laut den Akten der 11. Grenzschutzbrigade28 entschloss sich die damals Zwanzigjährige 1953 zur Flucht aus der Tschechoslowakei. Bereits in ihrer Heimatstadt Prag kontaktierte sie den erfahrenen Schlepper Gustav Polák, der sie am 3. Oktober 1953, kurz nach Mitternacht, bei Hochstetten/Vysoká pri Morave über die Staatsgrenze bringen sollte.
Was Polák nicht wusste, war, dass der tschechoslowakische Grenzschutz auf diese von ihm schon mehrfach genutzte »Schwachstelle« aufmerksam geworden war und die Bewachung dieses Abschnitts kurz zuvor intensiviert hatte. Hinzu kam, dass Pospíšilová laut den Unterlagen des Grenzschutzes beim Überqueren des ersten Zaunes mit der Kleidung am Stacheldraht hängen blieb und von einer Patrouille des 6. Zuges der Grenzwache aus Vysoká pri Morave bemerkt wurde. Die Grenzschützer berichteten später, dass sie am Zaun ein Rasseln bemerkt und Alarm geschlagen hätten. Beim Abfeuern einer Signalpatrone wollte man einen gedämpften Schrei aus der Richtung des Zaunes vernommen haben, worauf die Grenzsoldaten die dortigen Personen aufgefordert hätten, sich zu stellen. Als sich nichts rührte, hätten sie in Richtung Zaun gefeuert. Pospíšilová wurde von mehreren Schüssen getroffen und verblutete zwischen den Stacheldrahtbarrieren. Polák wurde verletzt und verhaftet. Den Schusswaffengebrauch rechtfertigten die Soldaten in einem anderen Bericht damit, dass sie bei Pospíšilová eine geladene Maschinenpistole und eine Handgranate sichergestellt hätten.29 Jedoch finden sich in den Berichten weder Hinweise auf einen Schusswechsel, noch wird der Waffenfund in anderen Unterlagen, wie etwa der Liste der bei Pospíšilová und Polák gefundenen Gegenstände, erwähnt.30
Der Leichnam Pospíšilovás wurde auf dem Friedhof von Slávičie údolie (heute Karlova Ves in Bratislava) bestattet. Wie in ähnlichen Todesfällen am Eisernen Vorhang wurde dem Totengräber ausdrücklich untersagt, das Grab zu kennzeichnen. Auch eine Anfrage des Vaters von Pospíšilová zwei Jahre später an das tschechoslowakische Innenministerium mit der Bitte, ihm die Grablage mitzuteilen, erbrachte keine genaueren Informationen.31
Schlepperinnen – das Geschäft mit der Grenze
Mit dem Entstehen der Fluchtbewegungen aus der Tschechoslowakei nahmen auch zahlreiche Schlepperinnen und Schlepper entlang der österreichisch-tschechoslowakischen Grenze ihre Tätigkeit auf. Hinter der Perspektivlosigkeit und Verzweiflung vieler Fluchtwilliger witterten sie die Chance auf ein ertragreiches Geschäft. Da das Überqueren der Grenze infolge verstärkter Sicherungsmaßnahmen und intensivierter Bewachung immer schwieriger und strapaziöser wurde, war das Know-how erfahrener Schlepper zunehmend gefragt. Für ein relativ hohes Einkommen während einer wirtschaftlich sehr angespannten Zeit riskierten sie ihr Leben oder zumindest hohe Gefängnisstrafen.
