JHK 2023

Wahrheit und Lüge nach dem Terror

Literarisches Schaffen als Strategie und Hindernis im Erinnern an den Stalinismus

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 257-274 | Metropol Verlag

Autor/in: Anna Schor-Tschudnowskaja

Die Herrschaft Iosif Stalins war durch ein beispielloses Ausmaß an Staatsterror und politischer Unterdrückung gekennzeichnet. Mit seinem Tod 1953 endeten die politischen Repressionen in der UdSSR zwar nicht, aber ihr Umfang sank drastisch. Nach vorläufigen Schätzungen der russischen Menschenrechtsorganisation »Memorial« wurden unter Stalin etwa fünf Millionen Menschen allein aufgrund einzelner politischer Anschuldigungen verhaftet und mindestens eine Million von ihnen erschossen; viele weitere kamen in den Lagern ums Leben. In diesen Zahlen sind die Opfer administrativer politischer Repressionen (z. B. Deportationen ganzer Völker nach Zentralasien) nicht enthalten, die »Memorial« auf rund sechs Millionen schätzt. Hinzu kommen die Millionen Opfer sowjetischer Hungersnöte.[1] Der Staatsterror unter Stalin zeichnete sich allerdings nicht nur durch sein Ausmaß und die Zahl der Opfer, nicht nur durch Folter und andere Formen der Repression in Gefängnissen und Lagern aus, sondern auch durch die grenzenlose Willkür des Gewaltgeschehens.

Viele Zeitzeugen erlebten und beschrieben den Staatsterror unter Stalin als absurd, unbegreiflich, bar jeder Logik. Berichtet wurde von vielen Details: Man denke an die zahllosen durch Prügel und Folter erzwungenen Geständnisse von »Volksfeinden« und »Konterrevolutionären« – Geständnisse, die sehr oft nicht nur nichts mit der Realität zu tun hatten, sondern ihr geradezu hohnsprachen. Oder etwa daran, wie Behörden von Angehörigen, die nichts von der Hinrichtung der Inhaftierten wussten, noch monate- oder sogar jahrelang Pakete mit warmer Kleidung oder Lebensmitteln annahmen und noch dazu Quittungen darüber aushändigten. Die Willkür der Gewalt wurde bürokratisch verwaltet, vermessen, verschriftlicht – und gründete zugleich auf zahlreichen Lügen.

Was waren die Reaktionen auf die Verlogenheit und Sinnlosigkeit des Massenterrors? Ich möchte dieser Frage nachgehen, indem ich nicht die Zeit des Terrors selbst, sondern die darauffolgenden Jahrzehnte betrachte. Im Fokus meiner Betrachtung stehen nicht die Erfahrungen der ehemaligen Opfer bzw. Überlebenden des Gulag, sondern Erfahrungen von Personen, die von diesem weitgehend verschont geblieben sind, selbst aber Angehörige oder ihnen anderweitig nahestehende Personen hatten, die Opfer der stalinschen Säuberungen wurden. Auf diese Weise möchte ich die Reaktionen in einer ganz spezifischen Gruppe analysieren, nämlich bei schreibenden Menschen, bei der schöpferischen Intelligenzija, bei Menschen also, die vorwiegend mit Sprache, Texten und Literatur zu tun hatten. Ich betrachte an einigen wenigen Schicksalen exemplarisch, wie sich ihr Umgang mit der Erfahrung des Großen Terrors in den späteren Jahrzehnten der Sowjetunion gestaltete, welche Motive und Ziele sie dabei verfolgten, welche Strategien sie wählten. Mich beschäftigt dabei auch die Frage, inwiefern sich die gescheiterten Versuche, im stalinistischen Terror eine Logik bzw. einen Sinn zu erkennen, darauf auswirkten, wie die (weniger massiven) politisch motivierten Repressalien nach Stalin wahrgenommen wurden. Inwiefern wurde eine Kontinuität in der repressiven Politik des Sowjetregimes wahrgenommen – und inwiefern nicht?

Als Quellen zur Beantwortung dieser Fragen werden schriftliche Zeugnisse – Tagebücher, Briefe, Erinnerungen, Interviews –, aber auch literarische Texte herangezogen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass alle diese Dokumente, sofern sie zur Zeit der Sowjetunion entstanden sind, selbst wenn sie nicht veröffentlicht wurden, Spuren von Selbstzensur tragen – und zwar in einem schwankenden Ausmaß, das sich heute kaum noch objektiv bestimmen lässt. Die eigentümliche Lage der auf dem Gebiet der Literatur wirkenden Menschen war zudem nicht so sehr dadurch charakterisiert, dass sie sich nur sehr vorsichtig, zurückhaltend und eher zwischen den Zeilen zum Wesen des politischen Regimes in der Sowjetunion äußern konnten. Mit anderen Worten: Die Auflagen der ideologischen Zensur betrafen bei Weitem nicht nur direkte (kritische) Äußerungen über die Machthaber, sondern auch die Darstellung des Alltagslebens in all seinen Facetten, selbst stilistische Fragen. Die Literaten standen vor der Wahl, sich in die Selbstisolation zu begeben, mit List und Mut zu versuchen, sich durchzusetzen, oder den ideologischen Auflagen soweit wie möglich zu entsprechen. Die Entscheidung fiel vielen nicht leicht. Der bekannte sowjetische Schriftsteller Ilʼja Ėrenburg (1891–1967) hielt in seinen umfangreichen Erinnerungen Menschen, Jahre, Leben fest: »Von Menschen, die kurz vor dem Ersten Weltkrieg geboren worden waren, wurde so viel Mut gefordert, dass er gleich für einige Generationen ausgereicht hätte; es war nicht nur der Mut bei der Arbeit oder im Kampf, sondern auch der Mut im Schweigen, im Staunen, in der Angst.«[2] Diesem Mut, diesem Schweigen und dieser Angst möchte ich am Beispiel von drei Autoren aus der von Ėrenburg genannten Generation nachgehen. Es handelt sich dabei zunächst um Veniamin Kaverin (eigentlich Veniamin Silber, 1902–1989), Mitglied der insbesondere in der ersten Hälfte der 1920er-Jahre aktiven Literatengruppe »Serapionsbrüder«. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter das Kinderbuch Zwei Kapitäne,[3] das eine unglaubliche Popularität in der Sowjetunion genoss und verfilmt wurde. Dazu kommt Aleksej Eremeev (1908–1987), der unter dem Pseudonym »L. Panteleev« (sic! ohne Vornamen) als Autor von Kinderbüchern in der frühen Sowjetunion sehr bekannt und später fast zu einer Kultfigur der sowjetischen Kinderliteratur wurde. Sein Kinderbuch Schkid: Die Republik der Strolchе[4] wurde ebenfalls verfilmt. Und schließlich geht es um Lidija K. Čukovskaja (1907–1996), Dichterin und Schriftstellerin, die vor allem durch ihre redaktionelle Arbeit sowie Tagebücher und dokumentarische Prosa Aufmerksamkeit auf sich zog – allerdings vorwiegend erst in der Zeit nach dem Ende der Sowjetunion.

Diese drei Autoren, so unterschiedlich ihre Texte in Stil und Inhalt auch waren, teilen miteinander einige ähnliche Erfahrungen mit Blick auf ihr literarisches und persönliches Schicksal. Alle drei waren vom Großen Terror nicht direkt betroffen. Sie waren aber insofern mittelbar involviert, als Verwandte und andere ihnen nahestehende Personen im Gulag inhaftiert waren und manche auch umkamen. Alle drei hatten sich der Aufgabe verschrieben, die Geschehnisse unter Stalin literarisch festzuhalten und so darüber Zeugnis abzulegen. Sie sind allerdings keinesfalls der bekannten und gut erforschten sowjetischen Lagerliteratur zuzurechnen. Vielmehr legten sie biografisch und schriftlich Zeugnis davon ab, wie es sich anfühlte, »draußen« zu bleiben; Gefängnisse und Lager nicht selbst zu kennen. Sie waren zudem persönlich und literarisch mit der Frage konfrontiert, welche mittel- und langfristigen Folgen Stalinismus und Gulag auch nach dem Ende des Großen Terrors bzw. nach Stalins Tod hatten.

