JHK 2020

Von Revolution zu Reform: Transfers zwischen China und Tansanias »Afrikanischem Sozialismus« von antiimperialistischer Solidarität bis Neoliberalismus

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 121-138 | Metropol Verlag

Autor/in: Eric Burton

Wenn heutzutage von sino-afrikanischen Beziehungen die Rede ist, werden deren Wurzeln in den 1960er-Jahren oft vergessen – ebenso die Tatsache, dass sich Staatssozialismen in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg über die kommunistische Welt in Osteuropa und Ostasien hinaus pluralisierten und diversifizierten. Allein in Afrika haben Regierungen von 35 Staaten ihre Politik und angestrebte Gesellschaftsform zeitweilig als sozialistisch bezeichnet.[1] Diese sozialistischen Projekte waren oft kurzlebig und in manchen Fällen eher durch gewandelte Rhetorik als neue Praktiken gekennzeichnet, in anderen dagegen durch ernst zu nehmende und innovative Versuche, Abhängigkeitsbeziehungen und Ungleichheiten zu überwinden.[2]

            Ein wichtiges Instrument in dieser Hinsicht war die Außen- und Handelspolitik. Während Regierungen wie jene Senegals eine enge Bindung an die ehemalige Kolonialmacht beibehielten und die Nähe zu anderen westlichen Staaten suchten, verfolgten Ägypten unter Gamal Abdel Nasser nach der Suezkrise 1956 oder das postrevolutionäre Äthiopien ab Mitte der 1970er-Jahre die Strategie, ihre Außenbeziehungen stärker gen »Osten« oder »Süden« auszurichten. Wenngleich selbst nach solchen Neuorientierungen die Wirtschafts- und Finanzbeziehungen afrikanischer Länder gen Westen viel bedeutender blieben, öffneten die neuen Kontakte zwischen Sozialismen in Osteuropa, Asien, Afrika und Lateinamerika doch Räume für politische Visionen und Handlungsoptionen, um den eigenen peripheren Status in der Welt zu überwinden.

            Ein herausragendes Beispiel für das Ausmaß und die Vielschichtigkeit intersozialistischer Allianzen sind die Bindungen zwischen China und dem ostafrikanischen Tansania, nicht nur aufgrund ihrer besonderen Dichte seit Mitte der 1960er-Jahre, sondern auch angesichts der Kontinuitätslinien bis in die Gegenwart. Tansania entstand 1964 durch die Vereinigung von Tanganjika (dem »Festland«), das 1961 die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt hatte, und dem Archipel Sansibar vor der tansanischen Küste. Sansibars Unabhängigkeit von Großbritannien erfolgte wenig später im Dezember 1963 und mündete kurz darauf, im Januar 1964, in einer Revolution. Trotz der Vereinigung Tanganjikas und Sansibars drei Monate nach der Revolution, behielt die sansibarische Regierung eine Teilautonomie innerhalb des vereinten Tansania und führte die eingeleitete außenpolitische Reorientierung gen China, DDR und Sowjetunion fort. Auf dem tansanischen Festland nahm ab Mitte der 1960er-Jahre die Ujamaa-Politik immer mehr an Gestalt an, in deren Zuge sich die Beziehungen mit China ebenfalls verdichteten – aber nicht, wie im Falle Sansibars, Teil einer allgemeinen Reorientierung gen Osten waren.

            Ujamaa (ein Kiswahili-Neologismus, der auf den Gemeinschaftssinn der Großfamilie verweist) war eine Variante des gerade in den 1960er-Jahren weit verbreiteten Afrikanischen Sozialismus, aber deutlich langlebiger und ambitionierter als verwandte Projekte in Ghana, Mali oder Kenia. Dabei distanzierte sich Tansanias Präsident Julius Nyerere, der Ujamaa maßgeblich prägte, ausdrücklich von sowjetischen Führungsansprüchen und marxistisch-leninistischer Doktrin – insbesondere von dem Postulat des Klassenkampfes. Mit dieser Positionierung fanden Nyerere und der tansanische Sozialismus begeisterte Anhänger in den sozialdemokratischen Regierungen Skandinaviens und der Bundesrepublik ab 1969, aber auch im maoistischen China, mit dem Tansania die politische Sprache von self-reliance und Antikolonialismus sowie die Betonung der Rolle der bäuerlichen Bevölkerung für die nationale Entwicklungsstrategie teilte.[3] Zentrale Kennzeichen von Ujamaa waren eine egalitaristische Haltung, die Orientierung auf die ländliche statt auf die industrielle Entwicklung und das damit verbundene größte Umsiedlungsprogramm im postkolonialen Afrika.[4]

            Mit Blick auf politische Akteure und Visionen einerseits sowie auf Wirtschaftsbeziehungen und Entwicklungspolitik andererseits untersucht dieser Beitrag am Beispiel der sino-tansanischen Beziehungen Transferprozesse und Konkurrenzbeziehungen zwischen Sozialismen. Der Aufsatz zeigt, wie das »Lernen von China« zwischen den 1960er- und späten 1980er-Jahren von unterschiedlichen Gruppen in Tansania forciert wurde, die mit den Bezügen gen Fernost eigene ökonomische und politische Zielstellungen verfolgten. Der erste Teil des Artikels zeichnet den Beginn der Beziehungen zwischen dem maoistischen China sowie Tanganjika und Sansibar in der spätkolonialen Periode nach und skizziert das entwicklungspolitische Wettrennen zwischen China und der DDR als Beispiel für sozialistische Rivalitäten. Der zweite Teil diskutiert die Rolle Chinas bei Transformationsversuchen auf dem tansanischen Festland während der Hochphase der Ujamaa-Politik bis in die Mitte der 1970er-Jahre. Im dritten Teil wird dargelegt, wie das Vorbild des postmaoistischen China Krisenbearbeitungsstrategien und Reformen im Tansania der späten 1980er-Jahre beeinflusste.

            Über die Jahrzehnte hinweg lässt sich ein grundlegender Wandel in den Bedingungen und Zielen der Aneignungsprozesse beobachten. In den 1960er-Jahren war das maoistische China ein politisches Vorbild für Revolution und sozialistische Transformation einer Gesellschaft in der Peripherie. Das postmaoistische China hingegen wurde zu einem Modell wirtschaftlicher Krisenbearbeitung, das selbst unter den Bedingungen neoliberaler Strukturanpassung und der Einführung der Mehrparteiendemokratie attraktiv war, weil es keinen Elitenwechsel oder abrupten Bruch mit dem Staatssozialismus wie in Osteuropa erforderte. Der abschließende Ausblick verweist auf die gegenwärtig wieder enger werdenden wirtschaftlichen und politischen Beziehungen und wie diese an die alten Traditionslinien anknüpfen – dabei aber zentrale gesellschaftspolitische Ziele früherer Visionen ausblenden.

I. Revolution. Sansibar und inter-sozialistische Rivalitäten, 1956–1970

In den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren gewann die Dekolonisierung in Afrika an Dynamik. Zur gleichen Zeit forderte China die sowjetische Entspannungspolitik mit dem Ziel der »friedlichen Koexistenz« mit dem Westen zunehmend heraus, nicht zuletzt durch ein radikaleres Eintreten für den antiimperialistischen bewaffneten Befreiungskampf. Für antikoloniale Bewegungen in Afrika war das maoistische China somit zuerst als Modell eines erfolgreichen Revolutionskrieges in der Peripherie relevant. Chinas aktivere Rolle auf dem Kontinent nahm 1956 mit der Eröffnung der Botschaft in Kairo, vier Jahre nach der ägyptischen Revolution, Gestalt an. Nach der Suezkrise 1956 wurde Kairo zu einem Drehkreuz antikolonialer Befreiungsbewegungen aus allen Teilen Afrikas, u. a. aus Sansibar. Hier konnten Kontakte mit afro-asiatischen Solidaritätsorganisationen und diplomatischen Vertretungen der kommunistischen Länder geknüpft werden.[5]

