Marcel Bois: Kommunisten gegen Hitler und Stalin. Die linke Opposition der KPD in der Weimarer Republik. Eine Gesamtdarstellung, Essen: Klartext Verlag 2014, 614 S., ISBN 978-3-8375-1282-3
Ralf Hoffrogge: Werner Scholem. Eine politische Biographie (1895–1940), Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2014, 496 S., ISBN 978-3-86764-505-8
Mario Keßler: Ruth Fischer. Ein Leben mit und gegen Kommunisten (1895–1961) (= Zeithistorische Studien, Bd. 51), Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2013, 759 S., ISBN 978-3-412-21014-4
In ihrem 2010 im Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung veröffentlichten Artikel weisen Marcel Bois und Florian Wilde auf »ein kleines Revival der KPD-Forschung« seit der Öffnung der Archive hin.1 Der von Marcel Bois (MB) unternommene Versuch einer Gesamtdarstellung des Kampfes der Linkskommunisten gegen Hitler und Stalin, die Studie von Mario Keßler (MK) über Ruth Fischers Leben mit und gegen Kommunisten sowie die von Ralf Hoffrogge (RH) vorgelegte politische Biografie von Werner Scholem können zweifellos als Belege für diesen anhaltenden »Boom« gelten. Dass eine Untersuchung des Linkskommunismus und der Wortführer dieser Strömung Archivrecherchen nötig macht, die über Deutschland hinausgehen, haben die Autoren der hier rezensierten Bücher erneut unter Beweis gestellt.
An der Förderung der Drucklegung der drei Bände war neben anderen Einrichtungen die Rosa-Luxemburg-Stiftung beteiligt. Mario Keßler, der zuvor über Arkadij Maslov publizierte, und Michael Buckmiller, Herausgeber der Karl-Korsch-Gesamtausgabe, fungierten zudem als Erst- und Zweitgutachter der von Hoffrogge im September 2013 an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam verteidigten Dissertation über Werner Scholem. Auch der Studie von Bois liegt eine Dissertation zugrunde. Er verteidigte sie 2014 an der Technischen Universität Berlin. Mit ihren Maßstäbe setzenden Publikationen tragen die drei Autoren Bois, Hoffrogge und Keßler dazu bei, »das verworrene Geflecht des deutschen Linkskommunismus« (MB, S. 10) mit allen seinen »Welten, Teil- und auch Halbwelten« (MK, S. 8) zu entwirren.
Aufwendige Archivrecherchen
Infolge aufwendiger Recherchen in Stadt- und Landesarchiven der Bundesrepublik, im Amsterdamer Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG) und in Harvard in den USA ist es Bois gelungen, über 1260 Biografien (MB, S. 396) von Linkskommunisten, die in 15 (MB, S. 611) Gruppen organisiert waren, zu ermitteln. Er zeichnet ein Bild der organisatorischen Zentren, der nationalen Hochburgen der Linken (wie der Pfalz, Westsachsen und Berlin) und deren Wortführer, darunter Iwan Katz, Karl Korsch und Werner Scholem. Der Erkenntnisgewinn über den Linkskommunismus als Bewegung ist, verglichen mit den Vorarbeiten von Wolfgang Alles, Hans Schafranek oder Rüdiger Zimmermann, immens.
Leider konnten scheinbar weder Bois noch Keßler mit vergleichbarer Intensität in Russland recherchieren. Angesichts der überwältigenden Quellenmenge in den von ihnen genutzten Archiven verzichteten sie auf dortige Forschungsaufenthalte. Die im Kominternbestand des Russischen Staatsarchivs für sozio-politische Geschichte (RGASPI) überlieferten Akten und die Bestände der Moskauer Rjazanov-Bibliothek, in der zahlreiche Publikationen der »abtrünnigen Linken« aufbewahrt werden, harren weiter ihrer Aufarbeitung. So wichtig die abrufbaren Online-Ressourcen des RGASPI sind, Recherchen vor Ort können sie nicht ersetzen.
Ralf Hoffrogge, der im RGASPI recherchierte, hätte die Konterpropaganda durch die Komintern, das ZK der KPdSU oder die Nachrichtenagentur TASS (RH, S. 330–333) noch detaillierter darstellen sowie die Sachkompetenz der Linkskommunisten bei der Beurteilung der Lage in der Sowjetunion, um nur zwei in der Kommunismusforschung unterbelichtete Themen zu nennen, herausarbeiten können.
Mangelnde Sprachkenntnisse mögen ein Grund für die fehlende Analyse der Bewertung innerrussischer Entwicklungen durch die linkskommunistischen Protagonisten sein – eine Schwachstelle aller hier vorgestellten Bücher. Bei Hoffrogges Scholem-Biografie fällt das weniger ins Gewicht; Keßler kompensiert dies durch eine gründliche Auswertung der nunmehr zugänglichen amerikanischen Archive, die Geheimdienstarchive eingeschlossen, die er über zwei Jahre lang im wahrsten Sinne des Wortes durchforstete; Bois nennt in seiner Studie einige Kontaktleute, die über gute Informationen aus Sowjetrussland verfügten, denen weiter nachzugehen wäre. So war der in Russland geborene Alexander Müller, der der Weddinger Opposition angehörte, sowohl als Übersetzer als auch in der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin tätig. Franz Pfemferts Frau korrespondierte mit Lev Trockij und übersetzte dessen Schriften ins Deutsche. Die Genossen der Opposition in der Pfalz hielten den Kontakt zu Christian Rakovskij2 bis zu dessen Absetzung als Botschafter der UdSSR in Paris aufrecht.
