JHK 2014

Inhaltsverzeichnis

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Vier Möglichkeiten, die Geschichte der DKP zu erzählen: Politische Erinnerungen ehemaliger DKP-Funktionäre

Knud Andresen

Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) war nach ihrer Gründung im September 1968 in Westdeutschland ein wichtiger Bestandteil des linken Milieus der alten Bundesrepublik. Organisiert von Mitgliedern der illegalen KPD,1 gewann sie viele Mitglieder vor allem aus der zerfallenden Außerparlamentarischen Opposition (APO). Zu ihren besten Zeiten waren rund 40 000 Parteimitglieder in der DKP aktiv.2 Die Partei kann als eine spezifische Ausprägung des linken Milieus der alten Bundesrepublik betrachtet…

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Zwischen politischer Instrumentalisierung und Verdrängung: Die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus in Öffentlichkeit, Geschichtspublizistik und Historiografie im postkommunistischen Albanien

Idrit Idrizi

Ein Video erregte im Herbst 2012 die Aufmerksamkeit der albanischen Medien und der Öffentlichkeit: Ein Mann schüttet Benzin über seine Kleider, nimmt ein Feuerzeug und zündet sich an, während andere Menschen vergeblich versuchen, ihn davon abzuhalten. Kaum zwei Tage später zeigte ein zweites Video, wie ein anderer Mann sich auf ähnliche Weise in Brand setzt. Der erste, Gjergj Ndreca, überlebte trotz schwerer Verbrennungen, der zweite, Lirak Bejko, starb. Bei den Männern handelte es sich um zwei…

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Luise Schröter – Verräterin oder Sündenbock? Zur Gestapo-Mitarbeit der kommunistischen Kurierin im Jahr 1935

Udo Grashoff

Die Frau, die 1934/35 als Kurierin der illegalen KPD-Bezirksleitung Halle-Merseburg tätig war, galt nach Kriegsende als eine der schlimmsten Verräterinnen im kommunistischen Widerstand. Angeblich – die Schätzungen variieren – verursachte Luise Schröter im Jahr 1935 mehrere 100, mehr als 600 oder sogar 1000 Verhaftungen und lieferte damit große Teile der illegalen KPD Halle-Merseburg der Gestapo aus, wobei sie nicht nur Namen verraten, sondern Genossen in Fallen gelockt sowie bei Gestapo-Verhören…

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Parteifinanzierung oder Devisenerwirtschaftung? Zu den Wirtschaftsbeziehungen von KPÖ und SED, 1946–1989

Maximilian Graf

I. Mehr als die Prozesse um das Novum-Vermögen? Ende Oktober 2012 verstarb Rudolfine Steindling, besser bekannt als »rote Fini«, ehemalige Alleingesellschafterin der Novum Handelsgesellschaft mbH und langjährige Treuhänderin der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ). Anlässlich ihres Todes rückte ein für die KPÖ seit 2009 beendeter Rechtsstreit – wenn auch nur für kurze Zeit – wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Dabei ging es um die Frage, ob die Novum ein Unternehmen der KPÖ…

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Editorial

Wie wird der Kommunismus ein Vierteljahrhundert nach der Überwindung seiner diktatorischen Regime in Europa erinnert? Dieser Frage ist der Schwerpunkt des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung 2014 gewidmet. Seit den friedlichen Revolutionen 1989 hat sich insbesondere in den Staaten Ostmitteleuropas eine disparate Erinnerungskultur herausgebildet. Deutschland stellt dabei einen Sonderfall dar. Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 wurde die Auseinandersetzung mit der…

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Im regionalen Unterbewusstsein: Fragmente kommunistischer Erinnerung im ethnisch gespaltenen Gedächtnis Südtirols

Joachim Gatterer

»Geschichten, welche im Geschichtsbuch fehlen, sind immer die, um die sich alles dreht.«Erich Kästner1 Am Wochenende des 21. Januar 1956 organisierte der Partito Comunista Italiano [Kommunistische Partei Italiens, PCI] anlässlich seines 35-jährigen Bestehens eindrucksvolle Massenkundgebungen. In allen größeren Städten des Landes erinnerten hochrangige Repräsentanten an die Gründung der Partei im Jahr 1921, an die schwere Verfolgung ihrer Mitglieder im antifaschistischen Untergrund, aber auch…

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Im Spannungsfeld von »nationalen« und »europäischen« Ansprüchen? Eine Betrachtung des Nationalen Rates für das Studium der Securitate-Archive in Rumänien