Trotz der physischen und psychischen Belastung, die dieser »Beruf« mit sich brachte, waren auch einige Frauen als Schlepperinnen an der österreichisch-tschechoslowakischen Grenze tätig. Ihre Arbeit bestand zumeist darin, in den Grenzregionen beziehungsweise später an der Grenze zu den Grenzschutzzonen im tschechoslowakischen Hinterland potenzielle Flüchtlinge zu kontaktieren und ihnen ihre Dienste bei der Überquerung der Grenze anzubieten. Kamen sie miteinander ins Geschäft, sorgte die Schlepperin für ein Versteck nahe der Grenze und bereitete den Grenzübertritt vor. Meist wurde eine Nacht mit »idealen« Wetterbedingungen, etwa schlechter Sicht aufgrund von Nebel und/oder Regen, abgewartet. Dann brachte die Schlepperin ihren »Kunden« gegen den vereinbarten Preis über die Grenze nach Österreich. Manche Schlepper nutzten auch den Rückweg, indem sie etwa für westliche Dienste Nachrichten und Personen in umgekehrter Richtung oder technische Ausrüstung, wie etwa Funkgeräte, über die Grenze schmuggelten.
Ein von tschechoslowakischer Seite gut dokumentierter Fall ist jener, der in Brünn/Brno geborenen Schlepperin Otilie Mücková.32 Wie auch andere in diesem Geschäft hatte sie die ČSR ursprünglich aus politischen Gründen verlassen. Eine wesentliche Rolle dürfte dabei ihr Lebensgefährte, ein Mitarbeiter des Korps für die Nationale Sicherheit (Sbor národní bezpečnosti, SNB), gespielt haben, der wenige Tage vor ihrer Flucht von seinem Dienstort Wien nach Bratislava kam. Gemeinsam mit ihm setzte sie ihr Vorhaben im Dezember 1949 um und flüchtete nahe Bratislava über die Grenze nach Wien.33 Anschließend lebte sie für ein Jahr in Österreich und ging verschiedenen Tätigkeiten nach. Die schwierige wirtschaftliche Lage scheint ihr aber ein Auskommen nahezu unmöglich gemacht zu haben.
Will man die Motive, warum Menschen zu Schlepperinnen bzw. Schleppern wurden, verstehen, muss stets die Situation der Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Österreich berücksichtigt werden. Selbst nach gelungener Flucht standen sie vor dem Nichts, es war ihnen in der Regel nicht möglich, ihren Besitz mit nach Österreich zu bringen. Die prekäre wirtschaftliche Lage machte es für die »Neuankömmlinge« noch schwieriger, sich eine neue Existenz aufzubauen. Allerdings waren z. B. westliche Nachrichtendienste im Zuge der Verschärfung des Kalten Krieges an jeglichen Informationen über die ČSR interessiert und auch bereit, ansehnliche Summen dafür zu bezahlen. Entsprechend verlockend war das Angebot, gegen Entlohnung an den Befragungen der westlichen Nachrichtendienste in Österreich teilzunehmen.
Genau deshalb dürfte Mücková das Angebot eines österreichischen Schleppers namens Josef Fuchshuber, der in Wien auf sie aufmerksam geworden war und sie als »Geschäftspartnerin« anwerben wollte, durchaus gelegen gekommen sein. Gemeinsam mit Eliška Wagnerová wollte Fuchshuber sie bei seinen Schleppertätigkeiten als Gehilfin einsetzen. Gemäß den verfügbaren Unterlagen dürfte er sie vor allem aufgrund ihrer Kenntnisse zur Umgebung von Bratislava und dem Grenzabschnitt zwischen Bratislava und Wien angeworben haben.
Mücková ging auf das Angebot ein. Fortan arbeitete sie mit Fuchshuber und Wagnerová zusammen. Im Januar 1951 machte sie mit ihnen ihre erste Grenzquerung zurück in die ČSR. Im Auftrag von Fuchshuber schleuste sie Frau und Tochter eines Mitarbeiters des tschechoslowakischen Nachrichtendienstes, der mit seiner Familie nach Österreich flüchten wollte, nach Bratislava, von wo sie Fuchshuber nahe Engerau/Petržalka über die Grenze nach Wien brachte.
