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BioLex

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR

Fischer, Gerhard

* 17.4.1930 – ✝ 9.8.2013

Geb. in Finow (Mark); Vater Arbeiter; Gymnasium, ab 1945 OS in Eberswalde (Brandenb.); dort Ltr. einer FDJ-Gruppe; 1946 CDU; 1949/ 50 FDJ-Krs.-Sekr. in Eberswalde; 1950 Sachgebietsltr. des FDJ-LV Brandenb.; CDU-Krs.-Sekr. in Potsdam, 1950/51 Abt.-Ltr. im CDU-Landessekr. Brandenb.; 1951 – 53 Mitarb. der CDU-Hauptgeschäftsstelle in Berlin; zul. Hauptref., Ref. von  Gerald Götting; ab 1951 Mitgl. des Präs. des KB; 1954 – 56 stellv. Chefred. des CDU-Organs »Neue Zeit«; 1955 – 61 Fernstudium an der…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Klaus-Christian

* 30.4.1938

Geb. in Chemnitz; Vater Angest.; OS, Abitur; 1956/57 Ausbildung zum Stahlschmelzer; 1957 – 62 Studium an der Bergakad. Freiberg, Dipl.-Ing.; 1961 NDPD; 1962 – 70 wiss. Mitarb., Assistent, Bereichsltr. für Forschung u. Technik sowie Stellv. des Techn. Dir. im VEB Leichtmetallwerk Rackwitz (Krs. Delitzsch); 1963 – 67 außerplanm. Aspirantur an der Bergakad., Dr.-Ing.; 1963 – 70 Gewerkschaftsvertrauensmann; 1970 – 89 Dir. für Technik im VEB Leichtmetallwerk Nachterstedt (Krs. Aschersleben); seit…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Otto

* 5.2.1901 – ✝ 11.2.1974

Geb. in Friedrichsfeld (Baden); Volksschule; 1920 FSJ; 1924 KJVD; 1926 (1929) KPD; 1931 Übersiedl. nach Moskau; KPdSU; Mitarb. in der Schreibabt. des EKKI, Stenograph u. Maschinenschreiber; 1936 – 50 sowj. Staatsbürgerschaft; nach der Evakuierung der KI im Okt. 1941 im Kolchos »Bolschewik« in Kamischla (b. Ufa) tätig, dann Stanzer im Artel Akkumulator in Ufa; 1942 Mobilisierung zur Arbeitsarmee, Arbeiter im Kohlebergwerk in Stalinogorsk; 1943 Mitarb. des EKKI in Ufa; Okt. 1943 – April 1945…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Sven

* 16.4.1971

Geb. in Schmalkalden; begann als Leichtathlet bei BSG Werkzeugkombinat Schmalkalden; 1982/83 Wechsel zum Skilanglauf bei BSG Stahl Seligenthal; 1983 Biathlon; KJS Oberhof; ASK Vorwärts Oberhof; 1989 Abitur, NVA u. DDR-Juniorenmstr. 1990 verletzt; WSV Oberhof 05 (Trainer  Frank Ullrich, später  Mark Kirchner); 1991 Europacup Sprint (3. Pl.); 1992 Dt. Mstr. Staffel (Gold), 20 km (Bronze); vier Olymp. Spiele: 1994: Staffel (Gold), 20 km (Bronze); 1998: Staffel (Gold); 2002: Sprint (Silber), Staffel…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Veronika (Vroni)

* 28.7.1951

Geb. in Wölfis (Krs. Gotha); POS; erster Auftritt mit ihren Schwestern bei einem Talentewettstreit; 1968 – 73 Studium an der HS für Musik »Carl Maria von Weber« Dresden (Gesang, Dipl. für Chanson u. Musical); 1970 Zusammenarbeit mit der Fred-Herfter-Combo; 1970/71 bei der Stern Combo Meißen; Dez. 1971 – 73 bei Panta Rhei (LP »Panta Rhei«, 1973); ab April 1974 Veronika Fischer & Band; 1975 LP »Veronika Fischer & Band«; 1. Preis am Internat. Tag des 4. Schlagerfestivals soz. Länder in Dresden;…

Wer war wer in der DDR

Fißler, Reinhard

* 6.2.1949 – ✝ 13.2.2016

Geb. in Güstrow, aufgewachsen bei den Großeltern in Tangermünde; dort Mitgl. im Schulchor, frühe systemat. Beschäftigung mit Gesang u. Stimmbildung, ab 1960 autodidakt. Gitarrenausb.; 1963 Wechsel zur KJS des SC Einheit Dresden (Leichtathletik), daneben Beschäftigung mit Musik; 1966 – 69 Abitur- u. Berufsausb. als Laborant für Farben u. Lacke, Mitgl. einer Schülerband; 1969 – 73 Studium der Chemie an der TU Dresden, HS-Abschluß; 1971 Gründung der Studentenband »Lunas« mit mehreren ausländ.…

Wer war wer in der DDR

Fitzner, Wilhelm

* 20.7.1891 – ✝ 16.1.1950

Geb. in Berlin; Gymnasium; 1909 / 13 Lehrerseminar; 1914 – 18 Militärdienst, Offz.; 1919 Abitur; 1919 – 23 Studium der Nationalökon. u. Philos. an der Univ. Berlin, Prom. zum Nat.-Ökon.; 1923 Presseref. des vorl. Reichswirtschaftsrats; SPD; 1922 – 26 Stadtrat in Landsberg (Warthe); 1926 – 28 Landrat in Eisleben; 1928/29 Ltr. der Schulabt. der Reg. Frankfurt (Oder); 1929 Reg.-Vize-Präs. in Gumbinnen; 1930 – 32 Reg.-Präs. in Frankfurt (Oder), aus pol. Gründen entlassen; 1933/34 U-Haft in…

Wer war wer in der DDR

Fleck, Rudi

* 24.12.1930 – ✝ 11.11.2012

Geb. in Greifswald; Vater Eisenbahnarb., Mutter Hausfrau; Volksschule, 1945 – 50 Lehre u. Arbeit als Verwaltungsangest. in der Gemeinde Kröslin (Krs. Wolgast); 1946 FDJ; 1950 – 52 Bürgermeister von Kröslin; 1951 SED; 1952 Abt.-Ltr. beim Rat des Krs. Greifswald; 1952 / 53 Planer im Kraftwerk Peenemünde; 1953 – 55 Ltr. der Abt. Staatliche Organe der SED-KL Wolgast; 1955 / 56 Stud. an der SED-BPS Rostock; 1956 / 57 Sekr. der SED-KL MTS-Bereich Stolpe; 1957 / 1958 Sekr. des Rats des Krs. Wolgast;…

Wer war wer in der DDR

Fleischer, Karl-Heinz

* 5.6.1932

Geb. in Annaberg (Sachsen); Vater Kartonagenarbeiter, Mutter Hausfrau; 1939 – 46 Volksschule; 1946 – 49 Lehre als Kfz-Schlosser, anschl. Geselle in Annaberg; 1951 / 52 Kraftfahrer; 1952 / 53 Mitarb. der Staatl. Kontrolle, 1953 – 58 Mitarb. der Bezirksinspektion Karl-Marx-Stadt; 1954 SED; 1958 Sonderreifeprüfung der Volkshochschule; 1958 / 59 Beauftragter der Staatl. Kontrolle in Schwarzenberg; 1959 – 64 Fernstudium an einer Ingenieurschule für Maschinenbau u. Elektrotechnik, Maschinenbau-Ing.;…

Wer war wer in der DDR

Flierl, Bruno

* 2.2.1927

Geb. in Bunzlau (Niederschles./Bolesławiec, Polen); Vater Bauing.; Ausbildung zum Maurer; Wehrmacht; frz. Kriegsgefangenschaft. Abitur nach Abendschule; 1948 – 51 Studium an der HS der Künste Berlin-Charlottenburg, 1952/53 HS für Bauwesen Weimar, Dipl.-Ing.; 1952 – 61 wiss. Mitarb. der DBA; 1954 SED; 1955 – 58 Aspirantur; 1958 – 61 Inst. für Theorie u. Geschichte der Baukunst, Mitarb. von Hans Schmidt; erste krit. Auseinandersetzung mit Stadtgestaltungs- u. Raumaneignungsfragen; 1962 – 64…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Flohr, Gustav