Ihre Schicksale und ihr Schaffen sind exemplarisch auch für andere Literatinnen und Literaten in der Sowjetunion nach Stalin.

I. Veniamin Kaverin

1982 beschrieb sich Kaverin selbst in einer Fernsehsendung: »Ich halte mich im Leben an ganz einfache Prinzipien: Sei ehrlich, lass dich nicht verstellen, bemühe dich darum, die Wahrheit zu sagen, und bleibe dir unter den schwierigsten Umständen selbst treu. Ich habe versucht, diese Prinzipien in meinen Werken zum Ausdruck zu bringen, sie in den Charakteren meiner Hauptfiguren lebendig werden zu lassen. Diese Wahrheiten sind ja an sich einfach, sie aber so darzustellen, dass sie die Herzen heutiger Leser berühren, ist keine einfache Aufgabe.«[5]

Aufgrund solcher Äußerungen und angesichts der prinzipiellen Ausrichtung von Kaverins Prosa kamen die sowjetischen Literaturkritiker Olga Novikova und Vladimir Novikov 1986 zu dem – positiv gemeinten – Urteil, dass Kaverin einen »moralischen Maximalismus« verfolge.[6] Die sowjetischen staatlichen Repressalien, ein erstaunlich häufig angedeutetes oder sogar direkt dargestelltes Thema in Kaverins Prosa, erwähnten sie hingegen nicht – wahrscheinlich aus Zensurgründen. Aber vielleicht auch, weil damals das letzte autobiografische Buch Kaverins, Epilog, noch unbekannt war.

Epilog ist das ehrlichste Werk Kaverins: Dieses Buch sollte dazu dienen, möglichst alles in den Jahrzehnten davor Verschwiegene endlich auszusprechen, beim Namen zu nennen. Erst in den 1970er-Jahren hielt er es für möglich, mit der Abfassung zu beginnen – wenngleich ohne jegliche Hoffnung auf Veröffentlichung. Nach der Fertigstellung des Manuskripts 1979 wurde es zur Sicherheit heimlich (mithilfe eines österreichischen Diplomaten) ins westeuropäische Ausland gebracht. Erst zehn Jahre später, dank der Perestroika, konnte es 1989 kurz nach Kaverins Tod erscheinen. Er selbst hatte nur noch die Druckfahnen lesen können. In dem Buch ist die Geschichte der sowjetischen Literatur aufs Engste mit der Unfreiheit der Menschen in der Sowjetunion verwoben. Kaverin schreibt darin: »Jahrzehntelang lebte ich mit dem Gefühl, dass ich festgenommen werden könnte, insbesondere ab Mitte der Dreißigerjahre, als die lebensrettende Formel ›Wenn du verhaftet bist, dann bist du offensichtlich schuldig‹ in sich zusammengefallen war.«[7] Für Kaverin hatten sich Mitte der 1930er-Jahre alle logischen Erklärungen, warum Menschen verhaftet wurden, erschöpft: Es wurde endgültig klar, dass man auch »einfach so«, »für nichts« verhaftet werden konnte. Kaverin selbst – damals bereits ein bekannter Schriftsteller – wurde kein einziges Mal verhaftet. Er bemühte sich aber immer wieder um die Freilassung von Menschen aus seinem nahen Umfeld – und beobachtete sehr genau, was der Große Terror für das Alltagsleben bedeutete.

Sein berühmtes Kinderbuch (das durchaus auch viele Erwachsene lasen) Zwei Kapitäne (Dva kapitana) erschien 1938 bis 1940 in Abschnitten in der Kinderzeitschrift Kostёr, 1946 erhielt Kaverin für diesen pathetischen Roman den Stalinpreis, die höchste Auszeichnung des Landes. Im selben Jahr begann Kaverin, am Roman Das offene Buch (Otkrytaja kniga) zu arbeiten.[8] Später, in Epilog, wird er angeben, dass die Handlung von Das offene Buch beinahe zweitrangig gewesen sei; entscheidend sei vielmehr der historische Kontext gewesen. In erster Linie ist der Roman die spannende Geschichte einer wissenschaftlichen Entdeckung und eine sehr kurzweilige Darstellung von Forschungsarbeit, erzählt aber gleichzeitig die Geschichte der sowjetischen Mikrobiologie und Virologie. Eng damit verbunden ist der historische Kontext, den Kaverin 1989 rückblickend als Atmosphäre »einer eisernen, auf nichts reagierenden, von einer groben Stummheit umgebenen Gewalt« bezeichnete.[9] Die eigentliche Grundlage für den Roman lieferten das Leben des älteren Bruders Kaverins, Lev Silber, sowie die Schicksale einiger weiterer Wissenschaftler, die Kaverin persönlich kannte und die während der stalinschen Säuberungen ums Leben kamen. Sein Bruder jedoch, einer der Mitbegründer der sowjetischen Immunologie, der unter Stalin dreimal (1930, 1937 und 1940) verhaftet wurde, überlebte den Gulag.

Zehn Jahre feilte Kaverin an diesem großen Roman – für ihn eine Art Zeitzeugnis. Er wollte das Werk unbedingt publizieren. 1948 erschien in einer Literaturzeitschrift ein erster Teil, wenngleich von der Zensur stark gekürzt und »bereinigt«. Es ist nicht bekannt, in welcher Form das Manuskript ursprünglich eingereicht worden war, aber es ist davon auszugehen, dass Kaverin sich schon selbst vorzensiert hatte. Dennoch löste auch diese Veröffentlichung eine Vielzahl negativer Kritiken aus, die Kaverin später in Epilog als »organisierten Angriff« bezeichnete.[10] In der Folge bemühte er sich um eine Anpassung des Romans an die Forderungen der Zensur. Erst 1956, zu Beginn des politischen Tauwetters, war das Manuskript fertig. Entgegen dem ursprünglichen Plan erschien es mit weiteren zahlreichen Kürzungen und Auslassungen. Kaverin kommentierte dies 1989: »Die Zeit, über Verhaftungen zu schreiben, war noch nicht gekommen.«[11]

Der Roman wurde in der Sowjetunion immer wieder neu aufgelegt. Der Autor überarbeitete ihn jedes Mal und passte ihn so an die jeweils aktuellen, von der Zensur vorgegebenen Rahmenbedingungen an. Dabei versuchte er jahrzehntelang, bis 1980, den Text der Wahrheit näher zu bringen. Und dennoch wurden alle seine Romane, die das Thema der Verhaftungen und Säuberungen unter Stalin auch nur am Rande berührten, in der Sowjetunion nur in zensierter Fassung veröffentlicht.[12]

Die Hauptfiguren in Das offene Buch sind als Vertreter der sowjetischen wissenschaftlichen Intelligenzija nicht nur einfach gebildete Menschen, sondern vielfach herausragende Wissenschaftler. Der Roman wirft die Frage auf, wie diese gehobene soziale Schicht zu begreifen versuchte, was in den 1930er-Jahren tatsächlich vor sich ging. Diese geradezu abenteuerliche Suche nach einer Antwort mischt sich in diesem Buch mit der Angst und dem Staunen, denn eine solche Alltagsrealität lässt sich viel schwerer verstehen als Mikroben in einem Reagenzglas. Das offene Buch dokumentiert auch die Versuche, dieser Realität Widerstand zu leisten. 1989 wird Kaverin sie als naiv bezeichnen, denn »was tatsächlich im Land geschah, haben wir erst 40 Jahre später erfahren [während der Perestroika]; in der Zwischenzeit war unser Unwissen das allumfassende Kennzeichen des Lebens«.[13] An einer anderen Stelle vergleicht er dieses Unwissen mit dem Bann der Sinnlosigkeit »dieser Atmosphäre des verzerrten Bewusstseins, in der wir uns damals alle befanden«.[14] Im Land herrschte eine »gefährlich sinnlose Ordnung der Dinge«, die für gebildete Menschen auf den ersten Blick der zügellosen mittelalterlichen Inquisition ähnelte, aber Kaverin, der in Epilog über diese Ähnlichkeit nachdenkt und sich auf die Ansichten seines Bruders, des freigekommenen Gulag-Häftlings, bezieht, kommt zu dem Schluss, dass »es keine Ähnlichkeit gab. Die Handlungen der Inquisition fanden nicht im Stillen, im Verborgenen statt«, so seine Schlussfolgerung. Was sich unter Stalin abspielte, entziehe sich somit jedem Vergleich.

