JHK 2016

Misstrauen – unausweichliches und zerstörerisches Charakteristikum der Konspiration. Der Fall der Kommunistischen Partei Polens (1918–1938)

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 113-130 | Metropol Verlag

Autor/in: Eryk Krasucki

Argwohn und innerparteiliche Konflikte

Als sich der bekannte deutsche Soziologe Georg Simmel zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Soziologie von Geheimbünden beschäftigte, nannte er unter anderem das Bewusstsein von der Andersartigkeit, das Aristokratische, die Existenz eines Kreises von Eingeweihten, Gruppenegoismus, Zentralisierung und Entindividualisierung als deren immanente Merkmale.[1] Diese Begriffe erlauben eine Annäherung an das in der kommunistischen Bewegung entstandene Phänomen der »revolutionären Wachsamkeit«[2] – eine der möglicherweise wichtigsten Tugenden des Revolutionärs, die allerdings sehr leicht in Misstrauen umschlägt. Interessanterweise schreibt Simmel über Vertrauen innerhalb von Geheimorganisationen, dass »keinerlei andres Vertrauen einer so ununterbrochenen subjektiven Erneuerung« bedürfe, denn die »Bewahrung des Geheimnisses ist etwas so Labiles, die Versuchungen des Verrates so mannigfaltig, in vielen Fällen führt ein so kontinuierlicher Weg von der Verschwiegenheit zur Indiskretion, daß das unbedingte Vertrauen auf jene ein unvergleichliches Überwiegen des subjektiven Faktors enthält«.[3] Simmel verweist außerdem darauf, dass auf diese Weise eine starke moralische Verbundenheit unter den Menschen entstehe. Hier scheint die Frage angebracht, woher diese positive Sicht auf die gruppeninternen Beziehungen eigentlich rührt. Erklärt sie sich aus dem Entstehungszeitpunkt der Studie, als eine totalitäre Realität zwar nicht mehr in weiter Ferne lag, aber immerhin Zukunftsmusik darstellte?

Zeitgenössische Untersuchungen lassen keinen Zweifel, dass Vertrauen in geheimen Organisationen nicht nur das erwünschte Gemeinschafts- und Verantwortungsgefühl hervorruft, sondern auch einen dysfunktionalen Charakter annehmen kann.[4] Angesichts der dramatischen Geschichte des 20. Jahrhunderts fällt es nicht schwer, zahlreiche Beispiele von obsessivem oder paranoidem Misstrauen anzuführen, das an verschiedenen Orten der Welt sowohl Individuen und Gruppen als auch ganze Gesellschaften heimsuchte.[5]

Auch in der Geschichte der Kommunistischen Partei Polens (Komunistyczna Partia Polski, KPP; bis 1925 Kommunistische Arbeiterpartei Polens, Komunistyczna Partia Robotnicza Polski, KPRP) war das Phänomen nicht unbekannt.[6] Die KPRP war im Dezember 1918 durch die Vereinigung der SDKPiL (Socjaldemokracja Królestwa Polskiego i Litwy, Sozialdemokratie des Königreichs Polens und Litauens) mit dem linken Flügel der Polnischen Sozialistischen Partei entstanden und blieb – abgesehen von den ersten Monaten ihres Bestehens – während der gesamten Zwischenkriegszeit eine illegale Organisation, obwohl Kommunisten und die kommunistische Ideologie als solche toleriert waren (zwischen 1921 und 1935 gab es eine kommunistische Fraktion im Sejm).[7] Die Partei wurde verboten, weil sie, was auch aus ihren ersten programmatischen Schriften deutlich hervorgeht, die Grundlagen des neuen Staatssystems ablehnte.[8] Das übergeordnete Ziel der KPRP war der Sieg einer sozialen Revolution, verstanden als Teil der weltweiten Revolution, die 1917 begonnen hatte. Der Weg dahin sollte über »schwere Kämpfe zwischen revolutionären und konterrevolutionären Kräften« und die Zerstörung der kapitalistischen Ordnung führen, deren Ausdruck und natürlicher Verteidiger der »bourgeoise Staat« sei.[9] Die aufgeklärte Masse der Arbeiter, die von der Roten Armee unterstützt werden sollte, spielte dabei eine Schlüsselrolle. Interessant ist, dass die ersten programmatischen Verlautbarungen der KPRP noch relativ autonom erfolgten und eine ausdrückliche Fortsetzung der Ideen Rosa Luxemburgs darstellten.[10] Natürlich waren sie von der Situation in Russland inspiriert, bedienten sich aber noch nicht von außen aufgedrückter Formulierungen.[11] Dies änderte sich, als die KPRP im Jahr 1919 der Komintern beitrat und sich deren Direktiven immer konsequenter unterordnete, obwohl das Zentralkomitee erst im Februar 1921 die sogenannten 21 Bedingungen zur Aufnahme in die Kommunistische Internationale akzeptierte.[12] Die öffentliche Meinung in Polen betrachtete die Kommunisten jedoch von Anfang an als »bolschewistische Agenten«, die die Vernichtung des Staats anstrebten.[13] Auch die Kommunisten selbst sprachen sowohl in privaten als auch programmatischen Äußerungen oft von der Sowjetunion als ihrem »wahren Vaterland«.[14] Von den inneren Konflikten, die die Partei während ihrer gesamten Existenz spalteten, hatten die meisten Polen keine Vorstellung.[15]

Aus der Sicht der Partei stellte sich die Sache hingegen anders dar. Es überrascht nicht, dass es – neben den Problemen, die sich aus der Illegalität ergaben – gerade die Meinungsverschiedenheiten und Konflikte innerhalb der Partei waren, die spezifische Bedingungen für die Entstehung von Misstrauen schufen.[16] Hier trat ein einfacher psychologischer Mechanismus zutage. Scheinbar harmlose Fakten ordneten sich zu einem festen Bild, und die Wirklichkeit lieferte zahlreiche Bestätigungen für die Existenz und das schädliche Wirken des Feindes. Dieser konnte sich überall verstecken – eine Angst, die für Kommunisten in verschiedenen Teilen der Welt charakteristisch war.[17] In extremen Fällen wuchs – begünstigt durch die Konspiration – die Überzeugung, dass eine Verschwörung im Gang sei, auf die bereits kleinste Zeichen und Gesten deuten konnten. Gleichzeitig wurden jegliche Hinweise, die dieser Sicht widersprachen, ignoriert, denn diese könnten ja vom Feind arrangiert worden sein.[18]

In den Parteiunterlagen findet man viele Beispiele für diesen Persönlichkeitstypus. So beschreibt eine an die Komintern-Zentrale gerichtete Beurteilung einen Funktionär mit den Worten: »Dąb Jakub (Ps.[eudonym] zuletzt Turski),[19] ich kenne ihn seit dem Jahr [19]27. Von [19]28 bis Herbst [19]32 saß er im Gefängnis. […] In Bezug auf Konspiration ist er geradezu besessen. […], er glaubt niemandem, verdächtigt jeden bei jeder Gelegenheit, sieht in jedem Passanten Spitzel usw. Diese Mängel beeinflussen ihn als Organisator sehr negativ. Die Leute aus seinem Umkreis nehmen aus diesem Grund ungern Anweisungen von ihm an. Aus ihm könnte ein sehr guter Agitator werden. Polizeilich habe ich zu ihm absolutes Vertrauen (er verspätet sich gern).«[20]

 

Der Wandel der Parteisprache

Das übermäßige Misstrauen wird hier als eine negative Eigenschaft dargestellt, die in der täglichen Arbeit mit einem Funktionär überaus lästig werden kann. Unklar bleibt, wieso der Beurteilende fand, dass sich das dargestellte Persönlichkeitsprofil besonders gut zum Propagandisten eigne. Diese keineswegs zufällige Bemerkung erklärt sich mit Blick auf die schon erwähnten Spaltungen in der KPP, die in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre eine ungewöhnliche Schärfe annahmen. Kommunistische Presseorgane starteten zu dieser Zeit äußerst brutale Attacken auf die innerparteilichen Opponenten. Das, was in den Ortsgruppen ein Ärgernis war, wenn Animositäten und Reibereien dazu führten, dass einzelne oder Gruppen verraten wurden und aufflogen, wurde in der Parteipresse nun zur Norm.