            Nachdem Tanganjika, der Festlandteil des späteren Tansania, 1961 als erstes ostafrikanisches Land unabhängig wurde, verwandelte sich die Hauptstadt Daressalam – wie Kairo in Nordafrika – ebenfalls in einen Knotenpunkt antiimperialistischer Netzwerke. Zahlreiche Befreiungsbewegungen aus dem südlichen Afrika richteten ihre Hauptquartiere, Flüchtlings- und Ausbildungslager in Tanganjika ein, was nicht nur in China, sondern auch in manchen Staaten des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) Interesse weckte. China gelang es noch vor den osteuropäischen Staaten, sich als bedeutende Kraft zur militärischen Unterstützung der exilierten Befreiungsbewegungen in Tanganjika zu etablieren.[6] Die SED sah Tanganjika als »Tor« zu den Befreiungsbewegungen und damit trotz Skepsis gegenüber dem als westlich orientiert geltenden Nyerere als wichtigen außenpolitischen Partner, um sowohl die eigene Unterstützerrolle als auch die diplomatische Beziehungsoffensive in der Region wirksam zu gestalten.[7] Der Aufbau der Beziehungen verlief allerdings schleppend, nicht zuletzt, weil Tanganjika mit der Unabhängigkeit sofort die Nähe zur finanzstarken Bundesrepublik suchte, die ihrerseits die Vergabe von Entwicklungshilfe daran band, die DDR diplomatisch nicht anzuerkennen.

            Auch von Sansibar richteten Aktivisten ihren Blick nach China (und Kuba), um die noch andauernde doppelte Unterdrückung durch britische Kolonial- und Omani-Sultansherrschaft zu beendigen. Eine Schlüsselfigur in der Vertiefung sino-afrikanischer Beziehungen war der weltgewandte und marxistisch geschulte Sansibari Abdulrahman Mohamed Babu. Politisch geprägt während eines Studienaufenthalts in London Anfang der 1950er-Jahre war er in panafrikanischen und sozialistischen Kreisen aktiv geworden. Nach seiner Rückkehr machte er als geschickter Organisator und mitreißender Redner der Zanzibar Nationalist Party auf sich aufmerksam. Auf Einladung Chinas hatte er 1959/60 die Gelegenheit, persönliche Gespräche mit Mao Zedong, Zhou Enlai und Deng Xiaoping zu führen. Wie Babu sich später erinnerte, besaß China eine ungeheure Anziehungskraft als Emanzipationsmodell für Länder der Peripherie: »China […] war ein Symbol dafür, dass ein armes, gedemütigtes Land aus eigener Kraft und gegen alle Widerstände zu einem Anwärter auf Weltmachtstatus avancieren konnte. Es weckte all die Emotionen der Freude und Hoffnung für die Unterdrückten, die immer noch unter sehr schwierigen Umständen zu kämpfen hatten.«[8] Offensichtlich waren auch seine chinesischen Gesprächspartner von ihm beeindruckt, denn Babu wurde im Anschluss an seinen Aufenthalt als erster Ost- und Zentralafrikakorrespondent der Nachrichtenagentur Xinhua tätig und vergrößerte den Kreis sinophiler Anhänger in Gewerkschafts- und Parteikreisen in der Region. Für Babu war China nicht nur Inspiration für eine antikoloniale Revolution, sondern auch für eine sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft.

Diese Vision schlug sich auch bei vereinzelten Kräften in der nationalistischen Partei auf dem Festland nieder, der Tanganyika African National Union (TANU). Da der Großteil der Parteielite den Kommunismus aber kritisch beäugte, mussten entsprechende Vorstöße umsichtig formuliert werden. Dennis Phombeah, ein Mitbegründer der TANU, berichtete 1959, zwei Jahre vor der Unabhängigkeit, mit bedachten Worten von seiner Reise nach Nordkorea und China an den Parteivorsitzenden Nyerere, dass er sich nicht für »die ideologischen Unterschiede zwischen Ost und West« interessiere, sondern versuche, »wichtige wirtschaftliche Entwicklungen von der Ideologie der betreffenden Länder zu isolieren und selbst herauszufinden, wie solche Systeme in unterentwickelten Ländern wie denen, die wir in Afrika haben, angewendet werden könnten.«[9] Phombeah distanzierte sich ostentativ von der Ost-West-Systemkonkurrenz, um Nyerere deutlich zu machen, dass ein Lernen von China keinesfalls eine Annäherung an den Kommunismus bedeuten würde: Ideologische Kämpfe könnten und sollten von wirtschaftlicher Entwicklung getrennt betrachtet werden.[10] Mit dem Bezug auf »Entwicklung« als vermeintlich unpolitische Kategorie – im Gegensatz zur Revolution – sollte Nyerere dazu bewogen werden, Erfahrungen aus Ostasien für Tanganjikas Zukunft mehr Beachtung zu schenken. Die Skepsis überwog jedoch in den frühen 1960er-Jahren, als Tanganjika noch enge Beziehungen mit Großbritannien, der Bundesrepublik und den USA unterhielt.

            Trotzdem nahm der Austausch mit kommunistischen Ländern an Fahrt auf. Politiker bereisten China, Kuba und den Ostblock, während es Gewerkschaftsfunktionäre zur Ausbildung nach Moskau und Bernau bei Ost-Berlin zog. Die Effekte dieser Aufenthalte waren auf individueller Ebene durchaus unterschiedlich und nicht zuletzt dadurch geprägt, dass China und der Ostblock zunehmend in Konkurrenz zueinander traten. So erinnerte sich ein sansibarischer Gewerkschafter, dass ihn Museumsbesuche, Diskussionen und maoistisch geprägte Theateraufführungen während eines einmonatigen Delegationsaufenthalts in der Volksrepublik 1960 deutlich mehr beeindruckt hätten als das ganze Jahr zuvor in der DDR, wo er an einem Kurs in Politischer Ökonomie teilgenommen hatte.[11] Julius Nyereres jüngerer Bruder Joseph Nyerere, Vorsitzender der Jugendorganisation der Partei, zeigte sich nach einer Delegationsreise 1964 schockiert von der allgegenwärtigen Überwachung und entindividualisierenden Uniformität in China und berichtete, er könne sich einen derartigen, totalitären Sozialismus in Tansania nicht vorstellen.[12]

            Allgemein trugen die Überseeaufenthalte jedoch entscheidend dazu bei, neben Vorstellungen des Afrikanischen Sozialismus auch marxistische Konzepte zu verbreiten. Dieser Einfluss wurde zuerst in Sansibar bedeutsam. Im Dezember 1963 erlangte Sansibar die Unabhängigkeit. Bereits im Folgemonat, im Januar 1964, folgte der Sturz des Omani-Sultanats und der sultansfreundlichen Regierung durch eine Gruppe afrikanischer Nationalisten. Die Gruppe von Sozialisten um Babu war zwar nicht selbst am Umsturz beteiligt (wenngleich auch sie Pläne für einen Putsch geschmiedet hatte), sollte aber gemeinsam mit Absolventen von Studien und Gewerkschaftskursen in der UdSSR und der DDR einen entscheidenden Einfluss auf den sozialistischen Kurs der revolutionären Regierung haben. Die linken Kräfte – allen voran Babu selbst, der Außenminister wurde – konnten sich einflussreiche Positionen in der Regierung sichern, den Ausbau der Beziehungen zur kommunistischen Welt vorantreiben und transformatorische Maßnahmen, wie etwa die Landreform anstoßen.

            Die sansibarische Führung versuchte mithilfe von Krediten, technischer Unterstützung und Militärhilfe aus den sozialistischen Ländern die wirtschaftliche und finanzielle Abhängigkeit von Großbritannien und anderen westlichen Ländern zu überwinden. China, die DDR und die Sowjetunion entsandten Personal, um den Exodus ehemaliger britischer Kolonialbeamter und gebildeter Sansibaris auszugleichen und den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft zu unterstützen. Das übersichtliche Archipel mit seinen etwa 300 000 Einwohnern schien ein Labor zu sein, um die eigene entwicklungspolitische Leistungsfähigkeit testen und die Überlegenheit sozialistischer Modernität demonstrieren zu können. So wurde Sansibar zum Schauplatz eines entwicklungspolitischen Wettrennens zwischen der DDR und China.

