JHK 2009

Inhaltsverzeichnis

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Rein gewaschen – die Rehabilitierung von Opfern politisch motivierter Fehlurteile und das Bild der Kommunistischen Partei Chinas

Agnes Schick-Chen

1. Anstelle einer Einleitung: das problematische Verhältnis zwischen Partei, Kadern und dem Rest der Bevölkerung am Ende der Mao-Ära Mitte der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts schien der revolutionäre Weg China in eine Sackgasse geführt zu haben. Die Gedanken Mao Zedongs, die ihm zugrunde gelegen und auch außerhalb Chinas zahlreiche Menschen in ihren Bann geschlagen hatten, verloren ihre Leuchtkraft und machten einer Stimmung der Ernüchterung und Verunsicherung Platz. Doch schon Anfang der…

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Das Bild Mao Zedongs in zwei neuen Veröffentlichungen des russischen Sinologen A. V. Pancov

Alexandr Jurkevič

Den Stil einer populärwissenschaftlichen Publikation mit der Einhaltung wissenschaftlicher Standards zu vereinen ist eine beinahe unmögliche Aufgabe. Oftmals wird der wissenschaftliche Anspruch der »lebendigen Erzählweise« geopfert. Dass ein Kompromiss zwischen Wissenschaft und Zugänglichkeit im biografischen Genre doch möglich ist, zeigen die Arbeiten des bekannten russischen Sinologen Alexandr V. Pancov, der in den USA lehrt. Er hat kürzlich zwei neue Veröffentlichungen über Mao Zedong…

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Sowjetische Außenpolitik und Islam

Ragna Boden

Das 20. Jahrhundert ist als ein extremes wie auch als ein ideologisches Zeitalter bezeichnet worden,1 denn es war geprägt von Experimenten mit Weltanschauungen und Werte-systemen, deren Vertreter für sie jeweils universale Gültigkeit beanspruchten. Dies musste zu Kollisionen führen, wenn die Systeme nicht nur unvereinbar waren, sondern darüber hinaus expansionistische Züge trugen. Der von den USA und der UdSSR dominierte Ost-West-Konflikt ist ein prägnantes Beispiel dafür. In den vier…

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KPdSU und Perestrojka 1985–1991

Bernd Bonwetsch

Die KPdSU, die Staatspartei der Sowjetunion, hörte im August 1991 auf zu existieren. Nach dem Scheitern des Putschs vom 19. August wurde die Tätigkeit der KP der RSFSR am 23. August vorläufig verboten. Das Vermögen der Partei einschließlich desjenigen der KPdSU wurde unter staatliche Verwaltung gestellt, ihre Zwingburg, das ZK-Gebäude am »Alten Platz«, versiegelt. Der Putsch des »Staatskomitees für den Ausnahmezustand« mit dem Stellvertretenden Präsidenten der Sowjetunion und Politbüromitglied…

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Russische Bolschewiki und deutsche Linkssozialisten am Vorabend der deutschen Novemberrevolution. Beziehungen und Einflussnahme

Ottokar Luban

Die seit der Perestroika bzw. Friedlichen Revolution in russischen und deutschen Einrichtungen frei zugänglich gewordenen Archivalien sind bisher kaum dazu genutzt worden, die Beziehungen zwischen deutschen und russischen Sozialisten in den Monaten vor der Novemberrevolution 1918 in Deutschland zu beleuchten. Ausnahmen bilden eine exzellente Studie von Alexander Vatlin, eine Dokumentation von Feliks Tych und zwei Aufsätze des Verfassers mit benachbarter Thematik.1 Um diese Lücke weiter zu…

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Aus dem Schatten: Ein Überblick über die aktuelle Forschung zur Kommunistischen Partei Großbritanniens

Matthew Worley

Verglichen mit ihren deutschen Pendants nahm sich die Kommunistische Partei Großbritanniens (Communist Party of Great Britain, CPGB) stets winzig aus – so überrascht es kaum, dass auch ihre Geschichtsschreibung im Verhältnis zu der des Kommunismus in Deutschland ziemlich überschaubar wirkt. Die umfangreiche Literatur zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und insbesondere zur DDR spiegelt wider, wie einflussreich der Kommunismus während des 20. Jahrhunderts in Deutschland war. Im…

