JHK 2020

Die chinesischen Reformen unter Deng Xiaoping und ihre Auswirkungen auf die bulgarischen Wirtschaftsreformen in den 1980er-Jahren

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 89-103 | Metropol Verlag

Autor/in: Evgenij Kandilarov

I. Gorbačëvs Perestroika und Deng Xiaopings Reformen

Warum scheiterte die Perestroika Gorbačëvs, nicht jedoch die Reformpolitik Deng Xiaopings? Grundgedanke und Strategie der Wirtschaftsreformen, die auf eine Dezentralisierung, Liberalisierung, Modernisierung und Öffnung abzielten, waren sehr ähnlich, in einigen Punkten sogar identisch. Im Wesentlichen bauten die chinesischen Reformen in der Praxis auf dem bereits in den 1960er-Jahren durchgeführten Versuch auf, das sozialistische Wirtschaftssystem in der UdSSR und im Ostblock zu reformieren; auch Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre wurden die Reformmaßnahmen in den sozialistischen Staaten Osteuropas aufmerksam verfolgt[1] – eine Zeit, die als »zweite Reformwelle« in die bulgarische Geschichtsschreibung eingehen sollte.[2] Der Großteil der in China umgesetzten Maßnahmen, auch jene im Bereich der Landwirtschaft, wurde in der Sowjetunion erprobt, allerdings unter gänzlich anderen sozioökonomischen Bedingungen. Hier liegt auch der Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse. Ebenso bedeutend waren die unterschiedliche geopolitische Ausgangslage und die sich daraus ergebenden außenwirtschaftlichen Möglichkeiten. Die sowjetische Volkswirtschaft blieb vollständig mit dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) verbunden, der in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre immer mehr zu einer Bürde wurde, während China zur gleichen Zeit die Gelegenheit nutzte, eine umfassende handelspolitische, wirtschaftliche und wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit mit weiter entwickelten Ländern, insbesondere mit den Vereinigten Staaten einzugehen.

            Die grundlegenden Unterschiede bezüglich der Strategien, Konzepte und Maßnahmen Michail Gorbačëvs und Deng Xiaopings bestanden zweifelsohne hinsichtlich des politischen Systems und der gesellschaftlichen Liberalisierung.[3] Bereits im August 1980 sprach Deng Xiaoping vor dem erweiterten Plenum des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) über die Reform des Systems der Partei- und Staatsführung und übte Kritik am Bürokratismus, der übermäßigen Konzentration der Macht und dem patriarchalischen Modell.[4] Auf dem XIII. Parteitag der KPCh im Jahr 1987 wurde das Thema der politischen Reform zum Bestandteil der dritten Etappe der Reformen in China erklärt. Deng Xiaoping strebte vor allem eine Umgestaltung der Verwaltung an, mit dem Ziel, Bürokratie abzubauen, eine sozialistische Demokratie zu entwickeln und die Massen in Basisorganisationen zu mobilisieren. Das Wichtigste aus Sicht des chinesischen Staatsführers war jedoch die Trennung von Partei und Staat, damit die Partei ihre Führung sicherstellen und gut regieren könne.[5] Daneben legte Deng Xiaoping Wert darauf, Macht an niedrigere Verwaltungsebenen abzugeben, um so die problematische Beziehung zwischen der zentralen Führung und der Provinzebene zu entspannen und um zu erreichen, dass die Führung auf Provinzebene ihrerseits Macht an die lokalen Ebenen abtrat. Schließlich sollte der Verwaltungsapparat verkleinert werden.[6]

            Parallel führte die Entscheidung Gorbačëvs, entschlossenere Schritte hin zu einer Reform des gesellschaftlich-politischen Systems zu ergreifen, angefangen bei der Delegitimierung der ideologischen Grundlagen des Systems, zum Machtverlust, auch in Bezug auf einzelne Sowjetrepubliken. Sie beschleunigte außerdem den Prozess des Zerfalls und der Auflösung des Staates, in dessen Verlauf sich vor allem die negativen Folgen der angestrebten Wirtschaftsreformen, jedoch keine Kehrtwende in Richtung Demokratisierung bemerkbar machten. Nicht zuletzt sei auf die einschneidende Bedeutung des gewaltigen politischen und wirtschaftlichen Drucks hingewiesen, der während des Kalten Kriegs auf die UdSSR vonseiten ihrer wichtigsten geopolitischen Widersacher ausgeübt wurde. Die Tatsache, dass die USA die UdSSR und China mit zweierlei Maß bewerteten, wurde in der widersprüchlichen Reaktion des Weißen Hauses auf die Ereignisse auf dem Tian’anmen-Platz im Juni 1989 deutlich. Zwar rügten die Vereinigten Staaten offiziell die Gewalt, unternahmen zugleich jedoch alles, damit es nicht zu einer dauerhaften Verschlechterung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten käme – betrachteten sie China doch als wichtigen Faktor in der internationalen Politik.[7]

II. Die Reformen in Bulgarien in den 1980er-Jahren: Auf der Suche nach einem »neuen Modell« des Sozialismus

Es scheint paradox, dass genau zu dem Zeitpunkt, als mit Gorbačëv der letzte sowjetische Präsident seine Perestroika-Politik einleitete, die Reformen in der bulgarischen Wirtschaft und ihre Öffnung gegenüber dem Westen bereits weitaus fortgeschrittener waren als in der Sowjetunion. Schon Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre wurde die zweite große Reformwelle in der bulgarischen Wirtschaft eingeläutet, in deren Verlauf im März 1979 ein Reformprogramm aufgelegt wurde, das unter der Bezeichnung »Neuer Wirtschaftsmechanismus« (NEM, New Economic Mechanism) bekannt werden sollte. Das Konzept basierte auf der Idee, Planung und Lenkung der Produktion zu dezentralisieren; parallel wurde nach Mechanismen zur Schaffung eines »starken wirtschaftlichen Eigeninteresses bei landwirtschaftlichen Erzeugern« gesucht, indem u. a. Preisen, Verträgen, Gewinnen, Krediten, Steuern, Löhnen, Prämien, Devisen und weiteren ökonomischen Hebeln größere Bedeutung beigemessen wurde. Laut des NEM sollte der Grundsatz der »Wirtschaftlichkeit« in allen wirtschaftlichen Organisationen des Landes Anwendung finden. Zu Beginn der 1980er-Jahre wurden zudem in begrenztem Umfang Privatinitiativen in einigen »nicht strategischen« Wirtschaftszweigen zugelassen – in den Bereichen Landwirtschaft und Dienstleistungen.[8]

            Zeitgleich wurde es westlichen Unternehmen im Jahr 1980 erstmals ermöglicht, Kapital in Bulgarien zu investieren, Verträge zur industriellen Zusammenarbeit abzuschließen und Gesellschaften zu gründen.[9] Es wurden liberale und außerordentlich günstige Vorschriften für Auslandsinvestitionen in beinahe allen Wirtschaftszweigen erlassen (mit Ausnahme von Bereichen wie z. B. Banken, Versicherungen, Kommunikation).[10] In der Folge wurden in den 1980er-Jahren Dutzende Joint Ventures gegründet. Japan und die Bundesrepublik zählten dabei zu den wichtigsten westlichen Handelspartnern Bulgariens.[11]