* 12.11.1895 – ✝ 18.2.1965

Geboren am 12. November 1895 in Remscheid; Klempner und Schweißer, später auch kaufmännisch tätig. 1910 Mitglied des DMV und der SPD. Von 1914 bis 1918 Militärdienst, Flohr wurde Mitglied der USPD und schloß sich 1920 der KPD an. Er war ab 1926 Remscheider Stadtverordneter und später Leiter der RGO-Ortsgruppe, er gehörte der Reichsleitung des Kampfbundes gegen den Faschismus an und wurde im November 1932 auf dem Reichswahlvorschlag der KPD in den Reichstag gewählt. Am 16.März 1933 in Düsseldorf verhaftet, kam er in verschiedenen KZs in »Schutzhaft«. Am 20.April 1934 wegen »verbotenen Waffenbesitzes« zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. In weitere Hochverratsverfahren verwickelt, wurde Flohr aber »mangels Beweisen« freigesprochen und im Februar 1935 entlassen. Zunächst Arbeiter in der Eisenindustrie, dann selbständig. Im Januar 1936 emigrierte er in die Niederlande und arbeitete dort unter dem Decknamen Tom in der Propagandaabteilung der illegalen KPD. Im Oktober ging Flohr nach Spanien, wurde als Capitan der Internationalen Brigaden verwundet und im September 1938 nach Frankreich evakuiert, dort wegen öffentlicher Propaganda im Herbst 1938 verhaftet. Er war dann in verschiedenen Lagern interniert und später Zwangsarbeiter am Atlantik-Wall. Mit Gustav Flohr soll es, laut den Memoiren von Alexander Abusch, in Spanien, aber auch schon vor 1933, innerparteiliche Differenzen gegeben haben. Nachdem ihm im Mai 1943 die Flucht gelang, kämpfte Flohr in der Résistance, war 1944 Kommandeur des 8.Bataillons der Maquis-Einheit »Jean Pierson« und zuletzt Operationsoffizier im Divisionsstab im Department Saóne-et-Loire. Am 1. Juni 1945 kehrte Flohr nach Deutschland zurück, wurde im April 1946 zunächst stellvertretender Bürgermeister, von Mai bis November 1946 Oberbürgermeister von Remscheid. Flohr unterhielt nach 1945 zu seinen – vor allem aus Jugoslawien stammenden – Kameraden aus den Internationalen Brigaden weiterhin enge freundschaftliche Beziehungen. Ende der vierziger Jahre lehnte er die Stalinisierung der westdeutschen KPD ebenso ab wie die antititoistischen Kampagnen und trat deshalb 1948 aus der KPD aus. Später war er Betriebsratsvorsitzender der Diehl KG in Remscheid. Gustav Flohr starb am 18. Februar 1965 in seiner Heimatstadt Remscheid.

Wer war wer in der DDR

Foerster, Karl

* 9.3.1874 – ✝ 27.11.1970

Geb. in Berlin; Vater Astronom u. Dir. der Berl. Sternwarte; Gymnasium; 1889 – 91 Ausbildung zum Gärtner in der Schloßgärtnerei Schwerin, anschl. Besuch der Gärtnerlehranstalt Wildpark (b. Potsdam); bis 1903 Gärtnergehilfe in versch. Gärtnereien; 1903 Gründung einer Staudengärtnerei in Berlin-Westend; 1907 erster Angebotskat.; 1910/11 Verlegung der Gärtnerei nach Bornim (b. Potsdam), Züchtung winterharter Blumenstauden; ab 1917 auch publizistisch tätig; 1928 Gründung der Arbeitsgemeinschaft…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Günther

* 23.6.1944

Geb. in Teplitz-Schönau (Nordböhmen / Teplice-Šanov, Tschechien); 1946 Übersiedl. nach Thür., später nach Plauen; Klavier- u. Violinunterricht; 1960 – 63 Robert-Schumann-Konservatorium Zwickau (Musikerziehung, Klavier, Klarinette); Musiklehrer; 1965 – 71 HS für Musik »Hanns Eisler« Berlin (Komposition, Saxophon, Klavier); 1965 – 70  Klaus-Lenz-Band; ab 1967 eigenes Quartett; 1969 Doppel-Quartett (mit vier Streichern); 1968 erste Tourneen; 1969 Jazz Jamboree Warschau (auch 1971); ab 1970…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Kurt

* 1.7.1900 – ✝ 22.6.1950

Geb. in Halle; Vater Schneider, Mutter Fabrikarb.; 1907 – 15 Volksschule in Halle, 1915 – 18 Präparandenanstalt in Unruhstadt; 1918 – 21 Studium am Lehrerseminar in Eisleben u. Merseburg; 1917 Spartakusbund; 1918 fünf Monate Haft; 1919 KPD; nach Teiln. an den bewaffneten Kämpfen in Mitteldtl. März 1921 Emigr. nach Sowjetrußland; Lehrer an dt.-spr. Schulen in Moskau u. Petrograd; Nov. 1921 amnestiert, Rückkehr nach Dtl.; ab Dez. 1921 als Red. bei KPD-Ztgn. in Essen, Halle u. Kassel sowie Mitarb.…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fischer, Erwin

* 17.8.1907 – ✝ 8.12.1942

Geboren am 17. August 1907 in Frauendorf bei Stettin, Sohn eines Arbeiters; wurde Werftarbeiter. Seit 1924 in der Kommunistischen Jugend, 1928 Gauführer der Roten Jungfront in Pommern. Von 1929 bis 1930 kam er wegen Zersetzung der Reichswehr in Festungshaft, danach leitete er den KJVD Pommern und wurde 1932 Mitglied der KPD-BL Pommern. 1933 Kurier des ZK in Berlin, von November 1933 bis September 1934 war er Kursant der Internationalen Leninschule in Moskau. Anschließend in Amsterdam u. a. als »Abwehrmann« für den AM-Apparat sowie als Instrukteur für Westdeutschland tätig. 1936 wegen Kontakten zum britischen Geheimdienst seiner Funktion enthoben, weiterhin in der Roten Hilfe aktiv. Im Oktober 1937 wurde Fischer in Amsterdam wegen Paßvergehens verurteilt, seine Auslieferung an Deutschland nur dank öffentlicher Proteste verhindert. Er blieb aber bis zur deutschen Besetzung in den Niederlanden interniert. 1940 nach Deutschland überführt, verurteilte ihn der VGH im September 1942 zum Tode. Erwin Fischer wurde am 8.Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fischer, Helene (Lena)

* 28.5.1906 – ✝ 14.10.1985

Geboren am 28. Mai 1906 in München als Helene Schirmann, Tochter eines Ingenieurs. Nach der Handelsschule in Zürich Abitur, war von 1925 bis 1934 Stenotypistin und Bankkorrespondentin in Berlin. Seit 1927 im KJVD, seit 1930 in der KPD, leitete sie 1929 deren Groß-Berliner Kinderorganisation, 1933 illegale Oberinstrukteurin des ZK des KJVD für die sächsischen Bezirke, Ende 1934 auf der Reichskonferenz in das ZK des KJVD kooptiert. Am 12. April 1935 reiste sie zu einem verabredeten Treff mit einem Vertreter der illegalen KPD-BL Sachsen nach Dresden. Sie ahnte nicht, daß es ein Dresdener Gestapobeamter war, dem sie ausführlich über ihre Tätigkeit berichtete. Im Anschluß an diesen »Treff« festgenommen, wurde sie schwer gefoltert. Als sie erkannte, daß die Gestapo tief in das illegale Netz des KJVD in Sachsen eingedrungen war, empfahl sie anderen Verhafteten, die ihr gegenübergestellt wurden, bereits bekannte Fakten und Namen zuzugeben. Im August 1936 vom VGH zu lebenslänglicher Haft verurteilt, kam sie in das Zuchthaus Waldheim. Lena Fischer wurde im Sommer 1937 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs unter Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft freigelassen und durfte in die Sowjetunion ausreisen. Dort wurde sie nach einem detaillierten Bericht über ihre Verhöre Mitarbeiterin der Jugendinternationale, später bei der DZZ in Moskau. Sie mußte wegen der Verhaftung ihres Bruders durch das NKWD ausscheiden und kam als Instrukteurin in eine Trikotagenfabrik in Moskau. Ab 1940 Stenotypistin, dann Redakteurin beim Moskauer Rundfunk. Im Juni 1947 kehrte sie nach Deutschland zurück und arbeitete im Frauensekretariat des ZS der SED. Ende 1949 in das Sekretariat der SED-Landesleitung Groß-Berlin und 1950 auf dem III. Parteitag in das ZK der SED berufen. Am 17. März 1953 bestätigte das Politbüro einen Beschluß der ZPKK, Lena Fischer wegen »Verrats vor der Gestapo« aus der Partei auszuschließen. Daraufhin wurde sie verhaftet und im September 1953 vom Bezirksgericht Rostock zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Durch »Gnadenerlaß« des Präsidenten der DDR am 19. November 1955 freigelassen. Im Januar 1957 nichtöffentlich »rehabilitiert«, im kommunalen Großhandelsbetrieb für Molkerei-Erzeugnisse und Eier in Ost-Berlin tätig. Sie erhielt zwar später den VVO in Gold, wurde aber nie öffentlich rehabilitiert. Lena Fischer starb am 14. Oktober 1985 in Ost-Berlin. Andreas Herbst veröffentlichte 2001 eine biographische Skizze über Lena Fischer.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fischer, Paul