Der Linkskommunismus und seine Wortführer
Typisch für den untersuchten Personenkreis in der KPD ist laut Bois »eine radikale, kompromisslose, gelegentlich sektiererische und putschistische Haltung« (MB, S. 105). Hoff-
rogge ergänzt die Charakteristik durch den Hinweis auf die Prägung der jungen Radikalen durch den Krieg (RH, S. 119). Für ihn ist Scholem ein »sozialistischer Politiker« (RH, S. 135), der vom Sieg der Räte über den Parlamentarismus überzeugt war (RH, S. 142). Keßler kennzeichnet die ultralinke Ruth Fischer als »Mensch der Extreme, nicht des vermittelnden Denkens […]. In ihr brechen sich alle politischen Strömungen, Tendenzen und Gegentendenzen ihrer Zeit mit oft ungezügelter Leidenschaft Bahn.« (MK, S. 16.)
Bois’ Nachweis, dass es sich bei den Kleingruppen nicht um kleine Sekten handelte, überzeugt. Es waren die Linken um die Parteivorsitzende Ruth Fischer, die jene Strukturen in der KPD durchsetzten und verankerten, die später ihren eigenen Untergang bedeuteten. Was in der Amtszeit von Fischer, Maslov oder Scholem mit den von ihnen ausgegrenzten Rechten, die eine weitaus realistischere Politik vertraten, geschah, widerfuhr den Linken dann vonseiten des Thälmann’schen ZK.
Keßler verfolgt Ruth Fischers Lebensweg in den neun Kapiteln seines Buches minutiös. Er untersucht die Hinwendung der durch den Weltkrieg entbürgerlichten Frau zur KPD, ihre Karriere im Apparat bis 1925 (MK, S. 175). »Mit solchem Wunschdenken stand sie nicht allein, ihre militante Diktion verschaffte ihr aber auch unter Gleichgesinnten nicht nur Freunde. […] sie war unduldsam gegenüber denen, auf deren Kooperation sie angewiesen war. Zudem verfestigte sich ihr politischer Linksradikalismus.« (MK, S. 73.) Im Weiteren skizziert Keßler Fischers Bruch mit Stalin und dem Parteikommunismus, das Zwischenspiel im Leninbund (MK, S. 268–282) und diskutiert schließlich ihre – unter dem Einfluss des unter Nikita Chruščëv einsetzenden Tauwetters – Rückkehr zum Kommunismus (MK, S. 575–620). Bei Ruth Fischer endete die Auseinandersetzung, anders als bei Franz Borkenau oder Richard Löwenthal, nicht mit dem Bruch mit der Idee, sondern mit der erneuten Annäherung an diese. Ruth Fischer, die 1961 im Alter von 65 Jahren starb, hat das Jahr 1968 nicht erlebt. Diese Erfahrung blieb ihr, die von den roten 1960er Jahren träumte und »nach Anzeichen der Entstalinisierung oder zumindest Liberalisierung« (MK, S. 581) in den osteuropäischen Staaten suchte, erspart.
Entdemokratisierung und Fremdbestimmung der KPD
Wie ein roter Faden zieht sich bei Bois die Frage durch die fünf chronologisch (1919–1933) bzw. thematisch untergliederten Kapitel, ab wann von der KPD als einem entdemokratisierten und fremdgesteuerten Apparat gesprochen werden kann. Entdemokratisierung, hebt Bois hervor, war jedoch kein Alleinstellungsmerkmal der KPD, verglichen mit den anderen deutschen Parteien war die innerparteiliche Demokratie in der KPD anfangs stark ausgeprägt (MB, S. 93). Der Autor folgt Hermann Webers These von der Existenz einer durch Rosa Luxemburg geprägten Frühphase. Was 1919 innerhalb der KPD bereits angelegt, aber nicht dominant war und vom Thälmann’schen ZK umgesetzt wurde, erwies sich im zehnten Jahr der Russischen Revolution als unumkehrbar. Die Parteilinke war seit 1926 in der Minderheit und nicht in der Lage, eine Einigung innerhalb der zerstrittenen Gruppen, von einer Verständigung mit der KPD-Opposition ganz zu schweigen, herbeizuführen.
Keßler weist in seinem Band auf die »zwei ehrwürdigen Sichtweisen der Forschung« hin: »Nach der einen lief die Geschichte des deutschen Kommunismus von Anbeginn auf einem falschen Gleis unter russischer Ägide, nach der anderen unterwarf allein der Kreis um Ernst Thälmann die Partei dem Willen Moskaus; die letztere Deutung propagierte Ruth Fischer […]. Die Sache ist jedoch komplizierter.« (MK, S. 15.) Keßlers Doktoranden Bois und Hoffrogge (RH, S. 312) folgen ihm auch in dem Punkt, dass bereits 1925 (MK, S. 245) und nicht erst 1928, wie u. a. Klaus Kinner meint,3 für die KPD die Frage »Stalin oder Luxemburg?« entschieden war. Laut Hoffrogge herrschte in den Jahren zwischen 1921 und 1924 noch parteiinterne Demokratie in der KPD, die KPD-Zentrale war zu schwach, die Komintern durch den Tod Lenins gelähmt (RH, S. 264, 284).
Lenin als Berufungsinstanz und die Kritik am Stalinismus
Mit Blick auf die von Wolfgang Ruge in seinem Buch über Lenin4 zur Diskussion gestellten Überlegungen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Lenins und Stalins politischen Auffassungen oder Alexander Vatlins Untersuchungen zur Komintern5 könnte man fragen, warum Lenin nicht nur für die im Leninbund organisierten Linken in der KPD stets eine Berufungsinstanz blieb, nie zum Objekt der Kritik, sondern als »revolutionärer Mythos« behandelt wurde. »Ihre Analysen nahmen Lenins Theorie als Maßstab für Stalins Praxis«, schreibt Hoffrogge (RH, S. 331). Lohnend wäre gewesen, herauszuarbeiten, worauf sie Lenins Theorie zurechtgestutzt hatten.