            Ende 1983 wurde der Schwerpunkt auf die Grundsätze gelegt, die sich im Nachhinein als das Fundament der bulgarischen »Umgestaltung« in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre erweisen sollten. Dazu gehörten insbesondere erstens der Ansatz, dass der Staat Eigentümer und das Arbeitskollektiv Verwalter des sozialistischen Eigentums ist; und zweitens die als Notwendigkeit betrachtete Dezentralisierung der Wirtschaftsführung mithilfe des sogenannten Akkordprinzips, demzufolge der Staat allgemeingültige »Verhaltensregeln« vorgibt, in deren Rahmen die Wirtschaftsakteure Ermessensspielraum erhalten.[12] Obwohl die Vorstellung vom dualen Charakter des Eigentums im Sozialismus bereits im Jahre 1983 aufgekommen war, wurde mit der praktischen Umsetzung erst im April 1987 begonnen, als mit der Deklaration der Volksversammlung Arbeitskollektiven das Recht eingeräumt wurde, Unternehmen zu bewirtschaften und zu verwalten.[13]

            Außerdem wurden Mitte 1987 erste Schritte hin zur Dezentralisierung der Wirtschaftsführung eingeleitet. Der staatliche Wirtschaftsplan hatte nicht länger einen Richtliniencharakter, und seine Verwirklichung sollte mit wirtschaftlichen Hebeln entsprechend den Interessen der unmittelbaren Produzenten erfolgen. Das zu Beginn des Jahres 1987 in Kraft getretene »Regelwerk der Wirtschaftstätigkeit« hatte die Basis für die ökonomischen Reformen gelegt. Es sah auch den Konkurs erfolgloser Unternehmen vor, was bedeutete, dass der Effizienz Vorrang vor sozialen Belangen eingeräumt wurde. Um für eine stärkere Teilhabe der Belegschaften zu sorgen, wurden ihnen durch die Wahl von Direktoren und Werkmeistern mehr Mitspracherechte eingeräumt. Daneben erhielten die Unternehmen das Recht, die Gehälter ihrer Arbeiter und die Preise ihrer Produkte festzulegen. Im Februar 1987 wurde eine Reform des Bankwesens eingeleitet, die im Grundsatz festlegte, dass Banken lediglich für nachweislich gewinnbringende Unternehmen weiterhin Kredite vergeben sollten.

            Grundsätzlich übernahm die bulgarische Staatsführung bis Sommer 1987 die Reformen Gorbačëvs im Bereich der Industrieproduktion beinahe vollständig und folgte damit quasi auch dem chinesischen Modell, das dem sowjetischen im Bereich der städtischen Industrie sehr ähnlich war.

            Im Juli 1987 wurde auf dem Sonderplenum des ZK der Bulgarischen Kommunistischen Partei (BKP) das Dokument verabschiedet, das als sogenannte Juli-Konzeption in die Geschichte eingehen sollte.[14] Auf dem Plenum wurde konstatiert, dass sich das bis dahin bestehende Modell des Sozialismus im Land erschöpft habe; die Suche nach einem neuen Konzept wurde deshalb auf die Tagesordnung gesetzt und als Entfaltung der »sozialistischen Selbstverwaltung« proklamiert.[15] Diese fand ihren Ausdruck vor allem in der Verleihung von Eigenständigkeit an Arbeitskollektive und Gebietskörperschaften (Gemeinden) zur Bewirtschaftung von Eigentum.[16]

            Die Führung der BKP präsentierte die in der Juli-Konzeption vorgesehene Umgestaltung nun nicht mehr als Vervollkommnung des bestehenden Modells, das von seinen Schwächen und Unzulänglichkeiten befreit wurde, sondern als dessen Ersatz – als ein neues Modell, das an die neuen Gegebenheiten in der Welt, in den sozialistischen Ländern und in Bulgarien angepasst sei.[17] Auch wenn der Duktus des Dokuments und einige der darin entwickelten Neuerungen stark an die programmatischen Standpunkte Deng Xiaopings hinsichtlich des Aufbaus eines zeitgemäßen sozialistischen Modells erinnern, ist eine direkte Übernahme dieser schwer nachzuweisen.

Aus Unterlagen geht hervor, dass das langfristige Ziel der bulgarischen Reform darin bestand, einen Übergang zu schaffen, in dessen Verlauf die sozialistischen Mechanismen im Rahmen der wirtschaftlichen Steuerung und gesellschaftlichen Organisation allmählich gegen marktwirtschaftlich-kapitalistische ausgetauscht werden sollten. Ein solcher Übergang sollte unter Beibehaltung der politischen Macht erfolgen und schrittweise vonstattengehen, in Zeiträumen von »5, 10, 15 bis 20 Jahren«.[18] Für eine erfolgreiche Gestaltung mussten die Reformen (im Unterschied zu allen vorangegangenen Versuchen zur Optimierung des Systems allein im Bereich der Wirtschaft) tiefgreifend sein und sämtliche Bereiche der gesellschaftlich-politischen und wirtschaftlichen Entwicklung erfassen. In zahlreichen Dokumenten der Partei wurde deshalb immer wieder hervorgehoben, dass »die revolutionäre Umgestaltung sowohl an der Basis als auch im Überbau der Gesellschaft erfolgen« sollte.[19]

            Drei grundlegende Elemente prägten die Reform: 1. die Idee von einer »Einheit und Vielfalt des sozialistischen Eigentums«,[20] 2. die Stärkung der Deklaration zur »Übergabe des sozialistischen Eigentums an die Arbeitskollektive zur Bewirtschaftung und Verwaltung« und 3. die Dezentralisierung des Wirtschaftssystems durch mehr Selbstverwaltung für Arbeitskollektive und sozialistische Gemeinschaften – sie sollten zum Subjekt der Verwaltung werden.

            Die Hervorhebung dieser drei Säulen in der Juli-Konzeption entsprang dem Wunsch einer allmählichen Dezentralisierung der wirtschaftlichen Steuerung, während die Mechanismen der Zentralverwaltungswirtschaft durch eine Marktregulierung ersetzt werden sollten. Der Staat sollte die Effizienz von Unternehmen kontrollieren, fördern und steuern, vor allem durch den Einsatz wirtschaftlicher Regulierungsfaktoren, etwa unterschiedlicher Preishebel, Kreditmechanismen, des Steuersystems usw. Die Reform der Preise und der Preisgestaltung war für die Herbeiführung marktbasierter Mechanismen besonders wichtig.[21] Noch im selben Jahr sprach der bulgarische Staats- und Parteichef Todor Živkov offen aus, dass die Reform durch die Niederungen des Kapitalismus zu den Höhen des Sozialismus führe.[22]

            Darüber hinaus wurde mit der Juli-Konzeption ein »tiefgreifender und umfassender« Wandel im politischen Überbau eingeleitet.[23] Zwischen 1987 und 1989 wurde in allen Dokumenten der Partei, die die Juli-Konzeption weiterentwickelten oder sich auf diese stützten, neben der wirtschaftlichen Reform auch eine Reform des politischen Systems im Land ausgearbeitet.[24] Die Maßnahmen folgten dem Grundkonzept der Umgestaltung: des allmählichen Übergangs von einem zentralistischen und planwirtschaftlichen, gesellschaftspolitischen System hin zu einem »neuen Modell« des »sich selbstverwaltenden«, »rechtebasierten« und »demokratischen« Sozialismus.[25]

            Nicht zuletzt sah die Juli-Konzeption auch eine Reform der Partei selbst vor: Veränderungen in Struktur und Apparat der Parteiorgane, Einführung des Mandatsprinzips bei der Wahl der Führungskader auf allen Ebenen, Trennung von Ämtern in den Partei- und Staatsorganen und Transformation der Partei von der Spitze der Machthierarchie hin zu einem wirklichen Gegenstand der Macht.