* 17.10.1894 – ✝ 18.11.1979

Geboren am 17. Oktober 1894 in Hohenölsen/Krs. Gera, Sohn eines Fabrikarbeiters; er war zunächst Rechtsanwaltsgehilfe in Weida und ließ sich anschließend beim Deutschen Schulschiffverein in Elsfleet bei Bremen ausbilden, um die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Von 1910 bis 1914 Leichtmatrose bei der Handelsflotte, 1914 zur Kriegsmarine eingezogen, gehörte er zu den Kieler Matrosen, die 1917 meuterten, und wurde deshalb im Juli 1917 zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, blieb bis zum Revolutionsausbruch in Siegburg und Bremerhaven eingesperrt. Seit 1917 in der USPD, von November 1918 bis Februar 1919 Redakteur der »Reußischen Volkszeitung« in Greiz, danach erwerbslos bzw. Notstandsarbeiter. Im März 1920 militärischer Leiter der Arbeiterwehr in Greiz. Von 1922 bis 1924 arbeitete Paul Fischer als Weber, kam 1923 in die BL Thüringen und war dort auch Leiter der Nachrichtenabteilung. Im Februar 1924 in den Thüringer Landtag gewählt, auch von 1927 bis 1930 Abgeordneter. Bei den Auseinandersetzungen zwischen den Rechten und den ZK-Anhängern in Thüringen 1928 gehörte Fischer zu den führenden Rechten, am 1.März 1929 wurde er aus der KPD ausgeschlossen. Danach Mitglied der KPO, er bildete mit weiteren fünf Abgeordneten (von insgesamt acht) bis Ende 1929 eine Fraktion der KPO im Thüringer Landtag. Für die KPO war Fischer bis 1933 aktiv, u. a. auch als Stadtverordneter in Greiz. Im Januar 1933 einige Zeit inhaftiert, bewirtschaftete er dann eine Hühnerfarm und arbeitete bis 1936 als Weber und anschließend als Nähmaschinenvertreter. 1940 zur Wehrmacht einberufen, diente zuletzt als Oberbootsmann in Aarhus/Dänemark. Im Juli 1945 kehrte Fischer zurück und wurde in Greiz Verlagsvertreter. Im August 1949 gründete er den Bilderbuchverlag Paul Fischer, der 1952 vom Thüringischen Volksverlag übernommen wurde, er war ab Februar 1952 Mitarbeiter des Kulturbundes. Da sich Fischer weder der KPD noch der SED anschloß und aus seiner kommunistisch-oppositionellen Einstellung keinen Hehl machte, hatte er viele Schwierigkeiten. Um seiner Tochter Traute Fischer (* 9. 2. 1928) zu helfen – sie war im Oktober 1953 in der DDR verhaftet und wegen »Spionageverdachts« zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt worden –, ließ er sich im November 1953 zum Schein durch die MfS-Bezirksverwaltung Gera als sogenannter Geheimer Mitarbeiter anwerben. Doch Paul Fischer wurde selbst am 22. Januar 1954 in Ost-Berlin verhaftet und am 4. Juni d. J. vom 1. Strafsenat des Bezirksgerichts Jena wegen »Verbrechens nach Art. 6, Abschnitt II der DDR-Verfassung und Verstoßes gegen die Kontrollratsdirektive 38« zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Zunächst im Zuchthaus Torgau und dann im Zuchthaus Brandenburg eingesperrt, kam er erst nach achtjähriger Haft 1962 wieder frei. Paul Fischer wohnte zurückgezogen in Greiz, wo er am 18.November 1979 starb.

Wer war wer in der DDR

Fister, Rolf

* 12.10.1929 – ✝ 19.3.2007

Geb. in Großdeuben (Krs. Leipzig); Vater Schlosser; Volksschule; 1944 – 48 Ausbildung zum Chemigraph, anschl. im Beruf tätig; 1948 Betriebsassistent; 1952 Einstellung beim MfS, Landesverw. Sachsen, Abt. IV; 1952/53 Kursant an der Schule des MfS Potsdam-Eiche; 1953 Versetzung zur HA IX (Untersuchungsorgan) des MfS Berlin; 1956 – 60 Fernstudium an der Zentralschule der VP Arnsdorf, später Mittlere Polizeischule Aschersleben, Kriminalist; 1958 Stellv., dann Abt.-Ltr. in der HA IX; 1962 – 66…

Wer war wer in der DDR

Flade, Hermann Joseph

* 22.5.1932 – ✝ 16.5.1980

Geb. in Würzburg; 1936 Umzug der Fam. nach Olbernhau (Erzgeb.); 1938 Grundschule; 1942 Umzug nach Dresden, Febr. 1945 Rückkehr nach Olbernhau, Besuch der Oberschule; Okt. 1949 auf eigenen Wunsch von der Schule beurlaubt, anschl. Hauer im Uranerzbergbau in der Wismut in Marienberg (Erzgeb.), April 1950 Arbeitsunfall, anschl. Ziegeleiarb.; ab Okt. 1950 wollte F. das Gymnasium in Olbernhau besuchen; Herstellung u. Verteilung von ca. 200 Flugblättern gegen den undemokrat. Charakter der…

Wer war wer in der DDR

Fleck, Werner

* 3.6.1931 – ✝ 12.1.2018

Geb. in Roßlau (Elbe); Vater Arbeiter; Grund- u. OS, Laborantenausbildung; SED; Studium der Berufspädagogik u. Chemie an der TU Dresden; Dipl. Gewerbelehrer für Chemie; Assistent am Institut für Berufspädagogik der TU Dresden, 1968 Promotion zum Dr. paed.; 1961/62 Referent im Staatssekr. für Hoch- u. Fachschulwesen; 1963 – 72 Leiter der Ständigen Arbeitsgruppe Bildung u. Kultur im Büro des Ministerrats der DDR, außerdem Sekr. der Staatl. Kommission zur Gestaltung u. Ltr. einer Ständigen…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fleischer, Helene

* 11.6.1899 – ✝ 26.6.1941

Geboren am 11. Juni 1899 in Leumnitz bei Gera als Helene Lätzsch, Tochter eines Arbeiters und langjährigen Sozialisten. 1914 aus der Schule entlassen, arbeitete sie als Stubenmädchen bei dem Rittergutspächter Wauer in Oberpöllnitz bzw. bei der AOK in Niederndorf bei Gera. Als junge Textilarbeiterin schloss sich Helene Lätzsch, später verh. Fleischer der sozialistischen Jugend an, wurde 1921 Mitglied der SPD und trat 1924 zur KPD über. Seit 1926 Betriebsratsvorsitzende der Textilfabrik "Louis Hirsch" Gera, zog sie im Juli 1932 im Wahlkreis Thüringen als Abgeordnete in den Reichstag ein, dem sie bis März 1933 angehörte. Helene Fleischer wurde am 13. Januar 1934 wegen illegaler Arbeit für die KPD in Apolda verhaftet und am 30. Mai d. J. vom OLG Jena zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, die sie in Gräfentonna und anschließend in den KZs Lichtenburg und Moringen verbüßte. 1938 schwerkrank aus der Haft entlassen, anschließend in der Geraer-Greizer Kammgarnspinnerei beschäftigt. Im Februar 1941 erneut festgenommen und im Mai 1941 nach schweren Misshandlungen aus dem Gefängnis Gera in die Heilanstalt Stadtroda überführt. Dort wurde Helene Fleischer am 26. Juni 1941 ermordet.

Wer war wer in der DDR

Flierl, Thomas

* 3.7.1957

Geb. in Berlin-Pankow; Vater Architekturtheoretiker  Bruno Flierl; POS; 1974 – 76 EOS »Carl von Ossietzky«, Abitur; 1976 – 81 Studium der Philos. an der HU Berlin, Dipl.; 1976 – 90 SED; 1981 – 84 Forschungsstudium der Kulturwiss. / Ästhetik an der HU Berlin; 1984 / 85 wiss. Ass.; 1985 Dr. phil.; 1985 / 86 am Zentrum für Kunstausstellungen; 1987 – 90 wiss. Mitarb., Referent bzw. Abt.-Ltr. im Bereich Kulturaustausch des Min. für Kultur; 1989 / 90 Ko-Vors. der Arbeitsgr. Kultur im Regionalaussch.…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Florin, Wilhelm

