JHK 2011

Inhaltsverzeichnis

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Mobilisierung für den Vernichtungskrieg? Nationalsozialistische Propaganda und Stalinismus 1933–1941

Moritz Florin

Nicht im Traume dachten sie [»die Demokratien«, M.F.] daran, daß es notwendig sein könnte, sich der Jahrhunderte alten Verbindungen zu erinnern, die Deutschland und Rußland verknüpfen. Gewohnt vom Tage zu leben, dämmerte es ihnen nicht, daß in einer Zeit so gewaltiger Entscheidungen weitblickende und verantwortungsbewußte Volksführer junger Nationen Augenblickshindernisse überspringen und die große historische Linie wieder auf-nehmen können.1                                                     …

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Der Antikommunismus in Griechenland

Andreas Stergiou

1Die Geschichte der kommunistischen Bewegung prägte die neugriechische Epoche wie kein anderes politisches und historisches Phänomen im 20. Jahrhundert. Die Kommunistische Partei Griechenlands (Kommounistikó Kómma Elládas, KKE) durchlief eine ungewöhnliche Entwicklung. Binnen dreißig Jahren wandelte sie sich seit 1918 von einer Sekte zu einer Massenpartei, nur um danach wieder zu einer Sekte zu degenerieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel sie den Sachzwängen der machtpolitischen Rivalität des…

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Die Macht des Faktischen – britische Labour-Abgeordnete und der Mauerbau 1961

Stefan Berger / Norman LaPorte

Nach 1945 waren die deutsch-britischen Beziehungen vor allem bundesdeutsch-britische Beziehungen. Die Bundesrepublik war offiziell ein enger Verbündeter Großbritanniens in der NATO, ein Partner in der internationalen Politik und zumindest für die proeuropäischen Politiker auf der Insel auch ein potenzielles Gegengewicht zur anglophoben Haltung Frankreichs unter de Gaulle. Allerdings war es nicht gerade ein Liebesverhältnis, was die westdeutsch-britischen Beziehungen prägte. Unmittelbar nach dem…

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Kommunismuskritik im heutigen China? Ein Blick in das Werk des Essayisten Yu Jie

Monika Gänßbauer

Dieser Beitrag zeichnet Inhalte und Argumente im Werk des chinesischen Essayisten und Literaturwissenschaftlers Yu Jie nach und stellt die Frage, ob diese als antikommunistisch gelten können. Außerdem soll untersucht werden, ob Yu Jie mit seinen Haltungen repräsentativ für eine größere Gruppe chinesischer Intellektueller1 seiner Generation in China steht. Laut dem Historiker Ernst Nolte bedeutet Antikommunismus den bedingungslosen Ausschluss von Sozialismus im Sinne des östlichen…

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Geschichtspolitik in Polen

Włodzimierz Borodziej

Polen erlebte seit 1989 mehrere Phasen der Geschichtspolitik: 1. Die sogenannte III. Republik (ab 1990) ließ demonstrativ alle Rituale, Festtage und Heldennamen der kommunistischen Volksrepublik streichen. Erhalten blieben einige wenige Denkmäler, gewidmet hauptsächlich der Roten Armee und den polnisch-kommunistischen Truppen, die 1943/45 an ihrer Seite gekämpft hatten. Generell galt: Was vor 1989 richtig war, war nun falsch und umgekehrt. Zum Gründungsmythos der Demokratie wurden die Republik…

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Der Kommunismus als Plusquamperfekt in Ungarn. Randbemerkungen zur Optik der Erinnerung

György Dalos

Das Haus Erinnerung hat tausend Türen. Und du hast doch den Weg umsonst gemacht. Du weißt nicht mehr, wohin die Türen führen. Und in den Korridoren lehnt die Nacht. (Erich Kästner) Am 1. September 1930 fand in Budapest die größte Arbeiterdemonstration der Zwischenkriegszeit statt. 150 000 Menschen marschierten durch die Andrássy-Straße unter der Losung: »Arbeit und Brot«. Die Horthy-Polizei eröffnete im Stadtpark das Feuer auf die Demonstranten. Hunderte wurden verletzt und der…

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»Der staatliche Arbeiter« - Zur Rolle von Arbeitern, Angestellten und Gewerkschaften im »Arbeiterstaat« DDR im Spiegel der neueren Literatur