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Der Internationale Newsletter der Kommunismusforschung

Bernhard H. Bayerlein und Gleb J. Albert

The International Newsletter of Communist Studies La newsletter internationale des recherches sur le communisme Международный бюллетень исторических исследований коммунизма Vol. XV (2009), no 22. Edited by Bernhard H. Bayerlein. Published by The European Workshop of Communist Studies With support of The Mannheim Centre for European Social Research (MZES), University of Mannheim, Germany. ISSN Y503-1060. ISSN 1862-698X (for the Online Edition). Executive Editor: Bernhard H. Bayerlein,…

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Editorial

Zwischen Wahlkämpfen und Weltwirtschaftskrise wird in Deutschland 2009 auf die Grün­dung der Bundesrepublik vor 60 sowie die Friedliche Revolution vor 20 Jahren zurückgeblickt. Das Erinnerungsjahr 2009 hat nicht zuletzt auch für die internationale historische Kommunismusforschung und ihre deutschsprachige Plattform, das Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, besondere Relevanz: Vor 90 Jahren gab die Gründung der Kommunistischen Internationale dem globalen ideologischen Vormachtanspruch…

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Zerbrochene Zeit – Erinnerungen an Lagerhaft und Deportation in der Volksrepublik China

Klaus Mühlhahn

Lange Zeit ist die Psychologie unter dem Einfluss Freuds davon ausgegangen, dass Opfer von traumatischen Ereignissen wie Krieg, Folter oder Vergewaltigung eine Amnesie erleiden bzw. dazu neigen, die Erinnerung an das Erlittene zu verdrängen. Eine neuere Studie demonstriert hingegen das Gegenteil: Überlebende von extremen Ereignissen zeigten in klinischen Tests des Psychologen Richard McNally eine »beeinträchtigte Fähigkeit, verstörendes Material zu vergessen«.1 Opfer traumatischer Erfahrungen…

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Mao, mal ganz anders: Vom chinesischen Umgang mit (kultur)revolutionärer Vergangenheit

Barbara Mittler

Ich habe nie ein Bild von Mao aufgehängt. Viele machten das, ich nicht. Ich sammelte die Anstecker, hatte einen Riesenhaufen. Mit Bildern, als Mao jung war, aus Yan’an, die fand ich einfach toll, diesen Mao verehrten alle. […] Mao ist anders als Stalin, er wollte diese Verehrung nie haben, und trotzdem, irgendwie war er zum Gott geworden, und das ist heute wieder da. Wenn man heute Mao-Bilder aufhängt, dann ist das eher spielerisch, nicht mehr aus Hingabe, obwohl, er ist schon einfach ein…

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Kommunismus, Islam und die US-Außenpolitik zu Beginn des Kalten Krieges

Dianne Kirby

In diesem Beitrag soll versucht werden, die Haltung der USA zum Islam und zum Kommunismus im Kontext des »religiösen Kalten Krieges« zu verorten, als die Mobilisierung der Religion zu einem zentralen Aspekt der Rivalität zwischen Ost und West wurde. Zu Beginn des Kalten Krieges dachten die USA der Religion im Allgemeinen und dem Islam im Besonderen eine Rolle als Bollwerk gegen die Expansion des Kommunismus und den Einfluss der Sowjetunion zu. Im Folgenden soll argumentiert werden, dass die…

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Die Entstehung der Voraussetzungen für das Ende der DDR

Gerhard Wettig

Die überraschend schnelle, fast widerstandslose Kapitulation des SED-Regimes, das sich zuvor so massiv zu schützen gesucht hatte, lässt sich nur erklären, wenn man den Blick auf Veränderungen richtet, die dessen Herrschaft bereits seit den frühen Siebzigerjahren untergraben hatten. Als sie im Herbst 1989 zu voller Wirkung kamen, waren Führung und Sicherheitskräfte mit einer neuartigen Lage konfrontiert, die sich mit den bis dahin üblichen Mitteln nicht bewältigen ließ. Dies stiftete Verwirrung…