Laut den tschechoslowakischen Unterlagen unternahm Mücková im ersten Halbjahr 1951 vier Reisen in die ČSR, um Nachrichten in die Tschechoslowakei zu schmuggeln (der »Auftraggeber« dieser Tätigkeiten ist in den tschechoslowakischen Unterlagen nicht genannt) und anschließend Flüchtlinge nach Österreich zu schleusen. Als sie im Juli desselben Jahres ein weiteres Mal versuchte, auf der schon mehrmals verwendeten, vermeintlich sicheren Schlepperroute bei Engerau/Petržalka die Grenze zu überqueren, wurde sie vom tschechoslowakischen Grenzschutz angehalten und festgenommen. Nach einem halben Jahr Untersuchungshaft und Befragungen durch den StB wurde sie am 5. Februar 1952 in Prag wegen Hochverrats zu 14 Jahren Haft verurteilt.34
Agentinnen – Kanonenfutter im Kalten Krieg
Die sich entlang des tschechoslowakisch-österreichischen Eisernen Vorhangs belauernden Nachrichtendienste riskierten bei Operationen im »Feindesland« nur in den seltensten Fällen Leben und Freiheit eigener Mitarbeiter. Die besondere Gemengelage aus Flüchtlingen, nach wie vor existierenden familiären Banden zwischen Österreich und der Tschechoslowakei und der existenziellen Not vieler Menschen machte dies auch nicht notwendig. Viele Menschen hofften nach wie vor auf ein Wiedersehen mit Familienangehörigen, von denen man durch den Eisernen Vorhang getrennt worden war, andere gaben – oftmals sehr naiv – den finanziellen beziehungsweise materiellen Verlockungen nach.35 Gezieltes Erpressen ist, wenn auch mithilfe der Dokumente schwer nachweisbar, nie auszuschließen. Die als Gegenleistung erwarteten Aufträge wurden oft als harmlos und/oder einer höheren Sache dienend dargestellt. Die Methoden der einzelnen Nachrichtendienste unterschieden sich hier nicht voneinander.
Auch Frauen wurden für konkrete Spionageaufgaben herangezogen – und das weit abseits des so oft in den Vordergrund gerückten Aushorchens männlicher Geheimnisträger im Verlauf amouröser Beziehungen. Vielmehr wurden sie für die gleichen Aufgaben eingesetzt wie Männer, erfüllten diese mindestens ebenso erfolgreich und hatten die gleichen Konsequenzen zu tragen. Wie aus dem Fall des österreichischen Außenministeriums zur 1911 in Dresden geborenen, aber in Oberösterreich an der Grenze zur Tschechoslowakei lebenden österreichischen Staatsbürgerin Olga Hellwanger hervorgeht,36 war die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der in der Tschechoslowakei lebenden Mutter und Tante die entscheidende Motivation für ihre intensive Zusammenarbeit mit dem Nachrichtendienst der tschechoslowakischen Grenzwache. Zwischen 1951 und 1957 lieferte sie ihren Auftraggebern bei regelmäßigen »Besuchen« ihrer Verwandten in Südböhmen detaillierte Berichte und fotografische Aufnahmen von Flüchtlingslagern in Oberösterreich, der österreichischen Exekutive und Verwaltung, Einzelpersonen, Infrastruktur sowie amtlichen Zeitschriften des Bundesheeres und der Zollwache. Nach ihrer Enttarnung, die aufgrund einer Denunziation erfolgte, hatte sie in Österreich ein Strafmaß von maximal einem Jahr Haft zu befürchten. Allerdings liefern die eingesehenen Akten keinen Hinweis auf eine tatsächliche Verurteilung.