Charakteristisch für diesen Wandel, der sich innerhalb weniger Jahre vollzog, sind Artikel der Trybuna Radziecka von Januar und Februar 1931. Sie entstanden im Nachgang des II. Plenums des ZK der KPP, das die Stärkung der »bolschewistischen Einheit der Partei« bekräftigt hatte. Dies führte zur weiteren Ächtung der sogenannten rechten Gruppe von Adolf Warski,[21] Maria Koszutska (Wera Kostrzewa)[22] und Stefan Królikowski (Bartoszewicz),[23] die nach Ansicht der damaligen Parteiführung spalterische Tendenzen in der Warschauer Organisation ausgelöst hatten. Eine Gruppe kommunistischer Arbeiter aus Warschau und Umgebung um Piotr Mauer, genannt Pietrek, hatte im Herbst 1930 in einem Schreiben an das ZK der KPP ihre Unzufriedenheit mit der Entfernung von Warski, Kostrzewa und Królikowski aus der Parteiführung, dem voranschreitenden Demokratieschwund innerhalb der KPP und dem Fehlen einer Arbeiterrepräsentanz in den verschiedenen Führungsgremien der Partei geäußert. Auf dem II. Plenum des ZK der KPP wurden die Mitglieder der Gruppe als Spalter und Renegaten verurteilt und danach aus der Partei ausgeschlossen.[24] Die Sprache, der man sich zu diesem Zeitpunkt bediente, war voller Beleidigungen und bedingungsloser Urteile. Die Positionen der einst angesehenen Genossen Warski, Koszutska und Królikowski wurden als »Opportunismus« und »Bankrott« bezeichnet, und ihre Namen galten – so die Meinung der Publizisten – als »Rammsporn in den Händen der Feinde des Proletariats, mit dem sie versuchen, die Einheit und Geschlossenheit der Parteireihen zu brechen«. Man kündigte einen »rücksichtslosen Kampf« gegen die »Doppelzüngigen« an, die schon lange auf »antiparteilichen Positionen« stünden. Noch schärfer betitelte man die Pietrek-Gruppe als »Abtrünnige« und »Agenten des Klassenfeindes«, die »auf die schiefe Bahn der Konterrevolution« geraten seien. Die Partei habe entschieden zu reagieren und tat dies auch: »Nicht abgrenzen und mit Worten verurteilen, sondern demaskieren, entwaffnen und politisch vernichten.«[25]

In einem dieser Artikel taucht die interessante Bemerkung auf, dass Warski, Kostrzewa und Królikowski »mit dem letzten Rest der Fraktionsvorurteile und des noch nicht überwundenen Misstrauens« hätten »spekulieren und diskontieren wollen«[26] – ein Verweis auf die bereits in früheren Jahren durch die Komintern vorgenommenen erfolglosen Versuche, einen ruinösen inneren Konflikt zu beseitigen.[27]

Allerdings waren das Misstrauen der Partei gegen ihre eigenen Genossen und die rücksichtslosen Formulierungen bei der Beschreibung des Feindes nicht von Anfang an typisch für die KPRP/KPP. Dokumente aus früheren Jahren zeigen, dass geradezu übertrieben empfindlich auf jegliche Versuche reagiert wurde, Parteigenossen zu diffamieren. Bezeichnend ist hier eine Begebenheit während des IV. Komintern-Kongresses (1922), als Julian Leszczyński-Leński[28] während einer Besprechung der polnischen Delegation sagte, dass Franciszek Grzelszczak[29] während seines Auftritts »gefaselt« habe. Die Versammelten reagierten empört, und Adolf Warski, der Nestor der polnischen Kommunisten, entgegnete Leszczyński, »dass er für diese Bemerkung in Polen von der Partei relegiert würde«.[30] Ist das nicht ein deutlicher Hinweis, woher der Klimawechsel in der innerparteilichen Diskussion rührt? In diesem Zusammenhang ist nicht unerheblich, dass Leszczyński in der Anfangszeit der KPRP/KPP unter polnischen Kommunisten auf sowjetischem Territorium aktiv war und mit polnischen Aktivisten in Polen nur gelegentlich Kontakt hatte. Er bezog sich folglich auf eine andere Wirklichkeit, eine andere Sprache und eine andere politische Kultur. Die innerhalb Polens aktiven Kommunisten machten erst im Jahr 1924 Bekanntschaft damit.[31] Das ZK der KPRP hatte damals in einem Brief an das Präsidium des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale und das Politbüro der Kommunistischen Partei Russlands (Bolschewiki) den Rückgang der innerparteilichen Diskussion und die ungenierte Entfernung von Kritikern der aktuellen Komintern- und Sowjet-Politik kritisiert. Stalin rief die Polen zur Ordnung, indem er die Einmischung in Angelegenheiten der russischen Partei zur »Usurpation« erklärte. Auf dem V. Weltkongress der Komintern (1924) fand die Sache ihr ausdrückliches Ende. Dort wurde eine Polnische Kommission ins Leben gerufen, mit Stalin an der Spitze. Sie befand die bisherige Politik der KPRP-Leitung als »opportunistisch« und entzog ihr die Macht.[32] Auf diese Weise endete die Autonomie der polnischen Partei, was zu einer Verschlechterung des Vertrauensverhältnisses und des zwischenmenschlichen Klimas innerhalb der Partei führte.

Auf der politischen Ebene tauchte eine neue Sprache auf. Zunächst blieb sie bei der Beschreibung der politischen Opponenten noch relativ milde und reserviert. Zwar wird nach dem Parteitag von 1925 der »Kampf mit einer rechten Gruppe« erwähnt, deren Aktivitäten man als »rechte Abweichungen« bezeichnete, aber eine gewisse Wertschätzung ist noch spürbar. Die innerparteiliche Auseinandersetzung in dieser Zeit hatte noch nicht den Charakter von persönlichen Gefechten, was im Kontext der folgenden Jahre kaum mehr denkbar war.[33] Als die alte Kinderstube in der Partei an Bedeutung verlor, wie es in den zitierten Texten von 1931 sichtbar wird, wuchsen neue Allianzen, und Loyalität wurde zu einem quasi vergessenen Begriff. Der alte, miteinander freundschaftlich verbundene »Monolith«, das heißt die berühmte Gruppe der drei »W«, Adolf Warski, Maria Koszutska (Wera Kostrzewa) und Henryk Walecki, oft ergänzt um Edward Próchniak, zerfiel Anfang der 1930er Jahre sang- und klanglos. Warski und Koszutska wurden zu Unpersonen innerhalb der Partei, Walecki und Próchniak distanzierten sich auf die übliche Weise voneinander und gaben selbstkritische Erklärungen ab, um nicht der Verbindung mit gebrandmarkten Genossen verdächtigt zu werden.[34] Próchniak formulierte auf dem VI. Parteitag der KPP 1932 lapidar, »dass die Sache der Partei höher stehe als persönliche Beziehungen«.[35] Damit war klar, was seit geraumer Zeit offensichtlich war, sich aber viele noch nicht eingestehen wollten: Die innerparteilichen Beziehungen waren in eine neue Phase übergegangen. Koszutskas Äußerungen über Stalin und den Komintern-Apparat aus dem Jahr 1924 wirkten nun sowohl hinsichtlich der Form als auch aufgrund der Fehleinschätzung unglaublich: »Genossen! In unserer Kommunistischen Internationale wachsen gebrochene Knochen zusammen. Ich fürchte mich hingegen vor etwas anderem. Eben aus der Logik dieses Privilegs heraus sind für euch nicht die Menschen gefährlich, denen man aus ähnlichen Gründen wie uns die Knochen bricht, sondern die, die überhaupt keine Knochen haben.«[36] Genau diese Menschen ohne Knochen stellten sich jedoch als Sieger heraus und gaben der kommunistischen Bewegung von nun an eine spezifische Richtung, die das Misstrauen, auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen, zu etwas Alltäglichem machte.[37]

 

Das Jahr 1937 – der Höhepunkt

Im Jahr 1937 kulminierte die Psychose. Die Dokumente dieser Zeit, in denen überhaupt nicht mehr zwischen Privatem und Politischem getrennt wurde, zeigen anschaulich die Dramatik dieses Momentes. Das damals von der Komintern herausgegebene Leitmotto, das die Kommunisten zur Verstärkung der »Klassenwachsamkeit« und zur »Unterscheidung zwischen echten Freunden und versteckten Feinden« aufrief, die »mitleidslos und unmittelbar aus den Reihen der Partei zu entfernen sind«,[38] wurde in die Praxis umgesetzt. Ignacy Rylski (Jan Lubieniecki),[39] einer der bedeutendsten KPP-Funktionäre, der in den Jahren 1934 und 1935 in der Komintern-Abteilung für internationale Verbindungen arbeitete, benutzte auf einer Versammlung zur Veranschaulichung dieser Richtlinien folgende Formulierung: »Um jeden Genossen wirklich kennenzulernen, dürfen wir nicht davor zurückschrecken, jedem Parteimitglied in die Seele zu kriechen – wenn nötig, auch mit dreckigen Schuhen.«[40] Wie sich dies auf die tägliche Praxis auswirkte, mag einer der Aktenvermerke illustrieren, von denen damals viele entstanden und die meist verheerende Folgen hatten. Autorin ist die nicht näher bekannte G.M. Majewska, die für die Kaderabteilung der Komintern Beobachtungen und Verdächtigungen polnischer Kommunisten notierte. Darin ist unter anderem zu lesen, dass Adolf Warski sich häufig »als Mann der Dzierżyńska« im Kreml aufhalte und sie, Majewska, »sich verpflichtet fühle, die Organe der Komintern darüber zu informieren«.[41] Ist das eine besondere Sensation? Absolut nicht. Die Beziehung zwischen Warski und Zofia Dzierżyńska, der Witwe des »eisernen Feliks« (Dzierżyński), war allgemein bekannt und wurde nicht geheim gehalten.[42] Im damaligen Kontext besaß der Vermerk eine andere Dimension. Als er geschrieben wurde, befand sich Warski bereits in NKWD-Haft, und das Material konnte bzw. sollte – indem man dem Verhältnis der beiden Merkmale einer Verschwörung verlieh – höchstwahrscheinlich die Vorbereitung der Anklage stützen. Was macht so jemand im Kreml?, könnte man fragen, und wenn man die NKWD-Dokumente zur »Polnischen Militärorganisation« auf dem Gebiet der UdSSR kennt, muss die Antwort für die Ermittler offensichtlich gewesen sein.[43]