* 16.3.1894 – ✝ 5.7.1944

Als Sohn eines streng katholischen Arbeiters am 16. März 1894 in Köln-Poll geboren; lernte Nieter und arbeitete in Waggonfabriken, Kesselschmieden und Werften. Zunächst im katholischen Jungmännerverein organisiert, 1913 Mitglied der Gewerkschaft und einer sozialistischen Jugendorganisation. Von 1914 bis 1918 Soldat, als Infanterist verwundet, abkommandiert in eine Strafkompanie. 1917 trat Florin als Kriegsgegner der USPD bei und kam mit ihrem linken Flügel 1920 zur KPD. Er arbeitete in den Gasmotorenwerken, wo er auch Betriebsrat wurde. Bis 1923 ehrenamtlicher Funktionär, dann von Eugen Eppstein zu hauptamtlicher Tätigkeit herangezogen, Orgleiter im Bezirk Mittelrhein, wo ihn die französische Besatzungsmacht jedoch im Dezember 1923 auswies. Mit der Übernahme der Parteiführung durch die Linken begann der Aufstieg Florins in den zentralen Apparat der KPD. Auf dem IX. Parteitag 1924 in die Zentrale gewählt, zog er im Mai des gleichen Jahres als Abgeordneter des Wahlkreises Köln-Aachen in den Reichstag ein, dem er ununterbrochen bis 1933 angehörte. Florin sollte im Mai 1924 die in Bayern weiterhin illegale KPD aufbauen, wurde verhaftet, aber als MdR nach wenigen Tagen wieder freigelassen. In einem Steckbrief von 1924 hieß es: »Augenbrauen leicht zusammengewachsen, niedrige steile Stirn, kräftige Gestalt, norddeutscher Dialekt.« Er ging nach Berlin zurück und übernahm dann als Polleiter die Führung des KPD-Bezirks Oberschlesien. Im Mai 1925 zur Bekämpfung der Ultralinken nach Gotha geschickt, war er von Juni bis September 1925 Polleiter des Bezirks Thüringen und seit dem X. Parteitag wieder Mitglied des Ruth-Fischer-ZK. Nach dem »Offenen Brief« im September 1925 war Florin einer der linken Führer, die gegen Ruth Fischer und für Ernst Thälmann auftraten. Als Vertrauensperson Thälmanns und des EKKI kam Florin im Dezember 1925 nach Essen, um als Polleiter den zerrütteten Bezirk Ruhr zu übernehmen. Er blieb in dieser Funktion bis Ende 1932. Dort behauptete er sich gegen die ultralinke und linke Opposition und hat 1928/29 die Stalinisierung der KPD an der Ruhr gegen Rechte und Versöhnler durchgesetzt. Bald wurde Florin als der »Führer des Ruhrproletariats« gefeiert. Von den Parteitagen 1927 und 1929 ins ZK gewählt, war er seit 1929 Mitglied des Polbüros, behielt aber weiter seine Funktion in Essen. Ende 1932 nach Berlin gerufen, löste er Walter Ulbricht als Polleiter im Bezirk Berlin-Brandenburg ab. Nunmehr feierte ihn die »Rote Fahne« als »Führer des Berlin-Brandenburger Proletariats«. 1933 arbeitete Florin kurze Zeit illegal, dann emigrierte er und leitete kurz das Nordbüro der KPD (Skandinavien). In den Auseinandersetzungen in der KPD gehörte er zum linken Flügel ( Hermann Schubert, Fritz Schulte, Franz Dahlem), der zunächst die Mehrheit im Polbüro hatte (gegen Walter Ulbricht, Wilhelm Pieck). Als die Komintern 1935 eine Wendung nach rechts erkennen ließ, schwenkte auch Florin um. Auf der »Brüsseler Konferenz« wieder ins ZK und Politbüro gewählt, wurde er Mitglied des EKKI-Präsidiums und arbeitete von 1935 bis 1943 als Sekretär des EKKI. Zur gleichen Zeit Vorsitzender der Internationalen Kontrollkommission, war er in dieser Funktion stark in die stalinistischen Säuberungen verstrickt. Er wirkte auch noch im Nationalkomitee Freies Deutschland. Florin starb am 5.Juli 1944, wurde aber nicht an der Kremlmauer, sondern auf einem Friedhof in Moskau beigesetzt. Florins Frau Therese, geborene Althammer (*23. 6. 1902 – † 15. 4. 1990), erhielt anläßlich ihres 65. Geburtstages 1967 den VVO in Gold. Sein Sohn Peter Florin (*2. 10. 1921 in Köln) absolvierte 1942 u. a. mit Wolfgang Leonhard und Markus Wolf einen viermonatigen Sonderlehrgang der Komintern in Kuschnarenko, anschließend war er Redakteur beim NKFD in Moskau. Im Mai 1945 als Mitglied der Gruppe Ackermann nach Deutschland zurückgekehrt, machte er in der SBZ/DDR Karriere. Von 1953 bis 1966 leitete er die außenpolitische Abteilung des ZK der SED, 1969 wurde er Staatssekretär, 1973 stellvertretender Außenminister und behielt dieses Amt bis zum Herbst 1989. Peter Florin, der von 1954 bis 1989 dem SED-ZK und ab 1988 dem Staatsrat angehörte, war von 1973 bis 1982 Vertreter der DDR bei den Vereinten Nationen.

Wer war wer in der DDR

Folk, Heinrich

* 7.7.1919 – ✝ 21.5.1980

Geb. in Hindenburg (Oberschles. / Zabrze, Polen); Vater Bergarb.; Volksschule; 1933 – 39 Ausbildung zum u. Arbeit als techn. Zeichner; 1939/40 Postarb.; 1940 – 44 Wehrmacht; 1943 Desertion zur Roten Armee, mit Auftrag zur illeg. Arbeit zurückgekehrt; 1944 sowj. Kriegsgefangenschaft, Frontschule, Aufklärer in der Roten Armee, schwer verwundet; 1947 Besuch der Schule der Roten Armee in Moskau, dann Mitarb. einer Antifa-Schule. Rückkehr nach Dtl.; 1948 Einstellung bei der VP Berlin, Abt.…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Hans-Joachim

* 4.10.1930 – ✝ 8.1.1991

Geb. in Naumburg (Saale); Studium der Physik an der MLU Halle; anschl. Arbeit in der Industrie, dann am Heinrich-Hertz-Inst. der DAW; 1971 Prom. mit einer Diss. über Satelliten-Instrumentierung; 1973 – 81 Dir. des ZI für Elektronik der AdW, der Leiteinrichtung für die Interkosmos-Kooperation; 1977 Prof.; 1979 – 84 Präs. der Ges. für Weltraumforschung u. Raumfahrt der DDR (Nachf. von  Johannes Hoppe), später 1. Vizepräs.; ab 1981 tätig in einer Arbeitsgr. Mikroelektronik u. am Zentrum für wiss.…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Oskar

* 19.3.1923

Geb. in Asch (ČSR/Aš, Tschechien); Vater Arbeiter; 1929 – 37 Volksschule; 1937 – 40 Ausbildung zum Schneider; 1941 – 44 Wehrmacht; 1944 – 46 sowj. Kriegsgefangenschaft. 1946 Rückkehr nach Dtl.; SED; 1946/47 Schneider; 1947/48 Vors. des FDJ-KV Spremberg; 1949/50 Vors. des FDJ-LV Brandenb.; 1950/51 Abg. des Landtags Brandenb.; 1951 – 55 Sekr. des ZR der FDJ u. Sekr. des WBDJ; 1952 – 55 Mitgl. des Weltjugendrats; 1955 – 59 Botschafter in Bulgarien; 1960 – 62 Sektorenltr. im ZK der SED; 1962 – 65…

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Fischer, Richard

* 24.3.1906 – ✝ 15.12.1991

Geb. in Ahrensdorf (Krs. Oststernberg, Neumark / Jarnatów, Polen); Vater Metallarbeiter, Mutter Arbeiterin; aufgew. in Berlin, 1912 – 16 Gemeindeschule in Berlin-Moabit; 1916 – 20 Volksschule in Königswalde (Krs. Oststernberg); 1920 – 23 Ausb. zum Bau- u. Möbeltischler in Grunzig (Krs. Meseritz); 1923 – 25 Tischlergeselle bei einem Mühlenbauer im Warthebruch u. versch. Firmen in Königswalde u. Landsberg (Warthe); 1925 / 26 Bautischler in Berlin; 1926 / 27 als Einsetzer (Fenster / Türen) in…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Ursula

* 6.9.1952

Geb. in Steinach (Krs. Sonneberg); Vater Handelsbereichsleiter; Mutter Verkaufsstellenleiterin; 1959 – 67 Grundschule in Steinach; 1967 – 71 EOS in Neuhaus am Rennweg, Abitur; 1971 – 73 Studium der Med. an der KMU Leipzig, 1973 – 76 an der Med. Akad. Erfurt, Dipl. med.; 1971 Mitgl. der SED; 1976 – 80 Ausbildung zur Fachärztin für Kinderheilkunde in Eisenach, 1980 – 82 in Nordhausen; 1982 – 86 tätig in der Kinderpoliklinik in Nordhausen; 1986 / 87 u. 1989 / 90 Ärztin in einer Kinderklinik in…

Wer war wer in der DDR

Fischer, Werner

* 29.3.1950

Geb. in Caputh (b. Potsdam); Vater ltd. Angest., Mutter Ltr. einer Kinderkrippe; POS; 1964 nach der Weigerung, der FDJ beizutreten, nicht zur EOS zugelassen; 1964 – 67 Ausbildung zum Rohrleitungsmonteur, anschl. berufstätig; ab 1968 Wehrdienst bei den Grenztruppen; ab 1972 Bühnenarb., später Werbeorg. am Berliner Metropoltheater; 1976 öff. Protest gegen die Ausbürgerung  Wolf Biermanns, Teiln. an diversen illeg. pol. Zirkeln; seit 1981 in der unabh. Friedensbew. aktiv; 1985/86 Mitbegr. der opp.…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fittko, Hans (Johannes)

* 16.5.1903 – ✝ 15.9.1960

(* 1903 – † 1960) Geboren am 16. Mai 1903 in Finsterwalde, Sohn eines Vertreters; Angestellter, journalistische Tätigkeit, publizierte u. a. in Franz Pfemferts »Die Aktion«. Mitglied und Funktionär der KPD in Berlin, Polleiter und Abgeordneter in der Bezirksversammlung Berlin-Spandau. Nach 1933 im Widerstand, wurde nach Hans Fittko als »intellektueller Urheber« eines Kapitalverbrechens gefahndet, denn in Berlin war ein NSDAP-Mitglied bei Auseinandersetzungen erschossen worden. Er floh nach Prag und erfuhr, daß er in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war. Dort lernte er seine spätere Frau Lisa, geborene Ekstein (* 23. 8. 1909 – † 12. 3. 2005), kennen, eine Österreicherin, die im März 1932 Gabo Lewin geheiratet hatte, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen und bis 1933 im KJVD aktiv war. Auf Druck der NS-Behörden von der tschechischen Regierung ausgewiesen, reisten sie in die Schweiz. Hans Fittko übernahm hier als Nachfolger von Wilhelm Mauer die Emigrationsführung der KPD und unter dem Parteinamen Stefan in Basel die Grenzarbeit, um illegale Literatur nach Deutschland zu schaffen. Hans und Lisa Fittko konnten ihre Widerstandsarbeit in die Niederlande, später nach Frankreich verlegen. 1937 wurde Hans Fittko als »Abweichler« aus der KPD ausgeschlossen. Bei Kriegsausbruch interniert, verhalfen sie danach in Zusammenarbeit mit dem Emergency Rescue Committee vielen Emigranten, die durch das Vichy-Regime von Ausweisung bedroht waren, zur Flucht. Diesen Abschnitt ihres Lebens beschrieb Lisa Fittko in dem Band »Mein Weg über die Pyrenäen«. Sie flohen 1941 nach Kuba, arbeiteten in Havanna in einer Ausbildungsstätte für jüdische Flüchtlinge. 1948 übersiedelten sie in die USA. Hans Fittko starb am 15. September 1960 in Chicago. Für seine Tätigkeit im Widerstand wurde er in Yad Vashem in Israel als »Gerechter unter den Völkern geehrt«. Diese Auszeichnung nahm Lisa Fittko im Juli 2000 stellvertretend für ihren Mann entgegen.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fladung, Johannes