Kaverin bezeichnete den Großen Terror wiederholt als stumm und betonte, dass es in diesen Jahren nicht nur unmöglich war, irgendetwas zu verstehen, sondern dass man auch keine rationalen Argumente, keine treffenden Worte, keine Verweise auf Fakten, ja keine Sprache an sich zur Erklärung benutzen konnte. Alles wurde ent-sinnlicht, was die Menschen völlig wehrlos zurückließ. Vielleicht gerade deshalb äußerte er in den folgenden Jahrzehnten die Überzeugung, wie zwingend notwendig es war, dass »die Literatur über die zwanzig Jahre des Terrors erzählen musste – über die schlimmste Volksplage in der ganzen tausendjährigen Geschichte Russlands.«[15]

Das offene Buch ist trotz allem ein erstaunlich optimistischer Roman. Die eigentliche Heldin des Romans, Tatjana Vlasenkova (Vorbild für sie war die bekannte sowjetische Mikrobiologin Zinaida Ermolʼeva), lässt sich nicht einschüchtern und versucht, sich der absurden Terrormaschinerie zu widersetzen. Mit Erfolg! Ihr verhafteter Ehemann kommt aufgrund ihrer Bemühungen frei. Im realen Leben wurde Ermolʼevas erster Mann, Kaverins älterer Bruder Lev Silber, tatsächlich freigelassen, ihr zweiter Ehemann aber, der Mikrobiologe Alexej Zacharov, wurde 1938 nach seiner Verhaftung erschossen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde Zacharov denunziert, bevor er verhaftet wurde. Mit dieser Situation ist auch Vlasenkova im Roman konfrontiert. Sie geht der Sache systematisch nach, versucht, die Logik der Verhaftungen zu entschlüsseln, und kommt zu dem Schluss, dass die treibende Kraft des Großen Terrors die totale, alle sozialen Schichten und politischen Ebenen umfassende Lüge ist. Die Denunziation ist dabei nur eine ihrer Erscheinungsformen. Millionen von Menschen verschwinden, denn »mit dem Anschein einer streng wissenschaftlich begründeten Logik wurde Schwarz als Weiß und Weiß als Schwarz definiert«.[16] Damit wird der Große Terror von einer ganz speziellen Art der Lüge dominiert, die bar jeder Logik und jedes Sinns ist. Paradoxerweise lässt sich eine solche Lüge besonders schwer (oder gar nicht) entlarven. Vlasenkova fühlt sich an ein Bild von Francisco de Goya erinnert: »Zwei Gesichter waren zu mir zugewandt: Das eine lächelte mit einer Aufrichtigkeit, der man schwer misstrauen konnte; das andere war düster, starr, mit zusammengepressten Lippen, mit den halbgeschlossenen Augen eines Mörders.«[17] So beschreibt sie den Urheber der Denunziation, einen Arbeitskollegen. Die Worte passen erstaunlich gut zu den vielen Erinnerungen von Gulag-Opfern an zwei sich stets abwechselnde Mitarbeiter des Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten (NKWD), einen freundlichen und einen sadistischen, die die Verhafteten mit ihren unterschiedlichen Verhörstilen zusätzlich quälten.

Der Optimismus, den der Roman versprüht, gründet auf der Überzeugung, dass sich selbst einer sinnlosen, schizophrenen Lüge stets etwas entgegensetzen lässt. Bis zuletzt bewahrt sich Vlasenkova einen klaren Blick und die Fähigkeit, eine Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden. Und sie entscheidet sich für eine kluge und mutige Taktik: Wenn man die Lüge nicht entlarven kann, kann man sie wenigstens überlisten – was aber nur dann funktioniert, wenn man selbst weiß, was stimmt und der Wahrheit entspricht und was gelogen ist: »Ich sprach schnell, fast ohne nachzudenken, und sorgte mich nur darum, möglichst überzeugend und präzise zu lügen. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mit gutem Gewissen gelogen, denn nur so konnte man die andere Lüge besiegen, gegen die es keine andere Waffe gab«, so Vlasenkova in einer Schlüsselszene, in der sie mit dem wichtigsten Denunzianten spricht.[18]

Staatliche Gewalt und omnipräsente Lügen sind bei Kaverin eng miteinander verknüpft. Eine solche Situation erfordert spezifische, durchaus listige Gegentaktiken. Auch er selbst blieb dem Prinzip des Widerstandes treu, genauso wie dem Wahrheitsprinzip. Vielfach hat er sich sowohl unter Stalin als auch in späteren Jahrzehnten für andere eingesetzt, wissend, was er riskiert und was alles auf dem Spiel steht. Vielfach wurde er dabei selbst zur Zielscheibe »organisierter Angriffe«. In seinen Memoiren hielt er fest: »Davon, dass ich jemand bin, der sich öffentlich nicht verwirklichen konnte, zeugen meine Reden, die ich nie gehalten habe. Bei meinen Spaziergängen im Wald hielt ich nicht weniger als hundert Reden zu verschiedenen Anlässen, aber sie alle waren gegen die Angst gerichtet, die die Konturen der Kunst verzerrt, sowie gegen die Willkür und die Sinnlosigkeit.«[19] Auch in den späteren Jahrzehnten der Sowjetunion sprach Kaverin immer wieder von der Sinnlosigkeit der staatlichen Repressalien. In seinen Romanen erweckte er deshalb stets den Eindruck, dass dieser Sinnlosigkeit etwas entgegenzusetzen wäre. Aber dennoch war Kaverin auch ein Meister der Selbstzensur, woran er sich mit Bitterkeit erinnerte: »Auch ich wurde betrogen und ohne Verschulden für schuldig erklärt, bestraft mit Erniedrigung und Angst. Auch ich glaubte und glaubte nicht, arbeitete eigensinnig, stolperte bei jedem Schritt und verlor mich in Widersprüchen, um mir selbst zu beweisen, dass die Lüge die Wahrheit war. Auch ich sehnte mich danach, die schweren Träume zu vergessen, in denen ich mich mit der Sinnlosigkeit abfinden musste, in denen ich schummeln und heucheln sollte.«[20]

Sein ganzes Leben lang versuchte Kaverin, sich selbst als Schriftsteller treu zu bleiben. Dieses moralische Prinzip prägte nicht nur seine Werke, sondern auch sein Handeln. Sein Sohn Nikolaj Kaverin beschreibt in seinen Erinnerungen, wie sich der Vater Anfang 1953 weigerte, einen vermeintlich »offenen Brief« zu unterzeichnen, und dies mit unmissverständlichen Worten begründete – damit habe er sich in Lebensgefahr gebracht. Hätte Stalin länger gelebt, so Nikolaj Kaverin, wäre die Biografie seines Vaters kürzer gewesen.[21] Auch später habe sein Vater mit einem beneidenswerten Optimismus immer wieder das Prinzip verfolgt, dass man die Treue zur Literatur über das eigene Wohlergehen stellen müsse.

