Monographie

The Gulag after Stalin

Redefining Punishment in Khrushchev's Soviet Union 1953–1964

Jeffrey S. Hardy

Cover des Buches "The Gulag after Stalin. Redefining Punishment in Khrushchev's Soviet Union 1953–1964", Cornell University Press

In The Gulag after Stalin widmet sich der Historiker Jeffrey S. Hardy dem System der Strafgefangenenlager in der Sowjetunion in der Zeit von 1953 bis 1964. Der Fokus der Forschung zu diesem Thema liegt oft auf der Regierungszeit Stalins, der das Lagersystem ausbaute und im Zuge dessen „Großer Säuberungen“ und ausufernder Aktivitäten der Geheimpolizei unzählige Menschen in Lagern verschwanden. Hardy dagegen richtet den Blick auf die Zeit nach Stalins Tod im Jahr 1953, als unter der Regierung von Chruschtschow das Lagersystem reformiert werden sollte. Hardy argumentiert, dass die ursprüngliche Intention dieser Reformen war, ein an reformpädagogischen Ansätzen orientiertes System zu schaffen, das anstatt auf Bestrafung, Unterdrückung und Zwangsarbeit auf Bildung, Ausbildung, Sport, Arbeit und Kulturprogramme setzt. Diese Ideen sahen sich in der Umsetzung jedoch mit vielen Hindernissen konfrontiert – die gefestigten Verhaltensweisen von Offiziellen im Lagersystem und tradierte Rollenverhältnisse zwischen Gefangenen und Wachmännern und -frauen erschwerten die praktische Umsetzung reformistischer Ideen. Zudem fand sich ab Ende der 1950er-Jahre eine Koalition aus Bürgerinnen und Bürgern, Parteikadern, kriminologischen Fachleuten, Strafverfolgerinnen und -verfolgern und Presse zusammen, die unter dem Slogan „Ein Lager ist kein Ferienheim“ gegen die pädagogischen Reformen und für härtere Bedingungen für Gefangene Stellung bezogen. Ab Mitte der 1960er-Jahre zeichnete sich das Hybrid-System aus dem alten stalinistischem und dem reformistischen, von Chruschtschow propagiertem, System ab, welches das Gefängniskonzept bis zum Ende der Sowjetunion ausmachen sollte.

Bibliografische Angaben

Jeffrey S. Hardy: The Gulag after Stalin. Redefining Punishment in Khrushchev's Soviet Union 1953–1964, Ithaca: Cornell University Press 2016.