In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.
Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.
Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.
Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

Wer war wer in der DDR
Reutter, Rudolf
* 28.3.1897 – ✝ 8.8.1980Geb. in Göttingen; Vater kfm. Angest.; aufgewachsen bei den Großeltern; 1903 – 11 Volksschule in München; 1911 – 14 Fortbildungsschule u. Ausbildung zum Elektromonteur in Würzburg; 1914 – 16 Militärdienst, Sold. an der Westfront (Frankreich), schwere Verwundung; 1917 stellv. Waffenmstr. in Amberg; 1917/18 Waffenmeistergehilfe einer Garnison; 1919 USPD u. Teiln. an den Kämpfen in Würzburg während der Bayer Räterep.; 1920 KPD; 1925 – 27 Ltr. des KPD-UB Unterfranken; 1927 – 31 Kursant (mit Unterbrechung 1929/30) an der Internat. Lenin-Schule in Moskau; 1928 – 31 KPdSU; 1929/30 illeg. nach Dtl., Aufbau einer illeg. Funkverbindung Berlin– Moskau (OMS-Apparat der KI); ab Frühj. 1931 Studium am Internat. Agrarinst. in Moskau bzw. in der Landw.-Abt. der KI; 1931 Rückkehr nach Dtl.; zentr. KPD-Instrukteur für Hessen; 1931 – 33 Mitarb. in der Landabt. des ZK der KPD; ab 1933 illeg. pol. Arbeit (»Fred«); 1933 Vertrieb illeg. Ztg. von Prag nach Dtl.; Veröff. in der KPČ-Ztg. »Rudé Právo« u. »Vorwärts« (Reichenbach); ab Juni 1933 illegal in Dtl., Ltr. der »zentralen illegalen Abt. Land«, Nov. 1933 verhaftet, Nov. 1934 vom VGH wegen »Vorber. zum Hochverrat« zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, 1934 – 37 Haft im Zuchthaus Luckau; 1937 – 45 KZ Sachsenhausen; dort Mitgl. der illeg. Parteiltg. (mit Max Reimann, Hans Seigewasser, Kurt Müller) u. des internat. Lagerkomitees; Apr. 1945 Befreiung durch die Rote Armee. 1945/46 KPD/SED; 1945 Bez.-Vorsteher in Bernau; 1945 Mitbegr. des Antifa-Aussch. in Berlin-Zehlendorf; Mai – Juli 1945 dort stellv. Kdr. der Polizeiinspektion; Aug. 1945 – Okt. 1949 Ltr. der Abt. Landw. des ZK der KPD bzw. PV der SED, ab Apr. 1946 parität. mit Fritz Scholz; 1949/50 persönl. Ref. des Staatssekr. für Landw., Paul Merker; Okt. 1950 kommissar., Apr. 1951 – Sept. 1952 Ltr. der HA Agrarpol. im Min. für Landw. (Nachf. von Heinke Heinks); 1952 – 54 Ltr. der HA Buch u. Ztschr. im Dt. Bauernverlag; Okt. 1954 – März 1958 Ltr. der Abt. Landw. im Aussch. für Dt. Einheit; 1957 Banner der Arbeit; 1958 Ruhestand; 1972 VVO; 1977 Ehrenspange zum VVO; gest. in Berlin.Bernd-Rainer Barth

Wer war wer in der DDR
Richter, Else
* 10.12.1911 – ✝ 27.2.1999Geb. in Weißkirchen an der Neiße (Nordböhmen / Kostel nad Nisou, Tschechien); Vater Textilarb.; Volks-, Mittel- u. Handelsschule; kfm. Lehre u. Arbeit als Kontoristin u. Rechtsanwaltsgehilfin; 1932 KPČ; Sekr. bzw. Stenotypistin bei der Red. der Ztg. der sudetendt. Kommunisten »Vorwärts« in Reichenbach, später bei der Red. der Ztg. »Rote Fahne« in Prag; Mai 1939 Flucht nach Polen; Mitarb. in Flüchtlingskomitees; Aug. 1939 Emigr. in die UdSSR; Metallarb.; zeitw. Evakuierung nach Sibirien; später Übersetzerin bei der Pol. HV der Roten Armee. 1945 Rückkehr in die ČSR; 1946 nach Dtl.; Mitarb. des ZK der KPD; 1946 SED; 1946 49 Ltr. der Allg. Abt. des ZS des SED-PV; später Angest. eines frz. Wirtschaftsrepräsentanzbüros in Ost-Berlin; gest. in Berlin.Andreas Herbst

Wer war wer in der DDR
Richter, Friedrich
* 5.6.1894 – ✝ 3.3.1984Geb. in Brünn (Brno / Tschechien) in einer jüd. Familie; Vater Dir. einer Textilfabrik; Gymnasium; Beginn einer kfm. Lehre, abgebrochen; schauspieler. Ausbildung am Raimund-Theater in Wien; erste Theatererfahrung 1920 am Theater in Bielsko (ČSR); Heirat mit der Schauspielerin Amy (Emmi) Frank (1897 1980); 1921 Debüt in Neustrelitz; Engagements in Brünn, am Dt. Theater in Prag, Raimund-Theater, Lebe-Theater in Breslau, in Stuttgart u. 1928 32 mit Amy Frank am Schauspielhaus in Düsseldorf bei Louise Dumont u. Alfred Lindemann; 1928 KPD; 1929 Mitbegr. u. Mitgl. der Schauspielergem. »Truppe im Westen«; 1933 Engagement am Schauspielhaus Köln; März 1933 Verhaftung durch die Gestapo, Freilassung wegen tschech. Staatsbürgerschaft, Ausweisung aus Dtl.; mit Amy Frank Rückkehr nach Brünn, Prag; 1936 38 Emigr. in die UdSSR; Zusammenarbeit mit Maxim Vallentin am Dt. Gebietstheater Dnepropetrowsk; danach als Pädagoge u. Schauspieler am Dt. Staatstheater in Engels; nach verleumder. Anschuldigungen auf Anraten der KI 1938 über Polen u. Schweden Emigr. nach England; im Emigrantenkabarett »24 schwarze Schafe« (Mitgl. u. a. Paul Dehmel, Annemarie Haase, John Heartfield, Charlotte Küter); 1940 Sprecher bei der BBC London. 1948 auf Initiative von Wolfgang Langhoff Rückkehr u. Engagement am Dt. Theater (DT); 1950/51 Theater am Schiffbauerdamm; 1952 70 zus. mit Amy Frank am DT; Rollen: Nathan (alternierend mit Eduard von Winterstein, R: Adolf P. Hofmann, Amy Frank als Daja), Gloster (»König Lear«, 1957, R: Wolfgang Langhoff); seit 1950 Filmarbeit bei der DEFA, u. a. mit Slátan Dudow (»Frauenschicksale«, 1952); SED; 1969 NP; VVO; gest. in Berlin.Garderobengespräch mit F. R. In: Theater der Zeit (1975) 11.Aune Renk

Wer war wer in der DDR
Richter, Horst
* 8.7.1938Geb. in Schlochau (Westpr. / Człuchów, Polen); Vater Angest.; Grund- u. OS; 1958 63 Studium der Geologie an der Univ. Rostock, Dipl.-Geologe; 1963 67 Objektgeologe in Freiberg; 1968 SED; 1967 71 Abt-Ltr., 1971 78 Betriebsteilltr., 1978 83 Dir. des VEB Geolog. Forsch. u. Erkundung Freiberg; 1976 Prom. zum Dr. oec.; 1981 / 82 Fernstudium an der SED-BPS; 1984 88 Stellv. des Min. für Geologie, 1988 / 89 Staatssekr. im Ministerium für Geologie; 1989 91 GD der Wismut (Nachf. von Horst Bellmann). Nach 1991 Aufbau des Bergbaudienstleisters G.E.O.S. Freiberg Ingenieurgesell. mbH; Funktionen in zahlr. Branchenverbänden; Vorstandsvors. des Geokompetenzzentrums Freiberg e. V. u. Mitgl. des wiss. Beirats der Dt. Rohstoff AG (DRAG).Andreas Herbst

Wer war wer in der DDR
Richter, Peter
* 21.9.1939Geb. in Plauen; 1957 62 Studium der Pharmazie an der KMU Leipzig; 1963 SED; 1963 76 wiss. Ass. an der KMU, dort 1968 Prom.; 1974 Habil., 1976 Doz., 1979 ord. Prof. für Pharmazie an der EMAU Greiswald, 1978 82 stellv. Sektionsdir. für Erziehung u. Ausbildung, 1984 88 Prorektor für Naturwiss.; 1988 Mitgl. der SED-KL Greifswald; 1988 90 Rektor (Nachf. von Artur Bethke), Einleitung von Reformprozessen an der EMAU u. Aufbau neuer wiss. Kontakte in die Bundesrep. Dtl., insb. zur Univ. Osnabrück; Forschungsaufenthalte in Stanford (USA) u. Nancy (Frankreich). 1992 94 Forschungsmitarb. der Fa. Helopharm in Berlin-Reinickendorf; 1994 2004 Dir. bzw. wiss. Mitarb. der Fa. IfAp Service für Ärzte u. Apotheker GmbH, Bad Saarow. Forschungsgebiete: Wirkstoffsynthese (internationale Resonanz der Arbeiten über 4-Amidinophenylbrenztraubensäure), Antiarrhythmika; enge Zusammenarbeit mit dem VEB Pharmazeutisches Kombinat GERMED in Dresden; diverse Patente.Synthese von 4-Amidinophenylbrentraubensäure (APPA), Teil 1. In: Pharmazie (1973) 8, Teil 2. In: Pharmazie (1974) 3; Antiarrhythmisch wirksame Amidinohydrazone substituierter Benzophenone 1. Mitteilung: Synthese neuer Amidinohydrazone u. N-Phenyl-amidinohydrazone substituierter Benzophenone. In: Pharmazie (1992) 10.

Wer war wer in der DDR
Richter, Ulrike
* 17.6.1959Geb. in Görlitz; 1965 Beginn mit dem Schwimmtraining bei der BSG Motor Görlitz, 1970 KJS Dresden u. Mitgl. des SC Einheit Dresden (Trainer: Uwe Neumann); Spezialdisz.: 100 m u. 200 m Rücken; dreifache Spartakiadesiegerin; 1973 77 14 WR; 1973 u. 1975 WM; 1974 u. 1977 zweifache EM; 1976 dreifache Olympiasiegerin (100 m, 200 m, 4 x 100-m-Lagenstaffel); Stern der Völkerfreundschaft; VVO; nach Beendigung der sportl. Laufbahn 1978 Abitur; 1979 82 Kosmetikstudium an der Med. Akad. in Dresden; seit 1983 selbst. Kosmetikerin in Zwönitz (Sachsen); verh. mit Volker Schmidt, langj. Fußballspieler bei Wismut Aue (heute FC Erzgeb.). 2003 Mit-Unterzeichnerin der Initiative »Sportlerinnen und Sportler für den Frieden«; beschäftigt in der Schülerbetreuung; lebt in Affalter (Sachsen).Klaus Gallinat / Olaf W. Reimann

Handbuch Deutsche Kommunisten
Riebe, Helene
* 3.4.1911 – ✝ 16.12.1975Geboren am 3. April 1911 in Georgendorf/ Pommern, Tochter eines Landarbeiters. Ausbildung und Arbeit als Stenotypistin, 1925 Mitglied des KJVD, 1927 der KPD, Stenotypistin bei der KPD-BL Ruhrgebiet. Ab Januar 1929 in Breslau, anfangs in der Jugendarbeit der BL, dann Frauenleiterin der BL bzw. Orgsekretärin der RHD Schlesien. Mitte 1930 Berufung nach Berlin, Mitarbeiterin im Sekretariat der Reichsleitung der RHD, ab März 1931 in der Reichsleitung der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit, hier Aufbau der Frauenarbeit, Vorsitzende der Reichsfrauenleitung und enge Mitarbeiterin von Ernst Grube. Am 9. Oktober 1933 als Mitglied der illegalen Reichsleitung der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit verhaftet, Dezember 1934 Verurteilung durch den 1. Senat des VGH zu eineinhalb Jahren Gefängnis. Bis 1935 in Berlin-Moabit und im Frauengefängnis Barnimstraße. Nach der Entlassung illegale Arbeit u. a. als Abschnittsleiterin im Norden Berlins. Am 9. März 1936 erneut festgenommen, ging sie zum Schein auf eine Gestapomitarbeit ein, floh im April 1936 nach Prag. Hier erhielt sie im Januar 1937 durch Herbert Lessig (Bert) die Mitteilung, daß sie wegen »Verrats« aus der KPD ausgeschlossen sei. Im August 1937 mit Hilfe von Rudolf Brandt Flucht über Deutschland nach Dänemark, später nach Norwegen. Lebensgemeinschaft mit dem KPD-Funktionär Heinz Dwillat (* 24. 9. 1905 12. 4. 1943). Nach der deutschen Besetzung Norwegens Rückkehr nach Berlin, hier bis 1945 Arbeit als Sekretärin. Nach Kriegsende Angestellte im Bezirksamt Berlin-Kreuzberg. Mit Unterstützung von Kurt Vieweg ab 1. September 1949 im ZV der VdgB. Da ihr die Rehabilitierung verweigert wurde, ging sie später enttäuscht nach Hamburg und dann über die Schweiz nach Australien, wo sie (neu verheiratet) unter dem Namen Bayer lebte. Helene Riebe starb am 16.Dezember 1975 in Australien.