Carola Söller

Am 20. Oktober 1999 verabschiedeten Abgeordnetenkammer und Senat in einer gemeinsamen Sitzung das »Gesetz bezüglich des Zugangs zum eigenen Dossier und der Enthüllung der Securitate als politische Polizei« (Lege privind accesul la propriul dosar şi deconspirarea securităţii ca poliţie politică).12 Infolge dieser Regelung wurde der »Nationale Rat für das Studium der Securitate-Archive« (Consiliul Național pentru Studierea Arhivelor Securitaˇții, CNSAS) gegründet. Er sollte Privatpersonen und…

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Zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs: Welche Rolle spielte Stalin?

Gerhard Wettig

Stalins prinzipielle Einstellung zur Frage von Krieg und Frieden 1923 war das sowjetische Bemühen um Ausdehnung von Macht und System auf andere Länder gescheitert. Stalin ersetzte auf der 14. Parteikonferenz der Kommunistischen Allunions-Partei (VKP[b]) vom 27. bis 29. April 1925 Trockijs Konzept der »permanenten Revolution« durch das Bekenntnis zum »Sozialismus in einem Lande«. Damit gab er die Hoffnung auf, ein Revolutionsexport werde in naher Zukunft nicht nur die Gefahr der Liquidierung der…

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Deutscher oder sozialistischer Raum? Bildbände in der DDR

Henrik Nitsche

Die Bildbände, die in diesem Aufsatz vorgestellt und analysiert werden sollen, enthalten mit informativen Texten und Fotografien angereicherte Beschreibungen des Staates und lassen sich grob dem weitverzweigten Feld der Heimat- und Volkskundebücher zuordnen. Die ursprüngliche Intention war es, dem im Hinblick auf den nationalen Raum unwissenden Leser genau diesen mithilfe der Bildbände näherzubringen, seien es Touristen oder Bürger des Landes. Entwickelt hat sich diese Gattung aus Volks- und…

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Die Ambivalenz staatlicher Förderung. Eine Chance für die DDR-Aufarbeitung oder »gefährliche Abhängigkeit«?

Markus Goldbeck

Dass die Historie der Geschichtsaufarbeitung reich an Konflikten ist und es dabei oft um Geld geht, ist kein Geheimnis. Paradoxerweise resultieren in Deutschland viele Auseinandersetzungen um die Aufarbeitung aus der Tatsache, dass sich der Staat in hohem Maße im Bereich der Vergangenheitsaufarbeitung engagiert – einem Feld, das ohne staatliches Geld kaum im jetzigen Ausmaß existieren würde. Dies gilt auch für den Bereich der DDR-Aufarbeitung. Einerseits ergeben sich für zivilgesellschaftliche…

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Europa statt Sozialismus - Strategien der Aneignung der sozialistischen Vergangenheit in Slowenien

Matej Kralj

»Die ganze Zeit [vor der Unabhängigkeit] hielten wir an derhistorischen Erkenntnis fest, dass wir Jugoslawien, sowohl das erste wie das zweite, mitgestaltet haben, dass uns niemand ›annektiert‹ hatte. Als wir aber ausgetreten waren, gab es keinen Satz mehr darüber ... Und zwar deswegen, weil wir es selbst nicht glaubten und weil die slowenische Geschichtsschreibung (auch ich) bemüht war zu beweisen, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hat …«1Božo Repe Mit diesen Aussagen zielt der…

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Entsowjetisierung und Erinnerungspolitik in Zentralasien

Sergej Abašin

Am 31. August 2008, am offiziellen Tag des Gedenkens an die Opfer der Repressionen, eröffnete der Präsident Usbekistans, Islom Karimov, in Taschkent feierlich eine neue Ausstellung im Gedenkmuseum, das den Opfern der Repressionen im Russischen Reich und in der UdSSR gewidmet ist. Am darauffolgenden Tag, dem 1. September, wurde der 17. Jahrestag der Unabhängigkeit (Mustaqillik Kuni) und des Austritts aus der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) begangen. Das Aufeinandertreffen der…

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Mündigkeit und Messianismus: Zur Reichweite kommunistischer Befreiung im südindischen Telengana, 1946–1951