Seine Biografie ist eine bemerkenswerte Verflechtung von hochmoralischen Prinzipien, offenen und ehrlichen Worten der Ablehnung des »sozialistischen Realismus« in der Literatur und konsequenter Selbstzensur. Diese Mischung machte es möglich, seine Prosa Millionen von begeisterten Leserinnen und Lesern in der Sowjetunion zugänglich zu machen.

II. L. Panteleev

Aleksej I. Eremeev, der unter dem Pseudonym »L. Panteleev« veröffentlichte (ohne vollen Vornamen), vertraute sein Archiv, einschließlich zahlreicher unveröffentlichter Manuskripte und Memoiren, gegen Ende seines Lebens dem viel jüngeren Leningrader bzw. Petersburger Schriftsteller und Literaturkritiker Samuil Lurʼe (1942–2015) an. Zu Sowjetzeiten konnten die Texte nicht erscheinen, erst nach dem Ende der Sowjetunion wurde die Wahrheit über das Leben von Eremeev veröffentlicht. In dem 2015 von Lurʼe herausgegebenen Buch mit Notizen und Erinnerungen Eremeevs steht: »Ich bin tatsächlich schuldig: vor meinem Gewissen, vor Gott, vor den Menschen, die mir geglaubt haben, die meine Erzählungen und Novellen als Wahrheit lasen [...] – ich aber habe sie belogen, und dafür kann es keine Vergebung geben; dieses Grauen, das mich begleitet und das ich für den Rest meines Lebens wie ein Kreuz tragen muss – das ist der Preis für meine eigene Lüge. Nicht die Umstände waren schuld – ich selbst bin schuldig.«[22]

Das Leben Aleksej I. Eremeevs war ungleich dramatischer als das Kaverins, obwohl das oben zitierte Geständnis durchaus auch von Kaverin hätte stammen können. Eremeev schuf eine Legende, einen Mythos, eigentlich eine Fälschung, die als autobiografisch dargestellt wurde, obwohl dies nur sehr bedingt zutraf. Da seine Bücher aber sehr populär und später sogar Teil der sowjetischen Propaganda wurden, war er als Autor gezwungen, sein Leben als Gefangener der eigenen literarischen Lügen zu leben.

Lurʼe erinnerte sich: »Aleksej Ivanovič übergab mir kurz vor seinem Tod sein Archiv. Das war Mitte der 1980er-Jahre, in der tiefen Nacht der allumfassenden Lüge. Er litt darunter, dass er sein ganzes Leben wie ein Spion zugebracht hatte, dem man eine Legende auferlegt hatte und die er gelebt hatte. Und er hoffte, dass irgendjemand, zum Beispiel ich, früher oder später die Wahrheit erzählen und sein Handeln rechtfertigen würde.«[23]

Panteleev kam früh in den Literaturbetrieb. Bereits 1927 erschien sein zusammen mit Grigorij Belych (eigentlich Grigorij Jankelʼ) verfasstes Buch Respublika Škid,[24] eine autobiografisch inspirierte Darstellung einer (nach Fjodor Dostojewskij benannten) Schule für schwer erziehbare Jugendliche (russische Abkürzung: SchkID – Škola imeni Dostojevskogo), in der beide Autoren einige Jahre verbracht hatten. 1935 wurde Belych – zu diesem Zeitpunkt ein junger, sehr talentierter Schriftsteller und Journalist – denunziert, verhaftet und als »Konterrevolutionär« zu drei Jahren Lagerhaft verurteilt. Er überlebte die Haft nicht. Den Lagerdokumenten zufolge starb er angeblich an Tuberkulose. Seinen Namen zu nennen, war von nun an verboten, und Neuauflagen des gemeinsamen Buches setzten die Streichung seines Namens voraus. Dies lehnte Panteleev ab.

Bis zur Rehabilitierung Belychs 1957 durfte Respublika Škid nicht mehr erscheinen. Aber Panteleev schrieb und veröffentlichte weiter. Er verfasste weiterhin ausschließlich als »autobiografisch« markierte Erzählungen, die das zuversichtliche und heitere Pathos des ersten Buches weiterentwickelten. Seine Texte handeln von Kindern, die selbst in schwierigsten Lebenssituationen Mut und Standfestigkeit zeigen, die andere Menschen nicht verraten, aber vor allem ihren strengen moralischen Idealen treu bleiben; von Kindern, die quasi in die Oktoberrevolution 1917 hineingeboren werden und in den Wirren der dramatischen Jahre danach mit euphorischer Zuversicht aufwachsen und viel mehr als manche Erwachsene die utopischen Verheißungen der schönen neuen Welt verinnerlichen und leben.

Diese Bücher gleichen, so Lidija Čukovskaja, Manifesten der neuen sowjetischen Kinderliteratur.[25] Nur sehr bedingt traf das von ihm entworfene Bild der Kinder in seinen Büchern auf Aleksej I. Eremeev selbst zu. Als Sohn eines Offiziers, der im zaristischen Russland für seine Verdienste einen Adelstitel bekam und von der Sowjetmacht während des Bürgerkrieges erschossen wurde (die Quellenlage ist nicht eindeutig, aber vieles spricht dafür), teilte er mit seinen Kinderhelden wohl nur den fast schon fanatischen Wunsch, sich selbst treu zu bleiben, denn in den Wirren der Oktoberrevolution hatte Ereméev alles verloren: seinen Vater, sein Zuhause, seinen Besitz, sein geordnetes Leben. Von da an musste er vieles verheimlichen, um überleben zu können: soziale Herkunft, starke Religiosität, das Schicksal des Vaters, das des Freundes und Koautors Belych etc. Dazu Lurʼe: »Jederzeit konnten die Behörden dafür sorgen, dass seine Leser sich betrogen fühlten und sich von ihm abwandten. Diesen literarischen Tod fürchtete Aleksej Ivanovič beinahe mehr als den politischen oder sogar den physischen – mehr als alles andere auf der Welt. Und dort [KGB], wo man alles über ihn wusste, wusste man offensichtlich auch von dieser Furcht, fasste Aleksej Ivanovič [...] aber nicht zu hart an, denn das von ihm angefangene Spiel diente auch der richtigen Erziehung der jungen Generationen [...].«[26]

Gefühle der Angst und Erniedrigung und vor allem das Gefühl, beständig im Visier der Staatssicherheit zu stehen, begleiteten Panteleev nach eigenen Angaben sein ganzes Leben lang. Kurz vor seinem Tod entschied er sich, als Schriftsteller festzuhalten, wie sein Leben und vor allem wer er selbst wirklich war. Er verfasste einige tagebuchartige Werke und Erinnerungen, die, so seine Hoffnung, seine wahre Persönlichkeit, seine wahren Überzeugungen, aber vor allem seine wahre Art zu schreiben zum Ausdruck bringen würden. Dabei ging es ihm nicht um die Veröffentlichung dieser Texte in der Sowjetunion, auch eine Veröffentlichung im Ausland kam für Panteleev nicht infrage.

Tatsächlich zeichnen die nach seinem Tod erschienen Texte ein anderes, den früheren Werken stark widersprechendes Bild von Panteleev: insbesondere die von Lurʼe herausgegebenen Texte aus seinem Nachlass, darunter auch die in den 1970er-Jahren verfasste Novelle Ich glaube, und der von Elena Čukovskaja (Tochter von Lidija Čukovskaja) herausgegebene über fünf Jahrzehnte umfassende Briefwechsel zwischen Panteleev und Lidija Čukovskaja – von Elena Čukovskaja sehr behutsam gekürzt und ausführlich kommentiert. Wichtige Themen in Panteleevs Nachlass sind der christliche Glaube und die religiösen Inhalte seines Lebens. Ebenso beschäftigte ihn die Frage, in welchem Maße sich ein Schriftsteller den Machthabern anpassen durfte. Vielleicht ist diese Trennung aber auch künstlich, denn für Panteleev waren beide – der Glaube und der Nonkonformismus – eng miteinander verbunden.