Wer war wer in der DDR
Riedeberger, Erich
* 23.11.1903 – ✝ 4.12.1969Geb. in Leipzig; Vater Buchdrucker; Volksschule; 1918 21 Lehre als Buchdrucker; 1922 Turnwart beim ATSB Leipzig u. Mitgl. der SPD; 1922 40 Buchdrucker; 1925 ATSB-Schule; 1940 45 Sportlehrer im Reservelazarett Dresden. 1945 48 Mitarbeiter im Sportamt Leipzig; 1946 SED; 1949 Mitarbeiter beim DS in Berlin, später Techn. Ltr.; 31.10. 15.12.1950 Mitgl. der ersten dt. Sportlerdeleg. in die UdSSR; 1951 69 Ltr. der Sektion bzw. Präsident des Dt. Turnverb.; 1951 Mitbegr. u. bis 1969 Präsidiumsmitgl. des NOK; 1954 57 Ltr. der Abt. Massensport im Staatl. Komitee für Körperkultur u. Sport; 1954 69 Ltr. der Organisationsbüros der Dt. Turn- und Sportfeste; 1957 69 Vizepräs. des DTSB; 1956 VVO; 1959 NP; 1963 u. 1967 Jahn-Med.; Verdienter Meister des Sports; Ehefrau Hilda R. (1904 1995) internat. Turn-Kampfrichterin u. Gestalterin von Massenübungen bei den Turn- u. Sportfesten; gest. in Leipzig.Volker Kluge

Handbuch Deutsche Kommunisten
Rieger, Ernst
* 10.6.1875 – ✝ 1947Geboren am 10. Juni 1875 in Lautenburg/ Westpreußen, Sohn einer kleinen Handwerkerfamilie; Arbeiter. Er übersiedelte in den neunziger Jahren nach Berlin, trat 1895 in die SPD ein, wurde 1899 in die Spandauer Stadtverordnetenversammlung gewählt, war aktiv als Propagandaredner und schrieb für den »Vorwärts« und das Spandauer SPD-Blatt »Die Laterne«. Nach seinem Umzug nach Berlin-Hohenschönhausen in einer kleinen syndikalistischen Gruppe aktiv. Als scharfer Gegner des Weltkrieges näherte er sich nach 1915 der Spartakusgruppe, ohne seine syndikalistischen Grundgedanken aufzugeben. Rieger war Delegierter von Berlin-Hohenschönhausen auf dem Gründungsparteitag der KPD Ende 1918. Er stand auf dem ultraradikalen Flügel und erklärte: »Wir müssen mit diesem Schwindel, mit dem Parlamentarismus im bürgerlichen Sinne, klipp und klar brechen« und forderte den Parteitag auf: »Lassen Sie sich nicht abbringen und lehnen Sie jede Wahlbeteiligung ab!« Gegen den Willen von Rosa Luxemburg, 4 Paul Levi und anderen Führern folgte der Gründungsparteitag solchen Parolen. Rieger blieb auf dem ultralinken Flügel der Partei und wurde 1920 Mitbegründer der KAP und der Allgemeinen Arbeiter-Union (AAU). Im Juli 1920 verlangte er den Zusammenschluß der Linksradikalen mit den Syndikalisten, ab 1922 war er in der Syndikalistischen Freien Arbeiter-Union (FAUD) aktiv und widmete sich dann ausschließlich kulturellen Problemen, besonders der Feuerbestattung, Schulerziehung und der Jugendweihe. In der Nazizeit nicht verfolgt, trat er 1945 der KPD bzw. 1946 der SED bei. Er wohnte zuletzt in Schöneiche, war dort Leiter der KPD- bzw. SED-Ortsgruppe, Vorsitzender der Konsumgenossenschaft Niederbarnim Süd. Ernst Rieger starb 1947 in Schöneiche bei Berlin. Sein Sohn Heinz Rieger war wegen antifaschistischer Arbeit in der NS-Zeit verurteilt, zuletzt zur »Bewährung« in einem Mienenräumkommando in Baden, kam im Februar 1946 aus alliierter Kriegsgefangenschaft zurück und trat in die KPD/SED ein. Er wurde Dolmetscher bei der amerikanischen Militärregierung. Im Juni 1946 von einer sowjetischen Militärstreife in Schöneiche verhaftet, wegen Spionage von einem sowjetischen Sondergericht verurteilt, kam er in das »Speziallager« nach Buchenwald, 1948 nach Workuta. Von dort 1956 entlassen, lebte Heinz Rieger dann in West-Berlin.

Wer war wer in der DDR
Riemer, Kurt
* 28.1.1909 – ✝ 30.11.2004Geb. in Berlin; Vater Zugführer; Volksschule; Lehre als Werkzeugmacher; 1925 DMV; 1931 KPD; Pol.-Ltr. bzw. Org.-Ltr. der Betriebszelle der KPD bei Osram; ab Febr. 1933 illeg. Arbeit; 18.1.1934 erste Verhaftung; später Mitgl. der Widerstandsgr. um Robert Uhrig u. der Gruppe Europ. Union; 9.9.1943 Verhaftung, 1943 KZ Sachsenhausen, April 1945 Evakuierungsmarsch. Mai Dez. 1945 Bürgermstr. in Telschow / Krs. Ostprignitz; anschl. Metallarb. bei AEG Brunnenstraße; 1946 SED; ab 1.5.1946 1948 Sachbearb. bzw. Ltr. der Abt. zur Überprüfung ausländ. Vermögens der Zentr. Kommission für Sequestrierung u. Beschlagnahme; April 1948 HA Ltr. im »Ausschuß zum Schutz des Volkseigentums« der DWK (Ermittlung ausländ. Vermögens); Juni Nov. 1949 Ltr. der Abt. Kader der DWK bzw. ab Nov. 1949 30.9.1951 Ltr. der HA Personal des Min. des Innern; 1949/50 Mitgl. der ZPKK; ab Okt. Dez. 1951 Assistent im VEB Stahl- u. Walzwerk Riesa; Jan. 1952 zunächst kommissar. Dir., ab März 1952 56 Dir. der Eisenwerke West in Calbe (Saale); 1956 58 Ltr. der Hauptverw. Eisenindustrie im Min. für Berg- u. Hüttenwesen; 1956 Banner der Arbeit; 1958/59 1. Vors. des Bez.-Wirtschaftrats Magdeburg u. Mitgl. des Büros der SED-BL Magdeburg; 1958 63 Abg. des Bez. Tags Magdeburg; 1958 63 Kand. des ZK der SED; 1959/ 60 Sektorenltr. Schwarzmetallurgie in der SPK; 1959 u. 1965 VVO; 1960 Ltr. der Abt. Kader der SPK; 1961 65 Ltr. der Abt. Kader im VWR; 1965 71 stellv. Ltr. der Abt. Kader im Min. für Erzbergbau, Metallurgie u. Kali; ständ. Vertreter der DDR im Internat. Sachsenhausen-Komitee; 1969 VVO; 1974 Ehrenspange zum VVO; 1984 KMO.Andreas Herbst

Handbuch Deutsche Kommunisten
Rieß, Ludwig
* 1.10.1893 – ✝ 7.3.1965Geboren am 1. Oktober 1893 in München, Sohn eines Fabrikarbeiters; Schlosserlehre. Ab 1913 lebte er in Hamburg und arbeitete auf der Werft. 1918 Mitglied der USPD. Von 1919 bis 1921 leitete er die USPD und nach der Verschmelzung des linken Flügels der USPD mit der KPD die VKPD in Hamburg-Eimsbüttel. 1924 war Rieß zeitweise auch Orgleiter der BL Wasserkante. Er arbeitete später in der sowjetischen Handelsvertretung in Hamburg und stand in enger persönlicher Verbindung zu Ernst Thälmann. Im Zusammenhang mit der Wittorf-Affäre geriet Rieß 1928 zusammen mit Willy Presche in die Schlagzeilen. Gegen ihn wurde ein Parteiverfahren wegen Unterschlagung von Parteigeldern eröffnet, aber nach der »Rehabilitierung« Thälmanns wieder eingestellt. Im Juni 1929 war Rieß Delegierter des XII. Parteitages, ab 1931 Leiter der Freidenkerbewegung in Hamburg. Seit Februar 1933 illegal, emigrierte er im Januar 1934 in die Niederlande. Hier gehörte er der Amsterdamer Emigrationsleitung an und stand ab September 1937 an deren Spitze. Nach innerparteilichen Auseinandersetzungen wurde Rieß abgesetzt und war 1939/40 Verbindungsmann zum allgemeinen Flüchtlingskomitee. Am 25. Juni 1940 wurde er verhaftet und am 23.Mai 1941 vom VGH in Berlin zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Anschließend nach Hamburg überführt, soll Rieß der Gestapo als Auskunftsperson gedient haben. Nach 1945 lebte er in München, er war politisch nicht mehr aktiv. Ludwig Rieß starb am 7. März 1965 in Hamburg-Altona.

Wer war wer in der DDR
Rietz, Hans
* 26.4.1914 – ✝ 25.5.1996Geb. in Könnern (Krs. Bernburg), Mutter Arbeiterin; Volks- u. Mittelschule in Bitterfeld; 1928 32 Schlosserlehre; 1928 KJVD u. DMV; 1932 39 Schlosser bei IG Farben in Wolfen; zwischendurch zwei Jahre Wehrdienst; 1939 45 RAD u. Wehrmacht, Oberwachtmstr.; dann sowj. Kriegsgefangenschaft, Mitarbeit in einem Lageraktiv u. an einer Antifa-Lagerschule. 1949 Rückkehr nach Dtl.; 1949 FDGB u. DBD; 1949 51 Ltr. der DBD-Parteischule in Borkheide (Belzig); ab 1951 Mitgl. des PV der DBD u. in ltd. Funktionen tätig; 1954 82 Mitgl. des Präs. des PV; 1963 Sekr. für Org.; 1963 82 stellv. Vors. der DBD; 1977 82 Vors. des Parteischiedsgerichts (Nachf. von Stephan Zagrodnik); später Vors. der Veteranenkommission der DBD; 1954 86 Abg. der Volkskammer, u. a. ab 1963 stellv. Vors. des Aussch. für Nat. Verteidigung, 1976 81 Mitgl. des Präs.; ab 1958 Mitgl. des NR der NF u. des Zentralvorst. der DSF; 1960 76 stellv. Vors. des Staatsrats; 1963 Mitgl. des Präs. der Freundschaftsges. DDR Italien; 1964 u. 1979 VVO; 1974 Stern der Völkerfreundschaft; 1980 Mitgl. des Präs. u. des ZA der Volkssolidarität; 1979 Ruhestand; 1990 nicht an der Fusion von DBD u. CDU beteiligt.Siegfried Kuntsche