Klaus J. Becker

Jens Hildebrandt: Gewerkschaften im geteilten Deutschland. Die Beziehungen zwischen DGB und FDGB vom Kalten Krieg bis zur Neuen Ostpolitik 1955 bis 1969, St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag 2010, 723 S., ISBN 978-3-86110-476-6 Renate Hürtgen: Angestellt im VEB. Loyalitäten, Machtressourcen und soziale Lagen der Industrieangestellten in der DDR, Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot 2009, 309 S., ISBN 978-3-89691-774-4 Christoph Kleßmann: Arbeiter im »Arbeiterstaat« DDR. Deutsche…

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Editorial

Studien zur Geschichte des Antikommunismus im 20. Jahrhundert bilden einen Schwerpunkt des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung 2011. Die kommunistische Weltanschauung, ihre Interpreten und die in ihrem Namen errichteten Regime stießen von Anbeginn auf die vehemente Ablehnung der bürgerlichen Gesellschaft wie auch der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Das Bürgertum sah in der atheistischen, antinationalen, die bestehende politische, wirtschaftliche und soziale Ordnung negierenden…

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Antikommunismus und Russenfeindschaft vor und nach 1945: Die Romane der Bestsellerautoren Edwin Erich Dwinger und Heinz G. Konsalik

Georg Wurzer

Dieses Buch enthält Aufzeichnungen aus den Jahren 1915 bis 1918. Es berichtet weder von Schlachten noch von Heldentaten, sondern von der andern Seite: von den ›Hinterhöfen‹ des Krieges – auf denen ohne Frontbericht gestorben wurde.1 Edwin Erich Dwinger Dieses Buch soll kein Aufruf sein. Keine Anklage und kein Mahnmal. Es soll nicht Hass zwischen den Völkern säen und Zwietracht in die Herzen. Es soll keine alten Wunden aufreißen und keine neuen Wunden schlagen. Es soll nichts sein als ein…

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»Sowjetische KZs auf deutschem Boden«. Die sowjetischen Speziallager und der bundesdeutsche Antikommunismus

Andrew H. Beattie

Antikommunismus ist ein schillernder, unpräziser Begriff. Er bedarf ebenso der Differenzierung und Historisierung wie der Kommunismus selbst. Manche setzen ihn mit dem verbrecherischen Antibolschewismus Goebbel’scher Prägung oder dem unliberalen McCarthyismus gleich. Aus dieser Perspektive erscheint er bestenfalls als widersinnig, übertrieben und irrational. Andere betrachten den Antikommunismus positiver und sehen darin die notwendige Reaktion auf eine gefährliche Ideologie und Bewegung sowie…

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Im Schatten seiner Frau. Das Schicksal des Moskauer Politemigranten Valentin Hahne

Andreas Herbst

2008 veröffentlichte der Historiker Werner Reutter eine biografische Skizze über jene Frau, in deren politischen Schatten Valentin Hahne zeitlebens stand.1 Margarete Hahne, geborene Lux, gehörte vor 1933 zu den wenigen Frauen, die in der männerdominierten KPD Führungsaufgaben übernahmen. Auf dem XII. Parteitag der KPD im Juni 1929 war die Breslauer Funktionärin in das ZK aufgenommen worden. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten flüchtete sie und kämpfte von der Tschechoslowakei, später…

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Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg im heutigen Russland

Jörg Morré

Im Mai flattern in Russland überall die orange-schwarzen Georgsbändchen; sei es am Heck des wuchtigen Geländewagens eines Moskauer Neureichen, am Koffergriff des unscheinbaren Mitreisenden am Flughafen oder lässig am Handgelenk eines Jugendlichen. Es ist die in der russischen Gesellschaft allgegenwärtige Erinnerung an den Sieg der Roten Armee im Großen Vaterländischen Krieg, den die Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland errang und an den in Russland traditionell am 9. Mai…

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Tschechien: Das Institut für das Studium der totalitären Regime