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Anmerkungen zu Fehleinschätzungen des Nationalsozialismus durch die Bolschewiki und die Kommunistische Internationale

Leonid Luks

Vor 75 Jahren, auf dem XVII. Parteitag der Bolschewiki im Januar 1934 (»Parteitag der Sieger«), schlug Stalin der deutschen Führung vor, trotz ideologischer Gegensätze zwischen dem sow­je­tischen und dem nationalsozialistischen Regime zur Rapallopolitik, also zu einem ideologiefrei­en realpolitischen Kurs zurückzukehren.1 In diesem Appell kommt die in der sowje­ti­schen bzw. kommunistischen Führung verbreitete Tendenz zur Fehleinschätzung des National­sozialismus zum Ausdruck. Der vorliegende…

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Europa muss sich über die Bewertung der Totalitarismen in seiner Geschichte des 20. Jahrhunderts verständigen

Sandra Kalniete

Der italienische Philosoph Benedetto Croce ist bekannt für den Ausspruch, dass Geschichte immer zeitgenössisch sei. Die jeweils nächste Generation fälle stets ihr eigenes erbarmungsloses Urteil in jenem niemals endenden Gerichtsprozess, der Geschichte genannt werde. Croce weist uns darauf hin, dass keine Generation das Recht hat, die Suche nach Wahrheit und das Bemühen um Versöhnung und um Reue für die Fehler und Verbrechen der Vergangenheit einfach aufzugeben. Europa wird bald den…

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung 2009

Bernhard H. Bayerlein Dr. phil., geb. 1949, Historiker und Romanist, tätig am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES), lebt in Köln. Veröffentlichungen u. a.: Hg.: Archives de Jules Humbert-Droz, Amsterdam 1983–2001; Hg.: Georgi Dimitroff. Tagebücher, Berlin 2000; Mithg.: Moscou – Paris – Berlin. Télégrammes chiffrés du Komintern, Paris 2003; Mithg.: Deutscher Oktober 1923. Ein Revolutionsplan und sein Scheitern, Berlin 2003; Mithg.: Der Thälmann-Skandal. Geheime…

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60 Jahre Volksrepublik China – Die Gegenwart der Vergangenheit im Reich der Mitte

Felix Wemheuer

Einleitung: 60 Jahre Volksrepublik China – Die Aufarbeitung der Vergangenheit Vor 60 Jahren, am 1. Oktober 1949, rief Mao Zedong vom Tor der Verbotenen Stadt die Gründung der Volksrepublik China mit den berühmten Worten aus: »Das chinesische Volk ist aufgestanden.« Auf diesem Satz baut die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) bis heute ihre Interpretation der Geschichte auf. Mit der Gründung des »Neuen China« sei das lange Jahrhundert der nationalen Demütigung durch Kolonialmächte, Warlords,…

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»Wir begrüßen die Entlarvung der Konterrevolutionäre …« – Vergangenheitsaufarbeitung eines chinesischen Theologen

Monika Gänßbauer

 Ausgangspunkt dieses Beitrags ist die Beobachtung, dass die Jahre 1955–1976 in der chinesischen Kirchengeschichte praktisch nicht existieren. In einem ersten Schritt werden politische und kirchliche Entwicklungen der Fünfzigerjahre in China nachgezeichnet. Ein zweiter Teil widmet sich dem Stand historischer Aufarbeitung dieser Zeit. Im Mittelpunkt des dritten Abschnitts steht ein Dokument des chinesischen Theologen Wang Weifan aus den Jahren 1955–1958. Schließlich erfolgt eine kontextbezogene…

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20 Jahre nach dem Massaker: Wem gehört die Bewegung vom Platz des Himmlischen Friedens?