            Die beschriebenen Kernelemente der bulgarischen Reformbemühungen können sowohl mit dem chinesischen Reformmodell als auch mit dem Modell der Perestroika in Verbindung gebracht werden. Die größten Ähnlichkeiten bestehen hinsichtlich der Idee von der Dezentralisierung und Liberalisierung auf unterschiedlichen Ebenen, d. h., was das administrativ-territoriale Prinzip und die Einführung marktwirtschaftlicher Grundsätze im Zusammenhang mit der Beziehung Ware – Geld, dem Gewinn und dadurch der Stärkung des Eigeninteresses der einzelnen eigenständigen Wirtschaftsteilnehmer betrifft. Dies sollte zusätzlich durch die Einführung des sogenannten sozialistischen Wettbewerbs befördert werden.[26] Der einzige Punkt der Juli-Konzeption, bei dem ein direkter Zusammenhang mit den Reformen Deng Xiaopings hergestellt werden kann, betrifft die Demokratisierung des politischen Systems. Diesbezüglich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass selbst die Rhetorik und Ausdrucksweise der Ideen für politische Reformen in Bulgarien in Zusammenhang mit der Trennung von Partei und Staat, der Einführung des Mandatsprinzips usw. mit den von Deng Xiaoping schon im Jahre 1980 und insbesondere in den Jahren 1986/1987 vorgebrachten Thesen übereinstimmen.

            Die Interpretation dieses Themas sollte sich als eine der heikelsten Konfliktpunkte zwischen Gorbačëv und Živkov bei dem Treffen der beiden im Oktober 1987 in Moskau erweisen. Damals äußerte sich der sowjetische Staatspräsident besonders besorgt über das Tempo, mit dem Živkov die Demokratisierung umzusetzen versuchte, noch mehr jedoch bedrückte ihn die Formulierung, dass »die Partei nicht länger der ›wichtigste Akteur der Macht‹ bleiben sollte«.[27] Tatsächlich jedoch hatte Gorbačëv keinen Anlass für konkrete Befürchtungen, zumal Živkov nur über eine Einschränkung der Rolle der Partei sprach, die sich im Gefüge der Macht wandeln sollte, nicht jedoch über echten politischen Pluralismus. Daher kann die heftige Reaktion des sowjetischen Präsidenten eher als Kritik an seinem bulgarischen Kollegen gewertet werden, um damit das schwindende politische Vertrauen und die schwindende politische Unterstützung für Živkov deutlich zu machen.[28]

            Im Jahr 1988 entschied sich das ZK der BKP zu einem überaus risikoreichen und vom ideologischem Standpunkt her radikalen Schritt: Der Staat sollte nicht nur die Steuerung der Wirtschaftsunternehmen abgeben, sondern auch das damit verbundene Eigentum. Dies sollte durch die Einführung der »Unternehmensorganisation nach dem Aktionärsprinzip« erfolgen.[29] Die neuen Wirtschaftsteilnehmer sollten ihrerseits vollkommen frei sein, wirtschaftliche Initiativen im eigenen Land und auf dem internationalen Markt zu entwickeln; ihnen sollte das uneingeschränkte Recht zustehen, direkte technologische, investitionsbezogene und marktwirtschaftliche Beziehungen mit anderen Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen einzugehen und sich an Gesellschaften im In- und Ausland zu beteiligen.[30] Das wichtigste Glied in der Wirtschaftsstruktur sollte das Unternehmen sein. Sämtliche anderen Formen der Organisation wurden abgeschafft. So wurde eine Privatisierung im großen Stil möglich.[31] Mehr noch: Gegenstände des staatlichen und gemeinschaftlichen Eigentums, von genossenschaftlichen und öffentlichen Einrichtungen wurden Bürgern oder Ausländern zur Bewirtschaftung oder als gemeinsames Eigentum überlassen.[32] Das bedeutete de facto die Schaffung von Privateigentum.

            In den wichtigsten Infrastrukturbereichen war vorgesehen, dass der Staat alleiniger Anteilseigner bliebe, während er bei systemrelevanten Unternehmen die Mehrheitsbeteiligung behielte.[33] Allein in den Bereichen Dienstleistungen, Handel und Landwirtschaft wurde eine Senkung des staatlichen Anteils zugelassen, allerdings durfte dieser nicht unter 20 Prozent liegen.

            Gemäß dem Grundgedanken der Reform sollten Marktmechanismen nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in Bereichen Einzug halten, die für den Sozialstaat im Sozialismus als prioritär galten, etwa in den Gesundheitsschutz, das Rentensystem sowie in andere Sozialversicherungen.[34] Die Arbeitnehmer in allen Branchen sollten bei der Festlegung der Höhe ihrer Rente, der Höhe der Sozialversicherung bei vorübergehender Arbeitsunfähigkeit und Umschulung sowie des Umfangs und der Qualität der für sie bestimmten Gesundheitsdienstleistungen mitbestimmen können.[35]

            Da sich die innen- und außenpolitischen Prozesse in Bulgarien und im gesamten Ostblock jedoch überschlagen sollten, bekam das Reformprogramm Živkovs keine Gelegenheit mehr, sich zu bewähren.

            Bei der Analyse der konkreten Dimensionen des Živkovʼschen Reformprogramms in den 1980er-Jahren werden immer wieder die viel zitierten Ähnlichkeiten mit den Reformen Deng Xiaopings beschworen, was auch die Frage nach dem Einfluss Chinas auf den bulgarischen Präsidenten aufkommen lässt. Živkov ging selbst mehrfach in seinen Memoiren auf dieses Thema ein. Hatte das chinesische Experiment Einfluss auf die Beweggründe, Maßnahmen und Entscheidungen des bulgarischen Staatspräsidenten in seinen letzten Regierungsjahren? Wenn ja, wie weit reichte er?