Handbuch Deutsche Kommunisten
Reutter, Rudolf
* 28.3.1897 – ✝ 8.8.1980Geboren am 28. März 1897 in Göttingen, Sohn eines kaufmännischen Angestellten; lernte Elektromonteur in Würzburg. Von 1914 bis 1918 Soldat im Weltkrieg, wo er schwer verwundet wurde. 1919 Eintritt in die USPD, 1920 in die KPD. Reutter stand von 1925 bis 1927 an der Spitze des UB Unterfranken. Von 1927 bis 1931 Kursant an der Internationalen Leninschule in Moskau (allerdings im Auftrag der OMS, für ein Jahr illegal in Deutschland). Danach arbeitete er zunächst als Instrukteur des ZK im hessischen Landtagswahlkampf. Von Ende 1931 bis Anfang 1933 war Reutter Mitarbeiter in der Landabteilung des ZK der KPD. Im Februar 1933 ging er in die Illegalität, um von Prag aus die Herausgabe der illegalen »Roten Fahne« zu organisieren. Mitte 1933 wieder in Berlin, übernahm er die Leitung der Abteilung Land und gab die »Bauernbriefe« heraus. Durch Verrat von August Lass am 23. November 1933 verhaftet und am 8.November 1934 vom VGH zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Haft in Luckau kam er ins KZ Sachsenhausen, wo er bis 1945 bleiben mußte. Im Mai 1945 zunächst stellvertretender Leiter der Polizeiverwaltung in Berlin-Zehlendorf, dann leitete er im ZK der KPD die Landabteilung, danach in der SED Funktionär für Agrarfragen. Ab 1951 im Deutschen Bauern-Verlag, von 1954 bis 1958 Leiter der Landwirtschaftsabteilung im Ausschuß für Deutsche Einheit. Er erhielt 1972 den VVO in Gold. Rudolf Reutter starb am 8. August 1980 in Ost-Berlin.Bernd-Rainer Barth

Wer war wer in der DDR
Richter, Erich
* 13.5.1908 – ✝ 2.12.1989Geb. in Leipzig; Vater Arbeiter; Volksschule; Ausbildung zum Maschinenbauer u. Werkzeugmacher; 1922 KJD, 1923 29 Mitgl. der Unterbezirksltg. des KJVD Leipzig; 1925 KPD; 1929 / 30 Sekr. des KJVD-Bez. Ostsachsen, 1930 34 Sekr. des gesamt. KJVD-Bez. Sachsen, anschl. Mitarb. des KPD-Unterbez. Leipzig bzw. der BL Sachsen; 1933 antifasch. Arbeit, Sommer 1933 Emigr. in die UdSSR; 1934 / 35 Kursant an der Internat. Leninschule in Moskau; Teiln. am VII. Weltkongreß der KI; Ende 1935 Rückkehr nach Dtl. u. illeg. Arbeit u. a. in Leipzig, Bezirksltr. der KPD im Ruhrgebiet; 1937 Flucht nach Frankreich, später in der ČSR; 2. Ltr. des KPD-Abschnitts Südwest (Schles., Sachsen, Bayern, Sachsen-Anh.); 1939 Flucht mit dem Flugzeug nach Großbrit., dort Arbeit als Maschinenbauer, Werkzeugmacher u. Tellerwäscher. 1946 Rückkehr nach Dtl.; SED, Abt.-Ltr. des SED-KV Leipzig, Sekr. für Personalpolitik; 1. Sekr. des FDGB-KV Leipzig; 1949 / 50 1. Sekr. der SED-KL Leipzig; 1951 54 Abt.-Ltr. u. stellv. Chefred. der »Sächsischen Zeitung«; 1955 59 Chefred. der Ztg. »Freie Presse« in Zwickau u. der SED-Bezirksztg. »Das Volk« in Erfurt (Nachf. von Kurt Hanke); zeitw. Mitgl. des VDJ-ZV u. Vors. des VDJ-BV Erfurt; 1959 65 Dir. des Senders Leipzig, später Ltr. des Lektorats Rundfunkgesch. beim Staatl. Komitee für Rundfunk; Mitgl. der Zentralltg. des Komitees der Antifasch. Widerstandskämpfer u. des DDR-Friedensrats; 1983 Ehrenspange zum VVO; gest. in Berlin.Andreas Herbst

Wer war wer in der DDR
Richter, Hans Theo
* 7.8.1902 – ✝ 14.9.1969Geb. in Rochlitz (Sachsen); Vater Kfm.; 1909 18 Volksschule u. Realgymnasium in Radebeul; 1918 23 Studium an der Kunstgewerbeakad. in Dresden, vor allem bei Georg Erler; 1923 26 freischaff. in Dresden; Studienreisen nach München, Helgoland u. Sylt; 1926 31 Studium an der Akad. der bildenden Künste in Dresden, 1928 dort Mstr.-Schüler von Otto Dix; 1929 Studienaufenthalt in Paris; 1930 32 mehrf. Aufenthalte in Berlin u. Nidden (Ostpr.); bis 1933 außerdem Sicherung des Lebensunterhalts durch Privatunterricht im Malen u. Zeichnen; 1932 44 freischaff. in Dresden; 1933 Beteiligung an der Ausstellung des Dt. Künstlerbunds in Magdeburg; zum Rompreis vorgeschlagen, Aufenthalt jedoch von den NS-Behörden unterbunden; 13.2.1945 Verlust sämtl. Zeichnungen u. Aquarelle beim Luftangriff auf Dresden. 1944 46 Doz. für Grafik an der Staatl. Akad. für Graf. Künste u. Buchgewerbe in Leipzig; 1947 67 Prof. für Grafik an der HS für Bildende Künste in Dresden; 1956 DAK; ab 1958 Betreuung von Mstr.-Schülern im Auftrag der DAK; 1958 Reisen in die UdSSR u. die Niederlande; 1959 Mitgl. der Bayr. Akad. der Schönen Künste; begann als Maler u. konzentrierte sich nach dem 2. Weltkrieg auf Zeichnungen u. Lithographien, hauptsächl. Kinderdarstellungen, Bildnisse, Akte; 1965 NP; gest. in Dresden.Balzer, W.: H. T. R. Dresden 1956; Schmidt, W.: H. T. R. Das grafische Werk. Werkverz. mit Bibl. Berlin, Dresden 1974; Kat. H. T. R. Aquarelle u. Zeichnungen. Berlin 1991 (Bibl. für den Zeitraum 1974 90); Kat. der Villa Griesebach. Berlin 1999/2000.Anke Scharnhorst

Wer war wer in der DDR
Richter, Kurt
* 6.6.1919 – ✝ 25.1.1975Geb. in Berlin; Vater Postgehilfe; Volksschule; 1933 35 Landarb.; 1935/36 Bote; 1936 Arbeiter; 1937 beim Versuch, nach Spanien zu gelangen, nach illeg. Grenzübertritt in die ČSR verhaftet u. ausgeliefert, sieben Mon. Gefängnis; 1937/38 Bote; 1938/39 Arbeiter; 1939/40 Wehrmacht; 1940 42 Arbeiter; 1942 45 Wehrmacht. 1945 48 sowj. Gefangenschaft, 1947 Vors. des Antifa-Komitees im Lager; 1948 SED; 1948/49 Lehrer an der KPS Berlin-Kaulsdorf; 1949 Sekr. der SED-Betriebsgr. Bez.-Amt Berlin-Treptow; 1950 Einjahreslehrgang an der PHS; 1951 Einstellung beim MfS, Abt./HA IX (Untersuchungsorgan); 1952 stellv. Ltr., 1956 Ltr. der HA IX; 1958 Oberst; 1964 Kommandierung, dann Versetzung zum BdL zur Durchführung einer Sonderaufg.; 1964 66 Externstudium an der HU Berlin, 1966 Prom. zum Dr. jur.; 1968 Ltr. der AG Sicherung von Staatsgeheimnissen (später Zentr. Arbeitsgr. Geheimnisschutz).Jens Gieseke

Wer war wer in der DDR
Richter, Rolf
* 23.10.1932 – ✝ 21.8.1992Geb. in Sohland (Spree); Eltern Arbeiter; Volksschule; ab 1951 Studium der Germanistik, Theaterwiss. u. Kunstgeschichte an der HU Berlin; ab 1955 Lehrtätigkeit am Lehrstuhl für Dramaturgie der Dt. HS für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg; 1961/62 Zusatzstudium am Allunionsfilminst. Moskau; danach wieder an der Film-HS Babelsberg; 1962 89 SED; 1967 69 Deutschlektor am Kulturzentrum der DDR in Kairo; 1968 Gründungsmitgl. des Verb. der Film- u. Fernsehschaffenden der DDR, dessen Sekt. für Theorie u. Kritik er zeitw. leitete; ab 1970 freischaff. Autor u. Filmwissenschaftler. Veröffentlichte Erzählungen u. Gedichte in Ztschr. u. Anthol., schrieb publizist. Arbeiten über die Kinematogr. der Dritten Welt u. über den DEFA-Film; Autor von 13 Dok.-Filmen, u. a. »Das wechselvolle Leben des dt. Malers u. Glücksuchers Heinrich Vogeler« (1979), »The Time is Now Jetzt ist die Zeit« (1987), »Ich war ein glücklicher Mensch« (1990); seit Anfang der 80er Jahre zahlr. Collagen u. Grafiken, erste Ausstellung 1991. Nach 1989 u. a. Vors. einer Kommission des DDR-Film- u. Fernsehverb. zur Rehabil. u. Aufführung verbotener DEFA- u. Fernsehfilme, Vorstandsmitgl. des Vereins »Kino Babylon« e. V. u. Mitgl. des Auswahlaussch. für den dt. Filmpreis; 1992 Kunstpreis der Stadt Berlin; gest. in Berlin.Günter Agde

Wer war wer in der DDR
Richter, Wilhelm
* 5.7.1904 – ✝ 4.12.1977Geb. in Rückersdorf (Friedland, Böhmen/ Tschechien); Vater Textilarb.; Volksschule; Lehre als Brettschneider; Sägewerksarb.; kfm. Lehre u. Arbeit; Mitgl. der Holz- u. Textilgewerkschaft; 1919 Soz. Jugend; 1920 KJV; 1923 KPČ; Arbeitersportler; 1927 30 Jugendsekr. des KJV in Karlsbad u. Aussig; 1929 Verurteilung zu eineinhalb Jahren Haft; 1931 33 Verlagsltr. der sudetendt. kommunist. Ztg. »Vorwärts«, der »Internationale« u. 1933 38 der »Roten Fahne« in Prag; 1938 Mitarb. im »Dölling-Komitee« für die Betreuung der aus dem Sudetengebiet geflüchteten kommunist. Kader in Prag; 1939 Emigr. in die UdSSR. 1946 Ankunft in Dtl.; 1946 Mitbegr. u. bis 1949 Verlagsltr. des »Neuen Dtl.«; 1948 Geschäftsf. der Kongreß-Verlag GmbH; 1949 Abt.-Ltr. im SED-PV; 1950/51 Dir. der Dt. Ein- u. Ausfuhrges. (DEAG), der Dachorg. der Außenhandelsbetriebe des ZK der SED; 1951 56 Dir. der Dt. Waren-Vertriebsges. (DWV); 1957/58 GD der Dt. Genußmittel GmbH; 1959 63 GD des DIA Nahrung; anschl. Mitarb. des ZK der SED in der Abt. Handel u. Versorgung; 1963 69 Handelsrat in Bulgarien; später Mitarb. im Min. für Außenwirtschaft/Außenhandel; gest. in Berlin.Andreas Herbst

