Gedenkstätte Vojna Lešetice, Lešetice, Tschechien
Auf Antrag der Konföderation der ehemaligen politischen Häftlinge entschied die Regierung der Tschechischen Republik im Juli 1998, auf dem Gelände des ehemaligen Uran-Zwangsarbeitslagers Vojna – der einzigen authentisch erhalten gebliebenen Anlage dieser Art aus der kommunistischen Zeit – eine Gedenkstätte zu schaffen. Nach der Beräumung des Geländes, das bis zum Jahr 2000 von der tschechischen Armee genutzt wurde, fanden umfassende Rekonstruktions- und Sicherungsarbeiten statt. 2001 wurde das gesamte Areal zum Kulturdenkmal erklärt. Im Mai 2005 konnte schließlich die Gedenkstätte Lager Vojna in einem Festakt der Öffentlichkeit übergeben werden. Sie soll als Zweigstelle des Bergbaumuseums Příbram die Erinnerung an das hier praktizierte Unrecht wachhalten. In Kooperation mit dem Museum des Dritten Widerstands in Příbram und der Vereinigung der politischen Häftlinge in der Tschechischen Republik entstand auf dem Gelände der Gedenkstätte eine Dauerausstellung. Sie illustriert die politische Verfolgung in der Tschechoslowakei nach der Machtergreifung der Kommunisten am 25. Februar 1948, beleuchtet Aspekte des antikommunistischen Widerstands und zeigt die Entwicklung des Uranbergbaus. Zwischen 1945 und 1962 wurden etwa 5.000 deutsche Kriegsgefangene, 7.000 nichtausgesiedelte Sudetendeutsche, 100.000 tschechoslowakische politische Häftlinge sowie etwa 260.000 tschechische Zivilarbeiter zwangsweise in den Uranabbaugebieten in Joachimsthal, Schlaggenwald und Příbram für die sowjetische Atomwaffenindustrie ausgebeutet.
Offiziell gegründet wurde das Uran-Zwangsarbeitslager (Tábory Nucené Práce – TNP) Příbram-Vojna am 22. November 1949. Zum 3. März 1950 befanden sich dort 530 Männer, im Frühjahr 1951 war ihre Zahl auf 761 angestiegen. Bis 1. Juli 1950 entstanden zudem die Zweigstellen TNP Příbram-Brod, die zum 20. Januar 1951 jedoch wieder aufgelöst wurde, sowie TNP Třebsko, das ab Herbst 1950 als eigenständiges Lager fungierte. Im selben Jahr hatten die „Zöglinge“ die Urangruben Nr. 4 (Lešetice), Nr. 5 und Nr. 6 in Brod und Nr. 7 (Třebsko) abgeteuft. Wie an den anderen Standorten – zum Jahresende 1949 existierten in der ČSR 26 Zwangsarbeitslager mit 5.618 Insassen – waren die Arbeitsbedingungen aufgrund des rücksichtslosen Strebens nach immer größeren Abbaumengen unmenschlich. Überhöhte Ablieferungsquoten und die Nichteinhaltung der einfachsten Sicherheitsvorkehrungen führten immer wieder zu Unfällen mit schweren Verletzungen und Todesfolgen. Die Arbeit mit radioaktivem Material, das unzureichende Lüftungssystem in den Schächten, der Konsum radioaktiv verseuchten Wassers und das Einatmen des radioaktiven Staubes zersetzten die Gesundheit der Gefangenen und verursachten schwerwiegende Folgeschäden. Da die Häftlingsbarracken zur „optimalen Nutzung des Arbeitskräftepotenzials“ unmittelbar zwischen den Urangruben Vojna 1 und 2 errichtet wurden, waren die Internierten auch außerhalb der Gruben ständig einer unkontrolliert hohen unmittelbaren Strahlenbelastung ausgesetzt.
Anfang 1951 kam es zu einer Reorganisation des Lagersystems. Einige Standorte wie Joachimsthal wurden aufgrund der geringer werdenden Fördermengen stillgelegt. Die Internierten überführte man in andere Strafvollzugseinrichtungen, die als Besserungsarbeitslager (Nápravně Pracovní Tábor – NTP) bezeichnet wurden. So wandelte sich auch das vormalige „Zwangsarbeitslager Vojna“ zum „Besserungsarbeitslager“ mit der Bezeichnung NPT-U. Verbannt wurden in die Uran-Lager nun vor allem Menschen, die zu hohen Haftstrafen verurteilt worden waren. Aus Sicht der Lagerleitung waren die politischen Häftlinge, welche die Justiz zu dieser Zeit besonders zahlreich generierte, wesentlich nützlicher für den Uranabbau als die Internierten der Zwangsarbeitslager, deren Verbleib „immer zu kurz“ gewesen ist. Entsprechend dem Gesetz Nr. 231/1948 zum „Schutz der Volksdemokratischen Republik“ wurden Häftlinge mit Freiheitsstrafen von zehn oder mehr Jahren bei der Uranförderung eingesetzt. Ins NPT-U Vojna eingeliefert wurden daraufhin die „allergefährlichsten, insbesondere die hinsichtlich der staatlichen Sicherheit relevanten Verbrecher“. Dabei handelte es sich meist um demokratisch gesinnte Bürger aller Gesellschaftsschichten vom Arbeiter und Bauern bis zum obersten Offizier der tschechoslowakischen Armee oder ehemaligen Fabrikdirektor, die des Hoch- und Landesverrats, der Spionagetätigkeit oder der Unterminierung der volksdemokratischen Ordnung überführt worden waren. Zum Häftlingskontingent zählten auch gewöhnliche Kriminelle, Schwarzhändler und Wirtschaftskriminelle. Für die Bewachung des Lagers eingesetzt wurde ab Mai 1950 die selbstständige Kompanie der Spezialeinheit des Korps der Nationalen Sicherheit (SNB) mit der Bezeichnung „Kranich III“ (Jeřáb).
Nach der Teilamnestie im Jahre 1960 wurde das Besserungsarbeitslager Vojna zum 1. Juni 1961 aufgelöst. Die noch verbleibenden Häftlinge überstellte man in das nahegelegene Lager Bytíz – das größte aller Uran-Lager auf dem Territorium der ČSSR mit einer Aufnahmekapazität von bis zu 2.000 Verurteilten. Das Areal des NTP-U Vojna nutzten zwischen 1961 und 2000 zunächst die tschechoslowakischen (1992) und anschließend die tschechischen Streitkräfte. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind wesentliche Teile der Anlage bis heute erhalten geblieben, darunter die Küchenbaracke, die Wohnbaracke 1, die Sanitätsstation, die Sonderstrafbaracke, der unterirdische „bunkr“ sowie das Maschinengebäude des Förderschachts. Dieser „Altbestand“ vermittelt zusammen mit den rekonstruierten Elementen den Besuchern des Museums nicht nur einen Eindruck von den Verhältnissen im Lager Vojna, sondern auch von den Bedingungen in den übrigen Lagern des „Geheimgebiets Joachimsthal“.