Dies war im Schreiben von Majewska nicht die einzige Information, die sich an aktuelle Bedürfnisse anpassen ließ. An anderer Stelle lesen wir: »Bei Bronkowski[44] und Albert[45] finden sehr oft abendliche Treffen statt, an denen außer Unszlicht,[46] Muklewicz,[47] Feldman[48] auch die KPP-Mitglieder Leński, Skulski,[49] Bielewski,[50] Grzegorzewski,[51] Henrykowski[52] und Jezierska[53] teilnehmen.«[54] Es muss nicht eigens erwähnt werden, dass keine der erwähnten Personen die Zeit des Großen Terrors überlebt hat. Ohne Ausnahme wurden alle der Spitzeltätigkeit für den polnischen Geheimdienst angeklagt.[55] An anderer Stelle im selben Dokument ist zu lesen: »Jezierska, die ehemalige Stellvertreterin der Polnischen Sektion der Kommunistischen Internationale, erzählte mir im vergangenen Jahr, dass sie eine Notiz vernichtet habe, die ein Mitglied der KPP-Führung, einen Anhänger von Leński, kompromittiert hätte; über die Vernichtung der Notiz informierte sie Leński und Bronkowski. Wie sie mir erklärte, tat sie dies, um der Gruppe von Mark[56] kein Material gegen Leński und seine Anhänger in die Hände zu geben.«[57] Offen bleibt die Einstellung der Schreiberin, die, wie es scheint, eine Frau war, zu der Jezierska Vertrauen hatte. Offenbar war Jezierska aber nicht bewusst, auf wessen Seite diese stand und dass die Information über die Vernichtung von Dokumenten sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringen könnte.

Jezierskas Geschwätzigkeit wird übrigens mehrfach in den Dokumenten deutlich. »Sie erkennt keine Autoritäten an«, schrieb Jan Paszyn-Bielewski im Jahr 1937, »außer Leński, sich selbst und Bronkowski, obwohl sie vor ihrer Freundin sehr schlecht über Bronkowski geredet hat.«[58] Jezierskas Verhalten kann als Beispiel für schwindendes Misstrauen dienen. Ob die »Wachsamkeit« ihre Chancen erhöht hätte, das Terrorjahr 1937 zu überleben, ist allerdings fraglich. Jedoch half sie mit ihrem Verhalten der anderen Seite, Schuldbeweise gegen die Personen, über die sie redete, zusammenzutragen.


Schneeball

Solange jeder verdächtig war und man sich in offiziellen Parteiverlautbarungen intensiv mit Provokateuren beschäftigte, gehörte es in der KPP dazu, andere zu beschuldigen. Den Anfang machte, wie es scheint, ein Bericht von Vincas Mickevičius-Kapsukas,[59] Leiter des polnisch-baltischen Ländersekretariats,[60] aus dem Jahr 1929, der den vielsagenden Titel »Die Aktivität der polnischen Schädlinge« trug. Darin stellte er fest, dass in der KPP ein reges und weitverzweigtes Netz von Provokateuren aktiv sei, das auf verschiedenen Ebenen wirksam in die Parteistrukturen eingedrungen sei. Direkte Folge des Berichts war ein Beschluss des Exekutivkomitees der Komintern vom Mai 1929, der anwies, die KPP mit allen Mitteln vor Provokationen zu schützen. Bei der Enttarnung der Agenten sollte die GPU, die sowjetische Geheimpolizei, helfen. William J. Chase, der diese Ereignisse als Erster beschrieb, kommentierte, dass Stalin und andere Führer der Kommunistischen Allunions-Partei (Bolschewiki) sowie der Komintern die KPP ohnehin misstrauisch beobachteten.[61]

Als eine Präventionsmaßnahme lancierte die Komintern eine Umfrage zum Thema Provokation. Auf diese Weise wollte man Informationen über Verschwörer sammeln und – wie es scheint – nebenbei auch zur Schaffung einer Charakteristik des Denunzianten beitragen. Neben selbstverständlichen Inhalten wie Name, Vorname, Alter, Beruf, Herkunft und Ausbildung des Provokateurs sammelten die Entwickler des Fragebogens auch Informationen, die es ermöglichen sollten, ein Profil anzulegen. Dazu fragte man nach dem »Grad der Parteierfahrenheit«, nach dem Lebensstil – konkretisiert durch Fragen wie: »Gab er viel Geld aus? Trank er? Veranstaltete er Zechgelage?« – oder »Hat er Konflikte mit der Organisation oder einzelnen Genossen und worüber?« sowie »Hat er Verwandte in der Polizei oder in der Abwehr?«. Weitere Punkte fragten ganz direkt nach parteischädigendem Verhalten: »Wann und in welchen Situationen wurde er zum Verräter (vor oder während Verhaftungen, aufgrund von Trunkenheit usw., aufgrund von Druck seitens der Familie oder ist er bereits als Provokateur der Partei beigetreten)?«, »Welche Folgen hatte die Provokation?« (Wie viele Personen wurden geschädigt, zu welchem Grad wurde die Arbeit der Organisation geschädigt?) und »Auf welche Weise hat man den Provokateur enttarnt?«. Zum Schluss fragte man nach dem »weiteren Schicksal des Provokateurs«: »Was macht er jetzt? Ist er immer noch bei der Polizei? Wo hält er sich auf? Verfolgt er noch unsere Genossen? Hat er irgendwelchen Kontakt mit der Organisation?«. Mit der Beantwortung der Fragen wurden gleichzeitig Informationen gesammelt, die nicht direkt angesprochen waren – es wurde offen darum gebeten, möglichst detailliert Auskunft zu geben.[62]

Leider ist außer einigen ausgefüllten Bögen bisher kein Material gefunden worden, das das Parteiwissen über Provokateure zusammenfasst und analysiert, falls es dieses überhaupt je gab.[63] Auf jeden Fall ist es überraschend, dass es trotz der eingesetzten Mittel und des detaillierten Einblicks in die Aktivitäten des Parteiapparats nicht gelang, einen so hoch in der Parteihierarchie angesiedelten aktiven Provokateur wie Józef Mützenmacher zu erkennen, der in den Jahren 1932 und 1933 stellvertretendes Mitglied des ZK der KPP war. Mit seiner ungewöhnlichen Biografie hat sich vor einigen Jahren Bogdan Gadomski näher beschäftigt.[64] Eine zentrale Frage, die sich aus Gadomskis Analyse ergibt, betrifft den Wandel innerhalb der polnischen politischen Polizei, der sich auf Betreiben von Henryk Kawecki, dem Direktor der Politischen Abteilung im Innenministerium, vollzog. Dieser war es, der »die Mystifikation an der Grenze zum Wahnsinn« entwickelte, wie Marian Malinowski einmal den Plan bezeichnete, nach dem der Provokateur selbst die Verschwörungen innerhalb der Partei aufdecken sollte.[65] Faszinierend ist dabei vor allem das Verständnis für den Mechanismus von Misstrauen und die Einsicht, dass man durch gezielte Streuung von Mutmaßungen kommunistische Umtriebe sehr viel wirkungsvoller eindämmen konnte, als es durch das kräftezehrende allmähliche Aufspüren und Verhaften einzelner Anhänger möglich war. Der Provokateur befand sich bereits im Zentrum des Parteilebens und bereitete zuerst einzelnen Funktionären, insbesondere Alfred Lampe,[66] und später der ganzen Partei Schwierigkeiten, als er 1934 auf Weisung von Kawecki unter dem Namen Jan Alfred Reguła die Geschichte der Kommunistischen Partei Polens publizierte. Das Buch wurde auf der Stelle zur Sensation. Antikommunisten sahen in ihm die einzig wahre Geschichte der Organisation, für die Kommunisten enthielt es die »geschmacklosesten Fälschungen und Unterstellungen«.[67] Die Publikation lieferte viele Fakten und Namen, zitierte Parteidokumente und offenbarte den komplizierten Charakter der innerparteilichen Beziehungen, auch der privaten. Henryk Kawecki sorgte dafür, dass das Buch so schnell wie möglich nach Moskau kam, und dachte bei dieser Gelegenheit darüber nach, wie es gelingen könnte, »die polnischen Kommunisten durch die sowjetischen Kommunisten und den ihnen unterstehenden NKWD fertigmachen zu lassen«.[68]

Historiker fasziniert seit Langem die Frage, ob Mützenmacher der »erste Aufrührer« war, »der eine Bombe innerhalb der KPP platzierte«,[69] aber das scheint etwas zu weit hergeholt. Er war lediglich jemand, der mit seinen Impulsen eine bereits seit geraumer Zeit bestehende Tendenz verstärkte.