Karl-Peter Schwarz

Im Herbst 2008 wurde das erst ein Jahr zuvor gegründete tschechische Institut für das Studium der totalitären Regime (Ústav pro studium totalitních režimů, USTR) von einem Tag auf den anderen über die Grenzen des Landes hinaus bekannt: Der Historiker Adam Hradílek, der an diesem Institut die Abteilung für Oral History betreute, hatte am 12. Oktober in der Prager Wochenzeitschrift Respekt einen Artikel veröffentlicht, in dem er nachwies, dass der in Paris lebende Schriftsteller Milan Kundera als…

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Der Spartakusführer Hugo Eberlein und die kurze Räteherrschaft in Berlin-Mariendorf. Notizen über eine unveröffentlichte Rede Eberleins vom 19. November 1918

Ottokar Luban

Der prominente KPD- und Komintern-Funktionär Hugo Eberlein (1887–1941) ist den Historikerinnen und Historikern der Arbeiterbewegung vor allem als Teilnehmer des Gründungskongresses der Kommunistischen Internationale (Komintern) im März 1919 bekannt geworden. Per einstimmigem Beschluss der Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) war er mit dem gebundenen Mandat zur internationalen Konferenz in Moskau geschickt worden, um gegen die Gründung der Kommunistischen…

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»Der« Kommunismus aus Oxforder Sicht

Eckhard Jesse

Archie Brown: Aufstieg und Fall des Kommunismus, Berlin: Propyläen Verlag 2009, 938 S., ISBN 978-3-549-07293-6 David Priestland: Weltgeschichte des Kommunismus. Von der Französischen Revolution bis heute, München: Siedler Verlag 2009, 784 S., ISBN 978-3-88680-708-6 Das Schwarzbuch des Kommunismus unter der Ägide des Franzosen Stéphane Courtois – eines früheren Maoisten – schlug wie eine Bombe ein. 1997 auf Französisch erschienen, kam das wichtige Werk 1998 in deutscher Sprache heraus, ergänzt…

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Erscheinungsformen des »Antikommunismus«. Zur Problematik eines vieldeutigen Begriffs

Bernd Faulenbach

I. »Antikommunismus« als Streitfrage Darüber, was man unter »Antikommunismus« versteht, gehen die Meinungen in den politisch-wissenschaftlichen Diskussionen bis heute erheblich auseinander. Ist »Antikommunismus« für die einen eine zutiefst berechtigte Haltung, die 1989/1990 in Deutschland und Europa einen großen Sieg über den »Kommunismus« errungen hat, so ist der Begriff »Antikommunismus« für die anderen – keineswegs nur für Parteigänger des Kommunismus – vielfach negativ konnotiert. Sie…

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Neophyten, Häretiker, Dissidenten: Polnische Linksintellektuelle und der (Anti-)Kommunismus

Kacper Szulecki

Adam Michnik,1 ein bekannter polnischer »Dissident«, äußerte sich einmal zu seinem Vater wie folgt: »Er hieß Ozjasz Szechter,2 er war Jude und Kommunist; ich bin Pole und Antikommunist. Er verbrachte acht Jahre im Gefängnis, weil er Kommunist war; ich verbrachte sechs Jahre im Kerker, weil ich Antikommunist war.« Gleichwohl haben weder Vater noch Sohn jemals mit der Linken gebrochen. Allerdings bemerkt Michnik auch, der Kommunismus sei »die falsche Wahl gewesen«.3 Welcher Art aber waren die…

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Vom »christlichen Kominform« zur »geistigen Nato«. Das Internationale Comité zur Verteidigung der Christlichen Kultur als transnationale antikommunistische Propagandaagentur

Johannes Großmann

I. Eine umstrittene Ausstellung Am 17. Februar 1959 berichtete der Tagesspiegel über eine Ausstellung im Königssaal des Heidelberger Schlosses, »die ihresgleichen noch nicht gehabt hat: sie gibt einen Überblick über ›Vier Jahrzehnte Kommunismus‹ an Hand eines Anschauungsmaterials, das nur historisch und dokumentarisch belegte Nachweise und Aussagen enthält. Kein wichtiger politischer, sozialer, militärischer oder kultureller Vorgang in der Sowjetwelt vom Stillen Ozean bis zur Elbe, der nicht…

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Antistalinismus oder Antikommunismus? Ruth Fischer als »Kronzeugin« gegen die »kommunistische Verschwörung« in den USA