III. Chinas Einfluss in den Jahren der bulgarischen Reformen

Die allmähliche Annäherung der Beziehungen zwischen Bulgarien und China kündigte sich bereits Anfang der 1980er-Jahre an. Aus den Dokumenten geht hervor, dass die bulgarische Staats- und Parteiführung ein stetiges und anhaltendes Interesse an dem politischen Wandel und den wirtschaftlichen Reformen in China hatte. In den Jahren von 1983 bis 1985 intensivierte sich der politische Dialog zwischen beiden Staaten merklich.[36]

            Den Anstoß für den Ausbau der bilateralen Beziehungen und damit einhergehend für das Studieren des chinesischen Experiments, gaben nach  1985 eine Reihe gegenseitiger Besuche zwischen hochrangigen Vertretern beider Länder.[37]

            Zweifelsohne stellte der Besuch Živkovs in China vom 5.  bis 9. Mai 1987 den Höhepunkt in den bulgarisch-chinesischen Beziehungen in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre dar. Dokumente belegen, dass die Zielsetzungen Živkovs bei seinem Besuch in Peking vielschichtig waren. Einerseits zeichnete sich sein Bestreben ab, aus den chinesischen Erfahrungen zu lernen, was eine vollständige Normalisierung und einen beschleunigten Ausbau der beiderseitigen Beziehungen auf Staats- und Parteiebene voraussetzte. Andererseits schimmerte sein Wunsch durch, zu einer Verbesserung der Beziehungen zwischen Peking und Moskau beizutragen. Er war der festen Überzeugung, dass ohne eine Verbesserung des sowjetisch-chinesischen Verhältnisses auch die bulgarischen Beziehungen zu China chancenlos seien. Die Vorstellung, eine »Brückenfunktion« zwischen den beiden größten sozialistischen Ländern einzunehmen, erschien ihm verlockend.[38]

            Bei seiner Rückkehr aus Peking legte Živkov einen Zwischenstopp in Moskau ein, um Gorbačëv persönlich über die Ergebnisse seines Besuchs zu informieren; er schilderte ihm seine Eindrücke von den Erfolgen des chinesischen Wirtschaftsmodells und vertrat zugleich die Auffassung, dass die Staaten des Warschauer Pakts angesichts des künftigen politischen Potenzials Chinas in den internationalen Beziehungen ihr Konzept gegenüber dem Land erneuern müssten. Gorbačëv äußerte sich seinerseits sehr skeptisch und zurückhaltend. Zeugen des Gesprächs erinnern sich, dass ihn der Enthusiasmus des bulgarischen Staatspräsidenten stark zu irritieren schien.[39]

            Zurück in Bulgarien nannte Živkov in Anwesenheit der Parteiführung drei Kernpunkte, die ihn bei seinem Besuch in China am stärksten beeindruckt hatten:

  • Das Thema »Markt« und die »Ware-Geld-Beziehungen«;[40]

  • die Entwicklung von Wissenschaft und Technologie;[41]

  • die Frage nach der Beibehaltung der politischen Kontrolle.

Das Fazit des bulgarischen Präsidenten lautete, dass Reformen nur durch Öffnung, die Neugestaltung der Ware-Geld-Beziehungen und die Einfuhr von Technologien möglich seien, während die politische Einstellung und Organisation davon unberührt bleiben sollten.[42]

Zwischen dem 18. und 21. Juni 1987 traf der Generalsekretär der KPCh und Vorsitzende des chinesischen Staatsrates, Zhao Ziyang, zu einem offiziellen Besuch in Bulgarien ein. Bei dem Treffen unterstrich Živkov, dass er den Verlauf der Wirtschaftsreformen in China aufmerksam verfolge und dass für die bulgarische Seite vor allem jene Reformaspekte von Interesse seien, die im Zuge der bulgarischen Umgestaltung unter Berücksichtigung der Gegebenheiten im Land Anwendung finden könnten.[43]

            War es nun Zufall oder nicht, dass Živkov einen Monat nach dem Besuch Zhao Ziyangs die Juli-Konzeption formulierte und darin für umfassende sozio-ökonomische und politische Reformen plädierte, was Gorbačëv zu heftiger Kritik veranlasste und eine spürbare Abkühlung der bulgarisch-sowjetischen Beziehungen zur Folge hatte?

            Das seit Langem angespannte Verhältnis zwischen Živkov und Gorbačëv erreichte am 16. Oktober 1987 im Kreml seinen Höhepunkt, als es zu einem geradezu dramatischen Aufeinandertreffen der beiden Staatspräsidenten kam. Vor allem Živkovs Reformpolitik erntete Gorbačëvs Kritik. Dieser war sehr verärgert darüber, dass die bulgarische Umgestaltung nicht im Einvernehmen mit Moskau erfolgte und de facto einen Versuch darstellte, die »Umgestaltung« in der Sowjetunion zu überholen.[44] In den Äußerungen Gorbačëvs wird auch ein gewisser Argwohn deutlich, mit dem Moskau die Politik Živkovs bedachte. Dieser schwankte zwischen dem Einfluss der sowjetischen Perestroika im Sinne einer Liberalisierung der Wirtschaft und einer Demokratisierung des politischen Systems sowie den sich für Bulgarien eröffnenden Möglichkeiten, Zugang zu westlichen Märkten, Investitionen und Technologien zu erhalten.[45] Das war der Tiefpunkt der sowjetisch-bulgarischen Beziehungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.[46] Aber lässt sich daraus ableiten, dass der Hauptgrund für die scharfe Reaktion der UdSSR in der Annäherung zwischen Bulgarien und China lag?

Außer dass Živkov zehn Jahre nach diesen Ereignissen in seinen Memoiren diesen Eindruck zu vermitteln scheint, deutet keine verfügbare Dokumentation darauf hin.[47] Denn trotz der emotionalen Ausführungen Živkovs bei seinem Gespräch mit Zhao Ziyang am 6. Mai 1987 in Peking, denen zufolge »es zwischen Ihrer und unserer Sichtweise vom Staat als Eigentümer und von den Arbeitskollektiven als Verwaltern keinen wesentlichen Unterschied gibt«,[48] und des Enthusiasmus für die chinesischen Reformen, den Živkov gegenüber Gorbačëv im Anschluss zum Ausdruck brachte, geht aus der Analyse der Juli-Konzeption dennoch hervor, dass sich diese in den Grundzügen an dem sowjetischen Modell der Wirtschaftsreformen unter Berücksichtigung der bulgarischen Gegebenheiten orientiert hat.[49] Der einzige wesentliche Unterschied zur Perestroika bestand in dem theoretischen Grundsatz der Trennung von Partei und Staat, der eher dem chinesischen Verständnis von der Demokratisierung des politischen Systems im sozialistischen Sinn entsprach. Deswegen ist anzunehmen, dass sich Gorbačëvs Hauptkritik auf eben diesen Grundsatz bezog, der jedoch nicht nur mit dem chinesischen Modell in Verbindung gebracht werden kann, sondern auch mit dem in der Tschechoslowakei in den 1960er-Jahren durchgeführten Versuch, wirtschaftliche und administrativ-politische Reformen zu verbinden.[50] Des Weiteren kritisierte Gorbačëv Živkovs Ansinnen, die Beziehungen zu Westdeutschland und Japan zu intensivieren, was vor allem auf einen pragmatischen Ansatz des bulgarischen Präsidenten zurückgeführt werden kann. Er war bestrebt, alle sich bietenden wirtschaftlichen Vorteile der Beziehungen zwischen Bulgarien und diesen kapitalistischen Ländern auszuschöpfen, die bei Kontakten mit sozialistischen Ländern ebenso eher Pragmatismus denn Ideologie walten ließen. Ein solcher Ansatz war für Živkov charakteristisch und ließ sich schon weit vor Beginn der chinesischen »Öffnung« gegenüber der Welt erkennen. Daher sollte er in dieser Hinsicht nicht als Nachahmung des chinesischen Modells verstanden werden.