Wie Kaverin musste Panteleev immer wieder abwägen, wann was und vor allem weswegen zu verschweigen war. Sosehr es ihm etwa wichtig war, dass der Name seines Koautors Belych nach dessen Rehabilitierung wieder in der Literaturwelt bekannt wurde und auf den Buchumschlägen und in den Texten Erwähnung fand, so musste er sich doch von dem Wunsch verabschieden, öffentlich zu machen, was mit Belych passiert war. Selbst 1980 wurde es ihm noch untersagt. Lediglich folgende andeutungsreiche Notiz durfte erscheinen: »Mein Freund und Koautor Griša Belych war ein Schriftsteller. Außer Respublika Škid schrieb er noch einige weitere Bücher. Eines davon, Dom vesёlych niščich (Das Haus der heiteren Bettler), ist nach einer langen Pause im vorletzten Jahr im Verlag Detskaja literatura neu aufgelegt worden. Auch Respublika Škid wurde den Lesern lange Zeit vorenthalten. Der Grund dafür ist, dass G. G. Belych 1939 tragisch ums Leben gekommen ist.«[27]

Dem Briefwechsel mit Čukovskaja ist zu entnehmen, wie oft es nur um einen Satz, ein einziges Wort ging, den oder das man bei Veröffentlichung der eigenen Texte zu verteidigen hatte, und wie groß die Freude war, wenn dieser Kampf erfolgreich war. Čukovskaja vertrat die Position, dass man nicht nachgeben dürfe, nicht einmal bei einem einzigen Wort. Dem widersprach Panteleev.

1966 schrieb Čukovskaja an Panteleev: »Wahrscheinlich haben Sie [...] recht. Ich meine das nicht heuchlerisch. Aber ich will in dieser Sache nichts mildern, dämpfen, verdunkeln. Ich will mich mit keinem Wort, mit keinem Laut an dem Erschaffen einer neuen Lüge beteiligen, die ich für abscheulicher halte als die alte. Der XX. und der XXII. Parteitag schenkten uns Worte: verhaftet, repressiert, in Haft umgekommen, nach dem Tode rehabilitiert. Ich will keines davon hergeben, für nichts und niemanden.«[28] Darauf antwortete Panteleev: »Verzeihen Sie, Lidotschka [...], aber ich kann nicht mit Ihnen einverstanden sein, Ihre feste Position gutheißen. [...] Die Entscheidungen der Parteitage sind uns genauso teuer wie Ihnen. Und damit sie nicht endgültig in Vergessenheit geraten, muss man daran erinnern, vielleicht nicht mit voller Stimme, aber wenigstens gedämpft, mit Andeutungen, allegorisch, wie auch immer, wenigstens mit zwei Worten: ›unschuldiges Opfer‹.«[29] Der Streit um die richtige Position setzte sich im Briefwechsel über Jahrzehnte fort. 1983 wurde Panteleev nicht nur untersagt, über die Opfer des Staatsterrors zu sprechen, sondern auch jene zu erwähnen, die darüber sprachen, so z. B. Čukovskaja. Da nun wich er von seiner Haltung ab, folgte ihrem Prinzip und weigerte sich, im betreffenden Text den Namen Čukovskajas zu streichen. Der Text blieb unveröffentlicht.

Am Ende seines Lebens litt Panteleev unter dem Gefühl, dass alle erkämpften Andeutungen, Allegorien und selbst Namen nicht viel wogen und dass der eigentliche Schriftsteller Aleksej I. Eremeev dem Leser unbekannt geblieben war.

III. LidijaČukovskaja

Die Verhaftung ihres Ehemannes, des bedeutenden Physikers Matvej Bronštejn, im Jahre 1937 teilte das Leben Čukovskajas in ein Davor und Danach. Sie sah ihn nach der Verhaftung nie wieder und kämpfte ihr ganzes Leben lang darum, die Wahrheit über sein Schicksal zu erfahren. Jederzeit die eigene Verhaftung erwartend, verfasste sie im Winter 1939/1940 die Novelle Sofja Petrowna[30] – einen Text, der in jenen Jahren wohl ihre Erschießung bedeutet hätte, wäre er entdeckt worden. Mit Zahlen und Mathematik konnte sie nichts anfangen, doch sie war mit einem Gefühl für die Stimmigkeit von Wörtern und Sätzen sowie einer Gabe für analytisches Denken gesegnet. Diese Fähigkeiten halfen ihr, den Großen Terror analytisch, dokumentarisch und zugleich künstlerisch festzuhalten – auf eine Art und Weise, derer sich sonst niemand bediente. Es grenzt an ein Wunder, dass nicht nur Čukovskaja selbst, sondern auch das Manuskript Staatsterror und Krieg überlebten.

Sofja Petrowna enthält keine Schilderungen der Schrecken in Lagern und Gefängnissen. Stattdessen geht das Werk einer anderen Frage nach: Wie konnten Menschen, deren Verwandte verhaftet wurden, der Lüge des Großen Terrors widerstehen? Čukovskaja war wie Kaverin davon überzeugt, dass solch eine spezielle Lüge ein essentieller Bestandteil des Staatsterrors war. Daher gab sie auf die Frage, ob Menschen, weil sie nicht verhaftet wurden, auch nicht zu den Opfern des Großen Terrors zählten, eine verneinende Antwort. Sie beschrieb die eigene »Dummheit«, die »Leichtgläubigkeit gegenüber der Verlogenheit von leeren Worten«, die »Fähigkeit, mich täuschen zu lassen«,[31] als Symptome, an denen damals Millionen von Menschen litten. Ihrer Ansicht nach waren diese die Ursache für die verheerenden Folgen des Staatsterrors unter Stalin.

Im Mittelpunkt der Novelle steht eine Frau, deren einziger Sohn verhaftet wird. Wie in den meisten Fällen gibt es dafür keine Erklärung. Ebenso wenig erhält die Mutter, Sofja Petrovna, Informationen darüber, wie es mit ihrem Sohn weitergehen soll. Sie reagiert in dieser Situation so, wie die Autorin selbst in ihrem eigenen Leben zu reagieren sich standhaft weigerte: Sofja Petrovna kann und will nicht begreifen, dass es für das Geschehen keine Erklärung gibt – sie belügt sich selbst und lässt sich belügen. Čukovskaja will dieses literarische Gegenüber verstehen und sich in diesem Verstehen ihrer eigenen Position, einer Position der Verweigerung, versichern: »Ich schrieb nicht über Mitja [Matvej Bronštejn], auch nicht über mich selbst, ich schrieb über eine Frau, die glaubt, dass ›bei uns niemand umsonst verhaftet wird‹, aber jedes Wort [in dieser Novelle] war verbunden mit dem Schicksal von Mitja [...], mit meinem neuen Zustand, der mir von unserer neuen Realität auferlegt wurde.«[32]

In der Rückschau bezeichnete Čukovskaja die schlimmsten Jahre des stalinistischen Staatsterrors als eine Zeit der Sinnlosigkeit. Ihre Novelle ist eine akribische psychologische Analyse, wie die Sinnlosigkeit eines Geschehens den Menschen zerstört. Sofja Petrovna ist damit konfrontiert, dass ihr Sohn »umsonst« verhaftet wird, dass Menschen um sie herum »umsonst« verschwinden, dass Menschen »umsonst« umgebracht werden. Ihr Verstand weigert sich, dies zur Kenntnis nehmen. Diese Wahrheit ist sinnlos und daher nicht glaubwürdig. Also gibt Sofja Petrovna, wie Millionen von Sowjetbürgern damals, den Ereignissen ihren eigenen Sinn, ihre eigene Erklärung und Rechtfertigung. Und deshalb glaubt sie auch den Lügen, die ihr von der Staatsbürokratie vermittelt werden. Die falschen Worte erweisen sich als glaubwürdiger als die Wahrheit – die Wahrheit, die gelautet hätte, dass das Land von Wahnsinnigen regiert wird.