Mario Keßler

Ruth Fischer (1895–1961) war in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts eine der prominentesten Frauengestalten in Deutschland, sogar in Europa. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte sie zu den Begründern der Kommunistischen Partei Österreichs und erlangte 1924/25 als Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands internationale Berühmtheit. Nach 1945 wurde sie in den USA als »Kronzeugin« gegen die in der Öffentlichkeit immer wieder beschworene »kommunistische Gefahr« bekannt, für…

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Sowjetische Straflager in der russischen Erinnerungskultur. Museen und Gedächtnisorte in der Region Perm

Ulrike Huhn / Manuela Putz

Welchen Stellenwert nimmt die Erinnerung an die Verbrechen der Stalin-Ära und der späten Sowjetunion in der russischen Gesellschaft ein? Wie wird im Russland der Gegenwart an das sowjetische Straflagersystem erinnert? Insgesamt sechzehn junge Menschen aus Russland, Deutschland und Polen, Studierende und Nachwuchswissenschaftler, machten sich im Rahmen der von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen in Kooperation mit der Menschenrechtsorganisation Memorial Perm geleiteten und…

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Die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße als ein Ort des Erinnerns 1989–2011

Hope M. Harrison

1In den mehr als zwanzig Jahren seit dem Fall der Mauer hat die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße stetig an Bedeutung, Besuchern und Inhalt gewonnen sowie zunehmend finanzielle Unterstützung erhalten. Zumindest in den ersten fünfzehn Jahren seit der Gründung 1989 unterlagen die Verwalter der Einrichtung gewissen Einschränkungen durch eigentumsrechtliche Fragen, geringe Mittelausstattung und die Tatsache, dass Öffentlichkeit und Politik grundsätzlich wenig von der Bedeutung der…

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Das Netz des Siegfried Bittermann. Eine explorative Netzwerkanalyse des Widerstands

Ulrich Eumann

Die Flucht Siegfried Bittermanns endete am 27. Dezember 1935 im Kölner EL-DE-Haus, dem damals gerade neu bezogenen Sitz der Zentrale der Geheimen Staatspolizei für den Regierungsbezirk Köln. Zwei Jahre zuvor, Ende 1933, war Bittermann Leiter des in die Illegalität gedrängten Kommunistischen Jugendverbands Deutschlands (KJVD) für die Kölner Stadtbezirke Ehrenfeld und Bickendorf geworden. Im August 1934 floh er über die Grenze nach Belgien, nachdem die Gestapo begonnen hatte, die KJVD-Gruppen in…

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The International Newsletter of Communist Studies

Bernhard H. Bayerlein und Gleb J. Albert

VOL. XVII (2011), NO 24. Edited by Bernhard H. Bayerlein and Gleb J. Albert Published by The European Workshop of Communist Studies With support of The Center for Research on Contemporary History (ZZF), Potsdam, The Mannheim Centre for European Social Research (MZES), University of Mannheim. ISSN Y503-1060 ISSN 1862-698X (for the Online Edition) Executive Editor: Bernhard H. Bayerlein, Mannheim/Cologne/Potsdam. Junior Editor: Gleb J. Albert, Bielefeld…

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Der Antikommunismus in Polen im Spiegel der Vierteljahresschrift Wschód 1930–1939

Zaur Gasimov

Geteilt in zwei ideologische Fronten – die Anhänger der Nationaldemokratie einerseits und die Anhänger Józef Piłsudskis (1867–1935) andererseits – verstanden sich die polnischen Eliten in der Zwischenkriegszeit als ein antikommunistischer Vorposten. Die Nationaldemokraten (endecy) um den polnischen Politiker Roman Dmowski (1864–1939) zeichneten sich weniger durch eine feindselige Haltung gegenüber Russland, als vielmehr durch eine besonders ausgeprägte »Germanophobie« gepaart mit Antisemitismus…

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Abschied vom Stalinismus? Charismatische Herrschaftskonfigurationen im titoistischen Jugoslawien

Marc Zivojinovic

Tito wird in der Rückschau gerne als Charismatiker charakterisiert. Zugleich scheint Jugoslawien der einzige Staat in Osteuropa gewesen zu sein, in dem reformkommunistische Ideen mehr als nur rhetorischer Schmuck einer im Kern repressiven Staatlichkeit waren. Im Folgenden wird es daher darum gehen, zu klären, inwieweit im jugoslawischen Fall von einer konsequenten Abkehr vom stalinistischen Modell gesprochen werden kann und wie sich das Charisma Titos gegenüber den Reformanstätzen verhielt. Als…