Wer war wer in der DDR
Rieche, Alfred
* 28.4.1902 – ✝ 6.11.2001Geb. in Dortmund; Vater Chemiker; Abitur in Bernburg (Saale); 1920 25 Studium der Chemie in Greifswald; 1925 Prom. in Erlangen (bei Rudolf Pummerer), anschl. Assistent, dann Ltr. der organ. Abt. des chem. Laboratoriums der Univ. Erlangen; 1930 Habil.; 1933 45 Ltr. eines Labors für Zwischenprodukte im Werk Wolfen der IG Farben; zugl. 1933 Doz., ab 1937 außerord. Prof. an der Univ. Leipzig. 1946 51 Aufenthalt in der UdSSR, dort Einrichtung einer Fabrik für Farbstoff-Zwischenprodukte; anschl. wieder in Wolfen tätig u. Lehrauftrag an Univ. Halle; 1952 67 Prof. u. Dir. des Inst. für Techn. Chemie der FSU Jena; 1954 68 Gründungsdir. des Inst. für Organ. Chemie der DAW in Berlin; ab 1960 auch Prof. für techn. Chemie an der HU Berlin; 1956 Korr. u. 1959 Ord. Mitgl. der DAW, 1959 Mitgl. der Leopoldina, 1964 Korr. Mitgl. der Heidelberger AdW; 1959 NP; Dr. h. c. der TH Hannover (1961), der Univ. Erlangen-Nürnberg (1966) u. der TH Leuna-Merseburg (1991); 1962 August-Kekulé-Med. der Chem. Ges. der DDR, 1975 A.-v.-Baeyer-Gedenkmünze der Ges. Dt. Chemiker; Mithrsg. der »Chem. Berichte«; 1967 em.; gest. in Berlin. Arbeitsgebiete: Organ. u. Techn. Chemie, u. a. Peroxidchemie, Futterhefeherstellung.Die Bedeutung der organ. Peroxyde für die chem. Wiss. u. Technik. Stuttgart 1936; Grundriß der techn. Organ. Chemie. Leipzig 1956. Nordheim, W., Lorentz, M.: Das gährungsgewerbl. Schaffen von A. R. In: Die Branntweinwirtschaft, 1967; Pritzkow, W.: Laudatio anläßl. Ehrenprom. In: Wiss. Ztschr. der TH Leuna-Merseburg (1991) 3.Horst Kant

Wer war wer in der DDR
Riedel, Lars
* 28.6.1967Geb. in Zwickau; begann 1973 bei der BSG Motor Thurm als Leichtathlet; 1983 90 Diskuswerfer beim SC Karl-Marx-Stadt (Trainer: Jürgen Dreßler, Siegfried Eichfeld); Ausb. zum Betonfacharb.; 1985 Silber bei der Spartakiade; 1986 4. Platz Junioren-WM Diskuswerfen; 1990 DDR-Vizemstr., ein Länderkampf für die DDR. 1990 beim Chemnitzer SC; Januar März 1991 Arbeit als Maurer, danach Wechsel zum USC Mainz, seit 1994 beim LAC Erdgas Chemnitz (Trainer: Karlheinz Steinmetz); 1996 Olympiasieger, 2000 Olympia-Silber; WM 1991, 1993, 1995, 1997 u. 2001, 1999 WM-Bronze; 1993 Sieger der Universiade; 1998 EM; Europacup-Sieger 1993, 1995, 1997, 2000 u. 2001; Dt. Mstr. 1992 98, 2000, 2001 u. 2003; Grand Prix-Siege 1991, 1993, 1995, 1997 u. 1999; Sieger der Golden Four 1996; Bestleistung: 71,50 m (1997); 1991 97 13 Länderkämpfe für den Dt. Leichtathletikverb.; 1996 Silbernes Lorbeerblatt, 1997 »Goldene Henne«; Angest. einer Krankenkasse; 2006 Wechsel zum TuS 1897 Saulheim; 2008 Rücktritt wg. Rückenproblemen zeitgl. mit dem Erscheinen seiner Autobiogr. »Meine Welt ist eine Scheibe« (mit Edwin Klein); Ausbildung zum Fitneß-Ökonom; lebt am Tegernsee.Volker Kluge

Handbuch Deutsche Kommunisten
Riegg, Franz
* 8.8.1901 – ✝ 4.5.1945Geboren am 8. August 1901 in München, Sohn eines Schlossers; besuchte das Gymnasium, dann kaufmännischer Angestellter. 1921 Mitglied der KPD. Im Herbst 1923 aktiv an den Aufstandsvorbereitungen beteiligt, mußte er aus Bayern flüchten und kam als Max Dänicke ins Ruhrgebiet. Anfang 1924 Volontär am »Ruhr-Echo«, dann Redakteur der »Westfälischen Arbeiterzeitung« in Dortmund, 1925 Lokalredakteur des »Ruhr-Echos« für Essen. Der theoretisch versierte Riegg wurde im April 1926 Agitpropleiter der BL Ruhr und war gleichzeitig Lehrer an der zentralen KPD-Schule. Von Ende 1927 bis Frühjahr 1929 Teilnehmer eines Schulungskurses in der Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr war er hauptsächlich mit Funktionen im AM-Apparat der KPD betraut. 1932/33 Redakteur an KPD-Organen in Berlin. Ab Februar 1933 illegal für die KPD tätig, wurde Ende 1933 verhaftet und über elf Jahre in Zuchthäusern und KZs gefangengehalten (Ludwigsburg, Dachau, Buchenwald, Neuengamme). Er befand sich unter den 7000 Häftlingen, die Anfang Mai 1945 in der Lübecker Bucht zum Transport verladen wurden. Als dort am 4. Mai die »Cap Arcona« bombardiert wurde, retteten sich nur etwa 400 Gefangene. Riegg gehörte nicht zu den Überlebenden. Auf Beschluß des Amtsgerichts München wurde Franz Riegg 1951 für tot erklärt, als Todestag der 4. Mai 1945 festgestellt.

Wer war wer in der DDR
Rienäcker, Günther
* 13.5.1904 – ✝ 13.6.1989Geb. u. aufgew. in Bremen, Eltern Lehrer; nach dem Abitur 1922 26 Studium d. Chemie an der Univ. München, Abschl. mit Prom. zum Dr. phil.; anschl. Assistent am Inst. für Physikal. Chemie u. am Chem. Laboratorium der Univ. Freiburg i. Br.; 1936 Habil. u. bis 1942 Prof. für anorgan. Chemie u. Technol. sowie Abt.-Vorsteher im Chem. Inst. der Univ. Göttingen; ab 1942 ord. Prof. für anorgan. Chemie u. Dir. des Chem. Inst. an der Univ. Rostock. 1945 Dekan der dortigen Philosoph. Fak.; 1946 SED; Stadtverordn. in Rostock u. MdL Mecklenb.-Vorpom.; Vors. des Bez. Ost-Mecklenb. u. Mitgl. der LL des KB; 1946 48 Rektor der Univ. Rostock; 1949/50 Abg. der Prov. Volkskammer; 1951 Gründungsdir. des Inst. für Katalyseforschung der DAW in Rostock; 1953 Ord. Mitgl. der DAW; 1953 59 Vors. des Zentralvorst. der Gewerkschaft Wiss. u. 1955 59 Mitgl. des FDGB-Bundesvorst.; 1954 62 ord. Prof. für anorgan. Chemie u. Dir. des 1. Chem. Inst. der HU Berlin; 1955 NP; 1957 68 Gen.-Sekr. der DAW; 1958 63 Mitgl. des ZK der SED; Forschungsdir. am Inst. für Physikal. Chemie der DAW; 1965 VVO; 1966 Mitgl. der AdW der UdSSR; 1969 em.; 1971/72 Präs. der Kommission für UNESCO-Arbeit der DDR; Mitgl. u. ab 1977 Ehrenmitgl. des Präsidialrats des KB; gest. in Berlin. Arbeitsgebiete: anorgan. Chemie, heterogene Katalyse.Hubert Laitko / Andreas Herbst

Wer war wer in der DDR
Riesenburger, Martin
* 14.5.1896 – ✝ 14.4.1965Geb. in Berlin; Vater Mitarb. im bekannten Berliner Textilhaus N. Israel, Mutter aus frommer ostjüd. Familie; nach dem Abitur Aufn. des Studiums der Zahnmed., Abbruch während des 1. Weltkriegs; später Unterhalt als Klavierlehrer, Kantor u. Religionslehrer; Studium an der HS für die Wiss. des Judentums in Berlin; ab 1933 Dienst in der Berliner Jüd. Gemeinde, Prediger im jüd. Altersheim in der Großen Hamburger Straße; 1939 Ordination als Rabbiner; ab 1942 nach kurzzeitiger Verhaftung unter Polizeiaufsicht; ab 1943 auf dem Friedhof der Jüd. Gemeinde in Berlin-Weißensee tätig. 11.5.1945 Predigt zum ersten öffentl. Gottesdienst Berliner Juden nach dem Kriegsende; maßgebl. Beteiligung am Neuaufbau der Berliner Gemeinde; 1948 58 Predigten in den 14tägigen Sendungen des Berliner Rundfunks zur Sabbat-Feier; 1953 Vors. der Jüd. Gemeinde Berlin (Ost), nachdem im Jan. 1953 die Ltg. der Berliner Jüd. Gemeinde vor dem Hintergrund der antizionist. Kampagnen im sowj. Machtbereich (SED-ZK-Beschluß »Lehren aus dem Prozeß gegen das Verschwörerzentrum Slánský« vom 20.12.1952) u. der Flucht mehrerer jüd. Gemeindevorsteher aus der DDR ihren Sitz nach Berlin (West) verlegt hatte; Einweihung der Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg; Mitarb. im Friedensrat; 1961 Berufung zum Landesrabbiner; Dr. h. c. der Jur. Fak. der HU Berlin; 1956 u. 1961 VVO; 1987 Benennung einer Straße in Berlin-Hellersdorf nach R.Also spricht dein Bruder. Predigten. Berlin 1958; Das Licht verlöschte nicht. Dokumente aus der Nacht des Nazismus. Berlin 1960.Jan Wielgohs

Wer war wer in der DDR
Rilla, Paul
* 26.12.1896 – ✝ 5.11.1954Geb. in Neunkirchen; Volksschule, Gymnasium; bis 1933 Ltr. des Feuilletons einer Breslauer Tagesztg.; Hrsg. im Propyläenverlag; zeitweise einem von der Reichsschrifttumkammer verhängten Publikationsverbot unterworfen. Nach 1945 Ltr. der Kulturred. der »Berliner Ztg.«; einer der wichtigen Theaterkritiker der SBZ bzw. frühen DDR; 1950 Mitgl. der AdK; 1950 NP; wichtiger Vertreter marxist. Lit.-Kritik u. -Geschichtsschreibung der frühen DDR; Arbeiten zu Thomas Mann, Arnold Zweig, Bertolt Brecht, Johannes R. Becher, Anna Seghers; war Hrsg. der »Dramaturgischen Blätter«; Hrsg. der Ges. Werke von Gotthold E. Lessing (11 Bde., Berlin u. Weimar 1954 58); letzte bedeutende Arbeit war die Monographie »Lessing u. sein Zeitalter«; gest. in Rostock.Lit., Kritik u. Polemik. Berlin 1950; Vom bürgerl. zum soz. Realismus. Leipzig 1967; Theaterkritiken. Berlin 1978 (Hrsg. L. Pfelling); Lit. als Geschichte. Zwei Streitschriften. München 1978. Mayer, H.: Zur dt. Lit. der Zeit. Reinbek 1967.Bernd-Rainer Barth

Wer war wer in der DDR
Reymann, Georg
* 31.12.1914 – ✝ 15.10.1999Geb. in Herrnhut (Krs. Löbau-Zittau); Vater Schriftsetzer, Mutter Heimarbeiterin; 1921 29 Volksschule in Neustadt (Sachsen); 1929 33 kfm. Ausb. in Neustadt; 1933 / 34 SA (Grenzschutz); 1933 36 Ausb. zum Schriftsetzer u. Geselle an der Gewerbeschule Dresden; 1937 / 38 Wehrmacht, Funker der Nachrichtentruppen in Leipzig; 1938 / 39 Schriftsetzer bei der »Leipziger Illustrierten Ztg.« in der Fa. J. J. Weber in Leipzig, gleichz. Besuch der Meisterschule für das graph. Gewerbe in Leipzig; 1939 44 Wehrmacht (Nachrichten), Einsatz in Polen, Holland, Belgien, Frankreich, der UdSSR u. Bessarabien, zuletzt Hptm.; ab Aug. 1944 sowj. Kriegsgef. in Krasnogorsk (Lager 47B), Elabuga (Lager 27) u. Moskau (Dynamostadion), Arbeit als Gärtner, Buchbinder u. Maurer. Sept. 1948 Rückkehr nach Dtl.; Nov. 1948 Eintritt in die KVP; 1948 / 49 Fernschreibreferent in der Landesbehörde der VP Sachsen; 1949 SED; 1949 / 50 Lehr- u. Ausbildungsltr. (Hauptfachlehrer) an der Offiziersschule der VP in Pirna; Nov. 1950 Okt. 1952 Ltr. der 5. Abt. (Nachrichtenverbindungen) der HV Ausb. / Stab, Okt. 1952 März 1956 Chef des Stabs der 3. Verwaltung (Fernmeldewesen) im MdI, Okt. 1952 Oberst; ab Nov. 1953 im Stab der KVP; seit Gründung der NVA 1956 / 57 Chef der Nachrichtentruppen im Hauptstab des MfNV; 1956 68 Mitgl. der SED-Parteiltg. im MfNV; 1957 75 Chef der Verw. Nachrichten im MfNV; 1961 Gen.-Maj.; 1963 Verdienstmed. der NVA in Gold; 1968 Lehrgang für ltd. Kader der NVA an der Militärakad. »Friedrich Engels«; 1970 Kampforden für Verdienste um Volk u. Vaterland; Med. der Organe des MdI in Gold; 1974 VVO; Orden Banner der Arbeit; Sept. 1974 aus gesundheitl. Gründen aus dem aktiven Dienst entlassen; März 1975 Ruhestand; 1975 Mitgl. des ZV der GST u. Präs. des Radioklubs der DDR; 1975 Ehrenspange zum VVO; 1979 Scharnhorst-Orden; gest. in Berlin.Drews, M., Stoll, M.: Soldaten der ersten Stunde. Fünf Lebensbilder. Berlin 1981; Diedrich, T., Wenzke, R.: Die getarnte Armee. Gesch. der KVP der DDR 1952 1956. Berlin 2001.Bernd-Rainer Barth