* 12.2.1898 – ✝ 11.9.1982

Geboren am 12. Februar 1898 in Frankfurt/ M., der Vater war Steinbildhauer und SPD-Funktionär. Der gelernte Kunstschmied schloß sich 1913 der Arbeiterjugend und 1915 der SPD an. Von 1916 bis 1918 Soldat, nach dem Krieg Funktionär der USPD in Frankfurt/M. und Delegierter auf dem Vereinigungsparteitag mit der KPD im Dezember 1920. Er arbeitete als Monteur. Von Mai bis August 1923 besuchte Fladung die Reichsparteischule, anschließend wurde er Bezirkssekretär in Kassel, später in Stettin, als Anhänger der linken Opposition 1924 zum Polleiter in Pommern gewählt. Fladung trennte sich jedoch 1924 von der Fischer-Maslow-Führung und wurde deshalb vom Orgleiter der KPD Werner Scholem seiner Funktion enthoben und in den Bezirk Niederrhein versetzt. Hier war er zunächst UB-Sekretär in Krefeld, von 1926 bis Anfang 1933 Sekretär für Landarbeit bzw. für Agitprop der BL Niederrhein. Im Dezember 1924 in den Preußischen Landtag gewählt, auch 1928 und 1932 Abgeordneter. Er war verheiratet mit einer Tochter des KPD-Abgeordneten Daniel Greiner. Bei einer Schlägerei mit NSDAP-Abgeordneten im Preußischen Landtag erlitt er im Mai 1932 einen Schädelbruch. 1933 wurde er als Nachfolger von Max Opitz Polleiter im Ruhrgebiet. Bei einer Besprechung mit John Schehr am 2.September 1933 in Berlin verhaftet und im berüchtigten Berliner Columbiahaus von der Gestapo schwer mißhandelt: »Wie oft ich bewußtlos geschlagen und anschließend mit Wasser wieder zu mir gebracht wurde, weiß ich nicht.« Nach mehrmonatiger Haft im KZ Oranienburg verurteilte ihn der VGH am 9.November 1934 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus, seine Frau Klara erhielt eineinhalb Jahre Gefängnis. Im August 1936 als dauernd arbeitsunfähig entlassen, war Fladung fast taub und hatte Störungen des zentralen Nervensystems. 1938 gelang die Emigration in die Schweiz und dann nach England, dort Mitbegründer des Kulturbundes deutscher Emigranten. 1946 Rückkehr nach Deutschland, wieder Mitglied der KPD, von 1946 bis 1948 war er Sekretär des westdeutschen Kulturbundes (Sitz Düsseldorf) und von 1951 bis 1958 Sekretär für Nordrhein-Westfalen. Diese Funktion legte er wegen Krankheit (fast erblindet) nieder. Ein Prozeß gegen Fladung vor dem Düsseldorfer Landgericht wegen »Staatsgefährdung« wurde im Januar 1964 wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten abgesetzt. Er hatte 1954 den Progreß-Verlag in Düsseldorf, später in Darmstadt gegründet. 1964 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Jena und 1975 den Stern der Völkerfreundschaft in Gold der DDR. Johannes Fladung starb am 11. September 1982 in Gundershausen bei Darmstadt. 1986 veröffentlichte der Röderberg-Verlag posthum Fladungs Erinnerungen unter dem Titel: »Erfahrungen vom Kaiserreich zur Bundesrepublik«.

Wer war wer in der DDR

Flegel, Manfred

* 3.6.1927

Geb. in Magdeburg; Vater Reichsbahnangestellter; Volks- u. Oberschule; 1945 kurzz. Wehrmacht, Fahnenjunker; amerik. Kriegsgefangenschaft. 1945 – 47 erneut OS, Abitur; 1947/48 Volontär bei der IHK Magdeburg; 1948 NDPD; FDGB; 1948 – 52 Studium der Ges.-Wiss. u. Finanzökon. an den Univ. Rostock u. Berlin, Dipl.-Wirtsch.; 1950 – März 1990 Abg. der Volkskammer, 1950 – 54 Mitgl. des Wirtschaftsaussch.; 1954 – 67 Mitgl., 1963 – 67 Vors. ihres Aussch. für Haushalt u. Finanzen (Nachf. von  Max…

Wer war wer in der DDR

Fleißner, Werner

* 17.6.1922 – ✝ 27.12.1985

Geb. in Chemnitz; Vater Modelltischler; Volksschule; 1936 – 41 Ausbildung zum Modelltischler, danach im Beruf tätig; 1941 – 45 Wehrmacht, Uffz. u. Zugführer; 1945 amerik. Kriegsgefangenschaft. 1945 Rückkehr nach Dtl.; Arbeit als Modelltischler; 1946 Eintritt in die Polizei; später Ltr. der Schutzpolizei in Chemnitz, Kfz-Einsatzltr. in Fürstenwalde, VP-Kommissar; SED; 1948 – 50 Kdr. der kasernierten Polizeibereitschaft Großenhain, VP-Oberrat; 1951 – 56 Kdr. der Kfz-Offiziersschule der KVP…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fließ, Walter Gustav

* 21.6.1857

Geboren in Berlin am 21. Juni 1857, entstammte einer begüterten Familie und besuchte ein Berliner Gymnasium bis zur Obersekunda. Er erlernte den Apothekerberuf, studierte in den USA Medizin und erhielt dort von der Science of Rochester (New Jersey) den Professorentitel. Nach Weiterbildung in London, Paris und Kopenhagen Rückkehr nach Berlin, war drei Jahre Assistent bei einem Naturarzt und leitete eine Heilanstalt für Epileptiker in Grünau. 1896 übersiedelte er nach Hamburg, wo er eine Heilanstalt gründete. Mitglied der SPD, schloß sich 1917 der USPD an und wurde für diese 1920 zum Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft gewählt. 1921 Mitglied der KPD, war er dann bis 1924 deren Abgeordneter in der Bürgerschaft. 1924 verließ Fließ die KPD, er trat politisch nicht mehr hervor, sein weiterer Lebensweg war nicht zu ermitteln.

Wer war wer in der DDR

Florin, Peter

* 2.10.1921 – ✝ 17.2.2014

Geb. in Köln-Soll; Vater Wilhelm F. KPD-Funktionär u. MdR; 1927 – 33 Volksschule u. Oberrealschule in Essen u. ab 1933 in Berlin; Ende 1933 Emigr. mit den Eltern nach Frankreich; hier teilw. in einem Kinderheim, Besuch der frz. Schule; nach Verhaftung seiner Mutter durch frz. Behörden 1935 durch die RH nach Moskau gebracht; dort Besuch der Karl-Liebknecht-Schule, 1940 Reifeprüfung; 1938 Mitgl. des Komsomol; 1939 Aberkennung der dt. Staatsbürgerschaft; ab 1940 Studium an der HS für Chemie…

Wer war wer in der DDR

Fomferra, Heinrich Karl

* 19.11.1895 – ✝ 31.5.1979

Geb. in Essen-Schonnebeck; Vater Bergarb.; Volksschule in Essen; 1912 – 15 Ziegeleiarb., dann Bergarb. in Essen-Stoppenberg (Ruhr); 1912 SPD; 1915 – 18 Militärdienst; 1919 erneut Bergarbeiter in Stoppenberg; Jan. 1919 USPD; Angeh. der »Roten Ruhrarmee«; 1920 Übertritt zur KAPD, für die er die Kasse des Straßenbahndepots in Essen-Schonnebeck überfiel, woraufhin er 1920 zu 18 Mon. Zuchthaus verurteilt wurde; Haft in Münster u. im Außenkommando Königsmoor (Oldenburg); anschl. Bauarb. in Essen u.…

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Fischer, Hermann

* 24.7.1911 – ✝ 3.11.1967

Geb. in Mengersgereuth-Hämmern (b. Suhl); Vater Arbeiter; Volksschule; Ausb. zum Maurer; 1929 KPD; nach 1933 illeg. Tätigkeit; 1933 zehn Wochen »Schutzhaft«; Maurer u. Hausmstr.; 1940 – 45 Wehrmacht. 1945/46 KPD/SED; 1945/46 Org.-Sekr. der KPD-Ortsgr. Sonneberg; 1946 – 48 Sekr. für Agitat. u. Prop., 1948 – 51 1. Sekr. der SED-KL Sonneberg; 1951/52 Vors. der KPKK der SED-KL Gotha; 1953 Lehrgang an der PHS; 1954 – 57 Mitarb. u. Kandidat der ZPKK; 1957/58 1. Sekr. der SED-BL Erfurt (Nachf. von …