Dies bestätigt auch die zweifellos berühmteste Rede von Nikita Chruschtschow: »Die Tatsachen beweisen, daß viele Mißbräuche auf Weisung Stalins erfolgten, ohne irgendwelche Normen der parteilichen und sowjetischen Gesetzlichkeit zu beachten. Stalin war ein sehr mißtrauischer Mensch mit krankhaftem Argwohn, wovon wir, die wir mit ihm arbeiteten, uns überzeugen konnten. Er konnte einen Menschen ansehen und sagen: ›Warum haben Sie heute einen so unruhigen Blick?‹ oder ›Weshalb wenden Sie sich heute so oft um und sehen mir nicht direkt in die Augen?‹. Der krankhafte Argwohn rief bei ihm wahlloses Mißtrauen hervor, darunter auch im Verhältnis zu hervorragenden Parteifunktionären, die er seit vielen Jahren kannte. Überall, auf Schritt und Tritt, sah er ›Feinde‹, ›Doppelzüngler‹ und ›Spione‹.«[70] Die gleiche Weltsicht zeigen schriftliche und mündliche Verlautbarungen aus den Kreisen der WKP (b) – hier reicht es, den »Kurzkurs«[71] zur Parteigeschichte zur Hand zu nehmen und auch nur oberflächlich durchzublättern – oder aus dem Umfeld der Komintern.[72] Provokateure gab es in den 1930er Jahren in fast jeder kommunistischen Partei.[73] Die KPP bildete also keine Ausnahme, obwohl ihr Fall zweifellos dadurch präzedenzlos wurde, dass sie die einzige Organisation war, die durch eine Entscheidung des Präsidiums des Exekutivkomitees der III. Kommunistischen Internationale aufgelöst wurde. Der Argwohn erreichte hier seine höchste Ausprägung – er umfasste ausnahmslos alle Parteimitglieder. Wie konnte es auch anders sein? Schließlich hatte sich herausgestellt, dass die Partei von einer »Bande von Spionen und Provokateuren«, einem »trotzkistisch-bucharinistischem Abschaum« geführt wurde, die entweder bereits »Agenten der polnischen Defensive waren oder es aufgrund derselben faschistischen Einstellung gern sein würden«.[74]

Die Statistik bringt uns die Tragödie dieser Menschen näher: 69 Prozent des Führungsapparates der KPP verloren während des Großen Terrors ihr Leben.[75] Es überlebten nur die, die in polnischen Gefängnissen saßen oder die aus irgendwelchen Gründen nicht nach Moskau gerufen worden waren. Die verwaisten Parteimitglieder und -funktionäre mussten sich mit Mutmaßungen und Ungewissheiten begnügen, die einen hervorragenden Nährboden für Misstrauen bildeten. Jeder, der die Entscheidung über die Auflösung der KPP oder die Stichhaltigkeit der Vorwürfe gegen die Parteifunktionäre infrage stellte, machte sich verdächtig.[76] Wie in einer Schatulle versteckte sich eine Verdächtigung in der nächsten.

 

Geerbtes Misstrauen

Man könnte meinen, dass sich diese Situation 1944/45 änderte, als die Kommunisten vor allem dank sowjetischer Unterstützung in Polen die Macht übernahmen. Die Zeit der Konspiration, für die Misstrauen ein immanenter Bestandteil gewesen war, war nun vorbei. Aber im Gegenteil, die alten Geschichten kehrten zurück, obwohl ihre fehlende Stichhaltigkeit sogar für diejenigen offensichtlich war, die jetzt die »Sauberkeit« der Partei verantworteten. Ludwika Jankowska, Sekretär der Zentralen Parteikontrollkommission der PZPR (Centralna Komisja Kontroli Partyjnej Polskiej Zjednoczonej Partii Robotniczej, CKKP PZPR), schrieb 1949 in einer Erklärung an das Politbüro der PZPR: »Wenn ich nach eventuellen Kontakten von KPP-Leuten zur ›Defa‹[77] oder ›Dwójka‹[78] gefragt werde, schreibe ich über Sachen, die sich über lange Jahre im Gedächtnis abgelagert haben, sie sind verwischt und heute ist schwer zu sagen, was davon stimmt und was davon nur Folge von Suggestion und Einbildung usw. ist. Mit diesen Angelegenheiten hat man sich nicht mehr beschäftigt, daran wollte man sich lieber nicht erinnern.«[79] Trotz der Rationalität, die aus dieser Feststellung spricht, kehrte die Partei während ihrer stalinistischen Phase entsprechend der Logik dieses Systems recht gern zu den Angelegenheiten der Vergangenheit zurück,[80] und »einige Besprechungen der CKKP in dieser Zeit ähnelten Geschichtskonferenzen«.[81] Dazu kamen die Aktivitäten des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit, die feindlich gesinnte »Bezpieka«, die über die Abteilung X das Misstrauen gegenüber alten KPP-Mitgliedern anstachelte, die den vorgebrachten Anschuldigungen oftmals ratlos gegenüberstanden – insbesondere, da das Beweismaterial meist mehr als bescheiden und sein Wert fraglich war.[82] »Szpiegomania« – die übertriebene Angst vor Spionen – wurde, wenn auch in deutlich geringerem Maße als in den 1930er Jahren in der Sowjetunion und auch während der späteren Kampagnen,[83] wieder Bestandteil des Alltags.[84] Dieser Zustand endete erst im Jahr 1956, als man erstmals offen aussprach, dass Argwohn ein Phänomen des Stalinismus war, das verbrecherische Folgen haben konnte. Es ist kein Zufall, dass auch die KPP der Zwischenkriegszeit erst zu dieser Zeit rehabilitiert wurde.[85]

Der rumänische Journalist und Essayist Pavel Câmpeanu stellte einmal fest, wie viel leichter es sei, sich in der kommunistischen Bewegung mit Misstrauen anzustecken, als es wieder loszuwerden.[86] Es besteht kein Zweifel, dass Misstrauen ein »Kind« der Konspiration war. Unter den Bedingungen der Geheimhaltung ist es nur natürlich, dass das Vertrauen in andere, auch in die Parteigenossen, eingeschränkt ist. Dennoch war die Entwicklung, die man in den folgenden Jahren bei der KPP beobachten konnte, Beispiel einer fortschreitenden Degeneration. Der Argwohn, der sich aus innerparteilichen Konflikten speiste und stetig wuchs, führte beim Zusammentreffen mit der spezifischen bolschewistischen Mentalität zu einer grundlegenden Änderung der zwischenmenschlichen Beziehungen. In Câmpeanus Metaphorik handelte es sich um eine »Seuche«, die man nicht bekämpfen konnte. Wer allerdings davon überzeugt war, dass die Welt schwarz-weiß ist und der Feind überall lauert, war auch nicht wirklich an einer Bekämpfung interessiert. Das Phänomen kulminierte in den 1930er Jahren – genau in der Zeit, als Stalin sowohl in der UdSSR als auch innerhalb der Komintern zum Diktator wurde. Es stellt sich also die Frage, was gewesen wäre, wenn es ihn und seine paranoide Persönlichkeit nicht gegeben hätte. Ohne seine Bedeutung zu bagatellisieren, zeigen die Beispiele des maoistischen China oder Kambodscha unter Pol-Pot, dass politische Paranoia und alle damit zusammenhängenden Phänomene unabhängig vom Machthaber und der geografischen Lage verbrecherische Folgen haben können. Argwohn und die Fähigkeit, ihn hervorzurufen, gehören zu den wirkungsvollen, griffigen Machtinstrumenten in einem totalitären System. Sie machen Menschen kontrollierbarer, werden aber oft zu einem zweischneidigen Schwert. Wer am lautesten »Provokation« schrie, wurde nicht selten selbst der Provokation beschuldigt, was in vielen Fällen tödlich endete. Gab es irgendeine Medizin gegen das Misstrauen? Das einzige Heilmittel war offenbar, so paradox es scheint, Vertrauen in sich selbst, die eigene Wahrnehmung und seine Freunde – also im Grunde genommen eine Verletzung der Parteiregeln.[87]

 

Aus dem Polnischen übersetzt von Andrea Rudorff

 


[1] Georg Simmel: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Leipzig 1908, S. 337–402.