Wer war wer in der DDR
Richter, Evelyn
* 31.1.1930Geb. in Bautzen; Vater Betreiber eines Sägewerks; 1936 40 Grundschule, 1940 44 Zinsendorfschule in Kleinwelka u. Niesky; 1948 52 fotograf. Ausbildung bei Pan Walther u. Franz Fiedler in Dresden; 1952 53 Arbeit als Laborantin; 1953 56 Studium der Fotogr. an der HS für Grafik u. Buchkunst Leipzig, Exmatrikulation nach Antrag auf Freistellung; 1956 80 freischaff. als Fotografin; Finanzierung u. a. durch Arbeiten für die Leipziger Messe; 1956 58 Mitgl. der Gruppe »action fotografie« in Leipzig; 1979 erste Personalausstellung im Neuen Kobalthaus der med. Akad. »Carl-Gustav Carus«; 1980 90 Lehrauftrag an der HS für Grafik u. Buchkunst Leipzig; 1983 Ausstellung im Studio, Altes Museum Berlin; 1987 Beteiligung an den »Rencontres internat. de la Photographie«, Arles. 1990/91 Lehrauftrag für Fotogr. an der FH Bielefeld; 1991 Ehrenprofessur an der HS für Grafik u. Buchkunst Leipzig; 1992 Kulturpreis der Dt. Ges. für Fotogr., Köln; 2006 Kunstpreis der Stadt Dresden; arbeitet in Neukirch (Lausitz). Schwerpunkte der Arbeit sind soziale Fotogr. u. das Künstlerporträt.Klaus Störtebeker. Leipzig 1960 (Text: K. Barthel); David Oistrach. Berlin 1973 (Text: E. Krause); Paul Dessau. Leipzig 1974; Entwicklungswunder Mensch. Leipzig 1980 (Text: H. D. Schmidt). Kat. E. R. Galerie P Leipzig 1983; Guth, P.: Die soziale Haut der Zeitgeschichte. In: Bild. Kunst (1993) 2; Kat. E. R. Zwischenbilanz. Staatl. Galerie Moritzburg Halle 1992, HS für Grafik u. Buchkunst Leipzig 1993 (mit Bibl.); Astrid, I. (Hrsg.): E. R. arrested time. Heidelberg 2002; Schmidt, H.-W. (Hrsg.): E. R. Rückblicke, Konzepte, Fragmente. Bielefeld 2005.Anke Scharnhorst

Wer war wer in der DDR
Richter, Helmut
* 30.11.1933Geb. im mähr. Bruntàl (dt. Freudenthal) (ČSR / Tschechien); Vater Schneider; 1945 Flucht nach Sachsen-Anh.; nach 1947 Saisonlandarb., Gemeindesekr. u. Traktorist; 1950 Lehre als Maschinenschlosser in Leipzig; 1953 Delegierung an die ABF; 1956 58 Stud. der Physik in Leipzig; 1958 61 Prüfingenieur; SED; 1961 64 Stud. am Lit.-Inst. »Johannes R. Becher« in Leipzig; danach freiberufl. Journalist u. Schriftst.; ab 1970 als Nachf. von Georg Maurer Ltr. des Lyrikseminars am Lit.-Inst., 1989 Prof., 1990 bis zur vorübergehenden Auflösung des Lit.-Inst. (1992) dessen Dir.; 1982 Gründer der Ztschr. »Leipziger Blätter«, bis zum Frühjahr 1989 dort Cheflektor, nach 1990 im Beirat. Nach journalist. Anfängen (Reportagen, Glossen, Porträts) Lyrikveröff. in Anthologien; 1967 erster eigener Gedichtband »Land fährt vorbei«; Erzählungen, Theaterstücke, Hörspiele, Filmszenarien; im Mittelpunkt der sprachl. routinierten, doch wenig ambitionierten Texte steht die sächs. Industrielandschaft; in der Reportage »Schnee auf dem Schornstein« (1969) verarbeitet R. Erfahrungen beim Bau des Großkraftwerks Thierbach. Da die konfliktreichen Beziehungen zwischen den Arbeitern weitgehend ungeschminkt beschrieben sind, bleibt der Text lange verboten; im Roman »Scheidungsprozeß« (1971) werden Emanzipationskonflikte der Frau in der sozialist. Gesell. thematisiert; 1978 Drehbuch zum Fernsehfilm »Über sieben Brücken mußt du gehn«, der v. a. durch die Musik der Gruppe »Karat« in Erinnerung geblieben ist; 1971 u. 1978 Kunstpreis der Stadt Leipzig (im Koll.); lebt in Leipzig.Wiedersehen nach Jahr und Tag. Leipzig 1998; Was soll nur werden, wenn ich nicht mehr bin? Hundert Gedichte. Leipzig 2008. Killy, W. (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren u. Werke dt. Sprache. Berlin 1998.Christian Krause

Wer war wer in der DDR
Richter, Kurt
* 13.9.1921 – ✝ 24.10.1981Geb. in Gera; Vater Bahnhilfsarb.; Volksschule; 1936 40 Lehre u. Arbeit als Maschinenschlosser; 1940 RAD, dann Wehrmacht; April 1945 amerik. Gefangenschaft, dann Flucht; Rückkehr nach Gera. 1945/46 KPD/SED; 1945 Einstellung bei der Polizei Gera; 1947/48 Besuch der Höheren Polizeischule Berlin; 1948/49 Lehrer an der Landespolizeischule Erfurt; 1949 stellv. Operativ des Ltr. des VP-Krs.-Amt Rudolstadt; 1950 Besuch der LPS Bad Blankenburg; 1951 Mitarb. in der Abt. Politkultur der Landespolizeibehörde Thür. in Weimar; dann Einstellung beim MfS, Krs.-Dienststelle Greiz; 1952 Ltr. der Krs.-Dienststelle Greiz; dann stellv. Politkultur des Ltr. bzw. 1. Sekr. der SED-KL der BV Suhl; 1954 stellv. Operativ des Ltr. der BV Suhl; 1959/60 Besuch der PHS; 1960 Ltr. der BV Suhl (Nachf. von Kurt Grünler) u. Mitgl. der SED-BL Suhl; 1962 68 Fernstudium an der JHS Potsdam-Eiche, Dipl.-Jur.; 1969 Oberst; 1974 Freistellung; 1975 Entlassung.Jens Gieseke

Wer war wer in der DDR
Richter, Trude
* 19.11.1899 – ✝ 4.1.1989Geb. in Magdeburg; Vater Postbeamter; Gymnasium in Danzig, Pädagogik-Ausbildung; 1919 Erzieherin auf der Insel Poel (b. Wismar); 1920 24 Studium der Germanistik, Geschichte u. Kunstgeschichte in Berlin, ab 1923 in Frankfurt (Main); daneben Fremdsprachenlehrerin in Danzig; 1924 Gymnasiallehrerin in Frankfurt (Main); 1925 Assessorenprüf. u. Prom., 1926 33 Studienassessorin bzw. Studienrätin in Frankfurt (Main), Kassel u. ab 1930 in Berlin; 1931 KPD; ab Jan. 1931 Mitgl. u. 1. Sekr. des BPRS (Deckn. »Trude Richter«), Zusammenarb. u. a. mit Johannes R. Becher, Georg Lukács u. Ludwig Renn; 1932 gleichztg. Lehrerin an Schulen in Berlin-Wilmersdorf; bis April 1934 illeg. Arbeit für den BPRS u. Mitgl. der Red. der illeg. »Neuen Dt. Blätter«; April 1934 über Prag Emigr. in die UdSSR; 1935 36 Doz. am Pädagog. Inst. für neuere Sprachen in Moskau; 1934 u. 1936 Doz. am Dt. Pädagog. Inst. »MOPINJA« in Odessa, Hrsg. von Sprachlehrbüchern; publizist. tätig an der theoret. Arbeit der dt. Sekt. der Internat. Vereinigung rev. Schriftst.; 1936 zweite Prom. an der Moskauer Lomonossow-Univ.; Nov. 1936 zus. mit ihrem Mann Hans Günther verhaftet wegen »konterrev. trotzkist. Tätigkeit«, ohne Prozeß zu 5 Jahren Straflager u. ewiger Verbannung verurteilt; Jan. 1937 Ausschluß aus der KPD; Lagerhaft im Kolyma-Gebiet; Okt. 1938 Tod ihres Mannes; 1946 Entlassung aus dem Lager, Ansiedl. in Magadan; Garderobenfrau am dortigen Theater; 1949 erneute Verhaftung u. Verbannung nach Ustj-Omtschug, dort u. a. Sprachlehrerin; 1954 Aufhebung der Verbannung, erneute Übersiedl. nach Magadan, dort Konzertmstr. am Theater; Jan. 1957 durch das Oberste Gericht der UdSSR rehabil.; Apr. 1957 nach Einsatz von Anna Seghers u. J. R. Becher Rückkehr nach Dtl.; Juni 1957 parteiinterne Rehabil. durch die ZPKK, SED; Doz. am Inst. für Lit. »Johannes R. Becher« in Leipzig; Stern der Völkerfreundschaft; 1968 Ruhestand; gest. in Leipzig. Ihre vollständig. Lebenserinnerungen, die auch über die Jahre der Lagerhaft u. Verbannung berichten, erschienen erst nach ihrem Tode.Das Glück des Bitteren. Reise durch die Literatur. Halle 1969; Die Plakette. Halle 1972; Totgesagt. Erinnerungen. Halle, Leipzig 1990. Barck, S.: Homo sum. T. R. zum Gedenken. In: Sonntag (1989) 4; Hilzinger, S.: »Ich hatte nur zu schweigen.« StrategienBernd-Rainer Barth

Handbuch Deutsche Kommunisten
Richter, Bernhard
* 18.1.1882 – ✝ 10.8.1938Geboren am 18. Januar 1882 in Wurzen, Sohn einer Arbeiterfamilie; lernte Chemigraph. 1905 Mitglied der SPD, von 1917 bis 1920 der USPD, ging Ende 1920 mit dem linken Flügel zur VKPD. Richter war Polleiter eines Stadtteils in Leipzig und Vorsitzender der Beschwerdekommission der KPD Westsachsen. Ab 1924 unbesoldeter Stadtrat in Leipzig. Er gehörte der BL Westsachsen an, arbeitete in deren kommunalpolitischen Abteilung und war Delegierter mehrerer Parteitage. Im Juni 1933 kam er auf Beschluß der MOPR nach Moskau, wo er mit der ebenfalls in die Sowjetunion geflüchteten Martha Kühne zusammenlebte. Richter arbeitete 1933/34 als Korrektor bei der »Deutschen Zentral-Zeitung«, schied aber wegen Differenzen mit der Chefredakteurin Julia Annenkowa aus der Redaktion aus. Er wohnte im Hotel »Lux«, wurde dort vom NKWD verhaftet, der »konterrevolutionären Tätigkeit und Spionage für Deutschland« beschuldigt. Bernhard Richter wurde am 10. August 1938 in Butowo erschossen. Noch im April 1938 hatte Wilhelm Pieck in einem Schreiben an Dimitroff erklärt, daß Richter an keinen »irgendwelchen parteifeindlichen Fraktionen oder Gruppierungen« beteiligt sei. Rehabilitiert wurde Bernhard Richter erst am 29. August 1989.