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fischer, Albert

* 23.12.1883 – ✝ 28.5.1952

Geboren am 23. Dezember 1883 in Metzingen/ Württemberg; gelernter Weißgerber. Er schloß sich schon in früher Jugend der SPD und während des Krieges der USPD an. Delegierter des Spaltungsparteitags der USPD und des Vereinigungsparteitags mit der KPD 1920. In der KPD hatte er vor allem die Landpropaganda in Württemberg durchzuführen. Seit 1927 gehörte er der BL Württemberg an und leitete die Abteilung Land. Albert Fischer war von 1924 bis 1932 Abgeordneter im Landtag von Württemberg und hatte in seiner Heimat großen Einfluß. Während des Hitler-Regimes war er längere Zeit im KZ Buchenwald inhaftiert. Nach 1945 Rentner, schloß er sich wieder der KPD an, für die er bis zu seinem Tode aktiv war. Albert Fischer starb am 28.Mai 1952 in Metzingen. Sein Sohn Albert Fischer (* 2. 4. 1914 – † 14. 6. 2003) war ebenfalls im KZ Buchenwald und nach 1945 in der KPD aktiv.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fischer, Franz

* 13.1.1904 – ✝ 6.2.1986

Geboren am 13. Januar 1904 in Berlin als Sohn eines alleinerziehenden Dienstmädchens, kam in ein Waisenhaus und wuchs dann bei Pflegeeltern in einer kinderreichen Familie auf. Er wurde Straßenfeger, Pferdeknecht und Laufbursche, ab 1924 Transportarbeiter in Berlin. 1921 Mitglied der KJD und 1923 der KPD, ab 1926 Mitglied der KJVD-BL Berlin-Brandenburg. Er zog 1929 in die Berliner Stadtverordnetenversammlung ein, wurde Mitglied des ZK des KJVD und Orgleiter der Antifaschistischen Jungen Garden. 1930 im hauptamtlichen Apparat des KJVD, ab August 1930 in Moskau Vertreter des KJVD im Sekretariat der KJI. Wegen schwerer Tbc 1931/32 Sanatoriumsaufenthalt auf der Krim. Fischer gehörte zur Neumann-Gruppe innerhalb des ZK des KJVD. Im Juli 1932 kehrte er nach Berlin zurück und geriet in die Auseinandersetzungen der KPD-Parteiführung. Da er nicht sofort von Heinz Neumann, Kurt Müller und Alfred Hiller abrückte, wurde er aus dem ZK des KJVD ausgeschlossen, verlor auch seine hauptamtliche Arbeit im Parteiapparat und wurde im September 1933 wegen »Zugehörigkeit zur Neumann-Gruppe« aus der KPD ausgeschlossen. Nach einem halben Jahr wieder in die illegale Parteiarbeit zurückgeholt, im Mai 1934 verhaftet, saß er bis Mai 1937 im KZ Lichtenburg. Im Dezember 1937 emigrierte Fischer in die Tschechoslowakei, im Mai 1939 nach Großbritannien, war Rohrleger in London und dort Mitglied des Freien Deutschen Kulturbundes. Im August 1946 Rückkehr nach Berlin, wurde dort 1. Kreisvorsitzender der SED-Tempelhof. 1947/48 Lehrgang an der PHS, anschließend Abteilungsleiter in der SED-Landesleitung Berlin. Von 1963 bis 1967 Vorsitzender des Sekretariats des ZV der DSF. Als Parteiveteran erhielt er 1973 den Karl-Marx-Orden. Franz Fischer starb am 6. Februar 1986 in Ost-Berlin.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fischer, Karl Ferdinand

* 19.1.1893 – ✝ 25.3.1940

(* 1893 – † 1940) Geboren am 19. Januar 1893 in Reichenschwand/Bayern, Sohn eines Arbeiters; lernte Schlosser und arbeitete in seinem Beruf, bis er 1914 als Soldat am Krieg teilnehmen mußte. Nach dem Weltkrieg als Schlosser in Nürnberg beschäftigt, trat er 1921 der KPD bei und hatte in der Partei verschiedene Funktionen inne. Anfang 1927 Orgleiter des Bezirks Nordbayern, Delegierter des Xl. Parteitags im März 1927, auf dem er als Kandidat ins ZK gewählt wurde. Im Herbst 1927 wurde Karl Fischer gemeinsam mit August Creutzburg als Kommissar des ZK in die Pfalz geschickt, um diesen ultralinken Bezirk zu leiten. Nach Creutzburgs Weggang blieb Fischer 1928 als Polleiter für die Pfalz in Ludwigshafen/Rhein. Auf dem XII. Weddinger Parteitag 1929 wieder als Kandidat ins ZK gewählt, obwohl er sich über den jähen Umfall der Mehrheit des ZK bei der Wittorf-Affäre empört hatte. Nachdem er schon 1927 kurz eine deutsche Parteischule besucht hatte, wurde Fischer im September 1929 auf die Leninschule nach Moskau delegiert. Im Juni 1930 aus Moskau zurückgekehrt, übernahm er die politische Leitung des vereinigten Bezirks Baden-Pfalz in Mannheim. 1932 zog Karl Fischer im Wahlkreis Merseburg als Abgeordneter in den Preußischen Landtag ein. Er wurde im gleichen Jahr als Anhänger Heinz Neumanns aus dem ZK entfernt und auch als Polleiter in Baden-Pfalz abgesetzt. 1933 Leiter der illegalen KPD im Bezirk Hessen-Kassel; am 20.November 1933 wurde er von der Gestapo verhaftet und am 7. November 1934 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Zuchthaus Luckau leitete er einen illegalen Schulungszirkel der KPD, nach Ablauf seiner Strafzeit im Februar 1937 ins KZ Sachsenhausen überführt. Karl Fischer starb am 25. März 1940 im KZ an einem Herzleiden, das er sich in der Haft zugezogen hatte.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fischer, Ruth