            Die Konkurrenz war durch eine (ungeplante) Arbeitsteilung geprägt: Die DDR konzentrierte sich auf Planungs- und Wirtschaftsberatung, Bildung, Staatssicherheit sowie Wohnbauprojekte und den Aufbau von Nahrungsmittelindustrien, während China Schwerpunkte bei der Etablierung von Staatsfarmen und Konsumgüterindustrien (z. B. eine Schuhfabrik) setzte und vor allem mit einer effizient organisierten Umsetzung glänzte. In bestimmten Sektoren, etwa im Finanzbereich, waren die chinesischen Berater jedoch überfordert. Sie empfahlen der revolutionären Regierung die Gründung einer eigenen Nationalbank, um den imperialistischen Einfluss durch Währungs- und Kreditpolitik zu verringern, und stellten das Grundkapital von 800 000 britischen Pfund zur Verfügung.[13] Sie sahen sich jedoch nicht in der Lage, die Bank tatsächlich geschäftsfähig zu machen, weswegen Sansibar Unterstützung aus der DDR anforderte. Aufgrund der komplizierten rechtlichen Lage, mit Sansibar als teilautonomer Teilrepublik, konnten die DDR-Finanzberater nicht auf Modelle aus dem RGW oder die eigene Erfahrung als Sowjetische Besatzungszone zurückgreifen und suchten bei den Nationalbanken Ghanas, Guineas und selbst der USA nach möglichen Vorbildern.[14] Die letztlich erfolgreiche Gründung basierte dann auf einem gänzlich neuen, maßgeschneiderten Modell.

            Diese Flexibilität kennzeichnete eine keinesfalls immer scharfe, aber doch grundlegende Trennlinie zwischen chinesischen und ostdeutschen Beratern in Sansibar. DDR-Wirtschaftsberater bevorzugten Strategien, die zu einem schnellen Aufbau der Produktionskapazitäten beitrugen. Investitionen sollten vor allem im produktiven Sektor getätigt werden. Wenn es ökonomisch sinnvoll schien, rieten sie auch dazu, Technologien und Dienstleistungen westlicher Firmen in Anspruch zu nehmen. Chinesische Berater hingegen zeigten größeres Verständnis für die Bedürfnisse in der sansibarischen Elite, die nationale Souveränität zu sichern und mit Prestigeprojekten wie einem Stadion symbolisch zu untermauern. Sie stützten auch den – für die Versorgungslage bald verheerenden – Entschluss der Regierung, den Einzelhandel, der weitgehend von Indern dominiert wurde, zu verstaatlichen, wovon DDR-Berater zuvor aus wirtschaftlichen Gründen entschieden abgeraten hatten.[15]

            Die Attraktivität der chinesischen Ratschläge muss auch im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Umsetzungserfolgen gesehen werden. Die DDR-Unterstützung im Bildungs- und Wohnbaubereich wurde allgemein geschätzt, die Industrievorhaben hingegen – der Aufbau einer Fischereiflotte, einer Molkerei und einer Fruchtverarbeitungsanlage – scheiterten allesamt an Planungsfehlern und Umsetzungsschwierigkeiten und brachten sogar neue Abhängigkeiten in Form von notwendigen Importen und Kreditrückständen, wie auch DDR-Planungsberater selbst vermerkten. Dies war ausschlaggebend für das Misstrauen, mit dem sansibarische Politiker die DDR Ende der 1960er-Jahre zunehmend bedachten: Die ostdeutschen Projekte schienen den Aufbau wirtschaftlicher Eigenständigkeit eher zu verhindern als zu fördern.[16]

            Besonders deutlich war die Verschiedenartigkeit der Ansätze im Gesundheitssektor, für den sowohl China als auch die DDR Arbeitskräfte entsandten. Das ostdeutsche Personal war an eine krankenhausbasierte Gesundheitsversorgung mit kostenintensiven technischen Hilfsmitteln gewöhnt und hatte kaum Erfahrung im Umgang mit schwierigen Arbeitsbedingungen und wenig qualifiziertem Personal.[17] Chinas Ansatz mit »Barfußdoktoren«, die unter einfachsten Bedingungen effektiv arbeiten konnten, schien dagegen deutlich besser geeignet, um möglichst vielen Sansibaris Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Hinzu kam die Kostenfrage. Der ehemalige Bildungs- und Gesundheitsminister Ali Sultan Issa lobte retrospektiv Chinas Aufopferungswillen und das materielle Entgegenkommen: »Auf der einen Seite waren die Chinesen, rückständig; sie wollten zuerst ihr eigenes Land entwickeln, dennoch halfen sie. Auf der anderen Seite waren die Russen, fortgeschritten mit Sputnik und alledem, aber geizig.«[18] 1970 zog sich die DDR infolge beidseitiger wirtschaftlicher und politischer Desillusionierungen aus Sansibar zurück. Währenddessen war die Bedeutung Chinas auch auf dem tansanischen Festland, wo mittlerweile ein umfassendes sozialistisches Umgestaltungsprogramm Fahrt aufgenommen hatte, gewachsen.

II. Transformation. Entwicklungsstrategien auf dem Festland, 1964–1975

Der Einfluss von Babu und anderen sinophilen Sansibaris war entscheidend dafür, dass auch das tansanische Festland engere Beziehungen mit China aufbaute und das größte chinesische Projekt auf dem Kontinent anbahnte. Mit Babus Transfer als Wirtschafts- und Planungsminister in die Unionsregierung sprang der sinophile Funken 1964 von Sansibar auf hochrangige Politiker auf dem tansanischen Festland über. Babu überzeugte Nyerere, der bereits zuvor vom ländlich orientierten Entwicklungskonzept Chinas angetan war, von den Vorteilen engerer Beziehungen mit der Volksrepublik. Der Zeitpunkt war entscheidend, denn Tansania hatte gerade schmerzlich erfahren müssen, wie westliche Staaten Militärhilfe und Entwicklungspolitik als Mittel politischer Disziplinierung einsetzten. Bilaterale diplomatische Krisen mit den USA, Großbritannien (über den Status Rhodesiens) und Westdeutschland (über den Status der DDR-Vertretung) 1964/65 führten zu empfindlichen Zusage-Stopps bei Kreditvergabe und Entwicklungsprojekten sowie zum Abzug von Militärberatern. Die Manövrierräume, die sich durch die Überlappung von Dekolonisierungsprozessen und Kaltem Krieg herausbildeten, erlaubten Tansania jedoch, die weggebrochenen Einnahmen zu kompensieren – durch die Intensivierung der Beziehungen mit skandinavischen Ländern und Kanada, aber auch mit China.