            Es ist davon auszugehen, dass die Abkühlung der sowjetisch-bulgarischen Beziehungen eher auf den konkreten Wunsch Gorbačëvs zurückzuführen ist, den bulgarischen Staats- und Parteichef zu entmachten. Eine noch größere Rolle dürfte jedoch die Tatsache gespielt haben, dass Živkov sich als dienstältester Präsident des Ostblocks selbstbewusst erlaubte, den sowjetischen Staatschef hinsichtlich der Probleme bei der Perestroika zu kritisieren und ihm bei dem Versuch, einen besseren und wahrhaftigeren Ansatz bei der Durchführung von Reformen aufzuzeigen, Ratschläge zu erteilen.[51]

            Da Živkov seine eigene Macht gefährdet sah, reagierte er außerordentlich vorsichtig und zurückhaltend, insbesondere was Einflüsse der »Demokratisierung« betraf, die in der zweiten Phase der Perestroika im Jahr 1988 aus Moskau spürbar wurden. Dazu gehörten auch gegen ihn vorgebrachte Anschuldigungen, konservativ zu sein und Reformen nachzuahmen, ohne dass davon der undemokratische Charakter des politischen Systems angetastet werde.[52] Ungeachtet der Beschleunigung der wirtschaftlichen Umgestaltung des politischen Systems in den Jahren 1988/1989 legte Živkov größten Wert darauf, kein »Modell des Sozialismus« zuzulassen, das über den Rahmen des Einparteiensystems samt der dazugehörigen Ideologie hinausging. Es ist möglich, dass sich die Positionen Živkovs in dieser Hinsicht an jene Deng Xiaopings annäherten, der sich mit seinem Vorgehen im Sommer 1989 kategorisch einer Tendenz widersetzte, in deren Windschatten die gesellschaftlich-politische Liberalisierung den sozialistischen Charakter des politischen Systems zu ändern sowie die Grundfesten und die Autorität der KPCh zu untergraben drohte.[53] Bei dem Besuch einer bulgarischen Parteidelegation in China vom 2.  bis 11. Mai 1989 unterstrichen die chinesischen Gastgeber Zhao Ziyang und Hu Qili (Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros des ZK der KPCh), dass das Ziel des politischen Wandels in der Verwirklichung der sozialistischen Demokratie bestehe, was jedoch »ein fortwährender Prozess eines allmählichen Aufbaus ist. Die sozialistische Demokratie muss zeitgleich mit der Entwicklung des wirtschaftlichen Systems verwirklicht werden. Sie darf dieser weder vorauseilen noch hinterherhinken.«[54]

            Nur einen Monat später, beim letzten Treffen zwischen Živkov und Gorbačëv im Juni 1989, stimmten die Argumente, mit denen der bulgarische Präsident seine Sicht der Reform des politischen Systems in Bulgarien verteidigte, fast wörtlich mit dem chinesischen Standpunkt in dieser Frage überein. »Sie sehen«, erklärte Živkov, »dass wir im Großen und Ganzen Ihrem Weg folgen, nur dass wir die Umgestaltung des Überbaus bis zu einem gewissen Grad hinauszögern, damit wir diese Umgestaltung an der Basis, in der Wirtschaft, vornehmen können. Wir sind ein kleines Land und haben weder das Recht noch die Möglichkeit, es auf eine Wirtschaftskrise ankommen zu lassen […] Genau wie Sie, beunruhigt es auch mich, dass die Umgestaltung des politischen Systems derjenigen der Produktionskräfte in auffallender Weise vorauseilt […] Wir sollten kaum so verfahren wie Sie dies tun.«[55]

            Am 10. November 1989 allerdings entglitt der BKP die Kontrolle über die Ereignisse, und die Partei sah sich gezwungen, auf das Machtmonopol zu verzichten. Durch die Geschehnisse in der UdSSR und in den anderen sozialistischen Ländern Ende 1989 wurden die Reformversuche und die Suche nach einem neuen Modell eines wirtschaftlich effizienten Sozialismus obsolet. Der Impuls zur Veränderung kam von außen. Sowohl der Sturz Živkovs als auch alle übrigen Entwicklungen im Ostblock fanden unter dem Einfluss dieser Ereignisse statt, die das Ende des Kalten Krieges bewirkten und Bulgarien und die UdSSR in eine neue geopolitische Lage versetzten.

IV. Fazit

Aus der Analyse wird deutlich, dass die Perestroika Michail Gorbačëvs und die Reformen Deng Xiaopings in ihrer Absicht und Herangehensweise letztendlich ein und dasselbe Ziel verfolgten: Den Versuch, Marktmechanismen in die sozialistische Plan- und Zentralverwaltungswirtschaft zu integrieren, und zwar durch Liberalisierung und Dezentralisierung des Systems, Änderungen an der Eigentumsstruktur und Förderung einer Öffnung zwecks technologischer Entwicklung der Staaten. Das im Wesentlichen gleiche Konzept führte, angewandt unter grundverschiedenen sozioökonomischen und geopolitischen Voraussetzungen, zu vollkommen entgegengesetzten Ergebnissen. Der maßgebliche Unterschied bestand nicht – wie häufig hervorgehoben wurde – darin, dass in der UdSSR (im Gegensatz zur Volksrepublik China) eine politische Demokratisierung zugelassen wurde. Er bestand vielmehr im nachfolgenden sozialen und wirtschaftlichen Chaos in Verbindung mit dem starken außenpolitischen Druck, mit dem sich die UdSSR und der Ostblock Ende der 1980er-Jahre konfrontiert sahen.

            Die Reformen Todor Živkovs folgten in den Grundzügen den allgemeinen Reformtendenzen im gesamten Ostblock, vor allem aber denen in der UdSSR. Da China sich ursprünglich an den Erfahrungen der UdSSR und der osteuropäischen Staaten orientierte, sind Ähnlichkeiten zwischen den Reformprozessen in Bulgarien und der Volksrepublik China nicht überraschend, es bedeutet jedoch nicht, dass Bulgarien dem chinesischen Modell folgte. Unbestreitbar ist, dass die Ergebnisse der chinesischen Reformen Živkov stark beeindruckten. Folglich verhehlte er seinen Wunsch nicht, dass Bulgarien Lehren aus dem Versuch ziehen möge und die Chancen möglichst pragmatisch nutzen solle, die sich aus einer Annäherung an China auf wirtschaftlicher, wissenschaftlich-technologischer und politischer Ebene ergäben. Auch dies lässt nicht die Schlussfolgerung zu, dass das chinesische Modell auf Bulgarien übertragen wurde. Vielmehr sagte Živkov die Vorstellung zu, dass die Maßnahmen der chinesischen Führung größtenteils mit seinem eigenen Verständnis in Bezug auf das grundlegende Ziel der bulgarischen Umgestaltung übereinstimmten. Dies traf insbesondere für folgende Bereiche zu: bei der Öffnung gegenüber dem Westen zwecks Erwerbs von Wissen und Technologie; bei der Liberalisierung des Systems unter Beibehaltung der zentralen Kontrolle über die Marktmechanismen; bei der »Demokratisierung« des wirtschaftlichen und politischen Systems im Sinne einer Verwaltungsreform zur Beseitigung schwerfälliger bürokratischer Verfahren; bei der Entstehung des Empfindens von mehr wirtschaftlicher Freiheit und unmittelbarerer Mitbestimmung auf allen Ebenen; und bei der Förderung der Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen, durch die die Befriedigung der Verbrauchernachfrage verbessert und die Qualität von Waren und Dienstleistungen erhöht werden sollte.