* 11.12.1895 – ✝ 13.3.1961

Elfriede Eisler, wie ihr richtiger Name lautete, wurde am 11. Dezember 1895 in Leipzig als Tochter des Philosophieprofessors Rudolf Eisler geboren. Sie war die älteste Schwester der Brüder Gerhart und Hanns Eisler. Ihre Mutter, geborene Ida Fischer, stammte aus einer Leipziger Musikerfamilie (nach ihr wählte Ruth Fischer ihr politisches Pseudonym). Da ihr Vater eine Professur in Wien übernahm, wuchs sie in Wien auf und studierte dort nach dem Besuch des Lyzeums acht Semester Philosophie und Nationalökonomie. Hier heiratete sie auch den Publizisten Dr. Paul Friedländer; Friedrich, ein Sohn aus dieser Ehe [* 1917] wurde Mathematikprofessor in England). Elfriede Friedländer schloß sich nach Ausbruch des Weltkrieges der österreichischen Sozialdemokratie an, sie stand auf deren linkem Flügel. Nach der Revolution 1918 gründete sie mit einer Reihe Gleichgesinnter die KPÖ. Bei den Unruhen in Wien 1918/19 gehörte die Studentin Friedländer zu den Anführern von Demonstrationen und mißglückten Aufständen. Im ersten Halbjahr 1919 redigierte sie »Die revolutionäre Proletarierin«, eine Frauenbeilage der Wiener kommunistischen Zeitung »Die sozialistische Revolution«. Außerdem publizierte sie ihr erstes Büchlein, »Sexualethik des Kommunismus« (Wien 1920), das von Lenin kritisiert wurde. 1919 siedelte sie nach Berlin über, wo sie bald in der KPD eine Rolle spielte und zum linken Flügel der Partei gehörte. Ab 1920 Mitarbeiterin am theoretischen Organ der KPD »Internationale«. 1921 zur Leiterin der Berliner Parteiorganisation gewählt, wurde sie besonders nach der März-Aktion 1921 (jetzt unter dem Namen Ruth Fischer) aktiv. Die fanatische junge Kommunistin, die bereits eine so wichtige Funktion wie die Leitung des bedeutendsten und stärksten deutschen KPD-Bezirks innehatte und ab 1921 auch dem ZA der KPD angehörte, blieb von mancherlei Anschuldigungen nicht verschont. Ihre Hauptgegnerin war die auf dem rechten Parteiflügel stehende Clara Zetkin, die Ruth Fischer kritisierte, denn »es gehe nicht an, seine politische Haltung von den wechselnden sexuellen Beziehungen abhängig zu machen«. Ruth Fischer wurde im Juni 1921 von Friedländer geschieden. Als die deutschen Behörden sie ausweisen wollten, ging sie im Januar 1923 eine Scheinehe mit dem Funktionär der Berliner KPD, Gustav Golke, ein und erhielt damit die deutsche Staatsangehörigkeit (amtlich, z. B. im Reichstag, hieß sie daher Elfriede Golke). Die Berliner KPD stand an der Spitze der linken Opposition gegen die Brandler-Führung und Ruth Fischer wurde neben Arkadi Maslow (den sie zur KPD gebracht hatte, liebte und mit dem sie auch zeitlebens eng liiert war) zur Führerin dieser Opposition. Besonders auf dem VIII. Parteitag im Januar 1923 kam es zu erbitterten Wortgefechten zwischen den Zentrale-Mitgliedern einerseits und Ruth Fischer, Maslow, Hugo Urbahns, Ernst Thälmann und anderen linken Oppositionellen andererseits. Da die Brandler-Führung keine Vertreter der Linken in die Zentrale aufnahm (bzw. nicht die von den Linken Vorgeschlagenen), kam es fast zum Bruch in der Partei. Am 17. Mai 1923 kooptierte dann der ZA aber Ruth Fischer und drei weitere Linke ( Ottomar Geschke, Thälmann und Arthur König) in die Zentrale. Nach der Niederlage der Partei im Oktober 1923 versuchte die energische Ruth Fischer – eine mitreißende Rednerin und attraktive junge Frau –, die Führung der Partei ganz in die Hände der Linken zu bringen. Das gelang auf dem IX. Parteitag im April 1924, auf dem die Anhänger Ruth Fischers die Mehrheit hatten. Da der Theoretiker der Partei, Maslow, bald nach dem Parteitag verhaftet wurde, leitete sie praktisch die KPD. Noch immer steckbrieflich gesucht (Steckbrief: »Elfriede Golke, geb. Eisler, genannt Ruth Fischer, volles Gesicht, etwas aufgeworfene Lippen, breite Nase, dunkle Haare und Augen«), aber im Mai 1924 in den Reichstag gewählt, konnte sie wieder legal leben. Sie benutzte öfter einen falschen Paß, der sie als »Liane Boßhardt, Lehrerin« auswies. Bei der Reichstagseröffnung im Juni 1924 demonstrierte sie, wie sich mit der von ihr begonnenen »Bolschewisierung« nicht nur der innere Kurs der KPD radikal verändert, sondern auch der Stil der Partei nach außen gewandelt hatte. Sie verhöhnte das Parlament als »Komödientheater« und die Abgeordneten als »Hampelmänner der Kapitalisten« und erklärte: »Wir Kommunisten sind alle Hochverräter.« Nach Auflösung des Reichstags im November 1924 verhaftet, wurde Ruth Fischer im Dezember 1924 erneut Reichstagsabgeordnete und kam deshalb wieder frei. Auf dem V. Weltkongreß der Komintern 1924 wurde sie als Kandidatin ins EKKI gewählt. Aber das gespannte Verhältnis zwischen Komintern und KPD-Führung eskalierte, besonders nachdem sich 1925 die linke Führung spaltete. Die Ultralinken Werner Scholem, Iwan Katz und Arthur Rosenberg traten gegen Ruth Fischer auf. Die ultraradikale Politik nach außen und die Bolschewisierung im Innern hatten die Partei geschwächt, Ruth Fischer wollte indes die Eingriffe der Komintern sabotieren. Auf dem X. Parteitag im Juli 1925 feierte sie nochmals Triumphe, doch bereits im August 1925, als der »Offene Brief« gegen sie angenommen wurde (sie sogar selbst dafür stimmte), endete ihre politische Parteikarriere. Als Ruth Fischer daran ging, ihre Anhänger in Deutschland zu mobilisieren, wurde sie von der Komintern nach Moskau beordert und festgehalten. Ihre Abreise aus Moskau am 5. Juni 1926 wurde als »schwerer Disziplinbruch« verurteilt, und sie verlor ihre Funktion als EKKI-Mitglied. Am 20.August 1926 teilte die »Rote Fahne« mit: »Ruth Fischer und Maslow sind aus der KPD ausgeschlossen.« Ruth Fischer war nunmehr bemüht, die linken Kreise der KPD gegen die Komintern zu sammeln. Sie hoffte auf die Schaffung einer linkskommunistischen Partei, insbesondere da Sinowjew in der Sowjetunion – zu dessen Fraktion sich Ruth Fischer rechnete – inzwischen in Opposition stand. Im Reichstag und im Preußischen Landtag bildeten die linken Kommunisten 1927 eine eigene Gruppe. Ruth Fischer war Ostern 1928 noch aktiv an der Gründung des Leninbundes beteiligt. Doch als Sinowjew kurz danach in der UdSSR vor Stalin kapitulierte, trat sie mit ihren Getreuen aus dem Leninbund aus, aber ihre Anstrengungen, wieder in die KPD aufgenommen zu werden, blieben erfolglos. Da die KPD 1928/29 einen ultralinken Kurs steuerte, war auch der früheren linken Opposition der Boden weitgehend entzogen. Als Ruth Fischers Reichstagsmandat 1928 erlosch, trat sie politisch nicht mehr hervor. Bis 1933 verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Pädagogin und Sozialpflegerin in Berlin-Wedding. Sie veröffentlichte auch ein Buch (Ruth Fischer und Fr. Heimann: »Deutsche Kinderfibel«, Berlin 1931). Nach Hitlers Machantritt als Jüdin und linke Kommunistin besonders verhaßt, wurde ihr Haus von der SA geplündert und ihr Sohn zunächst als Geisel festgehalten. Sie entkam nach Paris, wo sie – zusammen mit Maslow – bis 1940 lebte. Bereits 1933 war ihr als einer der ersten Exilanten die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt worden. In den Stalinschen Schauprozessen wurde sie in Abwesenheit verurteilt. Ruth Fischer flog 1940 über Lissabon in die USA, während Maslow in Kuba bleiben mußte. In Amerika entwickelte sie eine wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit und gab im Auftrag der Harvard Universität die Zeitschrift »Die russische Staatspartei« heraus. Dort erschien 1948 ihr Hauptwerk »Stalin und der deutsche Kommunismus«, das später auch ins Deutsche übersetzt wurde, eine kritische (teilweise apologetische) Darstellung der KPD-Geschichte der zwanziger Jahre. Nach dem Krieg kam Ruth Fischer als amerikanische Staatsbürgerin nach Paris zurück und wurde durch viele Vorträge und Aufsätze auch im Nachkriegs-Deutschland bekannt. Ihre Haltung gegenüber ihrem Bruder Gerhart Eisler, den sie vor amerikanischen Gerichten belastete, blieb sehr umstritten. Zu ihren größeren Veröffentlichungen in den fünfziger Jahren in Deutschland zählten »Von Lenin bis Mao, Kommunismus in der Bandung-Ära« (1956) und »Die Umformung der Sowjetgesellschaft« (1958). An die Entstalinisierung von Nikita Chruschtschow nach 1956 knüpfte sie Erwartungen. 1958 glaubte sie, daß die »roten sechziger Jahre« und die großen Veränderungen in Europa kommen würden. Bei der Arbeit an einer Maslow-Biographie ist Ruth Fischer völlig überraschend am 13. März 1961 in Paris gestorben. Peter Lübbe gab 1990 den Briefwechsel Ruth Fischer–Maslow heraus; von Sabine Hering und Kurt Schilde erschien 1995 der Band »Kampfname Ruth Fischer«.

Wer war wer in der DDR

Fitzner, Horst

* 23.6.1930

Geb. in Mühlberg (Krs. Liebenwerda); Vater Bäcker; 1946 Mittlere Reife; 1946 – 50 Ausbildung zum Kfz-Schlosser; Lokführer u. Kraftfahrer; 1950 Einstellung bei der VP, Krs.-Amt Liebenwerda; 1952 Lageoffz. im Operativstab des Bez.-Amts der VP Cottbus; 1952 SED; 1955 Einstellung beim MfS, BV Cottbus, Abt. II (Spionageabwehr); 1960 – 65 Fernstudium an der JHS des MfS Potsdam-Eiche, Dipl.-Jur.; 1961 stellv. Abt.-Ltr., 1963 Ltr. der Arbeitgr. des Ltr. der BV; 1963 – 68 Vors. der SV Dynamo Cottbus;…

Wer war wer in der DDR

Flatau, Joachim

* 18.3.1907 – ✝ 16.4.2000

Geb. in Tucheln (Westpr. / Tuchola, Polen); Vater Kreissekr.; Volksschule u. Gymn., 1926 Abitur, 1926 – 32 Studium der Germanistik, Philos. u. Gesch. an den Univ. in Berlin u. München; 1932 – 38 Mitarb. versch. Verlage u. Archive; 1939 – 45 wiss. Hilfsarbeiter in der Kulturabt. des Ausw. Amts; 1938 NSDAP; 1943 Wehrmacht, Febr. 1944 schwere Verwundung (beide Beine u. linker Arm amputiert); bis Frühjahr 1947 arbeitsunfähig. 1945 LDP; ab April 1947 Mitarb. des LDP-Landesvors. von Brandenburg Ingo…

Wer war wer in der DDR

Fleischer, Johannes Filip (»Fips«)

* 2.5.1923 – ✝ 25.6.2002

Geb. in Hohenfichte (Krs. Flöha); 1937 – 41 Studium an der Musikschule Zschopau (Oboe, Schlagzeug, Klavier); Engagement im Orchester des Stadttheaters Meißen; Tournee mit Eduard Künneke; 1942/43 Rhein. Landeskulturorchester Köln; 1942 – 45 Wehrmacht, Kriegsgefangenschaft, danach zunächst Auftritt für die US Army. Ab 1945 eigene Bands; 1947 – 57 Schlagzeuger, Vibraphonist, Sänger u. Komponist beim Tanzorchester des Senders Leipzig (später Rundfunk-Tanz-Orchester Leipzig, Ltg.  Kurt Henkels); ab…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Flieg, Leopold