Sofja Petrowna ist eine Novelle über eine einfache Frau, die der Wahnsinn des Staatsterrors verrückt macht. Indem sie es ablehnt, die Wahrheit über das Schicksal ihres verhafteten Sohns zu akzeptieren, und der Lüge glaubt, verliert Sofja Petrovna langsam den Verstand. »Der Mensch versteckte sich vor der Wahrheit wie vor einem auf ihn gerichteten Revolver«, schreibt Čukovskaja später.[33] Es ist, als ob die Heldin in ihrem Wahnsinn Deckung suchen und schließlich finden würde. Ihrer Leichtgläubigkeit, ihrer Fähigkeit, sich täuschen zu lassen, verdankt sie ihr Leben. Sie lebt weiter – und wartet auf ihren Sohn.

Diese Fähigkeit zur Selbsttäuschung wird Čukovskaja auch in den Jahren nach Stalins Tod fesseln, eigentlich bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion. Sie hat Mitleid mit Menschen, die diese Fähigkeit haben, und gleichzeitig ist sie wütend auf sie. In den 1960er- bis 1980er-Jahren schildert sie immer wieder, wie einsam sie mit ihrem Willen war, diese Fähigkeit zu begreifen, ihr einen Namen zu geben, sie zu einem wichtigen Thema zu machen.

Čukovskaja berichtete, dass in den Schreckensjahren zwischen 1937 und 1939 viele Menschen in ihrem Umfeld diese Fähigkeit zur Selbsttäuschung entwickelt hatten. Das Argument war immer wieder dasselbe: »Der Staat wird sich doch nicht einfach so Tausende von Menschen schnappen? [...] Wozu denn? Doch auf diese Frage hatten weder die Dummen noch die Klugen eine Antwort.«[34] Und an einer anderen Stelle fragt die Autorin: »Warum verhaftet man in der Tat einen Menschen, von dem man weiß, dass er unschuldig ist, und schlägt ihn dann so lange, bis er gesteht, dass er vorhatte, den Smolnyj in die Luft zu sprengen? [...] Und woher kamen auf einmal so viele Menschen, die fähig waren, Wehrlose zu verprügeln? Und: Wozu das alles?«[35]

Diese Zeilen verfasste sie in den 1980er-Jahren. Sie bezeugen, dass Čukovskaja auch 50 Jahre nach dem stalinistischen Terror keine Antworten auf diese Fragen gefunden hat. Auch die Novelle Sofja Petrowna lässt das »Wozu?« unbeantwortet. Aber sie dokumentiert die Wahrheit: dass unschuldige Menschen massenhaft verhaftet und umgebracht wurden. Dieses »dass« wird nach dem Tod von Stalin zu einer wichtigen Lebensaufgabe der Schriftstellerin Čukovskaja. So wie sie immer wieder analytisch und literarisch die Fähigkeit untersucht, sich vor der Wahrheit zu verstecken, sich täuschen zu lassen, anfällig für Lügen zu sein, so wird sie unnachgiebig darauf bestehen, dass die literarischen Zeugnisse des Großen Terrors, aber auch der späteren Repressalien in der Sowjetunion das wichtigste Instrument zur Bekämpfung der Lügen sind; jener Lügen, auf denen der Terror und die späteren Repressalien gründeten. Sie war davon überzeugt, dass die Verheimlichung dieser Zeugnisse den Fortgang der staatlichen Repressalien sichern würde.

So schrieb sie 1968 in ihrem berühmten offenen Brief anlässlich des 15. Todestag von Stalin: »Die Beziehung zur stalinschen Periode unserer Geschichte, die sich mit Krallen an unserer Gegenwart festklammert, bestimmt heute die persönliche Würde eines Schriftstellers und den Ertrag seiner Arbeit [...]. Auf den Tod der Unschuldigen soll nicht eine neue Hinrichtung folgen, sondern ein klarer Gedanke. Ein treffendes Wort[...]«, appelliert sie. So will sie dem »Mord an der Wahrheit« entgegentreten, der für sie »eine der schlimmsten Gräueltaten« der stalinschen Herrschaft war.[36]

Wahrscheinlich erschien Sofja Petrowna gerade wegen dieser Haltung erst 1988 in der Sowjetunion. In der kurzen Tauwetter-Periode hatte Čukovskaja mehrere Versuche unternommen, die Novelle zu veröffentlichen. Am 5. Februar 1962 berichtete sie in einem Brief an Panteleev über die Absage der Zeitschrift Novyj mir, den Text zu drucken. Die Gründe für diese Absage wurden ihr am Telefon mitgeteilt, nicht schriftlich. Einer der Gründe lautete: »Die Hauptheldin [...] begreift nicht, was los war und warum.« Erstaunt erwidert Čukovskaja in dem Brief an Panteleev auf diesen Absagegrund: »Die Hauptheldin begreift tatsächlich nicht, was los war und warum, aber niemand kann sich bis jetzt in dieser Sache brüsten, dass er die Gründe [für den Großen Terror] begreift.«[37]

1958 beendete Čukovskaja eine weitere Novelle, mit der sie bereits 1949 begonnen hatte, mitten in einer neuen Terrorwelle, als viele Menschen, die aus den Lagern und Gefängnissen zurückkamen, zum zweiten Mal verhaftet wurden. Sie notiert: »Das erste Mal [wird man verhaftet] für nichts, einfach so, das zweite Mal, weil man schon einmal dort [im Gulag] war.«[38]

Spusk pod vodu (Untertauchen) ist letztlich derselben Thematik gewidmet wie Sofja Petrowna: inwiefern man den Großen Terror als etwas Sinnloses nicht begreifen kann, aber dennoch als Schriftsteller verpflichtet ist, Zeugnis darüber abzulegen. Diese Novelle erschien zuerst 1972 in den USA und erst 1988, während der Perestroika, in der Sowjetunion. In dieser Novelle, deren Heldin Nina Sergeevna viele Ähnlichkeiten mit Čukovskaja aufweist, hält die Autorin erneut analytisch genau fest, wie sie Jahre nach der Verhaftung und dem Verschwinden ihres Ehemannes erfährt, dass er nicht mehr lebt und einige Monate nach seiner Verhaftung erschossen wurde. Sie sieht sich erneut mit derselben Frage konfrontiert: Warum wurde so lange und so eloquent gelogen? Wozu die Willkür der Lüge, die die Willkür der Gewalt begleitete? Mit Erstaunen notiert sie: »Nachdem sie ihn [den Ehemann] ermordet haben, haben sie mich jahrelang angelogen.«[39] Sie sehnt sich nach Gleichgesinnten, nach Menschen, die ihr erklären können, was vor sich geht, nach »künftigen Brüdern, denen ich alles erzählen kann«.[40] Ihnen sind die meisten ihrer Werke gewidmet. In den letzten Jahren der Sowjetunion hält Čukovskaja allerdings mit Bedauern fest, wie wenig sich diesbezüglich geändert, wenn überhaupt, eher verschlechtert hat: »Wie frei und mutig waren wir im Jahr 1955! Am Telefon nannten wir Namen der Verhafteten, teilten einander deren Schicksale mit! Nun, im Jahre 1983, ist es wieder gefährlich geworden. Am Telefon benutzen wir Metaphern.«[41] Und nach der Perestroika hielt sie 1993 fest: Die Ermordung von Matvej Bronštejn sei immer noch nicht entlarvt worden.[42]

Sehr sensibel den falschen Worten gegenüber reagierte sie 1957 mit Empörung auf den Rehabilitierungsbescheid von Matvej Bronštejn, den sie später in dem Buch Pročerk (Gedankenstrich) veröffentlichte. Dieses Dokument besagt, dass die Rehabilitierung von Bronštejn aufgrund von »neu in Erfahrung gebrachten Umständen« erfolgte.[43] Dabei gab es laut Čukovskaja nur einen Grund: Stalins Tod. »Auch hier konnten sie nicht nicht lügen«, hält sie sachlich in ihren Notizen fest.[44]Auch weitere Dokumente, wie der erst nach Stalins Tod ausgestellte Totenschein, enthielten Lügen. Kein einziges offizielles Papier sagte die Wahrheit über das Schicksal Bronštejns. Selbst nach dem Ende der Sowjetunion gelang es Čukovskaja nicht, dass seiner Ermordung wie auch den zahlreichen Lügen, die sie jahrzehntelang begleiteten, mit einem klaren Gedanken öffentlich bzw. offiziell begegnet wurde – außer in ihren eigenen heimlich verfassten Texten. 