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Die Rolle der exkommunistischen Intellektuellen beim Kongress für kulturelle Freiheit

Daniela Muraca

Am Tag, an dem in Berlin die Gründungsveranstaltung des Kongresses für kulturelle Freiheit (Congress for Cultural Freedom, CCF) stattfand, schrieb die Presseagentur United Press über deren Ziele: »Das fünftägige Treffen wird die vermeintlichen Freiheiten des sowjetisch beherrschten Ostblocks kritisch hinterfragen und versuchen, die in der Sowjetunion stattfindenden und von ihr finanzierten ›Friedens‹-Demonstrationen als rein politische Manöver zu entlarven.«1 Wenige Tage nach dem Ende der…

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Autobiografie als Kritik: Der 14. Dalai Lama und der chinesische Kommunismus (1959–1990)

Felix Wemheuer

Während des Kalten Krieges spielte das Genre der Autobiografie im Rahmen der Kritik des Westens am »real existierenden Sozialismus« eine wichtige Rolle. Besonderen Einfluss auf die Wahrnehmungen des Sozialismus übten weniger die Kampfschriften von konservativen Antikommunisten aus, vielmehr war es die Kritik von sozialistischen Dissidenten, Anhängern unterlegener Fraktionen oder von ehemaligen Funktionären, die in den Westen flohen, die entscheidende Wirkung zeigte. Der geflohene Dissident galt…

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Die zeitgeschichtliche Forschung im Baltikum und der Antikommunismus

Olaf Mertelsmann

1Wer die zeithistorische Forschung im Baltikum insbesondere zur Ära der baltischen Sowjetrepubliken betrachtet, kann sich des Eindrucks eines starken antikommunistischen Untertons nicht erwehren. Dies lässt sich offensichtlich mit der historischen Erfahrung und der Genese der baltischen Zeitgeschichte erklären. Der Stalinismus forderte im Baltikum einen deutlich höheren Blutzoll als in den meisten ostmitteleuropäischen Ländern, und kaum eine Familie blieb unberührt. Wenn die baltischen…

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Momentaufnahme: Aktuelle Fragen der Erinnerungskultur in Ungarn. Debatten außerhalb der Geschichtswissenschaft

Krisztián Ungváry

Dass die Geschichte von jeder Generation neu interpretiert wird, ist eine normale Erscheinung. In Ungarn können diesbezüglich in den letzten zehn Jahren auf allen Gebieten der Erinnerungskultur Neuinterpretationen festgestellt werden. Die meisten werden jedoch nicht von Wissenschaftlern entworfen. Vielmehr geht es um die gesellschaftliche Neuverortung von historischen Ereignissen. Bestes Beispiel ist die hier nicht in aller Ausführlichkeit erörterbare Debatte über den Ursprung der Madjaren.…

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Der mühsame Weg zur Anatomie der Macht. Die archivalische DDR-Überlieferung als Herausforderung für die historischen Hilfswissenschaften

Hans-Christian Herrmann

Seit dem Ende der DDR und der Öffnung der Archive steht der deutsche Arbeiter- und Bauernstaat im Mittelpunkt der zeitgeschichtlichen Forschung. Trotz mancher Aktenvernichtungen im Zuge der Ereignisse von 1989 besteht kein Mangel an Quellen. Entsprechend vielfältig und facettenreich präsentieren sich die Studien. Archivwissenschaftliche und quellenkundliche Fragestellungen werden allerdings kaum bearbeitet – gerade sie sind aber für jeden Historiker hilfreich, insbesondere wenn er sich zum…

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung 2011

Gleb J. Albert M.A., geb. 1981, Studium in Köln und Krakau, 2005–2009 wissenschaftliche Hilfskraft am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (Universität Mannheim); z. Zt. Promotion an der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (Universität Bielefeld) zum Thema »Repräsentationen und Praktiken des revolutionären Internationalismus in der frühen Sowjetgesellschaft, 1917–1927« (Betreuer: Prof. Dr. Thomas Welskopp, Prof. Dr. Klaus Gestwa). Mithg.: The International…