Felix Wemheuer

Das Massaker von 1989 gegen die Massenbewegung vom Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) in Beijing wird bis heute mit der Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) verbunden. Im westlichen Ausland ist es bekannt wie kaum ein anderes Ereignis der chinesischen Geschichte. Nach dem blutigen Einsatz der Armee am 4. Juni 1989 schien die Interpretation in den westlichen Medien klar: Eine antikommunistische Demokratiebewegung von Studenten sei vom Militär blutig niedergeschlagen worden,…

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Prediger der Revolution: Der buddhistische Mönchsorden in Laos und seine Verbindungen zur Kommunistischen Bewegung (1957–1975)

Patrice Ladwig

We have to understand what being a revolutionary meant at particular times and in particular places and why there were revolutionaries of that particular sort there and then.1 But indeed most politicians, even the most ardent reformers and modernizers, have felt the imperative need to ally themselves with the revival of Buddhism and to declare their political aims as being consistent with Buddhism.2 1959 zelebrierte man in vielen buddhistisch geprägten Ländern der Welt den 2500. Geburts­tag…

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Die US-Außenpolitik und das Ende der deutschen Teilung: Eine Fallstudie zur Demokratisierung

Mary Elise Sarotte

Die Hauptfragen Welche Rolle spielte die US-Außenpolitik, als die Teilung Deutschlands 1989 / 90 endete und die ehemalige Diktatur in seinem östlichen Teil schnellen Schrittes demokratisiert wurde? Die Antwort auf diese Frage beeinflusst nicht nur unser Bild des Kalten Krieges, sondern auch das von aktuelleren Ereignissen. Wie George W. Bush in seiner zweiten Antrittsrede als US-Präsident erklärte, strebt »die Politik der Vereinigten Staaten […] das Wachstum demokratischer Bewegungen und…

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»Es muss alles daran gesetzt werden, die Beziehungen Schritt für Schritt zu normalisieren …« – Der letzte, erfolglose Versuch einer sowjetisch-chinesischen Versöhnung

Michail Prozumenščikov

Im Oktober 1964 kam es in der UdSSR zu einer »Palastrevolution«: Nach einer Verschwörung der höheren Parteinomenklatur wurde der Erste Sekretär des ZK der KPdSU und Vorsitzende des Ministerrates der UdSSR, N. S. Chruščev, aller Funktionen enthoben. Die Geschehnisse im Kreml unterlagen strengster Geheimhaltung. Die offizielle Version klang anders: Die Welt, einschließlich der UdSSR, hörte voll Verwunderung, dass der augenscheinlich rüstige und aktive sowjetische Staatsführer unerwartet seinen…

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Geteilte Erinnerung in einem vereinten Europa. Diktaturaufarbeitung zwischen Vergangenheitskonkurrenz und Erinnerungspolitik

Marek Prawda

Das vereinte Europa kann endlich mit seiner ganzen Lunge atmen. In Polen erinnert man sich nicht gern an die Zeit mit einem »amputierten Lungenflügel«. Mit der fortschreitenden europäischen Integration sollten allmählich auch unsere Erinnerungen zusammenwachsen, das erscheint mir nicht nur für das Gemeinschaftsgefühl, sondern auch für die Fähigkeit zum gemeinsamen Handeln wichtig. Oft wird sogar hervorgehoben, dass sich eine Vertiefung der Integration in der EU ohne die Arbeit an einem…

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Archivsituation in der Volksrepublik China

Vivian Wagner

Die Volksrepublik China hat eine partikulare Form der archivischen Erinnerungsverwaltung hervorgebracht, die aus der Verschmelzung des sowjetischen Modells und der marxistisch-leninistischen Geschichtstheorie mit traditionellen Geschichtskonzepten und der indigenen Archivpraxis resultierte.1 Das chinesische Archivsystem wurde unmittelbar nach der Staatsgründung 1949 unter Anleitung von sowjetischen Experten aufgebaut. Übersetzte russische Fachliteratur bildete die Grundlage der chinesischen…