Ganz anders sah es im Fall der Spionage gegen die Tschechoslowakei aus. Johanna Schlapper, 1914 im damaligen Böhmen und Mähren geboren und mit einem Österreicher verheiratet, hatte »Glück«, als sie 1963 in Prag in erster Instanz zu »lediglich« sechs Jahren Haft wegen Spionage für einen westlichen Nachrichtendienst verurteilt wurde, eine Strafe, die später zu vier Jahren Kerker abgemildert wurde.37 Man warf Schlapper vor, in Brno/Brünn militärische Geheimnisse ausgespäht und diese, eingenäht in ihrer Kleidung, außer Landes geschmuggelt zu haben. Bei ihrem Führungsoffizier soll es sich um den Österreicher Josef Auer gehandelt haben, ein ehemaliges NSDAP- und SS-Mitglied, österreichischer Legionär und mittlerweile deutscher Staatsbürger, der sie mit 4000 österreichischen Schilling anwarb. Zumindest die österreichischen Behörden schenkten all diesen Vorwürfen anscheinend Glauben, sahen sich aber nicht dazu veranlasst, selbst gegen Schlapper zu ermitteln, als diese schließlich schon 1964 aufgrund einer Amnestie freikam und nach Österreich zurückkehrte.
Fazit
Die Folgen des politischen Umsturzes in der ČSR betrafen Männer und Frauen in gleicher Weise. Auch zahlreiche Frauen sahen sich durch die Machtergreifung und das Regime der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei zur Flucht veranlasst. Ihre Motive waren mit denen der Männer nahezu deckungsgleich: Angst vor politischen Repressionen, Flucht nach bereits erlittenen, politisch motivierten Strafmaßnahmen und/oder die Hoffnung auf ein besseres Leben im Westen.
Aufgrund der Analyse sowohl tschechoslowakischer als auch westlicher nachrichtendienstlicher Unterlagen wird deutlich, dass Männer genauso wie Frauen nicht nur als reine »Flüchtlinge« in Erscheinung traten. Glückte ihnen die gefährliche Flucht nach Österreich, wurden dort häufig aktive Nachrichtendienste auf sie aufmerksam, die die Flüchtlinge als wertvolle Informanten und potenzielle Mitarbeiter für ihre Maßnahmen gegen die Dienste der ČSR betrachteten.
Viele Flüchtlinge gaben Informationen an westliche Dienste weiter, manche von ihnen ließen sich auch von den Diensten rekrutieren und arbeiteten in deren Auftrag aktiv gegen ihre alte Heimat. Die heute verfügbaren Akten amerikanischer und britischer Dienste beweisen, dass die Befürchtungen tschechoslowakischer Sicherheitsbehörden, Flüchtlinge könnten als »westliche Agenten« der ČSR schaden, durchaus begründet waren.
Um wirklich einschätzen zu können, wie viele Frauen als Schlepperinnen, Kurierinnen oder Agentinnen aktiv waren, sind noch weitere Forschungen notwendig. Fest steht, dass das dafür notwendige Aktenmaterial zweifellos sowohl auf tschechischer Seite als auch auf britischer und amerikanischer Seite bereits so weit zugänglich ist, dass eingehendere Forschungen möglich sind. So ist zu erwarten, dass sich unser Wissen in Bezug auf Österreich sowohl als Fluchtziel, nicht nur von Frauen aus der ČSR, sondern auch als Operationsgebiet ausländischer Nachrichtendienste im frühen Kalten Krieg weiter vertiefen wird.
1 Siehe zum Beispiel die Darstellung von Schicksalen am tschechoslowakischen Eisernen Vorhang bei Luděk Navara: Vorfälle am Eisernen Vorhang, Straubing 2006; Luděk Navara: Nové příběhy železné opony [Neue Vorfälle am Eisernen Vorhang], Brno 2007; oder auch die laufend aktualisierte Webapplikation Příběhy železné opony – cesty ke svobodě [Vorfälle am Eisernen Vorhang – Wege in die Freiheit], die in den verschiedenen App-Stores angeboten wird, zum Beispiel unter itunes.apple.com/us/app/pribehy-zelezne-opony/id900753018, ges. am 31. Oktober 2014.