1988 war der bereits erwähnte Samuil Lurʼe bei der Leningrader Literaturzeitschrift Neva für die Prosa und damit für das Erscheinen von Sofja Petrowna zuständig. Er erinnerte sich, dass die Zensur dieses Mal sehr wohlwollend gewesen war und dass es eigentlich nur eine einzige Forderung gegeben hatte: Aus dem Text der Novelle sollte die Erwähnung der »Spezialabteilung« (NKWD-Abteilung) verschwinden, die es in dem Verlag gab, in dem Sofja Petrovna arbeitete; die »Spezialabteilung« sollte nach dem Willen der Zensur durch die »Personalabteilung« ersetzt werden. Als Lurʼe Čukovskaja diese Forderung mitteilte, reagierte sie sofort und unmissverständlich: Sie werde es nicht zulassen, dass nur ein einziges Wort in dieser Novelle verändert werde. »Nun, was soll’s! Mehr als fünfzig Jahre hat dieser Text auf seine Veröffentlichung gewartet, er kann auch weitere fünfzig warten«, so Čukovskaja zu Lurʼe. Dessen diplomatischem Geschick und dem neuen politischen Klima der Perestroika war es letztlich zu verdanken, dass die Novelle doch noch erscheinen konnte – ohne dass auch nur ein Satzzeichen verändert worden wäre.[45]

Lurʼe war erstaunt. In seinen Notizen hielt er fest: Er habe gedacht, solche mutigen Schriftsteller, solche mutigen Menschen wie Čukovskaja gebe es nicht: »Wir alle waren an die beständige Erniedrigung und Konformität gegenüber der Zensur gewohnt«, so Lurʼe. Seiner Meinung nach hätte die poststalinistische Geschichte unter Umständen einen anderen Lauf nehmen können, hätte Aleksandr Tvardovskij 1962 in der Zeitschrift Novyj mir statt der (stark an die Forderungen der Zensur angepassten) Erzählung Aleksandr Solženicyns Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch die unzensierte Fassung von Sofja Petrowna drucken lassen, so wie diese sie bei Tvardovskij eingereicht hatte.[46]

Ähnlich wie Lurʼe äußerte sich auch die Petersburger Journalistin Tatjana Woltskaja: »Dieses kleine Büchlein [Sofja Petrowna], fast eher eine Broschüre, wiegt mehr als manch andere Bände, jedenfalls für mich wiegt es auf seine besondere Art mehr als die Bände von Der Archipel Gulag von Solženicyn. Der Archipel Gulag ist eben ein Archipel, gewaltig und enorm schwer, аber Sofja Petrowna ist lediglich eine geheime Feder innerhalb der menschlichen Seele – doch nur mit ihrer Hilfe kann man den Mechanismus des Terrors zum Laufen bringen. Hätte nicht jeder so eine Feder in sich, vielleicht wäre auch kein Archipel entstanden.«[47]

IV. Nach dem Terror über den Terror schreiben?

An den hier dargestellten schriftlichen Zeugnissen und allgemein an der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts wird deutlich, dass als Leitmotiv beim Schreiben häufig die Erniedrigung diente: Die Erniedrigung infolge der Notwendigkeit, sich konform zu verhalten. Vielleicht war es sogar mehr: weil die Zensur und die Aufmerksamkeit der Staatssicherheit das wahre literarische Schaffen zu verhindern versuchten. In diesem Kontext fällt auf, dass die drei hier betrachteten Schriftsteller immer wieder über die »Wahrheit der Kunst« (chudožestvennaja pravda) oder auch die »literarische Wahrheit« nachgedacht haben. Diese musste nicht unbedingt strikt mit den historischen bzw. dokumentierten Tatsachen übereinstimmen, sie sollte allerdings imstande sein, die historisch, politisch und moralisch relevanten Zeugnisse zu liefern, und damit für Kultur und Gesellschaft unentbehrlich werden.

Ein wichtiges Thema der hier analysierten Texte ist aber auch, was nicht gesagt wurde. Die bedeutsame Abwesenheit von potenziell möglichen, aber nicht geschriebenen Erzählungen, Romanen oder selbst Tagebüchern und Briefen begleitete die drei Autoren unablässig. Hinsichtlich ihrer eigenen Biografien ziehen alle drei rückblickend eine traurige Bilanz, unabhängig davon, wie viele Bücher sie in der Sowjetunion tatsächlich veröffentlichen konnten. Sie wollten, dass das nicht Gesagte und nicht Geschriebene sowie auch nicht Erschienene ebenfalls zu ihrem schriftstellerischen Werk gezählt würde. Sowohl die Geschichte der sowjetischen Literatur als auch die politische Geschichte der Sowjetunion – beide eng miteinander verwoben – sollten auch die Auslassungen und das Verschwiegene analysieren (was nicht zuletzt eine interessante methodologische Herausforderung darstellt).

Nach dem stalinschen Terror folgten Jahrzehnte der Sowjetgeschichte, in denen der Staatsterror ein sehr heikles, immer mehr tabuisiertes Thema war. Alle drei hier dargestellten Autoren kämpften gegen die strenge Kontrolle der staatlichen Zensur und ihre Vorgaben, was erinnert werden durfte und was nicht. Aber vor allem kämpften sie für die Möglichkeit, konkrete Namen und Fakten, deren Zeugen sie selbst waren, aussprechen zu dürfen. Gleichzeitig kämpften sie gegen das Unverständnis, selbst in den Kreisen der literarischen Intelligenzija, wozu man sich überhaupt an den Staatsterror und die Erfahrungen von Gewalt und Unrecht erinnern sollte. Alle drei waren von der Notwendigkeit dieser Erinnerung und der eigenen Pflicht, als Schriftsteller zu erinnern, überzeugt. Am ausführlichsten erklärte und begründete diese Notwendigkeit und diese Pflicht Čukovskaja. Doch auch Kaverin und Panteleev dachten über diese Probleme nach. Sie reflektierten sowohl über die eigene Ohnmacht als Zeitzeugen, die stumm bleiben sollten, als auch beständig darüber, welche Möglichkeiten das literarische Schaffen ihnen dennoch gewährte, die eigene Erfahrung mit dem Staatsterror unter Stalin nicht gänzlich zu verschweigen.

Eine Reflexion über die Prinzipien der Machtbeziehungen in der Sowjetunion fand auch während der kurzen Phase der Perestroika kaum statt. Die Rolle der staatlichen Gewalt an sich und die Grenzen ihrer Willkür wurden nur ansatzweise reflektiert. In den literarischen Zeugnissen wurden einige wichtige, prinzipielle Fragen zur Natur des sowjetischen Staatsterrors bzw. des Stalinismus aufgeworfen. Aber noch bevor eine solche Analyse überhaupt hätte angestellt werden können, ging es den drei hier vorgestellten Schriftstellern noch nicht so sehr darum, eingehend zu analysieren, warum der Große Terror passierte, sondern festzuhalten, dass er passiert war – und zwar aus der alltäglichen Sicht der Menschen in der Sowjetunion, die nicht im Gulag gewesen waren. Selbst diese Aufgabe erwies sich als sehr riskant und erforderte viel Mut. Rückblickend waren sich die drei Autoren nicht sicher, ob ihnen dies gelungen war; sie waren jedoch bis zum Ende ihres Lebens darum bemüht.