Keßlers Untersuchung zur Rezeptionsgeschichte von Ruth Fischers Buch Stalin und der deutsche Kommunismus (MK, S. 467–491) gehört in diesen Kontext.6 Die Rezensenten waren sich damals darin einig, dass es sich hierbei um ein antistalinistisches, aber kein antileninistisches Werk handele. Nur in der Beantwortung der Frage, von welchen parteipolitischen Positionen sich die Autorin leiten ließ, gingen die Meinungen auseinander. Vertrat sie als Kritikerin eine originäre Position, folgte sie Zinov’ev oder gar der rechten Sozialdemokratie? Die Antwort steht noch aus. Für die antistalinistische linke Sammlungsbewegung in der Bundesrepublik war Ruth Fischer, die in Frankreich lebte, nicht verloren, hebt Keßler hervor (MK, S. 603).
Bois weicht einer Diskussion hinsichtlich Gemeinsamkeiten in den Auffassungen von Lenin und Stalin aus und zitiert nicht aus den posthum, sondern aus den in der »Wendezeit« von Ruge publizierten Schriften. Hinweise auf Lenins ignorante Haltung gegenüber westeuropäischen linken Traditionen finden sich in seiner »Gesamtdarstellung« nicht. Aus Vatlins Publikationen entnimmt Bois einige Fakten, umgeht aber auch hier die von Vatlin vertretene These, dass die Komintern nicht sowjetisiert werden musste, weil sie es von Geburt an war. Bois datiert den Beginn der Entartung der »Weltpartei aus Moskau« mit der im Sommer 1924 eingeläuteten Bolschewisierung der kommunistischen Parteien (MB, S. 79), ein Prozess, der von den Linken um Ruth Fischer mitgetragen worden ist. »Noch bevor das Wort zur offiziellen Parole wurde, forderte Werner Scholem eine ›Bolschewisierung‹ der KPD«, konstatiert Hoffrogge (RH, S. 268). Dies ging mit einer Absage an das von Rosa Luxemburg vertretene Konzept einher (MK, S. 196). Heinrich Brandler und August Thalheimer wurden für das Scheitern des »Deutschen Oktober« verantwortlich gemacht (MK, S. 188).7 Zinov’ev nutzte die Möglichkeit, Karl Radek »kaltzustellen«.8
Gemeinsamkeiten und Bruchlinien in den Auffassungen von Lenin und Stalin
Nach Lenins Tod rückte die Kritik am Stalinismus in den Fokus – dies unterstreichen Bois und Hoffrogge zu Recht. Wie aber steht es um die Kontinuität in der politischen Ausrichtung von Lenin und Stalin? Im Hinblick auf die Partei neuen Typs, die Kriminalisierung und Verfolgung von Mitgliedern nichtbolschewistischer Parteien durch die Tscheka bzw. die Staatliche politische Verwaltung (GPU) und die Instrumentalisierung der Komintern überwogen die Gemeinsamkeiten, auch die Erfindung von Rosa Luxemburg als Menschewikin gehört in diese Aufzählung. Leider hat Bois die in Russland veröffentlichten Editionen, in denen neue Dokumente aus der Feder von Lenin aus den Jahren 1921 bis 1923 9 oder Feliks Dzeržinskij von 1917 bis 192610 veröffentlicht sind, ebenso wenig ausgewertet wie die neueste Dokumentation der Auseinandersetzung innerhalb der KPR(B)11 und die Publikationen von Reinhard Müller über das Moskauer Exil.12
Stalinismuskritik meint genau genommen die Kritik an der Verkrustung des Apparates. Das Festhalten an Kampfbegriffen »trübte Scholems Sicht auf die russischen Fraktionskämpfe«, notiert Hoffrogge (RH, S. 301). Doch die Niederlage erklärt sich nicht allein aus dem Fehler, zu vergessen, dass »die demokratische Form der kommunistischen Bewegung einen Eigenwert und eine Eigendynamik hatte«. (RH, S. 305.) Die Unkenntnis der Entwicklung im »Vaterland der Werktätigen« ist das Kernproblem. Die sowjetische KP hatte kein Interesse an einer Information der ausländischen Genossen über die reale Situation im Land. Die Ausführungen über Scholems veränderte Sicht auf den Stalinismus seit 1925 (RH, S. 325) sind nicht überzeugend. Wie fundiert kann eine Stalinismuskritik sein, wenn die Linkskommunisten Stalins Kurs gegen die »Diktatur der Kulaken«, gegen die »Gefährdung des Sowjetstaates durch den Staatskapitalismus« aufgreifen und auf die »Rechten« einschlagen? Bereits an dieser Stelle – und nicht erst im Zusammenhang mit der Faschismusanalyse – wäre in den Biografien von Hoffrogge und Keßler sowie in der Studie von Bois ein Exkurs über die »Rechten« in der KPD notwendig gewesen.
Da auch die »Rechten« und die sogenannte Mittelgruppe in der KPD die Entartung der Diktatur der Arbeiterklasse ausblendeten, ist danach zu fragen, welche politischen Kräfte außerhalb Russlands mit der treffendsten Kritik hervortraten und ob diese in den Presseorganen der Linken ihren Niederschlag fand.