            Mit der Erklärung von Arusha (Arusha Declaration) von 1967 läutete die Regierungspartei den Kurs sozialistischer Transformation ein, der durch die Verstaatlichung wirtschaftlicher Schlüsselsektoren, eine Landreform sowie ein Programm der »Verdörflichung« (villagization, 1969–1975), das die Landbevölkerung in Entwicklungsdörfern sammeln und zu kommunaler Produktion anregen sollte, gekennzeichnet war. Möglichkeiten zur privaten Akkumulation und Herausbildung kapitalistischer Produktionsformen wurden stark beschnitten. Zur Mobilisierung der Bevölkerung für die sozialistische Umgestaltung eigneten sich tansanische Akteure auch das Repertoire maoistischer Kommunikationsformen, Symboliken und Geschichtsdeutungen an. Bei keinem dieser Aspekte handelte es sich um Kopien: Zu fragen ist vielmehr danach, wie maoistische Motive in nationalen und lokalen Kontexten angeeignet und umgedeutet wurden. Zur Unterstützung der Erklärung von Arusha führte Nyerere persönlich einen »Langen Marsch« durch das ganze Land an, der den Kampfgeist und Ausdauerwillen der chinesischen Revolution auf Tansanias »Krieg gegen die Armut« umdeutete.[19] Anzüge im betont simplen Stil Maos und Zhou Enlais (in China unter dem Namen Sun-Zhongshan-Anzug bekannt) dienten der politischen Elite zur ostentativen Zurschaustellung von Frugalität, ohne dabei im Land selbst als »chinesisch« zu gelten. Tatsächlich waren die Anzüge in Tansania in einer leichten Abwandlung unter dem Namen »Kaunda-Anzug« nach dem Präsidenten Sambias Kenneth Kaunda bekannt.[20] Die »Kulturrevolution« in ihrer tansanischen Variante ist das beste Beispiel dafür, dass maoistische Inspirationen selektiv angeeignet statt einfach kopiert wurden. Während Mao die Abschaffung alter Bräuche und konfuzianischer Traditionen forderte, betonten die meisten Parteikader in Tansania gerade eine Rückbesinnung auf das vorkoloniale afrikanische Erbe, um die sozialistische Politik mit Leben zu erfüllen. Die Mao-Bibel, erhältlich auf Englisch und Kiswahili, wurde in Daressalam von Hand zu Hand weitergereicht und war auch in kleineren Städten ein Verkaufsschlager. Auf Sansibar inspirierte sie die semiautonome Regierung 1965 zur Herausgabe der Worte des Präsidenten Karume, eine Sammlung von 51 Zitaten aus öffentlichen Reden, die aufgrund der Farbgebung des Umschlags auch »Karumes blaues Buch« genannt wurde.[21] Der Inhalt war eher nationalistisch denn maoistisch geprägt und durch viele Bezüge zur lokalen Kultur gekennzeichnet – darunter etwa der Aufruf, den Koran auf Swahili zu übersetzen.

            Diese selektiven Aneignungen und Umdeutungen maoistischer Symboliken und Mobilisierungsformen auf kultureller und politischer Ebene gingen mit einer Intensivierung von Wirtschaftsbeziehungen und Personalaustausch einher. Schon 1965 stellte China Leistungen im Wert von 45,5 Millionen US-Dollar zur Verfügung, was fast die Hälfte des staatlichen Afrikabudgets ausmachte. Der zwischen Nyerere und Zhou Enlai abgeschlossene Freundschaftsvertrag über eine Dekade manifestierte Tansanias Status als Chinas wichtigster Partner auf dem Kontinent, während China zeitweilig sogar der wichtigste Geber für Tansania wurde.[22] In den Jahren von 1964 bis 1970 bildeten chinesische Ausbilder und Militärberater die wichtigste ausländische Kraft beim Aufbau der tansanischen Streitkräfte (sowohl auf Sansibar als auch auf dem Festland) und bei der militärischen Ausbildung der exilierten Befreiungsbewegungen.[23]

            Das mit Abstand wichtigste Projekt – aus tansanischer wie chinesischer Perspektive – war der Bau der 1860 Kilometer langen Tanzania Zambia Railway (TAZARA) von der Hafenmetropole Daressalam zum Kupfergürtel im Nachbarland Sambia. Kein Projekt eignete sich besser für China, um sich vorteilhaft von der »Solidarität« oder »sozialistischen Hilfe« der Ostblockländer einerseits und westlicher »Entwicklungshilfe« andererseits abzugrenzen. Einen ernsthaften Vorstoß in diese Richtung hatte China bereits mit der Verkündung der »Acht Prinzipien« in Bezug auf Wirtschafts- und technische Hilfe durch Premierminister Zhou Enlai bei dessen Afrika-Reise 1963/64 gemacht. Zu diesen Prinzipien zählten die Förderung von self-reliance (zur Vermeidung von Abhängigkeiten), die Wahrung der Souveränität (d. h., keinerlei politische Konditionierung der Hilfe), das Zugestehen keiner bzw. niedriger Zinsen und langer Zeiträume bei der Tilgung von Krediten und die Zusicherung, dass chinesische Fachkräfte keinerlei Sonderkonditionen verlangen und unter gleichen Bedingungen wie Fachkräfte des Gastlandes leben würden. Hilfe wurde in politischem Sinne als gegenseitig nützlich dargestellt: Da sie zur Eindämmung des Imperialismus beitrage, profitiere auch China.[24]

            In symbolischer Hinsicht war TAZARA ein Statement gegen die Hegemonie und den Imperialismus der beiden Supermächte und Chinas Versuch, selbst Weltmachtstatus zu erlangen. Westliche Geber und genauso die Sowjetunion hatten eine Finanzierung dieses Projektes aus Kostengründen abgelehnt; China hingegen sagte 1967 zu.[25] Der Bau der TAZARA wurde 1970 begonnen und 1975 abgeschlossen. Obwohl die chinesische Seite betonte, dass es sich bei der Unterstützung um Hilfe von Armen für Arme handelte, stellte das Vorhaben – nach dem Assuanstaudamm in Ägypten und dem Voltastaudamm in Ghana – das drittgrößte Infrastrukturprojekt auf dem Kontinent dar. Die Vision hinter der TAZARA war gleichermaßen politisch wie ökonomisch: Die Freedom Railway genannte Eisenbahn sollte die Abhängigkeit von der Infrastruktur aus der Kolonialzeit und insbesondere von Südafrika, via dessen Häfen das Kupfer aus Sambia auf den Weltmarkt gelangte, überwinden.

            Durch TAZARA und andere Vorhaben konnte China den Eindruck erwecken, die »Acht Prinzipien« in die Tat umzusetzen. Tansanische Politiker stellten das chinesische Personal immer wieder als Vorbild für Arbeitsdisziplin und Genügsamkeit dar. Im Rahmen von Bewässerungs- und Reisanbauprojekten hielt Vizepräsident Karume die sansibarischen Fachkräfte dazu an, vom chinesischen Personal zu lernen, jedoch »nicht nur ihre Technik, sondern vor allem ihre Tugenden«, wie er in einer Ausstrahlung von Radio Peking zitiert wurde.[26] DDR-Auslandskader, die ab Ende der 1960er-Jahre auch auf dem Festland tätig waren, wurden immer wieder mit den Vorzügen der genügsamen Chinesen als Gegensatz zu den kostspieligen und einen hohen Lebensstandard pflegenden westlichen wie osteuropoäischen Experten konfrontiert.[27]

            Das Prinzip der self-reliance schlug sich auch in den Modalitäten der Kreditvergabe nieder. Bis 1972 hatte China über 100 Vorhaben in 29 afrikanischen, sieben asiatischen, sechs arabischen und drei lateinamerikanischen Ländern umgesetzt – die meisten davon auf Grundlage zinsloser Darlehen.[28] Stundungen und alternative Tilgungsformen, wie etwa die Rückzahlung der Kredite durch den Absatz chinesischer Gebrauchsgüter in Tansania und Sambia, minderten die Belastung des Fremdwährungshaushaltes.[29] Durch weitreichende Zugeständnisse in Verhandlungen über die wirtschaftliche und entwicklungspolitische Zusammenarbeit kultivierte China erfolgreich das Bild eines Partners, der aus einer Position der Gleichrangigkeit und Gegenseitigkeit heraus agierte, ohne grundlegend andere Instrumente der Kooperation zu verwenden. Die UdSSR oder die DDR wurden hingegen gerade bei ökonomischen Projekten oft als hartnäckige und komplizierte Verhandlungspartner wahrgenommen, die wenig Flexibilität zeigten und Eigeninteressen in den Vordergrund stellten.