* 5.11.1893 – ✝ 14.3.1939

Leo Flieg, am 5. November 1893 in Berlin geboren, galt lange Jahre als die »Graue Eminenz« der KPD. Er war der Funktionär, der in der Öffentlichkeit kaum bekannt, als Sekretär des Polbüros die entscheidenden Fäden in der Hand hielt. Flieg entstammte einer jüdischen Familie in Berlin (Mutter, Schwester und viele Verwandte wurden im KZ ermordet). Er wurde nach dem Besuch der Mittelschule kaufmännischer Angestellter bei einer Bank und war bis zum Krieg Bankbeamter. Mit 15 Jahren trat er 1908 der sozialistischen Jugendbewegung bei. Während des Krieges als Soldat Schreiber in der Geheimabteilung des Generalstabes. Flieg war bis 1918 für die Spartakusgruppe aktiv und seit Gründung Mitglied der KPD. Nach dem Krieg arbeitete Flieg, ein kleiner, zierlicher Mann, dessen gemessenes und schweigsames Wesen berühmt war, in der Jugendinternationale. 1918 wurde er als Sekretär von Leo Jogiches mit der Konspiration vertraut gemacht. Gemeinsam mit Willi Münzenberg – mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband – wurde Flieg Organisator der internationalen kommunistischen Jugendbewegung, in deren führenden Gremien er bis 1922 wirkte. Seit dem III. Parteitag 1920 nahm er an allen KPD-Parteitagen teil, von 1922 bis 1932 Sekretär des Polbüros. 1924 Abgeordneter des Preußischen Landtags, dem er ununterbrochen bis 1933 angehörte. 1927 und 1929 wurde Flieg auch als Mitglied ins ZK gewählt. Schließlich auf dem VI. Weltkongreß der Komintern 1928 zum Mitglied der Internationalen Kontrollkommission berufen. Er übte seine Funktionen in allen Parteiführungen, gleich ob unter rechter, linker oder ultralinker Leitung, mit penibler Gewissenhaftigkeit aus. Erst 1932 wurde er als enger Freund Heinz Neumanns von seinen führenden Ämtern entbunden. Damals schrieb eine trotzkistische Zeitung über Flieg, die Mitglieder der KPD würden seinen Namen kaum kennen, aber er wäre der ruhende Pol des ZK gewesen: »... still und unscheinbar, kein hochfahrender Bonze, aber ein absolut zuverlässiger und pünktlicher Beamter, hat Leo Flieg manche Zentrale überlebt. Er hat Brandlers Geheimprotokolle geführt, ohne mit der Wimper zu zucken. Er hat die Rundschreiben von Ruth Fischer und Werner Scholem expediert, und Kenner behaupten, die Ruth-Fischer-Zentrale sei auch die einzige gewesen, mit der Flieg im Grunde einverstanden gewesen sei. Trotzdem hat er auch Ewert überlebt, der ihm wenig getraut hat, und er hat seit 1928 als Personalchef der Thälmann-Zentrale immerhin vier Jahre das Kunststück fertiggebracht, das Büro eines Thälmann zu leiten. Alle Achtung vor solchen diplomatischen Talenten...« Flieg kannte Pjatnitzki, Mirow-Abramow und die anderen Führer des illegalen Apparats der Komintern aus langjähriger Zusammenarbeit gut, er war zeitweise der für Deutschland verantwortliche Verbindungsmann der Geheimabteilung der OMS. Diese holte ihn vorübergehend zur Arbeit nach Moskau. Nach 1933 war er von Paris aus erneut für die KPD aktiv und konnte die wichtige Position eines technischen Sekretärs des Polbüros wieder ausüben. Auf der »Brüsseler Konferenz« der KPD 1935 erstattete Flieg (Pseudonym Alfons) den Kassenbericht und wurde nochmals zum Mitglied des ZK gewählt. Ostern 1937 erhielt er von der Komintern die Aufforderung, nach Moskau zu kommen. Während der Stalinschen Säuberung solcher Einladung Folge zu leisten, war mehr als riskant. Aber obwohl sein und Münzenbergs Freund, der schwedische Bankier Aschberg, ihm dringend riet, in Paris zu bleiben und ihm seine Unterstützung anbot, damit er als Emigrant in Paris leben könne, reiste Flieg nach Moskau. Da er für die Kasse der KPD verantwortlich war, befürchtete er, von der Komintern-Führung der Unterschlagung bezichtigt zu werden, wenn er ihrem Befehl nicht folgen würde. Flieg traf im Juni 1937 in Moskau ein, wo ihn die IKK befragte. Obwohl ihm eine Rüge erteilt wurde, beantragte der deutsche Vertreter beim EKKI, Philipp Dengel, noch Anfang 1938, Flieg ausreisen zu lassen. Statt dessen wurde er jedoch am 20. März 1938 vom NKWD verhaftet und der »Mitgliedschaft in einer rechtstrotzkistischen Spionageorganisation« angeklagt. Nach brutalen Folterungen durch das NKWD beschuldigte Flieg sich selbst und zahlreiche andere. Er bestätigte in seinem erpreßten »Geständnis«, einer kominternfeindlichen Verschwörung anzugehören. Am 14. März 1939 wurde Leo Flieg durch das Militärtribunal des Obersten Gerichts der UdSSR zum Tode verurteilt und erschossen; 1957 posthum »rehabilitiert«.

Wer war wer in der DDR

Flint, Fritz

* 11.3.1917 – ✝ 7.6.1999

Geb. in Bad Doberan (b. Rostock); Vater selbst. Schmiedemstr.; priv. Vorschule u. Gymnasium in Bad Doberan; 1933 – 36 kfm. Ausbildung in Rostock; 1936 Verkäufer; 1937/ 38 Einkäufer u. Korrespondent in einer Werkzeugmaschinengroßhandlung in Braunschweig; 1938 – 45 Wehrmacht; 1945 brit. Kriegsgefangenschaft. 1945/46 Hilfsarb.; 1946 CDU; 1946 – 49 Buchhalter in einer priv. Weberei in Bad Doberan; 1946 – 51 Stadtverordneter in Bad Doberan u. Abg. des Krs.-Tags Rostock-Land; 1949 – 51 Stadtrat u.…

Wer war wer in der DDR

Flügge, Matthias

* 5.2.1952

Geb. in Demmin; Vater Publizist, Mutter Lehrerin; ab 1964 aufgew. in Berlin; 1970 Abitur u. Facharb. für techn. Kohle; NVA; 1972 – 76 Studium der Kunstwiss. an der HU Berlin; 1977 – 86 Red. der Ztschr. »Bildende Kunst« in Berlin; 1978 VBK; freischaff. Tätigkeit; Veröff. zur Kunst des 20. Jh., insbes. der Gegenwartskunst; 1985 – 90 Mitgl. u. 1988 – 90 Vors. der Sektionsltg. Kunstwiss. des VBK Berlin. 1990 – 91 Chefred. der Ztschr. »Bildende Kunst«, 1991 – 2000 Chefred. der Ztschr. »neue bildende…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fomferra, Heinrich Karl

* 19.11.1895 – ✝ 31.5.1979

Geboren am 19. November 1895 in Essen, Sohn einer Arbeiterfamilie. Berg-, Bau- und Druckereiarbeiter. 1912 Mitglied der SPD, von 1918 bis 1920 der USPD, von 1920 bis 1923 der KAPD. Wegen des Überfalls auf die Kasse des Straßenbahndepots in Essen-Schonnebeck zu 18 Monaten Zuchthaus verurteilt. Ab 1923 Mitglied der KPD, Leiter der Proletarischen Hundertschaften im Ruhrgebiet, wegen Sprengstoffvergehens wurde er zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt. Er arbeitete ab 1929 in der Orgabteilung der BL Ruhrgebiet. 1929/30 Kursant des ersten Lehrgangs an der M-Schule der Komintern in Moskau. Anschließend Mitarbeiter des AM-Apparats der BL Ruhr. Von 1932 bis 1935 erneut Aufenthalt und militärische Ausbildung in der Sowjetunion, gehörte dann der Kurierabteilung der OMS an. 1936/37 Angehöriger der Internationalen Brigaden in Spanien. Später Einsatz als Funker von Johann Wenzel in Belgien und beim Aufbau von GRU-Residenturen in verschiedenen europäischen Ländern. Von 1940 bis 1942 leitete er eine Sabotagegruppe in der Slowakei, wurde im Februar 1942 gemeinsam mit Hans Schwarz verhaftet, zeitweilig an die Gestapo in Berlin überstellt, wo er und Schwarz umfangreiche Aussagen machten, die u. a. zur Verhaftung von Johann Wenzel in Belgien und zur Zerschlagung des gesamten Organisationsnetzes der »Roten Kapelle« führten. Fomferra und Schwarz wurden im Januar 1944 vom Bezirksgericht Bratislava wegen Sabotage und Spionage zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Aus dem Zuchthaus Ruzomberok befreit, schloß er sich 1944 einer Partisaneneinheit an. 1945 Referent in der Landesverwaltung Brandenburg, ab 1946 in der Deutschen Verwaltung des Innern, später Offizier des MfS, zeitweilig Leiter des Sekretariats von Minister Wilhelm Zaisser. Ab 1952 Vorsitzender der PKK im MfS, im Dezember 1953 wurde Fomferra wegen seiner Aussagen bei der Gestapo 1942 »beurlaubt«. Ab 1954 wieder Offizier der Grenzpolizei und Leiter der PKK. Zuletzt Mitarbeiter einer geheimen Abteilung der NVA, 1959 schied er aus, erhielt 1975 den Karl-Marx-Orden. Heinrich Fomferra starb am 31. Mai 1979 in Ost-Berlin.Bernd-Rainer Barth / Jens Gieseke