[2] Hier soll darauf hingewiesen werden, dass die »Große Sowjetische Enzyklopädie« deutlich zwischen »Wachsamkeit« und »Misstrauen« unterschied: »In der UdSSR ist Wachsamkeit eine Form des sowjetischen Patriotismus und eine Bürgerpflicht der Sowjetmenschen. Die KPdSU erzieht die sowjetischen Menschen im Geiste revolutionärer Wachsamkeit. Revolutionäre Wachsamkeit ist gegen dem sowjetischen Aufbau feindlich gesinnte Kräfte gerichtet und schließt ein allgemeines Misstrauen und Argwohn aus.« Г.В. Антонов: Бдительность революционная, in: Большая советская энциклопедия [G. W. Antonow: Revolutionäre Wachsamkeit, in: Große Sowjetische Enzyklopädie], Moskau 19691978.

[3] Simmel: Soziologie (Anm. 1), S. 375 f.

[4] Siehe Joseph S. Roucek: Sociology of Secret Societies, in: The American Journal of Economics and Sociology 1960, H. 2, S. 161–167; Piotr Sztompka: Zaufanie. Fundament społeczny [Vertrauen als Fundament der Gesellschaft], Kraków 2007, S. 315–321.

[5] Siehe Robert S. Robins/Jerold M. Post: Political Paranoia: The Psychopolitics of Hatred, New Haven 1997.

[6] Die wichtigsten Monografien zur KPP/KPRP: Henryk Cimek/Lucjan Kiszczyński: Komunistyczna Partia Polski [Die Kommunistische Partei Polens], Warszawa 1984; Henryk Cimek: Komuniści – Polska – Stalin 1918–1939 [Die Kommunisten, Polen und Stalin 1918–1939], Białystok 1990; ders.: KPP wobec II Rzeczypospolitej (1918–1939) [Die KPP in der Zweiten Republik (1918–1939)], Warszawa 1988; Antoni Czubiński: Komunistyczna Partia Polski (1918–1938). Zarys historii [Die Kommunistische Partei Polens. Ein historischer Abriss (1918–1938)], Warszawa 1985; M. K. Dziewanowski: The Communist Party of Poland. An Outline of History, Cambridge 1959; Bogdan Kolebacz: Komunistyczna Partia Polski 1923–1929 [Die Kommunistische Partei Polens 1923–1929], Warszawa 1984; Józef Kowalski: Komunistyczna Partia Polski 1935–1938. Studium historyczne [Die Kommunistische Partei Polens 1935–1938. Eine historische Untersuchung], Warszawa 1975; Jan Alfred Reguła: Historia Komunistycznej Partii Polski w świetle faktów i dokumentów [Die Geschichte der Kommunistischen Partei Polens anhand von Fakten und Dokumenten], Toruń 1994; Gabriele Simoncini: The Communist Party of Poland, 1918–1929. A Study in Political Ideology, New York 1993; Franciszka Świetlikowa: Komunistyczna Partia Polski 1918–1923 [Die Kommunistische Partei Polens 1918–1923], Warszawa 1968; Krystyna Trembicka: Między apologią a negacją. Studium myśli politycznej Komunistycznej Partii Polski w latach 1918–1932 [Zwischen Apologie und Negation. Eine Untersuchung der politischen Idee der Kommunistischen Partei Polens in den Jahren 1918–1932], Lublin 1995; dies.: Między utopią a rzeczywistością. Myśl polityczna Komunistycznej Partii Polski (1918–1939) [Zwischen Utopie und Wirklichkeit. Die politische Idee der Kommunistischen Partei Polens 1918–1939], Lublin 2007.

[7] Siehe Zbigniew Zaporowski: Między Sejmem a wiecem. Działalność Komunistycznej Frakcji Poselskiej w latach 1921–1935 [Zwischen Sejm und Kundgebung. Die Tätigkeit der Kommunistischen Abgeordnetenfraktion in den Jahren 1921–1935], Lublin 1997; ders.: Legalna działalność nielegalnej Komunistycznej Partii Polski w latach 1918–1939. Zarys problemu [Die legale Tätigkeit der illegalen Kommunistischen Partei Polens in den Jahren 1918–1939. Ein Problemabriss], in: Eryk Krasucki/Tomasz Sikorski/Adam Wątor (Hg.): Lewica polska. Koncepcje-ludzie-działalność, Bd. II: Działalność [Die polnische Linke: Konzepte, Personen, Tätigkeit], Wrocław 2012, S. 37–44.

[8] Siehe Tadeusz Daniszewski (Hg.): KPP. Uchwały i rezolucje, t. 1: I–II Zjazd (1918–1923) [Die KPP. Beschlüsse und Resolutionen, Bd. 1: Der I. und II. Parteitag 1918–1923], Warszawa 1953, S. 36–45.

[9] Krystyna Trembicka: Środowisko komunistów wobec odzyskania niepodległości przez Polskę i wojny polsko-bolszewickiej [Das Verhältnis der Kommunisten zur polnischen Unabhängigkeit und dem polnisch-bolschewistischen Krieg], in: Elżbieta Kowalczyk (Hg.): Komuniści w międzywojennej Warszawie [Kommunisten im Warschau der Zwischenkriegszeit], Warszawa 2014, S. 43–65.

[10] Siehe Filip Ilkowski: Rewolucja według Róży Luksemburg [Die Revolution nach Rosa Luxemburg], in: Krasucki u.a. (Hg.): Lewica polska (Anm. 7), Bd. 1, S. 41–54; Feliks Tych: Przedmowa. Kilka uwag o współczesnej świadomości historycznej dotyczącej rewolucji 1905 r. oraz wpływu tego wydarzenia na dzieje Polski [Vorwort: Einige Bemerkungen über das zeitgenössische Verständnis der Revolution von 1905 und ihren Einfluss auf Polens Geschichte], in: Róża Luksemburg: O rewolucji. Rosja 1905, 1917 [Rosa Luxemburg. Über die Revolution. Russland 1905 und 1917], Warszawa 2008, S. 16–24.

[11] Siehe Trembicka: Między utopią a rzeczywistością (Anm. 6), S. 101–106.

[12] Siehe Daniszewski (Hg.): KPP. Uchwały i rezolucje (Anm. 8), S. 126.

[13] Tadeusz Teslar: Przygotowania Kominternu do wybuchu rewolucji w Polsce [Die Vorbereitungen der Komintern zum Ausbruch der Revolution in Polen], Warszawa 1931; Adam Roman Keller: KPP i podległe jej organizacje, czyli komunistyczne organizacje w Polsce. (Podręcznik wyłącznie dla państwowych organów bezpieczeństwa) [Die KPP und ihr untergeordnete Organisationen bzw. kommunistische Organisationen in Polen. (Ein Lehrbuch ausschließlich für die staatlichen Sicherheitsorgane)], Warszawa 1934; Adam Strapiński: Wywrotowe partie polityczne [Umstürzlerische politische Parteien], Warszawa 1933.

[14] Jerzy Holzer: Jedyna ojczyzna proletariatu – ZSRR: w dobrym i złym to jest mój kraj [Die UdSSR – das einzige Vaterland des Proletariats – im Guten wie im Schlechten mein Land], in: Tomasz Szarota (Hg.): Komunizm. Ideologia, system, ludzie [Kommunismus. Ideologie, System, Personen], Warszawa 2001, S. 9–16.

[15] Dies war einer bestimmten Gruppe von Kommunisten bewusst. Leon Kasman, ein Funktionär, der sich unter anderem während des Zweiten Weltkriegs mit den polnischen Kadern in der Komintern befasste, berichtete eine Anekdote aus dem Jahr 1926, als die Frage des sogenannten Mai-Fehlers, die Unterstützung des Piłsudski-Putsches durch die KPP, diskutiert wurde. Die leidenschaftliche Auseinandersetzungen darüber, ob die Parteientscheidung möglicherweise die Arbeiter dazu gebracht hatte, mit dem Ausbruch der richtigen Revolution zu warten, führte zur Spaltung in zwei Fraktionen, die Jakub Hanecki, einer der ältesten und erfahrensten polnischen Kommunisten, ein enger Mitarbeiter von Lenin, treffsicher kommentierte: »Die Unterschiede zwischen euch sind kein ausgeblasenes Ei wert.« Diese Feststellung brachte die jüngeren Genossen ziemlich aus der Fassung: »Als das zu uns durchdrang, dachten wir, dass er sich mit Politik nicht auskennt und die revolutionäre Kraft der polnischen Arbeiterklasse unterschätzt.«, in: Teresa Torańska: Oni [Sie], Warszawa 1997, S. 538.

[16] Siehe Paweł Samuś: Syndrom »oblężonej twierdzy« w Komunistycznej Partii Polski [Das Syndrom der »belagerten Festung« in der Kommunistischen Partei Polens], in: Andrzej Feliks Grabski/Paweł Samuś (Hg.): Między Wschodem a Zachodem. Studia z dziejów polskiego ruchu i myśli socjalistycznej [Zwischen Ost und West. Studien zur Geschichte der polnischen sozialistischen Bewegung und Idee], Łódź 1995, S. 183–197.

[17] Jörg Baberowski zitiert in seinem Buch über den Kommunismus im Kaukasus die charakteristischen Worte des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees der Aserbaidschanischen Kommunistischen Partei vom März 1919: »Der Feind ist überall. Der Feind ist im Kino, im Theater, in den Lehranstalten, in der Literatur, in den Behörden, in der Lebensweise, an allen Ecken und Enden gibt es feindliche Elemente.«, in: Jörg Baberowski: Der Feind ist überall. Stalinismus im Kaukasus, München 2003, S. 11.