            1974 betonte Nyerere während eines Besuchs in Peking, dass Kapitalismus nach wie vor inkompatibel mit tatsächlicher Unabhängigkeit für afrikanische Staaten sei und ihn Chinas Beispiel bestärke, den Sozialismus in Afrika nach wie vor als realistische Alternative und nicht nur als Utopie anzusehen. Die Delegation sei »gekommen, um von den weiteren Fortschritten zu lernen, die Sie gemacht haben.«[30] Dabei ist hervorzuheben, dass weder China noch andere kommunistische Staaten bei der zentralen Initiative von Ujamaa – der größten Umsiedlungskampagne auf dem Kontinent zwischen 1969 und 1975 – eine signifikante Rolle spielten. Die Kampagne begann mit Anreizen, die verstreut lebende ländliche Bevölkerung zum Umzug in zentralisierte Gemeinschaftsdörfer zu bewegen, und mutierte in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre zum Zwangsprojekt. Das chinesische Vorbild agrarischer Kommunen dürfte Nyereres ländlich orientierte Entwicklungsstrategie zwar allgemein inspiriert und bestärkt haben. Im Gegensatz zu den Kollektivierungsstrategien kommunistischer Länder blieb individueller Anbau jedoch möglich und die Regel; der Großteil der bäuerlichen Bevölkerung wandte nur einen Bruchteil der Arbeitszeit für die Bestellung der Gemeinschaftsfelder auf. Der staatlichen Mobilisierung waren also deutliche Grenzen gesetzt. Ab 1976 wurde das Umsiedlungsprogramm angesichts von Produktionseinbußen, welche die wirtschaftliche Krise von Ujamaa verschärften, nicht weiter forciert. Zur selben Zeit änderte China schrittweise seinen wirtschaftlichen Kurs – und auch den Modus der Beziehungen mit Afrika.

III. Reform. Versuche der Krisenbearbeitung, 1975–1992

Mitte der 1970er-Jahre hatten die sino-afrikanischen Beziehungen ihren Zenit überschritten. China, infolge der Annäherung mit den USA zunehmend unglaubwürdig in der Rolle des antiimperialistischen Weltrevolutionärs, zog sich zunehmend aus der Unterstützung für Befreiungskämpfe zurück. Gleiches galt für die entwicklungspolitische Arena im Wettkampf mit dem Ostblock. China konzentrierte sich auf innere Reformen, die auch die Außenbeziehungen prägten. Auf der vierten nationalen Konferenz zum Thema Entwicklungshilfe wurde 1975 festgehalten, dass Chinas wirtschaftliche Möglichkeiten begrenzt waren und Hilfsleistungen für andere Länder gedeckelt werden sollten. Das Entwicklungsbudget, das fast zur Hälfte Vietnam gewidmet war, machte von 1967 bis 1976 im Schnitt etwa fünf Prozent der staatlichen Ausgaben aus, 1983 nur noch 0,6 Prozent. Auf der folgenden Konferenz wurde beschlossen, die wirtschaftliche Eigenständigkeit der Partnerländer in den Projekten stärker in den Vordergrund zu stellen. Im Rahmen dieser Reorientierung blieb China eine bedeutende, wenn auch weniger sichtbare Kraft: 1978 unterhielt China Hilfsprojekte in 78 Ländern (davon die meisten in Afrika) – mehr als die USA.[31]

            Zeitgleich führten eine Reihe externer und interner Faktoren Tansania im Laufe der 1970er-Jahre in einen wirtschaftlichen Abwärtstrend, dem im Rahmen des sozialistischen Ujamaa-Experiments nichts Entscheidendes entgegengesetzt werden konnte. Die Zahlungskrise erreichte ihr volles Ausmaß nach dem Krieg gegen Uganda unter Idi Amin 1978/79. Die Auswirkungen des Krieges fielen mit der zweiten Ölkrise 1979/80 zusammen, wodurch die letzten Fremdwährungsreserven endgültig aufgebraucht wurden. Westliche Geber positionierten sich nun als Gläubiger und zogen ab 1979 zunehmend die Daumenschrauben an. Für weitere Kredit- und Hilfszusagen forderten sie einen fiskal- und wirtschaftspolitischen Kurswechsel und setzten weitere Zusagen aus. Der folgende Ausfall finanzieller Leistungen verringerte den Handlungsspielraum der Regierung enorm.

            Sowohl die chinesische als auch die tansanische Regierung setzten nun auf eine pragmatischere Politik. Bemühungen in Bereichen der kulturellen Diplomatie, der materiellen Unterstützung und der Entsendung von Personal wurden stark reduziert. Im Zeichen der Ölkrise und der Suche nach neuen Rohstoffquellen ähnelten Chinas neue Vorhaben, wie die Ausbeutung von Eisenerz- und Kohlelagern im südlichen Tansania, den Projekten kapitalistischer Investoren – zumindest in den Augen westlicher Beobachter.[32] Diese Investitionen wurden zwar nach wie vor als Förderung von self-reliance dargestellt, waren aber – im Gegensatz zur TAZARA-Bahn – stärker nach Profitabilitätskriterien ausgerichtet. Die tansanische Regierung war auf derartige Investitionen angewiesen, da sich die wirtschaftliche Krise zunehmend auf die politischen und sozialen Bereiche auswirkte.

            Reformen änderten den Charakter des tansanischen Sozialismus, über dessen zeitlichen Endpunkt sich in der historischen Forschung noch kein Konsens herausgebildet hat. Die Historikerin Priya Lal und andere erachten die Mitte der 1970er-Jahre als Wendepunkt, da die Regierung Fremdinvestitionen und Joint Ventures zwischen staatlichen Unternehmen und Privatbetrieben aus dem Ausland ermöglichte. Ein Ziel dieser Öffnung war der im dritten Entwicklungsplan vorgesehene kontrollierte Import fortgeschrittener Technologien – eine Strategie, die China ab Mitte der 1970er-Jahre ebenfalls verfolgte, wenngleich mit weitaus mehr Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten. Es gibt jedoch gute Argumente, auch die 1980er-Jahre zu Tansanias sozialistischer Periode zu zählen – schließlich ging im Falle Chinas oder osteuropäischer Länder auch niemand davon aus, dass der Staatssozialismus mit Reformprozessen oder der Öffnung für westliche Investoren beendet sei. Im In- und Ausland wurde Tansania bis weit in die 1980er-Jahre hinein als sozialistisches Land gesehen. Der graduelle Rückzug Chinas und westlicher Staaten führte in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren sogar zu Versuchen, die Sowjetunion oder die DDR zu größeren Investitionen zu bewegen. Obwohl die Regierungspartei nun selbst die zuvor gemiedenen Kooperations- und Freundschaftsabkommen mit der SED und anderen kommunistischen Parteien abschloss, war die Orientierung gen Osteuropa nur punktuell erfolgreich, da auch dort eigenen Wirtschaftsinteressen unter der Formel des »gegenseitigen Vorteils« größere Bedeutung eingeräumt wurde.

            Gegenseitigkeit wurde auch in China zunehmend als ökonomische Kategorie im Zusammenhang mit Profit und Effizienz verstanden. Anfang der 1980er-Jahre reformierte China, immerhin noch achtgrößter Geber in Afrika, seine Grundsätze für die Vergabe von Entwicklungshilfe. Aus den 1963/64 verkündeten »Acht Prinzipien« zur Vergabe von Entwicklungshilfe wurden 1982 vier; vom Prinzip der »Nichteinmischung« rückte die Regierung zwar nicht rhetorisch, aber faktisch ab; nunmehr wurde etwa auch die Übernahme von Managementaufgaben in staatlichen Unternehmen als Teil des entwicklungspolitischen Instrumentariums betrachtet. Präsident Nyerere sah derartige Vorschläge, die das Lernen von China zur Pflichtübung machten, irritiert als Unterwanderung der nationalen Souveränität an.[33] Unter dem Druck westlicher Geber trat er jedoch 1985 als Präsident (wenngleich vorerst nicht als Parteivorsitzender) zurück und machte somit den Weg für Reformen frei, deren soziale Folgen er nicht mit verantworten wollte. Wie Chinas Reformprogramm (Economic Reform and Structural Adjustment) bedeutete auch das tansanische (Economic Recovery Programme) für die Bevölkerung, die Auswirkungen von Inflation und einer schwachen Währung zu ertragen.