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Suche nach der heilen Welt: Ein Kommentar zu Zhang Rongs und Jon Hallidays Buch Mao: The Unknown Story

Susanne Weigelin-Schwiedrzik

Mao: The Unknown Story von Jung Chang (im Folgenden: Zhang Rong1) und Jon Halliday2­ wurde im Juni 2008 mit großem Aufwand in Europa und der englischsprachigen Welt lanciert. Es kam zu einer wahren Flut von Rezensionen, Interviews mit der Autorin und Vorstellungen des Buches. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Die Welt atmete auf: Endlich wusste man, was Mao alles auf dem Gewissen hat. Dabei spielte wohl auch eine Rolle, dass Mao nicht nur in China, sondern in weiten Teilen der Welt gerade…

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Kommunismus und Islam im 20. Jahrhundert. Ein historischer Überblick

Stephen Schwartz

Die vorliegende Studie befasst sich vorwiegend mit den Beziehungen zwischen dem internationalen Kommunismus und der islamischen Umma oder Weltgemeinschaft, einem Thema, das bisher von Historikern und anderen Experten vernachlässigt wird. Die Politik Moskaus gegenüber den sowjetischen Muslimen wird dabei nur am Rande berührt. Wie das Christentum und das Judentum brachte auch der Islam im Laufe seiner Geschichte kommunistische, chiliastische, politisch radikale und sozialistisch-revolutionäre…

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Die Santería-Religion und die kommunistische Partei- und Regierungspolitik in Kuba

Claudia Rauhut

Dieser Beitrag setzt sich mit der spezifischen Dynamik einer afrokubanischen Religion und ihrer Anhänger sowie deren Integration in das sozialistische Gesellschaftsprojekt in Kuba auseinander. Die Santería muss aufgrund ihrer Geschichte, religiösen Praxis, Organisationsform und sozialen Klientel separat von der historisch etablierten katholischen Kirche untersucht werden.1 Im Gegensatz zur offenen ideologischen Konfrontation zwischen Kirche und Staat ist das Verhältnis zwischen Santería und…

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Die Linke in Lateinamerika seit 1989

Stephan Ruderer

Erst jüngst haben mexikanische Politikwissenschaftler erneut betont, der Zusammenbruch des Ostblocks in den Jahren 1989 / 90 habe den »schwierigsten Moment für die Linke in Lateinamerika«1 dargestellt. Diese Einschätzung greift die Stimmungslage europäischer und lateinamerikanischer Intellektueller während der Umbruchphase wieder auf. Mit dem Ende des »real existierenden« Sozialismus schien der Kommunismus als politisch wirksames Gegenmodell zum vorherrschenden Kapitalismus ausgedient zu haben.…

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30 Jahre nach den Killing Fields: Verlauf und ideologische Wurzeln des kambodschanischen »Roten Terrors«

Volker Grabowsky

Vor dreißig Jahren, am 7. Januar 1979, marschierten vietnamesische Truppen in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh ein und befreiten Kambodscha von der Schreckensherr­schaft der Roten Khmer.1 Diese hatten eines der blutigsten Regime des 20. Jahrhunderts, eines an Kriegen, sozialen Verwerfungen und nationalen Katastrophen keineswegs armen Zeit­alters, errichtet: Am 17. April 1975 waren Einheiten der in schwarze Uniformen, Gummi­sandalen und Ballonmützen gekleideten Soldaten der Roten Khmer…

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Gescheiterte Revolution. In den russischen Archiven gehen die Uhren rückwärts

Markus Wehner

Anfang 2008 erhielten geschichtswissenschaftliche Institute und Fakultäten in Moskau einen Brief vom russischen Außenministerium. Dessen Planungsstab lud zu einem internen »runden Tisch« am 12. Februar ein. Das Thema: »Der Verfälschung der Geschichte zum Schaden Russlands entgegentreten – eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Priorität«. Diskutiert werden solle, ob ein staatlicher Mechanismus geschaffen werden müsse, um gegen die »heutige Spirale der Fälschungen«, gegen eine Umschreibung der…