[18] Siehe Robins/Post: Political paranoia (Anm. 5), S. 170.

[19] Celina Budzyńska: Dąb Jakub (1905–1943), in: Feliks Tych (Hg.): Słownik Biograficzny Działaczy Polskiego Ruchu Robotniczego [Biographisches Wörterbuch der polnischen Arbeiterbewegung], Bd. 1: A–D, Warszawa 1978, S. 527 f.

[20] Rossijskij gosudarstvennyj archiv social’no-političeskoj istorii/Russländisches Staatsarchiv für Soziale und Politische Geschichte (im Folgenden: RGASPI), f. 495, op. 123, d. 211, Schreiben von Stefan Bobrowski »Albin« mit einer Charakteristik der Funktionäre der Zentralen Militärabteilung der KPP, vermutlich 1933, Bl. 24.

[21] Siehe Teodora Feder: Adolf Warski, Warszawa 1986.

[22] Siehe Janina Kasprzakowa: Maria Koszutska, Warszawa 1988.

[23] Siehe Aleksander Kochański: Królikowski Stefan (1881–1937), in: Tych (Hg.): Słownik (Anm. 19), Bd. 3, Warszawa 1992, S. 457–459.

[24] Siehe Józef Kowalski: Trudne lata. Problemy rozwoju polskiego ruchu robotniczego 1929–1935 [Schwierige Jahre. Probleme der Entwicklung der polnischen Arbeiterbewegung 1929–1935], Warszawa 1966, S. 306–309; Paweł Samuś: Edward Próchniak. Studium postaw polskiego rewolucjonisty [Edward Próchniak. Eine Untersuchung der Einstellungen eines polnischen Revolutionärs], Łódź 1987, S. 396.

[25] E. Stefański: Kto nie z partją – ten przeciw partji [Wer nicht für die Partei ist, ist gegen die Partei], in: Trybuna Radziecka Nr. 10 (1931); Wodzowie grupy prawicowej Warski, Kostrzewa, Bartoszewicz – sztandar grupy renegatów [Die Führer der rechten Gruppe Warski, Kostrzewa, Bartoszewicz – Fahnenträger einer Renegaten-Gruppe], in: Trybuna Radziecka Nr. 15 (1931). Es handelt sich beim Autor vermutlich um Aleksander Danieluk, der in der UdSSR unter dem Namen Edmund Stefański auftrat.

[26] Stefański: Kto nie z partją (Anm. 25).

[27] Siehe Fridrich Firsow/Inessa Jażborowska: Międzynarodówka Komunistyczna a Komunistyczna Partia Polski [Die Kommunistische Internationale und die Kommunistische Partei Polens], in: Jarema Maciszewski (Hg.): Tragedia Komunistycznej Partii Polski [Die Tragödie der Kommunistischen Partei Polens], Warszawa 1989, S. 38 f.

[28] Siehe Stanisław Sławomir Nicieja: Julian Leszczyński-Leński, Warszawa 1979.

[29] Siehe Aleksander Kochański: Grzelszczak Franciszek (1881–1937?), in: Tych (Hg.): Słownik (Anm. 19), Bd. 2: E–J, Warszawa 1987, S. 418–420.

[30] RGASPI, f. 491, op. 1, d. 264, Sitzungsprotokoll der polnischen Delegation auf der IV. Kommunistischen Internationale, 22. 11. 1922 roku, Bl. 8–8a.

[31] Über die »Bolschewisierung der Partei« als langwierigen Evolutionsprozess kann Leon Kasman interessant erzählen. Was am Anfang der 1920er Jahre passierte, lasse sich nicht mit den Ereignissen der 1930er Jahre vergleichen, da es sich »letztlich um eine andere Partei« handele, in: Torańska: Oni (Anm. 15), S. 540–542.

[32] Firsow/Jażborowska: Międzynarodówka (Anm. 27), S. 18–25.

[33] Archiwum Akt Nowych w Warszawie/Archiv neuer Akten in Warschau (im Folgenden: AAN), mf. 706/15, Ministerstwo Spraw Wewnętrznych. Departament Polityczny. Wydział Bezpieczeństwa, Odpisy Dokumentów KPP – materiały KC, III Zjazd Komunistycznej Partii Polski [1925] [Ministerium des Inneren, Abteilung für Sicherheit, Abschriften von Dokumenten der KPP, Materialien des ZK, III. Parteitag der KPP], Bl. 110–113.

[34] Siehe Samuś: Próchniak (Anm. 24), S. 392–398.

[35] Ebd., S. 397. Auf sehr persönliche Weise beschreibt Józefina Sochacka, Witwe des wichtigen KPP-Funktionärs und Sejm-Abgeordneten Jerzy Czeszejko-Sochacki, die Aufkündigung freundschaftlicher Beziehungen unter den Bolschewisten: »Ich spürte, wie Jerzy allein zurückblieb, vereinsamte, wie die verbliebenen Freunde ihn verließen. Und auch ich war mit den Bolschewisten herzlich verbunden gewesen, ich mochte Warski, Wera, Sewer [Edward Próchniak], [Henryk] Lauer, [Antoni] Krajewski – das waren schließlich alles sehr nahestehende Freunde. Und mich hat das sehr mitgenommen, dass diese ganzen Leute, die bis dahin bei uns ein und aus gingen, nicht mehr zu uns kamen. Nach einer Versammlung ging ich zu Sewer und fragte ihn, wie es möglich ist, so plötzlich alle Beziehungen abzubrechen. Sewer antwortete: ›Politik ist nicht Liebe.‹«, AAN, Funktionäre der polnischen Arbeiterbewegung, Sign. 3005, Akte von Wera Kostrzewa, Über Maria Koszutska (W. Kostrzewa), Bericht von Józefina Sochacka, 21.5.1964, Bl. 179.

[36] Sprawa polska na V Kongresie Międzynarodówki Komunistycznej, [Die polnische Angelegenheit auf dem V. Kongress der Kommunistischen Internationale], Moskwa 1924, S. 91.

[37] Im Jahr 1933 wurde der Begriff »trotzkistische Kostrzewa-Gruppe« geschaffen, der sowohl die Diskussion der Jahre 1923/24 widerspiegelt als auch den letzten Versuch darstellt, Stalins alte politische Widersacher aus den Kreisen der KPP endgültig zu stürzen, siehe Albert [Wiktor Żytłowski]: Uformowanie się kostrzewo-trockistowskiej grupy [Die Formierung der trotzkistischen Kostrzewa-Gruppe], in: Nowy Przegląd 1933, H. 1–2, S. 78 f.

[38] С. Розенталь: Отражение репрессий и реабилитации в документах личных дел Архива Коминтерна [S. Rosenthal: Darstellung von Repressionen und Rehabilitierung in den Personalakten des Archivs der Komintern], Typoskript im Besitz des Autors.

[39] Siehe RGASPI, f. 495, op. 252, d. 11520, Personalakte von Jan Lubieniecki (Ignacy Rylski), Autobiografie, 17.2.1936, Bl. 34–48.

[40] Ф. Фирсов: Секретные коды истории Коминтерна 1919–1943 [F. Firsow: Geheimcodes der Komintern-Geschichte 1919–1943], Moskau 2007, S. 75. Firsow kommentierte diese Aussage mit dem Hinweis, dass Rylski schon zwei Jahre später in NKWD-Haft selbst die Folgen seines Aufrufes zur übermäßigen Wachsamkeit zu spüren bekam.

[41] RGASPI, f. 495, op. 252, d. 501, Personalakte von Mirosław Zdziarski und Zinaida Zdziarska, Notiz G.M. Majewska für die Kaderabteilung der Komintern, 10.7.1937, Bl. 142.

[42] Siehe Sylwia Frołow: Dzierżyński. Miłość i rewolucja [Dzierżyński. Liebe und Revolution], Kraków 2014, S. 313 f.

[43] Siehe Aleksander Kochański: Represje wobec Polaków w ZSRR w latach 1937–1938 [Repressionen gegenüber Polen in der UdSSR 1937/38], in: Polityka i Społeczeństwo 2008, Nr. 5, S. 195–219. Über die Reaktivierung der POW, die bis 1921 aktiv war, siehe Timothy Snyder: Sketches from a secret war: a Polish artistʼs mission to liberate Soviet Ukraine, New Haven u.a. 2005, S. 128–132; ders.: Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin, München 2011, S. 107–123; Nikolaj Iwanow: Zapomniane ludobójstwo: Polacy w państwie Stalina. »Operacja polska« 1937–1938 [Der vergessene Völkermord: Polen im Staat Stalins. Die »Polenaktion« 1937–1938], Kraków 2014, S. 179–192.