2 Siehe etwa an verschiedenen Stellen in: Prokop Tomek: On the Cold War Front – Czechoslovakia 1948–1956, Prag 2009.
3 So etwa auch bei der sehr detaillierten Analyse der weiblichen Lebensrealitäten unter der sowjetischen Besatzung in Ostösterreich im Kapitel »Die Honigfalle: Spionage, Sabotage und Verhaftung«, in: Barbara Stelzl-Marx: Stalins Soldaten in Österreich. Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945–1955, Wien/Köln/Weimar 2012, S. 487–495.
4 Seit 2010 forscht ein Team des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung zur Rolle der tschechoslowakischen Nachrichtendienste in Österreich. Dieses Projekt wird vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank gefördert (Projekt Nr. 15256).
5 Siehe dazu Igor Lukes: The Czech Road to Communism, in: Norman Naimark/Leonid Gibianskii (Hg.): The Establishment of Communist Regimes in Eastern Europe, 1944–1949, Boulder/Oxford 1997, S. 243–265; Gerhard Wettig: Stalin and the Cold War in Europe. The Emerge and Development of East-West Conflict, 1939–1953, Lanham 2008, S. 152 f.
6 Siehe Martin Pulec: Die Bewachung der tschechoslowakischen Westgrenze zwischen 1945 und 1989, in: Pavel Žaček/Bernd Faulenbach/Ulrich Mählert (Hg.): Die Tschechoslowakei 1945/48 bis 1989. Studien zu kommunistischer Herrschaft und Repression, Leipzig 2008, S. 131–152; Stefan Karner: HALT! Tragödien am Eisernen Vorhang. Die Verschlussakten, Salzburg 2013, S. 52–58; Petr Koura: Zwischen Einschüchterung und Exekution. Politische Verfolgung in der Tschechoslowakei der 1950er-Jahre, in: Stefan Karner/Michal Stehlík (Hg.): Österreich. Tschechien. geteilt – getrennt – vereint, Schallaburg 2009, S. 108–113.
7 Bekannte Beispiele hierfür sind etwa Emil Švec oder Jozef Vicen. Siehe Beata Katrebová-Blehová: Das slowakische politische Exil in Österreich, 1945–1955, in: Emilia Hrabovec/Beata Katrebová-Blehová (Hg.): Slowakei und Österreich im 20. Jahrhundert: eine Nachbarschaft in historisch-literarischer Perspektive (= Europa Orientalis, Bd. 3), Wien/Zürich 2008, S. 173–214; Matej Medvecký/Jerguš Sivoš/Peter Jašek: V stopách železného Felixa. Štátna bezpečnosť na Slovensku v rokoch 1945–1989 [Auf den Spuren des Eisernen Felix. Der Staatssicherheitsdienst in der Slowakei 1945–1989], Bratislava 2012.
8 Siehe u. a. Vít Smetana: Concessions or Conviction? Czechoslovakia’s Road to the Cold War and the Soviet Bloc, in: Mark Kramer/Vít Smetana: Imposing, Maintaining, and Tearing Open the Iron Curtain. The Cold War and East-Central Europe, 1945–1989, Lanham 2014, S. 55–85.
9 Siehe Koura: Zwischen Einschüchterung und Exekution (Anm. 6).
10 Siehe Tomáš Jílek/Alena Jílková: Železná opona. Československá státní hranice od Jáchymova po Bratislavu 1948–1989 [Der Eiserne Vorhang. Die tschechoslowakische Staatsgrenze von Joa-
chimsthal bis Pressburg 1948–1989], Prag 2006; Tomek: On the Cold War Front (Anm. 2), S. 40; Karner, HALT! (Anm. 6), S. 27–30.
11 Siehe Jílek/Jílková: Železná opona (Anm. 10), S. 52–148; Karner: HALT! (Anm. 6), S. 28; Petr Mikšíček (Hg.): Zmizelé Sudety [Das verschwundene Sudetenland], 5. Aufl. Domažlice 2007.
12 Siehe Paul Ullmann: Eine schwierige Nachbarschaft. Die Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und der Tschechoslowakei von 1945–1968, Wien 2006, S. 105–107.