Die Auslandsorganisation der Menschewiki als Lieferant authentischer Information
Georgij Plechanov hatte den Bolschewiki nicht die Propagierung eherner, absoluter und unerschütterlicher Prinzipien vorgeworfen, sondern Unfähigkeit, auf einmal formulierte Prinzipien zu verzichten. Hierin sah er einen Rückfall in die Geisteshaltung der utopischen Sozialisten, die von sich behaupteten, Bauplan und Parameter einer idealen Gesellschaftsordnung zu kennen. In Hegels Dialektik, den Erfahrungen der Französischen Revolution, dem Umgang mit Blanquismus und Terror und in Engels Vorstellungen über den Weg zum Sozialismus sah er Kronzeugen gegen die Theorie und Praxis der Bolschewiki. Das betraf insbesondere das Verhältnis Demokratie und Diktatur.13 Plechanov ist in seiner Polemik gegen Lenins Aprilthesen mit einer theoretisch fundierten, auf Engels fußenden Kritik an der Politik der Bolschewiki hervorgetreten, Iraklij Cereteli hat diese in der einzigen Sitzung der von den Bolschewiki auseinandergejagten Konstituierenden Versammlung aufgegriffen und vertieft.14 Plechanov schrieb, »dass es für diese Klasse kein größeres historisches Unglück geben könne als die Machteroberung zu einem Zeitpunkt, da das Endziel wegen unüberwindlicher objektiver Bedingungen unerreichbar bleibt«.15 Lenins Antwort ist bekannt: Nie würde er die Errungenschaften der Revolution auf dem Altar der Weltrevolution opfern. In diesen Chor stimmten die linken Bolschewiki – unter ihnen Nikolaj Bucharin – mit ein. Erst unter dem Eindruck der von Cereteli vorausgesagten Krise änderte Bucharin in den Jahren der Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) seine Meinung und entwickelte sich nach »rechts«, was ihm den Vorwurf einbrachte, den Kapitalismus restaurieren zu wollen. Andere russische Linke – stellvertretend sei Bucharins Mitautor des ABC des Kommunismus Evgenij Preobraženskij genannt – blieben ihren linken Prinzipien treu und gehörten in den Jahren der NÖP zu den vehementesten Kritikern der »Rechten«.
Es ist zu kurz gegriffen, die NÖP auf »Zugeständnisse an den Kleinkapitalismus« (RH, S. 245) zu reduzieren. Eine Kritik an der von Stalin praktizierten Innenpolitik war für die »Rechten« – sie hatten das Schicksal Trockijs vor Augen – nur aus der KP heraus denkbar. Den Linken in der KPD waren im Unterschied zu den verfolgten und ins Ausland abgeschobenen Menschewiki die Hände gebunden. Hinzu kam der von Ossip Flechtheim dargestellte Versuch, das in der westeuropäischen Arbeiterbewegung verankerte Denken auszumerzen (MK, S. 193). Das mit Zugeständnissen an die KPD einhergehende Absterben des Leninbundes 1928 spricht Bände. Nur wenige vermochten, eine Neubestimmung marxistischer Theorie jenseits und außerhalb der Sektionen der Komintern zu wagen. Karl Korsch oder Arthur Rosenberg wirkten daran mit, Werner Scholem nicht.
Zu den am besten informierten Kritikern bolschewistischer Politik gehörte die Auslandsorganisation der Menschewiki. Das lässt sich anhand der Berichte der Vereinigten staatlichen politischen Verwaltung (OGPU) an Stalin, in denen minutiös die zahlreichen Protestaktionen der Arbeiter in Sowjetrussland festgehalten wurden, belegen. Das Zentrale Archiv des Föderalen Sicherheitsdienstes der Russischen Föderation gibt seit 2001 eine Edition unter dem Titel »Streng geheim« – Die Lubjanka an Stalin über die Situation im Land 1922 bis 1934 heraus.16 Sie dokumentiert die bis auf den heutigen Tag deklassifizierten, von den Informationsabteilungen der OGPU bis zur Gründung des NKWD 1934 erarbeiteten Stimmungsberichte. Anhand dieser Informationen lässt sich die Authentizität der von den Menschewiki im Sozialistischen Boten veröffentlichten Beiträge überprüfen. In der Presse der Linken wurden einige wenige nachgedruckt.17 Trockij war nicht die einzige, aber die »ideologisch sichere« Quelle, aus der die deutschen Linkskommunisten schöpften. Er war der »Orientierungspunkt« schlechthin.
Alles in allem – Hoffrogge nennt die Belege – sahen die deutschen Linkskommunisten in den Vertretern der Menschewiki (Martov auf dem Hallenser Parteitag 1920) und der anderen nichtbolschewistischen Parteien nur Konterrevolutionäre. Den menschewistischen Plattitüden stellten sie Lenins Lehre gegenüber (RH, S. 330). Anders ist es nicht zu erklären, dass die Schauprozesse gegen die Menschewiki und die Sozialisten-Revolutionäre, die in den 1920er und 1930er Jahren in Sowjetrussland stattfanden, nur in Hoffrogges Scholem-Biografie eine Rolle spielen (RH, S. 322).