[44] Siehe Tadeusz Sierocki: Bortnowski-Bronkowski Bronisław (1894–1937), in: Tych (Hg.): Słownik (Anm. 19), Bd. 1: A–D, S. 296–298.

[45] Wiktor Żytłowski-Bertyński: Kurzbiographie siehe Kochański: Represje wobec Polaków (Anm. 43), S. 217.

[46] Józef Unszlicht, s. Stanisława, in: Aleksander Kochański (Hg.): Księga Polaków uczestników Rewolucji Październikowej 1917–1920. Biografie [Die polnischen Teilnehmer an der Oktoberrevolution 1917–1920. Biographien], Warszawa 1967, S. 880.

[47] Romuald Muklewicz, s. Adama, in: ebd., S. 591 f.

[48] Nicht identifiziert.

[49] Stanisław Mertens (Stefan Skulski), s. Adama, in: Kochański (Hg.): Księga Polaków (Anm. 46), S. 563 f.

[50] Siehe Alicja Pacholczykowa/Jan Paszyn, in: Internetowy Polski Słownik Biograficzny [Polnisches Biografisches Internet-Wörterbuch], http://www.ipsb.nina.gov.pl/index.php/a/jan-paszyn#, ges. am 21. September 2015.

[51] Siehe Kochański: Grzelszczak (Anm. 29).

[52] Siehe Alicja Pacholczykowa/Aleksandra Tymieniecka: Amsterdam-Henrykowski, Saul (1898–1937?), in: Tych (Hg.): Słownik (Anm. 19), Bd. 1, A–D, S. 73–75.

[53] Siehe Wolf (Jezierska) Romana, c. Dawida, in: Kochański (Hg.): Księga Polaków (Anm. 46), S. 934 f.

[54] RGASPI, f. 495, op. 252, d. 501, Personalakte von Mirosław und Zinaida Zdziarski, Notiz von G.M. Majewska für die Kaderabteilung der Komintern, 10.7. 1937, Bl. 142.

[55] Die Namensliste im zitierten Dokument lässt vermuten, dass die Abendveranstaltungen bei Bortnowski und Żytłowski zu einem gewissen Grad erfunden worden sind. Sie entsprach nämlich größtenteils der Personenaufstellung in einer Erklärung zum Befehl Nr. 00485, der die »Polenaktion« im August 1937 eingeleitet hatte, siehe »Закрытое письмо о фашистско-повстанческой, шпионской, диверсионной, пораженческой и террористической деятелности польской развиедки в СССР, 11 августа 1937 г.«, in: В.Н. Хаустов/В.П. Наумов/Н.С. Плотникова (Hg.): Лубянка. Сталин и Главное Управление Госбезопасности НКВД 1937–1938 [Geheimer Brief über die faschistisch-aufständische, geheimdienstliche, subversive, defätistische und terroristische Tätigkeit des Polnischen Nachrichtendienstes in der UdSSR, 11. August 1937, in: W.N. Chaustow/W. P. Naumow/N. S. Plotnikowa (Hg.): Lubjanka. Stalin und die Hauptverwaltung für Staatssicherheit des NKWD 1937–1938], Moskwa 2004, S. 303–321. Dass solche Abendveranstaltungen sporadisch stattfanden, bestätigen hingegen die Erinnerungen von Roman Bortnowski, dem Sohn von Henrykowski und Stiefsohn von Bortnowski. Leider finden wir dort keine Informationen, was damals besprochen wurde. Siehe Roman Bortnowski: Z archipelagu pamięci [Aus dem Archipel der Erinnerung], Warszawa 2002, S. 44.

[56] Es handelt sich um Anhänger von Alfred Lampe, einem Mitglied des Politbüros des ZK der KPP zu Beginn der 1930er Jahre, dem die Gründung einer oppositionellen Gruppe zugeschrieben wurde, die den Sturz von Leński anstrebte, RGASPI, f. 495, op. 252, d. 7144, Personalakte von Alfred Lampe, Information von Stefan Staszewski, 17.4.1940, Bl. 19–33. In Wirklichkeit stammte das meiste Material, das gegen Lampe gesammelt wurde, von Józef Mützenmacher, dem wichtigsten Agenten der polnischen Defensive, siehe Bogdan Gadomski: Biografia agenta. Józef-Josek Mützenmacher (1903–1947) [Biografie eines Agenten. Józef-Josek Mützenmacher (1903–1947)], Warszawa 2009, S. 43–63.

[57] RGASPI, f. 495, op. 252, d. 501 (Anm. 54), Bl. 142.

[58] RGASPI, f. 495, op. 252, d. 11362, Personalakte Romana Wolf-Jezierska, Vermerk von Jan Paszyna-Bielewski über Romana Wolf-Jezierska, Sommer 1937, Bl. 92.

[59] Siehe Mitskevich-Kapsukas, Vikenti, in: Branko Lazitch/Milorad M. Drachkovitch: Biographical Dictionary of the Comintern, Stanford 1973, S. 274 f.

[60] Das zwischen 1925 und 1936 tätige polnisch-baltische Ländersekretariat des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale hatte wie die anderen Ländersekretariate die Aufgabe, die Verbindung der einzelnen KPs zur Komintern-Zentrale zu verstärken sowie die Umsetzung ihrer Direktiven auf Parteiebene zu kontrollieren und zu beaufsichtigen. Ihr Aktionsradius umfasste außer Polen auch Litauen, Lettland, Estland und Finnland. Siehe Г.М. Адибеков/Э.Н. Шахназарова/К.К. Шириня: Организационная структура Коминтерна. 1919–1943 [G.M. Adibekow/E.N. Schachnazarowa/K.K. Schirinja: Die Organisationsstruktur der Komintern. 1919–1943], Москва 1997, S. 109.

[61] Siehe William J. Chase: Enemies within the Gate? The Comintern and the Stalinist Repression, 1934–1939, New Haven-London 2001, S. 119. Wie weit Stalin in seinem Misstrauen ging, zeigt seine Korrespondenz mit Lazar Kaganowitsch. In einem Brief vom August 1932 schrieb der sowjetische Diktator: »Denkt daran, dass Piłsudski nicht schläft, und sein Abenteuer in der Ukraine ist weitaus bedeutender, als [Stanisław] Redens und [Stanisław] Kosior glauben. Denkt auch daran, dass sich innerhalb der Ukrainischen Kommunistischen Partei (500 000 Mitglieder, he he) nicht wenige (jawohl, nicht wenige) verfaulte Elemente befinden, bewusste und unbewusste Petljura-Anhänger, letztendlich – direkte Agenten von Piłsudski. Die Dinge müssen nur etwas schlechter laufen, und diese Elemente werden nicht zögern, innerhalb und außerhalb der Partei eine gegen die Partei gerichtete Front zu eröffnen. Das Schlimmste ist, dass die ukrainischen Führer darin nicht mal eine Bedrohung sehen.« Siehe Brief Nr. 248, Stalin an Kaganowitsch, 11.8.1932, in: О.В. Хлевнюк/Р.У. Дэвис/Л.П. Кошелева/Э.А. Рис/Л.А. Роговая (Hg.): Сталин и Каганович. Переписка. 1931–1936 гг. [Stalin und Kaganowitsch. Briefwechsel 1931–1936], Москва 2001, S. 274.

[62] RGASPI, f. 495, op. 123, d. 211, Vorlage für die »Umfrage über Provokationen«, [1925?], Bl. 59.

[63] Die polnische politische Polizei der Vorkriegszeit agierte in analytischen Fragen sehr viel effektiver als die KPP. Sie sammelte detaillierte Informationen über alle »die Staatsordnung gefährdenden Elemente«, die unter anderem im »Poufny Przegląd Inwigilacyjny« [Vertrauliche Übersicht zur Überwachung] zusammengetragen wurden, darunter zum Beispiel eine »Liste von Personen, die mit dem Rückstoß der bolschewistischen Armee freiwillig nach Russland geflohen sind, eine aktuelle Übersicht der in Polen aktiven politischen Parteien, Informationen aus dem Bereich der Fotografie, Neuigkeiten zur Verwendung von codierten Sprachnachrichten und unsichtbarer Tinte sowie ihre Entschlüsselung, Anmerkungen zu Personen, die mit Spionage befasst sind, eine Liste der diplomatischen Vertreter in Warschau und eventuelle Wechsel, eine Übersicht von Agenten aus dem Ausland, die von der deutschen Defensive gesucht werden, sowie Instruktionen zur Durchführung von Ermittlungen«, in: Zbigniew Siemak: Policja polityczna na Lubelszczyźnie w okresie międzywojennym jako element systemu bezpieczeństwa państwa. Powstanie, organizacja i działalność [Die Politische Polizei der Region Lublin in der Zwischenkriegszeit als Element des Staatssicherheitssystems. Entstehung, Organisation und Tätigkeit], in: Zeszyty Naukowe Wyższej Szkoły Oficerskiej Wojsk Lądowych 2011, Nr. 4, S. 184.

[64] Siehe Gadomski: Biografia agenta (Anm. 56).