Handbuch Deutsche Kommunisten
Riechen, Wilhelm
* 12.10.1900 – ✝ 29.1.1978Geboren am 12. Oktober 1900 in Rellingen/Krs. Pinneberg, Sohn einer Gärtnerfamilie. Er wurde Feinmechaniker und Metallarbeiter, trat 1918 in die FSJ, 1919 in die KPD ein, Funktionär im Bezirk Wasserkante. 1923 wegen Teilnahme am Hamburger Aufstand gesucht, lebte Riechen bis 1924 illegal und war bis 1926 Jugendsekretär der KPD Bezirk Wasserkante. Ab Mai 1925 Mitglied des Sekretariats des ZK des KJVD, zunächst verantwortlich für das Ressort »Wirtschaftskampf« bzw. amtierender Sekretär für Organisationsfragen. 1926 wurde er zusammen mit Arkadi Maslow, Ruth Fischer und Hugo Urbahns aus der KPD ausgeschlossen. Als Mitbegründer des Leninbundes gehörte er deren Reichsleitung an, sein Deckname war seit 1923 Jonny. 1933 Emigration nach Schweden, arbeitete dort als Laboratoriumstechniker und Ingenieur sowie als Betriebsleiter. Im März 1941 durch Nazi-Deutschland ausgebürgert, blieb er auch nach Kriegsende in Schweden und wohnte zuletzt in Stockholm. Wilhelm Riechen starb am 29. Januar 1978 in Råsunda, einem Vorort von Stockholm.

Wer war wer in der DDR
Riedel, Sigfried
* 3.9.1918Geb. in Neuwelt (Krs. Schwarzenberg, Erzgeb.); Vater Metallarb.; Volksschule u. Reformgymnasium, Handelsschule; 1929 33 Rote Pioniere, KJVD; 1935 38 kfm. Lehre u. Arbeit als Gehilfe im Kaufhaus in Schwarzenberg; 1938/39 RAD, 1939 45 Wehrmacht; Mai/Juni 1945 amerik. Kriegsgefangenschaft in Bayern. 1945 Buchhalter bei der AG »Sächs. Werke« in Schwarzenberg; 1945/46 KPD/SED; 1945 47 Ltr. des Arbeitsamts Aue, Nebenstelle Schwarzenberg; 1947 Eintritt in die DVP; 1947 49 Büro- u. Personalltr. Krs.-Polizeiamt Aue; ab 1949 in der HV A der DVP; 1949/50 Sonderlehrgang in der UdSSR; 1950 52 Stabschef VP-Dienststelle Leipzig II; 1952/53 Stabschef KVP-Dienststelle Pasewalk; 1953/ 54 Stabschef der Bereitschaft Potsdam II; 1954/55 Chef des Stabs der 4. Verw. der KVP; 1955 57 Studium an der Militärakad. des Gen.-Stabs der Streitkräfte »K. J. Woroschilow« der UdSSR, Dipl.-Militärwiss.; 1958 60 Chef der Verw. Operativ des Hauptstabs im MfNV; 1958 67 Stellv. des Min. u. Chef des Hauptstabs des MfNV (Nachf. von Heinz Hoffmann); 1959 Gen.-Major; 1963 Gen.-Ltn.; 1967 82 Staatssekr. u. Ltr. der HV Planung beim Vors. des Min.-Rats; 1961, 1969 u. 1976 VVO; 1.1.1983 Ruhestand.Andreas Herbst

Wer war wer in der DDR
Rieke, Dieter
* 21.6.1925Geb. in Osnabrück als Sohn eines Beamten; 1942 Umzug nach Gardelegen; 1943 Abitur; Einberufung zum Arbeitsdienst u. zum Kriegsdienst, Febr. 1944 Teiln. an der Schlacht bei Monte Cassino; Juni 1944 US-Kriegsgef. in der Normandie, Flucht, Erkrankung an Malaria. Juli 1945 SPD; Kontakt zum Büro Schumacher in Hannover; Sept. 1945 Ltr. des Nachrichtenamts des Landkrs. Gardelegen; April 1946 SED, danach Aufrechterhaltung der Verbindung zur SPD in Hannover, 4.5.1948 Verhaftung durch die sowj. Geheimpolizei, U-Haft im »Roten Ochsen« Halle, ab 2.10.1948 in Berlin-Hohenschönhausen; 14.4.1949 Verurteilung zu 25 Jahren Haft durch ein Sowj. Militärtribunal, Überstellung ins Speziallager Bautzen, Teiln. an der Häftlingsrevolte im Zuchthaus Bautzen nach Übergabe des Speziallagers an das DDR-MdI im März 1950, Mitautor des Offenen Briefes der Häftlinge, den Herbert Wehner 1950 auf dem Parteitag der SPD verlas; Entlassung nach internat. Intervention am 21.12. 1956; Flucht mit der Fam. in die Bundesrep. am 21.1.1957. 1956 Journalist beim »Vorwärts« in Bonn; 1967 Pressesprecher des Sport- u. Verkehrsamts Rüsselsheim.D. Rieke: Geliebtes Leben. Erlebtes u. Ertragenes zwischen den Mahlsteinen jüngster dt. Geschichte. Berlin 1999.Bernd Florath

Handbuch Deutsche Kommunisten
Ries, Erwin
* 12.10.1907 – ✝ 16.3.1942Geboren am 12. Oktober 1907 in Mannheim, Sohn einer Arbeiterfamilie; wurde Former. Seit 1923 Mitglied der Kommunistischen Jugend, 1927 der KPD. Im Jahr 1930 leitete er den KJVD-Bezirk Baden-Pfalz, 1931 kam er in den AM-Apparat der Partei (Pseudonyme Hans Baum und Paul Radke). 1932 im zentralen AM-Apparat in Berlin, dann bis Dezember 1933 in der illegalen BL Baden in Mannheim. Er emigrierte in das Saargebiet, dann nach Paris und kam 1935 in die UdSSR. Ries studierte zuerst an der KUNMS, war dann Kursant der Internationalen Leninschule in Moskau. Dort vom NKWD am 20. Oktober 1937 verhaftet und sofort (mit 33 weiteren Funktionären) aus der KPD ausgeschlossen. Am 5. Juni 1939 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt, kam Erwin Ries am 16. März 1942 im Gulag des NKWD-Nordost-Gebiets ums Leben. Seine Frau Friederike Ries, geb. Ocker (*30.9. 1905 4.4.1989), war seit 1930 in der KPD und folgte ihrem Mann 1936 in die Sowjetunion, auch sie besuchte zunächst die KUNMS und arbeitete von 1938 bis 1941 in einer Trikotagenfabrik. Am 12. September 1941 verhaftet, saß sie bis September 1946 in Strafarbeitslagern in Sibirien. Danach Schneiderin, 1955 durfte sie in die DDR ausreisen. Hier war Friederike Ries im Museum für Deutsche Geschichte in Ost-Berlin angestellt.

Wer war wer in der DDR
Riesner, Hans (Johann)
* 22.4.1902 – ✝ 19.5.1976Geb. in Schneeberg (Erzgeb.); Vater Handwerker; Volks- u. Aufbauschule; Besuch des Lehrerseminars in Schneeberg; 1922 Hilfslehrer in Breitenbrunn; 1923 KPD; 1930 Mitgl. der ersten dt. Lehrerdelegation in die UdSSR; 1933 illeg. Arbeit; Verhaftung, »Schutzhaft« in den KZ Colditz u. Sachsenburg, 1934 Entlassung; ab 1937 Hilfsarb. in einer Textilfabrik in Rodewisch. 1945 Stadtrat u. stellv. Bürgermstr. in Chemnitz; anschl. HA-Ltr. im Sächs. Volksbildungsmin.; 1951/52 Min. für Kultur u. Volksbildung in Sachsen; 1952 57 1. Sekr. der SED-BL Dresden u. Abg. des Bez.-Tags Dresden; 1957 stellv. Ltr. bzw. amt. Ltr. der Abt. Volksbildung u. Kultur des ZK der SED; später HA Ltr. im MfAA; zeitw. Botschaftsrat in Warschau; Ltr. der pol. Abt. der DDR-Handelsvertr. in Finnland; 1963 Prof. u. Prorektor an der ASR Potsdam; 1965 Ruhestand; 1967 76 Mitgl. der SED-BL Karl-Marx-Stadt.Andreas Herbst

Wer war wer in der DDR
Rindt, Otto
* 16.12.1906 – ✝ 3.1.1994Geb. in Apenrade (heute Dänemark); Vater Postinspektor; Ausbildung zum Gärtner; 1932 35 Studium an der TH u. der Landw. HS Berlin, Dipl.-Gärtner; 1936 41 Landschaftsgestalter für mitteldt. Strecken der Reichsautobahn; 1942 45 Wehrmacht; 1945 47 Kriegsgefangenschaft. 1948/49 Berufsschullehrer u. Gartenarchitekt in Halle; Projektierung für Neubauernhöfe in Marl u. Delitzsch, 1948 Strandbad Mildensee (Dessau); 1950 52 Forschungsaufträge für die DBA, u. a. im Rahmen der Landschaftsdiagnose DDR, Teilgeb. Sachsen; 1952 58 VE Entwurfsbüro für Stadt- u. Dorfplanung des Min. für Aufbau: Flächennutzungsplanung von Suhl, Gera, Eisleben, Dresden, Wismar; 1956 2. Preisträger im internat. Wettbewerb zur Gestaltung der Gedenkstätte Auschwitz; 1956 58 Grünplanung für Hoyerswerda; 1957/58 Studie zur Entw. der Erholungslandschaft Insel Rügen; 1957 62 Lehrbeauftr. an der HS für Bauwesen Cottbus; 1962 75 Büro für Territorialplanung in Cottbus, langj. Forschung u. erfolgr. Praxis in der Gestaltung von Bergbaufolgelandschaften: Knappensee (1958), 600 km2 Senftenberger See (1962), Landschaftsgestaltung des Spreewalds (1966), Entwurf für Folgelandschaft des Kiesabbaus (1968) in Zeischa, Mühlberg, Forst, Lübbenau; Konzeption eines »Cottbuser Bäderringes« in Restlöchern von Abbaugebieten; Modell zur landschaftl. Eingliederung von Müllbergen (1973).Gehölzpflanzungen an fließendem Wasser unter Berücksichtigung des Uferschutzes. Berlin 1952; Doppelter Nutzen bei Massenbew. durch zielger. Koordinierung der Investitionen auf den Territorien der Räte der Städte u. Gemeinden. Cottbus 1970; O. R. Sechs Jahrzehnte Wirken für die Landwirtschaft. Cottbus 1993.Helmut Müller-Enbergs