            Chinas Reformweg wurde jedoch als erfolgreicher rezipiert. Zunehmend wurden Chinas Wirtschaftsstrategien daher in Tansania auch als Anregung für eigene Reformvorhaben aufgenommen – allerdings unter geänderten politischen Vorzeichen. In den 1960er- und 1970er-Jahren hatten chinesische Ansätze bei einem breiten Spektrum von Nationalisten und Anhängern des Afrikanischen Sozialismus bis hin zu Marxisten in Tansania Anklang gefunden. Ab Mitte der 1980er-Jahre nutzten neue Gruppen das Vorbild Chinas, um für einen wirtschaftsliberalen Weg aus der Krise zu werben. Zu den Reformern zählten zuerst Wissenschaftler, wirtschaftsliberale Politiker und Verwaltungsbeamte – und einige Jahre später schließlich auch die alte Garde der Partei, die am längsten an Ujamaa festhielt.

            Paradigmatisch für die »Neuentdeckung« Chinas unter neuen Vorzeichen steht das 1986 von zwei Wirtschaftswissenschaftlern und einem Diplomaten veröffentlichte Buch The Challenge for Tanzania’s Economy.[34] Der argumentativ wichtigste Teil dieser Werks, betitelt »Learning From Others«, diskutiert die Erfahrungen von acht Ländern: Brasilien, die mit verschiedenen Planungsmethoden experimentierenden Länder Ungarn und Jugoslawien, Japan und Mexiko sowie die kapitalistisch ausgerichteten Länder Kenia und Côte d’Ivoire und schließlich China. Co-Autor C. George Kahama war Experte für staatliche Unternehmen und die Wirtschaftspolitik Ostasiens: Nach der Bekleidung mehrerer Ministerposten hatte er von 1963 bis 1973 die staatseigene National Development Corporation geleitet, war 1975 Teil einer UN-Studiengruppe zur Frage des Einflusses multinationaler Unternehmen in der »Dritten Welt« und Mitte der 1980er-Jahre tansanischer Botschafter für China, Nordkorea und Vietnam. Welche Lektionen aus China erachteten die Autoren als relevant? Mit Blick auf die Fehler der maoistischen Ära erteilten sie eine Absage an die »Überbetonung von self-reliance« im Sinne von regionaler Abgrenzung.[35] Als »nützliche Anpassung in Bezug auf Tansanias Umgang mit staatlichen Unternehmen« bewerteten sie die Freiheit, welche die Regierung individuellen Betrieben bei der Verwendung erwirtschafteter Profite, Vertragsverhandlungen und dem Einbehalten von Fremdwährung einräumte: »Diese neueren Politiken stehen nicht im Widerspruch zu den Prinzipien des Sozialismus, wie sie in Tansania entwickelt wurden. Durch die Erhöhung der Unternehmensautonomie könnte der Sozialismus vorangetrieben werden, wenn die Beteiligung der Arbeitnehmer an den Entscheidungen des Unternehmens und der Anteil des Überschusses erhalten bleibt.«[36] Positiv wurde auch die Verringerung von Subventionen für staatliche Unternehmen bewertet. Die Übertragbarkeit dieser aktuellen Strategien stand jedoch zugleich unter Vorbehalten. Einerseits müssten Chinas Reformen erst umgesetzt werden, um Lektionen daraus ziehen zu können, andererseits würden sich beide Länder wirtschaftlich »auf verschiedenen Entwicklungsstufen« befinden; außerdem verfüge China im Gegensatz zu Tansania über eigene Ölvorkommen und einen bedeutenden Binnenmarkt.[37]

            Derartige Vorbehalte hielten reformorientierte Politiker nicht davon ab, China gemeinsam mit anderen Ländern ab 1986 zunehmend als allgemeine Chiffre für eine Liberalisierungspolitik zu verwenden, die ohne einen grundlegenden Wandel des politischen Systems auskam. Die Reformkräfte in der politischen Elite – die in erster Linie an einer wirtschaftlichen Öffnung, nicht an gesellschaftlicher Demokratisierung interessiert waren – verwiesen in ihren Auseinandersetzungen mit der alten Parteigarde darauf, wie andere Nationalstaaten auf wirtschaftliche und fiskale Krisenlagen reagierten. Diese Verweise auf Dynamiken in China und anderen kommunistischen Staaten waren eine Strategie, um in entscheidenden Reformmomenten für Privatisierung und Liberalisierung zu argumentieren, ohne dabei als nicht-sozialistisch gebrandmarkt zu werden. Auf einem Seminar zur Vorbereitung des neuen Fünfjahresplans im Jahr 1987 mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Verwaltung, Partei und staatlichen Betrieben stellte der einzige nicht tansanische Teilnehmer, der DDR-Planungsberater Hans-Peter Rußwurm, mit Bestürzen fest, dass die Privatisierungen in Russland, Großbritannien und China einmütig als »internationaler Trend« aufgefasst wurden, dem Tansania folgen müsse.[38] Auf einer Konferenz über staatliche Unternehmen im Jahr 1989 wies der Minister für Finanzen, Wirtschaft und Planung, Cleopa Msuya, auf die Probleme der staatlichen Industrie hin. Seit der Erklärung von Arusha sei der staatliche Sektor von 43 auf 421 Unternehmen expandiert und leide, insbesondere in der Industrie, unter unfähigem Management, Ineffizienz und inadäquater Technologie. Auch auf dieser Konferenz verwiesen die Reformer auf internationale Beispiele, insbesondere auf die sowjetische Perestroika, Chinas Politik der »offenen Tür« und die Privatisierung staatlicher Unternehmen in Großbritannien, um für eine Deregulierung und Liberalisierung der tansanischen Wirtschaft zu plädieren.[39]

            Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre wuchs schließlich auch beim harten Kern der Ujamaa-Verfechter und Parteiveteranen die Bereitschaft, von alten Positionen abzurücken. Für sie war jedoch weniger der wirtschaftliche als vielmehr der machtpolitische Aspekt der Reformen entscheidend, denn in dieser Hinsicht schien China im Vergleich mit Osteuropa oder auch den sozialdemokratischen Ländern eine Besonderheit darzustellen. Weltweit, so der einflussreiche Politiker und Chefideologe der Regierungspartei Kingunge Ngombale-Mwiru im Rückblick, machte sich die wirtschaftliche Misere bemerkbar. In einer internen Untersuchung hatte die Partei festgestellt, dass Korruption und die Ineffizienz des staatlichen Sektors Hauptursachen für die fehlgeschlagene Umsetzung der Erklärung von Arusha waren. In anderen Ländern zeigte sich dasselbe Bild, nur China (und Vietnam) schienen eine Antwort auf diese Probleme gefunden zu haben.[40] 1992 richtete die Regierungspartei CCM (Chama Cha Mapinduzi, Partei der Revolution)[41] ihre Politik neu aus und verabschiedete sich vom Prinzip einer staatlich gelenkten Wirtschaft. Die Stimmen, die vor einer Verschärfung sozialer Ungleichheiten gewarnt hatten, waren verstummt oder marginalisiert.

            In der Zwischenzeit hatten auch die sino-tansanischen Wirtschaftsbeziehungen eine Wandlung vollzogen. Nyereres Nachfolger, Präsident Ali Hassan Mwinyi, berichtete Ende der 1980er-Jahre davon, insbesondere an chinesischen Erfahrungen über den Umgang mit ausländischen Investoren interessiert zu sein, weil es sich um ein sozialistisches Land handele. Tansania lernte den Umgang mit Investoren jedoch weniger von, sondern vielmehr durch China: »Wir lernen, in den Verhandlungen hart zu sein«, meinte Mwinyi, als er darlegte, dass die Verhandlungen angesichts der restriktiven chinesischen Forderungen bei mehreren Joint Ventures stockten.[42] Als eines der ersten Länder in Afrika empfing Tansania in den späten 1980er-Jahren eine hochrangige Delegation der China International Trust and Investment Corporation (CITIC), die federführend bei der Entwicklung gemeinsamer Investitionsprojekte war.

