Aufsatz

Bezirk Halle: Aufruhr im "blutroten Herzen Deutschlands"

Udo Grashoff

»In starken Marschsäulen marschieren die Demonstranten zum Marktplatz und randalieren dort in schamlosester Weise«, telegrafierte am Mittag des 17. Juni ein LDPD-Funktionär aus Quedlinburg an seinen Bezirksvorstand in Halle. »Junge Arbeiter stürmten in das Rathaus, rissen rote, blaue und die Friedensfahnen, Transparente und Büsten von den Wänden und Podesten, warfen Fenster- und Schaufensterscheiben ein und organisierten Sprechchöre. Gefordert wurde: Freiheit für alle politischen Häftlinge, gesamtdeutsche freie Wahlen; gebt uns Butter statt Kanonen; wir brauchen keine Volksarmee und anderes.« Ähnliche Szenen spielten sich am 17. Juni 1953 im gesamten Industriegebiet um Halle ab. Etwa 150.000 Arbeiter aus 211 Betrieben gingen an jenem Tag im Bezirk Halle auf die Straße. 34 Prozent der Arbeiterschaft, so eine zeitgenössische parteiinterne Einschätzung, demonstrierten und streikten gegen die SED, die »Partei der Arbeiterklasse«, wie deren Führung nicht müde wurde, immer wieder zu behaupten. Deutlicher konnte der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht zu Tage treten.

Lesen Sie hier den Beitrag von Udo Grashoff zum Sammelband "Der 17. Juni 1953. Ein Aufstand für Einheit, Recht und Freiheit. Hrsg. von Ulrich Mählert. Bonn 2003, S. 36-56 Digitale Nachveröffentlichung aus Anlass des 70. Jahrestags des DDR-Volksaufstandes mit freundlicher Genehmigung des Verlages J.H.W. Dietz Nachf. GmbH.

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Umfang der Originalausgabe

22 Seiten

Quelle

in: Ulrich Mählert: Der 17. Juni 1953. Ein Aufstand für Einheit, Recht und Freiheit. Bonn: Dietz Verlag 2003, S. 133-155

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