13 Siehe Martin Pulec: Organisace a činnost ozbrojených pohraničních složek –Seznamy osob usmrcených na státních hranicích 1945–1989. Úřad dokumentace a vyšetřování zločinů komunismu [Organisation und Dienst der Grenztruppen – mit einer Auflistung der 1945–1989 entlang der Staatsgrenze getöteten Personen. Behörde zur Dokumentation und Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen], Prag 2006; Karner: HALT! (Anm. 6), S. 27–32; Pulec: Die Bewachung der tschechoslowakischen Westgrenze (Anm. 6), S. 133–140; Jílek/Jílková: Železná opona (Anm. 10).
14 Siehe hierzu etwa die Quellenedition von Pavel Vaněk: Vojenská kronika 4. znojemské pohraniční brigády 1945–1955 [Militärchronik der 4. Znaimer Grenzschutzbrigade 1945–1955], Prag 2009.
15 Siehe Karner: HALT! (Anm. 6), S. 30.
16 Siehe Jens Gieseke: Deutsche Demokratische Republik, in: Łukasz Kamiński/Krzysztof Persak/Jens Gieseke (Hg.): Handbuch der kommunistischen Geheimdienste in Osteuropa, Göttingen 2009, S. 240–246.
17 Siehe Petr Blažek/Pavel Žaček: Tschechoslowakei, in: ebd., S. 437–447.
18 Siehe Karner: HALT! (Anm. 6), S. 30; siehe auch Kateřina Lozoviuková: Tod am »Eisernen Vorhang«. Österreichische Opfer an der tschechoslowakisch-österreichischen Grenze ab 1948, in: Verein zur Dokumentation der Zeitgeschichte (Hg.): Schauplatz Eiserner Vorhang. Europa: gewaltsam geteilt und wieder vereint, Weitra 2012, S. 49–51. Laufende Forschungsarbeiten lassen die Zahl bestätigter Todesfälle am tschechoslowakisch-österreichischen Eisernen Vorhang laufend steigen. Insbesondere die Bürgerinitiative Paměť [Erinnerung] trägt hierbei stark zur Aufklärung bei. Siehe sdruzenipamet.cz/pamet/, ges. am 31. Oktober 2014.
19 Siehe Dieter Bacher/Philipp Lesiak/Kateřina Lozoviuková: Wissen ist (ökonomische) Macht. Aspekte der Wirtschaftsspionage in Österreich während der ersten Hälfte des Kalten Krieges 1945–1969, in: Gerald Schöpfer/Barbara Stelzl-Marx: Wirtschaft. Macht. Geschichte. Brüche und Kontinuitäten im 20. Jahrhundert. Festschrift Stefan Karner, Graz 2012, S. 419–435. Zum vergleichbaren Projekt »Wringer«, das von den westalliierten Nachrichtendiensten in Deutschland mit dem Ziel durchgeführt wurde, Informationen über die Sowjetunion von heimkehrenden Kriegsgefangenen zu erhalten, siehe Horst Boog: The WRINGER Project: German Ex-POWs as Intelligence Sources on the Soviet Union, in: Heide Bungert/Jan G. Heitmann/Michael Wala (Hg.): Secret Intelligence in the Twentieth Century, London/Portland 2003, S. 83–91.
20 Siehe Report on Intelligence Organisation, Allied Commission for Austria (British Element),
15. November 1950, in: The National Archives (im Folgenden: TNA), DEFE 21/33, S. 6; zu Flüchtlingslagern in der britischen Besatzungszone Österreichs siehe auch Gabriela Stieber: Nachkriegsflüchtlinge in Kärnten und der Steiermark, Graz 1997. Siehe auch Dieter Bacher/Harald Knoll: Nachrichtendienste und Spionage im Österreich der Besatzungszeit, in: Stefan Karner/Barbara Stelzl-Marx (Hg.): Stalins letzte Opfer. Verschleppte und erschossene Österreicher in Moskau 1950–1953, Wien/München 2009, S. 157–168; Siegfried Beer: Die Geheimdienste im besetzten Österreich, in: Gerhard Jagschitz/Stefan Karner (Hg.): Menschen nach dem Krieg – Schicksale 1945–1955, Schallaburg 1995, S. 40–44; Siegfried Beer: Nachrichten- und Geheimdienste in Österreich, 1945–1955, in: Stefan Karner/Gottfried Stangler (Hg.): »Österreich ist frei!« Der Österreichische Staatsvertrag 1955, Horn/Wien 2005, S. 221–226.