Wer war wer in der DDR
Richter, Edelbert
* 25.2.1943Geb. in Chemnitz; 1961 Aufn. eines Studiums der Philos. an der KMU Leipzig, Exmatrikulation im gleichen Jahr aus pol. Gründen; 1961 – 63 Arbeit als Kranführer; 1963 – 68 Studium der Theolog. an der MLU Halle; anschl. Assistent am Katechet. Oberseminar in Naumburg (Saale); 1974 – 79 Pfarrer in Naumburg u. Stößen; 1976 Prom. zum Dr. theol. mit einer Diss. über den Zusammenhang von Religions-, Philos.- u. Ökon.-Kritik bei Marx; 1977 – 87 Studentenpfarrer in Naumburg; Inspirator u. Mitbegr. opp. Gruppen, zahlr. Kontakte zu krit. Marxisten u. opp. Personen, maßgebl. daran beteiligt, daß Naumburg zu einem Anlaufzentrum für die Opp. im Süden der DDR wurde; ab 1987 Pfarrer in Erfurt u. Doz. für Systemat. Theol. u. Philos. an der dortigen Predigerschule; wichtiger Theoretiker der DDR-Opp., dessen Schriften sich durch die Verbind. marxist. u. liberaler Demokratietradition mit dem sozialeth. Erbe des Protestantismus auszeichnen; Sommer 1989 Mitgl. des Initiativkrs. zur Gründung des DA, maßgebl. Beteiligung an der Erarbeitung des Programms sowie am org. Parteiaufbau in Thür.; Mitgl. des DA-PV bis zum Übertritt in die SPD im Jan. 1990; ab März 1990 Abg. der Volkskammer f. die SPD. 1991 – 94 Abg. des Europ. Parlaments; 1994 – 2002 Abg. des Dt. Bundestags; 1997 Mitinitiator der »Erfurter Erklärung«; 2004 Austritt aus der SPD; Engagement für die Antiglobalisierungsbew. »Attac«, Mitgl. der Zukunftskommission der Rosa-Luxemburg-Stiftung; 2004 – 08 Philos.-Lehraufträge an der Bauhaus-Univ. Weimar; 2007 Eintritt in Die Linke; lebt in Erfurt. Zahlr. Publ. zu theolog., philosoph. u. pol. Themen.Christentum u. Demokratie in Dtl. Beiträge zur Vorbereitung der Wende in der DDR. Leipzig u. Weimar 1991; Erlangte Einheit – Verfehlte Identität. Berlin 1992; Wendezeiten. Das Ende der konserv. Ära. Weimar 1994; Aus ostdt. Sicht. Weimar 1998; Die SPD unter dem Druck der »Globalisierung«. Hamburg 2002; Reform als Restauration u. hegemoniale Nostalgie. Hamburg 2005; Die Linke im Epochenumbruch. Hamburg 2009.Ehrhart Neubert / Jan Wielgohs

Wer war wer in der DDR
Richter, Frank
* 20.4.1960Geb. in Meißen, aufgew. u. 1978 Abitur in Großenhain; 1978 79 Latein- u. Griechischstudium im kath. »Vorseminar« in Schöneiche (b. Berlin); 1979 81 Bausoldat bei der NVA in Stralsund; 1981 87 Studium der Theol. in Erfurt u. Neuzelle; 1987 Priesterweihe in Dresden; 1987 89 Kaplan in Dresden-Pieschen; 1989 94 Domvikar an der Hofkirche in Dresden; 8.10.1989 Initiator der Deeskalation zw. Sicherheitsorganen u. Demonstranten auf der Prager Straße in Dresden; Begründer der hierbei spontan gebildeten »Gruppe der 20« in Dresden, 9.10.1989 Beteiligter am ersten »Dialog« in der DDR zw. der »Gruppe der 20« u. dem Dresdener OB Wolfgang Berghofer; danach als kath. Pfarrer Rückzug aus der »Gruppe der 20« zugunsten des spät. OB Herbert Wagner. 1994 96 Jugendseelsorger des Bistums Dresden-Meißen; seit Jan. 1997 Pfarrer in Aue; 1991 Europ. Menschenrechtspreis; 1995 Bundesverdienstkreuz am Bande u. Erich-Kästner-Preis des Presseclubs der Stadt Dresden; 1997 Sächs. Verfassungsmedaille; 1997 2001 Pfarrer der röm.-kath. Gemeinde in Aue (Sachsen); 1997 Sächs. Verdienstmed.; 1998 2002 ehrenamtl. Vors. des Kinder- u. Jugendrings Sachsen e. V.; 2001 06 ehrenamtl. Dir. der kath. Akad. (e. V.) in Dresden; Juni 2006 Juli 2007 Pfarrer der alt-kath. Gemeinde in Offenbach; Aug. 2007 08 Lehrer an der Dreieichschule in Langen (Hessen); seit 2008 Dir. der Landeszentrale für pol. Bild. in Sachsen.Worte wachsen langsam. Dresden 1999.Bernd Schäfer / Helmut Müller-Enbergs

Wer war wer in der DDR
Richter, Herbert
* 20.4.1933Geb. in Klettwitz; Vater Bergarb.; 1947 50 Ausbildung zum Chemielaboranten in Schwarzheide; 1950 53 ABF der PH Potsdam, 1953 Abitur; 1953 55 Chemiestudium an der FSU Jena u. von 1955 59 an der TH Leuna-Merseburg; 1955 SED; Dipl.-Chemiker; 1959 Ltr. der Forschungsgr. Chemie in der Großkokerei Lauchhammer; 1963 Prom. zum Dr. rer. nat.; 1963 65 Ltr. des Sektors Chemie/Geologie der SED-BL Cottbus; 1965/66 Ltr. der Abt. Wirtschaftspol. der SED-BL Cottbus; 1966 70 Dir. des VEB Kombinat »Schwarze Pumpe« in Hoyerswerda; 1970 72 GD des VEB Gaskombinat »Schwarze Pumpe«; 1972/73 Studium an der PHS der KPdSU in Moskau; 1973 90 GD des VEB Gaskombinat »Fritz Selbmann« »Schwarze Pumpe«; zugl. Mitgl. des Sekr. der SED-KL Hoyerswerda u. 1967 84 der SED-BL Cottbus; 1980 Banner der Arbeit; 1983 VVO; 1985 NP (im Koll.); Abg. des Bez.-Tags Cottbus; 1981 89 Mitgl. des ZK der SED; März Okt. 1990 Abg. der Volkskammer, PDS-Fraktion.Hagen Schwärzel / Andreas Herbst

Wer war wer in der DDR
Richter, Liselotte
* 7.6.1906 – ✝ 16.1.1968Geb. in Berlin; Vater Bankbeamter, Mutter Hausfrau; Reifeprüfung in Berlin u. humanist. Abitur in Marburg; 1926 32 Studium der Philos., Theol., Germanistik u. Geschichte in Berlin, Freiburg u. Marburg; 1932 Staatsexamen, 1934 Prom. in Marburg zum Thema »Der Begriff der Subjektivität bei Kierkegaard«; 1929 Gründung einer kommunist. Studentengr.; 1932 36 erwerbslos infolge polit. Verfolgung; 1935/36 Mitarb. an der Leibniz-Edition der DAW zu Berlin mit einer nicht gewerteten Preisschrift zur »Weiterbildung protestant. Motive in Philos. u. Weltanschauungsdichtung d. Dt. Idealismus« (1946 von Eduard Spranger u. Paul Hofmann als Habil. anerkannt); 1943 45 Verwundetenbetreuung b. DRK. 1945/46 ltd. Referentin für Volksbildung in Berlin-Charlottenburg sowie Mitarb. in der Zentralverwaltung zur antifaschist.-demokrat. Hochschulreform; 1946 Doz. für Philos. an der Berliner Univ., Lehre in Geschichte der Philos.; 1947 Prof. mit vollem Lehrauftrag (erste Philos.-Professorin in Dtl.); 1951 zusätzl. Prom. zum Dr. theol. mit der Arbeit »Immanenz u. Transzendenz im nachreformator. Gottesbild« u. Berufung zur Prof. mit Lehrstuhl für Religionsphilos. an die Theolog. Fak. der HU zu Berlin; Hrsg. der Kierkegaard-Werke I V (Hamburg 1960 64); 1965 Dr. h. c. der Theolog. Fak. der HU Berlin; 1966 nach längerer Erkrankung em.René Descartes. Dialoge mit dt. Denkern. Hamburg 1942; Jacob Böhme. Myst. Schau. Hamburg 1943; Leibniz u. sein Rußlandbild. Berlin 1946; Jean Paul Sartre oder die Philos. des Zwiespalts. Berlin 1949; Schöpfer. Glaube im Zeitalter der Angst. Wiesbaden 1954; Mahatma Gandhi. Berlin 1962. Wenzel, C.: Von der Leidenschaftlichkeit des Religiösen. Leben u. Werk der L. R. Köln, Weimar 1999; Wenzel, C.: Frau Prof. Dr. theol., Dr. phil. habil. L. R. als Grenzgängerin. 2004.Hans-Christoph Rauh

Handbuch Deutsche Kommunisten
Richter, Trude
* 19.11.1899 – ✝ 4.1.1989Geboren am 19. November 1899 in Magdeburg als Erna Barnick; Lehrerin, dann Schriftstellerin. Von 1929 bis 1931 Mitglied der SPD, aber zugleich in der Roten Hilfe aktiv. Durch ihren Lebensgefährten, den Schriftsteller Hans Günther, kam sie 1931 in die KPD. Ab 1932 war Trude Richter »Erster Sekretär« des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, sie leitete den BPRS 1933 und 1934 in der Illegalität. Im April 1934 emigrierte sie gemeinsam mit Hans Günther in die UdSSR. Dort wurde sie am 4. November 1936 vom NKWD verhaftet und zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Im Herbst 1946 freigelassen, aber im Herbst 1949 erneut festgenommen, blieb Trude Richter bis 1956 in verschiedenen Gulags eingesperrt. 1957 durfte sie in die DDR übersiedeln und war dort eine bekannte Literaturwissenschaftlerin. Trude Richter starb am 4. Januar 1989.Bernd-Rainer Barth

Handbuch Deutsche Kommunisten
Richthofer, Otto
* 1.4.1892 – ✝ 24.1.1961Geboren am 1. April 1892 in Wiesbaden-Biebrich als Rudolf Möller-Dostali; erlernte das Malerhandwerk und übte seinen Beruf einige Zeit auf einer Schiffswerft aus. 1911 Mitglied der SPD. Er betätigte sich journalistisch und wurde Mitarbeiter mehrerer sozialdemokratischer Blätter. 1913 wanderte Rudolf Möller nach Brasilien aus und trat in die Dienste eines internationalen Pressebüros in São Paulo. Nach dem Krieg Rückkehr nach Deutschland, trat er 1920 der KPD bei, für die er einige Zeit die Bielefelder »Arbeiterzeitung« redigierte. Von August 1925 bis Oktober 1926 Sekretär der KPD im UB Bielefeld, dann Polleiter für den Bezirk Niedersachsen in Hannover. In der KPD arbeitete er unter dem Namen Richthofer und war wegen seiner undurchsichtigen Vergangenheit umstritten. Die Opposition griff ihn vor allem an, da er in Niedersachsen anfangs die Linie des ZK gegen die Linke und dann gegen die Versöhnler ( Joseph Miller usw.) verteidigte. Richthofer blieb bis 1930 Polleiter in Niedersachsen, kam anschließend als Sekretär ins Westeuropäische Büro der Komintern. 1931 begann ein Parteiverfahren gegen ihn, über dessen langsamen Verlauf er sich 1932 beim ZK beschwerte. Nach einer kurzen Tätigkeit in der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin 1932 Mitglied der Presseabteilung des ZK. Von 1933 bis Juli 1934 war Richthofer Leiter der illegalen Roten Hilfe in Berlin-Brandenburg, dann Flucht nach Prag, einige Zeit Leiter der Emigrantengruppe. Im Dezember 1934 trat Möller-Dostali aus der KPD aus, wurde leitender Redakteur der Zeitschrift »Abendland«. Er floh 1938 nach England, wo er 1942 Mitglied der SPD wurde, 1944 in den Vorstand der Vereinigung deutscher Sozialdemokraten gewählt. Er gab einen regelmäßigen Informationsdienst heraus, der hauptsächlich für die Deutschen in Südamerika bestimmt war. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Chefredakteur des Organs der DGB-Jugend »Aufwärts«. Von 1952 bis 1958 stand er an der Spitze des SPD-UB Essen; er erkrankte schwer. Rudolf Möller-Dostali (Otto Richthofer) starb am 24. Januar 1961 in Essen.