Patrick Hesse

Obwohl die Republik Indien nie kommunistisch regiert wurde und sie in Zeiten der Blockkonfrontation stets den blockfreien Staaten angehörte, zählt die kommunistische Bewegung im Land zu den meistbeachteten der »Dritten Welt«.1 Die Kommunistische Partei Indiens (Communist Party of India, CPI) war nicht nur eine der ersten kommunistischen Parteien in einem nicht-westlichen Land, sondern stellte 1957 auch die weltweit erste demokratisch gewählte kommunistische Regierung im südindischen Bundesstaat…

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The International Newsletter of Communist Studies

Bernhard H. Bayerlein und Gleb J. Albert

Der Internationale Newsletter der Kommunismusforschung La Newsletter Internationale des Recherches sur le Communisme MEØDUNARODNYJ BÜLLETENÆ ISTORIHESKIx ISSLEDOVANIJ KOMMUNIZMA La Newsletter Internacional de Estudios Sobre el Comunismo a Newsletter Internacional de Estudos Sobre o Comunismo VOL. XX (2014), NO 27. Edited by Bernhard H. Bayerlein and Gleb J. Albert Published by The European Workshop of Communist Studies. With support of The Centre for Contemporary History (ZZF), Potsdam,…

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Erinnerung an die DDR. Zwischen (N)Ostalgie und Totalverdammung

Elke Sieber

Im Jahr 2014 feiert Deutschland 25 Jahre Mauerfall. Wieder ziehen Politiker, Wissenschaftler und Bundesbürger Bilanz über die letzten 25 Jahre Deutsche Einheit. Ihre Prioritäten sind jedoch unterschiedlich verteilt. Während in der DDR-Forschung immer noch Erkenntnisse über Opposition, Herrschaftssystem und die diktatorische Durchdringung der Gesellschaft als vorrangig angesehen werden,1 kämpft die deutsche Öffentlichkeit weiterhin um die Einheit in den Köpfen. Viele Ostdeutsche verlangen die…

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Die Vergangenheit nationalisieren: Kroatien, Serbien und Bosnien schreiben die gemeinsame Geschichte des sozialistischen Jugoslawien neu

Tea Sindbæk

Als Reaktion auf die Abschaffung des Kommunismus in Jugoslawien im Jahr 1990 erfolgte kurz nach dem Zerfall des jugoslawischen Bundesstaates die Gründung neuer Staaten auf der Grundlage der früheren jugoslawischen Teilrepubliken. Diese Errichtung von formal demokratischen Nationalstaaten stellte neue Anforderungen an die Geschichtswissenschaft: Die auf Klassentheorien gestützten Geschichtsdarstellungen der kommunistischen Ära wurden abgelehnt, neue Nationalgeschichten mussten geschrieben werden.…

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»In einem Vorleben war ich Europäer« – Melvin J. Lasky als transatlantischer Mittler im kulturellen Kalten Krieg

Maren Roth

»In einem Vorleben war ich Europäer«1  »[My mother] told me that, long before my memory began to register, I had been taken on a grand tour of Europe. In the summer of 1922, as a two-year-old, I with my parents passed through Berlin. One day, in the heart of Alexanderplatz, as the family album embarrassingly records, I threw myself on to the Pflaster of the grand East Berlin square, refused to budge an inch, and shouted my head off. This, in my mother’s partisan theory, was the symbol of…

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Das System der Anleitung und Kontrolle der Parteileitungen in der SED

Mario Niemann

Der »demokratische Zentralismus« als oberstes leninistisches Organisations- und Leitungsprinzip der SED galt allen Parteiorganen als »unerläßliche Bedingung für die richtige Leitung der sozialistischen Gesellschaft, für die volle Entfaltung ihrer Vorzüge und Triebkräfte«.1 Bereits das vom III. Parteitag der SED im Juli 1950 beschlossene Parteistatut verankerte im Punkt 23, »daß alle Beschlüsse der höheren Parteiorgane für jede untere Organisation verbindlich sind und straffe Parteidisziplin zu…

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung 2014

Sergej Abašin Prof. am Fachbereich für Anthropologie an der European University in St. Petersburg mit dem Schwerpunkt Migrationsforschung. Veröffentlichungen: Nationalismen in Zentralasien: Auf der Suche nach Identität, St. Petersburg 2007 (bisher nur auf Russisch); Die Sartenproblematik in der russischen Geschichtsschreibung des 19. und des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts, hg. von Jürgen Paul und Ingeborg Baldauf (= ANOR 18), Halle/Berlin 2007. Im Rahmen seines…