            Zehn Jahre später legte Živkov in einem anlässlich des Todes von Deng Xiaoping verfassten Beileidsschreiben an Jiang Zemin offen, dass die Auffassung Chinas mit seinem eigenen Verständnis des Fortgangs der Reformen übereingestimmt habe, fügte jedoch hinzu, dass der Grund, weswegen Bulgarien nicht auf dem Weg Chinas voranschreiten konnte, in seiner eigenen Entmachtung durch »restauratorische« und »karrieristische Kräfte« gelegen habe, die von der Sowjetunion und vom Westen zugleich unterstützt worden seien.[56] An diesem Punkt stellt sich trotzdem die Frage, ob es überhaupt möglich gewesen wäre, das chinesische Modell in Bulgarien erfolgreich umzusetzen. Es handelt sich um eine rhetorische Frage, die eindeutig verneint werden muss, da in dem Land u. a. nicht die gleichen sozioökonomischen, kulturellen und geopolitischen Bedingungen herrschten, wie sie für China charakteristisch waren. Der Versuch der UdSSR, ein ähnliches Modell zu verfolgen, belegt dies unmissverständlich. Dieser Umstand trifft in noch größerem Ausmaß auf Bulgarien zu, da das Land bis zuletzt in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht vollkommen von der UdSSR und den Strukturen des Ostblocks – RGW und Warschauer Pakt – abhängig blieb. Deswegen wurde das Land von den Ereignissen der Zeit in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht voll und ganz erfasst, ohne dass der persönliche Faktor in Gestalt von Živkov und seinem Verständnis von der Modernisierung des real existierenden Sozialismus, das in der Zielvorstellung mit den Reformen in der Volksrepublik China übereingestimmt hätte, noch ins Gewicht gefallen wäre.

 


 

[1] Die meisten Daten zum Einfluss der UdSSR und der Länder Osteuropas auf die sozioökonomischen und politischen Prozesse in China Ende der 1970er-Jahre und in den 1980er-Jahren sind dem folgenden Forschungssammelband entnommen: Thomas P. Bernstein und Hua-yu Li (Hg.): China Learns from the Soviet Union, 1949–Present (= Harvard Cold War studies book series), Lanham 2010.

[2] Martin Ivanov: Reformatorstvo bez reformi. Političeska ikonomija na bălgarskija komunizăm 1963–1989 [Reformismus ohne Reformen. Die politische Ökonomie im bulgarischen Kommunismus 1963–1989], Sofia 2008.

[3] John King Fairbank/Merle Goldman: Kratka istorija na Kitaj [Kleine Geschichte Chinas], Sofia 2013, S. 511.

[4] Deng Xiaoping: Kitajskijat put: reformi i stabilnost [Der chinesische Weg. Reformen und Stabilität], Sofia 1999, S. 27–42.

[5] Ebd., S. 120.

[6] Zhao Ziyang: Zatvornik na dăržavata. Tajnijat dnevnik na Džao Dzyjan [Gefangener des Staates. Geheimes Tagebuch von Zhao Ziyang], Sofia 2010, S. 322.

[7] Für weitere Einzelheiten zu den Beziehungen zwischen China und den USA siehe Henry Kissinger: On China, New York 2011.

[8] Ivanov: Reformatorstvo bez reformi (Anm. 2), S. 100; Ilijana Marčeva: Načaloto na kraja na socializma v Bălgarija prez părvata polovina na 80-te godini [Der Anfang vom Ende des Sozialismus in Bulgarien in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre], in: Istoričeskij pregled (2004), H. 3/4, S. 109.

[9] Bulgarisches Amtsblatt Nr. 25 vom 28. März 1980; Ilijana Marčeva: Bălgarskata ikonomika meždu Iztoka i Zapada prez 80-te godini na XX vek [Die bulgarische Wirtschaft zwischen Ost und West in den 1980er-Jahren] in: Tamara Stoilova u. a. (Hg.): Problemăt Iztok-Zapad. Istoričeska perspektiva [Die Problematik Ost-West. Geschichtliche Perspektive], Sofia 2003, S. 685–693.

[10] Bulgarisches Amtsblatt Nr. 25 vom 28. März 1980.

[11] Für weitere Einzelheiten zu den Beziehungen zwischen Bulgarien und Japan siehe Evgenij Kandilarov: Bălgarija i Japonija. Ot studenata vojna kăm XXI vek [Bulgarien und Japan. Vom Kalten Krieg ins 21. Jahrhundert], Sofia 2009.

[12] Ilijana Marčeva: Politika za stopanska modernizacija na Bălgarija po vreme na Studenata vojna [Die Politik der wirtschaftlichen Modernisierung in Bulgarien zur Zeit des Kalten Krieges], Sofia 2016, S. 471–486.

[13] Außer den Gemeinden wurden auch Kommunen und Bezirke als sich selbst verwaltende Gebietskörperschaften ausgewiesen (Ilijana Marčeva: Perestrojkata v Bălgarija v svetlinata na modernizacijata [Die Perestroika in Bulgarien im Lichte der Modernisierung] in: Istoričesko bădešte (2003), H. 1/2, S. 166.

[14] Die Bezeichnung des Dokuments, das im Plenum des ZK der BKP am 28./29. Juli 1987 angenommen wurde, lautet: Osnovni položenija na koncepcijata za po-natatăšnoto izgraždane na socializma v NR Bălgarija [Grundlagen der Konzeption für die weitere Gestaltung des Sozialismus in der Volksrepublik Bulgarien]. Der dazugehörige Text ist veröffentlicht in: Todor Živkov: Realnijat Socializm [Realer Sozialismus], Sofia 2006, S. 283–386.

[15] XIII. Kongress der BKP: Dokladi i rešenija [Berichte und Entscheidungen], Sofia 1986, S. 24 ff.; Niko Jahiel: Todor Živkov i ličnata vlast [Todor Živkov und die persönliche Macht], Sofia 1997, S. 328.

[16] Marčeva: Politika za stopanska modernizacja (Anm. 12), S. 535–543.

[17] Centralen dăržaven archiv na Republika Bălgarija/Zentrales Staatsarchiv der Republik Bulgarien (im Folgenden: Zentrales Staatsarchiv), f. 1 B, op. 65, a.e. 86, l. 5а; Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68, а.е. 3591, l. 171.