[65] Marian Malinowski: Dokumenty prowokacji [Dokumente der Provokation], Teil 5, in: Rzeczywistość, Nr. 6 (1982), zitiert nach Gadomski: Biografia agenta (Anm. 56), S. 16.

[66] Siehe RGASPI, f. 495, op. 252, d. 7144, Personalakte Alfred Lampe, Autobiografie, 14.7.1940, Bl. 61–66.

[67] Albert [Wiktor Żytłowski]: U źródeł prowokacji peowiackiej [Am Ursprung der Verschwörung der Polnischen Militärorganisation], Warszawa 1934.

[68] Gadomski: Biografia agenta (Anm. 56), S. 133.

[69] O tym, który podłożył bombę pod KPP, z Bogdanem Gadomskim rozmawiał Adam Leszczyński [Über den, der eine Bombe innerhalb der KPP platzierte. Mit Bogdan Gadomski spricht Adam Leszczyński], in: Gazeta Wyborcza vom 10.11.2010. Siehe auch Witold Pronobis: Kim był Alfred Reguła? [Wer war Alfred Reguła?], in: Historia Komunistycznej Partii Polski, S. III–IV (Anm. 6).

[70] О культе личности и его последствях. Доклад Первого секретаря ЦК КПСС тов. Хрущева Н.С. XX съезду Коммунистической партии Советского Союза, 25 февраля 1956 года, in: К. Аймермахер (Hg.): Доклад Н.С. Хрущева о культе личности Сталина на ХХ съезде КПСС. Документы [Über den Personenkult und seine Folgen. Rede des Ersten Sekretärs des ZK KPdSU, des Genossen N. S. Chruschtschow anlässlich des XX. Parteitages der Kommunistischen Partei der Sowjetunion am 25. Februar 1956, in: K. Eimermacher (Hg.): Rede N. S. Chruschtschows über den Personenkult Stalins auf dem XX. Parteitag der KPdSU. Dokumente], Москва 2002, S. 81. Hier zitiert nach Die Geheimrede Chruschtschows. Über den Personenkult und seine Folgen, Berlin 1990, S. 41.

[71] Historia Wszechzwiązkowej Komunistycznej Partii (bolszewików). Krótki kurs [Geschichte der Kommunistischen Allunions-Partei (Bolschewiki). Kurzkurs], Warszawa 1949, S. 367–372.

[72] Hier sei an die Worte von Dmitri Manuilski vom Oktober 1931 auf einer Versammlung der Komintern-Leitung mit Apparatsmitarbeitern erinnert: »Ich betone mit Nachdruck, dass die Emigration, insbesondere die der illegalen kommunistischen Parteien, eine Brutstätte der Provokation ist. Warum? Die Menschen fühlen sich psychologisch in Sicherheit, sie glauben, daß es hier, außerhalb ihres Landes, möglich ist, über alles offen zu sprechen. Besonders in der UdSSR ist die Ansicht verbreitet: In der UdSSR leben wir in einem proletarischen Staat, welche Provokationen kann es hier schon geben?«, zitiert nach Aleksandr J. Vatlin: Die Komintern: Gründung, Programmatik, Akteure, Moskau 2009, S. 189.

[73] Als Beispiel kann man die deutsche KP und ihre in die Komintern-Strukturen eingebundenen Funktionäre anführen, siehe ders.: »Ну и нечисть«. Немецкая операция НКВД в Москве и Московской области 1936–1941 гг. [»Was für ein Schreckgespenst«. Die deutsche Operation des NKWD in Moskau und in der Moskauer Region 1936–1941], Москва 2012, S. 98–112.

[74] Uchwała Prezydium Komitetu Wykonawczego Międzynarodówki Komunistycznej [Beschluss des Präsidiums des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale], in: Maciszewski: Tragedia, Anhang 1 (Anm. 27), S. 219–222.

[75] Siehe Lucjan Kieszczyński: Represje wobec kadry kierowniczej KPP [Repressionen gegen den Leitungskader der KPP], in: Maciszewski: Tragedia (Anm. 27), S. 198–216.

[76] Ein besonderes Beispiel ist Leon Lipski »Łukasz«, der sich mit der Entscheidung über die Auflösung der KPP nicht abfinden wollte, lautstark protestierte und versuchte, die Partei gegen Stalins Willen neu aufzubauen, siehe Natalia Lebiediewa/Piotr Mitzner: Wyrok na odstępcę [Urteil über einen Abtrünnigen], in: Karta 12 (1994), S. 68–91; Bernhard H. Bayerlein: Stalinismus und Widerstand in Polen. Die Affäre Lipski und die Neugründung der Kommunistischen Partei Polens, in: Hermann Weber u.a. (Hg.): Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2002, Berlin 2002, S. 319–335.

[77] »Defa« war die umgangssprachliche Bezeichnung der »Defensive« der polnischen politischen Polizei, die sich mit der Bekämpfung kommunistischer Aktivitäten befasste.

[78] »Dwójka« [Die Zweite] war die umgangssprachliche Bezeichnung für die II. Abteilung des Generalstabs der Polnischen Armee, die sich in der Zwischenkriegszeit mit Polizei- und Geheimdiensttätigkeiten befasste.

[79] Zitiert nach Piotr Osęka: Sypacy i dwójkarze [Verräter und die II. Abteilung], in: Tygodnik Powszechny Nr. 48 (3307), 25.11.2012.

[80] Das III. Plenum des ZK der PZPR im November 1949 widmete sich der Frage der »revolutionären Wachsamkeit«, die sich aus der Übernahme des stalinistischen Terrors durch die polnischen Kommunisten ergab. Siehe III. Plenum des Zentralkomitees der PZPR, 11.–13.11.1949, in: Nowe Drogi 1949, Sonderheft, S. 6–58; O wzmożenie czujności rewolucyjnej. Uchwała Biura Organizacyjnego KC PZPR [Über die Stärkung der revolutionären Wachsamkeit. Beschluss des Organisationsbüros des ZK der PZPR], Warszawa 1949.

[81] Piotr Osęka: Sumienie partii. Rola i znaczenie Centralnej Komisji Kontroli Partyjnej [Das Gewissen der Partei. Rolle und Bedeutung der Zentralen Parteikontrollkommission der Partei], in: Dariusz Stola/Krzysztof Persak (Hg.): PZPR jako machina władzy [Die PZPR als Maschine der Macht], Warszawa 2012, S. 90.

[82] Als Beispiel können hier die Dossiers über ehemalige KPP-Mitglieder dienen, die nach dem Krieg in der Wojewodschaft Koszalin wohnten, siehe Archiwum Instytutu Pamięci Narodowej/Archiv des Instituts für Nationales Gedenken, Sign. 0298/733, Bd. 3, Material für die Mitarbeiter der Politischen Polizei.

[83] Siehe Eryk Krasucki: Narzędzie władzy. Państwowy antysemityzm w ZSRR w latach 1945–1953 [Werkzeuge der Macht. Staatlicher Antisemitismus in der UdSSR zwischen 1945–1953], in: Magdalena Semczyszyn/Jarosław Syrnyk (Hg.): Między ideologią a socjotechniką. Kwestia mniejszości narodowych w działalności władz komunistycznych – doświadczenie polskie i środkowoeuropejskie [Zwischen Ideologie und Soziotechnik. Die Frage der nationalen Minderheiten in der Tätigkeit der kommunistischen Behörden – polnische und mitteleuropäische Erfahrungen], Warszawa u.a. 2014, S. 29–50.

[84] Siehe Robert Spałek: Potęga szpiegomanii. Departament X w poszukiwaniu »wroga wewnętrznego« w kierownictwie komunistycznym w Polsce (1948–1956) [Die Macht der Szpiegomania. Die Abteilung X auf der Suche nach dem »inneren Feind« in der kommunistischen Führung Polens 1948–1956], in: Konrad Pokicki (Hg.): Departament X. Wzorce – struktury – działanie [Departament X. Modelle, Strukturen, Tätigkeit], Warszawa 2007, S. 91–148.

[85] Siehe Wspólne oświadczenie komitetów centralnych komunistycznych partii Związku Radzieckiego, Włoch, Bułgarii, Finlandii oraz PZPR z 19 II 1956 r. [Gemeinsame Erklärung der Zentralkomitees der Kommunistischen Parteien der Sowjetunion, Italiens, Bulgariens, Finnlands sowie der PZPR vom 19.2.1956], in: Eusebiusz Basiński/Tadeusz Walichnowski (Hg.): Stosunki polsko-radzieckie w latach 1945–1972. Dokumenty i materiały [Die polnisch-sowjetischen Beziehungen in den Jahren 1945–1972. Dokumente und Materialien], Warszawa 1974, Dok. 148, S. 309; Historyczny dokument [Ein historisches Dokument], in: Trybuna Ludu vom 19. Februar 1956.

[86] Pavel Câmpeanu: Ceauşescu: the Countdown, New York 2003, S. 79 f.

[87] Siehe Celina Budzyńska: Strzępy rodzinnej sagi [Reste einer Familiensaga], Warszawa 1997, S. 272.

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