            Die ausgehandelten Investitionen knüpften bisweilen an bestehende Kooperationen an. Ältere Projekte wurden in neue Kooperationsformen überführt, um mit chinesischer Unterstützung effizienter und wirtschaftlich nachhaltiger zu funktionieren, wie etwa die Textilfabrik Urafiki (Freundschaft). Als weiteres Großprojekt neben dem Eisenbahnbau sollte die 1968 eröffnete Fabrik dazu beitragen, Tansanias peripheren Status als Rohstofflieferant und Absatzmarkt für Fertigprodukte zu überwinden und den inländischen Bedarf mit Textilien aus lokal angebauter und verarbeiteter Baumwolle zu decken. Das Unternehmen geriet bald in finanzielle Schwierigkeiten. 1984 folgte Peking der Bitte nach weiterer Personalhilfe und vergab in den 1990er-Jahren weitere Kredite, die speziell für Joint Ventures – wie die neu gegründete Tanzania China Friendship Textile Companyzur Verfügung gestellt wurden. Seit 1997 hält die chinesische Seite 51 Prozent der Firmenanteile und führt das Management. Urafiki konnte aber auch in der folgenden Dekade nur mit Zuschüssen am Leben gehalten werden – über vierzig Jahre nach Projektbeginn.[43] Die Fabrik steht beispielhaft für die Erkenntnis, dass »Lektionen« weder aus dem maoistischen noch aus dem postmaoistischen China einfach nach Tansania transferiert werden konnten.

IV. Ausblick

Die Attraktivität verschiedener sozialistischer Modelle hatte für Tansania wie für andere postkoloniale Staaten in den 1960er- und 1970er-Jahren darin gelegen, Abhängigkeitsbeziehungen und Peripheralität überwinden zu können – teils durch das Verfolgen von self-reliance, teils durch die Teilnahme an alternativen Globalisierungsprojekten in den 1960er- und 1970er-Jahren. In den 1980er-Jahren waren die Aneignungsprozesse hingegen Teil einer territorial wie sektoral eng geführten Bearbeitung akuter Krisen. »Lernen von China« begann als revolutionäres und transformatorisches Projekt und wurde dann Teil wirtschafts-, nicht jedoch demokratiepolitischer Reformprozesse. Bei aller Kritik von außen und innen ist es Tansanias Regierungspartei CCM gelungen, auch nach der Abkehr vom Afrikanischen Sozialismus an der Macht zu bleiben. Sie ist die am längsten ununterbrochen regierende Partei Afrikas. Wie der KPCh gelang es der CCM, eine wirtschaftspolitische Wende zu vollziehen, ohne dabei die Macht abzugeben – wenn auch, im Gegensatz zu China, unter Aufgabe des Einparteiensystems zugunsten eines Mehrparteiensystems.

            Die chinesisch-tansanischen Beziehungen haben in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt. So ist geplant, die 1975 fertiggestellte TAZARA-Eisenbahn zum Küstenort Bagamoyo zu verlängern, wo nach dem Vorbild Shenzhens nicht nur Tansanias erste Sonderwirtschaftszone, sondern auch der größte Hafen des Kontinents entstehen soll, dessen Verladekapazität sogar jene des Hafens von Rotterdam übertreffen soll.[44] Bei diesem Zehn-Milliarden-Dollar-Projekt zeigen sich allerdings auch Spannungen, wie sie seit den 1980er-Jahren immer wieder auftreten. Auf tansanischer Seite hat man seit Mai 2019 wiederholt Unzufriedenheit mit den Bedingungen geäußert, die China durchsetzen möchte, insbesondere gegenüber den geforderten Steuererlassen und der weitreichenden Abtretung von Zugriffsbefugnissen innerhalb der Zone über eine 99-jährige Mietperiode. Die Verhandlungen stocken, das Projekt liegt nunmehr auf Eis.[45]

Unabhängig davon ob dieses Vorhaben nun umgesetzt wird oder nicht, der oftmals verwendete Begriff einer Renaissance sino-afrikanischer Beziehungen führt im Falle Tansanias jedenfalls in die Irre. Die Beziehungen waren nie abgebrochen, sondern haben eine Verschiebung erfahren. Hatten in den 1960er- und 1970er-Jahren Ziele gesamtgesellschaftlicher Umwälzung und der Verringerung von Abhängigkeiten die Kontakte bestimmt, bewegte sich das Reformdenken ab den 1980er-Jahren vornehmlich im Rahmen abstrakter wirtschaftlicher Systeme und machtpolitischer Erwägungen. Gegenwärtige Kooperationen knüpfen an beide Traditionslinien an. Aktuell stützt der chinesische Staatskapitalismus – als Modell und durch konkrete Transfers – Versuche der tansanischen Regierung, den Staat als starken und interventionistischen Entwicklungsstaat zu positionieren, privatisierte Firmen (zumindest teilweise) zu renationalisieren und den Einfluss westlicher Firmen und Geber zu verringern. Chinas Modellcharakter soll nun auch wissenschaftlich herausgearbeitet und in der Partei propagiert werden. Zahlreiche CCM-Kader waren zur Ausbildung in China, das auch den 45 Millionen US-Dollar teuren Bau einer politikwissenschaftlichen Hochschule bei Daressalam, der Mwalimu Julius Nyerere Leadership School, finanziert hat. Die KPCh wird das Lehrpersonal dieser Hochschule stellen, die Regierungsparteien aus dem südlichen Afrika die Studierenden.[46] In diesen Parteien, die allesamt ununterbrochen seit der Unabhängigkeit bzw. dem Ende der rassistischen Minderheitsregime an der Macht sind, ist die politische Machterhaltung das oberste Gebot. Kurz nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten Angolas wurde João Lourenço 2017 gefragt, ob er sich als Reformer und »angolanischen Gorbatschow« sehe: »Reformer? Wir werden darauf hinarbeiten, aber sicherlich nicht Gorbatschow. Deng Xiao Ping, ja. Ich würde lieber so behandelt werden.«[47]

            In Tansania wird Kritik am aktuellen Regierungskurs durch Medien oder Oppositionsparteien mittels der wachsenden Kontrollkapazität des Staates zunehmend unterbunden. Tansanische Behörden kooperieren mit chinesischen Unternehmen, die Technologien zur Gesichtserkennung und Überwachung des Internets bereitstellen.[48] Im Mai 2018 eröffnete Tansanias Außenminister Augustine Mahiga ein Center for Chinese Studies, nach Nigeria und Südafrika das dritte seiner Art in Afrika, mit Worten, die wie ein Echo aus den 1970er-Jahren klingen: »Das Center for Chinese Studies wird eine Fallstudie für Tansanier sein, um zu erfahren, wie China von einem armen Land zu einer Wirtschaftsmacht wurde.«[49] Es ist jedoch ein Echo, das seiner humanistischen, kapitalismuskritischen und sozialtransformativen Gehalte beraubt ist und die unter Ujamaa so zentrale Verteilungsfrage zwischen Nord und Süd, Arm und Reich, Stadt und Land nicht mehr stellt.

 


 

[1] Siehe Anne M. Pitcher/Kelly M. Askew: African Socialisms and Postsocialisms, in Africa 76 (2006), H. 1, S. 1–14, hier S. 1.

[2] Siehe Eric Burton: Socialisms in Development: Revolution, Divergence and Crisis, 1917–1991, in: Journal für Entwicklungspolitik 33 (2017), H. 3, S. 4–20, hier S. 8 f.

[3] Siehe Priya Lal: Maoism in Tanzania. Material connections and shared imaginaries, in: Alexander C. Cook (Hg.): Maoʼs Little red book: A global history, Cambridge 2014, S. 96–116, hier S. 99.

[4] Siehe Priya Lal: African Socialism in Postcolonial Tanzania. Between the Village and the World, Cambridge 2015.

[5] Siehe Alaba Ogunsanwo: Chinaʼs policy in Africa 1958–71, Cambridge 1974, S. 24 f.

[6] Siehe Alicia N. Altorfer-Ong: East Asian Support to the Southern African Liberation Struggle, 1960s to 1994, in: Arnold J. Temu/Joel das Neves Tembe (Hg.): Southern African Liberation Struggles 1960–1994: Contemporaneous Documents, Dar es Salaam 2014, S. 267–375, hier S. 274 f.