Geld aus Moskau für den Parteiapparat und für die Revolution
In dem Band Das Politbüro des ZK der KPR(B)-KPdSU(B) und die Komintern finden sich Antworten auf die von Bois aufgeworfene, aber unbeantwortete Frage nach der Finanzierung der KPD durch die KPR(B) im Jahre 1923 (MB, S. 137). Allein im August unterstützte sie die Vorbereitung des »Deutschen Oktober« mit einer Million Goldmark.18 Hoffrogge belässt es in diesem Zusammenhang bei der Erwähnung der Zusammenarbeit mit der als Richter und Schlichter agierenden Komintern in Vorbereitung auf den »verantwortungslosen Putsch« (RH, S. 229). »Selbstkritik war seine Sache nicht. Scholem kannte entweder abgrundtiefen Pessimismus, wie er ihn in den Schützengräben des Weltkrieges erlebt hatte, oder gipfelhohen Optimismus, wie er ihn 1923 erlebte. Dieser Optimismus sollte in den nächsten zwei Jahren das Geheimnis seines Erfolgs werden. Scholems Flucht nach vorne war genau das Programm, das die geschlagene und verun-
sicherte Partei gerne hörte. […] Scholem versprach den Mitgliedern die Revolution, und dies war das Geheimnis seines Aufstiegs.« (RH, S. 233.)
Als Mitglied des Sekretariats des Politbüros hatte Scholem mit der Aufgabenverteilung in der KP ein mächtiges Druckmittel zur Verfügung. Ein besseres Mittel zur Disziplinierung der Funktionäre als ihre finanzielle Abhängigkeit ist kaum denkbar (MK, S. 250). In kurzer Zeit wurden 22 der insgesamt 27 Bezirksleitungen »umgestellt« (RH, S. 233). Hoffrogge weist überzeugend nach, dass die KPD durch den »nicht abreißenden Führungsstreit mehr und mehr zum Pfand im sowjetischen Machtspiel« wurde (RH, S. 292).
Gescheiterte Kontaktversuche
Bois’ Buch ist eine Fundgrube für Detailinformationen über die kleinen und großen Gruppen und ihre Aktivisten. Anders wäre dem Untersuchungsgegenstand kaum nahe zu kommen. Wer an Vergleichen oder Verallgemeinerungen interessiert ist, der konzentriere sich auf die Kapitel fünf und sechs. Ausgesprochen informativ sind die Ausführungen des Autors über den Brief der 700 (siehe dazu auch RH, S. 307), über Stalins Aufstieg zum Alleinherrscher und die Situation in der KPD Ende 1926.
Zwischen 1927 und 1929 gab es in der Sowjetunion mehrere Versuche rechter und linker Oppositioneller, aufeinander zuzugehen. Der Suhler Volkswille berichtete zum Beispiel ausführlich über das »Geheimtreffen« zwischen Bucharin und Kamenev 1928.19 Doch diese Bemühungen scheiterten. Gab es vergleichbare Initiativen in Deutschland? So vielfältig die Gruppierungen waren, ähnelten sie untereinander zerstrittenen Traditionsvereinen ohne Einfluss auf das politische Leben.
Die Moskauer Forderung nach Verstärkung der Betriebszellenarbeit zog 1924 das noch größere Problem der Gewerkschaftsarbeit nach sich. Wie sollte dieser Prozess unter Abgrenzung von »Rechten« und Versöhnlern in der KPD vor sich gehen? Da Scholem Kompromisse ablehnte, versuchte er diese Opportunisten per Fraktionsverbot kaltzustellen (RH, S. 282). Eine Bestätigung sah er in Stalins vergleichbarer Politik. Diesen Irrtum bezahlte er nach Ruth Fischers Rückkehr aus Moskau mit dem Verlust seines Postens im ZK und dem darauf folgenden Ausschluss aus der KPD. Damit stand er außerhalb der KPD und begann, seine eigene Partei – den Leninbund – zu schaffen.
So aufschlussreich die Analyse der Sozialstruktur der Linken Opposition ist, so ernüchternd ist die Einschätzung der theoretischen Hilflosigkeit und politischen Handlungsunfähigkeit der Vereinigten Linken Opposition nach 1930. Bei aller Selbstkritik der Linken Opposition und der Abkehr von tradierten linksradikalen Positionen, die nun die Politik der moskautreuen KPD-Führung prägten, konnte die innere Zerrissenheit bezüglich der theoretischen Auffassungen nicht überwunden werden. Am Ende waren es dennoch die aus der KP verdrängten Linken, die für die Einheitsfront mit den Sozialdemokraten plädierten, während die Parteiführung die Sozialfaschismus-Keule schwang.
Die Ausgrenzung der Abweichler aus der KPD
Die KPD-Führung hat das Fraktionsverbot geschickt ausgenutzt, um die Gruppierungen gegeneinander auszuspielen und nacheinander zu zerschlagen oder zu diskreditieren (RH, S. 236). Linkskommunistische Aktionen waren nur noch außerhalb der KPD möglich, die Apparat-Kader durch Finanzen an die Partei gebunden, die Mitgliedschaft der KPD taub für die Argumente der »Abweichler«, egal welcher Couleur.
Hoffrogge zeigt am Beispiel des Buchenwaldhäftlings Scholem, dass der innerparteiliche Streit zwischen linientreuen Kommunisten und dem Trotzkisten auch in den Konzentrationslagern weitergeführt worden ist. Kollektiver Widerstand gegen die SS und Gruppenegoismus, schreibt Hoffrogge unter Verweis auf Lutz Niethammers »gesäuberten Antifaschismus«, waren zwei Seiten einer Medaille. »Wenn die SS das Lagerregime verschärfte […] schwankte das Pendel vom Widerstand hin zum kommunistischen ›Gruppenegoismus‹« (RH, S. 440). Werner Scholem wurde nach einer Denunziation im KZ Buchenwald in den Steinbruch versetzt. Hier wurde er von dem für seine sadistischen Morde gefürchteten SS-Mann Johannes Blank am 17. Juli 1940 erschossen.
