Niederungen
Mit ihrem Buch Niederungen wurde die Autorin und spätere Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller auf einen Schlag berühmt. Es erschien 1984 in Deutschland in gekürzter Form, 2010 erschien eine Neuauflage des Werkes, wodurch erstmals die vollständige Fassung vorliegt. In Niederungen beschreibt die Autorin das Leben der deutschsprachigen Banater Schwaben im kommunistischen Rumänien und die intellektuelle und moralische Beschränktheit der Dorfbewohner. Der verträumten Vorstellung von dem Leben auf dem Dorf setzt sie eine düstere Anti-Idylle entgegen, die gekennzeichnet ist durch Angst, Intoleranz, Unbeweglichkeit und Hass. Herta Müller zeichnet in ihren Texten ein Bild vom Leben der Dorfbewohner, ihrer Arbeitswelt und dem physisch auszerrenden Leben auf dem Land. Die Autorin erzählt von Brutalität und Alkoholismus, freudloser Kindheit und liebloser Familien und zerstört das idyllische Bild vom Landleben. Die Geheimpolizei der Ceaușescu-Diktatur in Rumänien startete einen operativen Vorgang gegen die Autorin von Niederungen, als das Werk 1982 in Bukarest veröffentlicht wurde. 1987 emigrierte Herta Müller nach Deutschland. An Hand der Neuauflage lässt sich die Bevormundung von Müllers Texten und die Zensur, sowohl unter der rumänischen Ceaușescu-Diktatur, als auch in Westdeutschland durch tiefgreifende Eingriffe in ihre Texte, erkennen. In der Neuauflage sind auch Texte enthalten, die nicht nur von der Region Banat handeln, sondern darüber hinaus gehen.
Bibliografische Angabe
Herta Müller: Niederungen. Prosa, München: 4. Auflage, Hanser Verlag 2010.