[7] Plan für die Entwicklung der Beziehungen der DDR zu afrikanischen Ländern südlich der Sahara für 1962, 13. September 1961, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (im Folgenden: SAPMO-BArch), DY 30/IV 2/20/53.

[8] Abdulrahman M. Babu: Babu’s memoirs, in: Review of African Political Economy 23 (1996), H. 69, S. 321–348, hier S. 327 (Übersetzungen aus dem Englischen hier und im Folgenden durch den Autor).

[9] Dennis Phombeah an Julius Nyerere, 11. Februar 1959, Nyaraka za Chama cha Mapinduzi, Dodoma/Archiv der Partei der Revolution, NP/008/A, Bl. 37.

[10] Das war ein strategisches Vorgehen, um politischen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Anfang der 1960er-Jahre studierte Phombeah in der Sowjetunion; 1968 wurde er als einer der radikalen linken Kritiker von Ujamaa aus dem Staatsdienst entfernt. Siehe Constantin Katsakioris: Leçons soviétiques: la formation des étudiants africains et arabes en URSS pendant la guerre froide [Sowjetische Lektionen: Die Ausbildung von afrikanischen und arabischen Studenten in der UdSSR während des Kalten Krieges], Dissertation, Paris 2015, S. 319 f.

[11] Siehe G. Thomas Burgess: Mao in Zanzibar. Nationalism, discipline, and the (de)construction of Afro-Asian solidarities, in: Christopher J. Lee (Hg.): Making a world after empire. The Bandung moment and its political afterlives, Athens, Ohio 2010, S. 208.

[12] Siehe Paul Bjerk: Building a Peaceful Nation. Julius Nyerere and the Establishment of Sovereignty in Tanzania, 1960–1964, Woodbridge 2015, S. 230.

[13] Siehe Gregg A. Brazinsky: Winning the Third World: Sino-American Rivalry during the Cold War, Chapel Hill 2017, S. 294.

[14] Protokoll über eine Beratung im MdF [Ministerium der Finanzen] am 19.11.1965, Berlin, 22. November 1965, Bundesarchiv (im Folgenden: BArch), DN 10/986.

[15] Brief von Ebert an Dietrich, Sansibar, 17. Juni 1965, BArch, DN 10/985; Brazinsky: Winning (Anm. 14), S. 294.

[16] Aufzeichnung über Gespräch mit Quallatein, 3. Februar 1968, BArch, DY 30/98145.

[17] Siehe Alicia Altorfer-Ong: They came as brothers, not masters: Chinese experts in Tanzania in the 1960s and 1970s, in: Journal für Entwicklungspolitik XXVI (2014), H. 3, S. 73–94, hier S. 83.

[18] G. Thomas Burgess: Race, revolution, and the struggle for human rights in Zanzibar: The memoirs of Ali Sultan Issa and Seif Sharif Hamad, Athens, Ohio 2009, S. 107.

[19] Ebd., S. 104.

[20] Siehe Jan Blommaert: State Ideology and Language in Tanzania, 2. Aufl. Edinburgh 2014, S. 28; Andrew M. Ivaska: ›Anti-Mini Militants Meet Modern Misses‹. Urban Style, Gender and the Politics of ›National Culture‹ in 1960s Dar es Salaam, Tanzania, in: Gender & History 14 (2002), H. 3, S. 584–607.

[21] Siehe Lal: Maoism (Anm. 4), S. 107.

[22] Ebd., S. 101.

[23] Ebd., S. 106.

[24] The Chinese Governmentʼs Eight Principles for Economic Aid and Technical Assistance to Other Countries [Übersetzung aus dem Chinesischen], 15. Januar 1964, in: Wilson Center Digital Archive, digitalarchive.wilsoncenter.org/document/121560 (ges. am 1.11.2018).

[25] Siehe Jamie Monson: Africa’s freedom railway. How a Chinese development project changed lives and livelihoods in Tanzania, Bloomington 2009, S. 3.

[26] Vice President Karume praises CPR Experts, in: Peking NCNA International Service in English vom 13. März 1966.

[27] Quartalsbericht aus Tabora, 7. Dezember 1968, BArch, DR 3/2. Schicht/B 1449/1b.

[28] Siehe Deborah A. Brautigam: The dragonʼs gift: The real story of China in Africa, Oxford 2009, S. 41 f.

[29] Siehe C. G. Kahama/T. L. Maliyamkono/Stuart Wells: The challenge for Tanzaniaʼs economy, London 1986, S. 116.

[30] Zit. nach Martin Bailey: Tanzania and China, in: African Affairs 74 (1975), H. 294, S. 39–50, hier S. 42; sowie Issa G. Shivji: Mwalimu and Marx in Contestation: Dialogue or Diatribe?, in: Agrarian South: Journal of Political Economy 6 (2017), H. 2, S. 188–220, hier S. 203.

[31] Siehe Brautigam: The dragon’s gift (Anm. 29), S. 41 f.

[32] Africa Bureau Cologne, 3. Quartalsbericht über die Tätigkeit des Beraters Peter Straub an die GTZ, Juni 1975, BArch, B 213/33056; Aktenvermerk von Lütteken (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit), 30. Juli 1980, BArch, B 213/33088.

[33] Siehe Brautigam: The dragon’s gift (Anm. 29), S. 58–60.

[34] Kahama/Maliyamkono/Wells: The challenge (Anm. 30).

[35] Ebd., S. 218.

[36] Ebd., S. 320.

[37] Ebd., S. 219.

[39] Tanzanian Affairs Nr. 32, Januar 1989, S. 15.

[40] Kingunge Ngombale-Mwiru/Issa G. Shivji: Mazungumzo kati ya Kingunge Ngombale-Mwiru na Issa Shivji [Gespräch zwischen Kingunge Ngombale-Mwiru und Issa Shivji], in: Chemchemi 2 (2009), S. 64–77, hier S. 76.

[41] Hervorgegangen aus der Vereinigung der TANU vom tansanischen Festland mit der Afro-Shirazi Party (ASP) Sansibars im Jahr 1977.

[42] David Brewin: China and Tanzania, in: Tanzanian Affairs Nr. 32 (Januar 1989), S. 19–22.

[43] Siehe Sarah Hanisch: Textile production in East Africa: cooperation through the experiences of Tanzanian managers, in: Ute Röschenthaler/Alessandro Jedlowski (Hg.): Mobility between Africa, Asia and Latin America: Economic networks and cultural interactions, London 2017, S. 220–235; Brazinsky: Winning (Anm. 14), S. 291 f.; Brautigam: The dragon’s gift (Anm. 29), S. 198–200.

[44] Siehe Nick Van Mead: China in Africa: win-win development, or a new colonialism?, in: The Guardian vom 31. Juli 2018, www.theguardian.com/cities/2018/jul/31/china-in-africa-win-win-development-or-a-new-colonialism (ges. am 1.11.2018); Jean-Christophe Servant: Auf der Seidenstraße nach Tansania, in: Le Monde diplomatique Nr. 2/25, Februar 2019, S. 11.

[45] Dipanjan Roy Chaudhury: Tanzania President terms China’s BRI port project exploitative, in: Economic Times (India) vom 6.7.2019, economictimes.indiatimes.com/news/international/world-news/tanzania-president-terms-bri-port-project-exploitative/articleshow/70109612.cms (ges. am 13.7.2019).

[46] Ebd., S. 12.

[47] Zit. nach Nuno D. F. Vidal: International development strategies for the XXIst century and post-modern patrimonialism in Africa – Angola and Mozambique, in: Revista Brasileira de Política Internacional 61 (2018), H. 1, dx.doi.org/10.1590/0034-7329201800115 (ges. am 31.3.2019).

[48] Siehe Beeinflusst China das Internet in Afrika?, in: arte, Durchblick vom 22.10.2018, bit.ly/2SE2x20 (ges. am 2.3.2019).

[49] Siehe Ben Taylor: Foreign Affairs, in: Tanzanian Affairs Nr. 121, September 2018, S. 21–23, hier S. 22.

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