Matriarchat – Patriarchat – Sekretariat
Nach Gesellschaftstypen befragt soll Karl Radek, der die deutschen Linken sehr gut kannte, mit dem Hinweis auf die Abfolge Matriarchat – Patriarchat – Sekretariat geantwortet haben. Das, was die Anekdote einfängt, ist ebenfalls Gegenstand der hier vorgestellten Bücher. Die junge Elfriede Friedländer (Ruth Fischer) sah in der bürgerlichen Ehe »nichts weiter als ein Popanz der Religionen und Ethiken«, erst die ökonomische Befreiung der Arbeiterin eröffne die Chancen auf ein »Leben in inniger Gefühls- und Geistesgemeinschaft« (MK, S. 53). Warum sie gegen ihren Willen das mit Paul Friedländer gezeugte Kind abtreiben ließ, wissen wir nicht (MK, S. 38). Durch die Scheinehe (1922–1928) mit Gustav Golke wurde sie deutsche Staatsbürgerin. Ihren Lebensgefährten Arkadij Maslov heiratete Ruth Fischer nicht, auch wenn die beiden in der Öffentlichkeit als Eheleute auftraten.
Scholems Frau Emmy hatte anders als ihr Mann einen Beruf gelernt und ausgeübt: »[…] auch gegen Werners Willen« (RH, S. 343). Ihr Gehalt reichte, um Wohnung und Lebensstandard zu halten. Über den bürgerlichen Lebensstil »verlor Werner kein Wort«. Er sah seine Familie in der Regel nur »im Rückspiegel« (RH, S. 344). Hoffrogges Kommentar dazu: »Das damalige Männerbild verlangte nicht nach teilhabenden Vätern.« (RH, S. 350.) Die Differenzen zwischen den Eheleuten Scholem, ihre Ablehnung bzw. das Festhalten an überkommenen Konventionen, liegen auf der Hand; der Streit zwischen Ruth Fischer und Clara Zetkin über den Inhalt der frauenspezifischen Bildungsarbeit in der KPD gehört ebenfalls in diesen Kontext (MK, S. 214).
Der Direktivbrief zum Geheimbefehl der »Deutschen Operation des NKWD«
Dem von Ežov, Volkskommissar für Innere Angelegenheiten, am 14. Februar 1937 unterzeichneten Direktivbrief »Über die terroristische, Diversions- und Spionagetätigkeit der deutschen Trotzkisten im Auftrag der Gestapo auf dem Territorium der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken« war eine Anlage mit dem Titel »Orientierung über die Tätigkeit der ausländischen Organisationen deutscher Trotzkisten« angefügt.20 Reinhard Müller, der diese Dokumente zugänglich gemacht und kommentiert hat, wies seinerzeit auf Herbert Wehner als Informanten hin. Da weder die Deutsche Operation des NKWD noch die in den Kontext gehörenden Dokumente in den hier vorgestellten Büchern Erwähnung finden, ist auf die in der Anlage genannten Namen der deutschen Kommunisten, die als »Trotzkisten« in das Fadenkreuz des NKWD geraten sind, hinzuweisen.
Im Direktivbrief wird zunächst auf vier außerordentlich aktive Zentren hingewiesen: a) die Gruppe Internationale unter der Leitung von Ruth Fischer und Maslov, b) die Sozialistische Arbeiterpartei, c) die Milles-Gruppe und d) die Gruppe Urbahns (früher Führer des Leninbundes).21
»Bis auf den heutigen Tag«, heißt es unter Punkt 10, »ist die terroristische Agentur der deutschen Trotzkisten, die 1931–1933 in unser Territorium eingeschleust wurde, noch nicht entlarvt und liquidiert.«22 Vergleichbare Mängel der »operativen tschekistischen Arbeit« wurden auch im Hinblick auf die »Brandlerianer« und »Versöhnler« konstatiert. Der Befehl lautete, sich nicht mehr ausschließlich auf die Arbeit mit der politischen Emigration in der UdSSR zu konzentrieren, sondern in kürzester Zeit »die Agentur in ausländische trotzkistische Zentren einzuschleusen«.23
Für die operativen, mit der Umsetzung des Befehls beauftragten Mitarbeiter wurde eine Orientierung, die im ersten Teil u. a. detaillierte Angaben über a) die Tätigkeit der deutschen Trotzkisten und b) des Leninbundes vor 1933 präsentierte, angefügt. Darin ist eine ausführliche Passage enthalten, die Fritz Schimanski betrifft: »1) 1936 wurde in Moskau Schimanski, Fritz (ehem. Mitglied des ZK der KPD) verhaftet. Im ›Leninbund‹ gehörte Schimanski F. neben Urbahns, Grilewitsch, Bartel u. a. der Reichsleitung an. (Schimanski verschwieg während der Untersuchung seine Zugehörigkeit zum ›Leninbund‹ und zur Reichsleitung dieser Organisation.) Als Mitglied der Reichsleitung des ›Leninbundes‹ erhielt Schimanski ein Gehalt von dieser Organisation und leitete systematisch die Arbeit im Büro des ›Leninbundes‹, das sich in der Adalbertstrasse 16 befand. 1928 oder etwas später trat Schimanski zusammen mit Maslow aus dem ›Leninbund‹ aus und wurde in die KPD wiederaufgenommen. Die konterrevolutionäre Arbeit Schimanskis 1928–1934 wurde durch die Untersuchung bisher nicht aufgedeckt, nach allen Angaben war aber seine Tätigkeit analog zur Tätigkeit Kunts […]. In diesem Zusammenhang verdient der enge Kontakt von Schimanski mit Deutschmann Artur, dem ehemaligen Mitglied der Berliner Leitung des ›Leninbundes‹, Aufmerksamkeit.«24
Abschließend ist es erforderlich, noch einige fehlerhafte Angaben bei der Datierung von Verhaftungen und Verurteilungen in den hier rezensierten Bänden zu korrigieren. Es trifft nicht zu, dass Heinz Epe,25 Heinrich Süßkind26 und Leo Roth27 in Schauprozessen, sondern nach einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt wurden; Josef Erdmann, verhaftet am 30. Oktober 1936 und am 23. Juli 1937 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, verstarb nicht in NKWD-Haft (MB, S. 420), sondern wurde am 11. September 1941 im Polit-Isolator von Orel erschossen.28 Seit Alexander Vatlins Was für ein Teufelspack29 sollte bekannt sein, dass Fritz Schimanski am 17. August 1936 verhaftet und am 1. Juni 1937 zu zehn Jahren Gulag verurteilt wurde. Die Angaben über dessen Schicksal, die Bois (MB, S. 420), Hoffrogge (RH, S. 340) und Keßler (MK, S. 319/320) unter Verweis auf Reinhard Müllers Menschenfalle anführen,30 sind seit dessen Buch über Herbert Wehner korrekturbedürftig.