Nach dem Terror folgte dessen Verschweigen. Die Aufarbeitung des Staatsterrors wurde damit ebenso verhindert wie das Verstehen seiner Ursachen und Mechanismen, stets begleitet von der Frage, wozu eine Erinnerung überhaupt notwendig sein sollte. Von Stalins Herrschaft strahlt im russländischen historischen Bewusstsein nach wie vor etwas Geheimnisvolles aus. Die bekannte russländische Journalistin Anna Narinskaja hielt dazu 2018 treffend fest: »Wir [d. h. die Bevölkerung Russlands] sind nicht nur nicht so weit, dass wir die Repressalien für etwas Böses halten, wir sind sogar noch nicht so weit, dass wir Einigkeit darüber erzielen könnten, dass es sie überhaupt gab!«[48]

 


[1] Überblick über die verschiedenen Kategorien der »politisch Verfolgten«, die Arten des Staatsterrors in der Sowjetunion bzw. verschiedene Möglichkeiten, ihn zu definieren, und die Schwierigkeiten, eine mehr oder weniger genaue Opferzahl zu nennen: Elena Žemkova/Arsenij Roginskij: Meždu sočuvstviem i ravnodušiem – reabilitacija žertv sovetskich repressij [Zwischen Mitgefühl und Gleichgültigkeit – die Rehabilitierung der Opfer von sowjetischen Repressalien], Memorial, 2013/2016, www.memo.ru/ru-ru/history-of-repressions-and-protest/rehabilitation/ (ges. am 24. Dezember 2021).

[2] Ilʼja Ėrenburg: Ljudi. Gody. Žiznʼ. Vospominanija, 3 Bde., Moskva 1990, Bd. 1, S. 557 [dt. Ausgabe: Menschen. Jahre. Leben: Memoiren, 4 Bde., Berlin 1978 ff.]. Alle Übersetzungen literarischer Texte stammen von der Autorin. Die Gastherausgeber danken zudem Martin Stoyanov für seine Unterstützung bei den Übersetzungen.

[3] Veniamin Kaverin: Zwei Kapitäne, 2 Bde., Wien 1946/1947.

[4] G. Belych/L. Panteleev: Schkid, die Republik der Strolche, Berlin 1929.

[5] Zit. nach Olga Novikova/Vladimir Novikow: V. Kaverin. Kritičeskij očerk [V. Kaverin. Ein kritisches Essay], Moskva 1986, S. 282.

[6] Ebd.

[7] Veniamin Kaverin: Epilog, Moskva 1989, S. 129.

[8] Veniamin Kaverin: Otkrytaja kniga, 3. Bde., o. O., 1948–1956 (dt. Ausgabe: Das offene Buch, Darmstadt/Neuwied 1977).

[9] Kaverin: Epilog (Anm. 7), S. 126.

[10] Ebd., S. 297.

[11] Ebd., S. 300.

[12] Ebd.

[13] Ebd., S. 96.

[14] Ebd., S. 125.

[15] Ebd., S. 379.

[16] Veniamin Kaverin: Očerk raboty. Otkrytaja kniga. Literaturnye zametki. Izbrannye pisʼma [Ein Essay über die Arbeit. Das offene Buch. Literarische Notizen. Ausgewählte Briefe], Moskva 1999, S. 588.

[17] Ebd., S. 596.

[18] Ebd., S. 596.

[19] Kaverin: Epilog (Anm. 7), S. 331.

[20] Ebd., S. 392.

[21] Nikolaj Kaverin: Neskolʼko slučaev z žizni otca [Einige Begebenheiten aus dem Leben meines Vaters], in: V. D. Oskockij (Hg.): »Borotʼsja i iskatʼ, najti i ne sdavat’sja!« K 100-letiju so dnja roždenija V. A. Kaverina (1902–1989) [»Kämpfen und suchen, finden und nicht aufgeben!« Zum 100. Geburtstag von V. A. Kaverin (1902–1989)], Moskva 2002, S. 82−89.

[22] L. Panteleev: Istorija moich sjužetov [Die Geschichte meiner Sujets], hrsg. von Samuil Lurʼe, St. Petersburg 2015.

[23] Zit. nach Olʼga Kanunnikova: Bylʼ i nebylʼ L. Panteleeva [Das Gewesene und das nicht Gewesene bei L. Panteleev], in: Vesti obrazovanija vom 7. August 2019, vogazeta.ru/articles/2019/8/7/culture/8809-byl_i_nebyl_leonida_panteleeva (ges. am 10. April 2021).

[24] Siehe Anm. 4.

[25] Lidija Čukovskaja: O knigach zabytych ili nezamečennych [Über vergessene oder nicht bemerkte Bücher], in: Voprosy literatury (1959), H. 6, www.chukfamily.ru/lidia/prosa-lidia/stati-prosa-lidia/o-knigax-zabytyx-ili-nezamechennyx (ges. am 16. September 2021).

[26] Kanunnikova: Bylʼ i nebylʼ L. Panteleeva (Anm. 23).

[27] L. Panteleev: Priotkrytaja dverʼ [Eine halb offene Tür], Leningrad 1980, S. 190.

[28] Ders./L. Čukovskaja: Perepiska [Briefwechsel], Moskva 2011, S. 242 [Hervorhebung im Original].

[29] Ebd., S. 243.

[30] Lidija Čukovskaja: Sofja Petrovna, in: dies.: Prozess isključenija [Ein Ausschlussprozess], Moskva 2007, S. 7–89 (dt. Ausgabe: Sofja Petrowna, Zürich 1990).

[31] Dies.: Pročerk [Gedankenstrich], Moskva 2009, S. 451.

[32] Ebd., S. 453.

[33] Ebd., S. 268.

[34] Ebd., S. 278.

[35] Ebd., S. 142 f.

[36] Lidija Čukovskaja: Ne kazn’, no mysl’, no slovo. Otkrytoe pisʼmo v gazetu »Izvestija« k 15-letiju so dnja smerti Stalina [Keine Hinrichtung, sondern ein Gedanke, ein Wort. Ein offener Brief in der Zeitung »Iswestija« zum 15. Todestag von Stalin], in: Sverstniku [Dem Gleichaltrigen], Bibliothek der Zeitschrift Ogonёk (1991), H. 7, S. 7–12, hier S. 7, 9.

[37] Panteleev/ Čukovskaja: Perepiska (Anm. 28), S. 192.

[38] Lidija Čukovskaja: Spusk na vodu (Ein Tippfehler, gemeint ist »Spusk pod vodu«) [Untertauchen], in: dies.: Prozess isključenija (Anm. 30), S. 152.

[39] Ebd., S. 143.

[40] Ebd., S. 153.

[41] Čukovskaja: Pročerk (Anm. 31), S. 473.

[42] Ebd., S. 488.

[43] Ebd., S. 484.

[44] Ebd.

[45] Ivan Tolstoj: O publikacii »Sofji Petrovny« v »Neve« [Über die Veröffentlichung von »Sofja Petrowna« in »Neva«], Radio Svoboda vom 10. Februar 1996, www.chukfamily.ru/lidia/biblio/radioperedachi-biblio/radio-svoboda-vedushhij-ivan-tolstoj-ob-istorii-publikacii-sofi-petrovny-v-zhurnale-neva (ges. am 16. September 2021).

[46] Ebd.

[47] »Perečityvaja ›Sofju Petrovnu‹« [»Sofja Petrowna« neu gelesen], Radio Svoboda vom 30. Mai 2009, www.svoboda.org/a/1619830.html (ges. am 16. September 2021).

[48] Zit. nach Sergej Medvedev: Vojny za pamjatʼ [Kriege um das Erinnern], Radio Svoboda vom 7. November 2018, www.svoboda.org/a/29585618.html (ges. am 15. September 2021).

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