[18] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 65, a.e. 86, l. 12. (Die Übersetzung aller fremdsprachigen Zitate im vorliegenden Text erfolgte durch die Übersetzerin.)

[19] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 65, a.e. 86, l. 26.

[20] Gemäß der Vollversammlung vom Juli 1987 sollte das sozialistische Eigentum einheitlich und unteilbar sein, allerdings wurden mannigfaltige Eigentumsformen (staatliches, genossenschaftliches und gemeinschaftliches Eigentum) zugelassen, die nach Maßgabe von Gesetz, Haushaltsmitteln, Plänen usw. gleichgestellt wurden. Die vielfältigen Formen des Eigentums sollten die Voraussetzungen für Wettbewerb schaffen (Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 65, a.e. 86, l. 10).

[21] Zu den wichtigsten Reformmaßnahmen, die von der Parteiführung in Zusammenhang mit der Einführung des wirtschaftlichen Mechanismus der Selbstverwaltung erörtert worden waren, gehörte die Durchführung einer Preisreform, angefangen bei der Angleichung der Großhandelspreise an das Niveau der Preise auf dem Weltmarkt (ebd., l. 31).

[22] Marčeva: Perestrojkata (Anm. 13), S. 87; Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 65, а.е. 86, l. 19.

[23] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68, а.е. 3142, l. 48; Näheres zur theoretischen Begründung der Notwendigkeit eines Wandels im politischen System siehe Nora Ananjeva: Problemi na preustrojstvoto na političeskata sistema na socializma [Probleme bei der Umgestaltung des politischen Systems des Sozialismus], in: Ivan Popchev (Hg.): Novoto istoričesko cădăržanje na sveta i preustrojstvoto na sozializma [Neuer geschichtlicher Inhalt der Welt und Umbau des Sozialismus], Sofia 1989, S. 147–182.

[24] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68, a.e. 3797, l. 98.

[25] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68, a.e. 3591.

[26] Eine vergleichende Analyse der bulgarischen und sowjetischen Reformen führte Iskra Baeva durch: Iskra Baeva: Priliki i Razliki meždu bălgarskoto preustrojstvo i săvetskata perestrojka [Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der bulgarischen Umgestaltung und der sowjetischen Perestroika], in: Iskra Baeva (Hg.): Rusija i Bălgarija meždu »filstvoto« y »fobstvoto« [Russland und Bulgarien zwischen »Philie« und »Phobie«], Sofia 2009, S. 422–436.

[27] Todor Živkov: Sreštu njakoj lăži [Gegen mehrere Lügen], Sofia 1993, S. 38.

[28] Iskra Baeva: Bălgaro-săvetski otnošenija v godinite na »perestrojkata« [Die bulgarisch-sowjetischen Beziehungen in den Jahren der Perestroika], in: Vitka Toškova (Hg.): Bălgarija v sferata na săvetskite interesi (Bălgaro-ruski naučni diskusiji) [Bulgarien in der sowjetischen Interessensphäre (Bulgarisch-russische wissenschaftliche Gespräche)], Sofia 1998, S. 123.

[29] Für eine ausführliche Analyse der wirtschaftlichen Aspekte des Beschlusses auf dem Plenum im Dezember 1988 siehe Ivanov: Reformatorstvo bez reformi (Anm. 2), S. 113–122.

[30] Todor Živkov: Za po-natatăšnoto praktičesko pretvorjavane na Julskata strategija v preustrojstvoto [Zur weiteren praktischen Umsetzung der Juli-Strategie während der Umgestaltung], Sofia 1987, S. 16.

[31] Ivan Čalăkov u. a.: Mrežite na prehoda. Kakvo vsăštnost se sluči v Bălgarija sled 1989 g. [Netze des Übergangs. Was in Bulgarien nach 1989 eigentlich geschah], Sofia 2008, S. 96–106.

[32] Nähere Einzelheiten ebd., S. 92–106.

[33] Der staatliche Anteil in der Elektronik-, Chemie- und Biotechnologieindustrie, in den wichtigsten Bereichen des Maschinenbaus, des Versicherungswesens, des Bauwesens und einiger Unternehmen in der Lebensmittelindustrie durfte nicht unter 51 Prozent liegen.

[34] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68, a.e. 3797, l. 91.

[35] Ebd.

[36] Im November 1984 traf Jiang Zemin, Energieminister, künftiger Generalsekretär des ZK der KPCh (1993–2003) und Staatspräsident der Volksrepublik China, in Sofia ein. Er galt als überaus einflussreicher Vertreter der nachfolgenden »dritten Generation« der kommunistischen Führer. (Jordan Baev: Drugata studena vojna. Săvetsko-kitajskijat konflikt i Iztočna Evropa [Ein anderer Kalter Krieg. Der sowjetisch-chinesische Konflikt und Osteuropa], Sofia 2012, S. 238 ff.; Evgenij Kandilarov: Iztočna Azija i Bălgarija [Ostasien und Bulgarien], Sofia 2016.)

[37] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68; a.e. 2236, l. 21; Baev: Drugata studena vojna (Anm. 36), S. 239.

[38] Zur Rolle Todor Živkovs beim Zerwürfnis zwischen der UdSSR und der Volksrepublik China siehe Evgenij Kandilarov: Konfliktăt meždu SSSR i Kitaj i otraženijeto mu v Bălgarija (60-te godini na XX. V) [Der Konflikt zwischen der UdSSR und China und seine Wiederspiegelung in Bulgarien (in den 1960er-Jahren)], in: Iskra Baeva (Hg.): Rusija, Evropa i svetăt. Sbornik s materijali ot meždunarodna naučna konferenzija, Sofiya, 28–29 septemvri 2009 [Russland, Europa und die Welt. Materialsammlung von der internationalen Wissenschaftskonferenz, Sofia, 28./29. September 2009], Sofia 2012, S. 225–235.

[39] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68 a.e. 2837, l. 30. In seinen Memoiren schildert Živkov dieses Treffen sehr emotional, da er es als Vorbote seiner Auseinandersetzung mit Gorbačëv bei ihrem Treffen im Oktober 1987 wertet: »Ich kam auf den Mechanismus des Marktes zu sprechen, der in Verbindung mit den sozialistischen Grundsätzen dem Land wirtschaftlichen Wohlstand bescheren sollte. Darüber sprach ich, obgleich ich seine Verärgerung vorausahnte. Er hörte mir schweigend, jedoch mit merklicher Anspannung zu. Schließlich erwiderte er: Unsere Botschaft hat in Erfahrung gebracht, dass sich die chinesische Staatsführung zum Ziel gesetzt hat, China im nächsten Jahrhundert zum mächtigsten Staat werden zu lassen. Unter diesem Gesichtspunkt, Genosse Živkov, müssen Sie die Dinge betrachten! Ich gab nicht klein bei: Aber Genosse Gorbačëv, über eine Milliarde Menschen werden versorgt. Es gibt einen Markt. Dieser Umstand muss uns dazu bringen, auf das Neuartige, das sich in China abspielt, hinzusehen und hinzuhören. Und dies ist das Ergebnis des Mechanismus des Marktes. Verstehen Sie, was ich meine?! Eine Milliarde Chinesen haben einen echten Markt!« (Todor Živkov: Memuari [Memoiren], Sofia 2006, S. 362). Die Worte Živkovs decken sich mit den Erinnerungen der stellvertretenden Leiterin der internationalen Abteilung des ZK der KPdSU, Karen Brutens, der die starke Irritation ebenfalls nicht verborgen blieb, die die Begeisterung Živkovs über die Erfolge der Wirtschaftsreformen in China bei Gorbačëv hervorrief. Karen Brutens: Nesbyvšeecja. Neravnodušnyje zametki o perestrojke [Unvollendet. Nicht ganz gleichgültige Aufzeichnungen über die Perestroika], Moskau 2005, S. 227–232.