Das trifft auch auf weitere biografische Angaben in Keßlers exzellenter Studie zu. Im Kapitel V »Ausgestoßen und gejagt (1933–1941)« (MK, S. 315–392) ist u. a. von Marcel Rosenberg (am 26. Dezember 1938 verhaftet, am 8. April 1938 erschossen)31 und Artemij Chalatov die Rede (MK, S. 343). Chalatov wurde bereits am 26. September 1937 erschossen,32 Wolfgang Duncker kam 22. November 1942 im Loktschimlag ums Leben.33 Robert Hauschild (RH, S. 117) wurde am 31. August 1936 verhaftet, am 28. Mai 1937 zu fünf Jahren Gulag verurteilt und verstarb am 15. Juli 1938 in Workuta.34
1 Marcel Bois/Florian Wilde: Ein kleiner Boom: Entwicklungen und Tendenzen der KPD-Forschung seit 1989/90, in: Ulrich Mählert u. a. (Hg.): Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2010, Berlin 2010, S. 309–322.
2 Die in Russland erschienene Rakovskij-Biografie ist bisher in keiner deutschen Fachbibliothek verfügbar. Georgij Černjavskij/Michail Stančev/Marija Tortika (Lobanova): Žiznennyj put’ Christiana Rakovskogo. 1873–1941. Evropieizm i bol’ševizm: neokončennaja duel’ [Der Lebensweg von Christian Rakovskij. 1873–1941. Europäismus und Bolschewismus. Ein unvollendetes Duell], Moskau 2014.
3 Siehe Klaus Kinner: In Hass und Liebe zum Kommunismus. Mario Keßler hat eine kritische Biografie über Ruth Fischer verfasst, in: Neues Deutschland vom 21. März 2013, S. 17.
4 Siehe Wolfgang Ruge: Lenin. Vorgänger Stalins. Eine politische Biografie. Bearbeitet und mit einem Vorwort von Eugen Ruge, herausgegeben von Wladislaw Hedeler, Berlin 2010.
5 Siehe Alexander Vatlin/Wladislaw Hedeler (Hg.): Die Weltpartei aus Moskau. Der Gründungskongress der Kommunistischen Internationale 1919. Protokoll und neue Dokumente, Berlin 2008.
6 Nur am Rande sei erwähnt, dass in Stalins Besucherjournal kein Aufenthalt von Ruth Fischer (MK, S. 257) in Stalins Kabinett verzeichnet ist. Siehe Na prieme u Stalina. Tetradi (žurnaly) zapisej lic, prinjatych I. V. Stalinym (1924–1953). Spravočnik Naučnyj redaktor A. A. Černobaev [Zur Audienz bei Stalin. Besucherbuch der von J. W. Stalin (1924–1953) empfangenen Personen. Handbuch, wiss. Redakteur A. A. Černobaev], Moskau 2010.
7 Auf diesen Konflikt geht Jens Becker ausführlich ein, in: ders.: Heinrich Brandler. Eine politische Biographie, Hamburg 2001.
8 Die entsprechenden Belegstellen hat Wolf-Dietrich Gutjahr referiert, in: »Revolution muss sein«. Karl Radek – Die Biographie, Wien/Köln/Weimar 2012.
9 Siehe A. N. Artizov u. a (Hg.): »Očistim Rossiju nadolgo …« V. Lenin (Ul’janov). Repressii protiv inakomysljaščich konec 1921 – načalo 1923 g. Dokumenty [»Wir säubern Russland für lange
Zeit …« V. Lenin (Ul’janov). Repressalien gegen Andersdenkende, Ende 1921 – Anfang 1923. Dokumente], Moskau 2008.
10 A. A. Plechanov/A. M. Plechanov (Hg.): F. Ė. Dzeržinskij. Predsedatel’ VČK-OGPU. 1917–1926
[F. Ė. Dzeržinskij. Vorsitzender der Tscheka/OGPU. 1917–1926], Moskau 2007.
11 Siehe RKP(b) vnutripartijnaja bor’ba v dvadcatye gody. Dokumenty i materialy. 1923 g. [Die KPR(B) und der innerparteiliche Kampf in den zwanziger Jahren. Dokumente und Materialien. 1923], Moskau 2004.
12 Siehe Reinhard Müller: Menschenfalle Moskau. Exil und stalinistische Verfolgung, Hamburg 2001; ders.: Herbert Wehner. Moskau 1937, Hamburg 2004.