Wer war wer in der DDR
Rieck, Wolfgang
* 30.3.1953Geb. u. aufgewachsen in Rostock; Mutter Geflügelzüchterin, Vater Tischler; 1959 69 POS, 1969 Berufsausb. zum Vollmatrosen u. 1972 Abitur bei der Dt. Seereederei Rostock; 1971 89 SED; 1974 78 Studium der Elektronik an der WPU Rostock, Dipl.-Ing.; seit 1970 musikal. aktiv (Pop- u. Tanzmusik, Singeclub KuBa), 1975 85 Ausbildung in Gesang u. klass. Gitarre am Konservatorium Rostock; 1975 93 Duo »Piatkowski / Rieck«, 1979 u. 1983 Hauptpreise bei den DDR-Chansontagen mit dem Programm »Liederzirkus«; ab 1980 Programm Kindermusikzirkus »Cantus Faximus«, 1985 Kulturpreis der Stadt Rostock, 1986 Kulturpreis der Stadt Bad Bevensen für bes. Leistungen auf dem Gebiet der musikal. Interpretation niederdt. Texte; 1988 Kulturpreis des Bez. Rostock. 1993 2001 Zusammenarb. mit dem Hamburger Trio »Liederjahn«, u. a. beim »Hamburg«-Film für die Dt. Welle u. zwei Kabarettprogrammen, diverse TV-Auftritte; 1996 Filmprod. »Mecklenburg« für die Dt. Welle; seit 1998 Kinderprogramm u. 2002 CD »Die Maus im Fernrohr. Lieder u. Lügenmärchen von der Seefahrt«; seit 1998 Konzertprogramm mit hochdt. u. plattdt. Liedern; seit 1999 Fortbildungsveranstaltungen für Grundschullehrer zum Thema Seefahrt u. zum Kreativen Schreiben mit Kindern; seit 2001 musikal.-literar. Weihnachtsprogramm mit Texten u. Vertonungen zu Barlach-Skulpturen; seit 2002 Erwachsenenprogramm »Land in Sicht«; Seminare für die Friedrich-Ebert-Stiftung »Lied als Spiegel der Gesellschaft«; 2002/03 Projekt »WECHSEL.Jahre« im Societaetstheater Dresden (mit Jörg Kokott); 2003 Solo-CD »Alles muss sich wandeln«, CD des Monats März 2004, Wahl des Titelsongs auf Platz Eins der »Liederbestenliste«; seit 2003 Konzertprogramm »Kein Weg zu weit« (mit J. Kokott); 2002/03 Arbeitsstipendium des Kultusmin. von Mecklenb.-Vorpomm.; seit 2004 Konzertprogramm »Rote Tropfen streut der Mohn ?« nach Texten von Theodor Kramer (mit Heike Kellermann); musikal.-literar. Programm »Zu Hülfe! Schwarzer Humor, Lieder u. Grotesken« mit dem Autor Michael Augustin; 2003/04 musikal. Lesungen aus niederdt. Erzählungen u. Novellen von John Brinckman; seit 2007 Kinderprogramm »Adele-Ukulele oder warum mit Musik alles besser geht« (CD 2009); lebt seit 1996 in Baumgarten (Mecklenb.). Mehrere LPs u. CDs mit Joachim Piatkowski sowie »Liederjahn«.Jan Wielgohs

Wer war wer in der DDR
Rieger, Rigomar
* 17.2.1930Geb. in Halle (Saale); Vater Verlagsred. bei Brockhaus, später bei der IHK; Besuch der Christian-Thomasius-Oberschule in Halle, 1948 Abitur; danach Lehre in der Landw.; 1950 53 Studium der Agrarwiss., spez. Genetik, Pflanzenzüchtung u. Züchtungsforschung an der MLU Halle, anschl. wiss. Ass. am Inst. für Kulturpflanzenforschung (später ZI für Genetik u. Kulturpflanzenforschung), Abt. Genetik, in Gatersleben, dort 1956 Prom. mit einer Studie über Intrahaploidpaarung u. Meiose-Ablauf bei haploiden Formen von Antirrhinum majus; 1956 59 Oberass., 1959 68 wiss. Arbeitsltr., 1968 91 Ltr. der Abt. Zytogenetik; 1969 Prof. für Genetik; 1969 85 Ltr. des Bereichs Molekular- u. Zellgenetik; 1969 Mitgl. der Leopoldina; 1972 Korr. u. 1975 Ord. Mitgl. der AdW; zwischen 1971 u. 1985 mehrfach über langjährige Intervalle stellv. bzw. kommissar. Dir. des Gaterslebener Inst., dort bis zum Ruhestand im Jahr 1995 wiss. Mitarbeiter; lebt in Gatersleben. R. gelangen die internat. erstmalige Entw. »synthetischer Karyotypen« mit rekonstruierten Chromosomen bei Vicia faba, der Nachweis von Nukleardominanz in gezielt rekonstruierten Translokationskaryotypen der Gerste sowie der Nachweis von durch Streßfaktoren induzierbaren zellulären Schutzmechanismen gegen die Induktion von chromatidalen Strukturumbauten bei höheren Pflanzen in vivo. Außerdem legte er neue Befunde zu Mechanismen der Karyotypevolution vor; Mithrsg. der Ztschr. »Biolog. Zentralblatt« (1969 91) u. »Kulturpflanze« (1969 90) sowie Mitgl. des Redaktionsbeirates von »Mutation Research« (1964 79). R. zählte zu den internat. wirksamsten Genetikern der DDR; mehr als 100 Originalpubl., Übers. ins Russische, Polnische, Spanische, Chinesische.Wörterbuch der Genetik. In: Der Züchter (1955) SH 1 (mit A. Michaelis); Genommutation. Jena 1962; Chromosomenmutationen. Jena 1967 (mit A. Michaelis); Glossary of Genetics and Cytogenetics. Heidelberg Berlin 1968 1991 (5. Auflage) (mit A. Michaelis u. M. M. Green). Schulz, J.: Gatersleben im Spannungsfeld zwischen internat. Genetik-Forschung, offiziell vorgegebenen Forschungsrichtungen u. polit. Einflüssen. In: Weisemann, K. u. a. (Hrsg.): Wiss. u. Politik Genetik u. Humangenetik in der DDR (1949 1989). Münster 1997.Jörg Schulz; Jg. 1959; Wissenschaftshistoriker in Berlin.

Wer war wer in der DDR
Rieke, Karl
* 10.3.1929Geb. in Brandenb., Vater Arbeiter; Grund- u. Mittelschule; 1944 46 landw. Lehre; 1949 SED; 1949 54 Wirtschafts- bzw. Betriebsltr. volkseigener Güter; seit 1954 Vors. der LPG »Einigkeit« in Rogäsen (Krs. Brandenb.); 1956 60 ehrenamtl. Mitgl. des Rats des Krs.: 1958 67 Mitgl. der SED-BL Potsdam; 1959 FS für Landw. in Oranienburg, staatl. geprüfter Landwirt; 1960 71 Mitgl. des Staatsrats; 1961 63 Vors. des Zentr. LPG-Beirats beim Min.-Rat (Nachf. von Paul Scholz); 1963 68 Mitgl. des Landw.-Rats der DDR; 1963 71 Abg. der Volkskammer; 1963 71 Mitgl. des ZK der SED; 1965 VVO.Siegfried Kuntsche

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Ries, Joseph
* 7.11.1900 – ✝ 9.3.1933Geboren am 7. November 1900 in Bochum, Sohn eines Schneidermeisters, der Vater starb, als Joseph zehn Jahre alt war, seine Mutter eröffnete eine private Handarbeitsschule und ernährte so ihre zwei Söhne. Die linke Körperseite von Josef Ries war durch eine überstandene Kinderlähmung erheblich behindert, er lernte Buchhändler. Damals stark nationalistisch eingestellt, verfaßte er während des Krieges in seiner Lehrzeit ein Jugenddrama unter dem Titel »Unsere Emden«. 1918 übersiedelte er nach Erfurt, arbeitete als Buchhändler. Ein Jahr später wurde Ries, der inzwischen auch einen Gedichtband publiziert hatte, Initiator und Mitbegründer des Verlages für Jugendliteratur Aufgang und gab die bürgerliche Jugendzeitschrift »Aufgang« heraus. Nachdem der Verlag 1920 in Konkurs ging, arbeitete er wieder als Buchhändler. Ries war zunächst eifriger Anhänger einer religiösen Sekte, der Gottsucher-Much-Lamberts, doch wurde er bald radikal und wandte sich der politischen Linken zu. 1922 trat er der KJD und 1923 der KPD bei. Er betrieb Kunststudien und war bis 1928 als Maler und Dekorationsmaler tätig. 1928 besuchte Ries die KPD-Parteischule und kam als Redakteur an die KPD-Zeitung »Arbeiterwille« Suhl (Nachfolgeorgan des mit Guido Heym zum Leninbund bzw. zur SPD gegangenen »Volkswillens«) und übernahm 1929 die Chefredaktion dieser Zeitung. Ab Spätsommer 1929 Redakteur am »Roten Echo« in Gotha, 1930 am »Thüringer Volksblatt« in Erfurt. Er blieb bis 1933 Redakteur, zugleich Mitglied der BL Thüringen und einer ihrer bekanntesten Ideologen und Redner. Nach dem Verbot des »Thüringer Volksblattes« im Februar 1933 lebte Ries illegal. Am 9. März 1933 verhaftet, nach fürchterlichen Folterungen von der SA aus dem Gefängnis geholt und am 28. Juni 1933 angeblich »auf der Flucht« niedergeschossen. Bereits einige Stunden danach starb Joseph Ries im Krankenhaus.

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Rietschel, Lona
* 21.9.1933 – ✝ 19.12.2017Geb. in Reppen (Neumark/Rzepin, Polen); FS-Studium Modegrafik, später Zeichentrick; Arbeit als Modellschneiderin an der HS für Bildende Künste in Berlin; ab Mai 1960 Zeichnerin für die Bilderztschr. »Mosaik« von Hannes Hegen ( Johannes Hegenbarth); Mitarbeit an insgesamt mehr als 400 »Mosaik«-Heften; nach Hannes Hegens Ausscheiden nahm sie wesentl. Einfluß auf die Entw. der neuen Comic-Helden des »Mosaik« – die »Abrafaxe«, Abrax, Babrax u. Califax; seit 1999 im Ruhestand; gest. in Berlin.Über die Schulter geschaut. In: Mosaik (1991) 12; Aus den Archiven des Mosaiks. In: Mosaik 200 (Aug. 1992); Lettkemann, G., Scholz, M. F.: »Schuldig ist schließlich jeder ...« – Comics in der DDR. Berlin 1994; Friske, M.: Die Geschichte des »MOSAIK von Hannes Hegen«. Berlin 2008.Michael F. Scholz

Wer war wer in der DDR
Ringstorff, Harald
* 25.9.1939Geb. in Wittenburg (Krs. Hagenow); Grundschule in Wittenburg, OS in Hagenow, 1958 Abitur; 1959/60 NVA; 1960 65 Studium der Chemie an der WPU Rostock, Dipl.-Chem.; anschl. wiss. Mitarb., 1969 Prom. mit voltametr. Untersuchungen über einen neuartigen Einsatz der stationären Quecksilberelektrode zur Spurenanalyse; danach bis 1987 Chemiker im VEB Kombinat Schiffbau in Rostock; 1987 Ltr. der Außenstelle Schiffsfarben Küste des VEB Kombinat Lacke u. Farben in Rostock; 1989 Mitbegr. der SDP Rostock; 1990 Vors. des SPD-KV Rostock; März 1990 Apr. 2003 Landesvors. der SPD Mecklenb.-Vorpomm.; März Okt. 1990 Mitgl. des Parteivorst. der SPD der DDR u. Mitgl. der Volkskammer. Seit Okt. 1990 MdL Mecklenb.-Vorpomm., 1990 94 u. 1996 98 Vors. der SPD-Frakt.; 1991 95 Vors. des SPD-Bundesparteirats; 1994, 1998, 2002 u. 2006 Spitzenkand. der SPD zu den Landtagswahlen in Mecklenb.-Vorpomm.; 1994 96 Min. für Wirtsch. (Nachf. von Conrad-Michael Lehment) u. Angelegenh. der EU (Nachf. von Herbert Helmrich) sowie stellv. Ministerpräs., 3.11.1998 6.10.2008 Ministerpräs. des Landes Mecklenb.-Vorpomm. (Nachf. von Bernd Seite) u. bis Sept. 2000 zugl. Landesmin. der Justiz (Nachf. von Rolf Eggert); Nov. 2006 Okt. 2007 Präs. des Bundesrats; 2007 Bundesverdienstkreuz.Voltammetrische Untersuchungen. Rostock 1969; Vertrauen durch Stehvermögen u. Verläßlichkeit zurückgewinnen. Berlin 2006; Vision MV. Schwerin. 2006.Helmut Müller-Enbergs
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