[40] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68, a.e. 2837, l. 21.

[41] Ebd., l. 23.

[42] Ebd., l. 28.

[43] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68, a.e. 3037, l. 9; Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 60, a.е. 399, l. 21.

[44] Baeva: Bălgaro-căvetski otnošenija (Anm. 28), S. 122; Iskra Baeva: 80-te godini? Desetiletije na propusnatite šansove za reformi v Bălgarija [In den 1980er-Jahren? Ein Jahrzehnt verpasster Reformchancen in Bulgarien], in: Novo Vreme (2003), H. 11, S. 115–127; Marčeva: Perestrojkata v Bălgarija (Anm. 13), S. 79–96.

[45] Ebd., S. 85; Michail Gorbačëv: Žizn i reformi [Leben und Reformen], Bd. 2, Мoskau 1995, S. 367.

[46] Baeva: Bălgaro-săvetski otnošenija (Anm. 28), S. 123.

[47] Der Zusammenhang zwischen den Reformen Deng Xiaopings und dem Reformprogramm Živkovs wird von ihm selbst in folgender Weise begründet: »Ich sah, dass in China ein Weg beschritten wurde, der vom bereits erprobten Modell abwich. Sollten wir dieses Modell wohl auch bei uns anwenden? Damals fand ich für mich noch keine schlüssige Antwort, was ein weiterer Grund dafür war, bei meinem Treffen mit Deng Xiaoping mehr zuzuhören als zu sprechen. Alles würde durchdacht werden müssen. Zwischen unseren Ländern gab es auch Unterschiede. Gleichzeitig festigte sich in mir die Überzeugung, dass die tiefgreifenden Änderungen, zu denen ich mich entschlossen hatte, unumgänglich waren. Und richtig.« (Živkov: Memuari (Anm. 39), S. 494.

[48] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 60, а.е. 395, l. 24.

[49] Unstimmigkeiten in dieser Hinsicht sollten erst Ende 1988 auftreten, als die bulgarische Reformpolitik mit der Einführung des Aktionärsprinzips in der Unternehmensorganisation die sowjetische geringfügig überholte. Dieses Prinzip sollte in der Sowjetunion erst im 1989/1990 zum Einsatz kommen.

[50] Zur Verbindung zwischen den bulgarischen Reformen und dem Prager Frühling siehe Ilijana Marčeva: Konfliktăt Michail Gorbačёv – Todor Živkov. Ili ošte vednăž za săvjetsko-bălgarskite otnošenija v konteksta na perestrojkata prez vtorata polovina na 80-te godini na XX. vek [Der Konflikt zwischen Michail Gorbačëv und Todor Živkov. Oder ein weiteres Mal zu den sowjetisch-bulgarischen Beziehungen im Kontext der Perestroika in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre] in: Vitka Toshkova/Vasilka Tankova/Nikolai Poppetrov (Hg.): Istorjata – Profesja i sădba. Sbornik v čest na 60-godišninata na člen-korespondent d. ist. n. Georgi Markov [Geschichte – Beruf und Bestimmung. Festschrift anlässlich des 60. Geburtstags von Georgi Markov, Doktor der Geschichtswissenschaften und korrespondierendes Mitglied der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften], Sofia 2008, S. 590–592.

[51] Näheres zum komplizierten und widerspruchsvollen Verhältnis zwischen Todor Živkov und Michail Gorbačëv siehe Ilijana Marčeva: Za subektivnija faktor v săvjetsko-bălgarskite otnošenija po vreme na »perestrojkata« (1985–1989) [Über den subjektiven Faktor in den sowjetisch-bulgarischen Beziehungen zur Zeit der Perestroika (1985–1989)], in: Georgi Markov (Hg.): Bălgarija i Rusija meždu priznatelnostta i pragmatizma [Bulgarien und Russland zwischen Freundschaft und Pragmatismus], Sofia 2008, S. 699–711; Marčeva: Konfliktăt Michail Gorbačёv – Todor Živkov (Anm. 50); Ilijana Marčeva : Săvetskijat faktor v bălgarskoto preustrojstvo prez vtorata polovina na 80-te godini na XX. vek: Glasnostta sreštu Todor Živkov [Der sowjetische Faktor in der bulgarischen Umgestaltung in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre: Glasnost vs. Todor Živkov], in: Minalo (2004), H. 2; Baeva: Bălgaro-săvetski otnošenija (Anm. 28).

[52] Marčeva: Săvetskjiat faktor v bălgarskoto preustrojstvo (Anm. 51), S. 75–83.

[53] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 101, a.e. 2156; Baev: Drugata studena vojna (Anm. 36), S. 249.

[54] Ebd.

[55] Zentrales Staatsarchiv, f. 1 B, op. 68, а.е. 3698, l. 60, 64. Das Stenogramm des letzten Treffens zwischen Živkov und Gorbačëv am 23. Juni 1989 in Moskau wurde von Iskra Baeva veröffentlicht: Iskra Baeva: Meždu Szila i Haribda. Todor Živkov pri poslednata si srešta s Gorbačëv [Zwischen Pest und Cholera. Todor Živkov bei seinem letzten Treffen mit Gorbačëv], in: Novo Vreme (2007), H. 11, S. 101–112.

[56] Živkov schrieb wörtlich: »Genosse Deng Xiaoping gelang es, den richtigen Weg zu finden und die sozialistische Gesellschaftsordnung und Einheit Chinas zu wahren, indem er durch mutige Reformen schnelle wirtschaftliche, wissenschaftlich-technologische und kulturelle Fortschritte in seinem Land erzielen konnte. Auch ich hatte ein solches Unterfangen in Bulgarien eingeleitet. Als vor zehn Jahren mit dem Versuch in China begonnen worden war, war ich angenehm überrascht, dass dieser größtenteils mit meinem eigenen Verständnis der geschichtlichen Prozesse übereinstimmte. Leider wurde ich durch äußere Kräfte daran gehindert, dieses Bestreben umzusetzen. Bulgarien war zu klein, als dass es sich dem gebündelten Druck Russlands, der westlichen Länder und der restauratorischen und karrieristischen Kräfte in der Kommunistischen Partei selbst hätte widersetzen können.« (Živkov: Memuari [Anm. 39], S. 674.)

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