13 Siehe G. W. Plechanow: Grundlagen politischer Taktik, in: ders.: 1917 – zwischen Revolution und Demokratie. Eine Auswahl von Artikeln und Reden aus den Jahren 1917 und 1918. Berlin 2001, S. 101.
14 Aus den stenografischen Aufzeichnungen über die Tagung der Konstituierenden Versammlung,
5. bis 6. Januar 1918, in: Die Russische Revolution 1917. Wegweiser oder Sackgasse, Berlin 1997, S. 412–414.
15 Gemeint ist die zwischen V. I. Lenin und I. G. Cereteli seit April 1917 geführte Auseinandersetzung über die Aktualisierung einer Äußerung von Friedrich Engels. Engels schrieb: »Es ist das Schlimmste, was dem Führer einer extremen Partei widerfahren kann, wenn er gezwungen wird, in einer Epoche die Regierung zu übernehmen, wo die Bewegung noch nicht reif ist für die Herrschaft der Klasse, die er vertritt, und für die Durchführung der Maßregeln, die die Herrschaft dieser Klasse erfordert.« Siehe Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg, in: MEW, Bd. 7, Berlin 1967, S. 400.
16 Siehe N. E. Bystrova u. a (Hg.): »Soveršenno sekretno«: Lubjanka – Stalinu o položenii v strane (1922-1934 gg.) [»Streng geheim« – Die Lubjanka an Stalin über die Situation im Land 1922 bis 1934], Teil 1: 1922–1923, Moskau 2001, Teil 2: 1924, Moskau 2001; Teil 3: 1925, Moskau 2002; Teil 4: 1926, Moskau 2001; Teil 5: 1927, Moskau 2008; Teil 6: 1928, Moskau 2002; Teil 7: 1929, Moskau 2007; Teil 8: 1930, Moskau 2008; Teil 9: 1931, Moskau 2014.
17 Siehe hierzu Z. Galili/A. Nenarokov (Hg.): Men’ševiki v bol’ševistskoj Rossii 1918–1924 [Menschewiki im bolschewistischen Russland 1918–1924], Moskau 2004; A. Libich/A. Nenarokov (Hg.): Men’ševiki v emigracii. Protokoly Zagraničnoj Delegacii 1922–1951 [Menschewiki in der Emigration. Protokolle der Auslandsorganisation 1922–1951], Teil 1: 1922–1938, Moskau 2010.
18 Siehe Iz protokola zasedanija PB CK RKP(b), 21 avgusta 1923 g. [Aus dem Protokoll der Sitzung des Politbüros des ZK der KPR(B) vom 21. August 1923], in: G. M. Adibekov u. a (Hg.): Politbjuro CK RKP(b)-VKP(b) i Komintern. 1919–1943. Dokumenty [Das Politbüro des ZK der KPR(B)-KPdSU(B) und die Komintern. 1919–1943. Dokumentation], Moskau 2004, S. 166.
19 Siehe hierzu den Anhang in: Nikolai Bucharin: 1929 – Das Jahr des großen Umschwungs, Berlin 1991, S. 111–153. Jürg Ulrich verzichtet auf eine Analyse der Dokumente, in: ders.: Kamenev: Der gemäßigte Bolschewik. Das kollektive Denken im Umfeld Lenins, Hamburg 2006, S. 219–224.
20 Müller: Herbert Wehner (Anm. 12), S. 362–397.
21 Siehe ebd., S. 363 f.
22 Ebd., S. 366.
23 Ebd., S. 368.
24 Ebd., S. 371 f.
25 Siehe Hermann Weber/Andreas Herbst (Hg.): Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Berlin 2008, S. 228 f.
26 Siehe L. S. Eremina/A. B. Roginskij (Hg.): Rasstrel’nye spiski. Moskva 1935–1953. Donskoe kladbišče (Donskoj krematorij). Kniga pamjati žertv političeskich repressij [Erschießungslisten. Moskau 1935–1953. Donskoje Friedhof (Donskoje-Krematorium). Gedenkbuch für die Opfer politischer Repressalien], Moskau 2005, S. 189.
27 Siehe dies.: Rasstrel’nye spiski. Moskva 1937–1941. Kommunarka. Butovo. Kniga pamjati žertv političeskich repressij [Erschießungslisten. Moskau 1937–1941. Kommunarka. Butovo. Gedenkbuch für die Opfer politischer Repressalien], Moskau 2000, S. 102.
28 2614978 Žertvy političeskogo terrora v SSSR. Izd-4-e. [2614978 Opfer des politischen Terrors in der UdSSR. 4. Aufl.], CD-ROM, Moskau 2007.
29 Siehe Alexander Vatlin: »Was für ein Teufelspack.« Die Deutsche Operation des NKWD in Moskau und im Moskauer Gebiet 1936 bis 1941, Berlin 2013, S. 320. Die russische Originalausgabe ist 2012 erschienen.
30 Siehe Müller: Menschenfalle Moskau (Anm. 12), S. 133.
31 Siehe Eremina/Roginskij (Hg.): Rasstrel’nye spiski. Moskva 1937–1941 (Anm. 27), S. 349.
32 Siehe Eremina/Roginskij (Hg.): Rasstrel’nye spiski. Moskva 1935–1953 (Anm. 26), S. 487.
33 Siehe Carola Tischler: Mersus. Der Filmkritiker Wolfgang Duncker, München 2007, S. 45 f. Carola Tischler stützt sich auf die im SAPMO (Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv) überlieferten Kaderakten.
34 2614978 Žertvy političeskogo terrora v SSSR (Anm. 28).