Monographie

Die andere Kulturrevolution

1966–1969: Der Anfang vom Ende des chinesischen Sozialismus

Wu Yiching

Cover des Buches "Die andere Kulturrevolution", Mandelbaum Verlag

Wu Yichings Analyse Die andere Kulturrevolution liefert eine neue Sichtweise auf die als „Kulturrevolution“ in die Geschichtsbücher eingegangene Kampagne des chinesischen Parteiführers Mao Tse-Tung. Gemeinhin wird darunter die Zeit etwa zwischen 1966 und 1976 beschrieben, deren offizieller Zweck es war, die Inflitrierung der revolutionären Gesellschaft durch kapitalistische oder bürgerliche Elemente zu beenden. Tatsächlich war die Phase vor allem durch Denunziationen, Verhaftungen, Menschenrechtsverletzungen und Morde geprägt; Schätzungen gehen von mindestens 400 000 Toten während dieser Zeit aus. Der Großteil der zahlreichen Analysen, die über diese Epoche veröffentlicht worden sind, sind sich darin einig, dass die brutalen Exzesses der Kulturrevolution von Mao und anderen Parteiführern bewusst kalkuliert und gewollt waren. Wu Yiching richtet den Blick auf die einzelnen Revolutionärinnen und Revolutionäre in den Jahren 1966-1969 und stellt dar, dass die revolutionären Kräfte keineswegs so einheitlich agierten, wie oft wahrgenommen – und, vor allem, dass der Partei zunehmend die Kontrolle über die Bewegung, die sie selbst angestachelt hatte, entglitt. Die erfolgreich radikalisierte Jugend erhob sich schließlich gegen die Partei selbst. In der Niederschlagung der Bewegung durch die Staatsorgane sieht Wu den ersten Schritt derjenigen Prozesse, die China in den kommenden Jahrzehnten nachhaltig verändern und für kapitalistische Reformen öffnen würde.

Bibliografische Angaben

Wu Yiching: Die andere Kulturrevolution. 1966–1969: Der Anfang vom Ende des chinesischen Sozialismus; übersetzt und herausgegeben von Ralf Ruckus, Wien/Berlin: Mandelbaum Verlag 2019.