21 Die britische und die amerikanische militärische Spionageabwehr verwendeten in ihren Berichten für gewöhnlich diese Bezeichnung für die befragten Flüchtlinge aus der ČSR.
22 Siehe Report on Intelligence Organisation, in: TNA (Anm. 20).
23 Siehe Interrogations Austria: CSSR, in: National Archives and Records Administration (im Folgenden: NARA), RG 319, Box 2149.
24 Siehe dazu u. a. den Fall von Karel Dufek, in: Karner: HALT! (Anm. 6), S. 151–161.
25 Flüchtlinge aus der CSR. Information des Bundeskanzleramts, Auswärtige Angelegenheiten an Herrn Dr. Meinrad Falser, Gesandter in Prag, vom 31. Oktober 1955, in: Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik (im Folgenden: AdR), BMAA, 325781-Pol/55.
26 Dieses Phänomen der »zurückkehrenden Agenten« wäre ein besonders interessantes Thema zur weiteren Aufarbeitung, vor allem anhand »westlicher« Unterlagen, denn hier fehlt es bislang an tiefer gehenden Studien.
27 Vor allem in den Tages-, Wochen- und Monatsberichten der Generaldirektion für öffentliche Sicherheit des österreichischen Innenministeriums finden sich regelmäßige Beobachtungen zu Grenzübertritten. Bislang wurde diese Quelle nur für Studien zur südöstlichen Grenze Österreichs in Betracht gezogen. Siehe Edda Engelke: Wir sind durch die Mur geschwommen. Ein Fluss als Grenze zwischen zwei ideologischen Systemen in den Fünfzigerjahren (= Wissenschaftliche Schriftenreihe des Pavelhauses, Bd. 15), Graz 2013.
28 Siehe Archiv bezpečnostních složek/Archiv der Sicherheitsdienste Brno/Kanice (im Folgenden: ABS Brno/Kanice), F. 2357, kar. 27, č. j. PS-00 5449/11-OS-53.
29 Ebd.
30 Ebd.
31 Siehe ABS Brno/Kanice, F. 2357, kar. 82, č. j. PS-010234/11-OS-55.
32 Siehe Tomek: On the Cold War Front (Anm. 2), S. 36 f.; ein kurzer Überblick über ihre Tätigkeit findet sich auch in: Karner: HALT! (Anm. 6), S. 78 f.
33 Siehe Tomek: On the Cold War Front (Anm. 2), S. 36.
34 Siehe ebd.
35 Eine der wenigen Studien zu dieser Thematik findet sich in: Karner/Stelzl-Marx (Hg.): Stalins letzte Opfer (Anm. 20).
36 Siehe Olga Hellwanger (geb. 21. November 1911); Anzeige wegen Verdacht der Verbrechen nach § 67 StG. und § 17 Staatsschutzgesetz, in: AdR, BMAA, 554226-Pol/58.
37 Siehe Johanna Schlapper (geb. 9. Mai 1914); Entlassung aus csl. [tschechoslowakischer] Haft – Einreise, in: AdR, BMI, GÖS, 2359-16/66. In der Tschechoslowakei wurde der Tatbestand der Republikflucht in den Paragrafen 40, 95 und 108 der Strafgesetzbücher von 1948, 1950 und 1961 mit beträchtlichen Strafmaßen geahndet – und war das politische Delikt, aufgrund dessen tschechoslowakische Staatsbürger am häufigsten verurteilt wurden.